Zum Inhalt der Seite

Last Year of Christmas

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Pub war es wie erwartet voll geworden. Besondern die älteren, einsameren Bewohner des Ortes suchten hier ein wenig Zuflucht vor dem leeren stillen Häusern und feierten umso ausgiebiger mit ihren Nachbarn und Bekannten die ebenfalls gekommen waren um sich hier ein wenig aufzuwärmen. Draußen war es kalt, regnerisch und windig wie man es kaum anders kannte. Von Schnee keine Spur, dafür hatte es jedoch in der Nacht gefroren was dazu geführt hatte, das Ruadhán noch in aller früh draußen Streugut verteilt hatte um die Kundschaft vor dem glatten Boden zu bewahren. Im Pub selbst war es laut, weihnachtliche Musik spielte irgendwo im Hintergrund, die Fenster waren beschlagen von der Wärme des Raumen und die beiden Söhne, der ganze Stolz des Pubs hatten sich größte Mühe gegeben alles ansprechend zu schmücken. Einer etwas mehr als der Andere, denn besonders Glenn erwies sich als ein wenig bockiger als die Jahre zuvor. Ruadhán schob es auf das schwierige Alter, in dem sich die beiden Jungen befanden, wenn gleich Fion wohl kaum anders wirkte, wenn man ihn eben nicht kannte. Er selbst kannte seine Söhne gut genug um selbst die kleinste, noch so unscheinbare Veränderung zu bemerken und schmunzelte, weil ihm immer bewusster wurde das aus den zwei ungleichen Jungen langsam Männer wurden. Glenn hatte jedenfalls die Dekoration, bestehend aus Stechpalmen und Efeu eher unliebsam mit eher groben Knoten befestigt während Fion mit Engelsgeduld den Mistelzweig auf gehangen hatte für viel Glück für das kommende Jahr.
 

Ruadhán überflog mit einem zufriedenen Blick die an den Tischen sitzenden Gäste. Ausgelassene heitere Stimmung. Langsam schaute er hinüber zu seiner Frau. Eigentlich war Maebh nicht die Art von Frau, die lächelnd an der Theke stand und die mit bereits angetrunkenen Gästen Geschichten teilte, doch zu Weihnachten blieb ihr, wie sie selbst sagte nichts anderes übrig als ihn dabei zu unterstützen. Er nahm ihr dies nicht Übel, er wusste das es auch ein wenig ihre Art war, Fürsorge zu zeigen und vielleicht auch, die Kontrolle zu behalten. Bei so vielen Gästen war es nicht so einfach, jegliche Bestellung direkt auszuführen und hinzu kam noch, dass sie so wohl auch ein wenig besser ihn im Blick hatte. Anfänglich hatte er sich noch daran gestört, wenn sie ihm nicht sonderlich unauffällig mahnend ansah oder ihn gar in die Rippen stieß, wenn er mal wieder zu gutherzig war und abermals Jemanden auf Raten trinken ließ. Mittlerweile hatten sie sich miteinander arrangiert, auch wenn es viel Anpassung bedeutet hatte und Ruadhán wohl immer der gutherzige, liebeswerte Mann blieb, der alles verzeihen konnte und Maebh in ihrer Ehe die Hosen anhatte und mehr oder minder ihn davor schützen musste ausgenommen zu werden. Wenn er sie so betrachtete, wie sie da stand, ein weiteres Bier über die Theke reichend und sachte, beinahe unauffällig schmunzelnd während ihr die Dame gegenüber von ihren Sohn erzählte, fragte er sich ob sie sich ihr Leben jemals so vorgestellt hatte. Gemeinsam an Weihnachten im Pub zu stehen bei Musik und dem Geruch von Alkohol während angeheiterte Gäste Lieder sangen und Geschichten erzählten. Wäre das ihr Wunsch gewesen? War das sein Wunsch, als sie einander das Ja Wort gegeben hatten obwohl sie einander wenig empfanden und ihre Familien sie einfach für eine gute Partie hielten?

Er wurde abgelenkt, als mit einem Mal Fion vor ihm stand. Im ersten Moment lächelte Ruadhán ihn noch an, in der Erwartung das er mit einer weiteren Bestellung kam denn auch die Söhne mussten an diesem Tag beide aushelfen, da gab es überhaupt keine Diskussion. Doch Fion wirkte anders, aufgeregter als sonst, immer hin war er der deutlich ruhigere der Zwillinge. Bevor er mit seinem Sohn überhaupt ein Wort gesprochen hatte, stand Maebh bereits bei ihm „Wo ist das Problem?“ Moment, es gab ein Problem? Ruadhán blinzelte überrascht, gerade eben noch war die Stimmung doch völlig in Ordnung gewesen. Erst sah er Maebh an, dann Fion. Doch bevor dieser auch nur einen Ton gesagt hatte, schepperte es im hinteren Teil des Pubs bereits.
 

Fion drehte sich rasch herum, ganz als ob er es sich anders überlegt hatte und drängelte sich durch die umher stehenden Gäste. Nun war auch Ruadhán besorgt, wollte gleich hinterher gehen wurde jedoch am Ärmel von Maebh zurückgehalten. Ihre Blicke trafen sich und sie sah ihn mahnend jedoch nicht weniger besorgt an. „Die Theke“ sagte die und natürlich verstand er, das er nicht einfach seinen Arbeitsplatz verlassen konnte, doch nun sah auch er sie eindringlich an, legte kurz seine Hand auf ihre „Ich muss nachsehen“ bevor er sich löste um Fion durch die Gäste zu folgen. Er ahnte bereits böses als er sich durch den umstehenden Pulk von Gästen drückte, welche sich um die Szene versammelt hatten. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er seinen zweiten Sohn am Boden vorfand, der dabei war sich mit einem älteren Jungen zu prügeln, den Ruadhán aus der Nachbarschaft kannte. Er kannte den anderen nur unter dem Namen Ian und dessen Freunde feuerten ihn an, während Fion wohl versuchte die beiden zu trennen. Bier hatte sich auf dem Tisch und Boden verteilt und Glenn sprach in einer Tour wüste Beschimpfungen aus. „Auseinander! Hört auf, auf der Stelle!“ Ruadhán zog erst Fion zurück, bevor er dann dazu kam Ian festzuhalten, der gerade noch versucht hatte Glenn ein weiteres Mal ins Gesicht zu schlagen. Einmal schien er schon getroffen zu haben, denn dessen Nase blutete bereits doch auch Ian sah sichtlich zerrupft aus „Muss dich dein Papi retten kommen was?“ Und noch bevor Ruadhán ihn davon hätte abhalten können, hatte Glenn Ian einen heftigen Fausthieb verfasste, dass dessen Kopf zur Seite schnellte. „Ich zeig dir, wer eine Rettung braucht du arschgesichtiger Schafficker!
 

Der junge Mann, den Ruadhán gerade noch festgehalten hatte, entriss sich seines Griffes um gleich darauf überzugehen Glenn ein weiteres Mal zu schlagen als sich von der Seite Fion auf diesen stürzte und ihn mit einem Bodycheck von Glenn warf. Nun war es allerdings Fion, der einen Schlag ins Gesicht bekam und Ruadhán, der nur versuchte Fion weg zu ziehen, schaffte es nicht gleichzeitig noch Glenn abzuhalten, sich wieder einzumischen. „RUHE!“ augenblicklich wurde es still. Was Ruadhán nicht einmal mit Körperkraft geschafft hatte, erreichte Maebh mit gerade Mal einem Wort. Wie eine Naturgewalt stand sie da, der Blick ernst, streng und unerbitterlich. Sowohl Glenn als auch Fion schwiegen. Fion sah beschämt zu Boden, Glenn hingegen presste die Lippen aufeinander, stur und stolz wie eh und je aber nicht weniger beschämt, wohl jedoch eher aus anderen Gründen. I ersten Augenblick als sich Ian aufrichtete lächelte er noch, triumphierend als hätte er es damit allen gezeigt, doch nun galt die Aufmerksamkeit der Pubbesitzerin ihm „Was gibt es da zu grinsen? Steh auf und mach das du aus meinem Laden kommst“ Ruadhán wagte es nicht ihr darin zu widersprechen. Überhaupt wagte er gar nichts und sah nur zu, wie die ganze Gruppe verwirrt aber eingeschüchtert ihre Plätze verließ. Nur Ian, dem Glenn noch ein blaues Auge verpasst hatte schien noch argumentieren zu wollen und hielt inne, nur um gleich abrupt von Maebh gestoppt zu werden „Ich sagte raus. Wenn ich dich hier noch einmal sehe, rufe ich deine Eltern ab und jage dich mit einem Besen raus“ ermahnte sie ihn streng, was ihn dann doch veranlasste umzudrehen und seinen Freunden nach draußen in das schlechte Wetter zu folgen. Allerdings drehte sich Maebh jetzt, da die Tür zugefallen war ihrem Mann und Söhnen zu. Sie musterte jeden einzeln „Wir reden später. Glenn, geh deine Nase kühlen. Fion, du deine Wange.“ doch Ruadhán spürte ihren vorwurfsvollen Blick tief in den Knochen, noch als sie bereits zurück zur Theke gegangen war.
 

Der restliche Abend verlief zu ihren Glück ohne weitere Vorfälle, auch wenn Glenn als auch Fion nun sichtlich mitgenommen aussahen und Maebh in den ganzen folgenden Abend immer wieder böse ansah, wohl weil sie ihm sagen wollte, das er von Anfang an ihr die Regelung der Situation hätte überlassen sollen statt selbst zu gehen aber Zeit zum reden blieb nicht. Zumindest unter den Gästen schien der Zwischenfall nicht für schlechte Stimmung zu sorgen, obgleich Fion noch ein wenig zurückhaltender wirkte, als er ohne hin schon war. Vermutlich machte er sich Vorwürfe, zumindest schätzte Ruadhán ihn so ein während Glenn so schlechte Laune hatte, dass er ihn mehrfach erinnern musste dass er noch die Kunden abschrecken würde, wenn er sie so grimmig ansah. Als der Pub endlich seine Türen schloss, war es bereits tiefste Nacht. Die meisten Familien lagen längst im Bett, hatten gefeiert und gemeinsam gegessen und schliefen friedlich, während Ruadhán die Theke säuberte, Gläser abwischte und zurückstellte während Maebh schweigend die Kasse auszählte und Glenn und Fion die Tische abwischten und fegten. Betretenes Schweigen. Ruadhán sah auf, die Dekoration sah schon ein wenig traurig aus, alles bis auf den Mistelzweig der noch über der Eingangstür hing. Ruadhán schmunzelte ein wenig. „Worüber freust du dich? Er drehte sich herum zu Maebh, welche in skeptisch ansah, offenbar gerade fertig mit der Kasse und sichtlich… Erschöpft. In diesen Momenten sah man ihr die Anstrengung an, merkte das sie älter wurden und wie müde sie eigentlich war von allem, was sie sonst den Tag über erledigte. Er schmunzelte noch immer etwas „Ich dachte nur gerade daran das wir ein ganz gutes Jahr hatten und das nächste sicherlich noch besser wird“ sagte er ehrlich und kam nun näher zu ihr und sie seufzte, schüttelte den Kopf „Du bist hoffnungslos optimistisch Ruadhán“ und vielleicht klang sie ein wenig resigniert, aber dennoch schmunzelte auch sie nun ein wenig, weshalb er sanft einen Arm um sie legte, ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Es mochte keine Liebe sein, nicht diese romantische jedenfalls, doch er konnte nicht leugnen dass er über all die Jahre hinweg sich so sehr daran gewöhnt hatte dass sie da war, dass er sie auch nicht missen wollte. Vielleicht waren sie nicht das Paar, das man sich vorstellte wenn man an Ehe und Familie dachte, doch er empfand dennoch eine tiefe Zufriedenheit und Wertschätzung für alles, was sie tat. „Was würde ich nur ohne dich machen“ sagte er und er merkte wie sie amüsiert schnaufte „Verhungern“ und er konnte nicht mal sagen, das es gelogen war. Allerding bemerkte er nun auch, das sowohl Fion als auch Glenn fertig waren und zu ihnen sahen, Fion eher unsicher, als ob er mit sich haderte ob er etwas sagen sollte und Glenn mit hochgezogenen Augenbrauen. Ach ja, da war ja noch etwas.
 

Er löste sich von seiner Frau, die nun die beiden wieder etwas ernster zu sich heran holte und beide wussten wohl ziemlich genau worum es ging denn, Glenn war schon dabei den Mund zu öffnen, wohl um sich zu erklären da sprach Fion dazwischen „Es war meine Schuld“ und nicht nur Maebh und er sahen ihn skeptisch an, sondern auch Glenn blickte verdutzt zu ihm „Was redest du da? Es war überhaupt nicht deine Schuld, ich hab ihn geschlagen“warf Glenn ein und klang dabei beinahe empört das sein Bruder sich heraus nahm sich die Schuld zu zuschreiben. Wenn es nicht so ernst wäre, er hätte wohl gelacht doch Fion seufzte tief „Aber du hast ihn wegen mir geschlagen“ erwiderte er und warf seinem Bruder einen ernsten Blick zu, den Glenn mit einem Schnauben erwiderte „Pah, der Arsch hat absichtlich sein Bier ausgekippt, deswegen war ich wütend!“ – „Aber ich habe den Tisch bedient, und nicht du Glenn“ – „Was tut das zur Sache Fion. Wenn er sich so benimmt dann…“ – „Du hast ihn erst geschlagen als ich neues Bier holen wollte“ Schweigen. Ruadhán sah zu Maebh, diese sah die Brüder ein wenig ungläubig an ehe sie seufzte, sich über die Augen rieb und Kopf schüttelnd, dann zu den beiden ging und beide einfach umarmte „Dummköpfe, alle beide“ doch sie sagte es mit etwas in ihrer Stimme, das viel weniger nach Ärger klang als zuvor. Inzwischen waren beide auch ein gutes Stück größer als sie… Bald, so dachte er, würden sie auch größer sein als er. Vielleicht sollte er wütender sein, in Anbetracht dessen dass Glenn eine Schlägerei anfing, doch gewissermaßen war er auch Stolz auf seine Söhne. Stolz und Ehrlich und füreinander da. Das war wichtig und… vielleicht würde er Maebh zu einer sanfteren Konsequenz überzeugen können, immer hin… Sah man doch den guten Charakter der beiden, wenn auch Glenn deutlich zu viele Schimpfworte nutzte für seinen Geschmack.

„Oh!“ In dem Augenblick fiel es ihm wieder ein. „Bleibt wo ihr seid, ich bin gleich wieder da!“ bevor er nach hinten, in die Abstellkammer lief um dort die gut versteckten Geschenke hervor zu holen, welche er dort platziert hatte. Manch einer mochte es ja kitschig finden, in diesem Alter noch geheime Geschenke zu holen und zu verstecken damit sie bloß Niemand zuvor sehen konnte doch ihm war diese Tradition bisher immer noch wichtig und auch wenn sie nicht das Geld hatten für unglaublich teure Geschenke, war es doch der Wille, der zählte. Schnell eilte er zurück, wo sich Maebh inzwischen von ihren Söhnen getrennt hatte und ihn nun, nach der Erkenntnis mit einem Seufzen empfing „Ruadhán…“ doch bevor sie dazu kam sich zu beschweren gab er ihr einen in grünes Papier eingewickelten Karton in die Hand „Hier, das ist für dich und das hier…“ er überreichte Fion ein in blaues Papier eingewickeltes Päckchen „Ist für Fee und das letzte für Glee“ dem er ebenfalls einen Karton gab.

Glenn, der noch nie sonderlich geduldig gewesen war öffnete seins gleich und zog mit einer sichtlich überraschten Miene neue Fußballschuhe hervor und wechselte gleich den Blick mit seinem Vater der ihn heiter ansah „Du hattest gesagt du brauchst die Neue“ gab er lediglich zu erklärung und zuckte unschuldig mit seinen Schultern bevor er zu Fion sah, der gerade sein Geschenk geöffnet hatte. Ein neues Buch, neu erschienen und mit einem hartcover Einband weil er genau wusste, das Fion diese Bücher besonders schätzte „Ich weiß doch wie sehr du darauf gewartet hast, das es erscheint und das du so enttäuscht warst das es so teuer ist daher dachte ich, Weihnachten ist ein guter Anlass für ein Buch“ und er freute sich sichtlich über den Wandel zwischen Überraschung und Freude. Fion war der Erste, der ihn in die Arme schloss und eine feste Umarmung gab, gefolgt von Glenn, der wohl nicht zeigen wollte wie emotional er wurde und stattdessen sein Gesicht fest gegen seine Schulter drückte. Ruadháns Blick glitt zu Maebh, die langsam und bedächtig das Papier öffnete, ihren Blick konnte er nur schwer deuten, doch ihre Augen weiten sich, als sie vorsichtig den Karton öffnete und das besagte Geschenk hervor holte. Ruadhán sah sie aufmerksam an wie sie langsam die Handtasche aus dem Karton holte. Schlicht, dafür jedoch besonders praktisch und nicht so auffällig das man sie nicht zu allem tragen konnte. Er lächelte. Maebh seufzte wieder „Du bist verrückt“ ließ sich dann aber doch von Glenn und Fion überzeugen sich ebenfalls umarmen zu lassen. Mochte sein das sie nicht die perfekte Familie waren und das er und Maebh nicht die perfekten Ehepartner waren, die man sich eben vorstellte. Doch das nächste Jahr würde sicherlich besser werden. Und leichter. Das einfache Glück eben und davon hatten sie wirklich genug.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück