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The fragrant Flower

von

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Tulpe


 

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Über die nächsten Tage war Milo mit zweierlei Dingen beschäftigt. Zum einen gab er sich größte Mühe Fenin, der sich tatsächlich überraschend gut von dem Angriff erholte, gesundzupflegen. Zum anderen übte er sich darin, zwischen seinen beiden Formen hin und herzuwechseln. Auch wenn sich Fenin die ganze Zeit über in seiner Dämonenform befand, so übte Milo meist außerhalb seines Blickfeldes. Obwohl es vermutlich lächerlich war, so fühlte er sich überaus unwohl mit dieser ganzen Sache und war lieber alleine, wenn er zu dem wurde, was er sein ganzen Leben lang abgrundtief gehasst und gejagt hatte. So leicht ihm die Verwandlung mittlerweile, nachdem er einmal wusste worauf er sich konzentrieren musste auch fiel, er konnte noch immer nicht sagen was seine Stärken waren, worin seine Fähigkeiten lagen. Seine Flügel verteilten Puder, das nicht einmal eine besondere Wirkung zu haben schien, außer dass es hoch entflammbar war. Andererseits war sich Milo nicht einmal sicher, ob er diese Kräfte überhaupt anwenden wollen würde.

Erschöpft kehrte er an diesem Abend in ihr Lager zurück. Auch heute hatte er neben seinem Training versucht, etwas essbares aufzutreiben. Nicht nur war er nicht ansatzweise so erfolgreich wie Fenin, er hatte nicht einmal ein anderes Lebewesen finden und jagen können. Vielleicht war er doch kein Dämon, sondern irgendetwas anderes.

Fenin saß vor dem kleinen Feuer auf einem Stein und schaute abwesend in die Flammen. Hätte er die Augen geschlossen gehabt, hätte man annehmen können, er schliefe. Für einige Sekunden schaute Milo ihn einfach an, was ihm warm ums Herz werden ließ. Seit dem Kampf gegen Sairal hatte sich einiges geändert. Bereits davor hatte er seine Gefühle für Fenin akzeptiert gehabt, doch seitdem er den anderen beinahe verloren hätte, schienen sie noch stärker geworden zu sein. Er hinterfragte nichts mehr und wollte stattdessen jeden Augenblick mit ihm genießen. Selbst jetzt, da er in seiner Dämonenform vor ihm saß, spürte er nichts als Zuneigung ihm gegenüber.

„Du warst lange weg.“ Milo hatte gar nicht bemerkt, dass Fenin seinen Blick von dem Feuer auf ihn gerichtet hatte. Er war nicht halb so verlegen darüber, dass sein Starren entdeckt worden war, wie er vermutlich hätte sein sollen. Stattdessen schenkte er Fenin ein sanftes Lächeln, beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn auf die Lippen.

„Tut mir leid.“ Er wollte Fenin nicht von seiner misslungenen Jagd erzählen, doch natürlich hatte dieser ihn längst durchschaut.

„Solange du zurückkommst, kannst du gehen wohin und solange du willst. Ich hatte lediglich Sorge, dass du dich verirrt hast. Außerdem dachte ich mir, dass wir wieder einmal etwas essen könnten. Ich wollte nicht einfach losziehen, so lange du weg bist.“ Milo hob nur eine Augenbraue, immerhin wussten sie beide genau, dass es ein leichtes für Fenin war ihn zu finden. Wenn er sich Sorgen machte, könnte er sich sogleich Sicherheit verschaffen und wenn er losziehen wollte, könnte er ihm Bescheid geben. Milo war klar, dass es nur eine höfliche Art war zu sagen, dass er seine misslungene Jagd von heute übernehmen und so endlich für etwas Essen sorgen würde.

„Du bist noch immer verletzt“, lenkte Milo das Thema auf den Grund, aus dem sie die letzten Tage nicht nur hier verweilt, sondern auch gehungert hatten. Mittlerweile hatte sich zwar eine schöne Kruste auf den Wunden gebildet und auch die Verbrennungen waren nur noch als rote Haut erkennbar, trotzdem wollte Milo kein Risiko eingehen, dass diese wieder rissen und Fenin erneut so viel Blut verlor.

„Was denkst du, was ich jage? Weder ein Reh noch ein Kaninchen werden mich ernsthaft verletzen können. Ich bin wieder stark genug, um meine Kräfte einzusetzen.“ Ein ungewohnt fröhliches Lächeln umspielte Fenins Lippen. Generell wirkte der Dämon heute besonders gut gelaunt. „Aber es freut mich, dass du dir solche Sorgen um mich machst. Du kannst gerne mitkommen.“ Es war das erste Mal, dass er dieses Angebot machte, doch Milo schüttelte fast augenblicklich seinen Kopf. Er würde es für Fenin nur unnötig schwer machen.

