Zum Inhalt der Seite

Die Macht der Träume

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Na das hat ja wunderbar funktioniert. Mit hochrotem Kopf laufe ich in den nächstbesten Korridor und lasse mich auf den Boden sinken, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Händen. Ich sehe Malfoy vor mir, wie er mich perplex angesehen hat als ich ihn (für ihn aus dem Nichts) angebrüllt habe. Er war so überrumpelt und verwirrt, dass er nicht einmal etwas dazu sagen konnte. Ich stelle mir vor, dass er mir nachgesehen und mit seinen Freunden über mich gelacht hat. Oh Mann, ich muss mich dringend in den Griff kriegen! Trotz allem versuche ich, mich zu beruhigen. Er wird niemals dahinterkommen, was der Grund für mein seltsames Verhalten war. Die Tatsache, dass ich einen Traum hatte, in dem wir offensichtlich in einer Beziehung – noch dazu in einer glücklichen – waren, ist zu abwegig. Ich muss versuchen, diesen Traum zu vergessen. Sicher ist er nur entstanden, weil Malfoy mich so beschäftigt. Ich sehe ihn jeden Tag und wir geraten regelmäßig aneinander. Da ist es doch klar, dass mein Unterbewusstsein das auch mal verarbeiten muss. Es hat da eben nur etwas überkompensiert. Mit diesem beruhigenden Gedanken mache ich mich auf zur ersten Unterrichtsstunde.
 

Erst als ich vor dem Klassenzimmer stehe, fällt mir ein, dass wir diese Stunde mit den Slytherins haben. Nun ja. Kontakt mit ihm wird mir sowieso nicht erspart bleiben, warum es also nicht gleich hinter mich bringen. Ich stelle mich zu Ron und Hermine. Die beiden sehen mich besorgt und fragend an. „Was war denn los mit dir beim Frühstück? Du warst die ganze Zeit so komisch.“, sagt Hermine.

Ich versuche, einen beschwichtigenden Gesichtsausdruck aufzusetzen. Vermutlich gelingt es mir nur mäßig. „Ich habe einfach einen schlechten Tag. Ich hatte einen... beunruhigenden Traum und irgendwie habe ich mich davon noch nicht so recht erholt. Und als ich dann Malfoy gesehen habe, da ist es wohl einfach in mir übergekocht.“ Ich zucke mit den Schultern als würde ich das Ganze einfach abtun. Ron nickt neben mir. „Total verständlich. Wenn ich das Frettchen sehe, wird mein Tag auch immer gleich schlechter.“, sagt er, grinst mich an und zwinkert mir zu. Trotz allem muss ich auflachen; Ron konnte mich schon immer zum Lachen bringen. Hermine rollt die Augen, hakt sich bei uns ein und wir gehen gemeinsam in den Klassenraum. Wir suchen uns Plätze, die so weit hinten wie möglich sind.
 

Plötzlich baut sich Malfoy vor mir auf und sieht mich hämisch an. Mein Herz klopft vor Nervosität und ich kann nur hoffen, dass man mir das nicht anmerkt. „Na, Potter? Kannst du heute überhaupt am Unterricht teilnehmen, jetzt wo der letzte Rest deines Gehirns auch noch aufgegeben hat?“

Ich spüre wie mir die Hitze ins Gesicht steigt und hoffe inständig, dass das als Wut interpretiert wird und nicht als Folge davon, wie nahe mir Malfoy ist. Unwillkürlich muss ich wieder an meinen Traum denken. Ich frage mich, wie es wäre, meine Hand wirklich über seine Haare streichen zu lassen, wie sie sich anfühlen würden. Ob er wohl wirklich so auf meine Berührungen reagieren würde, wie viel es wohl bräuchte, um ihn komplett um den Verstand zu bringen. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein weiß ich, dass ich ihn schon viel zu lange anstarre. Ich habe keine Ahnung ob er inzwischen noch etwas gesagt hat oder nicht.

Mit viel Anstrengung hebe ich meinen Blick, der sich inzwischen definitiv zu weit unten befunden hat, und sehe ihm in die Augen. „Selbst dieser letzte Rest ist noch immer viel mehr als du jemals haben wirst.“, gifte ich ihn an. Doch selbst mir ist klar, dass das nicht gerade meine beste Retourkutsche war. Ron sieht mich etwas merkwürdig von der Seite an, schüttelt schließlich den Kopf und schießt ein „Zieh Leine, Malfoy.“ in dessen ungefähre Richtung.

Malfoy und seine Freunde lachen nur und verziehen sich erstaunlicherweise tatsächlich in die vorderen Reihen. //Vermutlich, weil ich mich sowieso schon ganz alleine blamiert habe.//, denke ich bitter und stütze mit einem leisen Stöhnen mein Gesicht in meine Hände. Ron klopft mir mit einem mitleidigen Lächeln freundschaftlich auf den Rücken.
 

