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Rainy Day

von

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Rainy Day
 

Schweigend saß sie neben ihm, während sich die Atmosphäre draußen immer weiter verfinsterte. Er blickte nachdenklich aus dem Fenster, schien sie ein weiteres Mal nicht zu beachten. Wenn sie sich den Himmel so ansah, mochte sie meinen, er gäbe ihre Stimmung wieder. Düsteres grau vermischte sich mit dem blassen Rot der anbrechenden Dämmerung und an vielen Stellen war alles ganz und gar von den tiefschwarzen Regenwolken bedeckt, die jeden Moment zu Platzen drohten.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange der Bus nun schon diese einsame Landstraße entlang fuhr, ob sie jemals ankommen würden - oder was im Kopf ihres Bruders vorging. Weshalb konnte er ihr nicht mehr in die Augen schauen? Sie, seine kleine Schwester, die ihm mehr bedeutete als sein Leben, wie er immer gesagt hatte. Er behandelte sie vollkommen kalt, abweisend, oft sogar, als wäre sie nicht da. Das ging nun schon seit fast einem viertel Jahr so und sie merkte, dass sie mit dieser Situation immer weniger zurecht kam.

Erste Regentropfen prasselten gegen die kalten Fensterscheiben, wurden schnell dicker und verursachten auf der schmalen Straße rasch eine kleine Sintflut. Am liebsten hätte sie angefangen zu weinen. Dieses ganze Szenario beschrieb nur allzu genau, wie es in ihrem Inneren aussah. Allerdings hatte sie keine Lust, ihre Gefühle hier so offen zu zeigen - und noch dazu vor ihm, der sich sowieso nicht mehr dafür zu interessieren schien...

Allmählich brach die Nacht herein und sie fragte sich wirklich, ob sie wohl heute noch nach Hause kommen würden. Der Bus war, bis auf eine ältere Dame, die weiter hinten in einer Bank schlief, vollkommen leer. Der Fahrer machte den Eindruck, als sei er von dem heftigen Sturm und dem wolkenbruchartigen Regen ziemlich irritiert. Er machte sich wohl Sorgen, irgendwo im Graben zu landen und verlangsamte deshalb das Tempo ein weiteres Mal.
 

Der junge Mann neben ihr war sichtlich ungeduldig und auch ihr behagte es mit der Zeit gar nicht mehr, in diesem einsamen Fahrzeug zu sitzen, kein Wort zu sprechen, eingehüllt vom dunklen Licht des beginnenden Abends.

Plötzlich stoppte der Bus. Als der Fahrer beschämt verkündete, er wüsste nicht, wo sie sich befänden und ihm wäre der Treibstoff ausgegangen, bekam das Mädchen riesige Angst. Am liebsten hätte sie sich ganz fest an ihren Bruder geklammert, der ihr immer das Gefühl gab, dass alles gut werden würde, wenn sie nur zusammen waren. Doch das konnte sie in diesem Augenblick schlecht tun! Wie würde er wohl reagieren? Ob er sie wegstoßen würde? Sie beschloss, es nicht ausprobieren zu wollen.

Schließlich hatte er genug. Er stand auf, ging nach vorne und forderte den Mann am Steuer auf, die Türe zu öffnen. Dieser sah ihn verwundert an, gehorchte dann jedoch aufgrund einiger drohender Blicke seines Gegenübers. Als sie erkannte, was ihr Bruder vorhatte, sprang sie hoch, um ihm hinterher zu laufen. Draußen wütete ein heftiges Unwetter.

Sie rief ihm zu, was er denn eigentlich vorhabe, bekam allerdings keine Antwort. Der Junge lief einfach völlig ziellos über die weite, matschige Wiese und bald konnte sie ihn durch den dichten Nebel nicht mehr sehen. Wieder und wieder schrie sie seinen Namen, immer verzweifelter wurde ihre Stimme, doch nichts rührte sich. Der Regen hatte sie bereits bis auf die Haut durchnässt. Sie rannte blindlings durch den zähen Schlamm, der sie immer wieder stolpern ließ, sodass sie nach kurzer Zeit nicht nur nass, sondern auch ziemlich verdreckt war. Wo war er denn hinverschwunden? Auf einmal hörte sie wie aus weiter Ferne einen markerschütternden Schrei, der ganz eindeutig von ihrem Bruder stammen musste. Sie bewegte sich vorsichtig in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, vorwärts. Bald kam sie bei ihm an und wunderte sich, was denn nun überhaupt geschehen war. Er kniete auf dem überschwemmten Gras, den Körper leicht nach vorne gebeugt, die Finger tief in die feuchte Erde gegraben. Sie trat langsam auf ihn zu, wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Es schien, als weinte er. Ihr Bruder, dieser starke Junge, der selten offen seine Gefühle kundtat, saß nun da, wie ein Häufchen Elend. Er streckte den Arm aus, was ihr sagen sollte, nicht näher zu kommen. Jetzt war es ihr aber egal, was er sagte oder nicht, was er wollte oder nicht. Sie musste endlich wissen, was mit ihrem Bruder los war. Schließlich stand sie hinter ihm, bewegte sich nicht und wartete darauf, dass er nun etwas tat.

"Es geht alles schief!", flüsterte er mit zitternder Stimme. "Mein ganzes Leben läuft verkehrt!"

Zwar verstand sie nicht, was er damit meinte, aber sie hörte ihm dennoch schweigend zu.

"Zuerst starben unsere Eltern, dann muss ich mit fünfzehn Jahren eine Firma übernehmen und zu guter Letzt..." Er sprach nicht weiter, sondern drehte sich langsam um und blickte sie mit seinen wunderschönen blauen Augen an, die jedoch in diesem Moment jeglichen Glanz verloren hatten.

Sie fragte sich, wie der Satz wohl weiter gegangen wäre, wollte ihn aber nicht danach fragen. Am liebsten hätte sie ihn ganz fest in die Arme geschlossen. Wahrlich, das war ein hartes Schicksal und sie hatte nie gewusst, dass es ihm so viele Probleme bereitete, damit klar zu kommen. Das Mädchen blieb jedoch stehen und brachte kein Wort heraus. Taumelnd richtete er sich auf, kam auf sie zu und nahm sie bei der Hand. Sie spürte ein wohltuendes Kribbeln in der Magengegend. Wie lange hatte er sie nicht mehr so berührt? Es musste mindestens drei Monate zurückliegen. Da sie in dem Nebel niemals zurück zum Bus gefunden hätten, deutete er auf eine Hütte, die sich nur ein paar Meter von ihnen entfernt befand und zog sie mit sich dorthin. Mit erheblichem Kraftaufwand, den er in seinem geschwächten Zustand nur schwer aufbringen konnte, stemmte er das Tor des alten Stadels auf. Sie hatten Glück. Drinnen war es ein wenig wärmer und der Boden war mit einer Strohschicht ausgelegt, die sich am anderen Ende des Gebäudes bis zur Decke auftürmte. Er warf sich erschöpft hinein, wobei er den Kopf sofort wieder von ihr abwand, als sie seinen Blickkontakt suchte.

Sogar als sie sich neben ihn setzte, wandte er ihr den Rücken zu. Und nun war sie es, der die Tränen in Strömen über die Wangen flossen. Sie versuchte es nach Möglichkeit zu unterdrücken, damit er es nicht bemerkte, was ihr allerdings nur kläglich gelang.

Kurz sah er sie an, drehte sich dann wieder um und schien sie zu ignorieren. Sie fror erbärmlich in ihren durchnässten Kleidern. Schluchzend stand sie auf und war im Begriff, die Hütte zu verlassen. Da sprang er auf um sich ihr in den Weg zu stellen. Er ergriff ihre Hände, zog sie unsanft zurück in die Ecke, in der sie eben gelegen hatten. Die Art und Weise, wie er sie ansah, machte ihr Angst. In seinem Blick lagen Wut, Verzweiflung, Furcht und ein Ausdruck, den sie nicht definieren konnte. Sie vergrub ihr Gesicht im stechenden Stroh um ihm auszuweichen. Plötzlich merkte sie, wie er seinen Mantel, der natürlich auch klatschnass war, um ihre Schultern legte. Draußen wütete immer noch dieses grauenvolle Unwetter, doch in ihrem Inneren begann es allmählich zu verschwinden. Es hatte den Anschein, als wäre sie ihm doch nicht so egal, wie er immer vorgegeben hatte. Mit feuchten Augen sah sie ihn an, was auf seine traurigen, wütenden Züge ein schwaches Lächeln zauberte. Sie kauerte nur da, ohne etwas bestimmtes zu tun oder zu sagen, doch es schien ihn ungemein zu beeindrucken, denn langsam kam das altbekannte Leuchten in seinen tiefgründigen Augen zurück. Durch ihre nassen Klamotten wurden ihre weiblichen Formen umso mehr betont, was ihn wiederum zum staunen brachte. Hatte er denn noch nie ein Mädchen gesehen? Hatte er sie nie gesehen?

Letztendlich beschloss sie, die Kleider abzulegen - immerhin war er nur ihr Bruder!

Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus und beobachtete ihn dabei stetig mit einem sanften grinsen. Danach legte sie sich wieder auf das unangenehm pieksende Stroh. Was sie vorher nicht bemerkt hatte, war, dass ihr Bruder schrecklich zitterte. Sie fragte sich, ob es von der Kälte kam und begann damit, auch ihn von seiner Kleidung zu befreien. Sie spürte dabei, wie er mit jedem Mal, das sie ihn berührte, erneut zusammenzuckte.
 

Hinterher lagen sich die beiden Geschwister gegenüber und blickten einander endlich wieder an, so wie es immer gewesen war. Und sie fühlte, dass alles, was nun geschah, vollkommen unwichtig war, solange sie bei ihm sein konnte. Nach einer Weile wandte er den Kopf ab. Sie sah ihn verwundert an, wobei sie das zweite Mal an diesem Tag, Tränen in den nun wieder erloschenen Augen sah. Schnell kroch sie auf ihn zu, legte ihren Arm um ihn und zog ihn eng an sich. Wieder durchlief ein Schauer den Körper ihres Bruders, was sie erkennen ließ, dass es wohl an ihr liegen musste. Sie schreckte zurück. Fürchtete er sich vor ihr? Hatte sie irgendetwas schlimmes getan? Oder war sie etwa so abstoßend? Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand, welche die ihre sofort ergriff, aber auch schrecklich zitterte.

Wieder wollte sie sich von ihm lösen, doch er hielt sie verzweifelt fest. Verwirrt versuchte sie, ihn direkt anzusehen. Als er ihren Blicken wieder und wieder auswich, riss sie sich von ihm los, packte sein Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn so, sie anzublicken. Sanft, aber bestimmt, nahm er ihre Hände in seine und legte sie in ihren Schoß. Enttäuscht schüttelte er den Kopf. Sie wusste nicht, was er ihr mit dieser Geste sagen wollte, wartete immer noch auf eine Erklärung. Anstatt zu ihr zu sprechen, erläuterte er ihr sein Verhalten in einer weiteren, eindeutigeren Handlung. Seine Finger legten sich auf ihre bebenden Lippen und strichen zärtlich darüber. Langsam beugte er sich zu ihr nach vorne, wobei seine Finger nun nach unten auf ihre unbedeckte Brust wanderten. Sein Mund legte sich behutsam auf ihren. Zögernd erwiderte sie seinen Kuss, ließ es sogar zu, dass seine Zunge die ihre sachte berührte. Er tastete ihren Rücken entlang, bis er den Verschluss ihres BHs fand, öffnete ihn ungeschickt und befreite sie so von dem störenden Kleidungsstück. Nach einer Weile verlor sie ihre Scheu, ihre Küsse wurden fordernder und verlagerten sich immer wieder auf diverse Körperstellen ihres Bruders. Was sie taten, mochte unglaublich sein, vielleicht abartig, aber sie genossen es! Und nun glaubte sie auch zu wissen, was er gemeint hatte, als er davon sprach, was zu guter Letzt noch passiert war...

Die Geschwister verbrachten einige atemlose Minuten in völliger Ekstase, gaben sich einander voll und ganz hin. Sie verspürten das erhebende Gefühl, Eins zu sein, zusammen zu gehören, was immer auch geschah.

Nach einer Weile trennten sich die Beiden von einander, lagen sich schweigend in den Armen und atmeten jeder den wohltuenden Geruch des anderen ein. Er konnte es einfach nicht lassen, sie immer wieder zu küssen und zärtlich zu streicheln.
 

Als sie bemerkten, dass sich das Unwetter gelegt hatte, zogen sie ein wenig widerwillig ihre Kleider an und machten sich auf dem Weg zurück zum Bus. Hand in Hand spazierten sie über das matschige Feld.

Es bedurfte keiner Worte um beiden klar zu machen, dass ihre Distanz nun beseitigt war - ebenso wussten beide, dass sie etwas verbotenes getan hatten. Doch das spielte für sie keine Rolle. Bei dem Fahrzeug angekommen, stellten sie erleichtert fest, dass der Fahrer in der Zwischenzeit neuen Treibstoff hatte besorgen können. Sie stiegen ein und setzten sich weit abseits der übrigen Insassen in eine Bank. Das Mädchen legte den Kopf in den Schoß ihres Bruders, ließ sich von seinen fortwährenden Küssen verführen und war einfach nur glücklich, seine Liebe erleben zu dürfen.

Draußen am Himmel wichen die dichten Wolken allmählich einem klaren, schwarzen Nachthimmel, der mit tausenden und abertausenden von Sternen übersät war. Das blasse Mondlicht bahnte sich seinen Weg aus der Finsternis des Gewitters und schien hell in die Gesichter der beiden Geschwister...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Aranori
2007-01-11T13:28:23+00:00 11.01.2007 14:28
Du hast es mit den atmosphärischen Schilderungen, oder? Diese Geschichte ist voll davon. Aber ich mag sowas; so kann man sich das Umfeld gut vorstellen. Und die Gefühle werden durch die Metaphorik auch besser vermittelt. Die Story an sich finde ich jetzt nicht so prickelnd. Geschwisterliebe ist so ein Thema, zu dem ich eher negativ eingestellt bin. Das soll jetzt kein böser Vorwurf sein, dass das Erzählte schlecht ist. Du hast es ja gut verpackt. Du hast lediglich meinen Geschmacksnerv damit nicht ganz getroffen. Aber wenn alles jedem gleich gut gefiele, bräuchtest du gar keine Kommentare mehr. ^^
Von: abgemeldet
2005-01-22T00:18:30+00:00 22.01.2005 01:18
schööön... *träum* du kannst das geschehen zwischen den beiden so gut beschreiben! mach weiter so! will noch mehr von dir lesen^^
*knuddl*
Von: abgemeldet
2004-05-27T09:02:37+00:00 27.05.2004 11:02
verbotenes ist doch immer noch am schönsten, oder nicht? ^^'
Von: abgemeldet
2004-04-05T19:07:48+00:00 05.04.2004 21:07
Die FF ist so toll geschrieben...Dein Schreibstil ist wirklich gut!^^ Du beschreibst alle so schön!*schmelz*

Greez Jacky^^
Von:  RyuAsuka
2004-03-01T14:01:03+00:00 01.03.2004 15:01
Da kann ich unsrem Seto-San nur zustimmen^^ Du könntest so was ruhig auch mal für mich schreiben! *ggg*
Kagome
Von: abgemeldet
2004-02-28T21:22:40+00:00 28.02.2004 22:22
also die is halt einfach geil, die story^^
seto-san


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