Milos Blick heftete sich an Fenins rote Augen, während ihm plötzlich durch den Kopf ging, wie lange sie sich nicht mehr nah gewesen waren. Er hatte es nicht mitbekommen, doch über die kurze Zeit, in der sie intim geworden waren, hatte sich Milo so sehr daran gewöhnt, dass er sich nach nur ein paar Tagen wie ausgehungert fühlte. Natürlich hatte er Fenin in dessen Zustand absolute Ruhe gegönnt, trotzdem war es ihm schwer gefallen seine Finger und unmöglich gewesen, seine Blicke von ihm zu lassen. Und so wanderte auch nun sein Blick wieder von Fenins Augen zu dessen Lippen. Diese feinen, schmalen Lippen, die eindeutig geküsst werden wollten. Natürlich konnte sich Milo nicht zurückhalten. Das konnte er nie, wenn es um diese Art der Zuneigung ging. Für einige Sekunden verloren sie sich beide in einem innigen Kuss. Ihre Lippen feste aufeinander gepresst, umspielten sich ihre Zungen, bis Milos Hand schließlich wie von selbst zu Fenins Hüfte fand. Dieser wies sie zwar nicht ab, beendete aber wohl den Kuss.

„Was ist?“, fragte Milo etwas ungnädig nach, während er die Lage seiner Hand bemerkte. Dennoch ließ er sie an Ort und Stelle liegen und begann sogar den anderen leicht durch den Stoff seiner Kleidung zu streicheln.

„Willst du mich so von einer Jagd abhalten?“ Fenin klang unüberhörbar amüsiert.

„Warum bist du heute so gut gelaunt?“

„Ist das etwas schlechtes? Ich freue mich einfach, dass wir zusammen sind. Es mag vielleicht egoistisch klingen und aus deiner Sicht das genaue Gegenteil sein, aber ich bin froh, dass du kein Mensch bist.“ Milos Hand fror in der Bewegung ein, doch ihm war schnell klar, worum es ihm ging. Leicht schüttelte er seinen Kopf.

„Ich weiß noch nicht, wie ich mich deswegen fühlen soll. Aber ich bin auch froh, dass ich nicht irgendwann als alter Mann an deiner Seite wandern muss.“ Während Dämonen gut und gerne hunderte von Jahren alt werden konnten, endete das Leben eines Menschen meist nach einigen Jahrzehnten. So würden sie deutlich länger miteinander verbringen können, in diesem Punkt stimmte er Fenin zu. Doch noch etwas anderes beschäftigte ihn bereits seit dem Angriff. „Hättest du meiner Seele lange widerstehen können?“ Seine Seele. Besaß er nun überhaupt eine? Und wann genau würde er selbst nach diesem Gut gieren? Er wusste eigentlich gar nichts darüber. Es hieß nur immer, dass Dämonen Seelen verschlangen und Sairal hatte immerhin davon gesprochen. Genauso wie Falamir. Doch wie viel Wissen konnte dieser Magier haben, der ihn nicht einmal als Dämon erkannt hatte? Genauso wenig wie seine Hunde.

„Seelen sind nichts notwendiges. Ich habe in Jahrzehnten keine mehr verschlungen und würde es sicherlich nicht für den einmaligen Genuss tun, wenn ich dich ein Menschenleben lang genießen könnte.“ Seine Hand legte sich auf Milos, die noch immer an seiner Hüfte verweilte. Sanft hob er sie an und hauchte einen warmen Kuss auf die kalte Haut. „Lass mich etwas jagen und wir können mit vollen Mägen unsere gemeinsame Zeit noch besser genießen.“ Milos Blick hatte sich wieder auf Fenins Augen gerichtet, in denen er sich geradezu verlor. Wie konnte ihn dieser Kerl nur derartig verrückt machen? Trotzdem riss er sich dieses Mal zusammen.

„Was ist mit Sairal?“ Über ihn hatten sie die letzten Tage bereits das ein oder andere Mal gesprochen. Am Tag nach dem Kampf war Milo der Spur gefolgt, die der brennende Dämon in dem zugeschneiten Wald hinterlassen hatte. Natürlich hatte sie irgendwann geendet, ohne dass eine Leiche oder ähnliches zu finden war, das ihm versicherte, dass es ihn nicht mehr gab. Milo hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Dämon durch so etwas gestorben war, trotzdem hatte er es gehofft.

„Mach dir keine Sorge, so schnell wird er sich nicht wieder blicken lassen“, wiederholte Fenin seine Worte von ihren letzten Gesprächen. Zu gerne würde Milo seiner Erfahrung und Einschätzung glauben, doch die Sorge, dass dieser hinterlistige Dämon sein bisheriges Verhalten veränderte und Fenin im Wald auflauerte, war zu groß. Selbst ein Dämon würde sich in sechs Jahren, in denen sich die beiden nicht mehr über den Weg gelaufen waren, ändern können.

„Wie kam es dazu, dass ein Blumendämon und ein Feuerdämon zusammenfinden?“ Er wusste selbst nicht, warum er diese Frage gerade jetzt stellte. Vermutlich versuchte er so den anderen am Gehen zu hindern, da er nicht weiter mit ihm diskutieren konnte. Doch tatsächlich interessierte ihn die Antwort auf diese Frage. Er hatte sich seit dem Aufeinandertreffen nicht nur einmal gefragt, wie es eine Anziehung zwischen den beiden gegeben haben konnte. Bei Milo und Fenin war es eindeutig. Blumen und Schmetterlinge hatten in der Natur eine starke Beziehung zueinander und so mussten auch ihre Fähigkeiten aufeinander wirken. Doch wie sah es bei dem Element Feuer aus, dass eine Blume höchstens zerstören konnte? Fenin schüttelte leicht den Kopf.

„Wir sind uns eines Nachts über den Weg gelaufen. Ich war von seinem starken Auftreten beeindruckt und er scheint irgendeinen Nutzen aus mir gezogen zu haben. Der einzige Grund aus dem die meisten Dämonen, und vor allem einer wie Sairal, eine Bindung eingehen.“ Fenins Haltung machte deutlich, dass er nicht ausführlicher werden wollte, was für Milo vollkommen in Ordnung war. Wenn er noch einmal darüber nachdachte, wollte er gar nichts aus ihrer gemeinsamen Zeit wissen. Die Tatsache, dass Fenin irgendwann einmal mit diesem Monster glücklich gewesen war, machten ihn rasend. Genauso wie die Vorstellung, was die beiden miteinander angestellt haben könnten. „All die Jahre dachte ich, ich sei glücklich. Aber nun weiß ich, was wahres Glück ist“, riss Fenin ihn aus seinen Gedanken, scheinbar genau wissend, wo er mit diesen war. „Ich danke dir, Milo.“
 

Kurz darauf kam Fenin tatsächlich mit einer kleinen Beute zurück, die sie sogleich grillten. Während Milo sich nicht entscheiden konnte, ob er nun das duftende Fleisch oder doch lieber Fenin beobachten sollte, starrte dieser wieder einmal abwesend in die Flammen. Er konnte nur erahnen, was im Kopf des anderen vor sich ging. Vermutlich waren mit diesem Aufeinandertreffen viele Erinnerungen an seine Vergangenheit wieder hochgekommen. Zu gerne hätte er ihm irgendwie geholfen, stattdessen ließ er Fenin aber seine Ruhe. Als der Dämon nach einer Weile schließlich seinen Blick hob, war Milo so vertieft darin, ihn einfach nur zu beobachten, dass es ihm unangenehm war, ertappt worden zu sein.

„Damals wusste ich nicht, was für ein rachsüchtiger Dämon Sairal ist. Natürlich haben die meisten Dämonen ähnliche Charakterzüge, aber bei ihm war ich wohl einfach etwas gutgläubig. Ich schätze irgendwann wird er wieder auftauchen, um seine Rache zu bekommen, mehr denn je. Aber genauso zuversichtlich bin ich, dass wir ihn erneut besiegen werden. Zusammen.“ Diese kleine Ansprache kam unerwartet. Trotzdem nickte Milo.

„Zusammen wird uns niemand aufhalten.“ Er war immer noch nervös, bei dem Gedanken, dass dieser Teufel irgendwo da draußen auf sie lauerte, doch nun waren sie zwei gegen einen. Und je länger sie miteinander unterwegs sein würden, desto besser würden sie auch zusammen arbeiten, da war er sich sicher. „Aber lass uns fürs Erste nicht mehr über ihn sprechen.“ Milo hatte es satt, ständig an Sairal denken zu müssen. Auch wenn er sich nach wie vor an dem Dämon rächen wollte, so wusste er nun, dass es mittlerweile wichtigere Dinge in seinem Leben gab, die er nicht einfach so riskieren konnte. Doch irgendwann würde es soweit sein, schließlich hatten sie nun alle Zeit der Welt.

„Möchtest du essen?“ Noch während Fenin fragte, holte er bereits das leicht verbrannte Fleisch aus dem Feuer. Augenblicklich erschien ein Funkeln in Milos Augen.

„Liebend gerne. Aber können wir die Hauptspeise nicht auf später verschieben und ausnahmsweise mit dem Dessert anfangen?“ Ihre Augen trafen sich und Milo spürte, dass Fenin seine Anspielung sehr wohl verstand. So hungrig er auch war, er wollte nicht noch länger warten müssen. Die Aussicht auf eine gemeinsame Nacht ließ Milo nur noch ungeduldiger werden. Fenin aber blieb eisern.

„Ohne ein ordentliches Essen ist es kein Nachtisch.“ Mit einem neckischen Lächeln auf den Lippen, drückte er ihm einen Zweig mit Fleisch in die Hand und begann selbst zu essen.



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