Lange habe ich immerhin nicht Zeit, darüber nachzudenken, denn Professor Snape schreitet in den Raum. Er sieht noch genervter aus als sonst und ich stelle mich schon einmal auf eine anstrengende Stunde ein. „Da ein paar Beschwerden bei der Schulleitung eingegangen sind, ich wäre angeblich unfair...“, fängt er an und verdreht dabei die Augen als wäre dies völlig abwegig. „...werden wir heute die Partner für das Brauen des Trankes auslosen. Häuserübergreifend.“

Ein Stöhnen und Raunen geht durch den ganzen Raum; damit ist bestimmt niemand sonderlich glücklich. Ohne, dass ich es aufhalten kann, wandern meine Augen zu Malfoy, doch sofort zwinge ich sie zurück zu Snape. Nur nicht irgendetwas heraufbeschwören. Wir sind viele; die Chance, dass ich genau mit Malfoy zusammen in ein Team gesteckt werde, ist minimal. Ich entspanne mich etwas und konzentriere mich auf den Topf, in den Professor Snape offenbar unsere Namen geworfen hat.
 

Er holt einen Schüler aus der ersten Reihe und lässt ihn die Teams ziehen und vorlesen. Ich muss einige Zeit warten und es sind immer weniger Schüler und Schülerinnen übrig. Malfoy ist unter ihnen und ich werde wieder nervös. Ich habe keine Ahnung wie ich reagieren werde, wenn wir uns bei der Arbeit zufällig berühren und uns einfach generell näher sind als normalerweise. „Harry Potter!“, liest der Schüler vor und ich setze mich kerzengerade hin. „Und Draco Malfoy.“. Natürlich. Irgendjemand da oben muss etwas gegen mich haben. Ich stöhne und lasse meinen Kopf auf meine verschränkten Hände auf dem Tisch fallen. Ich höre Malfoy lautstark protestieren und hebe meinen Blick hoffnungsvoll. Er ist Snapes Lieblingsschüler, sicher wird er...

„Das reicht, Mr. Malfoy, die Regeln gelten für alle!“, herrscht Snape ihn an. Malfoy scheint geschockt und ich muss leise kichern. Na gut, er konnte die Zusammenarbeit nicht verhindern, aber es gibt mir doch eine gewisse Genugtuung, dass auch er einmal Snapes Ärger auf sich gezogen hat. Ich entspanne mich ein wenig und spüre, wie ich wieder mehr ich selbst bin.
 

Als alle Namen durch sind, stehen wir widerwillig auf, um uns zu den jeweiligen Teams zusammenzuschließen. Ich erreiche Malfoy und lasse mich auf den Stuhl neben ihm fallen. Er funkelt mich wütend an und zischt mir zu: „Wehe, du versaust mir meine Note, Potter! Du machst genau was ich sage!“ Ich sehe genervt zu ihm. Leider fällt mir kein sinnvoller Konter ein, denn wir wissen schließlich beide genau, wie schlecht ich in Zaubertränke bin. Trotzdem möchte ich das nicht einfach so stehen lassen und sammle meinen ganzen Gryffindor-Mut. „Ich soll alles tun, was du sagst? Ist das generell eine Fantasie von dir, Malfoy?“, frage ich leise und setze einen wie ich hoffe anzüglichen Blick auf. Wenn ich schon ständig an diesen Traum denke, dann soll das auch zu etwas gut sein. Malfoy starrt mich mit großen Augen an und ich halte seinen Blick stur. Damit hat er wohl gar nicht gerechnet und nun fehlen ihm die Worte. Ehrlich gesagt bin ich direkt stolz auf mich.

Ich sehe, wie ihm langsam die Röte ins Gesicht steigt; weiß Merlin, was in seinem Kopf vorgeht. Nun fühle ich mich definitiv besser, da ich nicht mehr alleine in meiner Verlegenheit bin. Ich stehe auf, beuge mich vor bis ich nahe an seinem Ohr bin und sage: „Ach nein, du stehst sicher genau auf das Gegenteil oder?“ Ein Zittern geht durch seinen ganzen Körper, er schluckt und seine Augen fallen kurz zu. Interessant...
 

Bevor ich mich hier noch weiter in etwas verstricken kann, richte ich mich wieder auf und gehe schnurstracks nach vorne um die ersten Zutaten zu holen. Mein Hände zittern ein wenig; dieser Austausch ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Was ist da bloß in mich gefahren? Ich räuspere mich und versuche, mich zusammenzureißen. Ron, Hermine und ich tauschen am Zutatentisch ein paar Worte, ich kassiere wieder einmal mitleidige Blicke, doch Hermine findet aufbauende Worte für mich: „Immerhin ist dir eine gute Note so gut wie sicher.“
 

Wo sie Recht hat, hat sie Recht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen! Ich freue mich über Kommentare. :-) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück