Zum Inhalt der Seite

Breaking in, breaking out

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wütend starrte ich auf die klare Flüssigkeit in dem Kristallglas in meiner Hand. Das Wasser darin würde längst abgestanden schmecken, zulange hatte ich sie in dem Glas hin und her bewegt, während ich frustriet darauf starte, weil ich allein hier zurückgeblieben war, während mein Verlobter - Ich seufzte frustriert - sich mit einigen Geschäftsmännern über die Zukunft der Firma meiner Eltern unterhielt, meiner Firma. Aber es ging mich nichts an, ‚ein Omega würde dort zwischen all diesen Firmen leitenden Alphas nur untergehen‘.
 

Ich war nicht wütend, denn ich kannte meine eigenen Schwächen besser als alle anderen, wusste, wie groß die Enttäuschung war, als meine Eltern erfuhren, dass ihr einziger Sohn kein Alpha war, ja, nicht einmal ein Beta, aber dennoch war ich enttäuscht von Akashis Benehmen.
 

Das Glas klirrte ein wenig, als ich es auf dem Tisch abstellte, ein wenig zu hart, und mir anschließend durchs Haar fuhr. Das war eine Geste, die ich vor Akashi niemals machen würde, weil es sich nicht gehörte und meine grünen Haare mir nun ungeordnet in die Stirn fielen. Außerdem hätte es normaler Weise meinen Geruch im Raum verteilt. Normalerweise bedeutete natürlich, wenn ich nicht so voller Hormontabletten wäre, die ich nur nahm, damit er mich mitnehmen konnte ohne die ganze Zeit auf mich aufpassen zu müssen, weil unsere Verbindung noch nicht allgegenwärtig markiert war, auch wenn ich natürlich trotzdem nach ihm roch, auch ohne Biss und ohne… Sex.
 

Meine Hand fuhr durch meinen Nacken, an die Stelle, wo er mit einem Biss in der Nacht nach unserer Hochzeit ein sichtbares Zeichen für alle anderen Alphas hinterlassen würde. Ich wusste, dass es so am Besten war, nicht dass ich mich nicht auch selbst verteidigen konnte, ich war immerhin ungewöhnlich groß für einen Omega, ja, ich wäre sogar für einen Alpha groß gewesen, aber auch wenn ich nicht unmuskulös war, war ich doch eher schlaksig, was meine allgemeine Figur anging, in meinen jetzigen Kleidern noch mehr als es der Wahrheit darunter entsprach, aber ich hatte zumindest laut meinen Eltern auch einen meinem Körper entsprechend durchdringenden Geruch. Und bis jetzt war da immer ein gewisses Level an Medikamenten in meinem Körper gewesen, auch wenn Akashi das solange wir "zuhause" waren soweit wie mögliche unterbinden wollte, wenn ich nicht gerade ... läufig war.
 

Läufig. Dieses Wort war mir immer noch zu wieder, auch wenn es biologisch betrachtet wohl korrekt war. Und ich hatte eine Menge Biologiebücher zu Hause. Natürlich würde ich in einem Haushalt wie dem der Akashi niemals arbeiten dürfen, dennoch bildete ich mich gerne fort und tief in mir war da auch immer noch der Wunsch selbst einmal in dem Krankenhaus zu arbeiten, das durch meine Ehe mit dem Gesundheitsmonopol der Akashis zusammenfallen würde, an meinen Ehemann übergehen.
 

Es war so furchtbar frustrierend. Ich respektierte Akashi, ja, wir waren uns vielleicht sogar näher als ich anderen Menschen sonst kam, vielleicht waren wir sogar eine Art von Freunden. Es war angenehm mit ihm zu sprechen oder zu schweigen, wie wir es meistens taten. Ich genoss die Herausforderung mit ihm Shogi zu spielen, auch wenn ich noch nie gewonnen hatte. Er würde mir gegenüber nicht handgreiflich werden, da war ich mir sicher - Für Außenstehende war diese Idee vermutlich amüsant, denn ich war beinahe zwei Köpfe größer als er, aber ich kannte Akashis eigene Art, sich Menschen gefügig zu machen und konnte verzichten, sie am eigenen Körper zu spüren -, es war einfach, dass er ein sehr eindeutiges Bild davon hatte, wie ich in der Öffentlichkeit an seiner Seite aufzutreten hatte und das war es, was an mir nagte, weil es einfach nicht… ich war.
 

Ich bezweifelte nicht einmal, dass er mich auch fragen würde, wenn es um unseren Familienbetrieb ging, aber nur so lange wir allein waren. Ich würde immer nur an seiner Seite stehen und schweigen, wenn andere dabei waren, selbst wenn es mein Name war, den die Klinik trug. Vermutlich würde ich den sowieso auch bald verlieren, wenn ich jetzt so darüber nachdachte. Was für eine Enttäuschung für meine Eltern. Vielleicht würde meine kleine Schwester jemanden finden, der bereit wäre, ihn anzunehmen, wenn sie selbst alt genug war zu heiraten.
 

Ich hatte keine Sympathien für all die Omega-Gleichstellungsorganisationen, aber auch ich rang manchmal mit meiner Selbstbeherrschung, wenn ich mich den allgemeinen Vorurteilen der Gesellschaft stellen musste. Den meisten war meine Statur allein schon ein Dorn im Auge und in den Augen der meisten Alphas war ich wohl unattraktiv. Ich störte mich daran aber nicht einmal wirklich, denn meine Beziehung zu Sex war eh eher platonisch – Etwas, was nicht einmal mit der Tatsache zusammen hing, dass ich noch Jungfrau war –, für mich war die vierteljährliche Prozedur, in der meine Hormone völlig durchdrehten, immer schon eine Qual gewesen, selbst mit den Medikamenten, die ich schon seit Jahren einnahm, um den Effekt abzuschwächen.
 

Wenn ich die Nebeneffekte nicht gekannt hätte, hätte ich diese Zeit wohl am liebsten völlig unterdrückt, so aber verließ ich fünf Tage lang mein Zimmer nicht und... naja, was auch immer. 
 

Und egal, wie sehr ich Akashi respektierte, es würde auch dann nie mehr als eine Pflicht sein, so wie die an Tagen wie diesem neben ihm zu stehen und zu versuchen, seinen Anforderungen an mich gerecht zu werden. Das und natürlich seinen Namen weiterzugeben. 
 

Mir wurde wieder einmal mulmig zu Mute, wenn ich daran dachte, seine Kinder zur Welt zu bringen. Etwas, für das ich anfälliger wurde, wenn ich so viele Tabletten intus hatte. Mein Körper würde sich … verändern. Das war ein natürlicher Prozess und trotzdem… Ich konnte mir nicht vorstellen, ein Kind in mir zu tragen. Die Vorstellung, was sich dann alles in meinem Körper… verschieben würde, ließ mich erschaudern und ich legte besorgt eine Hand auf meinen von einem Hemd bedeckten Bauch, spürte die doch recht ausgeprägten Bauchmuskeln darunter und krallte meine Finger ein wenig in den Stoff. Er würde knittern, aber das Jackett würde es geschlossen wohl verbergen.
 

Dieser Ort bot mir leider auch nicht die geringste Ablenkung von all diesen düsteren Gedanken.
 

Angeblich wurde hier Kunst ausgestellt, aber die paar Gemälde und Staturen waren in dem aufgesetzten Gehabe der Besucher untergegangen und Akashi würde es ohnehin nicht gern sehen, wenn ich allein umherstreifte. Also saß ich hier an dem in weiß gehüllten Tisch auf einem der in weiß gehüllten Stühle und starrte auf die weißen Blumen in der Mitte des Tisches in einem völlig weißen Raum, den alle anderen Gäste längst verlassen hatte, um sich andernorts über wichtigere Dinge zu unterhalten. Warum alles hier weiß war, wusste ich selber nicht genau. Es war wohl so eine Art Motto, selbst die Kellner waren in weißen Hosen und Hemden herumgelaufen.
 

