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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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2.1.2024: Laib

Sie griff nach dem Laib Brot und setzte das Messer an. Es war ein schönes Brot, Graubrot, mit einer hübschen Mehlschicht darum, noch knusprig und duftend. Aber auch schwer. Schwerer und fester als diese einfachen Gebäcke aus farblosem Mehl, durchgesiebt, bis nichts als Weiß mehr übrig geblieben war. Ja, hier steckte noch Farbe und Kraft drin. Und Geruch. Und Geschmack – auch wenn der manchmal vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig war. Aber vor allem steckte Kraft darin. Kraft, die sie dringend benötigte, wenn es wieder hinaus an die Arbeit ging. Zurück in den Regen, zurück aufs Feld, zurück zu den Kartoffeln, die im herbstlichen Wind und Regen dringend aus der Erde geholt werden mussten, damit sie nicht verdarben. Es steckte viel Arbeit, Zeit und Hoffnung in diesen Kartoffeln. Sie mussten sie und ihre Familie über den Winter bringen. Einen strengen Winter, wie der Blick auf das Wetter des vergangenen Jahres ihr verriet. Ein Blick auf die Wolken und Temperaturen, die Regenfälle und Sonnenstrahlen. Vor allem aber auch ein Blick auf die Bäume und anderen Pflanzen um sie herum. Das Grün und wann es im Frühjahr erstmals erschien, wie satt es den Sommer über wurde, geziert von Beeren, Nüssen und anderem Obst. Die Fülle an Süße, die damit einhergegangen war – aber auch die Fülle an Verderb, als die großen Plagen an Wespen und Hornissen einen Großteil dieser üppigen Ernte vernichtet hatten, noch bevor die Früchte richtig reif gewesen waren. All das waren Zeichen für einen harten Winter. Einen langen Winter. Also mussten die Kartoffeln als Basis genügen. Viel anderes blieb nicht, das sie den gesamten Winter über einkellern konnten. Ein paar Rüben, wenn die Mäuse sie nicht bereits vertilgt hatten. Aber die brauchte sie auch Größtenteils für das Vieh. Auch das wollte den Winter über versorgt sein, sich nicht nur vom Heu ernähren. Und sie wiederum brauchte das Vieh, brauchte die frische Milch, die Eier, den Käse und ja, manchmal, wenn es gar nicht anders ging, auch ein bisschen Fleisch. Aber daran dachte sie nur ungern. Erst wollte sie sich an den anderen Vorräten bedienen, die letzten Kohlköpfe noch zu Sauerkraut verarbeiten und wenn die Eichhörnchen ein paar übrig ließen, den Vorrat um Walnüsse ergänzen. Oder Pilze, jetzt war die Zeit dafür. Am Herdfeuer konnte sie sie auch trocknen. Die Vorstellung gefiel ihr deutlich besser. Und vielleicht hatte sie Glück, dass der strenge Winter vor allem mit Kälte und weniger mit meterhohem Schnee kam? Dann konnte sie wenigstens das mühsam gesparte Geld nehmen, um im Notfall den dreistündigen Ritt ins Dorf zu wagen und dort ein paar Lebensmittel zu kaufen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gedankenchaotin
2024-01-02T10:23:54+00:00 02.01.2024 11:23
Hey du,
deine ersten beiden Geschichten gefallen mir wirklich gut. ♥
In der ersten Geschichte kann ich Sara sehr gut verstehen, denn ich bin auch so ein Mensch, der nach der Arbeit einfach nur seine Ruhe will.
Und erst recht am Geburtstag.

Bei dieser Geschichte spürt man Zerrissenheit, aber auch die Hoffnung, die am Ende des Textes mitschwingt.
Ich freu mich auf weitere Geschichten von dir und bin auch morgen wieder dabei :)

Liebe Grüße Melanie
P.S. Deine Mail kommt heute Abend ♥
Antwort von:  Geminy-van-Blubel
02.01.2024 13:33
Hallo Melanie,

ganz großes Dankeschön :D Ich war selbst überrascht, dass die beiden Texte mir so gut von der Hand gingen - da steigt die Motivation direkt noch mehr :) Bin gespannt, was duden.de mir morgen Schönes vorschlägt ;)

Liebe Grüße und bis ganz bald :D


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