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Unmei no akai ito

Der rote Faden des Schicksals
von

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Geständnis #2

Im Quellenbereich suchte ich mir eine Stelle, die etwas abseits gelegen war, setzte mich dort ins Wasser und schloss die Augen. Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren und an nichts zu denken.

Wie lange ich so alleine dagesessen hatte wusste ich nicht. Mein Zeitgefühl war vollkommen durcheinander.

Ich blinzelte, als ich leises Geplätscher auf mich zukommen hörte und spürte schlagartig die Hitze wieder in mein Gesicht kriechen.

Shôto stand vor mir und sah mich fragend an. „Darf ich dir ein wenig Gesellschaft leisten?“

Unfähig etwas zu sagen nickte ich nur.

Er setzte sich neben mich und wieder war es einige Minuten still.
 

„Izu-kun? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst?“, begann Shôto schließlich leise.

Ich sah ihn an und nickte. „Ist es so auffällig, dass ich mit den Gedanken wo anders bin?“

Er lächelte mich an. „Ja, aber nur wenn man dich wirklich ganz genau beobachtet...“

Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse.

„Darf ich ehrlich zu dir sein?“, meinte er plötzlich und starrte auf seine Knie.

„Das solltest du wissen...“, entgegnete ich und stupste ihn sanft mit dem Ellbogen an.

„Okay...“, murmelte er und presste die Lippen zusammen.

Ich betrachtete ihn von der Seite, ließ ihm aber seine Zeit, die er brauchte um wohl die richtigen Worte zu finden.

„Ich erwarte keine Antwort von dir, ich möchte es einfach nur los werden“, begann er, schaute mich dabei aber nicht an. „Ich weiß, dass da etwas zwischen dir und Bakugô ist... Und ich möchte dir nicht im Weg stehen... Ich... fand es schön, irgendwie mit dir verbunden zu sein durch diese Legende... Es ist das erste Mal, dass mich jemand vollkommen Fremdes einfach so akzeptiert, wie ich bin... Und ich würde gerne weiterhin einfach mit dir befreundet sein, wenn es denn für dich okay ist...“

Mit einem solchen Wortschwall hatte ich nicht gerechnet. Ich hörte ihm still zu und ließ seine Worte auf mich wirken.

„Izu-kun... Ich hab mich in dich verliebt...“, flüsterte er plötzlich.

Ich sah ihn an, betrachtete sein Gesicht. Er traute sich nicht, mich anzuschauen und starrte stattdessen weiterhin auf seine Knie, die er nun an seinen Körper zog und die Arme darum schloss.

„Es tut mir Leid...“, hauchte er und schloss die Augen.
 

In meinem Bauch fing es wieder an zu kribbeln. Das gleiche Kribbeln, das auch Kacchan in mir auslöste. Das Kribbeln, das mich nervös machte und welches ich bisher nicht einzuordnen vermochte.

Vorsichtig lehnte ich mich leicht an ihn, nahm dann seine Hand in meine und hielt sie fest.

„Es gibt nichts, was dir Leid tun müsste“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

Ich überlegte, was genau ich ihm sagen wollte ohne seine Gefühle zu verletzen.

„Um ehrlich zu sein... Ich weiß gerade gar nicht, was ich fühlen soll... Ich meine, ich hab dich sehr gern... Genauso wie Kacchan... Und es ist für mich bei euch beiden keine normale Freundschaft mehr... Aber ich möchte euch beide nicht verletzen... Deshalb kann ich dir keine Antwort geben...“

Seine Hand verkrampfte sich kurz in meiner und ließ dann wieder locker. Er legte seinen Kopf gegen meinen und ich spürte sein Nicken. „Das ist in Ordnung. Ich hatte nicht mehr erwartet...“

Ich schielte zu ihm und sah einen Wassertropfen seine Wange hinabkullern. Ob es eine Träne war oder doch eher vom heißen Wasser aus der Quelle konnte ich nicht sagen. Langsam löste ich mich von ihm, sah ihn an und strich ihm den Wassertropfen mit dem Daumen weg.

Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen und das übermächtige Gefühl ihn jetzt in diesem Moment unbedingt küssen zu müssen, ließ mich schlucken.

Wie sich ein Kuss mit ihm wohl anfühlte? War es wie bei Kacchan? Oder doch vollkommen anders?
 

Neugierig sah ich ihm in seine ungleichen Augen und überbrückte den Abstand zwischen uns.

Schüchtern streifte ich mit meinen Lippen seine, wartete kurz und spürte dann seine Hände. Eine vergrub sich in meinen Haaren, die zweite legte sich auf meinen unteren Rücken. Er zog mich ein Stückchen näher und küsste mich.

Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss, spürte sogleich das bereits bekannte Kribbeln wieder in meinem ganzen Körper.

Leise seufzte ich auf, legte meine Hände auf seine Schultern um mich ein wenig abzustützen.

Er küsste so sanft, so vorsichtig. Er drängte mich zu nichts, sondern ließ mich immer den ersten Schritt machen, sodass ich es war, der schließlich über seine Lippen leckte und Einlass forderte.

Shôto gewährte mir diesen und begann schüchtern mit meiner Zunge zu spielen. Wieder seufzte ich auf.

Unbewusst verglich ich ihn mit Kacchan und erst als ich wirklich bemerkte, dass ich es tat, löste ich mich mit einem erhitzten Gesicht von ihm.

Auch er hatte rote Wangen, blickte mich geradewegs an.

„Es tut mir Leid...“, flüsterte ich, sprang auf und flüchtete aus dem Quellenbereich.

In Windeseile hatte ich mich abgetrocknet und angezogen und ging zurück in unser Zimmer.

Glücklicherweise schlief Kacchan, sodass ich mich einfach auf meinen Futon legte und die Decke über den Kopf zog.

Einige Minuten später hörte ich Shôto zurück kommen. Er sprach mich nicht an, legte mir nur kurz eine Hand auf die Schulter und rollte sich dann neben mir ein.
 

Ich zog die Beine an den Körper und schlang meine Arme darum. Was hatte ich nur getan? Warum hatte ich das getan? Wie sollte es jetzt weiter gehen? Ich würde den beiden nie wieder in die Augen sehen können!

Das Gefühl sowohl Kacchan als auch Shôto hintergangen zu haben brach über mich herein und ließ mich leicht zittern.

Kleine, heiße Tränen rollten aus meinen Augen und tropften auf das Kissen. Ich unterdrückte ein Schluchzen und schlief so irgendwann ein.
 

.~*~.
 

Am Morgen darauf wachte ich spät aber vor allem alleine auf. Die Futons, die Kacchan und Shôto benutzt hatten, lagen zusammengelegt an einer Wand.

Ich rieb den restlichen Schlaf aus meinen Augen und ging ins Badezimmer. Erschrocken blickte ich mein Spiegelbild an. Meine Augen waren gerötet und geschwollen vom Weinen. Verzweifelt wusch ich mir das Gesicht in der Hoffnung, die verräterischen Spuren verschwinden zu lassen. Keiner sollte mitbekommen, was wirklich in mir vorging.

Ganz schaffte ich es nicht, wieder normal auszusehen, doch das konnte ich gerade nicht ändern. Ich schlug mir mit beiden Händen auf die Wangen, sodass diese leicht gerötet waren und lächelte mein Spiegelbild an.

Seufzend schüttelte ich den Kopf. Wem wollte ich denn eigentlich etwas vor machen? Meine Mutter würde es sofort merken, mich aber wohl erst zu Hause ausquetschen. Tante Mitsuki und Fuyumi kannten mich beide nicht so besonders gut, vielleicht waren sie die einzigen, die sich nicht wundern würden. Kacchan? Er merkte es sofort. Genauso wie Shôto. Ob die beiden aber fragen würden, konnte ich nicht sagen. Manchmal fiel es mir wahnsinnig schwer, die beiden einzuschätzen.
 

In Gedanken trottete ich zum Mittagsessen, denn das Frühstück hatte ich bereits verpasst.

Unser Plan sah vor, dass wir uns nach dem Mittag auf den Weg nach Hause machen wollten, sodass wir am späten Nachmittag dort sein würden.

Ich bemerkte die teils besorgten, teils verwunderten Blicke und rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her.

Ich wartete nur darauf, dass mich jemand mit Fragen bombardierte, doch es kam nichts. Von niemandem.

Und obwohl ich Shôto am Abend zuvor einfach so sitzen gelassen hatte, so verhielt er sich mir gegenüber als wäre nichts passiert.
 

.~*~.
 

Nach dem Mittagessen verstauten wir unser Gepäck wieder im Auto und setzten uns in der gleichen Konstellation ins Auto wie schon auf dem Hinweg.

„Izuku-kun, du siehst müde aus...“, meinte Fuyumi beim Einsteigen.

Ich lächelte sie schwach an. „Bin keine Futons gewöhnt...“, redete ich mich raus. Auch wenn es stimmte, dass ich nicht daran gewöhnt war so hatte ich dennoch ziemlich gut geschlafen. Aber ich konnte ja schlecht mit dem wahren Grund heraus rücken...

Sie nickte verständnisvoll. „Ja, das glaube ich dir gerne. Vielleicht solltest du dich auf der Fahrt noch etwas ausruhen...“, schlug sie vor.

Ich lächelte noch einmal, schnallte mich dann mit dem Sicherheitsgurt an und lehnte mich zurück. Wenn ich mich schlafend stellte, würde ich wohl unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen können. Und obwohl ich nicht vorgehabt hatte wirklich zu schlafen, döste ich nach kurzer Zeit schon ein.
 

Richtig wach wurde ich erst, als Tante Mitsuki den Wagen vor dem Haus der Todorokis anhielt und Shôto sich neben mir bewegte.

Müde blinzelte ich und bemerkte, dass ich Kacchans Schulter als Kissen missbraucht hatte.

„Sorry“, murmelte ich leise zu ihm und setzte mich wieder gerade hin.

„Wir sehen uns morgen“, sagte Shôto an uns gerichtet, ging dann zum Fenster der Beifahrerseite und verbeugte sich. „Vielen Dank, dass meine Schwester und ich mitkommen durften.“

Meine Mutter winkte ab. „Es war mir ein Vergnügen.“

Fuyumi hatte ihre und Shôtos Taschen aus dem Kofferraum geholt und schlug die Tür dort wieder zu. Beide winkten uns nach, als wir weiter fuhren.
 

Nur zwanzig Minuten später waren wir auch schon in unserem Wohngebiet.

Tante Mitsuki parkte den Wagen und stieg mit meiner Mutter aus.

Als auch ich aussteigen wollte, wurde ich sanft am Arm zurück gehalten.

Kacchan blickte mich mit seinen roten Augen an. „Du hast versprochen, dass sich nichts ändern würde...“, erinnerte er mich.

Ich nickte. „Ich weiß...“, gab ich zurück.

Den ganzen Tag war ich abweisender als sonst gewesen. Ich wusste einfach nicht, wie ich im Moment mit den beiden umgehen sollte. Ganz normal wie bisher ging nun nicht mehr.

Sanft zog Kacchan mich in eine Umarmung. „Danke für das schöne Wochenende. Ich hole dich morgen wie gewohnt ab. Lass mich nicht zu lange warten...“, sagte er leise und ließ mich los.

Ich blickte ihm nach als er aus dem Auto stieg und seiner Mutter ihre Taschen abnahm.

Auch ich krabbelte vom Rücksitz, streckte mich und nahm meiner Mutter unsere beiden Taschen ab.
 

Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, ging ich mit meiner Mutter nach Hause. Sie bedachte mich immer wieder mit sorgenvollen Blicken, sagte aber nichts.

Zuhause angekommen machte sie uns ein paar Sandwichs, schickte mich nach dem Essen zum Baden und dann ins Bett.

Dankbar umarmte ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie war wirklich die beste Mutter überhaupt!
 

Tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  mor
2020-10-12T10:13:26+00:00 12.10.2020 12:13
Bam....das zweite Geständnis ^^
Von:  Yuna_musume_satan
2020-10-11T06:54:15+00:00 11.10.2020 08:54
Hach izu ist einfach Hals über Kopf und Sho und Kat verliebt und hat es sich noch nicht selbst eingestanden. Mannno warum quällt er sich soo er kann doch mit beiden glücklich werden.

Wieder mal ein super Kapitel und ich hoffe das ich bald das nächste lesen kann ;)
Antwort von:  Rebi-chan
11.10.2020 09:49
Bald ist am Mittwoch ^^

Und das mit dem Eingestehen ist so ne Sache... Wie will man sich etwas eingestehen, wenn man selbst noch nicht mal ne Ahnung hat, was man fühlt xD


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