Meine Haare waren bis vorhin in den bunten Kleidern und übertriebenen Hüten der Frauen untergangen, aber jetzt mussten sie in dem weißen Meer beinahe unangenehm auffallen, gut, dass ich allein war und der Raum verlassen und still um mich lag.
 

Seufzend schob ich das Glas endgültig von mir weg. Durch die Türen konnte ich die Besucher miteinander über die „Kunst“ sprechen hören, aber hier war ich allein und meine Gedanken kreisten wieder und wieder um die bittere Erkenntnis, dass ich den Rest meines Lebens in der Öffentlichkeit als hübsches Anhängsel verbringen würde, anstatt mich über wichtige Themen zu unterhalten und ein Krankenhaus zu leiten.
 

In meinem Bauch hatte sich ein unangenehmer Knoten gebildet und ich dachte darüber nach die Toiletten aufzusuchen. Dagegen konnte selbst Akashi nichts haben und dort könnte ich meine Haare ordnen, bevor er mich so sah.
 

Besser als abgestandenes Wasser war es allemal.
 

Ich wollte gerade aufstehen, als plötzlich eine Hand unter weißen Manschetten ein Glas vor mir abstellte. Ein Glas mit einer hellbraunen Flüssigkeit in seinem Innern, das bei dem niedrigen Stand der Oberfläche nur Alkohol sein konnte.
 

Ich runzelte die Stirn und starrte die Hand an, die einfach nicht da sein sollte, weil ich um nichts neues zu Trinken gebeten hatte.
 

Dann schob sich ein Hintern auf den Tisch, ebenfalls weiß und ziemlich unangemessen, wenn auch sicherlich nicht unansehnlich. Ich hob mehr als skeptisch den Blick zu seinem Gesicht. „Du siehst so aus als könntest du etwas Hartes brauchen. Eine freundliche Geste vom Barkeeper könnte man sagen.“
 

Schwarzes Haar, graue Augen und ein ziemlich strahlendes Grinsen im Gesicht. Er war… hübsch, aber irgendetwas wirkte falsch an ihm in den Kleidern der Kellner. Mein Gesicht wurde noch ein wenig düsterer.
 

„Zutrinken meine ich natürlich.“ Er lachte ein wenig über seine eigenen Worte. Ich war mir nicht einmal sicher, was er damit korrigieren wollte, denn es war ziemlich offensichtlich, dass er das Getränk gemeint hatte, oder nicht?
 

„Ich habe nichts bestellt“, beschloss ich zu antworten. Mein Blick blieb an seiner Brust hängen, wo ein kleines Namensschild mir mitteilte, dass sein Name Takao Kazunari war.
 

Er sah mich ein weinig verwirrt an. „Ich weiß, wie gesagt. Eine freundliche Geste von der Bar. Jemand der bei so einer Veranstaltung so lange alleine hier sitzt, kann das wohl brauchen.“ Er streckte sich ungeniert, interessierte sich offenbar gar nicht dafür, dass er hier angestellt und ich ein Gast war und er sich wirklich nicht gerade höflich benahm. „Ich meine, da draußen ist es sicherlich nicht im Geringsten spannender mit diesen Möchtegern-Kunstwerken und aufgesetzten…“ Takao schien zu sehen, dass seine Worte nicht auf Begeisterung stießen, denn ich war mir sicher, dass er nicht vorgehabt hatte den Satz mit ‚Hüten‘ zu beenden. Dennoch lachte er einfach als hätte er nie etwas anderes vorgehabt. Es war… irritierend. Alles an ihm war irgendwie irritierend. Und als er sich lachend durch das kurze schwarze Haar fuhr, merkte ich auch wieso. Die Sinne eines Omegas waren wirklich nicht besonders stark, noch schwächer als die eines Betas, aber vielleicht war es einfach natürlich, dass ich den Geruch erkannte, als er ihn so um sich verteilte. Dieser Kellner war ein Alpha. Und das war etwas, an dem einfach alles falsch war. Alphas unterwarfen sich nicht gerne und auch wenn nicht alle wie Akashi als Firmenleiter arbeiteten, so suchten sie sich doch meist körperlichere Berufe. Handwerker, Polizisten, Feuerwehrmänner. Sie waren weder Büromenschen, zumindest nicht auf den unteren Etagen, noch fand man sie in sozialen Berufen. Ein Kellner hatte sich seinen Kunden zu unterwerfen und das war nichts, was irgendein Alpha, den ich je getroffen hatte, freiwillig getan hätte. Er war allerdings auch nicht besonders gut darin, wenn ich sein Verhalten so betrachtete.
 

Dennoch war ich mir nicht ganz sicher, was mir das jetzt über den anderen sagte und kurz war ich versucht danach zu fragen, aber ich hielt mich zurück, denn das war nicht wirklich höflich und Höflichkeit war immer mein oberstes Ideal gewesen, bereits bevor ich Akashi kennen gelernt hatte. Außerdem ging es mich auch einfach nichts an. Ob es mich interessierte, war ich mir gar nicht so ganz sicher.
 

Wenn ich das Glas annahm, würde er vielleicht auch endlich gehen, also schob ich mein Lucky Item ein wenig zur Seite und griff nach dem Glas. Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst war, konnte ich den Alkohol wirklich vertragen, auch wenn ich das vermutlich wirklich nicht sollte, nachdem ich so viele Tabletten genommen hatte.
 

„Hast du heute Geburtstag?“, fragte er plötzlich und ich blickte vom Glas auf, bevor ich noch getrunken hatte. Er war nicht einfach gegangen, stellte ich seufzend fest. Ich senkte das Glas wieder ein wenig, stellte es aber nicht noch einmal ab. Wie kam er darauf? „Nein.“ Ich blickte ihn fragend an, musste die Frage auch nicht aussprechen und er griff bereits nach meinem Lucky Item. Ich verzog das Gesicht.
 

„Das ist doch eine von diesen Happy-Birthday-Blumen, oder nicht? Wenn man auf das Blatt drückt…“ Und genau das tat er jetzt und damit begann diese widerlich schiefe Version des englischen Geburtstagslieds. Ich verzog augenblicklich das Gesicht und sah mich um, ob er damit jemanden gestört haben könnte. Zum Glück waren wir immer noch allein.
 

Er grinste begeistert. „Ich fand die schon immer klasse“, lachte er. Ich griff danach, aber zu meinem Erstaunen zog er die Hand weg ohne mich überhaupt angesehen zu haben.
 

Dann sah er mich an. „Wenn du nicht Geburtstag hast, warum trägst du dann so eine mit der herum?“, fragte er neugierig, wippte mit ihr in der Hand hin und her und drückte direkt noch einmal auf den Knopf, als das Lied verstummt war. Ich verzog das Gesicht.
 

„Sie bringt mich Glück“, gab ich dann ehrlich zu. „Mein Lucky Item des Tages. Kann ich sie also zurück haben?“
 

„Lucky Item?“, wiederholte er fragend, machte aber keine Anstalten sie mir wiederzugeben.
 

„Ja, ich bin vom Sternzeichen Krebs, also habe ich mir heute morgen diese Blume besorgt wie Oha Asa gesagt hat.“
 

„Oha Asa? Diese Horoskop-Sendung von TV Asahi? Mit den Entchen?“ Er lächelte strahlend. Ich verzog das Gesicht auf Grund seiner Reaktion. Dennoch nickte ich und griff wieder nach der Blume. Dieses Mal zog er die Hand nicht weg, stattdessen versucht er damit ein schnaubendes Lachen zu unterdrücken. „Du glaubst an den Unsinn, den sie da verzapfen?“
 

Ich stellte das Glas recht hart wieder ab und stand auf. „Sie sollten besser wieder an die Arbeit gehen“, meinte ich kühl und versuchte nicht in meinem Stolz verletzt zu sein, während ich mich der Tür zuwandte, um zu den Toiletten zu gehen. Wenn ich wiederkam, wäre der Schwarzhaarige hoffentlich wieder weg und ich hätte meine Ruhe. Vielleicht würde er das Glas ja stehen lassen…
 

Dann griff er nach meinem Arm. Es war wie ein elektrischer Stoß.  Ich entzog ihm mein Handgelenk so schnell ich konnte und sah ihn wütend an. „Was soll das?!“
 

„Hey, sorry, Mann. Ich dachte, dass das was für esoterische, alte Frauen und Kinder ist und nicht für Typen wie dich.“ Ich spürte wie er mich von unten bis oben musterte. Die 1,90 m taten doch manchmal ihren Zweck. Ich hatte trotzdem nicht das Bedürfnis mich weiter mit ihm zu unterhalten, hatte ich von Anfang an nicht gehabt.
 

Unbewusst rieb ich mir über das Handgelenk, dass irgendwie immer noch kribbelte.
 

„Offensichtlich ja nicht“, antwortete ich, verzog wieder das Gesicht. Das Kribbeln schien meinen Arm entlang bis zu meinem Nacken zu wandern und ich folgte ihm mit der Hand bis in meinen Nacken, wo ich noch einmal durch mein Haar fuhr und die Gänsehaut in meinem Nacken zu verdrängen suchte.
 

Ich blickte wieder zu ihm, gerade rechtzeitig um seine Nasenflügel zittern zu sehen. Ich fürchtete bereits, dass er es trotz der Medikamente bemerken konnte – Immerhin waren die Sinne eines Alphas so viel schärfer als die eines jeden anderen und ich legte es ja beinahe darauf –, aber er runzelte nur die Stirn, schien noch einmal bewusster zu riechen. Ich beobachtete ihn unruhig.
 

Dann beugte er sich plötzlich zu mir vor und versuchte es ein drittes Mal. Ich versteifte mich und schob ihn weg. Er hielt mich an den Handgelenken fest. „Warum riechst du nach nichts?“, fragte er und wurde damit eindeutig nicht höflicher als ich ihn zuvor kennen gelernt hatte.
 

Ich entzog ihm meine Finger. Dieses Mal fühlte ich zumindest nicht wieder dieses komische Kribbeln. Wahrscheinlich hatte er zuvor nur eine empfindliche Stelle gestreift.
 

Seine Frage verwunderte mich dennoch. Ja, die Suppressiva unterdrückten meinen Geruch als Omega, aber deshalb roch ich nicht nach gar nichts.
 

„Ich kann einen Alpha an dir riechen, aber nur ganz schwach und es ist sicherlich nicht dein eigener Geruch. Da ist Deo und Shampoogeruch, aber nichts… eigenes.“ Er beobachtete mich ziemlich genau. Ich brachte erst einmal wieder Abstand zwischen uns.
 

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Das wusste ich tatsächlich nicht, denn ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie sich die Sinne eines Alphas von denen eines Omegas unterschieden, selbst wenn ich noch so viel darüber gelesen hatte. Allerdings hatte ich Akashi auch noch nie gefragt, wie sehr die Suppressiva meinen Geruch wirklich verbargen.
 

„Es ist ein bisschen wie bei… Kindern, bevor sie die Pubertät erreicht haben. Aber das ist natürlich Unsinn.Ich brachte er ts... Ja, die Suppresiva est nicht wieder dieses komische Kribbelneinen Nacken, wo ich Du bist doch sicherlich schon Anfang zwanzig.“
 

Ich zuckte die Schultern. Der Geruch eines Omegas veränderte sich, wenn er das erste Mal läufig wurde. Das war bei mir schon gute fünf Jahre her. Auch Suppressiva konnten das nicht rückgängig machen, also mussten ihn seine Sinne täuschen. „Dann muss deine Nase dich täuschen“, schlug ich also vor und betrachtete ihn.
 

„Scheinbar“, meinte er nachdenklich.
 

Ich beschloss, dass es besser war das Thema zu wechseln. „Warum kellnert ein Alpha überhaupt? Ist nicht unbedingt ein typischer Beruf.“ Ich hielt mich zurück ihn als unpassend zu bezeichnen.
 

„Ist nur vorübergehend“, antwortete er und schob die Hände in die Taschen. „Irgendwie muss man sich ja das Geld für Essen verdienen. War nicht unbedingt meine erste Wahl, aber ist besser als gar nichts.“
 

„Was arbeitest du denn eigentlich?“ Irgendwie hatte er meine Neugierde geweckt, auch wenn ich das niemals zugegeben hätte.
 

Er grinste. „Ich bin Musiker.“
 

Das erklärte, warum er keinen Job fand. „Musiker?“, wiederholte ich und versuchte mir eine Wertung zu verkneifen. „Nicht sonderlich erfolgreich fürchte ich.“
 

Er schnaubte, schien es aber nicht schlecht aufzunehmen. „Uns fehlte bisher nur die Gelegenheit zu beweisen wie gut wir sind, das ist alles.“
 

„Uns? Eine Gruppe?“
 

„Mhmh“, stimmte er immer noch lächelnd zu. „Wir kennen uns noch aus der Highschool. Wir waren zusammen in einem Basketballteam, wenn du es genau wissen willst.“
 

„Basketball?“ Das Wort weckte sofort bittersüße Erinnerungen und vielleicht hörte man mir diese Sehnsucht auch ein wenig an.
 

„Ja, spielst du auch? Groß genug bist du sicherlich.“
 

Ich verzog ein wenig das Gesicht bei dem Kommentar, aber vermutlich war es sogar als Kompliment gemeint. „Ich habe früher gespielt. Jetzt schon eine Weile nicht mehr.“ Ich wollte nicht darüber sprechen, denn ich hatte nicht ganz freiwillig aufgehört. Niemand wollte einen Omega im Team haben und letztlich hatte Akashi dem ganzen den Todesstoß gesetzt, weil er meinte, dass sich so etwas für einen Omega nicht gehörte.
 

„Das ist aber schade.“ Er klang ehrlich betrübt, obwohl es letztlich doch nicht mit ihm zu tun hatte.
 

Ich antwortete ihm mit einem undefinierten Laut. Dann wechselte ich das Thema. „Was für Musik macht ihr?“
 

Er schien kurz überfordert damit, dass ich das Thema gewechselt hatte, aber nahm es dann wohl hin. „Ach alles irgendwie. Worauf wir halt gerade Lust haben. Manchmal auch eigene Sachen. Ich schreib ein bisschen, wenn ich Zeit habe.“ Dann verzog er das Gesicht wieder zu einem Grinsen, allerdings etwas bitterer als zuvor. „Im Moment habe ich ziemlich viel Zeit.“ Richtig, das hier war nur ein Gelegenheitsjob für ihn. Er hatte offensichtlich keine Festanstellung. Letztlich war er also arbeitslos. „Meistens Rock, schätze ich.“
 

Ich nickte. Damit hatte ich gerechnet.
 

„Hast du Lust es dir mal anzuhören?“ Er lächelte wieder dieses schiefe Lächeln, das irgendwie einen ganz seltsamen Effekt auf mich hatte und ich musste mich erstaunlich zusammenreißen, um nicht einfach zuzusagen.
 

„Nein, ist nicht wirklich meine Musik“, antwortete ich stattdessen.
 

Takao hob eine Augenbraue. „Lass mich raten, du hörst nur Klassik.“ Er lachte, worüber auch immer.
 

Ich stimmte immer noch ziemlich ernsthaft zu. „Ja. Und?“
 

„Nichts und. Passt nur irgendwie zu dir. Du scheinst genau das zu sein, was man hier erwartet.“ Irgendwie schien das nicht allzu positiv zu sein. Ich sagte nichts dazu. „Machst du auch Musik?“. Fragte er stattdessen, hatte sich wieder an einen der Stühle angelehnt.
 

„Ja, ich spiele ab und an Klavier.“
 

Sein Blick fiel auf meine Finger. Er griff nach meiner Hand, beinahe vorsichtig. „Hast du dich verletzt?“
 

Meine Handfläche kribbelte dort, wo seine Finger sie berührten, aber ich entzog ihm die Hand dieses Mal nicht sofort. Er hatte wohl das Tape entdeckt. „Nein. Ich mag es nur nicht, wenn meine Fingernägel einreißen.“
 

Er suchte meinen Blick und wenn ich mich nicht ganz irrte, versuchte er dabei rauszukriegen, ob ich einen Witz machte. Was ich natürlich nicht tat. Ich entzog ihm meine Hand langsam wieder. „Es schützt die Nägel, wenn ich sie tape.“
 

Er legte den Kopf ein wenig schief, dann schnaubte er ein wenig. „Du bist ganz schön komisch drauf.“ Er lachte. Ich fühlte mich beleidigt.
 

„Du bist ganz schön unhöflich.“ Ich blickte auf die Blume, die er noch immer in der Hand hielt. „Und jetzt gib mir mein Lucky Item wieder.“ Und ich fügte noch betont deutlich hinzu: „Bitte.“ Dann griff ich nach der Blume. Er zog sie weg und ich merkte erst nach meinem zweiten Versuch sie zu greifen, wie nah ich ihm plötzlich war, als ich seinen Atem auf der Haut spüren konnte, als er sagte: „Gib mir deine Handynummer.“
 

Ich wich von ihm zurück. Meine Handynummer? Was wollte er mit meiner Handynummer? Wenn es nicht so absolut absurd wäre, würde ich beinahe vermuten, dass er gerade mit mir flirtete. „Nein“, antwortete ich ihm einfach.
 

„Wieso nicht?“ Er grinste immer noch, zeigte seine strahlend weißen Zähne. „Ist doch nichts dabei.“ Er zuckte die Schultern. „Wir könnten mal zusammen Basketball spielen oder so. Vielleicht tut meine Nase dann auch wieder, was sie soll.“
 

Hoffentlich nicht. „Das ist keine gute Idee.“
 

Dann hörte ich Akashis Stimme aus Richtung der Tür und blickte über meine Schulter. „Ich muss jetzt los.“  Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging zur Tür, wo Akashi keine zehn Sekunden später auftauchte und sich nach mir umsah. Ich schloss eilig mein Jackett, während ich auf ihn zuging. Er musterte mich auf diese für ihn so typische, undeutbare Weise.
 

„Wie siehst du denn aus?“, war das erste, was er zu mir sagte. „Setz dich hin.“ Das war ein Befehl, auch wenn man das oft genug gar nicht wirklich als solchen wahrnahm. Ich gehorchte jedenfalls, setzte mich auf den nächstbesten Stuhl und er kam auf mich zu, zog einen kleinen Kamm aus seiner Innentasche und ordnete meinen Scheitel, bis die Haare glatt fielen. Ich wurde ein wenig verlegen, weil er mich ertappt hatte.
 

„Wer war das?“, wollte er dann plötzlich wissen und ich blickte auf, doch er drückte meinen Kopf wieder runter, damit er weitermachen konnte.
 

„Wer?“
 

„Der, mit dem du gesprochen hast. Der Kellner.“ Er klang definitiv nicht begeistert. Vermutlich war ihm längst klar, dass er ein Alpha war. Wahrscheinlich war ihm das schon beim Essen zuvor aufgefallen.
 

„Ein Kellner“, antwortete ich wenig aussagekräftig. „Nichts weiter. Er hat mir ein Glas zu Trinken gebracht.“ Das war ja keine Lüge. Allerdings musste ich jetzt ein wenig bitter feststellen, dass ich nichts davon getrunken hatte, was er mir gebracht hatte.
 

„Ein Alpha“, korrigierte er mich, auch wenn definitiv beides richtig war. Ich zweifelte seien Autorität wohl besser nicht an.
 

„Ja“, stimmte ich also zu, unterdrückte ein Schulterzucken. „Er arbeitet hier.“
 

Ich konnte die Abneigung in seinem Blick sehen, als er den Kamm wegsteckte, aber er sagte nichts weiter dazu. „Lass uns gehen. Ich möchte dich noch ein paar Bekannten vorstellen.“ Als sein Verlobter, sein Omega. Ich hielt mich zurück, das Gesicht zu verziehen, nickte leicht, aber erinnerte mich dann daran, wie wichtig ihm klare Antworten waren. „In Ordnung. Ich freue mich darauf.“ Floskel um Floskel verließ meinen Mund und ich stand auf, ging mit ihm zur Tür.
 

„Hey, warte mal!“, rief dann die Stimme, die ich in den letzten Minuten so oft gehört hatte und ich zuckte ein wenig zusammen. Akashi blieb als erstes stehen, auch wenn ich mir beinah wünschte, dass er weitergegangen wäre. So musste auch ich anhalten und mich zu ihm umdrehen.
 

Er würdigte Akashi keines Blickes, auch wenn dessen Blicke gerade hätten töten können.
 

Besorgt wollte ich gerade fragen, was er noch wolle, als er aber schon weitersprach. „Du hast deine Blume vergessen.“ Er grinste breit. „Ich will doch nicht, dass du heute wegen mir Pech hast.“ Er schien den Spaß seines Lebens zu haben, als er mir die Blume hinhielt.
 

Bevor ich die Hand heben konnte, nahm Akashi sie ihm ab. „Danke.“ Seine Stimme war wie Eis. Takao sah ihn überrascht an, ganz so als hätte er ihn zuvor gar nicht bemerkt gehabt. Ich konnte die Emotionen nicht entschlüsseln, die durch seine Augen zuckten. Zuletzt blieb nur ein falsches Lächeln. „Kein Problem.“
 

Selbst ich konnte die Funken zwischen ihnen fliegen spüren, während beide sich so völlig verstellten, und ich bekam eine Gänsehaut dabei, auch wenn es auf sehr bizarre Art und Weise schmeichelhaft war. Trotzdem wollte ich die Situation lieber auflösen, hob die Hand, um Akashis Arm zu berühren, als aus Richtung der Bar eine andere Stimme erklang.
 

„Takao! Hast du vor heute noch mal irgendwann zurückzukommen?“ Ein wenig zu laut vielleicht, lief ein muskulöser, dunkelhaariger Mann auf uns zu, der sogar noch ein wenig größer war als ich. Genau genommen joggte er sogar ein wenig. Seine Uniform identifizierte auch ihn als einen der Kellner. „Immerhin ist es mein Job, mit dem ich für dich bürge! Also bewe-“ Das war wohl der Moment, in dem er Akashi und mich bemerkte und auch ziemlich schnell spürte, was zwischen den beiden Alphas vorging, auch wenn er wohl kaum sagen konnte, was genau der Grund dafür war. Das konnte ich ja nicht einmal selbst.
 

Er verzog das Gesicht, griff in Takaos Haare und drückte seinen Kopf zu einer Verbeugung nach unten, tat selbst dasselbe. „Ich entschuldige mich für sein Verhalten.“ Ich meinte einen unwilligen Laut zu hören, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
 

Akashis Blick war düster, abwertend, als er die beiden Männer musterte. „Gut“, meinte er dann nur, drehte sich zu mir um. „Lass uns gehen.“ Und damit verließen wir den Raum. Ich zwang mich nicht noch einmal zurückzublicken, aber ich meinte noch ein leises: „Und jetzt beweg deinen verdammten, auf Krawall gebürsteten Alpha-Arsch zurück in die Küche.“ zu hören.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück