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Geliebt und belogen

Das Geheimnis um Sams Vater
von

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Die Red Star Farm

Das Geheimnis um Sams Vater

Drei Jahre voller Lügen?
 

Also diese FF schreiben wir, Sue Black und Darc Angel, gemeinsam. Wir denken uns die Story gemeinsam aus und schreiben dann jedes Kapitel zusammen, mal der ein Stück und dann wieder der andere!!

Es kann sein, dass der erste Teil noch etwas langweilig und harmlos erscheint. Aber lasst euch da mal nicht täuschen. Diese FF ist alles andere als harmlos, da könnt ihr euch aber hundertprozentig sicher sein!!! Nicht umsonst ist es eine Drama/Romantik! Also haltet die Augen offen, sonst überseht ihr noch wichtige Sachen!

Dann viel Spaß beim Lesen! Ciao *knuddel* Sue Black und Darc Angel
 

Kapiteltitel: Die Red Star Farm
 

Über ihm blauer Himmel, die Sonne strahlte ihm grell und warm entgegen und weit unter ihm jubelte die Menge. Er sauste durch die Luft, spürte den Wind auf seiner Haut, und er kühlte bei diesen hohen Temperaturen schön. Er zerzauste ihm das pechschwarze Haar und jagte ihm um die Ohren. Sein Blauer Mantel flatterte hinter ihm her.

Unter ihm flog gerade John mit dem Quaffel in den Händen zu den spanischen Ringen. England führte, soweit der Schwarzhaarige das mitbekommen hatte. Er sah noch kurz zu, wie Sandy den Quaffel an Paolo vorbei durch den mittelsten Ring warf und 10 weitere Punkte für England holte.

Dann schaute er wieder auf, er sollte sich mal wieder auf seine Aufgabe konzentrieren und den kleinen, goldenen Ball, den Schnatz, suchen. Doch der war nirgends zu sehen, wie auch sein Nebenbuhler feststellte.

Plötzlich jedoch schoss Juan Alvarez, der spanische Sucher, nach Osten Richtung Boden, die am weitesten entfernte Stelle von Harry. Und keine Sekunde später entdeckte auch er den goldschimmernden Ball hinter dem Torpfosten seiner eigenen Mannschaft. Er legte sich über den feinen Besenstiel seines Feuerblitz 3000 und raste in Mordsgeschwindigkeit dort runter hinter dem spanischen Sucher her. Da ertönte die Stimme des Stadionsprechers: "ALVAREZ UND POTTER SCHEINEN DEN SCHNATZ GESEHEN ZU HABEN! UND TATSÄCHLICH AM RECHTEN PFOSTEN DER ENGLISCHEN NATIONALMANNSCHAFT ZIEMLICH WEIT UNTEN FLIEGT DER SCHNATZ! BEIDE SUCHER GEHEN IN DEN STURZFLUG! POTTER IST ALVAREZ DICHT AUF DEN PFERSEN!" Bald drangen Rufe an sein Ohr; als auch die Leute im Stadion alle den goldenen Ball entdeckt hatten und gespannt die beiden Sucher anstarrten. Harry und Juan wurden von ihren Fans mit den lautstark angefeuert.

Ganz eben vernahm er einen Ruf: "LOS DADDY, DU SCHAFFST DAS!" Er war sich ganz sicher, dass gehört zu haben und es beflügelte ihn noch mehr. Er musste es einfach schaffen. Der Wind brauste ihm entgegen und er musste die Augen zusammen kneifen, um überhaupt noch was sehen zu können. Einige Meter vor ihm jagte Juan, der sich gerade nach ihm umdrehte, um zu sehen, wie weit er noch hinter ihm lag. Aber von diesen Metern ließ Harry sich nicht abhalten alles zu geben. Er musste gewinnen, für sie, für England! Er näherte sich immer mehr dem spanischen Sucher. Doch dieser schloss gerade seine Hand. Harry erschrak. Juan hatte ihn doch tatsächlich gefangen. Er wollte schon enttäuscht zu Boden fliegen, da er die Jubelrufe der Spanier hörte, doch da blitzte etwas neben ihm auf. Auch Juan bemerkte in diesem Moment, dass seine Hand nichts als Luft gefangen hielt und schaute sich nach dem Schnatz um. Den sah nur wenige Zentimeter vor Harry um sein Leben fliegen. Der englische Sucher lehnte sich soweit er konnte nach vorne, hielt sich mit einer Hand am Besenstiel seines Feuerblitzes 3000 fest und streckte seinen Arm aus. Kurz darauf umschlossen seine Finger die goldene Kugel, bevor er den sich wehrenden Schnatz unter Jubelrufen der englischen Fans in die Höhe hielt.

"UND DAS WARS!", kämpfte sich die Stimme des Stadionsprechers, Lee Jordan, der mitten auf dem Anstieg seiner Karriere war, und einen riesen Auftritt hier mit dem Viertelfinale hatte, gegen die Jubelrufe der Menge, "ENGLAND GEWINNT MIT 230 ZU 50 PUNKTEN VOR SPANIEN! DAMIT IST ENGLAND IM ZWEITEN HALBFINALE!!"

Langsam flog er etwas weiter runter, die Schreie des Publikums drangen immer lauter werdend an seine Ohren. Er hörte sie jubeln, die Englischen Fans, die traditionellen Farben blau, gold leuchteten ihm entgegen. Er suchte in den Reihen nach fünf gewissen Personen, doch er sah niemanden, denn plötzlich war er umringt von seinem Team. "Einsame Spitze Harry!" "GENIAL gemacht, Potter!" "Du bist der Beste!" Seine Teamkameraden waren genauso aus dem Häuschen wie er selbst.

Zusammen landete die Truppe auf dem Boden. Über ihnen schrieen noch immer ihre Fans, während die spanischen Spieler niedergeschlagen vom Spielfeld in ihre Umkleide trotteten. Als sie auf dem Boden standen, hoben seine Mitspieler Harry auch sogleich auf die Schulter und trugen ihn singend über den Platz. Der schwarzhaarige Sucher konnte nicht anders als lachen, das war so verrückt und er war so glücklich, sie hatten es tatsächlich geschafft.

-- Zur selben Zeit am Spielfeldrand-

Zwei jungen Frauen kämpften sich durch die jubelnde, drängelnde Menge. "Wo sind die bloß hin?", schrie die Schwarzhaarige die andere an. "Keine Ahnung! Wir müssen sie finden!", brüllte die vordere zurück.

Ein kleines Mädchen mit langem, leicht gewellten, hellbraunen Haaren und himmelblauen Augen quetschte sich durch die Menschenmenge durch, während ein kleiner Junge, circa genauso alt wie sie, mit feuerrotem, stark gelocktem Haar und meeresblauen Augen hinter ihr her rannte. "Warte, Sam!", rief er ihr nach. Doch das Mädchen drehte sich nicht mal um, sondern lief eiligst weiter. Bald war sie an der spitze der Truppe, die gerade die Treppen der Tribüne runter gingen. "Komm schon, Timmy!", rief sie nach hinten.

Endlich hatten beide das Ende der Treppe erreicht und jagten über den Rasen zum Feld hin. Dort allerdings standen einige Sicherheitsmänner, die Fans vom Spielfeld und den Spielern weghalten sollten. Ein etwas breiter, großer Mann schaute genau in ihre Richtung. "WEG DA!", schrie Sam ihm entgegen. Doch der Mann lächelte sie nur an und sagte laut: "Du kannst hier nicht durch, Mädchen!" Unbeirrt lief sie weiter, wich seinen nach unten gestreckten Armen aus und rannte ihm genau zwischen den Beinen her. Überrascht sah er ihr ebenfalls durch seine Beine hinterher, in der Zeit lief Timmy um ihn herum, seiner Freundin nach. "HEY IHR BEIDEN!! STEHEN BLEIBEN!!", schrie der Sicherheitsmann mittlerweile etwas wütender. Einige Meter weiter stolperte der kleine Junge über seine offenen Schnürsenkel und fiel der Länge nach hin.

Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Kragen und schon wurde er in die Luft gezogen. Hilflos zappelte er mit seinen Beinen und rief: "Saaam! Hiiiilfeee!!!" Die Dreijährige blieb abrupt stehen, als sie den Schrei ihres Freundes leise wahrnahm, da das englische Publikum immer noch laut jubelte. Sie drehte sich um und sah Timmy, ungefähr hundert Meter von ihr entfernt, in der Luft baumelnd und schreiend. Der Sicherheitsmann hatte den Rothaarigen gepackt und der Kleine zappelte und wollte den Zauberer beißen, um sich zu befreien, doch dieser hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich weg und erklärte ihm, sich bemühend nicht zu aufbrausend zu werden, dass er da nicht durchdarf. Währenddessen rannte Sam zu ihrem Freund zurück auf den Mann zu. Dieser stand mit dem Rücken zu ihr gewandt und bemerkte sie deshalb auch nicht. Die Braunhaarige klammerte sich an sein Bein. Er schaute hinunter, sah sie und wollte auch das Mädchen packen, doch zu spät, Sam hatte ihm schon mit aller Kraft ihr Zähne ins Bein gerammt. Er schrie auf und ließ Timmy los. Dieser fiel auf den Boden und rührte sich erst mal nicht. Er konnte es nicht fassen - er war frei. Doch schon wurde er von der Dreijährigen an die Hand genommen und sie zog ihn hinter sich her.

"Komm schneller!", rief sie ihm zu und die beiden rannten Hand in Hand quer über das Feld auf die englischen Quidditchspieler zu. "DADDY!", schrie die Kleine und wollte ihren Vater auf sich aufmerksam machen, bevor der fremde Mann sie eingefangen hatte.

"DADDY!", schrie sie noch mal sogar etwas lauter, um den ganzen Lärm drumrum zu übertonen und tatsächlich drehte sich das Team um und sah auf die beiden Kinder. Die jungen Männer lachten und ließen ihren Sucher runter, der seinem Freund John den kleinen Schnatz in die Hand drückte und dann auf die zwei Dreijährigen zu lief.

Der Mann von der Sicherheitsbehörde hatte mittlerweile angehalten, als er die Szene sah und kehrte nun zum Spielfeldrand zurück, wo sich mittlerweile, wie nach jedem spitzen, internationalen Spiel die Fans sammelten, um ihre Stars hautnah zu sehen und Autogramme zu bekommen.

Der Schwarzhaarige kniete sich hin und schloss das kleine Mädchen, was längst die Hand ihres Freundes los gelassen hatte, in seine Arme und wirbelte es durch die Luft. "DAAAAADDYYYYYY!", schrie sie vergnügt. Dann setzte er sie ab und fing den kleinen Nachzügler auf, der fast wieder hingeflogen wäre, weil er schon wieder über seine noch immer offenen Schnürsenkel stolperte und schon am Stürzen war, als der Erwachsene ihn auffing und ebenfalls durch die Luft wirbelte.

"Du warst spitze Daddy!", lächelte das Mädchen glücklich und gab dem Sucher einen Kuss auf die Wange. "Ja, echt supi!", strahlte der Junge glücklich. Dann packte er sich den Rothaarigen, der erfreut aufschrie und setzte ihn bei sich auf die Schultern. "Halt dich gut fest, Timmy!", sagte Harry. "Mach ich!", sagte der und krallte seine kleinen Hände in Harrys struppiges, tiefschwarzes Haar. In der Zeit bückte der sich vorsichtig und nahm Sam auf seinen Arm. Diese schlang einen ihrer kleinen Arme um seinen Hals, während sie strahlend zu den Fans winkte, als wollte sie sagen: Schaut mal, er hat mich auf dem Arm! Das ist MEIN Vater! Timmy wollte natürlich auch winken, doch tollpatschig, wie er nun mal war, wäre er dabei fast von den Schultern des Mannes gerutscht, hätte dieser ihn nicht mal wieder festgehalten und zurück auf seine Schultern geschoben.

Lachend kamen die anderen Mitspieler des Teams auf die drei zu. "Na, wie geht's, Timmy-Boy?", fragte John grinsend und wuschelte dem kleinen Quidditchfan durch die roten Locken. "Supi!", grinste der Junge frech. "Und wie geht's der kleinen Prinzessin?", fragte er dann an Sam gewandt. "Ich bin schon groß!", sagte diese mit ernster Miene. "Ja, du hast recht. Wie geht es meiner großen Prinzessin?", fragte John mit entschuldigender Miene. "Mir geht's toll, Dad hat schließlich gewonnen!", grinste sie stolz. John lachte kurz und fröhlich. "Du bist echt um die beiden zu beneiden!", sagte er und klopfte seinem Freund auf den Oberarm, während er mit ihnen Richtung Umkleide, bzw. Spielfeldrand ging. Da kam Ron ihnen entgegen und gratulierte Harry begeistert: "Super gemacht! Echt spitze! In nur einer Stunde! Das ist für ein Viertelfinalspiel wirklich gut. Komm, gib mir die Kleinen!" Der Schwarzhaarige setzte Sam auf dem Boden ab und holte Timmy von seinen Schultern herunter. Ron nahm die Dreijährigen an die Hand und ging mit ihnen an den Fans vorbei zum Ausgang. Harry und die anderen Spieler gaben am Spielfeldrand Autogramme und wurden immer noch lautstark bejubelt. Im Publikum erkannte er Seamus Finnegan mit Familie. Er war schon immer ein großer Quidditchfan gewesen. Vier Kinder sprangen schreiend um ihn und seine Frau oder Freundin herum. >Die müssen sich ja ziemlich ins Zeug gelegt haben. Vier Kinder in drei Jahren<, dachte Harry grinsend und wandte sich dann wieder den ihm zuschreienden, Blatt und Stift hinhaltenden Fans zu.
 

Umgezogen und miteinander redend kamen John und Harry aus der Umkleide und gingen auf ihre Familien zu, die abseits von den Fans in einem abgesperrten Bereich standen, um in Ruhe den Nachhauseweg antreten zu können.

"Hi Schatz!", sagte der Schwarzhaarige lächelnd, zog seine Frau in seine Arme und küsste sie zärtlich. John küsste in der Zeit Diana, seine feste Freundin, leidenschaftlich. "Du warst super!", lobte Hermine ihren Mann. Der grinste nur: "Nur weil du mich heute Morgen pünktlich geweckt hast, sonst wäre ich jetzt noch nicht mal hier!" Sie schüttelte nur lachend den Kopf: "Du wirst dich nie ändern!" Er schüttelte ebenfalls den Kopf: "Nö, wahrscheinlich nicht!"

"Können wir gehen?", fragte Ron, der gerade hinzu kam und in die Runde lächelte. "JA!", schrieen Timmy und Sam, die gerade laufend zu ihnen kamen. "Okay! Lasst uns zum Portschlüssel gehen!", schlug Parvati vor. Und so machte sich die kleine Gruppe auf zu ihrem Rückweg.
 

Am verabredeten Platz standen schon zwei weitere Pärchen, eins davon entpuppte sich als Sandy mit ihrem Freund, um die Harry und John einen großen Bogen machten, weil sie ihre Teamkameradin nicht leiden konnten. Das andere Pärchen kannten sie nicht.

Plötzlich spürte Harry wie eine kleine Hand an seiner Hose zog. "Was ist denn, Sammy-Schätzchen?", fragte er lieb und beugte sich zu ihr runter. Sie zeigte mit ihrem Finger auf den Mann, des unbekannten Pärchens, und flüsterte lautstark: "Das ist der böse Mann, Daddy!", sie war ganz aufgeregt, "der hat mich und Timmy nicht zu dir lassen wollen!" Der Rotschopf stimmte ihr nickend zu, während er auf den Schultern seines Vaters saß, und dem Sicherheitsmann die Zunge rausstreckte. Dieser lief rot an und wandte sich von ihnen ab. Während Harry nur grinste. Er nahm das meistens locker, wenn es irgendwem peinlich war oder er sich überschwänglich bei Harry Potter entschuldigte, weil er Sam und Timmy dachte falsch behandelt zu haben.

Als alle zwölf Personen da waren, zählte Sandy hochnäsig: "Auf drei! Eins, zwei... drei!" und dann bückten sich alle gleichzeitig nach der leeren Tüte Chips, die in der Mitte des Kreises lag, den sie gebildet hatten. Die zwei Knirpse waren schon oft mit Portschlüssel gereist und wussten daher nur zu gut, wie sie sich verhalten sollten. Als sie diese berührten, spürten sie ein Kribbeln das von ihren Zehenspitzen bis zum Haaransatz durch den ganzen Körper jagte. Sam giggelte kurz auf, bevor sie alle samt Tüte verschwanden.
 

Einige 100 Kilometer weiter in England landete die Truppe außerhalb Londons auf einem grünen Hügel. Es bildeten sich schnell drei Gruppen, Sandy und ihr Freund gingen erhobenen Hauptes Richtung Hauptstadt, der Sicherheitsmann mit seiner Begleitung stieg den kleinen Berg nach Osten runter und der Rest ging nach Nordwesten.

Die zwei Kinder liefen um die sechs Erwachsenen rum und jagten sich gegenseitig. "Rennt nicht zu weit weg!", schrie Ron, der Arm in Arm mit Parvati den kleinen Pfad lang ging, den zweien hinterher.

Nach einigen Minuten trennten sich John und Diana von den anderen. "Bis zum Training, Kumpel!", grinste der Braunhaarige und schlug Harry freundschaftlich auf die Schulter. "Ja, bis dann!", grinste der zurück und schlug ebenfalls zu. "Ciao!", winkte das junge Paar in die Runde. "Ciao, Johnny!", riefen Timmy und Sam grinsend und hielten kurz an.
 

Endlich waren die sechs angekommen, sie standen in der Einfahrt zur "Red Star Farm", das eigentlich ein kleines Dorf, besser gesagt Kaff, war, da es nur aus zwei Häusern bestand, einem in dem die Weasleys wohnten und dem daneben, in dem die Potters wohnten. Das Dorf hatten sie selbst so genannt, weil an dem Abend, an dem sie diesen einsamen Platz hier gefunden hatten, Hermine und Parvati einen roten Stern am Himmel entdeckt hatten, der jede Nacht über ihren ebenso roten Dächern schien, und ihnen hatte der Platz so gut gefallen, dass sie hier her gezogen waren, damals erst zu viert.

Eine richtige Farm war es eigentlich auch nicht, denn beide Häuser waren klein und weiß gestrichen, mit schönen, großen Fenstern, weißen Türen und eben roten Ziegeldächern.

"Wir sind Zuhause!", brüllte Timmy. "Ja!", stimmte seine Freundin ihm freudig zu.

"Wir sehen uns später!", lächelte Hermine. Die vier Erwachsenen verabschiedeten sich von einander. "Kommst du, Timmy?", rief Parvati. "Ja, Mummy!", brüllte der Junge und rannte zu der Schwarzhaarigen. Sam packte Hermine bei der Hand und ging mit ihren Eltern zu dem hinteren Haus, während Timmy mit seinen Eltern im vorderen verschwand.
 

Eine Stunde später saßen alle sechs bei Potters hinterm Haus im Garten. Harry stand am Grill und brutschelte das Fleisch und die Würstchen auf Muggelart. Sam und Timmy spielten mit drei kleinen Kätzchen, dessen Vater, der alte Krumbein, im Schatten eines großen Apfelbaums lag und ihnen zusah; die Mutter, Parvatis schwarze, etwas jüngere Katze, Minky trieb sich mal wieder in der Umgebung rum. Sam schnappte sich eine kleine Katze mit feuerrotem Fell und schneeweißen Tatzen, setzte sie unsanft auf ihren Schoß und streichelte sie mehr oder weniger zärtlich. Timmy jagte auf seinen kleinen Füßen, mit mittlerweile gebundenen Schnürsenkeln, hinter Phil, Lil's rotschwarz getigertem Bruder, her. Billy, der dritte im Bunde, war pechschwarz und hatte einen kleinen weißen Fleck über der Nase, und lag über Krumbein auf einem der Äste im Baum.

Die drei anderen Erwachsenen saßen auf den Stühlen in der Sonne und redeten fröhlich über das heutige Quidditchspiel, wegen dem Sieg feierten sie diese Party, und das Halbfinale nächste Woche.

"Was glaubt ihr, gegen wen wir spielen müssen?", fragte Ron und sah die zwei Freundinnen an. "Schwer zu sagen!", seufzte seine Frau. "Ja!", stimmte Hermine ihrer Freundin zu, "Deutschland und Frankreich sind beide gut!" "Morgen ist das andere Viertelfinale!", sagte Harry vom Grill. "Ich weiß!", meinte Ron und gähnte, "es ist der vierte Tag in dieser Woche, wo ein Quidditchspiel ist, wir haben echt viel zu tun!" "Jetzt tu mal nicht so, als würde es dich stören nicht im Ministerium sitzen zu müssen!", neckte Hermine ihn grinsend. "Ja, ja. Du hast mich erwischt!", grinste der Rothaarige und legte einen Arm um die Schulter der Schwarzhaarigen neben ihm.

"Daddy, ich habe Hunger!", sagte Sam und wandte sich von dem zwei Monate alten Kätzchen ab, das sofort zu ihrem Vater tippelte und sich in den Schatten legte. Es war ein ziemlich heißer Tag! "Die Würstchen sind gleich fertig, Schätzchen!", grinste er ihr zu. Hermine sah dem Spektakel innerlich abweisend zu, diese Szenen versetzten ihr immer wieder Stiche ins Herz.
 

Am nächsten Tag, ein Samstag, war Ron wie sooft in letzter Zeit schon früh am Morgen auf gestanden und hatte die Farm schon verlassen, als alle andere aufstanden, da er wegen seinem Job schon vor den ganzen Fans und Spielern auf dem Spielfeld sein und alles regeln musste. Denn das war sein Job. Er war zweiter Chef oder auch Vizechef der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten. Er war nach Hogwarts ins Ministerium gegangen und dort zufällig auf Ludo Bagman getroffen, welcher auf der Suche nach einem Sekretär war. Ron ließ sich natürlich dazu überreden, da er eh noch keinen Job gefunden hatte.

Und seit gut einem Jahr, als die Vorbereitungen für die Quidditcheuropameisterschaft auf Hochtouren liefen, hatte Ludo, der sich bestens mit Ron verstand, den kurzerhand zum zweiten Chef erklärt. Hermine behauptete zwar, das Bagman das nur getan hatte, um selber mehr Freizeit zu haben, aber das störte eigentlich keinen, denn schließlich verdiente Ron so mehr und der Job machte ihm auch viel mehr Spaß. Noch dazu war er jetzt selbst der Meinung, er sei besser als Percy, da dieser immer noch Sekretär des Ministers war.

Nur in den letzten paar Tagen war er deswegen immer hundemüde und ausgelaugt. Doch das nahm er in Kauf, um die Schulden, die er und Parvati noch für sein Haus bezahlen mussten (Er wollte von Harry kein Geld annehmen.), abzuzahlen und die Familie gut ernähren zu können, was eigentlich nie das Problem war, aber das übersah er, da er es gewöhnt war, mit wenig auszukommen...

Am frühen Nachmittag saß Harry oben im zweiten Stock in seinem Arbeitszimmer und besah sich die Daten über die Spieler der deutschen und der französischen Nationalmannschaft. Besonders warf er natürlich Blicke auf die beiden Sucher, Felix Schmitt und Julien Rigot! Er hatte Bilder von beiden Mannschaften, Daten über ihre Siege und verlorenen Spiele, über die Schwächen und Stärken der Mannschaften und der einzelnen Spieler.
 

Irgendwann konnte er sich nicht mehr konzentrieren und schaute raus aus dem Fenster. Dort stand die Sonne mal wieder hoch am Himmel und strahlte auf die Wälder und Felder hinter dem Haus runter. Alles war grün oder gelb. Bald müssten sie das Gemüse, Obst und Getreide, welche sie in der näheren Umgebung anbauten, ernten, denn in nächster Zeit würden sie reif sein.

Sein Blick schweifte über die weiten, großen Felder, er erinnerte sich lächelnd daran, wie er früher mit Hermine über sie gerannt war, mit ihr spaßhaft, als wären sie kleine Kinder, verstecken gespielt oder einfach nur gekuschelt und die Sterne in der Nacht beobachtete hatten. Das hatten sie schon lange nicht mehr gemacht! Aber sie konnten Parvati ja auch nicht immer Sammy zumuten. Sie tat schon so viel für sie, wenn sie arbeiteten.

Dann erkannte er dort unten einen schwarzen Hengst über die unbezäunten Felder laufen. Die lange, tiefschwarze Mähne flatterte im Wind und auf seinem Rücken saß eine schlanke, junge Frau, deren nachtschwarzes Haar ebenfalls wehte und die mit dem Pferd zu einem Körper zu verschmelzen schien. Ihre Bewegungen waren so sicher und hatten sich so sehr an die Schritte des Tieres gewöhnt, dass man fast denken konnte, die ganz in schwarz gekleidete Frau und der nachtschwarze, schöne Hengst wären ein wunderbares Wesen. Blitz galoppierte mit Parvati auf dem Rücken, die mal wieder ohne Sattel und Zügel ritt, was sie liebend gern tat, aber meistens nur dann, wenn Ron nicht da war, weil der sich sonst immer schreckliche Sorgen um sie machte.

Blitz war ein wunderschöner und stolzer, schwarzer Hengst. Er war vier Jahre alt und Parvati hatte ihn selbst eingeritten, gepflegt und alles mit ihm gemacht, was der Grund für die große Freundschaft zwischen den beiden war. Sein Körper war muskulös, er hatte lange Beine und gesunde Füße. Sein Fell und seine Schweif- und Mähnenhaare glänzten stets. Seine Augen waren fröhlich und munter, er wackelte gerne mit seinen Ohren und war stets aufmerksam, besonders, wenn man mit ihm redete, er schien einen zu verstehen. Auf seiner Blesse hatte er allerdings einen weißen Fleck, der die Form eines Blitzes hatte.

Viele hundert Meter weiter westlich bildete sich ein lustiges Bild. Dort auf der Koppel stand wie immer Weasleys Milchkuh Wilma, doch sie war mal wieder nicht alleine. Hermine hatte ihr den Sattel aufgesetzt und festgebunden und um das Maul trug sie eine extra erarbeitete Art Zügel für Kühe, die von Blitz passte ihr nämlich nicht. Auf ihrem Rücken saßen auf dem Sattel Sam und hinter ihr Timmy, beide glücklich lächelnd oder die Kuh antreibend, welche natürlich nicht so schnell laufen wollte, wie Blitz, was die zwei Dreijährigen absolut nicht einsehen wollten. Und auf Blitz durften sie nie alleine reiten, manchmal nahm Parvati ihren Sohn und manchmal auch Sammy mit. Hermine ging neben dem ungewöhnlichen Gespann her und führte Wilma, die eigentlich lieber in Ruhe sich in den Schatten legen und Gras kauen würde. Doch sie fügte sich ihrem Schicksal ziemlich willenlos. Die junge Frau ließ die beiden seit einiger Zeit alleine reiten, ohne sie festzuhalten, denn diese hatten immer wieder frech gesagt: "Wir sind schon groß! Wir können alleine reiten! Geh weg!", so hatte sie es schließlich aufgegeben und ging nun vor der Kuh her. Doch sie passte trotzdem noch gut auf und hatte ihren Zauberstab immer griffbereit, um die zwei im Notfall vor dem Sturz aufzufangen.

Harry sah seine Tochter gerade laut auf lachen. Sie konnte dabei übers ganze Gesicht strahlen und steckte ihre ganze Umgebung an, dieses Lachen hatte sie von ihrer Großmutter, seiner Mutter Lily, hatte Albus Dumbledore erzählt, als er das einmal gesehen hatte während eines Besuches. Ihre langen, hellbraunen, lockigen Haare wehten im Wind und mit den gleichmäßigen Lippen, den Haaren und der braunen Haut sah sie aus, als wäre sie Hermine als Kind. Der Schwarzhaare musste grinsen. Sie hatte so wenig von ihm, äußerlich eigentlich fast gar nichts. Aber seine Eigenschaften hatte sie ganz eindeutig geerbt. Sie war mutig, neugierig, selbstbewusst, stolz, außerdem hatte sie genau wie er, den Drang sich zu beweisen, wie der Sprechende Hut es damals bei ihm ausgedrückt hatte. Die Intelligenz hatte sie ganz ohne Zweifel von ihrer Mutter, so gescheit und schlau wie sie war. Allerdings war sie auch vorlaut und frech, und sie kommandierte gerne andere Leute rum, was ihre Eltern ihr unbedingt abgewöhnen wollten.

Nur ihre manchmal silberblau schimmernden Augen waren für Harry ein großes Rätsel. Irgendwoher kannte er sie und auch die Wärme in ihnen, aber er wusste einfach nicht, welches seiner Familienmitglieder diese leuchtenden Diamanten hatte.

Timmy hingegen hatte Sommersprossen im Gesicht, feuerrote Haare, süße Locken und meeresblaue Augen, die ihm das Aussehen eines kleinen, heranwachsenden Casanovas verliehen. Trotzdem sah er Ron ähnlich, nur die Locken musste er von einer seiner beiden Großmütter geerbt haben. Und er war ziemlich tollpatschig, was er wahrscheinlich auch von seinem Vater hatte, denn Harry konnte es sich sehr gut vorstellen, dass Ron als kleiner Junge genauso gewesen war.

Dann musterte er seine hübsche Frau. Sie sah noch so bildhübsch aus, wie damals, als er sie geheiratet hatte und ihr den Antrag gemacht hatte. Noch das gleiche umwerfende Lächeln, das selbe feingliedrige Gesicht, nur ihre Augen hatten sich irgendwie verändert, sie waren nicht mehr so lebensfreudig, jetzt sah er in ihnen mehr Erfahrung, Ausdauer und schweigende Liebe. Sie sollten echt mal wieder zusammen irgendwas Schräges machen, nahm Harry sich vor, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
 

Am späten Nachmittag saß er unten auf der kleinen Terrasse hinterm Haus und sah in die Ferne, als ihn Ron eine Grimasse schneidend das Licht nahm und ihn somit aus den Gedanken riss. "Hier! Soll ich dir geben!", sagte er grinsend und ließ sich neben ihm auf die Holzbank fallen. "Du wirst auch nie erwachsen, oder?!", grinste Harry und öffnete die zusammengerollte Pergamentrolle. "Nö, wieso auch?! Mir gefällt mein Leben so!", grinste er mit geschlossenen Augen in den letzten Sonnenstrahlen badend. Der Schwarzhaarige las den Brief:
 

An Mr. Harry James Potter
 

Lieber Mr. Potter

Heute gewann Deutschland gegen Frankreich im Viertelfinale!

Ich freue mich ihnen mitteilen zu können, dass somit steht ihr Gegner für nächsten Donnerstag feststeht!

Sie werden im Halbfinale gegen die deutsche Nationalmannschaft antreten müssen.

Bitte bereiten Sie sich darauf vor!
 

Mit zaubervollen Grüßen

Ronald Weasley

Zweiter Chef der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten
 

Harry rollte das Papier wieder zusammen. "Du wusstest es vorher schon, hab ich Recht?", fragte Ron müde neben ihm noch immer mit geschlossenen Augen. "Ja!", gab Harry zu und machte es sich ebenfalls bequem. "Hast du dir die Daten wieder angeschaut?", wollte sein Freund weiter wissen. "Ja. Die deutsche Mannschaft hat einfach mehr Potential als die französische, der Sieger war von vorne rein klar!", erzählte er, "außerdem habe ich das Spiel per Magischen Rundfunk mit verfolgt!" "Warum kannst du solche Vorraussagen nicht mal machen, wenn England spielt!", seufzte der Rothaarige. "Weil ich dann selber spiele. Das geht einfach nicht!", erklärte Harry knapp.

"Willst du ein Butterbier?", fragte der Schwarzhaarige nach ein paar Minuten. "Ja, das wäre schön!", ließ Ron leise verlauten. "Accio Butterbier!", sagte Harry, der ebenfalls zu faul war, aufzustehen und welches zu holen und da sie keine Hauselfen besaßen, einerseits, weil Hermine strikt dagegen war und andererseits, weil sie eben keinen freien kannten, außer Dobby, aber der zählte nicht.

Schnell flogen ihm zwei Pullen Butterbier in die Hände und er überreichte eine davon seinem Nachbarn. "Danke, Mann, das habe ich gebraucht!", sagte dieser, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte. "Kein Problem!", grinste der andere und setzte sich ebenfalls seine Flasche an die Lippen.
 

Ron war froh, dass er die nächsten Tage frei bekommen hatte, und sich endlich mal ausruhen und Zeit mit seiner Familie verbringen konnte. Die auch glatt einen Ausflug machte, zuerst zu Padma und ihrem Freund Oliver Wood, dann zu Parvatis Eltern und schließlich zu den in England im Augenblick seienden Weasleys: Molly, Fred mit Familie, George mit Familie. Percy ließen sie aus, da der noch nicht mal Zeit für eine Freundin hatte. Ginny war mit ihren Freundinnen in Urlaub geflogen - keiner wusste genau wohin, worüber sich Molly immer wieder aufregte. Bill war noch in Ägypten, aber zum Finale würde er natürlich auch da sein und Charlie kam ebenfalls in ein paar Tagen aus Rumänien.

Harry brachte Sam morgens zu Diana, die im Moment Urlaub hatte, und gerne mal auf die Kleine aufpasste, während die beiden Männer Training hatten und Hermine im Ministerium arbeitete. Normalerweise passte Parvati, die meistens zu Hause war, auf Sam und Timmy auf, doch da diese jetzt mit Mann und Sohn unterwegs war, erklärte sich Hermines Freundin gerne dazu bereit. Denn Hermine arbeitete morgens in der Abteilung für magische Strafverfolgung und konnte die Kleine nicht mit dahin nehmen. Oft war Harry ja auch morgens Zuhause und war dann für sie da. Nur während der EM trainierten sie öfter als normalerweise und er konnte Sam unmöglich mitnehmen. Diese mochte Diana aber auch sehr und freute sich jedes Mal, wenn sie in die kleine Stadt kam und mit der jungen Frau auf Spielplätze und andere spaßige Sachen ging.
 

Harry und Hermine lagen abends wie immer gemeinsam in ihrem breiten Ehebett, sie in seinen muskulösen Armen. Über ihnen leuchteten an der verzauberten Decke Planeten und kleine Sterne, trotzdem war es dunkel im Raum.

Die Braunhaarige merkte, dass ihr Mann wie sooft mit seinen Gedanken mal wieder woanders war. "Harry, denkst du schon wieder darüber nach?", fragte sie ihn sanft. Er sah sie an und nickte: "Ja. Ich kann nichts dafür. Es lässt mich einfach nicht los!" Sie strich ihm zärtlich über die nackte, breite Brust. "Du brauchst dir keine Vorwürfe machen, du kannst doch nichts dafür! Es gehört der Vergangenheit an, lass es dabei bleiben!", versuchte sie ihn zu beruhigen. "Ich kann das einfach nicht! Ich kann es nicht vergessen. Ich sehe diese schrecklichen Bilder immer wieder und sie lassen mich einfach nicht los!", sagte er deprimiert. Sie streichelte seine Wange mit einer Hand. "Das wird schon. Irgendwann lassen dich diese schrecklichen Erinnerungen los, du musst es nur wollen!", sagte sie ruhig. "Ich will es ja!", sagte er etwas lauter, als er wollte, "'tschuldige! Aber ich schaff es einfach nicht, die ganzen Toten zu vergessen. Du warst ja nicht da, du hast es nicht gesehen. Ihre Gesichter, das Blut. Du hast die Schreie nicht gehört!" "Das sagst du jedes Mal und jedes Mal streiten wir uns darüber, Harry. Merkst du das nicht? Du musst eine Lösung für dich finden! Du musst dir endlich eingestehen, dass du keine Schuld an ihrem Sterben hast!", sie drehte sich von ihm ab.

Traurig sah er sie an. Wir sind beide einfach zu dickköpfig, stellte er traurig lächelnd fest. Sanft strich er ihr über die Schulter, sagte jedoch nichts mehr, er wollte sich nicht weiter mit ihr über jene, schlimme Nacht vor circa zwei Jahren streiten. Denn er konnte sie nicht vergessen, würde sie niemals vergessen können.
 

Am nächsten Donnerstag standen Ron und Harry beide sehr früh auf, gingen zusammen zum Platz, wo sich alle trafen, um den Portschlüssel zu benutzen. Es waren John, Sandy mit ihrem Freund, der Sicherheitsmann vom letzten Mal mit Freundin und Ron und Harry.

Die Mannschaftsmitglieder verschwanden sofort in die Umkleide, wo der Kapitän, als alle da waren ihnen gleich noch mal ihre Taktik erklärte und ihnen gut zu redete usw.
 

Schließlich war es 10 Uhr morgens. Das Stadion war rammelvoll und laut. In den Nationalfarben blau und gold bekleidet flog die Mannschaft auf ihren Besen durchs Stadion, stark umjubelt von den vielen Fans auf den Tribünen. Sie blieben in der Mitte des Felds schweben und sanken unter der Musik einer Kappelle zu Boden, wo das Schiedsrichtergespann schon wartete.

Anschließend sahen alle zu dem Eingang der deutschen Nationalmannschaft. Die deutsche Hymne begann, doch niemand kam heraus. Verwundert starrten alle weiter dorthin.

"Was ist los?", fragte Harry John. Dieser zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Siehste doch, die kommen nicht!", kommentierte Sandy besserwisserisch, wie eh und je, hinter ihm ungefragt die Situation, "ham Schiss vor uns!" Keiner von beiden antwortete ihr.

Nach einigen Minuten machte sich einer der Schiedsrichter auf den Weg zu der immer noch verschlossenen Tür. Denn nicht nur die Spieler, sondern auch das Publikum wurde langsam nervös und sauer und sie buhten und beschwerten sich bereits.

Plötzlich ging die Tür auf und ein einziger, deutscher Spieler flog schnell heraus, direkt auf sie zu. Er schien es ziemlich eilig zu haben und wirkte ernst, und noch nicht mal erfreut, dass ihm noch die meisten deutschen Fans zu jubelten.
 

Fortsetzung folgt
 

So, das war dann mal unser erstes Kap. Im nächsten wird es dann mehr Romantik und Spannung geben, versprochen, wir hoffen ihr lest weiter, und würden uns sehr über Kommis freuen! Ciao eure Darc Angel und Sue Black

Die Vergangenheit kann man nicht vergessen

Die Vergangenheit kann man nicht vergessen

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So hier ist dann endlich Teil 2 *g*! Sorry, dass es so lange gedauert hat... Wir werden versuchen uns zu bessern, versprochen, aber zu zweit zu schreiben ist echt nicht einfach, ständig zofft man sich und wird sich nich einig, na ja, keine Angst das klappt schon. Hier bekommt ihr dann die ersten Hinweise auf lauter Intrigen, findet ihr schon welche raus? Seid wachsam :-)!

Bis zum nächsten Mal,

eure Sue Black und D'Angel
 

Er landete trotzdem elegant vor ihnen und sprudelte die Worte nur so schnell heraus: "Irgendwas ist mit einem unserer Portschlüssel schief gelaufen! Vier unserer Leute sind nicht angekommen!" Die Schiedsrichter überlegten. "Ihr habt nur drei Ersatzspieler?", fragte einer. Der junge Mann nickte. "Sag Bagman und Weasley bescheid, sie sollen sich darum kümmern!", befahl der Chef seinem einen Gehilfen, der sofort losflog. "Wer fehlt denn, Mr. Hausmann?", fragte der Schiri weiter. "Unser Sucher, zwei Jäger und ein Treiber!", erklärte der aufgeregt. Der Mann aus Griechenland nickte. "Wir werden wohl warten müssen! Die Teams können noch mal zurück in die Umkleiden gehen!", sagte er und reichte dem Deutschen die Hand, bevor er das auch den Engländern mitteilte. Und zu guter letzt auch dem nicht erfreuten Publikum.
 

Nach einer guten halben Stunde tauchte die deutsche Mannschaft dann auf dem Feld auf. Es hatte sich heraus gestellt, dass der Portschlüssel ein paar Störungen hatte und sie nicht hatte transportieren können, sodass Ronald Weasley mit einem neuen Portschlüssel zu ihnen gekommen und mit ihnen zurück gekehrt war.

Nun flogen beide Mannschaften auf das Feld, von ihren Fans umjubelt, die ihre schlechte Laune glatt wieder vergessen hatten. Erleichtert pfiff der Schiri das Spiel an und sofort sausten die Bälle in die Höhe.
 

Es wurde ein spannendes Match. Beide Teams schenkten sich nichts. Die Sucher kreisten über dem eigentlichen Spiel herum und suchten den kleinen Schnatz, während unten die Klatscher nur so durch die Gegend brausten und der Quaffel mal auf der einen Seite und mal auf der anderen war.

Die Fans waren begeistert von der Schnelligkeit, den Tricks und natürlich den Punkten. Nachdem Deutschland und England zu Beginn immer abwechselnd in Führung lagen, gewannen die Heimischen im Laufe des Spieles immer mehr die Oberhand und führten haushoch, trotz ihrer Mühe, Schnelligkeit und Geschicklichkeit trafen die Deutschen einfach nicht. Was sich natürlich auch auf die Stimmung der Fans ausübte.

Das Spiel wurde immer länger und der Vorsprung immer größer. Schließlich fing Felix Schmitt den kleinen Schnatz und beendete damit das Spiel, welches über zwei Stunden gedauert hatte.

"SCHMITT HAT DEN SCHNATZ GEFANGEN! DAMIT IST DAS SPIEL VORBEI UND ENGLAND HAT KNAPP MIT 250 ZU 210 PUNKTEN DAS SPIEL GEWONNEN!", schrie Lee Jordan durch das Stadion.

Erstaunt und ziemlich k.o. sanken beide Mannschaften zu Boden, wo sie sich die Hände gaben. Doch Harry konnte sich heute einfach nicht über den Sieg freuen, was auch einen bestimmten Grund hatte. Nur schwermütig ließ er sich von John mitzerren für die Fans eine Laola zu machen und den Einzug ins Finale zu feiern. Er verstand selbst kaum, warum er sich so wenig freute.
 

Seine Hände glitten warm über ihren Körper. Es fühlte sich so ungemein gut an. Sie spürte seinen heißen Atem sanft über ihre Haut streichen und glitt mit ihren Fingern durch sein weiches Haar. Sie drückte ihre Lippen auf die seinen. Zärtlich küsste er sie. Sie presste sich an ihn, rutschte mit ihren Fingern unter sein Hemd und erforschte seine Muskeln. Es fühlte sich so unglaublich gut an.

Vorsichtig und wild zugleich drückte er sie gegen die kalte Wand hinter ihr, strich ihr eine Locke hinters Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Mit geschlossenen Augen überließ sie ihm die Führung und genoss seine Berührungen.
 

Hermine schreckte auf, als Sam ihr auf den Schoß kletterte. "Was ist denn Mummy?", fragte sie unschuldig und sah sie aus großen, blauen Augen an. "Ich war nur etwas weggedöst, Sammy!", lächelte sie mütterlich. Sie nickte. "Spielst du mit mir?", fragte sie weiter.

"Sammy-Schätzchen, Timmy und du könnt bei Weasleys Fernsehen gucken!", sagte Harry, der gerade aus der Tür trat und zu ihnen auf die Terrasse kam. "Super!", freute sich das Mädchen und kletterte eilig von den Beinen ihrer Mutter und rannte ohne "Tschüss" zu sagen zu ihren Nachbarn, da sie es so eilig hatte.

Lächelnd sahen ihre Eltern ihr hinterher. Erschöpft ließ der Schwarzhaarige sich in den Stuhl neben seiner Frau fallen. "Dir macht es ziemlich zu schaffen, dass der andere den Schnatz gefangen hat, stimmt's?", wollte Hermine mit sanfter Stimme wissen und sah ihn besorgt an. Harry sah erst schweigend gerade aus, sein Blick schweifte in die Ferne, bevor er seinen Kopf zu ihr drehte und ihr tief in die Augen sah. "Ja!", gab er leise zu, "Felix Schmitt ist echt ein fantastischer Sucher. Ich hab den Schnatz viel zu spät gesehen!" Sie beugte sich zu ihm vor und drückte ihn an sich. Tröstend fuhr sie ihm durch sein schwarzes Haar. Dankend lehnte er sich an sie.

Sie brauchten nicht mit einander zu sprechen, sie verstanden sich auch ohne Worte und er wusste, dass sie ihn besser verstand als jeder andere. So saßen sie schweigend in liebevoller Umarmung auf der Terrasse. Der Wind fuhr ihnen durch die Haare und wehte ihnen den sommerlichen Duft entgegen.
 

Nach einigen Minuten trennten sie sich und lächelten sich an. "Danke!", sagte er leise. "Wofür?", fragte sie grinsend. "Dafür, dass du für mich da bist!", sagte er lächelnd. Sie drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen.

"Komm!", rief er plötzlich und riss sie mit hoch, als er aufstand, da er ihre Hand in seine geschlossen hatte. Überrascht stolperte sie hoch. "Wo willst du hin?", fragte sie und lief hinter ihm her. "Zu den Sternen!", lachte er und rannte immer weiter.

Ein freudiges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. >Endlich. Endlich wird alles wieder gut!< Glücklich lief sie Hand in Hand neben ihm her und dachte an die Zeit, als sie gerade hier her gezogen waren. Wie oft waren sie abends und nachts unbeschwert durch die Felder gerannt...
 

Mitten im Lauf drehte der Schwarzhaarige sich um und blieb plötzlich stehen. Hermine lief völlig überrumpelt in ihn rein. Harry schlang seine Arme um sie und ließ sich mit ihr ins hohe Gras fallen. Lachend rollten sie sich über den Boden, mal war sie oben, mal er.

Schließlich lag sie auf ihm drauf und drückte seine Arme feste aber sanft auf den Boden. Sie grinste ihn an und sah in seine grünen, funkelnden Augen. In der gleichen Sekunde, als er zu grinsen anfing, drehte er sich mit ihr um und nagelte nun sie auf den Boden. Langsam beugte er sich vor, streifte mit seinen Lippen ihren Mundwinkel, bevor sich ihre Münder vereinigten. Noch immer ihre Hände festhaltend neckte er sie mit seiner Zunge.
 

Irgendwann lagen sie Arm in Arm auf dem Feld und beobachteten die Sterne. Zärtlich strich er ihr eine Strähne hinter ihr Ohr und fragte leise: "Siehst du ihn?" "Ja", hauchte sie verträumt. Ihre Köpfe drehten sich im selben Moment zueinander, sie lächelten und küssten sich leidenschaftlich.

Er trennte sich behutsam von ihren warmen Lippen, setzte sich auf und nahm ihre Hand. Dann standen beide auf und gingen Richtung Westen.
 

Bald kamen Felsbrocken in ihre Sicht. Sie setzten sich nebeneinander auf einen besonders großen und sahen in das Wasser des Sees. Denn nur wenige Steine weiter befand sich dieser und die ersten Sterne spiegelten sich in ihm. Harry zeigte mit seinem Finger auf die Mitte des Sees. Hermine nickte lächelnd, bevor sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Denn dort leuchtete es rot, ihr roter Stern, den sie schon eben gesehen hatten.

Hermine drehte sich zu ihm um und beobachtete ihn. In seinen Augen leuchteten ebenfalls die Sterne und auf seinen Lippen ruhte ein vertrautes Lächeln. Sie legte ihre Hand auf seine und schaute mit ihm zusammen hoch in den klaren Himmel. Wie hatte sie das vermisst.

Nach einigen Minuten stand Harry auf und zog sich sein Shirt über den Kopf. Hermine grinste. Dann stand sie ebenfalls auf und entledigte sich ihrer Klamotten.

Sie grinsten sich an, als sie splitternackt vor einander standen. Anschließend kletterten sie gemeinsam über die Felsen. Vorsichtig hielt sie ihre Zehen in das kalte Wasser. Sie erschauderte leicht. "Kalt?", fragte der Schwarzhaarige lächelnd und ließ ihre Hand nicht los, während er langsam ins Wasser watete, sodass ihr nichts anderes übrig, als mit ihm zugehen.

Schon bald reichte ihnen das Wasser bis zur Hüfte. "Lass uns zum Mond schweben!", schlug der 20-Jährige vor. "Ja, ich war schon lange nicht mehr da!", schwärmte sie.

Sie schwammen so schnell sie konnte davon. Fast gleichzeitig erreichten sie den weißen Fleck im Wasser, dort wo der Mond leuchtete.

Nebeneinander schwammen sie aufrecht, auf der gleichen Stelle, und lächelten sich an. "Es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit nicht so viel Zeit für dich hatte!", sagte er reuevoll, "ich weiß auch nicht, was los war. Ich hatte so viel Stress wegen der Weltmeisterschaft und dann war ich immer so müde..!"

Hermine drückte lächelnd ihre Lippen auf die seinen, während sie ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte. Nun legte auch Harry seine muskulösen Arme um ihren schönen Körper und genoss ihre Wärme. Er zog ihren Duft tief in seine Nase. Warum hatte er nur so wenig Zeit mit ihr verbracht? Er strich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr und fuhr dann mit seiner Hand ihren Rücken hoch und runter. Sie öffnete ihren Mund und zeichneten seine Lippen nach, bevor auch diese sich öffneten und sie rein ließen. Gekonnt erforschte sie seine heiße Höhle und fochte ein wildes Duell mit seiner Zunge aus. In der Zeit neckten ihr Zeigefinger und ihr Daumen bereits eine seiner harten Brustwarzen. Ihre andere Hand streichelte sein Gesicht und spürte das leichte Kratzen seines Dreitagebartes, den sie als unglaublich sexy empfand.

Das kalte Wasser kühlte ihre beiden erhitzten Körper, doch dadurch, dass sich ihre beiden Körper aneinander drückten, spürte sie seine Erregung hart gegen ihren Unterleib gepresst. Harry bedeckte ihr Schlüsselbein mit kleinen Küssen und saugte an der empfindlichen Haut ihres Nackens. Hermine hatte ihre Augen geschlossen, um jede Berührung von ihm zu genießen. Ihre eine Hand hatte sie in sein nasses, weiches Haar gekrallt, während ihre andere auf seinem muskulösen Po ruhte und diesen zwischendurch leicht zwickte.

"Lass uns zum Ufer schwimmen, ja?", flüsterte Harry heiser, als er seinen Kopf wieder hob, während seine eine Hand auf ihrer Brust und seine andere an ihrer Taille lag. "Ja!", sagte sie ebenfalls leise.

Langsam näherten sie sich, sich immer noch küssend, dem Ufer. Arm in Arm kletterten sie die Felsen hoch und so landeten sie schließlich wieder im Feld. Das Gras gab unter ihnen nach und eng umschlungen setzten sie das Zungenspiel fort...
 

Irgendwie waren die beiden dann noch in ihr großes Bett gekommen, wo sie nun auch lagen. Erschöpft lag Hermine in seinen Armen, ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und mit ihrem Zeigefinger malte sie Kreise auf seinen Waschbrettbauch.

"Heute ist es genau zwei Jahre her!", seufzte Harry traurig. Hermine lag mit offenen Augen da, erwiderte jedoch nichts darauf. "Ich sehe noch alles genau vor mit. Der ganze Orden, wir alle standen in diesem Raum, wo ich laut der Prophezeiung eine größere Macht als Voldemort haben sollte. Dort standen wir ca. 70 Mann und warteten auf ihn und seine Todesser.", erzählte er leise und nachdenklich, "irgendwann kamen sie dann. Die ganzen schwarzen Gestalten strömten plötzlich in den Raum. Ich fühle heute noch die Spannung, als er den großen Raum betrat. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, meine Narbe juckte, als ich diese kalten, roten Augen sah, die bleiche, aschfahle Haut und die langen Finger, welche sich um seinen Zauberstab geschlungen hatten."

"Du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht willst!", unterbrach sie ihn kleinlaut. Doch er überhörte das einfach und sprach weiter: "Es war plötzlich kalt in dem Raum und niemand sagte mehr ein Wort. Die Tür schloss sich hinter dem kleinsten der Todesser wieder. Als er aufsah und mich anblickte, erkannte ich ihn sofort, es war Wurmschwanz. Seine grauen Augen waren wie sooft angsterfüllt und schnell wandte er sich von mir ab. Ich konzentrierte mich wieder auf Voldemort und er starrte mich ebenfalls an. Ohne dass Worte gewechselt wurden, flogen plötzlich die verschiedensten Flüche von beiden Seiten her durch die Luft, der Kampf hatte begonnen. Zu Beginn war es wie in einer großen Schlacht im Krieg, es wurden sämtliche Flüche durch die Gegend geschossen. Doch schließlich bildeten sich immer mehr Duelle. Auf beiden Seiten gab es Verletzte, die Schreie der Cruciatus-Flüche hallten von den Wänden wieder, manchmal spritzte Blut, reglose Körper knallten gegen Wände. Es war schrecklich. Ich spürte, wie beide Seiten schwächer wurden und ich wusste, dass wir bereits einige unserer Leute verloren hatten. Doch ich wagte es nicht, mich nach ihnen umzudrehen. Es hätte mich zerrissen, wenn ich es schon da gesehen hätte."

Er machte eine kurze Pause, atmete einmal tief aus und sprach dann gespannt weiter, als würde er das alles in Gedanken noch mal durch leben: "Plötzlich stand eine schwarze vermummte Gestalt vor mir. Sie schien mich gesucht zu haben, doch es war nicht Voldemort, es war eine Frau, es war Bellatrix Lestrange. Sie zog mit Absicht ihre Kapuze runter und wenige, zottelige Haare kamen zur Sicht. Ihre Augen blitzten gefährlich, hasserfüllt und voller Freude auf das Kommende. Mein Herz zog sich zusammen, als ich diese Freude am Töten sah. "Du bist mir noch meine Ehre schuldig, Potter!", feixte sie grinsend. "Du hast Sirius getötet!", entgegnete ich und in mir stieg die ganze Wut von damals erneut auf. "Mein lieber Cousin hat's nicht anders verdient, hat unsere Familie verraten und sich gegen den Dunklen Lord verschworen!", grinste sie hämisch. Ich sehe sie noch heute vor mir, wie sie so von sich selbstüberzeugt vor mir stand."

Er erschauderte, bevor er weiter von jenem Tag berichtete: " Sie meinte das tatsächlich ernst. Die Wut in mir wurde immer größer. "Das wirst du bereuen!", sagte ich zornig. "Ach, wie süß. Willst du mir etwa Angst machen?", lachte sie, "du konntest mich vor drei Jahren nicht besiegen und wirst es auch heute nicht können. Du bist einfach zu schwach, Potter!" Ich griff sie an. Es war ein hartes Duell, denn sie war wirklich gut, aber schließlich hatte Voldemort sie auch trainiert. Ich bekam einiges ab, und schließlich begriff ich, dass ich mich nicht von meiner Wut leiten lassen durfte. Also fing ich an nachzudenken und so drängte ich sie immer weiter zurück. Irgendwann stand sie mit dem Rücken gegen die Wand gepresst und starrte mich aus großen Augen heraus an. "AVADA KEDAVRA!", schrie ich aus vollem Herzen und nie in meinem Leben hätte ich diese Worte ernster meinen können. Ich wollte mit jeder Faser meines Körpers, dass sie stirbt. Doch eins ihrer herablassenden Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht und verunsicherte mich. Allerdings fiel es eine Sekunde später auch schon wieder ab, denn ihr Körper fiel leblos zu Boden. Ich hatte den ersten Menschen in meinem Leben umgebracht!

Es war ein schreckliches Gefühl, ich war erleichtert und erfreut, dass sie bestraft worden war und doch fühlte ich mich hundeelend, denn nun war ich ein Mörder!"

Hermine legte ihm eine Hand auf die Schulter, da beide mittlerweile an die Wand gelehnt saßen. Er nickte dankend. "Plötzlich, noch bevor ich mich wieder gesammelt hatte, spürte ich, wie neben mir auch jemand zu Boden glitt. Erschreckt fuhr ich auf und machte einen großen Fehler, ich starrte zu Boden und sah eine Leiche. Es war ein Mädchen aus unseren Reihen, nur zwei Jahre älter als wir, und mein Herz blieb fast stehen, als ich sie erkannte. Ihr Haar hatte sich um ihren Kopf auf den Boden verteilt und ihre Augen waren weit aufgerissen, während ihre Finger sich noch immer um den Zauberstab krallten. Ich hätte fast geschrieen, es war Angelina. Ich bemerkte, wie Fred einige Meter weiter schrecklich blass wurde, ihm stiegen die Tränen in die Augen und er starrte seine tote Frau an. Wäre Moody nicht gewesen, hätte sein Gegner ihn auch noch getötet. Anschließend torkelte er auf seine Frau zu und sank neben ihr zu Boden. Er nahm ihre Hand in seine und Tränen rannen ihm die Wangen runter. Er sah so zerschlagen und traurig aus. Es tat weh da zu zusehen. Doch dann stand Lupin neben ihm und half ihm auf. Er musste weiter kämpfen. Ich weiß nicht, was er ihm gesagt hat, aber Fred konzentrierte sich wieder und stürzte sich entschlossen in den Kampf, vielleicht um sich abzulenken.

Ich war entsetzt. Und ich konnte mich gerade noch davor bewaren mich weiter im Raum um zu sehen, da nun der nächste Todesser vor mir stand und mich in ein Duell verwickelte!"

Erneut machte Harry eine Pause und schloss kurz die Augen. "So ging es Stunden lang weiter, auf beiden Seite fielen die Zauberer, ich hörte es, doch ich konnte es nicht sehen, also sah ich weg. Das war nicht gerade mutig, aber ich konnte einfach nicht. Ich brachte mehrere Leute um und wurde einige Male von Mitgliedern des Ordens gerettet. Hagrid warf sich sogar vor mich und fing so den schlimmsten aller Flüche ab. In ganzer Länge flog er vorn über zu Boden. Tränen schossen mir in die Augen. Wie konnte Hagrid das nur tun? Ich konnte es nicht fassen. McGonagall war es, die mich dort weg zog und durch einen kleinen Trank wieder aufpäppelte.

Schließlich standen Voldemort und ich uns gegenüber. "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen!", zischte er. Und ich nickte nur. "Angst, Potter?", fragte er grinsend. "Nein!", ich schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. Denn ich wusste, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben in Sicherheit waren. Er nickte nur. Und dann begann der letzte Kampf! Meine Narbe brannte in meiner Stirn, meine Augen tränten und sämtliche Körperteile taten mir weh. Ich blutete und hatte einige Blutergüsse und Prellungen. Aber ich kämpfte weiter, ich wusste, wie wichtig es war, zu gewinnen. Denn einer von uns beiden würde sterben. Ich weiß nicht mehr viel von dem Kampf, ich habe reflexartig gehandelt. Schließlich hatte ich... ein alles entscheidendes, alles übertreffend starkes Gefühl, das mich durchströmte, als ich sah... als ich...!"

Er brach ab und schüttelte traurig den Kopf. "Lass gut sein. Du hast für diesen Abend genug gelitten!", lächelte Hermine dankbar und legte ihm ihre Hand auf die Wange, bevor sie ihn kurz zärtlich küsste. "Ich muss...!", versuchte er, schaffte es jedoch nicht. "Nein. Komm, lass uns schlafen. Es ist schon spät!", überredete sie ihn. Beide legten sich wieder unter die Decke und sie kuschelte sich glücklich, dass er ihr ein Stück von dem verraten hatte, was er damals erlebt hatte, an ihn. Denn sie hatte nicht mitkommen dürfen...
 

Zwei Tage vor dem Finale saß Harry alleine auf einem großen Felsbrocken und ließ seine Füße in das kalte Wasser des Sees baumeln. Seine Gedanken waren weit in die Ferne geschweift, in die Zeit, wo Voldemorts Macht und seine Unterdrückung am größten waren, vor ca. zwei Jahren. >War es richtig, was ich getan habe? Kann so was überhaupt richtig sein? Eigentlich nicht, oder?! Ich werde es wohl nie erfahren. Ich kann es ihr einfach nicht erzählen, ich kann ja selbst kaum daran denken! Wann hört diese Sache nur endlich auf mich zu verfolgen? Es ist in meinen Träumen, in meinen Gedanken und in meinem Herzen, es belastet mich jeden Tag. Und das schlimmste ist, ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann! Ich liebe sie doch, warum dann nur diese Erinnerungen. Ich war so knapp davor...<

"Hey, Harry!", begrüßte Ron seinen besten Freund und stupste ihn freundschaftlich an. Dieser wäre vor Schreck fast ins Wasser gefallen, fing sich allerdings noch in letzter Sekunde, sodass er nur bis zu den Knie nass geworden war. "Hey Ron, na schon zurück?", fragte Harry grinsend. "Ja, Ludo kann auch mal nen Nachmittag allein arbeiten. Ich war schließlich seit heute Morgen sechs Uhr da, und ich bin nur der Vize...! Im Stadium und drum herum läuft alles auf Hochtouren, stell es dir so ähnlich vor wie die Weltmeisterschaft von damals, weißt du noch?" "Klar!"

Er setzte sich neben sein Freund und beide schwiegen einige Zeit lang. "Kann es sein, dass du mit Herm endlich geredet hast?", fragte der Rothaarige plötzlich. Der andere lief leicht rot an und starrte hinaus auf den See. "Woher weißt du...?", wollte er erstaunt wissen. "Sie schien so erleichtert und glücklich zu sein, als ich sie eben grad gesehen hab.", erklärte der Weasley lächelnd, "gut, dass du es hinter dich gebracht hast!" Doch der Dunkelhaarige erwiderte nichts darauf, sondern schwieg nur.

"Du hast ihr nicht alles erzählt...?", hakte Ron vorsichtig nach. Sein Freund schüttelte traurig den Kopf. "Nein, ich konnte es einfach nicht.", gab er leise zu, "ich hab alles noch mal vor Augen gehabt, als ich ihr von Angelinas und Hagrids Tod erzählte, von der Atmosphäre, von Voldemort. Ich konnte einfach nicht, versteh mich doch, Ron. Ich hab es einfach nicht geschafft, ihr den Grund für meinen plötzlichen Kraftschub und meine große Macht zu beichten! Guck mich nicht so an, ich weiß, dass sie ein Recht darauf hat, es zu wissen! Und ich versprech dir, ich werde es ihr irgendwann sagen. Aber noch nicht jetzt, ich bin noch nicht so weit. Ich will sie nicht so verletzen! Ich liebe sie, Ron!" Der Rothaarige nickte. "Ich versteh dich ja, Harry. Aber du musst auch verstehen, sie ist meine beste Freundin und .... und du musst es ihr einfach erzählen, bald, Harry, bald! Es sind schon zwei Jahre vergangen. Du trägst diese Last schon zu lange mit dir rum!", sagte er und sah ihn an. Dieser nickte nur betrübt.

"Aber jetzt tu mal nicht so unschuldig, Ron, du hast Parvati auch nichts von deinem One-Night-Stand erzählt!", tadelte der Schwarzhaarige ihn grinsend. Ron lief rot an. "Das ist was ganz anderes!", versuchte er sich peinlich berührt daraus zu reden. "Ja, aber nicht grundlegend unterschiedlich. Erzähl es ihr!" "Ja, muss ich wohl, auch wenn sie alles andere als begeistert sein wird, wenn sie ihren Namen dann auch noch hört... ich seh es schon vor mir." "Ron, du bist kein Wahrsager! Du kann nicht wissen, was Frauen denken und ich sag dir was, darüber können wir froh sein!" Beide nickten.

"Komm lass uns gehen, meine Brüder kommen gleich mit den Familien!", sagte Timmys Vater zu Sams Vater. Beide standen auf und gingen wieder zurück.
 

"Hi", sagte Fred fröhlich zu Ron, als er ihm die Hand reichte und den irritierten Bruder dann doch in eine Umarmung zog, "Hey Harry!" "Hallo!", riefen zwei kleine Mädchen, die fröhlich um den Älteren hüpften, während dieser auch Parvati begrüßte. "Hey Jaimee und Lucy, Mann, seid ihr wieder gewachsen. Als ich euch das letzte Mal gesehen hab, ward ihr noch so groß", Ron zeigte einen Abstand von ca. 40cm mit seinen beiden Händen, doch die Zwillinge beachteten ihn nicht weiter, sondern rannten zu Timmy und Sam, die unter der großen Eiche saßen und mit Lil und Billy spielten, während deren Bruder Phil in der Nähe einen Schmetterling jagte.

Fred, Ron, Harry und Parvati lächelten, als sie ihren Kindern hinterher sahen. Dann fragte Parvati: "Wo bleiben eigentlich George, Alicia und der kleine Michy?" "Die kommen gleich nach!", antwortete Fred und schaute sich suchend um, "und wo ist Herm?" "Noch bei der Arbeit!", erwiderte ihr Ehemann und führte die kleine Gruppe auf die Terrasse hinter seinem Haus.
 

Kurz darauf kamen die Knirpse angerannt und fragten mit strahlenden Gesichtern: "Dürfen wir fliegen? Bitte Daddy!" Vier unschuldige Augenpaare sahen die Erwachsenen an. "Okay!", sagten alle gleichzeitig, da keiner ihnen bei diesen Schnuten etwas abschlagen konnte. "Super, danke!", und schon waren sie wieder weg gerannt.

Keine Minute später flogen die Vier auf ihren Minibesen über die Tische. Jaimee und Lucy jagten hinter Minky her, die sich ausnahmsweise mal blicken ließ, und nun erschrocken um ihr Leben rannte. Sam flog ebenfalls durch die Luft und rief nach hinten: "Schneller Timmy, sonst fängst du mich nie!" Als sie wieder nach vorne sah, stand dort ein Baum, Harry sprang auf, um zu ihr zu laufen, doch sie wich noch in letzter Sekunde nach links hin aus. "Sie hat wirklich deine Gene, Harry!", stellte Fred bewundernd fest. "Deine Zwillinge haben es schließlich auch, wie du, faustdick hinter den Ohren!", grinste der wiederum, als er die beiden Mädchen mit Mini-Stinkbomben nach der Katze schmeißen sah. "Nein, Jaimee, Lucy, hört auf damit!", schrie Fred und rannte hinter ihnen her übers Feld, doch die Besen waren schneller als er.

Der kleine Weasley hatte dem Spektakel von Sam fasziniert zugesehen und wollte es ihr gleich einmal nach machen, allerdings zog er seinen Besen zu spät nach links und schrammte mit seinem nackten Knie genau über die Rinde. "AUUUUUUUUUUUUU, UUUUUÄÄÄÄÄÄ!", fing er an zu weinen, als er das Gleichgewicht verlor und hart auf den Boden knallte. Parvati lief schon längst auf ihn zu und auch Sam war neben ihm gelandet, um sich seine Verletzung anzugucken.
 

Weit, weit hinten, in der Nähe des Waldes bewegte sich etwas. Langsam, vorsichtig und wie ein Spion oder ein Tier schlich es sich durch die Schatten der Bäume und Gräser. Seine violetten Augen glänzten jung, verspielt und gefährlich. Sein pechschwarzes Haar fiel ihm lang und glatt den Kopf hinunter. Seine Fingernägel, fast so lang wie Krallen, ritzten sich in den lockeren Erdboden und hinterließen Kerben. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

"Endlich, endlich habe ich sie gefunden!", flüsterte er und seine Augen glitzerten.
 

"Ah, hier seid ihr!", erklang eine Stimme hinter Ron und Harry, beide drehten sich sofort um und sahen in das breite Grinsen von George. "Ihr seid spät dran!", begrüßte der jüngere Weasley ihn mit einem Lächeln. "Ich freu mich auch dich zu sehen, Ron!", grinste der zurück und umarmte ihn brüderlich, bevor er das gleiche mit Harry tat. "Lang nicht mehr gesehen, George!", lächelte dieser, "wie läuft es denn so mit eurem Laden?" "Super, Fred erfindet Zuhause unsere neusten Artikel und ich verkauf sie dann! Klappt wie am Schnürchen, die Schüler von Hogwarts kaufen besonders an unserer Zweitstelle in Hogsmeade sehr viel, Colin und seine Freundin Luna, die kennst du doch sicher noch, Luna Lovegood, ham echt viel zu tun!" "Luna Lovegood? Die hab ich echt lange nicht mehr gesehen!" "Du würdest sie nicht wieder erkennen!", lächelte Alicia und schüttelte ihm die Hand, da sie ihren kleinen Sohn auf dem Arm hatte, "sie ist dünn, hübsch und intelligent!" "Geht's dir gut, Alicia. Du wirst immer runder!", grinste Ron verschmitzt. "Wenn der Kleine geboren ist, zeig ich dir mal wie fit ich bin!", sagte sie und drohte ihm grinsend mit der Faust. Ihr Schwager wich einen Schritt zurück. "Weißt du ein Versteck für mich, Harry?", flüsterte er verängstigt und so laut, dass es jeder hören konnte. Alle lachten bei Rons Fratzen.

"Gib mir mal Michy, Schatz!", sagte George und nahm seiner Verlobten den Jungen ab, "Komm, Michy, wir laufen jetzt mal ein bisschen!" Er nahm den 1 ½ -Jährigen an beiden Händen und torkelte hinter ihm her, während er mühsam einen kleinen Fuß vor den anderen setzte.

"George ist eben der perfekte Vater!", tadelte Parvati ihren Mann, warf George spielerisch verliebte Blicke hinterher und gab Ron den nicht mehr weinenden Timothy auf den Arm. "Na mein Kleiner, alles okay?", fragte dieser, seine Ehefrau grinsend überhörend, und kitzelte den Rothaarigen, dessen blaue Augen strahlten, als er anfing zu lachen. Parvati und Alicia warfen sich kennende Blicke zu und verdrehten kurz die Augen, dann setzten sie sich auf eine mit Kissen ausgestattete Bank.
 

"Na, Bruderherz, haste deine Amazonen wieder eingefangen?", wollte George nach ein paar Metern wissen, als Fred ihm mit Lucy in der einen Hand und Jaimee in der anderen entgegen kam, die Besen flogen treu hinter ihm her. "Sei froh, dass der kleine Michael noch nicht so gut laufen kann, sonst hättest du die gleichen Probleme!", grinste er leicht genervt. "Lass uns runter, Daddy!", winselte Lucy. "Wir haben gar nichts getan. Wir sind doch deine Lieblingstöchter!", amte die andere die Unschuld in Person nach. "Vergesst es! Ihr müsst lernen euch zu benehmen, denn sonst kommt ihr nicht mit zum Finale, habt ihr mich verstanden?", wollte Fred wissen und sah seine Kinder eindringlich an. "Jaaaaa, Daddy!", antworteten sie ergeben.
 

"Lucy, Jaimee!", rief Hermine erfreut, als sie die Zwillinge auf der Treppe vor ihrem Haus sitzen sah. Deren himmelblauen Augen wirkten wie immer geheimnisvoll und fröhlich, ihre schulterlangen, glatten Haare hatten beide zu zwei Zöpfen hoch gebunden bekommen und ihre Haut war schön sonnengebräunt. Beide sprangen auf und rannten der Braunhaarigen entgegen. "Hermineeee!", riefen sie, als diese sie hockend in die Arme nahm und jedem einen Kuss auf die Wange gab. "Wo sind denn die anderen?", fragte sie lächelnd. "Hinterm Haus!", antworteten beide wie aus einem Mund und führten sie an den Händen dorthin.
 

"Lucy, Jaimee! Ihr müsst jetzt aber aufstehen", rief Harry aus dem Flur, als er die beiden Mädchen schon zum dritten Mal weckte. "Ich bin aber noch sooooo müde", nuschelte Lucy in ihr Kissen, zog sich die Decke über den Kopf und drehte sich auf die andere Seite. "Tja, dann müssen wir wohl ohne euch zum Finale gehen", meinte Fred leicht grinsend, während er die Gardinen im Zimmer öffnete. "Wir sind schon wach!", kam es aus beiden Betten gleichzeitig und schon sprangen die Vierjährigen auf und liefen die Treppe herunter. "Das zieht immer", sagte ihr Vater kopfschüttelnd und öffnete ein Fenster.

"Hey ihr Süßen, ihr müsst euch noch anziehen", sagte Hermine, als sie, nachdem die Zwillinge auch endlich gefrühstückt hatten, den Tisch abräumte, "wir gehen gleich los. Sam und Timmy füttern schon Wilma und Blitz."
 

Eine Viertelstunde später standen alle startbereit vor dem Tor zur Red Star Farm und spurteten los. Die Kleineren wurden getragen, da sie noch nicht so lange so schnell laufen konnten. Am Treffpunkt trafen sie auf John und Diana, wie auch auf Sandy und ihren Freund, und den Sicherheitsmann.

Dann stand dort noch ein Junge, den sie zuvor noch nie gesehen hatten. Er schaute sich unschlüssig und ängstlich um. Er sah aus, als wäre er so 10 Jahre alt und gehörte anscheinend zu der Gruppe. "Kennt ihr den Jungen?", fragte John Harry leise. Dieser schüttelte den Kopf. "Ich dachte, er gehört vielleicht zu Sandy!", vermutete er. Sein Freund schüttelte entsetzt den Kopf. "Sie hasst Kinder!", entgegnete John. "Aber zu wem gehört er denn dann? Zu dem Sicherheitsmann auch nicht!"

"Hallo!", begrüßte Sam den Jungen und lächelte ihn freundlich an, "ich bin Sam und wie heißt du? Ich hab dich noch nie hier gesehen! Wo kommst du her?" Sie lächelte ihn an. John grinste Harry an, dieser schüttelte nur leicht den Kopf. "Mein Name ist Alex!", lächelte der Knabe schüchtern. "Hey Leute, kommt mal her, das ist Alex, mein neuer Freund!", rief Sam und winkte die anderen Kinder zu sich. Der Junge wurde von den Fünfen eingekreist, Michy war zu ihnen gekrochen, und von oben bis unten gemustert. "Ja, der sieht süß aus!", stellte Jaimee fest und machte ihm schöne Augen.

Die Eltern mussten lachen. "Deine Tochter fängt aber früh an, Fred!", meinte Hermine lachend. Dieser nickte nur. "Das muss sie ja auch, um einen Mann zu finden, der besser als ihr Daddy ist!", grinste er. Die anderen schüttelten noch immer lachend die Köpfe.

"Hallo Alex!", lächelte George und gab ihm die Hand, "bist du alleine hier?" "Ja, Sir. Meine Eltern sind schon dort, ich habe verschlafen!", grinste er beschämt. "Du kannst mit uns kommen, wenn du willst!", bot Ron ihm an. "Danke, Sir!", sagte er lächelnd.

Dann verabschiedeten John und Harry sich von ihren Familien, sie würden erst am nächsten Tag nach kommen, denn sie mussten noch trainieren und die Spieler kamen immer erst am Tag des Spieles. "Seid vorsichtig!", flüsterte Harry Hermine zu, bevor er sie küsste. Sie nickte lächelnd. "Bis morgen!" "Viel Spaß beim Zelten!"
 

Das Stadion war am nächsten Mittag rammelvoll, jeder, wirklich jeder Platz war belegt. Alles glänzte in Blau-Gold oder Grün-Weiß. Kinder schrieen, Fans jubelten und diskutierten, alle waren aufgeregt. Hupen schallten durch die Reihen, verzauberte Banner flogen durch die Luft und vieles mehr.

Die Spieler hörten bereits in ihren Kabinen den Lärm, obwohl der jeweilige Kapitän versuchte gegen den Krach ankämpfend ihnen noch mal ihre Strategie zu erläutern.

Schließlich war es soweit, der Augenblick war gekommen! Die englische Nationalhymne erklang. Im ganzen Stadium herrschte Stille, als die Tore an der einen Seite des Stadiums aufgingen und die englische Mannschaft hinein flog.

Durch das Megaphon erklang Lee Jordans Stimme, der genauso nervös wie die Spieler war, und die Namen der Spieler unter lauten Jubelrufen nannte: "DORT KOMMEN SIE, ALLEN VORRAN DER ENGLISCHE KAPITÄN, DER TORHÜTER ALAN McTAIN, HINTER IHM DIE BEIDEN TREIBER JAKE WILLIAMS UND LUKE KOOLER, DANACH DIE JÄGER JOHN CARLSON, MARIA HEALMENT UND SANDY FRACS, UND ZU GUTER LETZT DER ENGLISCHE SUCHER HARRY POTTER!"

Alles war am schreien, grölen und trampeln. Die englischen Maskottchen tanzten auf dem Boden rum.
 

Als die englische Hymne verstummte, begann die Blaskapelle auch gleich die irische zu spielen. Harry und sein Team flogen auf der Stelle in der Luft und warteten auf ihre Gegner. Das Tor auf der entgegen gesetzten Seite wurde geöffnet und Lee Jordans Stimme erklang erneut: "ZUERST SEHEN SIE DIE IRISCHEN MASKOTTCHEN, DIE LEPRECHANS! IHNEN FOLGT DIE MANNSCHAFT, ALS ERSTER RYAN PEPPERMILL UND CHARLES TROY, DIE BEIDEN TREIBER, DAHINTER DER IRISCHE TORHÜTER MATTHEW ROSSWELL, DANN DIE DREI JÄGERINNEN JULIE CALMONT, UND DIE SCHWESTERN EMILY UND CATHERINE LIGHTLEY, UND ALS LETZTES IHR KAPITÄN UND SUCHER WILLIAM MALFOY!"

,Nein, nicht er! Bitte, nicht er. Ich wollte ihn doch nie wieder sehen! Und vor allem nicht jetzt, nicht hier! Warum, warum?' Sie schlug sich die Hände vors Gesicht.

,Malfoy? William Malfoy? Das soll der überall bekannte Sucher sein?!', dachte Harry und beobachtete die gegnerische Mannschaft kritisch, besonders deren Sucher, der ihm irgendwie bekannt vorkam.
 

Fortsetzung folgt

Mystery Twins ?

Huhu, wir sind wieder da,

Nach wir wissen nicht wie langer Zeit. Es tut uns auch wirklich leid, dass es so lange gedauert hat! Aber wir mussten feststellen, wie schwer es ist gemeinsam eine FF zu schreiben, auch wenn wir Geschwister sind! Wir wohnen in de gleichen Wohnung und doch hatten wir kaum Zeit gemeinsam zu schreiben, denn immer hat der andere etwas zu tun! So ist es gekommen, dass wir eben erst jetzt fertig sind. Denn nach Weihnachten hatten wir dämlicherweise auch beide die Grippe... doch jetzt geht's uns wieder gut!

Und so ist er hier, der dritte Teil unserer FF! Verwirrend und geheimnisvoll wie immer! Viel Spaß beim Lesen!
 

H*e*l Eure Sue Black und Darc Angel
 


 

"Irgendwie sieht dieser irische Sucher aus wie Draco ,Frettchen' Malfoy!", stellte George fest und starrte den Genannten abschätzend an. "Ja, da haste Recht, Brüderchen. Der sieht wirklich aus wie dieser Hosenscheißer!", pflichtete Fred ihm mit angeekelter Stimme bei. Ginny sah so unauffällig es eben ging zu dem blonden Flieger und dann zu Hermine, die diesen wie hypnotisiert beobachtete. Sie schluckte und drückte leicht die Hand der Freundin. Doch diese schien es noch nicht mal zu bemerken.

"Alle Malfoys sehen sich ähnlich!", gab Molly mit leiser, belegter und geheimnisvoller Stimme zu bemerken. Ihre fünf anwesenden Kinder und die anderen Freunde schauten sie überrascht und neugierig an, aber genau wie Hermine waren ihre Augen nur auf eine Person fixiert. Als die anderen feststellten, dass die rothaarige Frau ihnen nichts verraten würde, drehten sie ihre Köpfe etwas enttäuscht wieder zum Spielfeld zurück.

Mittlerweile hatten die Spieler ihre Position eingenommen. Die sechs Jäger flogen in der Mitte des Feldes, die Treiber standen irgendwo in der Luft, die Hüter schwebten vor ihren Ringen und die beiden Sucher waren einige Meter über den anderen. Alle warteten auf den Anpfiff und die Freigabe der Bälle.

Da die Sucher nur knappe drei Meter auseinander schwebten, starrten beide den jeweils anderen an. Neugierig musterte Harry diesen Malfoy. Er hatte Augen, die so silber waren wie die dicken Eisschichten auf sonst so klaren, blauen Seen, seine circa kinnlangen Haare, die er zu einem kleinen Zopf an seinem Hinterkopf zusammen gebunden hatte, schimmerten so hellblond, wie die aller Malfoys eben schimmerten. Ein paar dünne Strähnchen hingen ihm dennoch im Gesicht. Seine Haut war so weiß wie Schnee.

Eben das typische Bild eines Malfoys, der verhasste Blick setzte diesem nur noch die Krone auf. Jedem war klar, dass die Malfoys schon immer auf der schlechten Seite gestanden hatten und es auch immer noch taten; doch nun war Voldemort endgültig besiegt, ihr Anführer war vernichtet, und Harry Potter war das Symbol dieser Niederlage. Es war also verständlich, dass der Ire ihn anstarrte, als hätte er seinen schlimmsten Alptraum vor sich. Der Dunkelhaarige sah ihn nur herabschätzend und kühl an. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, auf ein faires Spiel einzuschlagen, denn spätestens jetzt war er sich hundertprozentig sicher, dass es dieses nicht werden würde!

"Du hast keine Chance!", rief Malfoy in dem Augenblick hämisch grinsend, "Angst, Potter?" Das alles kam ihm irgendwie schrecklich bekannt vor, deshalb antwortete er wie er es schon einmal vor vielen Jahren getan hatte. "Träum weiter, Malfoy", giftete der 20-jähirge Engländer zurück. Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf zu seinen Freunden und seiner Familie und lächelte sie an. Seine kleine Tochter winkte ihm begeistert zu. Der Blonde war den Augen seines Gegners gefolgt und sein Blick traf sich genau mit dem von zwei haselnussbraunen Augen, ihren Augen. Er starrte sie völlig irritiert an und sie konnte ihre erstaunten Augen auch nicht von ihm lassen. Wie hypnotisiert blickten die beiden sich an, so lange hatten sie sich schon nicht mehr gesehen, wieso dann gerade jetzt? Ungünstiger hätte es für beide nicht sein können!

Plötzlich ertönte ein Pfiff, die Bälle wurden frei gelassen und die Spieler stürzten sich auf diese. Der Lärm riss den blonden Sucher aus seiner Starre und noch immer verwirrt flog er los, denn er musste einfach irgendetwas tun und seine Verwirrung verstecken. Das Spiel war jetzt am wichtigsten!

Lee Jordans Stimme ertönte und das Publikum feuerte die Spieler laut schreiend an. Wenn Harry genau hinhörte, erkannte er die Stimme seiner kleinen Tochter. Diese sprang auf ihrem Stuhl herum und brüllte so laut sie konnte: "Komm schon, Daddy. Die machst du alle!"

Harry flog im Sturzflug los und wich den Jägern und Klatschern aus. Er schaute in alle Richtungen um den Schnatz zu Gesicht zu bekommen, doch er fand ihn einfach nicht. Er bemerkte, dass der gegnerische Sucher ihn verfolgte. So flog er weit nach oben um von dort den kleinen goldenen Ball ausfindig zu machen und Malfoy tat es ihm gleich. Dieses Spiel kam dem englischen Sucher irgendwie bekannt vor.

Also tat Harry das, was er schon damals in Hogwarts gemacht hatte: er gab vor den Schnatz gesehen zu haben. Ruckartig drehte er seinen Besen um und stürzte sich Richtung Boden. Der Blondhaarige nahm es ihm ab und sauste hinterher. Ein paar Zentimeter über dem Boden zog er seinen Feuerblitz3000 wieder hoch, wich einem Gegner aus und stellte erstaunt fest, dass dieser Malfoy seinen Besen genauso gut beherrschte wie er, denn er hatte ebenfalls abgebremst.

Der ehemalige Gryffindor drehte ein paar Runden über dem Spielfeld und bemerkte, dass William nicht von seiner Seite wich. Er drehte seinen Kopf zu dem Gegner und musterte ihn. Alles an ihm kam ihm so bekannt vor, die Art, wie er elegant, oder eher eingebildet, auf seinem Besen saß, dass er an ihm zu kleben schien, während des Spieles, das weißblonde Haar, die Art zu reden.

Der Ire schaute ihn seltsam an. "Was glotzt du so blöd, Potter?!", meckerte er. Nur diese Augen gaben ihm zu denken, sie waren genau so silbern, wie immer, doch der Ausdruck hatte sich verändert, Harry sah nicht mehr nur Hass in ihnen, sondern etwas Trauriges und Neid. Er verstand es nicht, aber eins war ihm klar. "Du hast dich kein bisschen verändert, Draco!", zischte er und blieb in der Luft stehen. Der Blonde hielt direkt neben ihm an und schaute ihm direkt in die Augen. "Noch genauso ein Blitzmerker, wie früher!", behauptet der gegnerische Sucher sarkastisch. "Ach halt den Mund, Malfoy! Wieso heißt du denn plötzlich,William? Sollte das 'nen Trick sein, damit keiner merkt, wer du wirklich bist und wer deine Eltern waren?", wollte dieser gehässig wissen. "William ist mein erster Vorname!", erklärte Draco wütend, doch noch bevor er weiter darauf eingehen konnte, unterbrach ihn Lee Jordans durch das Stadion brüllende Stimme:

"HIER IST WIRKLICH VIEL LOS! KEIN TEAM SCHENKT DEM ANDEREN ETWAS! DIE IREN FÜHREN MIT 20 ZU 10! ES IST EIN HARTES SPIEL UND NUN IST CARLSON AM BALL, ER TAUCHT UNTER LIGHTLEY AB UND IST NUN ALS EINZIGER VOR DEN GEGNERISCHEN RINGEN! DOCH VON HINTEN HAT TROY DEN KLATSCHER ABGEFEUERT! CARLSON DREHT IN LETZTER SEKUNDE EINE SCHRAUBE, DOCH AUCH DER IRISCHE HÜTER MUSS ABTAUCHEN UM NICHT VON DEM KLATSCHER GETROFFEN ZU WERDEN UND SO TRIFFT CARLSON OHNE PROBLEME DAS FREIE TOR! 20 ZU 20! ABER WAS MACHEN DIE BEIDEN SUCHER EIGENTLICH DORT OBEN? SIEHT AUS ALS WÜRDEN SIE EINE KLEINE TEEPAUSE MACHEN! DAS KENNT MAN VON DEN BEIDEN GAR NICHT, ES HEIßT DOCH IMMER, DASS SOWOHL MALFOY ALS AUCH POTTER DIE ARRANGIERTESTEN SUCHER ÜBERHAUPT SIND!"

Sämtliche Zuschauer richteten ihre "Ferngläser" gen Himmel und beobachteten die beiden Sucher. Als Harry das bemerkte, löste er sich von Draco und setzte zum Sturzflug an, senkrecht schoss er erneut Richtung Boden. Jedoch gewann er keinen Meter gegenüber dem irischen Sucher, dieser hing noch immer an ihm, als hätte der Schwarzhaarige Honig am Arsch kleben.

Harry bremste wenige Zentimeter über dem Boden ab, während Draco noch immer stürzte. Hermine hielt sich die Augen zu, sie konnte nicht hinsehen. Ginny hingegen hatte sich über die Stange gelehnt und beobachtete, ob es Hermines Mann gut ging, was anscheinend der Fall war, denn er lächelte hoch und ließ sich bejubeln für seine Aktion. Draco konnte den Besenstiel Millimeter vor dem Erdboden wieder nach oben reißen, seine Füße waren leicht über den Boden geschrammt und der Schweiß stand ihm auf dem noch blasseren Gesicht geschrieben. Wütend blickte er zu dem Schwarzhaarigen, welcher sich grinsend nach ihm umdrehte, während er auf dem Weg nach oben war. Der Blonde spuckte und raste ihm hinterher.

"Es ist alles gut, Herm!", beruhigte die Rothaarige ihre Freundin leise, "keiner von beiden hat sich etwas getan! Ich befürchte nur, sie wissen beide, wer der jeweils andere ist!" Die Braunhaarige nahm ihre Finger aus ihrem blassen Gesicht und schluckte kurz. "Geht's dir gut?", fragte Ginny besorgt nach, "sollen wir nicht vielleicht mal runter gehen und uns erholen?" "Nein, danke! Mach dir keine Sorgen, mir geht's gut, Ginny!", sie versuchte zu lächeln. Doch ihre Freundin bemerkte natürlich, dass auch das nur gequält kam.

Sie blickte zu den beiden Kindern. Timmy aß gerade ein großes Sandwisch, wobei sein ganzes Gesicht bereits mit Soße bekleckert war, welche Sam mit ihrem Zeigefinger abmachte und dann genüsslich ablutschte. Dabei waren beide am lachen. Ginny musste lächeln. Die beiden waren wirklich zu süß.

Ihr Blick wanderte eine Reihe höher, Lucy und Jaimee knoteten gerade die Schnürsenkel sämtlicher Zuschauer per Zauber zusammen und konnte sich vor unterdrücktem Lachen kaum noch halten. Der kleine Michael hingegen war in den Armen seines Vaters eingeschlafen, schon nach den ersten 15 Minuten des Spieles - typisch.
 

Sechs Stunden später gähnte Fred allmählich. "Ein so langes Spiel habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen!", meinte er müde. "Früher waren Meisterschaftsspiele noch viel länger!", erklärte Bill ihm und drehte seinen Kopf möglichst unauffällig zu einem blonden Mädchen vier Reihen höher. "Dann hoffen wir mal, dass die sich kein Beispiel daran nehmen wollen!", gähnte nun auch Charles. Die anderen nickten.

"WOW WAS FÜR EINE TORCHANCE, DOCH DER ENGLISCHE TORHÜTER UND KAPITÄN ALAN McTAIN HAT DEN QUAFFEL GROßARTIG MIT SEINEM BESENSTIEL ABGEWÄHRT! UND SO STEHT ES NOCH IMMER 370 ZU 340 FÜR DIE GÄSTE! DOCH JETZT HABEN DIE ENGLÄNDER DEN QUAFFEL, HEALMENT JAGT DURCH DIE MAUER DER IREN UND KOOLER RETTET SIE VOR EINEM MÖGLICHEN FAUL DURCH DIE GEGNERISCHE JÄGERIN EMILY LIGHTLEY, INDEM ER DEN KLATSCHER NACH IHR SCHLÄGT UND SIE AUSWEICHEN MUSS! ABER DANN WIRD HEALMENT VON DEN BEIDEN ANDEREN JÄGERINNEN CATHERINE LIGHTLEY UND JULIE CALMONT ANGEGRIFFEN UND HEALMENT LÄSST DEN QUAFFEL FALLEN, WELCHER VON EMILY LIGHTLEY AUFGEFANGEN WIRD UND SCHON GEHT DAS GANZE SPIEL WIEDER IN DIE ANDERE RICHTUNG!

ABER WAS IST DAS? POTTER HAT ZUM STURZFLUG ANGESETZT UND MALFOY IST IHM, WIE DAS GANZE SPIEL ÜBER SCHON, DICHT AUF DEN FERSEN! ER SCHEINT WIRKLICH DEN SCHNATZ GESEHEN ZU HABEN UND SO WIE ES AUSSIEHT KANN IHN SELBST WILLIAM DIESMAL NICHT WIEDER AUFHALTEN!

ER RAST ANSCHEINEND MIT LICHTGESCHWINDIGKEIT AUF DIE ERDE ZU! ICH HABE NOCH NIE EINEN SO SCHNELLEN FLUG GESEHEN! DIE KLATSCHER HABEN KEINE CHANCE GEGEN DIESE GESCHWINDIGKEIT!! UND TATSÄCHLICH GENAU UNTEN ÜBER DEM ERDBODEN IN DER MITTE DES SPIELFELDES LEUCHTET DER GOLDENE SCHNATZ! MALFOY HOLT AUF, ABER POTTER DREHT SICH NOCH NICHT MAL NACH HINTEN UM! WOHER NIMMT ER NUR DIESE KRAFT, DIESES SELBSTVERTRAUEN? JETZT IST MALFOY AUF HÖHE VON POTTERS SCHWEIF UND GREIFT NACH DIESEM, ABER POTTER WEICHT AUS! HAT DER MANN AUCH AUGEN HINTEN IM KOPF ODER WOHER HAT ER DAS GEWUSST? SOWEIT ICH WEIß, IST DIES DAS ERSTE SPIEL, DAS DIE BEIDEN GEGENEINANDER SPIELEN! WIRKLICH ERSTAUNTLICH! DIESER POTTER ÜBERRASCHT EINEN IMMER WIEDER! UND SCHON WIEDER WEICHT ER GEKONNT AUS - ECHT UNGLAUBLICH! WAS WAR DAS? EIN LOOPING MIT EINGEBAUTER SCHRAUBE UND JA, ER HAT DEN SCHNATZ, ER HAT DEN SCHNATZ! 470 ZU 380 HAT ENGLAND GEWONNEN! POTTER HAT ES WIEDER EINMAL GESCHAFFT! ENGLAND IST EUROPAMEISTER!

OH NEIN, WAS IST DAS? MALFOY KONNTE SEINEN BESEN NICHT MEHR ABBREMSEN UND IST HART AUF DEN BODEN GEPRALLT! DAS SIEHT SCHLECHT FÜR IHN AUS?! WO BLEIBEN DIE HELFER?", schrie Jordan.

Harry wurde von seiner Mannschaft umkreist und alle jubelten laut und waren am Lachen. Sie landeten gekonnt auf dem Boden und hoben Harry samt seines Feuerblitz 3000 auf ihre Schultern. "We are the Champions!", sangen sie laut und fröhlich und die Hälfte des Publikums unterstützte sie darin.
 

Hermine rannte besorgt und verängstigt auf das Spielfeld, direkt auf den am Boden liegenden Malfoy zu. Sie fiel neben ihm in den Matsch und fühlte seinen Puls. "Warum nur willst du immer besser sein, als die anderen?", flüsterte sie traurig und ihre Augen wurden feucht. Er öffnete die seinen langsam und sah sie an. Er brachte keinen Ton raus, sein blasses Gesicht war schmerzverzerrt. "Warum?", flüsterte sie und strich mit ihrer Hand über seine Wange.

Dann kamen endlich die Magischen Helfer. Hermine stand auf und lächelte ihn traurig an, wie er schwer verletzt dort unten lag. Es sah wirklich schrecklich aus.

Dann kam Harry dazu. Er starrte kurz den am Boden liegenden an, aber in seinen Augen war nur ein winzig kleiner Funken Mitleid zu sehen, er bereute nichts. Danach wandte er sich seiner Frau zu. "Komm, lass uns feiern gehen!", lächelte er sie an und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie nickte und nahm seine Hand in ihre. "DADDY!", rief die kleine Brünette, sie riss sich von Ginnys Hand los und rannte auf Hermine und Harry zu, strahlend. Der Schwarzhaarige fing sie auf und drückte sie fest an sich. "Und hat dir das Spiel gefallen?", wollte er wissen. "Ja, du warst super und erst der Trick am Schluss!", sie grinste stolz und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er setzte sie auf den Boden und nahm sie an die andere Hand.

Hermine drehte ihren Kopf noch ein letztes Mal nach hinten und sah traurig zu dem Blonden, welcher ihnen gefühllos hinterher starrte. Doch eine Person näherte sich ihm von der anderen Seite und angewidert schaute Hermine wieder nach vorne.

,Sie sieht aus wie .... !' "Sarah!", rief Draco ihr schwach hinterher. Aber sie reagierte nicht. Er hustete und spuckte etwas Blut neben sich.

"William, was hast du gemacht? Das sieht ja schrecklich aus!", hörte er da eine Stimme neben sich. Mit aller Kraft wandte er seine Augen von dieser Familie ab und schaute sie an. Er versuchte zu lächeln, doch er hatte keine Kraft mehr und sah sie einfach nur aus seinen silbernen Augen an.

Neben ihm hockte eine schwarzhaarige, junge Frau. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht, ihre Haut blass und rein. Ihre Fingernägel abgerundet und schön geformt. Sie trug ein tannengrünes Spaghettiträgerkleid, das ihr bis zu den Knien ging und ihre hochhakigen Schuhe waren leicht beschmutzt von dem Spielfeld. Sie hielt ihr kostbares Kleid fest, damit dieses nicht auch dreckig wurde und sah besorgt auf ihn nieder.

"Wer sind Sie?", fragte sie gerade einer der Helfer. "Ich? Ich bin Elizabeth L. Malfoy, seine Verlobte!", sagte sie hochnäsig.
 

"Hey Vicy! Lange nicht mehr gesehen!", grinste der Rothaarige die schöne Blondine an, der er gerade den Weg zur Treppe versperrte. "Gehen Sie aus dem Weg, ich habe es eilig! Komm Sarah!", sagte die Frau mit hoher Stimme und versuchte mit hoch erhobener Nase an dem Rothaarigen vorbei zu kommen. An ihrer linken Hand hatte sie ein kleines Mädchen, das den großen Mann sehr an ein anderes Kind erinnerte. Es hatte hellbraune Haare, welche leicht gelockt waren, silber-blaue Augen und eine blasse Haut. Sie trug ein hellblaues Kleid und kleine blaue Schühchen. Sonst war sie knapp einen Meter groß und lächelte ihn nett an, während sie versuchte ihrer Mutter hinter her zu kommen.

Für einen kurzen Augenblick vergaß er sich der Frau in den Weg zu stellen, dann sprang er ihr jedoch noch rechtzeitig vor die Füße, sodass sie fast in ihn rein rannte. "Hey, was soll das? Lassen Sie mich in Ruhe, ich habe es eilig!", meckerte sie ihn an und sah ihm in die schokoladenbraunen Augen, welche sie herausfordernd anstrahlten. Der Mann grinste sie an: "Du hast dich überhaupt nicht verändert!"

Sie musterte ihn mit zusammen gekniffenen Augen, seine langen dunkelroten Haare, welche er zu einem Zopf zusammen gebunden hatte, seine braungebrannte Haut, seinen Ohrring, der aus dem Giftzahn einer Schlange bestand, sein breites Grinsen, seine Lederschuhe.

"Erkennst du mich nicht mehr, Schätzchen?", wollte er mit vor der Brust verschränkten Armen von ihr wissen. "Ach nee, der Schulsprecher! Du bist ja richtig alt geworden!", grinste sie verstohlen und nur kurz, "jetzt haben wir uns ja nach 12 Jahren wieder gesehen, wie du es immer prophezeit hast! Also bis in 12 Jahren, tschüss!", damit drängte sie sich an ihm vorbei. "Tschau!", lächelte die Kleine ihm kurz zu, bevor auch sie die Treppe runter ging. Bill hingegen blieb bedröppelt zurück. "Ich bin mir sicher, dass wir uns schon eher wieder sehen werden!", brüllte er ihnen nach.

"Wer war die Süße denn, Brüderchen?", wollte Charlie neugierig wissen und sah der Blondine nach. "Das kleine Mädchen war Sarah, ich denke, du kannst gerne mal zu ihr zum Spielen kommen!", grinste Bill frech. Charlie verdrehte die Augen. "Ich wollte eigentlich wissen, wer die große Schwester war!", gestand er ihr immer noch hinterher starrend. "Das war Sarahs Mutter, Charlie!", er schüttelte den Kopf, "vielleicht erinnerst du dich noch an die frechste aller Slytherins, Victoria Evelyn?!" "Nee oder? DAS war Vicy?!", fragte Charlie und traute seine Augen und Ohren nicht. Bill nickte grinsend.
 

Ludo Bagman forderte beide Teams dazu auf zu ihm und damit zum Siegerpodest zu kommen. Harry ging mit seiner Familie glücklich neben seinem Freund John her.

Nach einigen Minuten standen beide Teams vor dem Podest, auf dem Ron und Ludo standen. Nach der Reihe ging das ganze irische Team an ihnen vorbei und sie schüttelten sich die Hände, wobei Dracos Bein geschient war und er von einem seiner Freunde gestützt wurde, was ihm anscheinend jedoch ziemlich peinlich war.

Erst schüttelte Ludo, der Vorsitzende, dem Blonden die Hand und danach tat Ron es ihm gezwungenermaßen lächelnd nach. Der Malfoy wirkte eher gestresst, niedergeschlagen und ihm schien das Händeschütteln zu missfallen.

Danach erhob Ludo die Stimme: "Ich freue mich sehr darüber, dass unsere Mannschaft, die englische Nationalmannschaft, Europameister geworden ist und überreiche stolz den goldenen Pokal an den Kapitän der Mannschaft, Alan McTain. Darf ich Sie bitten hier hoch zu kommen?!" Strahlend kletterte der Torhüter zu ihm hoch und nahm stolz, sich die Hand von den beiden schütteln lassend, den Siegerpokal entgegen. Glücklich drehte er sich zu dem englischen Publikum um und streckte seinen Arm übers ganze Gesicht lächelnd in die Höhe. Seine Mannschaft jubelte und die Fans schrieen und klatschten begeistert.

Während Harry auf den Podest stieg mit seiner Mannschaft, zum Beglückwünschen lassen, warf Hermine einen kurzen Blick zur Seite. Dort stand er mittlerweile nicht mehr auf einen braunhaarigen Mann gestützt, sondern nur mit der Schiene. Seine silbernen Augen waren auf sein Knie gerichtet, an dem zwei Magier herum arbeiten.

Ihr Blick fiel auf die Schönheit neben ihm. Sie schnaufte verächtlich. Man sah dieser Frau geradezu an, wie eingebildet sie war, so hochnäsig wie sie mit ihren Klamotten neben ihm stand. ,Wer ist diese Tusse?', fragte sich Hermine, ,ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich bin mir sicher, dass ich sie noch nie gesehen habe, aber sie erinnert mich an irgendwen! Nur an wen?'

Dann betrachtete sie noch einmal den Weißblonden. Elegant stand dieser dort mit gerader Körperhaltung und blassem Teint. Doch einige Haarsträhnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst und umrahmten sein feines, und doch männliches Gesicht. Genau in dem Moment hob er seine Hand zu seinen Haaren und wollte das Haarband raus ziehen, als er seinen Kopf hob und ihre Blicke sich kreuzten. Hermines Herz begann schneller zu schlagen und ihr wurde warm. Doch sie konnte sich nicht bewegen.

Lässig löste er seine Haare aus seinem Zopf ohne seine Augen von ihr zu nehmen. Vorsichtig schüttelte er seinen Kopf und sein kinnlanges Haar wehte leicht. Er sah umwerfend aus. Als er sie dann auch noch kurz angrinste und ihr damit zu verstehen gab, dass er sie sehr wohl wieder erkannte und vielleicht sogar noch mehr, dachte sie, es würde sie zerreißen. Sie wurde von einer riesigen Welle der Gefühle übermannt und war froh, dass sie die Hand ihrer kleinen Tochter hielt, die ihr Kraft und Halt gab.

Sie lächelte kurz zurück, bevor sie sich schnell von ihm weg drehte, damit es nicht noch schlimmer wurde. Ihr war heiß und ihr Herz spielte vollkommen verrückt, es schlug so schnell. Ihr Atem rasselte. Sie versuchte sich zu beruhigen, was jedoch nicht so einfach war. Denn ihr Mund war trocken und ihre Augen wollten wieder zu ihm sehen. Doch sie wehrte sich dagegen, sie durfte es nicht noch einmal riskieren, wer wusste, was dann passieren würde. So blickte sie runter zu Sam, die stolz ihren Vater beobachtete. Hermine lächelte und sah dann ebenfalls ihrem Mann zu, der ihnen zu grinste, während er glücklich den Pokal in den Himmel hielt.

Harry glaubte abzuheben, die vielen Menschen, die ihm und seiner Mannschaft zu jubelten, gaben ihm das Gefühl, dass er etwas Besonderes war, dass sie etwas Geniales geschafft hatten. Es freute ihn tierisch, dass auch die anderen Leute so glücklich waren. Um ehrlich zu sein war es berauschend.
 

Als Harry Hand in Hand mit Hermine, die wiederum Samantha an der kleinen Hand hielt, das Feld in einer Traube von Engländern verlassen wollte, kreuzten ihre Wege die von Malfoy. Alle fünf blieben stehen. "Glotz nicht so blöd, Malfoy!", meckerte Harry den etwas kleineren an. "Ich kann machen was ich will!", giftete der zurück.

"Liebling, willst du uns nicht vorstellen?", fragte die zierliche, hochnäsige Person neben dem Blonden mit hoher Stimme. "Wenn's sein muss!", seufzte der ebenfalls 20-Jährige, "das Elizabeth ist Harry Potter mit seiner Familie!"

Hermine zuckte leicht zusammen bei der Betonung, die Draco auf das "seiner" Familie gesetzt hatte. Es tat ihr weh und doch fühlte sie sich von ihm angegriffen, sie funkelte ihn böse und zugleich traurig an. Jedoch erwiderte er den Blick nur kurz und wieder mit diesem gefühllosen Pokerface. Wie sie diese Maske hasste, die er sooft auflegte.

Das Gesicht von Dracos Begleitung verzog sich zu einer hässlichen Grimasse, man sah ihr sofort an, dass sie Harry verabscheute und ihn am liebsten sofort getötet hätte, doch sie blieb ruhig neben ihm stehen. Anscheinend warn sie also auch auf der dunklen Seite, aber was sollte man auch anderes von Malfoys Begleitung erwarten.

"Das ist Elizabeth L. Malfoy, meine Verlobte!", stellte der jüngste Malfoy sie tonlos vor. Wie ein Pfeil schossen diese Worte in Hermines Herz. Sie fühlte, wie es schmerzte, wie es auseinander brach, zerbrach. Tränen wollten ihr in die Augen steigen, doch sie biss die Zähne zusammen und drückte sie runter. Immer noch war ihr warm, zu warm. Doch diese Worte taten so unendlich weh. ,Er ist verlobt!' Draco durfte auf keinen Fall sehen, wie sehr er sie verletzt hatte. Sie schluckte und drückte die Hand ihrer Tochter daraufhin etwas fester, woraufhin diese sie besorgt ansah aus ihren silber-blauen Augen.

Hermine sah ihn nicht mehr an, denn sie wusste nicht, wie sie das hätte aushalten sollen. Deswegen setzte sie einen herabschätzenden Blick auf und musterte entsetzt diese Elisabeth. So konnte sie am besten ihre wahren Gefühle verstecken.

Draco starrte auch nur Potter mit finsterem Blick an, sehr finsterem, verabscheuendem Blick. Der Schwarzhaarige hingegen lächelte. "Du entschuldigst uns, Malfoy! Aber wir werden auf unserer Siegesfeier als Europameister erwartet!", grinste er zufrieden und ging mit seiner Frau und seiner Tochter an den beiden vorbei.

Die Braunhaarige musste sich zusammenreißen. Sie musste es aushalten, sich nicht nach ihm umzudrehen.

,Ich dachte, das alles gehöre zu meiner Vergangenheit! Dass ich es endlich überwunden hätte. Doch ich befürchte, es ist nicht so!' sie seufzte innerlich, ,warum musste er mich auch eben anlächeln, warum muss er auch so verflucht gut aussehen und wieso ist er mir gegenüber nicht mehr dieses Arschloch? Warum nur? Ich verstehe es nicht! Es wird alles zerstören, er wird alles zerstören, auch wenn er nichts tut! Verdammt! Wieso kann ich ihn nicht mehr hassen? Wieso? Er hat mir sehr wehgetan, mit den Worten von seiner Verlobten. Wie die schon aussieht! Igitt! Aber ich bin schließlich auch verheiratet! Was ist nur passiert? Und vor allem, wie wird es weitergehen?'

Die 20-Jährige schluckte, ihre Erinnerungen von vor drei Jahren tauchten aus den Tiefen ihres Gedächtnisses wieder hervor, in die sie diese eigentlich für alle Zeit verbannt hatte. Aber sie waren wieder da und Hermine spürte, dass es nicht nur bei den Erinnerungen bleiben würde. Es würde mehr werden, immer mehr.

Sie hatte schreckliche Angst und schmiegte sich mehr an Harry ran. Er drehte seinen Kopf zu ihr und lächelte sie an, sie lächelte leicht zurück. Er beugte seinen Kopf runter und küsste sie auf die Lippen.

"Du hast super gespielt!", lobte sie ihn und versuchte sich von ihren Gedanken zu lösen. Er strahlte sie glücklich an.

Doch ein Gedanke quälte auch ihn. ,Wofür steht bloß dieses "L." in ihrem Namen? Denn irgendwoher kommt mir ihr Gesicht schrecklich bekannt vor! Nur woher? Ich weiß, dass ich Elizabeth noch nie gesehen habe. Aber ihr Gesicht. Wahrscheinlich bei irgendeiner Verwandten von ihr, bloß mit wem ist sie verwandt? Und noch was ist seltsam, warum trägt sie schon seinen Nachnamen? Ist das bei denen so Sitte oder was?' Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.
 

Schließlich hatte sie es geschafft, sie hatte sich nicht nach ihm umgedreht und hoffte, dass sie ihn möglichst nie wieder sehen würde, damit die Vergangenheit vergangen blieb und keine noch größeren Auswirkungen auf die Gegenwart haben würde.

Doch in dem Augenblick wusste sie noch nicht, was die Zukunft für sie bereithielt!
 


 

"Hey, das war meins!" "Gar nicht wahr ich hatte das zuerst!" "Miss Burnleeeeeey!" "Was ist denn jetzt passiert Daniel, Louis. Wer hatte die Grindelohfigur denn zuerst?" "Ich", kam es aus beiden Mündern gleichzeitig.
 

~Klirr~ Er rieb sich seinen Kopf. Das war ihm ja noch nie passiert! Er sollte sich besser auf das Apparieren konzentrieren. Neben ihm auf den Boden lag eine zerbrochene Porzellanvase, mit der er gerade umgekippt war, da das Gefäß eindeutig zu klein für seine Füße gewesen war. Zum Glück war er allein. Schnell stützte er sich auf seine Hände und stand auf. Bevor jemand kam, schwang er schnell seinen Zauberstab und sagte: "Reparo." Die einzelnen Scherben der violett-blauen Vase setzten sich wie von Geisterhand wieder zusammen, sodass nichts mehr auf Harrys Missgeschick hindeutete.

Wie konnte er nur in einer Vase landen?! Für so schlecht hatte er sich im Apparieren gar nicht gehalten. So etwas war bisher nur Neville passiert. Harry musste schmunzeln, als er sich daran erinnerte, wie dieser damals bei seiner ersten Prüfung direkt auf dem Kopf des Professors gelandet war, der darauf hin verständlich mit Neville zusammenbrach und außer sich war vor Wut. Das war ein Spektakel. Die damals Sechzehnjährigen konnten sich alle kaum das Lachen verkneifen, während der Prüfer tobte.

Unauffällig schritt der Schwarzhaarige den Flur entlang, vorbei an den Garderobenhaken der Kinder. Am Ende entdeckte er ein noch neu aussehendes Bild mit dem Namen seiner Tochter darauf. Direkt neben einer Ente, das nach dem Namen her Timmy gehörte. An dem Haken von Sam funkelte ihm ein schneeweißer Schwan entgegen, der der Dreijährigen, wenn man sie besser kannte, sehr ähnlich war. Denn diese Bilder konnten die Kinder sich nicht einfach aussuchen, sie wurden per Zauber bestimmt! Die Kinder wurden also den Bildern zugeordnet, und nicht anders rum, denn die Bilder gaben die Persönlichkeit der Person wieder.

Schließlich riss Harry sich von dem Kleiderhaken los und wandte sich den zwei großen blau-grünen, mit Wellen übersäten Türen zu, auf denen Waterworld stand. Er öffnete sie und sah hinein in die Welt der Kinder.

Lärm und Geschrei drangen ihm entgegen, über all liefen die kleinen Knirpse rum, sich jagend, kuschelend, spielend, essend und was sie nicht alles taten. Mitten drin drei junge Frauen, die sich um sie kümmerten. Der Schwarzhaarige respektierte diese, denn er selbst glaubte nicht, dass er es schaffen würde mit diesen Ungeheuern fertig zu werden, sodass die noch Spaß dabei hatte, ihre Leistung war also sehr hoch.

"Hallo, Mister Potter!" begrüßte ihn eine lächelnde Erzieherin, die gerade eine kleine Figur in ihre Hosentasche steckte und kam durch die Zwerge auf ihn zu, "Sie wollen mit Sicherheit ihre Tochter abholen?!" "Ja, Samantha und Timothy!", sagte dieser und sah sich in dem großen Raum um. "Ah, ja! Ich gehe sie holen!", sagte sie freundlich und schritt davon.

Er blickte sich weiter um und entdeckte zwei Mädchen, mit längerem, hellbraun gewelltem Haar mit dem Rücken zu ihm an einem kleinen Tisch sitzend. Sie sahen sich erstaunlich ähnlich. ,Wer ist das andere Mädchen überlegte er?', während er sich langsam einen Weg zu ihnen bahnte, ,weder ich noch Hermine haben irgendwelche Verwandten, die eine kleine Tochter haben könnten, welche magische Fähigkeiten hat und Sam so ähnlich sieht. Von hinten genau die gleiche Statur, außer dass sie ein bisschen größer zu sein scheint! Merkwürdig!'

"Sam!", lächelte er glücklich und hukte sich hinter sie. Beide Mädchen drehten sich um und der Erwachsene wäre fast umgefallen. Denn sie sahen sich nicht nur von hinten ähnlich, sondern hatten auch fast dasselbe Gesicht, nur der Ausdruck war anders. "Daddy!", rief seine Tochter und fiel ihm um den Hals! "Na, wie war dein erster Tag?", wollte er lächelnd wissen. "Super. Hier ist es toll! Das ist meine Freundin Sarah!", strahlte sie und deutete auf das Mädchen, das ihr Zwilling hätte sein können. "Hallo Sarah!", sagte er freundlich und neugierig. "Hallo Mister Potter!", lächelte sie höflich.

Er wusste nicht was, aber irgendetwas an dem Mädchen störte ihn. Es fiel ihm sofort auf und kam ihm irgendwoher bekannt vor, doch er konnte es nicht einordnen, und so setzte er Sam wieder auf den Boden und richtete sich auf. ,Was ist das nur für ein seltsames Mädchen? Vor allem wer ist sie?'

In dem Augenblick kam die Erzieherin von eben mit Timmy an ihrer Hand wieder. "Hat es euch gefallen?", fragte sie die beiden Kinder. "Ja, es war super, Miss Burnley!", riefen beide begeistert. Sie lächelte. "Das ist schön. Dann sehen wir uns ja morgen wieder!" "JA!", brüllten sie und rannten um die Wette auf die Tür zu, um sich ihre Mäntel zu holen. Vorher jedoch verabschiedete Sam sich noch schnell von ihrer neuen Freundin.

Harry schlenderte den beiden hinterher. An der Tür drehte er sich noch mal um und fragte die ihn begleitende Miss Burnley: "Wer ist diese Sarah?" "Meinen Sie die Freundin ihrer Tochter?", wollte diese wissen. Er nickte. "Sie heißt Sarah Coltane und ist fünf Jahre alt!", erklärte sie und sah das Mädchen lächelnd an. ,Coltane?' Der Name kam ihm sehr bekannt vor, nur woher?! ,Irgendwoher kenn ich den Namen. Er ist mir schon mal begegnet, da bin ich mir sicher! Ja, damals. Damals zu Zeiten Voldemorts, im letzten Kampf. Phillip Coltane!' fiel es ihm wieder ein.

"Ist sie die Tochter von Phillip Coltane?", wollte er tonlos wissen und sah der jungen Frau direkt in die Augen. Erschreckt wich diese seinem durchlöchernden Blick aus. "Ja, Mister Potter. Aber sie brauchen keine Angst haben, ihre Tochter ist hier in besten Händen!", sagte sie nicht mehr lächelnd, "auf Wiedersehen!" Dann drehte sie sich weg und ging schnellen Schrittes weg.

Wahrscheinlich hatte Harry keine Ahnung, was sein Blick bei anderen Leuten für eine Wirkung hatte, denn er konnte sich das seltsame Verhalten von Miss Burnley einfach nicht erklären. Diese glaubte, etwas von der Macht des Zauberers gesehen zu haben und hatte Angst bekommen. Sie war eingeschüchtert und fühlte sich, als hätte er all die Dinge gesehen, die sie je getan hatte.

Er schüttelte den Kopf und ging den Kindern hinter her in die Eingangshalle. Die riesige Halle hatte jeden Meter einen Kamin, an der einen Wand die Eingänge, die hierhin führten und an der anderen die Ausgänge, zum Gehen. Mittlerweile rannten einige Eltern und Kinder hier herum. Harry nahm Timmy auf den Arm und Sam bei der Hand. Zuerst warf er Flohpulver in die tanzenden Flammen, dann stieg er mit den noch immer aufgeregten beiden in das Feuer und sagte deutlich: "Red Star Farm!" Sofort drehten sie sich, immer schneller und das Licht und alles andere verschwamm.

,Phillip Coltane?! Ah, jetzt weiß ich wieder, wer er war! Ein Todesser, ein gemeiner, gefährlicher Todesser. Deswegen meinte Miss Burnley auch, ich bräuchte keine Angst haben. Ich hatte nie Angst vor Todessern! Lächerlich! Aber der Mann war gefährlich, er war es, der ... verdammt, wieso belastet es mich so sehr?! Ich hätte es verhindern können, verhindern müssen. Ginny war damals noch in Hogwarts, sie war noch so jung, und ich habe es geschehen lassen. Ich habe geschehen lassen, dass das Arschloch, Phillip Coltane, ihren Vater, Arthur, tötet!', dachte Harry verbittert, und drückte die zwei Kinder fester an sich dran.

Sie waren viel mutiger und tapferer als er bei seiner zweiten Reise mit Flohpulver gewesen war, fiel ihm plötzlich auf.
 

"Na schmeckt's dir denn, Sarah?", fragte Hermine neugierig, während sie eines der kleinen Kätzchen packte, das gerade dabei war auf den Tisch zu klettern. Die Zwanzigjährige ahnte schon was die kleine Lil mal wieder vorhatte. Sie gab es einfach nicht auf sich als Nachtisch, nach ihrem Katzenfutter, noch ein wenig Leckereien vom Küchentisch zu stibitzen.

"Ja Mrs Potter. Ihre Kürbispastete ist fast so gut wie die meines Onkels", erzählte die Fünfjährige fast schon stolz, nachdem sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte. Denn anscheinend hatte ihre Mutter ihr schon von klein auf gute Manieren beigebracht, worüber Hermine nur staunen konnte, besonders als sie ihr Kind betrachtete. Sam schob sich gerade schmatzend ein großes Stück Pastete in den Mund, das nicht so ganz hinein wollte, da es nicht passte. Sodass sich alles um ihren Mund verschmierte. Die Braunhaarige schüttelte nur den Kopf und lächelte. Was hatten Harry und sie nur bei der Erziehung falsch gemacht?! Sie nahm sich vor in nächster Zeit mehr auf Sams Manieren zu achten.

Nach dem Essen rannten die Kinder draußen aufs Feld, wo Timmy dem kleinen Phil hinterherlief. Dieser hetzte so schnell ihn seine kleinen Pfoten trugen, denn Timmy stolperte alle paar Meter über einen der im Weg liegenden Steine. Der kleine Tiger hatte Angst, dass der Dreijährige auf ihn fiel und musste immer wieder Bögen schlagen.

Sarah und Sam hingegen kletterten auf den so genannten Kletterbaum und wollten den kleinen Billy fangen, der es sich dort gemütlich gemacht hatte. Geschickt kletterte die Ältere vor und ihr kleines Ebenbild versuchte ihr zu folgen, was sich mit kürzeren Armen und Beinen jedoch als schwieriger herausstellte!

Harry und Ron saßen ebenfalls draußen in der herrlichen Sommersonne und ließen sich bräunen. "Einen so schönen Sommer hatte ich schon lange nicht mehr!", schwärmte der Schwarzhaarige. Ron grinste. "Ja. England Europameister, nur wegen dir! Die Siegesfeier war echt genial!", erinnerte er sich glücklich. "Ja, wir sollten echt mal wieder öfter solche Partys besuchen, schließlich sind wir erst 20!

Ich beneide irgendwie deine Schwester! Sie ist noch frei und ungebunden, keine Kinder, nicht verheiratet! Nicht, dass ich mich beschweren würde, aber sie kann noch machen, was sie will!", seufzte Harry. "Wenn du dich da mal nicht irrst!", meinte Ron und schloss die Augen, "es ist schon ein Wunder, dass sie überhaupt mit ihren Freundinnen alleine verreisen durfte. Das brauchte die ganze Überzeugungskraft von ihren Brüdern. Du weißt ja, wie stur meine Mum manchmal sein kann. Und ich habe das Gefühl, dass seit Dad nicht mehr da ist, es nur noch schlimmer wird!" Harry nickte.

"Immerhin wohnt Fred mit seinen Töchtern wieder bei ihr im Fuchsbau. Dann ist sie wenigstens nicht so alleine. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die kleinen Zwillinge immer für Trubel sorgen!", grinste Harry, an den letzten Streich der beiden auf der Siegesfeier denkend.

Dort hatten die zwei Teufelchen doch tatsächlich den Boden vereist, per Zauber, sodass alle Gäste, beim Eintreten, ausgerutscht waren. Danach hatte das Essen geschrieen, wenn man es mit der Gabel aufgespießt hatte und der ganze Feuerwhiskey und das Butterbier hatten sich in Milch verwandelt. Zu guter letzt jedoch verrieten die geheimnisvollen Übeltäter sich selbst, denn Jaimee und Lucy waren vollkommen betrunken, als einzige, sangen, tanzten und lallten herum. Denn ein geteiltes Butterbier konnte in ihrem jungen Alter schon viel anstellen! Das war was gewesen! Fred und Molly waren dermaßen wütend geworden, dass der ganze Saal verstummt war vor Schreck. Sie hatten richtig herumgeschrieen, so als wollte der eine den anderen immer noch übertrumpfen. Plötzlich waren Lucy und Jaimee ganz klein leise, sie fingen sogar an zu weinen, als sie weg gebracht wurden.

"Da hast du allerdings Recht! Die sind genauso schlimm, wenn nicht sogar noch schlimmer, als Fred und George in jungen Jahren! Schade nur, dass Dad das Spiel nicht miterlebt haben konnte. Er wäre stolz auf dich gewesen, Harry!", erzählte Ron in Gedanken.

"Ja, ich weiß! Es tut mir echt leid, dass ich es nicht verhindert habe, Ron. Wirklich!", fing der 20-jährige Quidditchstar erneut an sich zu entschuldigen. Doch der Rothaarige winkte ab. "Harry! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass es nicht deine Schuld ist, dass Dad tot ist! Jeder hat dir das gesagt. Du kannst nichts dafür, dass sie damals alle gestorben sind! E s w a r n i c h t d e i n e S c h u l d! Das musst du begreifen, Harry. Du musst! Denn sonst wirst du nie wieder glücklich werden können! Deine Selbstvorwürfe werden dich zerstören! Denk mal endlich darüber nach!", sagte Ron wütend und stand auf.

Er wandte sich ab und umrundete das Haus. In dem Augenblick kam Bill aus der Terrassentür der Weasleys raus und sah seinem Bruder verwundert nach. "Was ist denn mit dem los?", wollte er von Harry wissen. "Er ist sauer auf mich!", gab der nachdenklich zu. "Und, hat er Grund dazu?", fragte der Rothaarige und ließ sich in den Liegestuhl von seinem kleinen Bruder fallen. "Ich glaube, ja!", meinte der betrübt. Bill nickte.

"Daddy, fang Billy!", brüllte Sam in dem Moment. Harry sah auf und bemerkte, wie ein pechschwarzes Knäuel aus dem Baum einige Meter vor ihm fiel. Aber er bewegte sich kein bisschen, denn die kleine Katze landete eh auf allen vieren, wie immer.

"Komm her, Billy!", murmelte er und bückte sich zu Boden. Neugierig kam das wenige Monate alte Kätzchen zu ihm gelaufen. "Ganz braver Billy!", lobte der 20-Jährige es, nahm es auf den Schoß und streichelte es.

Kurz darauf kamen zwei identisch aussehende Mädchen vom Baum runter und rannten auf die Männer zu. "Danke, Daddy!", strahlte Samantha und nahm ihm das Kätzchen ab. "Hi Bill!", begrüßte sie den anderen Mann lächelnd. "Na, Sammy! Noch immer so ein kleiner Kletteraffe?", fragte der grinsend. "Nein!", rief diese beleidigt und schüttelte den Kopf, "ich bin jetzt ein Schwan in Waterworld!", erzählte sie stolz. "Ach ja, du bist jetzt im Magical Kindergarten!", fiel es Rons ältestem Bruder ein und er erinnerte sich zurück, "ich war damals ein Tiger in World of Wild!", meinte er. Die zwei Mädchen staunten. "Dann musst du aber stark sein!", stellte Sarah fest. "Ja, das bin ich wohl!", grinste er frech wie ein kleiner Junge, "und was bist du?" "Ich bin ein Delfin!", erzählte sie kühl, aber lächelnd. "Zwei wunderschöne Tiere!", lobte Bill sie, bevor sie sich verabschiedeten und davon rannten.

"Ein außergewöhnliches Mädchen!", meinte der Rothaarige nachdenklich. "Ja, das habe ich auch gedacht!", stimmte Harry ihm den beiden nachschauend zu, "vor allem weiß ich nicht, was ich von ihr halten soll!?!" "Sie heißt Sarah, oder?", fragte der Größere. "Ja!", antwortete der andere überrascht, "woher weißt du das, kennst du sie etwa?" "Nein, eigentlich nicht! Ich glaube, dass ich sie und ihre Mutter beim EM-Finale gesehen habe! Weißt du, wer ihre Eltern sind?" "Hm. Ich weiß, dass ihr Vater Phillip Coltane, ein Todesser war!"

"Ich hatte also Recht!" "Wieso? Kennst du ihn?" "Nein, nur vom Sagen Hören! Aber ihre Mutter kenne ich sehr gut, zumindest kannte ich sie mal sehr gut!" "Wer ist sie?" "Ihr Name ist Victoria Evelyn Coltane, sie ging mit mir zur Schule und ist genau wie ihre Tochter eine Schönheit!" "Kenn ich nicht!" "Nein, wahrscheinlich nicht! Seltsam nur, dass sie und Sam sich so ähnlich sehen! Wo sie doch überhaupt nicht mit einander verwandt sind!" "Ja, das ist verwunderlich! Und doch sehen sie aus wie Zwillinge! Was mich auch besorgt ist, dass ihr Vater ein Todesser war!" "Mach dir keine Sorgen, um deine Tochter! Sarah ist harmlos, ihre Mutter ist nett, auch wenn sie das nicht wahrhaben will! Außerdem wird sich Samantha sehr wohl wehren können, mit dem Potenzial ihrer Eltern!" "Wenn du meinst...!" "Na, hör mal. Ihr Vater hat..." "Schon gut, Bill, das war ein Scherz!"

"Wie kommt Sarah eigentlich nach Hause?", fragte Bill nach einiger Zeit. "Ich habe vor sie zu bringen, obwohl ich eigentlich keine Zeit habe!", erzählte Harry. "Ich könnte sie bringen! Falls du nichts dagegen hast?", schlug der Ältere vor. "Das wäre echt super. Ich muss nämlich gleich zum Training von QC London!", berichtete der Schwarzhaarige. "Fängt es schon wieder an? Ich dachte, es ist noch Sommerpause!" "Ja, Spiele gibt's erst Ende August wieder. Aber es gibt wohl viele neue Spieler und wir müssen eben so schnell wie möglich anfangen! Du tätest mir echt einen Gefallen, wenn du die Kleine wegbringen würdest!" "Kein Problem! Das mach ich doch gerne, außerdem habe ich ja auch sonst nichts zu tun!"
 

So kam es, dass Bill und Sarah um 19 Uhr vor dem Kamin der Weasleys standen und sich auf den Weg machen wollten. "Euer Kamin ist doch ans Flohnetz angeschlossen, oder?", fragte ihr Begleiter die kleine Coltane. "Woher soll sie denn wissen, was du meinst, großer Bruder? Sie ist fünf Jahre alt!", warf Ron, der auf dem Sessel saß, ein. Das kleine Mädchen überhörte ihn jedoch und antwortete kühl: "Ja, klar. Aber du musst echt nicht mitkommen! Ich lande direkt bei uns in der Eingangshalle!" "Doch ich begleite dich, es kann immer mal etwas schief gehen!", warf er ein. Sie nickte ergeben. "Es war schön hier, auf Wiedersehen!", verabschiedete sie sich höflich von den Erwachsenen.

Danach nahm sie sich etwas Flohpulver und warf es gekonnt in die Flammen, bevor sie hinein ging. Bill bückte sich, um sich nicht den Kopf zu stoßen, und folgte ihr. Er packte ihre Hand gerade noch rechtzeitig, denn schon öffnete sie ihren Mund und sagte deutlich: "Coltane Castle!" Und schon ging es los. Alles drehte sich, das Wohnzimmer der jungen Weasleys verschwamm, Lichtstrahlen und Dunkelheit warfen einzelne, ungenaue Bilder in ihre Blickfelder auf der kurzen Reise.

Aber schließlich landeten sie rußfrei in einem großen Kamin. Neugierig blickte Bill sich um, während er heraus stieg. Sie waren in einer riesigen Halle gelandet, sie war sogar fast so groß wie die große Halle in Hogwarts. Nur hier war es viel dunkler, düsterer. An der Atmosphäre allein merkte man schon, dass hier Todesser wohnten oder gewohnt haben mussten.

Die Steine waren dunkel, auch der Kamin. Zwar war dieser schön verziert und altmodisch, doch er wirkte unfreundlich, irgendwie.

Sarah jedoch schien sich Zuhause zu fühlen in diesem Schloss, wie sie es selbst genannte hatte. Denn sie klopfte kurz ihr Kleid ab und ging dann ein paar Schritte weiter, wobei ihre Schritte von allen Wänden gespenstig widerhallten.

Zu seiner linken war ein riesiges Portal aus Ebenholz und zu seiner rechten befanden sich an der einen Ecke eine in den linken Flügel führende geschwungene Treppe und an der anderen Ecke eine in den rechten Flügel führende geschwungene Treppe, während in ihrer Mitte ein breiter Gang weiter ins Innere des riesigen Hauses führte. Über diesem Flur an der Wand in der Halle hing ein großes Wappen, es musste wohl das Wappen der Coltanes sein. Eine dreiköpfige, grüne Schlange befand sich eisblaues, verzaubertes Feuer dem Betrachter entgegen spuckend auf braungelbem Hintergrund - hässlich. Das einzige Licht in der großen, sonst leeren Halle kam aus dem Kamin, durch den sie beide gerade gekommen waren, sodass man nicht wirklich viel erkennen konnte. Außerdem war es viel zu kalt für ein Kind.

"Du kannst jetzt wieder gehen!", wandte sich Sarah mit höflichem Ton an Bill. Dieser nickte und wandte sich enttäuscht dem Kamin wieder zu. Doch gerade als er nach dem Flohpulver griff, das dort neben in einem braunen Gefäß stand, zerstörte das regelmäßige Klappern von Schuhen die Stille. Sofort hielt der Rothaarige inne und drehte sich um, die Ursache dieses Geräusches suchend.

Oben von der rechten alten, schwarzen Marmortreppe stieg elegant eine Frau hinunter, sie schien zu schweben, so gleichmäßig und sachte waren ihre Bewegungen. Ihre feine, dünne Hand führte sie über das Geländer neben ihr her. Ihr langes, weißblondes Haar hatte sie geschickt und modern an ihrem Hinterkopf hochgesteckt, ihre blausilbernen Augen waren mit schwarzer Farbe umrandet und ihr Körper wurde bedeckt von einem knöchellangen, eng anliegenden, himmelblauem Kleid, während ihre kleinen Füße in silbernen Absatzsandalen steckten.

Ihr Blick war kühl, wie immer, als sie ihn entdeckte. Sie schien kein bisschen überrascht über sein Erscheinen, was Bill jedoch nicht verwunderte. Denn Victoria Evelyn zeigte ihre Gefühle niemals, denn ihre Eltern hatten es ihr so beigebracht. Nur sie konnten darauf kommen, dass man sicherer war, wenn man sich nach außen immer kühl gab. Fast hätte er den Kopf geschüttelt.

,Hoffentlich wird Sarah nicht genauso. Manchmal ist sie noch ein Kind, ein andermal hingegen ist sie genauso kühl wie ihre Mutter! Wieso erzieht Vicy ihr Kind genauso, wie sie erzogen wurde? Müsste sie selbst nicht am besten wissen, dass man so nicht glücklich werden kann?', fragte er sich irritiert.

"Hallo Sarah!", begrüßte sie ihre Tochter ohne eine Gefühlsregung in ihrem blassen, aber feinen Gesicht. "Hallo Mutter!", grüßte diese genauso regungslos zurück. "Geh bitte auf dein Zimmer und lass mich allein mit Mister Weasley reden!", befahl sie freundlich. Die Fünfjährige nickte und ging genauso elegant und langsam die Treppe hoch, wie Victoria es zuvor getan hatte. Andere Kinder in ihrem Alter wären vielleicht hoch gerannt, aber nicht Sarah. Bill war nahe dran zu seufzen und Victoria darüber aufzuklären, dass sie dem Kind die Kindheit wegnahm, aber er ließ es, denn er wusste, wie empfindlich sie darauf reagieren würde.

"Was willst du hier, Weasley?", fragte sie immer noch kühl. "Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns bald wieder sehen würden! Und hier bin ich!", grinste er schelmisch. "Wenn du nichts Wichtiges von mir willst, dann geh wieder! Ich habe etwas Besseres zu tun, als mit dir meine Zeit zu verschwenden! Hier gibt es im Moment genug zu tun!", meinte sie kalt und wandte sich von ihm ab, bereit zu gehen.

Bill jedoch packte sie schnell am Handgelenk. Geschickt drehte er sie mit einer Bewegung wieder um und zog sie in seine Arme. Kurz blickte er sie mit einer Mischung aus Grinsen und Lächeln an, bevor er sich runter beugte und seine Lippen auf ihre drückte.
 

Fortsetzung folgt

Gefahr in jeglicher Hinsicht

4. Gefahr in jeglicher Hinsicht
 

Hallo Leutz! Hier kommt endlich der neuste Teil. Sorry, dass es schon März ist, hatten eigentlich gesagt, dass der Teil im Februar rauskommt, aber wegen starken Erkältungen, Karneval usw. hat das irgendwie nicht so geklappt. Tut uns leid!
 

Naja, der nächste Teil wird dann wahrscheinlich im April kommen, eher geht auf keinen Fall, sind innen Osterferien nicht da! Deswegen wünschen wir euch hier mit schöne Ferien und schöne Ostern und natürlich viel Spaß mit diesem Teil!
 

ciao bis zum nächsten Teil eure Sue Black und Darc Angel
 

Kurz blickte er sie mit einer Mischung aus Grinsen und Lächeln an, bevor er sich runter beugte und seine Lippen auf ihre drückte. Sie riss ihre Augen weit auf und starrte ihn aus ihren blau-silbernen Diamanten an. Seine braunen Augen strahlten zurück.

Dann jedoch schloss sie ihre Augen, schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich leicht an ihn. Verwundert blickte er auf die Frau in seinen Armen runter, das hatte er nicht erwartet. So wurde er mutiger, schloss ebenfalls die Augen und legte seine Arme um ihren schlanken Körper. Kurz wartete er ab, ob sie sich wehren würde. Da sie das nicht tat, öffnete er leicht seinen Mund und fuhr langsam über ihre weichen Lippen mit seiner Zunge. Augenblicklich gab sie ihm Einlass und nach so vielen Jahren drang seine Zunge zum ersten Mal wieder in ihre Mundhöhle ein. Glück erfüllte ihn, während ihre beiden Zungen sich liebevoll in ihrem Mund umschlangen.

Doch plötzlich legte sie ihre Hände an seine Schultern und schubste ihn von sich weg. Bill stolperte einen Schritt zurück und sah sie aus großen Augen leicht verletzt an. Ihre silber-blauen Augen funkelten kalt wie Schnee. Er wusste, dass man sich an der Kälte und Schärfe dieser bezaubernden Augen stark verletzen konnte, doch er riskierte es trotzdem wieder. Er liebte diese wunderschöne Farbe, Victoria sah mit ihnen aus wie eine unnahbare Königin.

"Was soll das Bill? Du weißt genau, dass wir das nicht tun sollten?", sagte sie wütend und blickte ihn vorwurfsvoll an. "Hat es dir denn nicht gefallen, Vicy?", fragte er mit unschuldiger Miene. "Antworte auf meine Frage!", wich sie ihm kühl aus. "Jawohl, Ma'am!", sagte er und stellte sie gerade wie ein Soldat bei der Marine, "ich weiß es nicht, Ma'am. Ich konnte einfach nicht widerstehen!", sagte er mit ernstem Gesicht. "Bill, lass den Quatsch! Wir sind keine Teenager mehr!", ermahnte sie ihn streng. Der Rothaarige nickte gehorsam. Sie schüttelte kurz den Kopf und wollte sich wieder abwenden.

Erneut packte er sie am Handgelenk und noch im selben Moment, wie er sie umdrehte, hob sie die Hand, um für eine Ohrfeige auszuholen. Doch der Ältere hatte damit gerechnet und packte auch das andere Handgelenk. "Keine Angst, ich will dir nichts tun!", sagte er mit ruhiger Stimme. Ihre eisigen Augen schätzten die Situation ab und er wusste, dass sie darüber nachdachte, wie sie sich befreien könnte. Er ignorierte den Drang zu seufzen, sie würde sich wohl nie ändern, immer nur "fliehen".

"Wann sehen wir uns das nächste Mal?", fragte er stattdessen und Hoffnung lag in seinen treuen Augen. "Am besten gar nicht!", antworte sie und blickte ihm dabei doch tatsächlich gefühllos in die Augen; nur sie schaffte es, seinem Hundeblick stand zu halten. "Warum?", wollte er dennoch gespielt ahnungslos wissen. "Eine Malfoy und ein Weasley?! Du weißt genauso gut wie ich, dass unsere Eltern das nie zulassen würden! Es ist besser so, Bill, für alle!", belehrte sie ihn. "Dann lass uns durchbrennen!", schlug er vor und sie bemerkte sehr wohl, dass das sein vollkommener Ernst war. "Wir sind erwachsen, Bill. Da rennt man nicht mehr von Zuhause weg, außerdem hänge ich im Moment sehr an meiner Mutter!", sagte sie und drehte sich kurz nach hinten um, als hätte sie Angst, es würde jemand sie beobachten.

"Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben.", gab er nicht auf und sah ihr immer noch hoffnungsvoll in die Augen. "Bei allen anderen Familien vielleicht, doch nicht bei uns. Es wird niemals eine gehen, Bill. Egal, wie sehr du dich auch anstrengst, wir werden immer zu unseren Familien gehören.", sagte sie und blickte für eine Sekunde zu Boden, was ihm jedoch nicht entging.

Plötzlich waren Schritte zu hören. "Bill, bitte geh jetzt!", drängte sie ihn im Flüsterton und drängte ihn zum Kamin. Er warf einen kurzen Blick zur Treppe, doch noch war niemand zu sehen. Schnell schmiss sie Flohpulver in die Flammen, bevor er widerwillig rückwärts ins Feuer stieg. "Wir sehen uns bald wieder!", flüsterte er, beugte sich kurz vor und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Sie erwiderte nichts, drehte sich nur noch einmal nach hinten um und auch er folgte kurz ihren Augen. Er erhaschte den Schatten eines muskulösen Mannes, bevor er "Red Star Farm" flüsterte und verschwand, ihre silberblauen Augen waren das letzte was er noch sah in dem Farbenwirrwarr, während er sich bereits drehte.

"Wer war das?", fragte der junge Mann, der auf der Treppe stehen geblieben war, neugierig. "Du musst nicht alles wissen, Schatzi!", grinste sie geheimnisvoll. "Ich habe die Stimme eines Mannes gehört! Jetzt sag schon, wer war es?", fragte er mit treu aussehenden Augen, das "Schatzi" mit bösem Blick entgegen nehmend. "Du hast gute Ohren!", lächelte sie und ging elegant die Treppe zu ihm hoch. "Bist du etwa eifersüchtig, Schatzi?", fragte sie und strich ihm sanft mit dem Zeigefinger über die Wange. "Lass das!", fauchte er und nahm ihre Hand da weg, "du weißt, dass du mich nicht so nennen sollst. Ich eifersüchtig? Hätte ich denn Grund dazu?", fragte er und ging neben ihr wieder in die obere Etage, ihren Gesichtsausdruck interessiert musternd. "Nein!", sie schüttelte lächelnd den Kopf, "deinen Platz in meinem Herzen wird vorerst keiner einnehmen, Schatzi!" "Vorerst? Was soll das denn heißen?", wollte er skeptisch wissen. Sie grinste frech. Er seufzte. Sie trieb selbst in ihrem Alter noch Späße mit ihm. Sie warf ihm grinsend einen Handkuss zu, bevor sie ihr Schlafzimmer betrat.

Er seufzte und wandte sich zwei großen Umzugskartons zu.
 

Da stand er vor ihr, eingehüllt in einen dunklen Mantel. Er drückte sie hart an die Wand, zärtlich knabberte er an ihrem Ohr. Nachdem er ihr Ohr zum Röten gebracht hatte, bohrte er sich mit seiner Zunge einen Weg an ihren Lippen vorbei. Spielend neckte er ihre und diese ging auf das Spielchen ein. Sie verschmolzen in ihrem Kuss. Langsam fing er an ihre Bluse aufzuknöpfen und auszuziehen. Sie streichelte dabei leidenschaftlich durch sein weiches Haar. Er küsste zärtlich ihren Hals und flüsterte anschließend mit heiserer Stimme in ihr Ohr: "Ich will dich, Herm."
 

Hermine riss die Augen auf, sie saß kerzengerade in ihrem breiten Ehebett. Ihr Atem rasselte und sie hörte seine tiefe, heisere Stimme immer noch an ihrem Ohr die Worte sagen: "Ich will dich, Herm!" Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust, ihr war heiß und ihre Hände waren schweißnass.

,Warum diese Träume, warum gerade jetzt? Ich versteh das nicht! Was soll das? Soll das irgendwas bedeuten? Warum nur träume ich immer wieder von ihm? Kann mir denn keiner erklären, was das soll?! Vielleicht könnte es mir jemand erklären, doch dafür müsste ich es erstmal jemandem erzählen und das kann ich einfach nicht. Es ist zu privat, zu gefährlich. Ich müsste so viel erklären, was nur ich weiß, was nur ich damals gefühlt habe, als all das passierte.' Hermine seufzte und trocknete sich ihre Hände an dem Laken.

Erst da bemerkte sie, dass Harry sich neben ihr ständig auf die andere Seite drehte im Schlaf. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er zitterte stark. Sein Mund stand leicht offen, während seine Augen fest zusammen gekniffen waren. Sie legte ihm zärtlich die Hand auf den Arm, doch er riss diesen sofort wieder weg. "Neeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiin!", schrie er plötzlich auf und sie fuhr erschrocken zusammen. Aber er schlief noch immer. "Harry!", hauchte sie mit sanfter Stimme und legte ihm diesmal ihre Hand an die Wange. "Harry!", wiederholte sie etwas lauter.

Mit einem Mal riss er die Augen auf und starrte sie an, doch seine Augen waren vor Schreck geweitet und Angst stand in ihnen. Sie hasste diesen Ausdruck, doch sie sah ihn jedes Mal, wenn er wieder einen Alptraum hatte.

"Es war nur ein Traum!", hauchte sie beruhigend, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und drückte ihn an ihren Oberkörper. Einige Sekunde lang regte er sich überhaupt nicht, sodass sie befürchtete, dass er immer noch träumte. Gerade, als sie ihn erneut rufen wollte, schlang er wie ein hilfloses, verängstigtes Kind seine Arme um ihren schlanken Körper und drückte sich an sie. Sie lächelte leicht und streichelte ihm über den Kopf. Doch er zitterte noch immer, selbst unter ihren Berührungen. "Es ist alles gut, Harry. Alle sind in Sicherheit, Voldemort ist tot. Du hast ihn endgültig besiegt, vor zwei Jahren. Es ist alles gut, es war nur ein Traum!", flüsterte sie mit ruhiger Stimme.

Sie wusste nicht, was er in seinen Träumen gesehen hatte. Denn sie war schließlich mit Alicia die einzige aus dem Orden des Phönix, die damals nicht beim Kampf anwesend war. Sie erinnerte sich noch zu gut daran. Lange hatte sie mit Harry vor dem Kampf deswegen gestritten. Sie hatte mitgewollt, doch er war strikt dagegen. Sie hatten mit Sicherheit Stunden gestritten. Es war nicht schön gewesen und sie hatte sich schlecht gefühlt ihn so anzuschreien, wo er doch eh schon unter einem so großen Druck stand und der Angst auf das Bevorstehende ausgesetzt war. Sie hätte ihm eine bessere Frau sein sollen und ihn beruhigen und ermutigen, statt sich mit ihm laut zu streiten. Andererseits hatte sie ihn damit abgelenkt, das wusste sie. Aber schließlich hatte sie nachgegeben, na ja, mehr oder weniger, er hatte es ihr schlichtweg verboten mitzukommen. Jetzt, zwei Jahre später, dachte sie, dass es vielleicht nur zu ihrem Vorteil war, doch sie hätte vielleicht Leben retten können.

Betrübt sah sie auf ihn runter. Er war 20 Jahre alt und benahm sich doch gerade wie ein Kind. Dieser Kampf hatte schreckliche Folgen für ihn, diese Alpträume waren einfach grausam und ließen ihn einfach nicht los. Sie wollte ihm helfen, aber er ließ sich ja nicht helfen, denn sie wusste noch immer nicht, was alles passiert war. Er wollte sie davor bewahren. Er meinte sie damit beschützen zu wollen, damit ihr das alles erspart blieb. Doch er konnte nicht immer seinen Dickkopf durchsetzen, er musste einsehen, dass es helfen konnte jemanden anderen einzuweihen.

"Harry, erzähl mir doch, was damals passiert ist!", sagte sie leise und strich ihm weiter durch das wirre, schwarze Haar. Sie spürte wie er ausatmete, und dann nickte er doch tatsächlich. Er löste sich langsam von ihr und sah ihr aus seinen hellgrünen Augen nachdenklich in die ihren. "Ja, ich glaube, es ist Zeit dazu!", seufzte er schließlich und legte sich neben sie ins Bett, seine Arme hinter seinem Kopf gekreuzt. Verwundert blickte Hermine ihn an und lächelte dann. Sie legte sich auf die Seite, ihren Kopf auf ihrer Hand gestützt und sah ihn fragend an. Er nickte wieder nur und begann die Geschichte zu Ende zu erzählen:

"Ich stand Voldemort gegenüber, sah ihm in seine feuerroten Augen. Ich weiß nicht mehr viel von dem Kampf, nur dass wir uns gegenseitig schwer verletzten.

Irgendwann stand ich völlig schwach vor ihm, ich konnte mich noch so gerade auf den Beinen halten. Ich dachte schon, dass ich nun verloren hätte, dass alle verloren sind. Denn er hob erneut seinen Zauberstab und öffnete den Mund, ich sah an seinem Gesichtsausdruck, ich kann ihn nicht beschreiben, doch ich sah ihm an, dass er ihn, den schlimmsten aller verbotenen Flüche aussprechen wollte. Und ich wusste auch, ich würde ihn in meinem Zustand unmöglich noch einmal überleben. Ich machte mich also darauf gefasst zu sterben, natürlich würde ich trotzdem versuchen mich mit einem Schildzauber zu verteidigen, doch ich ahnte, dass es nicht reichen würde und weg laufen war sinnlos. Es war schließlich der letzte Kampf, es gab kein Zurück mehr. Hilfe konnte ich auch von niemandem erwarten, denn sie kämpften ja alle, und die Ordensmitglieder waren nicht mehr besonders fit, sie waren auch alle verletzt und schwach.

"Einen letzten Wunsch, Potter?", fragte Voldemort und grinste siegessicher. Ich verzog die Augen zu Schlitzen. Diese Worte hatte ich schon einmal aus seinem Mund gehört, doch leider würde sich der Rest nicht wiederholen. Damals auf dem Friedhof war ich entkommen, das konnte ich jetzt nicht, denn damit würde ich diesmal alle verraten. Doch ich wollte kein Feigling sein. Ich erwiderte nichts und blickte ihn nur finster an. Er lachte, es war das schrecklichste Lachen, das ich je gehört hatte. Es schallte von allen Richtungen wieder und drosch wie Schläge auf mich ein.

Das nächste beschreibe ich am besten in Zeitlupe, so verstehst du es am besten.

Plötzlich hörte ich nichts mehr, ich sah, wie er seinen Zauberstab auf mich richtete, wie sein Mund ein "A" aussprach, wie viel Macht er ausstrahlte. Dann erschien ein Bild vor meinen Augen. Ich sah Ginny in Hogwarts, wie sie von schwarz vermummten Gestalten angegriffen wurde. Sie war alleine und diese Widerlinge wollten sie vergewaltigen. Eine schreckliche Wut packte mich. Diese Schweine schreckten auch vor nichts zurück. Ich wollte ihr helfen, du weißt ja, Ginny ist wie eine kleine Schwester für mich. Doch ich kam mir so hilflos vor.

Mein Inneres bebte und ich spürte wie ich stärker und stärker wurde. Weiße Magie strömte auf mich ein, ich sog sie förmlich auf. Es war nicht nur die aus dem Raum, sie kam von überall und sammelte sich in meinem Körper. Ich spürte ihre angenehme Wärme, ihre Ruhe und den Frieden, den sie mit sich brachte.

Auf einmal wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich richtete meinen Zauberstab auf Voldemort und flüsterte: "Albus Magicus!" Die ganze gebündelte Kraft schien durch meine Hand in meinen Zauberstab zu fließen, ein Sprudel weißer Funken strömte aus diesem raus und direkt auf Voldemort zu. Zuerst dachte ich, dass alles umsonst war, denn die ganzen Funken verschwanden einfach in seinem Körper, so als würde er sie wie nichts aufsaugen.

Doch noch während er "Avada" sagte, verzog sich sein Gesicht. Seine feuerroten Augen schienen aus seinem Kopf raus zu quellen, er hatte seltsame, starke Muskelzuckungen am ganzen Körper, aus seinem Mund und seinen Ohren stieg dichter schwarzer Qualm heraus, seine eh schon blasse Haut wurde mehr und mehr gräulich, seine Lippen verschwunden ganz, sodass sein Mund nur noch ein Schlund war, aus dem merkwürdige Krächz-Laute herausdrangen.

Mittlerweile starrten uns alle Menschen im Raum gebannt an, Crabbes Vater war der einzige, der sich bewegte, denn er wurde in dem Augenblick von Georges Todesfluch getroffen. Fred tat es ihm nach, riss sich von Voldemorts Anblick los, und tötete Rookwood. Nach und nach lösten sich viele wieder von uns und kämpften weiter.

Ich starrte wie gebannt auf Voldemort, dessen Haut begann mittlerweile wie trockener Ton abzubröckeln. Immer mehr seines Körpers zerfiel zu Asche. Er schrie noch ein letztes Mal, es war ein alles durchdringender Schrei, der mir durch und durch ging, bevor sein Gesicht endgültig aus einander brach. Ich kann es nicht beschreiben, er ist wie eine Skulptur zusammen gefallen.

Alle im Raum Anwesenden starrten nun erstaunt auf das schwarze Häufchen, das nur noch von dem einst zweitmächtigsten Zauberer der Zeit übrig war. Doch plötzlich regte sich noch etwas in der Asche. Es wirbelte Staub auf. Ich glaube, alle haben erschreckt den Atem angehalten. Denn genau wie in meinem ersten Schuljahr, schwebte eine Art Geist vor mir, ich nehme an, es war Voldemorts Seele. Ich dachte schon, jetzt wäre es aus mit mir, dass er mich mitnehmen würde in den Tod. Aber eine Sekunde später zitterte auch dieser Geist seltsam wie ein Wackelpudding in der Luft, bevor er in seine Einzelteile zerrissen wurde und schlussendlich verpuffte.

Der erste, der daraufhin wieder reagierte, war Dumbledore, er hatte natürlich wie immer mitgedacht und ließ die Asche noch mit einem Zauber verbrennen, damit Voldemort auch ja von Niemandem wieder erweckt werden kann. Ich weiß noch, wie ich danach erschöpft zu Boden sackte und einige Mitglieder des Ordens die letzten noch lebenden Todesser gefangen nahmen. Ich glaube, es waren Antonin Dolohow, Muliciber, Nott, Goyle und Walden. Die sitzen jetzt alle in Askaban, für immer."

Damit brach er ab und schloss erschöpft die Augen. Hermine lächelte ihn an und legte ihm ihre schmale Hand an die Wange. "Danke, dass du es mir erzählt hast!", sagte sie glücklich. Er nickte. "Ich hätte es schon längst tun sollen!", erwiderte er und öffnete langsam ein Auge. Sie lächelte nur und legte ihren Kopf wieder auf seine Brust.

"Lass uns noch etwas schlafen!", murmelte sie und kurz danach war sie auch schon eingeschlafen. Er lächelte und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dann schloss auch er die Augen, bevor er erleichtert ins Land der Träume wanderte.
 

Wie öfters in letzter Zeit lag er versteckt im hohen Gras und beobachtete das friedliche Leben der zwei Familien auf ihrer Farm. Genüsslich kaute er auf einem Grashalm, sein vierter an diesem Tag.

Plötzlich sprang etwas über ihn und versteckte sich hinter seinem Rücken. "He Billy bleib stehen! Du sollst doch nicht immer weglaufen!", rief eine erschöpfte Kinderstimme. Der Junge stützte sich auf seinen Ellebogen und spuckte den Halm aus, er hatte mittlerweile eh seinen Geschmack verloren. Er sah einen kleinen Jungen durchs Gras rennen.

Timmy folgte den im hohen Gras hinterlassenen Spuren des kleinen Kätzchens, in der Hoffnung er würde den kleinen Vierbeiner irgendwann einholen. Doch plötzlich blieb er abrupt stehen. In seinem Weg lag ein Junge, den er irgendwo schon mal gesehen hatte, doch Timmys Gedächtnis war nicht das Beste, deshalb fiel es ihm jetzt auf Anhieb nicht ein. "Wer bist du denn?", fragte er neugierig.

Da kam noch ein anderes Kind auf den im Gras liegenden Jungen zugerannt. "Timmy, du sollst doch nicht alleine durchs hohe Gras rennen! Du weißt doch, dass du nie zurückfindest! Hey, dich kenn ich doch! Du bist doch Alex, stimmt's?", rief Sam, als sie den beiden Jungen immer näher kam. ,Mann ist das ne Klugscheißerin', dachte dieser genervt. "Willst du mitspielen?", fragte die Dreijährige fröhlich. "Warum nicht", antwortete der Schwarzhaarige lächelnd. 'So komm ich dem Haus näher und es ist unauffällig. Was will man mehr?', dachte er innerlich grinsend, stand auf und rannte mit den beiden zurück zur Farm. Der kleine Billy blieb glücklich im Gras liegen. Endlich hatte er Ruhe!
 

"Na mal wieder beim Kaffeekränzchen?" "Dean", Harry sprang auf und drückte seinen alten Freund. "Mandy, hi", auch Parvati stand erschrocken auf und nahm die alte Schulfreundin ihrer Schwester in den Arm.

"Was macht ihr denn hier?", fragte Hermine verwundert, die gerade mit drei Kaffeetassen aus dem Haus kam. Mandy grinste. "Wir wollten euch mal besuchen kommen und Harry zu seinem Sieg gratulieren.", erzählte Dean und schüttelte seinem Freund begeistert die Hand, "das war echt ein Spitzenspiel." "Danke!", der Schwarzhaarige grinste verlegen. "Wie geht's Padma?", fragte Mandy interessiert und zauberte sich einen Stuhl herbei, auf den sie sich setzte. "Padma geht's super, sie ist glücklich mit Oliver und ihrem Job!", berichtete deren Zwilling. Die ehemalige Ravenclaw nickte.

"Wollt ihr auch nen Kaffee?", wollte Hermine wissen und stellte das Tablett auf dem kleinen Gartentisch ab. Die zwei Gäste nickten. "Habt ihr was gegen magischen Kaffe?", fragte sie hoffnungsvoll grinsend. Die beiden schüttelten ebenfalls grinsend den Kopf und so zauberte die Brünette zwei gefüllte Kaffeetassen herbei.

"Und wie geht's euch beiden so?", fragte Harry interessiert und setzte sich wieder in seine Liege, ein Auge auf die drei Kinder gerichtet. Die beiden grinsten geheimnisvoll. "Wir haben uns letzte Woche verlobt!", erzählte Dean lächelnd und Mandy zeigte den beiden Mädchen stolz ihren Verlobungsring. "Wie schön der ist!", schwärmten Hermine und Parvati gleichzeitig, die Ravenclaw strahlte glücklich. "Dann muss man euch wohl gratulieren!", lächelte Harry und streckte ihnen die Hand entgegen.

"Wo ist eigentlich Ron?", wollte Dean danach wissen. "Der arbeitet!", seufzte dessen Ehefrau, "nach der EM hat er noch viel Schreibkram zu erledigen, den Bagman ihm aufgehalst hat!"

"Sind das alles eure Kinder?", wollte Mandy da wissen und sah ihre alte Freundin erstaunt an. Diese schüttelte den Kopf. "Der kleine Rotschopf ist mein Sohn Timothy!", gestand sie. "Das habe ich mir schon gedacht!", meinte Dean grinsend, "der sieht aus wie sein Vater in Kleinformat!" Parvati nickte. "Rote Haare wie alle Weasleys!", sagte sie glücklich lächelnd. "Du scheinst nichts dagegen zu haben!", stellte Mandy fest. "Nein!", antwortete diese wahrheitsgemäß, "warum sollte ich auch?!"

"Und die anderen zwei? Sind das eure Kinder?", fragte Dean Harry und Hermine. "Nein!", sagten beide gleichzeitig und grinsten sich daraufhin an. "Das Mädchen ist unsere Tochter Samantha.", sagte Harry und deutete auf sie. Dean nickte. "Sie ist Hermine wie aus dem Gesicht geschnitten!", erkannte die frisch Verlobte. Die Braunhaarige lächelte nur still vor sich hin, vielleicht eine Spur Trauer in den Augen, die jedoch niemandem auffiel.

"Und wer ist dann der dritte?", wunderte sich der ehemalige Gryffindor. Harry seufzte. "Das wüsste ich auch gerne. Wir haben ihn das erste Mal vor dem Quidditchfinale gesehen. Er hat gesagt, er heißt Alex. Seine Eltern haben wir nicht gesehen, denn er meinte, er hätte verschlafen und seine Eltern wären schon im Stadion. Er muss hier irgendwo im Umkreis wohnen! Aber irgendwas stört mich daran. Das passt nicht so ganz zusammen.", berichtete der 20-jährige Quidditchstar.

Mandy lächelte den Jungen an. "Ich finde ihn süß!", gab sie zu. "Da kannst du dich mit Jaimee, Freds Tochter, zusammen tun. Die ist nämlich derselben Meinung!", grinste Parvati und trank einen Schluck Kaffee. "Da würde ich mir jetzt aber echt mal Gedanken machen!", meinte Harry kopfschüttelnd zu Dean, "wenn deine Verlobte schon so kurz nach der Verlobung für andere Jungs schwärmt!" Die anderen grinsten nur, während der Angesprochene ebenfalls grinsend den Kopf schüttelte.

"Alex, komm mal her!", rief Mandy den Jungen in dem Augenblick und alle richteten ihre Augen auf ihn. Der Gerufene blickte auf und näherte sich langsam den Erwachsenen. Mit seinen braunen Augen, die einen leicht violetten Schimmer hatten, schien er schnell die Situation abzuschätzen. Sein Haar war kurz und pechschwarz, seine Haut war blass und seine Lippen äußerst dünn.

"Ja, Ma'am?", fragte er höflich und blieb vor Mandy stehen. "Wie alt bist du, Alex?", fragte sie neugierig und blickte ihn aus ihren haselnussbraunen Augen aufrichtig an. "Fünf Jahre, Ma'am!", antwortete er knapp. Sie nickte lächelnd. "Wo wohnst du?", fragte sie weiter. "In einem kleinen Haus auf dem Lande, einige Kilometer von hier, versteckt vor ... Muggeln.", berichtetet er. "Habt ihr keine Adresse?", wollte sie irritiert wissen. Er schüttelte den Kopf. "Nein Ma'am! Wollen Sie noch etwas wissen?", fragte er und klang tatsächlich trotz seiner Freundlichkeit genervt. Sie schüttelte aus dem Konzept gebracht mit dem Kopf. Daraufhin ging er wieder zu Sam und Timmy, die schon auf ihn gewartet hatten.

"Ich mag ihn!", meinte Mandy nachdenklich, "auch wenn du Recht hast, Harry. Er ist einzigartig." Dean grummelte. "Er ist zu erwachsen für fünf Jahre!", murmelte er leise und Harry nickte, ihm zustimmend.
 

"Hallo Mrs. Potter!", sagte Miss Burnley lächelnd. "Hallo Miss Burnley", begrüßte Hermine die Kindergärtnerin freundlich und blieb in der Tür stehen. "Mommy", rief ein kleines Mädchen aus der Kuschelecken und rannte auf diese zu. Die Braunhaarige bückte sich und umarmte ihre Tochter, die ihr lachend um den Hals fiel. Hinter ihr erschien ihr etwas größeres Ebenbild, Sarah. "Hallo Mrs. Potter!", lächelte sie höflich. "Hallo Sarah. Du kannst mich aber ruhig Hermine nennen!", lächelte diese zurück. Das Mädchen nickte lächelnd. "Wie war's denn heute?", fragte die Frau die beiden interessiert. "Super!", riefen sie gleichzeitig und grinsten sich an.

"Draco!", rief Sarah plötzlich und ein Strahlen erschien auf ihrem Gesicht. Sie rannte durch die offene Tür. ,Draco? Doch nicht ,der' Draco, oder?', hoffte Hermine und drehte sich langsam nach hinten um. Ihre Tochter spähte ebenfalls neugierig hinter ihrer Freundin hinterher. Zuerst sah sie nur die Schuhe des Mannes, schwarze Lederschuhe, dann wanderten ihre Augen höher: darüber eine recht enge, schwarze Stoffhose. Sie schluckte, als sie über den breiten silbernen Gürtel an seinem Hosenbund fuhr, sie erkannte nur zu gut, das Wappen an der Schnalle. Doch sie wollte es trotzdem nicht wahrhaben. Ihre Augen weiteten sich immer mehr, als sie über seinen Oberkörper fuhr, der sich deutlich unter seinem leicht grauen Hemd hervor zeichnete. Sie glaubte jeden Zentimeter, jede Erhebung, jeden Muskel zu erkennen. So schluckte sie nochmals, bevor sie über seinen Hals fuhr, um den eine dünne, silberne Kette hing, die sie nur zu gut kannte. Es tat ihr weh, sie zu sehen, wo diese Kette doch ein Zeichen aus der Vergangenheit war. Dann kam sein blasses Gesicht, der schmale Mund, die gerade Nase, die silber-blauen Augen, die etwas hohe Stirn und die kinnlangen Haare, die er heute offen trug.

Seine Augen waren auf sie fixiert und sie starrte ihn von unten ebenfalls an. Langsam richtete sie sich auf, den Augenkontakt haltend. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust und sie hoffte, dass er es unter ihrem dünnen Shirt nicht bemerken würde. Ihr wurde heiß. Sie verbrannte förmlich unter seinen Augen, die innerhalb einer Sekunde über ihren ganzen Körper huschten. Ein Schauer rann ihr den Rücken runter, doch sie riss sich zusammen, hielt seinem Blick stand. Er war ihr so fremd geworden. Früher hatte sie in seinen Augen als einzige seine Gefühle erkennen können. Jetzt sah sie zwar, dass dort welche waren, doch sie konnte sie nicht eindeutig identifizieren. Sie sah nur, dass er überrascht war sie zu sehen. Er hatte sich verändert, war erwachsen geworden, genau wie sie.

Draco starrte sie an. Es wunderte ihn, dass sie den Blickkontakt nicht wieder abbrach, wie sie es bei der EM getan hatte. Solange hatte er sie schon nicht mehr gesehen, erstrecht nicht ohne ihren Ehemann. Wie sehr er Harry Potter hasste.

"Draco, Draco!", drängelte Sarah und zog an seinem silbernen Umhang, der seinen Körper leicht umspielte. Er riss sich zusammen, und wandte sich dem kleinen Mädchen zu. "Ja, Kleine?", fragte er lächelnd und beugte sich zu ihr runter. "Das ist meine Freundin Sam, von der ich dir erzählt hab!", sagte sie stolz und winkte das Mädchen zu sich.

Hermine sah wie versteinert zu, wie ihre Tochter, ihr Fleisch und Blut, zu Draco schritt, der diese verwirrt musterte. Ja, sie war sich sicher, dass er verwirrt war. Und sie war es auch noch immer, aber sie spürte, dass sie das Rätsel bald lösen würde.

,Warum sieht Potters Tochter aus wie Sarahs Zwilling?' Er warf einen fragenden Blick zu Hermine, die jedoch nur die beiden Mädchen anstarrte. Also senkte auch er wieder den Blick.

"Mommy, Mommy!", riss Sam kurz darauf ihre Mutter aus den Gedanken. Diese blickte auf und sah ihre Tochter fragend an, diese winkte sie doch tatsächlich zu sich. Sie schluckte. Sollte sie wirklich dahin gehen, zu ihm? ,Was tust du mir an Samantha?', dachte sie geschockt, als sie spürte, dass ihre Beine sie bereits zu ihm trugen.

In dem Augenblick trappelte auch Timmy aus dem Spielraum und blieb ruhig und unbeteiligt neben den vier anderen stehen.

Die 20-Jährige starrte ihn an und er starrte zurück. Schließlich blieb sie stehen, immer noch ihn anstarrend. Bald kam sie sich jedoch blöd vor, senkte den Blick und sah runter zu den zwei Mädchen. "Hermine, das ist Draco!", erklärte Sarah ihr und deutete auf den Blonden. So musste sie ihn wohl oder übel schon wieder ansehen. Sie schluckte, bevor sie ihn anlächelte. Er lächelte zurück.

Die Ältere der zwei Kindergartenkinder schüttelte nur den Kopf. "Draco, du hast keine Manieren! Muss ich dir schon wieder sagen, wie man eine Frau begrüßt?", fragte die Fünfjährige vorwurfsvoll. Die Braunhaarige starrte sie an. ,Was soll das nun schon wieder bedeuten?', fragte sie sich.

Da nahm Draco Hermines schmale Hand auch schon in seine und führte sie zu seinem Mund. Kurz berührten seine weichen Lippen ihren Handrücken. Sie zuckte kaum merklich zusammen. Seine Hand war warm, wie sie es immer gewesen war. Es hatte sich gut angefühlt, ihre Hand in seiner - es hatte angenehm gekribbelt. Erneut erschauderte sie, als sie erstaunt in seine silber-blauen Augen sah.

Sie verharrten einige Sekunden so, bevor sie ihm ihre Hand entriss. Denn sie hatte Angst, dass sie sonst ihre Kontrolle über sich verlieren würde. Sie senkte erneut den Blick.

"Verabschiede dich von Sarah, Sam. Wir müssen gehen!", sagte sie so ruhig wie möglich. Draco sollte auf keinen Fall merken, wie aufgeregt und verwirrt sie wirklich war. "Ja, wir müssen auch gehen, Kleine!", meinte der ehemalige Slytherin schnell, seltsam kühl. Sarah starrte ihn kalt an. "Kann ich nicht mit zu Sam? Dann kannst du mich heute Abend abholen?!", fragte sie hoffnungsvoll und beide Mädchen sahen ihn bittend an. Er hob seinen Blick und sah Hermine unschlüssig an. Die war einen Schritt zurück getreten und starrte ihn aus großen Augen entsetzt an, bevor sie heftig den Kopf schüttelte. "Nein, Sam das geht nicht. Heute kommt ... der Heiler, er wird euch untersuchen! Komm jetzt!", sagte die Erwachsene hastig.

"Aber der war doch letzte Woche noch da!", quengelte Sam und wurde von Hermine an der Hand mitgezogen, während der Rothaarige schweigend hinter ihnen her stolperte, "außerdem wird Sarahs Onkel sie mit Sicherheit abholen!" "Onkel?", sie blieb abrupt stehen. "Was dachtest du denn?", fragte Draco grinsend und ging mit Sarah neben sich zu ihnen, da sie ebenfalls zu den Kaminen in der Eingangshalle mussten. Das war das erste Mal, dass er etwas zu ihr sagte, seit Jahren. Sie starrte ihn irritiert an, erwiderte jedoch nichts. "Du dachtest, ich wäre ihr Vater!", grinste er und nickte, als er sah, wie sie reagierte, "du dachtest wirklich, ich wäre ihr Vater." Sie errötete. "Nein, nein. Sie ist die Tochter meiner Schwester, Victoria!", erklärte er und fügte vorwurfsvoll hinzu, " ich habe keine Kinder!" ,Er ist ihr Onkel, das heißt...', sie erschrak. Es war so einleuchtend, dass sie sich wunderte, dass sie nicht eher drauf gekommen war. Angst packte sie. Sie musste hier weg.

So packte sie Timmy an der einen und Sam an der anderen Hand, schritt mit ihnen schnell zu einem Kamin. Sie warf Flohpulver hinein und zog die zwei Kinder mit sich in die Flammen. "Red Star Farm!", sagte sie deutlich und verschwand ohne sich zu verabschieden.

,Red Star Farm!', dachte Draco und lächelte kurz, jedoch auch nachdenklich. Irgendwas war hier faul. Dann betrat er mit Sarah einen anderen Kamin und sagte: "Malfoy Manor!"
 

"Was hältst du davon, wenn Sam morgen nach dem Kindergarten mit zu Sarah geht?", fragte Hermine Harry leise und kuschelte sich an seine Brust. "Warum denn nicht. Ich finde es schön, dass Sam so schnell Freunde gefunden hat", sagte er lächelnd und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

"Na ja, wir kennen diese Coltanes doch gar nicht und Sam ist schließlich erst drei. Meinst du wirklich?", äußerte sie erneut ihre Bedenken. "Jetzt wo du's sagst, da wäre noch etwas, was ich dir noch sagen müsste. Also der Vater von Sarah ist Phillip Coltane.", erzählte er bedrückt. "Ja und ist irgendetwas mit ihm?" "Na ja er war ein Todesser." "Was? Also unter den Umständen werde ich unsere Tochter niemals zu den Coltanes lassen." "Phillip ist tot, er ist vor zwei Jahren in dem Kampf umgekommen. Bill hat ihn mit dem Avada Kedavra Fluch getötet. Phillip war nämlich derjenige, von dem Arthur umgebracht worden ist." "Dann ist Sarah ja die Tochter eines Todessers." "Ja aber Phillip ist tot! Und ich wüsste nicht, dass Mrs Coltane auch eine Todesserin ist." "Ich finde es aber besser, wenn wir Sam noch nicht allein zu den Coltanes lassen. Sie ist einfach noch zu jung." "Wahrscheinlich hast du Recht, die Kleine wird nur sehr enttäuscht sein. Vielleicht nächstes Jahr, wenn sie vier ist. Gute Nacht mein Schatz!", sagte Harry müde und küsste sie auf die Stirn.

,Ich muss es ihm einfach erzählen - morgen.' "Gute Nacht Harry", hauchte sie müde und schloss ihre Augen.
 

Hermine trat aus einem Kamin in der Eingangshalle des Kindergartens. "Was für ein Zufall!", hörte sie eine ihr nur zu bekannte Stimme links neben sich und wusste auch ohne sich umzudrehen, wer der Besitzer dieser sie reizenden Stimme war. "Tach D... Malfoy!", grüßte sie möglichst nicht erfreut zurück und ging ohne ihn angesehen zu haben an ihm vorbei, um Sam abzuholen.

"Hey, warum bist du denn so gut gelaunt?", fragte der Blonde sie neckend und hatte keine Probleme zu ihr aufzuschließen. "Was geht dich das an?!", fuhr sie ihn an und widerstand der Verlockung ihn zumindest aus dem Augenwinkel nur für eine Sekunde zu mustern. Stattdessen beobachtete sie irritiert die ganzen Erwachsenen, die hier herum liefen, sie erkannte einige Zauberer aus dem Ministerium. ,Sind die nicht zu alt, um noch Kinder im Kindergarten zu haben?', überlegte sie. Es schien allgemein große Aufruhe zu herrschen. Was wohl passiert war?

Der ehemalige Slytherin sagte keinen Ton mehr, während der nächsten Meter, doch sie spürte, dass er sie aus dem Augenwinkel beobachtete, was sie enorm irritierte. ,Was soll das?', fragte sie sich genervt und neugierig.

Noch bevor die beiden die Tür zur "Waterworld" erreicht hatten, schwang diese bereits auf und heraus stürmten Cornelius Fudge, der immer noch Minister war, und neben ihm die junge Kindergärtnerin Miss Burnley. "Mrs. Potter (Draco verzog ein Miene.) und Mr. Malfoy, ich wollte gerade zu ihnen kommen!", begrüßte der ältere Mann die zwei. "Guten Tag, Herr Minister!", grüßte die Braunhaarige freundlich, während Draco ihm nur kurz zunickte und dann ungehobelt fragte: "Was ist los?"

Hermine hätte ihn mit einem Blick erdolchen können, doch sie hatte es noch immer ausgehalten ihn nicht anzusehen und sie würde wegen diesem für ihn so typischem Verhalten mit Sicherheit nicht schwach werden. "Ich habe schreckliche Neuigkeiten für Sie beiden!", verkündete er und Miss Burnley sah bedrückt zu Boden. "Für uns Beide ?", wollte die 20-Jährige verwirrt wissen. Der Mann nickte. "Ja, für Sie beiden.", erwiderte er. "Jetzt sagen Sie schon was los ist!", meckerte Draco ungeduldig. "Vor einigen Minuten sind Samantha Potter und Sarah Coltane spurlos verschwunden, alles deutet auf eine Entführung hin!", verkündete er und deutete einem Angestellten an sofort schärfste Sicherheitsmaßnahmen vor zutreffen, bevor er sich wieder ihnen zuwandte. "Meine Tochter - entführt?", fragte Hermine entsetzt mit weit aufgerissenen Augen. Sie wurde schnell sehr bleich im Gesicht und sackte wie ein Häufchen Elend zu Boden.
 

Fortsetzung folgt

Voldemorts Erbe

Hallo! Es tut uns wirklich furchtbar leid, dass der Teil erst jetzt, Ende Juli online kommt, anstatt noch im April!!! Das war so nicht geplant. Aber es kam uns immer was anderes dazwischen, wenn wir schreiben wollten: zuerst waren wir wie gesagt im Urlaub, dann Schule, der ganze Stress die letzten Wochen, dann war erst Darc Angel auf Klassenfahrt, anschließend Sue Black, dann hatte Sue Black auch noch eine Hand in Gips. In den Ferien haben wir uns dann zusammen gerissen und wollten den Teil fertig schreiben! Und dann, war plötzlich der ganze Anfang, den wir schon geschrieben hatten weg!!! So konnten wir noch mal von vorne anfangen und schrieben den Teil zu Ende, obwohl ich, Darc Angel, einen Ferienjob hab. Wir werden niemals mehr sagen, wann der nächste Teil raus kommt, aber wir werden versuchten, dass es nicht mehr so lange dauert. Versprechen können wir euch aber leider nichts. Ich hoffe, ihr verzeiht uns?!

na ja, genug geredet, wir wünschen euch viel Spaß bei diesem Teil!

ciao eure Sue Black und Darc Angel!
 

5. Voldemorts Erbe
 

Draco kniete sich neben die Braunhaarige und legte einen Arm tröstend um ihre Schultern. Sofort schmiegte sie sich an ihn und Tränen durchnässten sein Hemd. "Haben Sie schon eine Spur?", fragte der Blonde den Zaubereiminister, während ihn Angst um die beiden Mädchen überkam. Der Mann schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir leid. Wir haben schon alle Auroren, die gerade Zeit hatten, hergeholt. Doch noch haben sie nichts gefunden.", erklärte er, "gehen Sie erstmal nach Hause. Sobald wir etwas wissen, sagen wir Ihnen Bescheid!" Draco nickte. "Danke!", entgegnete er leise und stand auf, Hermine auf seinem Arm. Der Minister nickte.

Ohne noch ein Wort zu sagen ging Draco zurück zu den Kaminen. Besorgt blickte er auf die junge Frau in seinen Armen hinunter. Sie hatte ihr Gesicht seinem Hemd zugewandt, sodass er nur sehen konnte wie eine Träne ihre blasse Wange runter rann. Zärtlich strich er ihr eine lange Strähne aus dem Gesicht. "Alles wird wieder gut, das verspreche ich dir!", flüsterte er ihr leise zu. Doch sie schluchzte nur herzzerreißend weiter. Es brach ihm das Herz sie so zu sehen. ,Wenn ich diesen Mistkerl finde, kann der was erleben...', dachte er wütend.

"Timmy...", schniefte sie plötzlich, "wir müssen Timmy mitnehmen." "Den Bengel von Weasley?", fragte Draco möglichst ruhig nach. Hermine nickte ansatzweise. Der Blonde unterdrückte einen Seufzer, drehte sich wieder um und ging zurück zu Miss Burnley. Diese sah ihn fragend an. "Wir wollen Timmy Weasley auch noch mitnehmen!", erklärte er ihr. Sie nickte und eilte in die "Waterworld".

Keine Minute später kam sie mit einem bleichen, rothaarigen Jungen an der Hand wieder heraus. "Sei lieb zu dem Mann!", sagte die Kindergärtnerin lächelnd zu dem Kleinen, während sie ihm seine Jacke anzog, "er wird dich und Mrs Potter nach Hause bringen!" Aus großen blauen Augen blickte er sie unschuldig an und nickte schließlich. Misstrauisch beäugte er den blonden Mann, der Hermine auf dem Arm trug. Langsam näherte er sich ihm. "Wer bist du?", wollte er wissen. "Mein Name ist Draco. Ich war mit deinen Eltern zusammen in Hogwarts!", berichtete Draco ihm. "Bist du ein Freund von ihnen?", hakte der Knirps auf dem Weg zu den Kaminen nach. Der Blonde blickte nachdenklich auf den Jungen runter. ,Sag jetzt bloß nichts Falsches!', ermahnte er sich, ,denn wenn er so stur wie sein Vater ist, könnte er es glatt fertig bringen sich hier auf den Boden zu setzen und sich zu weigern mit ihm zukommen!' "Wir waren gute Bekannte!", sagte er also. Der Rothaarige nickte und gab sich damit zufrieden.

Als Draco erleichtert den Kopf wieder hob, bemerkte er erst die ganzen Erwachsenen, die ihnen entgegen kamen, um ihre Kinder abzuholen. Die meisten von ihnen sahen ihn fragend und neugierig an, doch er blickte nur finster an ihnen vorbei. Er konnte gaffende Leute nicht ausstehen und hätte er nicht den Jungen dabei gehabt, hätte er sie vielleicht sogar angefahren, sie sollten ihn nicht so anstarren. Aber so ließ er es.

Endlich in der Eingangshalle angekommen stellte er fest, dass vor jedem Ausgangskamin schon eine Schlange stand. Er seufzte. Nicht dass ihm Hermine zu schwer wurde, er könnte sie Stunden lang so auf dem Arm halten und ihren süßen Duft riechen. Auch wenn er es in dieser Situation eigentlich nicht sollte, musste er sich eingestehen, dass er es doch genoss ihr so nah zu sein und an alte Zeiten zu denken. "Draco, ich habe Hunger!", riss ihn der Junge aus seinen Gedanken. "Wenn wir Zuhause sind, bekommst du was!", versicherte er ihm.

Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, die sie nun schon anstanden und die Schlange schien und schien nicht kürzer zu werden. Er fühlte sich unwohl, während er von allen angestarrt wurde. Denn es kam ihm so vor, als würden sie ihn abfällig mustern, da er mit einem ihm völlig fremden Kind an der Seite, dem jeder ansah, dass es ein Weasley war, und dann auch noch einer weinenden Frau auf seinem Arm, die nicht seine Ehefrau war, in der Halle stand. Außerdem wollte er nur dort weg, weg von dem Ort und zu seiner Schwester.

Schließlich löste er sich aus der Schlange und ging nach vorne zum Kamin. Dort stand gerade eine ältere Frau mit einem kleinen schwarzhaarigen Mädchen an der Hand. "Entschuldigung", bemühte Draco sich höflich zu sein, "könnten Sie mich wohl vorlassen?" Die Frau sah ihn mitleidig an. "Was hat ihre Frau denn?", wollte sie wissen. "Es geht ihr nicht so gut!", erklärte er ungenau. Die fremde Frau nickte mitfühlend. "Natürlich lassen wir Sie vor, oder Annabelle?", fragte sie lächelnd ihre Tochter. Das kleine Mädchen nickte überschwänglich. "Danke, das ist sehr nett von Ihnen!", bedankte Draco sich erleichtert. "Das ist doch selbstverständlich!", lächelte ihn die Frau an, "und wünschen sie ihrer Frau Gute Besserung!" Der junge Mann nickte lächelnd. "Das werde ich tun, danke!", sagte er noch mal. Hilfsbereit warf ihm die Frau sogar Flohpulver in die Flammen, da er keine Hand frei hatte. "Danke!", wiederholte er noch einmal und stieg hinter Timmy in die lodernden Flammen. "Malfoy Manor!", sagte er deutlich und kurz darauf drehten sie sich auch schon. Er spürte zwei kleine Händchen. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er hinunter und sah, wie Rons Sohn sich an sein Bein klammerte.
 

Die Asche von Hermines Füßen wischend stieg er aus einem alten Kamin. "Draco, warum hat das denn so lange ge-", die blonde Frau blieb auf der Treppe stehen und stockte, "was ist denn passiert? Wo ist Sarah? Und wer sind die beiden hier?" Draco schaute seine Schwester traurig an und legte Hermine sanft auf das dunkelblaue Sofa, direkt vor dem Kamin, da sie immer noch zitterte. Victoria schaute immer besorgter ihren kleinen Bruder an und erkannte den kleinen Rothaarigen: "Du bist doch Timothy aus Sarahs Kindergarten, oder?" Der kleine Rotschopf nickte ein wenig schüchtern. "Jetzt erklär mir bitte mal was passiert ist und wo meine Tochter ist", ihr Ton wurde langsam lauter. Draco schwieg immer noch, nahm Timmy an die Hand und brachte ihn hoch in Sarahs Zimmer.

Als er die Treppe wieder runter kam, durchbohrte ihn der Blick seiner Schwester. Er wusste, dass er es ihr sagen musste, doch er hatte Angst es noch einmal zu erzählen. Aber er musste und so begann er: " Das ist Hermine Potter, Samanthas Mutter", er seufzte einmal leise und fuhr dann, nachdem die Blonde einen kurzen mitleidigen Blick auf sie geworfen hatte, fort, "es ist etwas Schreckliches passiert. Samantha Potter und Sarah wurden heute aus dem Kindergarten entführt". Ein Schluchzen ertönte von dem Sofa vor dem Kamin. "Miss Burnley meinte, kein Kind hätte einen Fremden gesehen und keiner kann sich erklären, wie das passiert ist. Das halbe Ministerium befindet sich im Kindergarten und alle möglichen Auroren wurden gerufen." Victoria sank auf einen Sessel und starrte aus dem Fenster. Malfoys zeigten weder Schwäche noch Gefühle, doch in diesem Moment rann eine Träne über die zarte Haut der Blonden.

Draco schaute von Hermine zu seiner Schwester und er kam sich so hilflos und unbeholfen vor. Zwei weinende Frauen auf einmal. Er wusste einfach nicht was er tun sollte also stammelte er, was ihn dann ganz aus der Fassung brachte: "Ich sollte ma- mal Potter b- bescheid sagen, wegen... ihr wüsst schon-." Es gab einen Knall und der Blonde war verschwunden.
 

Neugierig blickte Draco sich um. Er war ins Freie appariert. Um ihn herum lagen überall große Felder und einige Hundertmeter weiter sah er einen großen Wald. Direkt vor ihm jedoch lagen zwei schöne, kleine Häuser dicht nebeneinander.

,Hier wohnen also Potter und Weasley!', dachte er verächtlich, ,die beiden Häuser sehen sogar recht gemütlich aus.' Neugierig schritt er auf das rechte Haus zu und schaute auf eine kleine Holztafel, auf die in verschnörkelter Schrift "Ronald, Parvati und Timothy Weasley" geschrieben worden war.

Er wollte sich gerade abwenden und auf das andere Haus zugehen, als sich die Holztür öffnete. Der Blonde sah sich einem hoch gewachsenen, rothaarigen Mann gegenüber. "Hallo. Was wollen Sie?", fragte der Erwachsene freundlich, der ein paar Jahre älter als Draco war. "Hallo!", erwiderte der junge Mann, "ich suche Potter, ich meine Harry Potter!", verbesserte er sich schnell. "Ich glaube nicht, dass er schon wieder da ist. Aber ich könnte für Sie nachsehen?", bat er hilfsbereit an. "Das wäre nett. Es ist sehr dringend!", erklärte er. "Sie sind ein Malfoy, nicht wahr?", wollte der Rothaarige wissen. "Und Sie sind ein Weasley!", stellte Draco fest. "Ja.", grinste der Mann, "ich wusste gar nicht, dass Harry mit einem von ihrer Familie befreundet ist!", sagte er verdutzt. "Nun ja, wir können uns ehrlich gesagt nicht ab!", gestand der Blonde. Der Weasley lachte. "Dann wirst du Draco sein?", vermutete er. "Stimmt!", sagte dieser überrascht darüber, dass der Rothaarige trotzdem freundlich zu ihm war. "Was willst du denn dann von Harry? Wenn man fragen darf!", wollte er wissen. Der Jüngere berichtete ihm kurz, was geschehen war. Der Größere wurde blass. "Wie schrecklich!", meinte er mitfühlend, "ich seh schnell nach, ob Harry schon wieder vom Training zurück ist!" Er öffnete die Tür des anderen Hauses mit seinem Zauberstab und einer Draco unbekannten Formel.

Kurz darauf kam er wieder und schüttelte den Kopf. "Er ist noch nicht wieder da. Ich habe ihm eine unübersehbare Nachricht hinterlassen!", erklärte er und verschloss die Tür wieder. "Gut, danke!", sagte Draco und ließ den Kopf hängen. "Kann ich vielleicht mitkommen?", wollte der Mann leise wissen. Der Blonde hob den Blick und sah den Älteren irritiert an. Da ihm aber kein Grund einfiel, warum er es ihm verweigern sollte, nickte er schließlich. "Okay. Kommen Sie mit nach Malfoy Manor!", stimmte Draco zu und disapperierte. Der andere tat es ihm daraufhin gleich und verschwand ebenfalls mit einem lauten PLOPP.
 

Als Draco wieder in der Eingangshalle seines Zuhauses stand, war das Sofa leer. ,Wo sind sie?', wunderte er sich. Als es neben ihm "ploppte" und der Rothaarige erschien. "Wo sind sie?", wollte er wissen. "Ich weiß es nicht. Ich nehme an im Wohnzimmer!", sagte der Blonde. Der Ältere nickte und ging ohne zu zögern in den Gang, der unter den zwei Marmortreppen hindurch zum Wohnzimmer führte. ,Woher kennt er den Weg? Was ist hier überhaupt los?', wunderte er sich verwirrt.

Als er das Wohnzimmer betrat, löste Rons Bruder sich gerade von Hermine und ging hinüber zu Victoria. "Bill!", schniefte sie und fiel ihm in die Arme. Ihr Bruder riss erstaunt die Augen auf. ,Wenn das alles vorbei ist, ist mir meine Schwester eine schöne Erklärung schuldig!', dachte er starr vor Schreck über diese Vertrautheit zwischen einer Malfoy und einem Weasley. Doch im Moment hatte er andere Sorgen.

So ging er schnell hinüber zu Hermine und setzte sich neben sie auf das nachtschwarze Ledersofa. Er zog ein sauberes, weißes Taschentuch aus seiner Hosentasche und hielt es ihr hin. "Danke!", schluchzte sie, nahm es ihm ab und putzte sich geräuschvoll die Nase. Immer noch rannen ihr unentwegt dicke Tränen aus den Augen. Der Blonde saß hilflos neben ihr und wusste nicht, was er für sie tun konnte. "Es wird alles wieder gut.", flüsterte er ihr ermutigend ins Ohr, "sie werden den Entführer finden und bald sind Sam und Sarah gesund wieder bei uns!" Sie schniefte laut. "Und was ist, wenn nicht?", fragte sie und sah ihn ängstlich aus ihren nassen, braunen Augen heraus an. "Sie werden sie finden, das verspreche ich dir, alles wird wieder gut!", sagte er erneut leise.

Doch auch das beruhigte sie nicht wirklich. Sie fühlte sich so hilflos. Sie hatte schreckliche Angst um ihre Tochter, aber sie wusste nicht, was sie tun könnte, wie sie sie retten könnte. "Ich will sie wieder haben!", schluchzte sie leise. "Sie wird bald wieder bei dir sein!", versuchte Draco verzweifelt sie zu beruhigen. Er atmete tief aus und legte langsam einen Arm um sie. Dann wartete er ab, wie sie reagieren würde. Zu seiner Verwunderung schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper und legte ihren Kopf an seine Brust. Völlig überrumpelt legte er eine Hand auf ihren Rücken und fuhr dort langsam rauf und runter. Mit der anderen Hand wischte er vorsichtig ihre Tränen weg. "Alles wird wieder gut!", flüsterte er von neuem, zum Teil auch um sich selbst davon zu überzeugen. Denn auch er hatte wahnsinnige Angst um die beiden Mädchen, wie er zugeben musste.

"Was ist denn hier los?", fragte in dem Moment eine hohe, erschreckte Stimme. Alle wandten den Kopf zum Torbogen um. Dort stand jene schlanke, junge Frau mit langem braunen Haar und braunen Augen, die sich nach dem Quidditchfinale als Dracos Verlobte Elizabeth L. Malfoy herausgestellt hatte.

Hermine zuckte zusammen und löste sich augenblicklich von dem Blonden, den sie minutenlang umklammerte hatte. Victoria verweilte in Bills Armen, versuchte jedoch unauffällig ihre Tränen wegzuwischen. "Ich komme gleich wieder!", sagte er an Hermine gewandt und warf ihr einen besorgten Blick zu. Dann erhob er sich und ging hinüber zu seiner Verlobten. "Komm mit, ich erklär dir alles!", sagte er an sie gerichtet und nahm sie beim Arm. Sonst wäre sie wahrscheinlich dort stehen geblieben und hätte die Gäste weiterhin verabscheuend angestarrt. Mit hocherhobener Nase ging sie mit laut klackernden Schuhen neben Draco aus dem großen Zimmer.

"Was macht dieser Verräter seines Blutes und dieses Schlammblut in unserem Haus?", explodierte Elizabeth auch sofort, nachdem sie einen anderen Raum betreten hatten. "Halt den Mund, Elizabeth!", fuhr Draco seine Verlobte wütend an und knallte die Tür zu. Mit großen Augen starrte sie ihn schockiert an, bevor ihre dunklen Augen gefährlich blitzten. "Wenn unser Vater das wüsste... er würde dich verfluchen, dafür dass du unser Haus entehrt hast!", giftete sie. "Mich interessiert nicht, was unser Vater tun würde, wenn er das wüsste. Er ist seit Jahren tot.", entgegnete der Blonde und lehnte sich sauer an die Tür.

"Und so was wie du will ein Malfoy sein?! In mir ist mehr Blut eines Malfoys als in dir!", entgegnete sie gereizt. "In dir ist überhaupt kein Malfoy-Blut!", widersprach der junge Mann ihr, "muss ich dich daran erinnern, dass meine Mutter dich als Baby adoptiert hat, weil ihre Schwester, Bellatrix Lestrange, nach Azkaban gebracht wurde?!" "Ich bin nicht blöd, Draco, auch wenn du das zu denken scheinst!", erwiderte sie fuchsteufelswild, "ich bin stolz eine Malfoy zu sein. Du hingegen scheinst kein bisschen Stolz in dir zu haben!" "Hast du mir überhaupt zugehört?", fragte er rasend vor Wut, "dein Name ist Elizabeth Lestrange Malfoy. Und ich werde niemals mehr stolz darauf sein ein Malfoy zu sein. Ich wünschte, ich wäre überhaupt kein Malfoy! Mein Vater war ein Versager, der gestorben ist, weil er sich dem dunklen Lord unterworfen hat. Wie kann man stolz darauf sein?"

Die junge Frau holte aus und schmetterte ihre schlanke, blasse Hand auf seine Wange. "Wie kannst du nur?", fauchte sie entsetzt und stocksauer, "Lucius Malfoy war stolz, gerecht und klug. Eigenschaften, die du niemals haben wirst!" "Das ich nicht lache!", lachte Draco gekünstelt, "der Mann war weder stolz, noch gerecht, noch klug. Wenn er stolz und klug gewesen wäre, hätte er sich nicht dem dunklen Lord unterworfen. Und gerecht war er kein einziges Mal. Er war eher feige, egoistisch, hinterhältig, schwach, gefühllos und abhängig von anderen.", belehrte Draco sie von seinen Worten überzeugt. Und erneut klatschte es, denn sie hatte ihn schon wieder geohrfeigt. "Ich erkenn dich nicht wieder, Draco!", schrie sie hysterisch, "was ist bloß mit dir geschehen?" "Ich bin endlich zu Verstand gekommen, denke ich!", erklärte er ihr ruhig, aber mit Wut funkelnden Augen.

"Ich will dich nie wieder sehen!", brüllte sie wütend und richtete ihren Zauberstab auf ihn. Draco grinste sie nur hämisch an, während er von der Tür weg ging. "Das wird etwas schwierig, meinst du nicht?", rief er ihr nach, "wir sind schließlich verlobt!"

Unsicher was er fühlen und denken sollte, ging er wieder zurück ins Wohnzimmer. Dort hatte Harry seinen Platz neben Hermine eingenommen und statt in seinen Armen lag sie jetzt weinend in denen ihres Mannes, seines Erzfeindes. Er spürte einen leichten Stich in der Magengegend und setzte sich schweigend auf das leere Sofa gegenüber von seiner Schwester, die in Bills Armen weinte.

Plötzlich schreckten sie alle hoch und Hermine schrie sogar kurz auf. Mit einem lauten Knall war etwas gegen das große Wohnzimmerfenster geknallt, in dem Glauben dort wäre keine Glasscheibe vorhanden. Der Blonde sagte nur: "Ich mach das schon", ging auf das Fenster zu und öffnete es. Dort lag eine große, schwarze Schleiereule, die etwas verwirrt dreinblickte, dann jedoch, Draco mit bösem Blick musternd, ihm ihr linkes Bein entgegenstreckte. Genau in dem Moment, als er den feuerroten Briefumschlag von ihrem Fuß gelöst hatte, stieß sie sich von dem Fensterbrett ab und flog wieder davon.

"Ein Heuler!", teilte er den anderen sichtlich überrascht mit und betrachtete den roten, qualmenden Brief. Alle vier Augenpaare waren auf ihn gerichtet und in allen war Unverständnis und teils auch Ärger zu sehen. "Mach ihn auf!", Bill war der einzige, der seine Stimme wieder fand. Der Blonde öffnete den Umschlag und ein Knall, wie bei einer Explosion war zu hören.

"POTTER... ICH HABE DEINE TOCHTER ... WENN DU SIE WIEDER SEHEN WILLST, KOMM BEI VOLLMOND HEUTE ABEND ZU DEM PLATZ WO ALLES BEGANN! ICH WERDE AUF DICH WARTEN! UND WENN DU NICHT KOMMST,... DANN WERDEN DEINE SÜßE TOCHTER UND IHRE FREUNDIN DAFÜR BEZAHLEN...", ein schauriges, böses Lachen ertönte, während der Umschlag in einer Stichflamme aufging und zu Asche verpuffte.

Die fünf starrten mit weit aufgerissenen Augen auf das kleine Häufchen Asche. Niemand wollte glauben, was gerade passiert war. Das war tatsächlich ein Erpresserbrief - ihre Töchter waren wirklich entführt worden. Wie hypnotisiert saßen sie da, keiner sagte einen Ton. Jedem saß der Schrecken noch im Nacken und die grausigen Wörter schallten noch in ihren Köpfen wieder.

Der blonde Mann kriegte sich als erster wieder ein und richtete seinen Augen auf Harry. Dieser saß mit blassem Gesicht, das das pure Entsetzen widerspiegelte auf dem Sofa und schien ins Leere zu starren. Hermine drehte ihren Kopf wortlos zu ihm und auch er blickte sie an. Sie las in seinen Augen, was er dachte, denn sie dachte dasselbe. "Aber... das kann nicht sein...!", stotterte sie hilflos und sah ihm tief in die Angst erfüllten Augen. "Ich weiß...!", sagte er mit schwacher Stimme und verbarg sein Gesicht verzweifelt in seinen Händen. ,Meine Tochter - entführt. Mein armes, kleines Mädchen. Das darf, das kann nicht wahr sein...', dachte er panisch.

"Was ist los?", wollte Victoria hysterisch wissen, "was sollte das? Kennt ihr den Mannnnnnn?" "Beruhig dich!", flüsterte Bill ihr zu und strich ihr sanft über den Rücken. Harry seufzte. "Harryyyy!", flehte seine Frau, "er kann es nicht sein... er ist tot!" "Meint ihr es war Voldemort?", fragte der Rothaarige ahnend. Woraufhin die beiden Malfoy zusammen fuhren und ihn wütend anstarrten. Doch er beachtete dies gar nicht, da er seine Aufmerksamkeit stattdessen auf den besten Freund seines Bruders gerichtet hatte. Die Braunhaarige suchte Blickkontakt mit dem Schwarzhaarigen, aber dieser wich ihren Augen aus.

"Diese Stimme...", begann er langsam zu erklären, was anscheinend nur er bemerkt hatte, "diese Stimme klang wie Voldemorts!", gab er zu. "Woher willst du das wissen?", fuhr Draco ihn aufgebracht an. "Ich stand ihm oft genug gegenüber, Malfoy!", blaffte Harry zurück. "Und weiter?", wollte Bill wissen, "ich dachte, du hast Voldemort getötet!" Er nickte. "Ich bin mir auch ganz sicher, dass ich das habe!", murmelte der Schwarzhaarige. "Und wer war das dann?", wollte Hermine leise wissen. Ihr Mann zuckte mit den Schultern. "Das werde ich wohl nur erfahren, wenn ich heute Abend dorthin gehe!", entschied er fest entschlossen. "Wohin überhaupt?", fragte Dracos Schwester ängstlich nach, "was meint diese Person mit "dem Platz, wo alles begann" ?" "Godric's Hollow, der Ort, wo Voldemort und ich uns das erste Mal begegnet sind!", erwiderte Harry und Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. Als Baby war er zuletzt dort gewesen, dort wo er mit seinen Eltern gelebt hatte, in seinem Zuhause. "Ich komme mit!", meinte Bill mutig. "Das musst du nicht, Bill!", warnte Harry ihn, "es könnte gefährlich werden." "Das ist mir egal!", entgegnete dieser ruhig, "ich will dir helfen." "Ich werde auch mit kommen!", meldete Draco sich zu Wort. Und erneut starrten ihn vier Augenpaare überrascht an. "Du?", fragte sein Erzfeind skeptisch. "Ja, ich, Potter!", antwortete der Blonde wütend, "Sarah ist schließlich meine Nichte!" Damit war das beschlossene Sache.

Hermine schluckte. Es war genau wie in jener Nacht vor zwei Jahren, wieder könnte sie mehr als nur einen geliebten Menschen verlieren. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen und sie kuschelte sich ängstlich an Harry, der einen Arm um sie legte, während seine Gedanken bei jener bekannten, grauenvollen Stimme waren und er ins Leere starrte.

Doch plötzlich schreckte er aus seiner Starre hoch. "Ich muss den anderen Bescheid geben", sagte er und stand blitzartig auf. Noch bevor jemand etwas sagen konnte, war Harry schon mit einem Knall verschwunden.

"Welchen anderen?", fragte Draco, doch niemand gab ihm eine Antwort. Hermine starrte nur an die Stelle, wo ihr Mann zwei Sekunden vorher noch gestanden hatte. Stille Tränen rannen ihr über ihre mittlerweile stark erröteten Wangen. Draco wusste nicht, ob er es wagen konnte, jetzt noch einmal zu ihr zu gehen und sie zu trösten und außerdem wusste er auch nicht, wann der Schwarzhaarige wiederkommen würde. Seine Schwester lag immer noch in Bills Armen und schluchzte, während der Rothaarige ihr sanft über den Rücken strich und ab und zu ein paar Tränen wegwischte.

Draco hielt es nicht mehr aus seine Schwester und die Frau, für die er einst so viel empfunden hatte, so traurig zu sehen und noch dazu selbst so hilflos und traurig zu sein. Er verließ den Raum und lief durchs Haus in der Hoffnung, dass er etwas finden würde, was ihn ablenken konnte.

Plötzlich hörten Hermine, Victoria und Bill ein lautes Scheppern - der Blonde hatte eine Vase seiner Mutter genommen und hart gegen die Wand geworfen, sodass sie in mehrere tausend Scherben zersprungen war.
 

Harry war inzwischen zu Hause angekommen und in sein Zimmer gestürzt. "Wo ist das dumme Ding? Verdammt noch mal!" Er riss sämtliche Schubladen auf und ein paar auch ganz raus. "Irgendwo muss es doch sein." Da durchschoss ihn plötzlich so ein Gedanke, von dem er hoffte, dass er nicht wahr sein würde. Er hatte, nachdem er Voldemort endgültig besiegt hatte, was er zumindest bis zum heutigen Tag geglaubt hatte, sein Nuntiatum auf ihrem Dachboden verstaut, da er glaubte, dass er es jetzt nicht mehr brauchen würde.

Doch auf dem Dachboden herum zu wühlen hätte wenig gebracht. Denn das Nuntiatum hier zu finden war genauso, als wenn man eine Nadel im Heuhaufen suchen würde.

"Verdammt!", rief Harry und trat mit voller Wucht vor seinen Schrank. Jetzt spürte er zu allem Überfluss auch noch einen stechenden Schmerz in seinem Zeh.

Er musste irgendwie ohne das Nuntiatum Kontakt mit den ehemaligen Ordensmitgliedern aufnehmen.

Eulen abschicken dauerte zu lange und zu jedem einzelnen apparieren würde auch zu viel kostbare Zeit in Anspruch nehmen.

Doch vielleicht hatte ja noch einer vom mittlerweile aufgelösten Orden sein Nuntiatum noch nicht für unnütz erklärt. Er konzentrierte sich und erschien einen Augenblick später direkt vor der Haustür des Fuchsbaus. Dieser Ort war der erste, der ihm eingefallen war, an dem sich Mitglieder aus dem damaligen Orden des Phönix befanden.
 

"Harry!", rief eine kleine rundliche Frau erschrocken, als sie die Haustür öffnete und der Schwarzhaarige vor ihren Augen erschienen war. "Hallo Molly, wie geht es dir?", fragte er lächelnd. Irgendwie fand er es immer noch seltsam alle Mitglieder vom ehemaligen Orden, die er sein halbes Leben gesiezt hatte, jetzt beim Vornamen anzureden. Aber er freute sich mal wieder sein "zweites" Zuhause besuchen zu können, auch wenn er nicht besonders viel Zeit hatte. "Gut, danke. Und dir, Harry? Stimmt etwas nicht? Du bist so blass um die Nase", Molly Weasley hatte schon immer bemerkt, wenn der Schwarzhaarige etwas auf dem Herzen hatte oder es ihm nicht gut ging. "Wir gehen besser ins Haus, dann erzähl ich es dir. Ist Fred schon da?" "Nein, tut mir leid, mein Lieber, aber er arbeitet noch im Laden. In den nächsten zwei Stunden müsste er jedoch nach Hause kommen", sagte Mrs. Weasley und schaute Harry weiterhin besorgt an, "Jaimee und Lucy sind oben in ihrem Zimmer."

Im Haus setzte Harry sich an den Küchentisch, während Mrs. Weasley hektisch durch die Küche wuselte und dann mit ein paar Zauberstabbewegungen Tee kochte.

"Also", begann Harry, er wusste nicht wie er anfangen sollte und ob er es überhaupt über die Lippen brachte. "Heute Morgen im Kindergarten wurden... wurden...", er brach ab. Harry konnte es nicht erzählen, doch er wusste, dass er es musste.

"Ist etwas mit Sam und Timmy?", fragte Mrs. Weasley besorgt. "Timmy geht es gut. Nur Sammy - sie und ihre Freundin Sarah Coltane, die die ihr so merkwürdig ähnlich sieht, sind ... sind heute Morgen aus dem Kindergarten entführt worden", platze Harry schnell heraus, aber das schlimmste kam ja erst noch.

Mrs. Weasley riss die Augen auf und wollte etwas sagen, doch der Schwarzhaarige ließ sie nicht zu Wort kommen, er wollte das hier schnell hinter sich bringen. "Das Ministerium durchsucht den Kindergarten und alle möglichen Auroren sind schon vor Stunden am Tatort erschienen. Und-" Harry brach erneut ab und wieder wollte Mrs. Weasley, deren Augen immer mehr mit Angst und Tränen erfüllt waren, etwas sagen. Doch Harry fuhr schnell fort: "Und heute Nachmittag, als wir in Malfoy Manor waren", der 20-jährige achtete nicht auf den Blick der älteren Frau, "hat uns ein Heuler erreicht und die Stimme sagte, ich solle heute Abend zu dem Platz, wo alles begann." "Wessen Stimme war das? Und was für ein Ort?", fragte Mrs. Weasley mit zittriger Stimme. "Es war ...es war Voldemorts Stimme... und der Ort ist der, wo er meine Eltern umgebracht hat - Godric's Hollow."

Es ertönte ein spitzer Schrei und Mrs. Weasley schlug die Hände vor den Mund. "H-Harry, d... das kann nicht - du hast doch - Harry du darfst da nicht -" "Ist schon gut, Molly. Ich weiß auch nicht, was los ist. Ich war mir damals so sicher... Aber auf jeden Fall muss ich dorthin. Ich muss Sam retten und auch Sarah! Wenn ihnen etwas passiert, werd' ich mir das nie verzeihen", sagte Harry bitter und versuchte die geschockte Mrs. Weasley zu beruhigen, obwohl es ihm selbst schwer fiel ruhig zu bleiben.

"Molly, weißt du, wo dein Nuntiatum ist? Ich muss den anderen bescheid geben und ich finde mein eigenes nicht.", erklärte Harry anschließend und stand auf um nach dem Tee zu sehen, dessen Wasser mittlerweile schon übergekocht war, woran sich jedoch keiner der beiden gestört hatte. Er zückte seinen Zauberstab und schon war der Herd wieder sauber, mit einem weiteren Zauberstabschwenk wurde aus dem heißen Wasser Tee. Die Kanne flog rüber zum Tisch und daneben kamen zwei fliegende Tassen mit einem leichten Aufprall ebenfalls elegant zum Stehen. Die Kanne schwebte erneut und kippte ihren Inhalt in die beiden Teetassen.

Mrs. Weasley war inzwischen nickend aufgestanden und die Treppen hinauf geeilt. Kurze Zeit später kam sie mit einer Art rotem Taschenbuch wieder. Sie legte es vor Harry auf den Tisch, setzte sich und nahm einen großen Schluck Tee um sich zu beruhigen. Harry schlug das Buch hektisch auf und kritzelte eine Nachricht hinein:

Sam und Sarah Coltane wurden heute Morgen entführt. Hab einen Heuler von Voldemort bekommen. Er will, dass ich heute Abend nach Godric's Hollow komme. Ich glaube, er ist wieder da, auch wenn ich noch nicht weiß warum.

Warte auf schnelle Antworten - bin im Fuchsbau!

Harry
 

Er tippte die Nachricht mit seinem Zauberstab an und sagte: "Missus" Hastig trank dann auch er seinen Tee auf und hoffte, dass wenigstens einige Mitglieder des Ordens, der seit Voldemorts Tod wieder aufgelöst worden war, in der Nähe ihres Nuntiatums waren oder es überhaupt noch besaßen um ihm zu antworten. Es war gut, dass sie immerhin spürten, wenn sie eine Botschaft erhielten, auch wenn sich bestimmt einige von ihnen über eine Nachricht wundern würden. Andererseits hatten Kingsley und Tonks bestimmt schon von der Entführung erfahren, wenn sie nicht sogar am Tatort waren.
 

Eine viertel Stunde später kam Fred Weasley durch die Tür geeilt. "Harry", brachte er schwer atmend hervor. "Was ist los? Ich hab deine Nachricht gespürt und wollte...", doch als er die Gesichter der beiden sah, wurde er ebenfalls blass, "was ist passiert?" Molly erzählte ihm alles, weil sie Harry nicht zumuten wollte, dass er alles noch einmal erzählen musste.

Kurzer Zeit später erschienen Bill mit Timmy auf dem Arm, Draco, Victoria und Hermine in der Tür. Die Augen der beiden Frauen waren angeschwollen und rote Abdrücke auf den Wangen zeigten deutlich die Spuren der vergossenen Tränen. "Hab ich mir doch gedacht, dass du in kürzester Zeit hier sein würdest, Potter", sagte Malfoy mit gerümpfter Nase und brachte ein kurzes fieses Lächeln auf seine Lippen, das jedoch sehr gequält aussah, während er sich umblickte.

"Malfoy, raus aus unserem Haus! Du hast hier nichts zu suchen!", schrie Fred, hob seinen Zauberstab und funkelte den Blonden böse an. "Ist schon okay, Fred. Er kann hier bleiben.", widersprach Bill tonlos, aber mit fester Stimme. "Ich zieh es normal sowieso vor mich nicht in so einer Bruchbude aufzuhalten, aber die Umstände verlangen Opfer von einem...", sagte Draco gequält und funkelte Fred ebenfalls an. Der Zwilling wollte aufstehen, Harry drückte ihn jedoch wieder auf seinen Stuhl und stand selbst auf, um Hermine in den Arm zu nehmen. Sie war sehr blass und auch Victoria Coltanes Gesichtsfarbe war noch heller als sonst. Der kleine Timmy lief auf Mrs. Weasley zu, nachdem sein Onkel ihn abgesetzt hatte, und sprang ihr mit einem "Oma"-Ruf in die Arme. Dann verkroch er sich auf ihrem Schoß. Er verstand nicht, was los war. Doch er musste wohl spüren, dass etwas nicht stimmte, denn er sagte keinen Ton mehr.

"Daddy!!", riefen zwei laute Kinderstimmen von der Treppe. Jaimee und Lucy Weasley kamen in die Küche gerannt und sprangen ihrem Vater in den Arm. "Hallo ihr Süßen!", grüßte Fred seine Kinder zurück und gab jedem einen Kuss auf die Wange, bevor er sich auf einen Stuhl setzte, jeden Zwilling auf einem Bein.

Nach und nach erschienen noch weitere Mitglieder des ehemaligen Ordens. Einige hatten die Nachricht schon gelesen, doch andere wiederum kamen nur entsetzt hinein gestürzt und Fred musste die Geschichte einige Male erzählen. Und jedes Mal fing Hermine auf Harrys Schoß leise an zu weinen. Die Küche der Weasleys wurde von Zeit zu Zeit voller und Molly brachte ihren kleinen Enkel hinauf in ihr Bett, da er auf ihren Beinen eingeschlafen war.
 

Gegen neun Uhr abends brachen sie alle zusammen auf. Nur Hermine, Molly, Jaimee, Lucy, Timmy und Vicy blieben zurück.

Harry hatte beschlossen nicht direkt nach Godric's Hollow zu apparieren, sondern eine Straße weiter, das wären sie geschützter. Nacheinander kamen die ehemaligen Ordensmitglieder und Draco, der die Geschehnisse im Fuchsbau sehr merkwürdig fand, mit einem PLOPP auf einem dunklen Bürgersteig zum Stehen. Während Draco, Harry und Bill sich auf zu dem Ort machten, wo einmal das Haus der Potters gestanden hatte, hielten sich Minerva McGonagall, Severus Snape, Fred und George, Bill, Ron, Neville, Dean Thomas und Seamus Finnigan, die alle dem Orden beigetreten waren, als Harry gegen Voldemort gekämpft hatte, versteckt in der Dunkelheit um das Haus herum kampfbereit auf, wie sie es vorher abgemacht hatten. Kingsley und Ron würden die beiden Mädchen suchen gehen, da der Entführer sie wahrscheinlich mitgebracht haben würde.

Falls man das, was von Godric's Hollow übrig geblieben war, überhaupt noch Haus nennen konnte. Es war eher eine Ruine. Harry riss die Augen auf und blieb für einen Moment stehen, um die Umgebung zu mustern. Niemand sagte ein Wort, sie ließen ihm die Zeit sein altes Zuhause zu betrachten. Er hatte Fotos von dem Haus gesehen, als es noch gestanden hatte. Es war wunderschön gewesen, ein alter Herrensitz. Davon war jetzt nichts mehr zu erkennen. Zwar führte noch immer ein kleiner Weg von der Straße aus hoch zum ursprünglichen Haus. Doch an beiden Seiten wucherte das Gras hoch, wilde Blumen und Unkraut dazwischen, große, alte Bäume schwangen die Äste knarrend im Wind. An manchen Stellen standen noch die Mauern der untersten Etage des Hauses, die Dachpfannen lagen zersplittert kreuz und quer auf dem Boden. Staub und Erde wurde von Windböen durch die Luft gewirbelt, was den Ort mysteriös wirken ließ.

Mit klopfendem Herzen ging Harry den kleinen Pfad hoch, Draco und Bill dicht hinter ihm. Seit 19 Jahren war er nicht mehr hier gewesen, hier wo er für kurze Zeit mit seinen Eltern glücklich gewesen war, bis Voldemort kam. Tischbeine und zerschmetterte Stühle lagen herum, verbrannte Gemälde, auf denen nichts mehr zu erkennen war, Fetzen von alten Tapeten.

Der Torbogen stand jedoch noch. Im Inneren war alles verwüstet. Überall, kreuz und quer, lagen Steine und Balken, unbrauchbare Stücke von alten Möbeln, zerbrochene Fliesen.

Harry schluckte, wenn er an das Foto mit dem großen Anwesen von früher dachte. Ein schöner Kiesweg, der sich durch eine saftig grüne Wiese hoch zum Haupthaus schlängelte. Und dann das große, Jahrhundert alte Haus, mit dem Portal und den Löwenköpfen als Türklopfern, die edlen Fenster mit den weißen, verzierten Rahmen und die zwei anmutigen Löwen, die links und rechts neben der Tür gesessen hatten: ein Männchen mit gefletschten Zähnen und ein Weibchen mit einem Jungen. Damals war der Himmel strahlend blau gewesen und die Sonne hatte die drei Personen, die vor dem Haus standen, angestrahlt und ihr Glück für Außenstehende spürbar gemacht. Lächelnd hatten seine Eltern immer mal wieder aus dem Foto gewunken, bevor Lily und James ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Baby geschenkt hatten, welches Lily auf dem Arm trug.

Jetzt, 19 Jahre später, stand dort eine zerfallene, verwilderte Ruine, der Himmel war pechschwarz und nur der Vollmond tauchte ab und zu hinter einer der dicken Wolken auf und versetzte die Umgebung in einen gespenstigen Glanz. Sonst war es stockdunkel und nur das Licht ihrer Zauberstäbe spendete ihnen Licht.

Harry erschauderte, als er neben der Tür sein erstes Zuhause betrat und zärtlich mit seinen Fingerkuppen über eine Zimmerwand fuhr. Vorsichtig ging er weiter, immer darauf achtend, dass er nicht über ein Brett oder irgendwas anderes stolperte.

Tief in Gedanken versunken kletterte er über die Überreste einer weiteren, zerstörten Mauer und tauchte den Raum dahinter somit vollkommen in Licht. >Hätte Voldemort meine Eltern nicht ermordet, würde ich jetzt noch mit ihnen hier leben...< dachte er traurig.

Der Raum schien eine Art Salon gewesen zu sein, wie man an dem Rest Dielen erkennen konnte, die noch in einer Ecke lagen und auch dem zersplitterten Kronleuchter in der Mitte des Raumes. Doch sein Blick ruhte nicht darauf, sondern auf etwas anderem in dem Zimmer, das ihn aus seinen Gedanken zurück in die Gegenwart und damit zu seinen Sorgen um seine Tochter brachte.

"Alex?", fragte er verwundert, als er den kleinen Jungen mit dem langen schwarzen Haar auf einem Mauervorsprung sitzend erblickte, "was machst du denn hier?" Draco, Bill und er blieben nebeneinander stehen und starrten das Kind an. Dieses blickte furchtlos zu ihnen auf und antwortete mit fester Stimme: "Ich bin hier verabredet!" Bill zog die Augenbrauen hoch. "Hier? Das ist aber kein geeigneter Ort zum Spielen!", stellte er fest. "Was weißt du denn schon, du Blutsverräter?!", fauchte der Knirps und sprang auf. Der Rothaarige zog hörbar die Luft ein und auch Harry starrte den Freund seiner Tochter geschockt an.

"Ich habe auf euch gewartet!", erklärte dieser, als wäre das doch selbstverständlich, und zog seinen Zauberstab. Der Blonde lachte laut auf. "Du hast uns den Heuler geschickt?", brachte er lachend hervor und kriegte sich kaum noch ein. Ohne seinen Mund zu bewegen verfluchte Alex Draco, sodass dessen Lachen abrupt abbrach und er keuchend zu Boden sackte. "Pass auf, was du sagst, Malfoy!", knirschte er verärgert. Bills helfende Hand ablehnend rappelte der Blonde sich wieder auf und blickte den Jungen aus eiskalten Augen an.

"Lass diese beiden Trottel in Ruhe und schließ dich mir an, Draco!", säuselte Alex, "dein Vater war die rechte Hand meines Vaters, du könntest meine rechte Hand werden!" Die zwei anderen Erwachsenen starrten ihn ungläubig an, bevor ihr Blick zu Malfoy wanderte, dem man jedoch keine Gefühle anmerken konnte. "Du bist...?", fing er an. "Ja!", unterbrach ihn Alex die Stimme voller Stolz und Kälte, "ich bin Alexander Salazar Voldemort, Lord Voldemorts Sohn! Willst du nun meine rechte Hand werden?" "Du hast uns aus einem anderen Grund herbestellt!", zischte Harry wütend, "wegen Sarah und Sam!"

Doch der Junge blickte weiterhin nur Draco an, sodass Harry nichts anderes übrig blieb, als dessen Entscheidung abzuwarten, auch wenn er das am liebsten verhindert hätte. "Ich bin nicht wie mein Vater!", es war kaum mehr als ein verhasstes Flüstern, das Draco von sich gab, "ich werde mich niemals jemandem unterwerfen und erstrecht nicht einem Kind!" "Wie du willst!", erwiderte Alex gelassen, "dann wirst du mit den anderen Verrätern sterben!" "Das werden wir noch sehen!", warf Bill ein und richtete seinen Zauberstab auf ihren Feind, "oh Gott, das ist doch krank. Wir müssen gegen ein Kind kämpfen! Wie alt bist du eigentlich?" "5 Jahre!", antwortete Alex stur.

Bill wurde blass und blickte zu Harry, doch den schien das nicht zu stören. "Lass dich davon nicht irritieren! Wenn er Voldemorts Sohn ist, wird er enorme Kräfte haben!", erklärte er ihm unbeeindruckt. Alex lachte, jenes schreckliche Lachen, das auch aus dem Heuler ertönt war und seine Augen färbten sich violett. "Jetzt wirst du leiden, Potter! Ich werde meinen Vater rächen und du wirst bereuen, was du ihm angetan hast!", lachte er düster und laut.

"Crucio!", brüllte Harry erbarmungslos, jedoch ohne den Fluch bis zum Ende zu wollen, er wollte den Jungen erstmal nur testen. Dieser zuckte zwar zusammen, aber grinste den Erwachsenen belustigt an. "War das schon alles?", fragte er verachtungsvoll, "das war erbärmlich! Crucio!" Der Größere sackte zu Boden. >Wo nimmt dieser Junge nur eine solche Kraft her und das Wissen, wie man die Flüche richtig anwendet? Er ist fast so stark, wie Voldemort selbst war und das, wo er mehr als 60 Jahre jünger als sein Vater ist.<, dachte Harry überrascht, >aber kein Zweifel, er ist Voldemorts Sohn. Welcher 6-Jährige könnte sonst so mächtig sein?!<

"Stupor!", feuerte Bill auf Alex ab, doch dieser sprang geschickt zur Seite, sodass der Mauervorsprung hinter ihm endgültig zerschmettert wurde. "Lass mich das machen, Bill!", forderte Harry und stand wieder fest auf seinen Beinen, "haltet euch bitte zurück. Dies ist eine Sache zwischen mir und Voldemorts Sohn!" "Du willst es ganz alleine mit mir aufnehmen?", verhöhnte dieser ihn, "du hast doch keine Ahnung über was für Fähigkeiten ich verfüge." "Er gehört mir, okay?!", sagte Harry noch immer an seine Begleiter gerichtet. Bill nickte und ging ein paar Schritte zurück.

Draco starrte ihn bewegungslos einige Sekunden lang an, bevor er sich ebenfalls zurückzog. Dabei empfand er jedoch etwas, was er noch nie zuvor für den Jüngeren empfunden hatte, Respekt. >Er will es alleine mit dem Sohn vom Dunklen Lord aufnehmen?!... Wo nimmt er nur diesen Mut und diese Entschlossenheit her?<, dachte Draco entsetzt darüber, dass Harrys Ruhm vielleicht doch berechtigt war. Er hatte ihn immer verabscheut und für einen Lügner gehalten. Doch jetzt war er selbst dabei und er konnte nicht abstreiten, dass er niemals von Harry und Bill gefordert hätte ihn alleine mit so einem mächtigen Zauberer sich duellieren zu lassen. Er hätte Angst gehabt.

"Jetzt kämpf gefälligst, du elendiger Versager!", zischte Alex auf Pasel. "Soll das ein Beweis dafür sein, dass du wirklich Voldemorts Sohn bist?", fragte Harry verächtlich ebenfalls auf Pasel. "Nur wegen meinem Vater kannst du diese alte Sprache überhaupt sprechen. Du solltest ihm dankbar sein - Sektusempra!" "Dankbar? Dass ich nicht lache.", erwiderte der Ältere wütend und wich dem Fluch aus, "soll ich ihm dankbar dafür sein, dass er meine Eltern getötet, mein Leben bestimmt und zerstört hat? Soll ich ihm dankbar dafür sein, dass ich Jahre lang leiden musste? Ich habe ihn gehasst, wie niemand anderen. - Crucio!", und diesmal feuerte Harry mit seiner ganzen Wut den unverzeihlichen Fluch. Er durchbohrte Alex Brust und ließ das Kind zu Boden fallen.

Der Ältere beging jedoch den Fehler, dass er wartete, bis der 5-Jährige sich erholt hatte. Denn so schleuderte er ihm ebenfalls ein "Crucio" in den Rücken. Harry sackte zu Boden, da er nicht damit gerechnet hatte, dass Alex bereits apparieren konnte und so stand dieser lachend über ihm.

"Du sollst also so mächtig sein, dass du meinen Vater umgebracht hast?", lachte er hysterisch, "selbst Schlangen halten mehr aus, als du! Du bist ein Weichei. Mit welchem billigen Trick hast du meinen Vater getötet?" "CRUCIO!", schrie Harry und rollte sich zur Seite, sodass der Junge nicht auf ihn fiel. Er rappelte sich schnell hoch und rief: "Pertrificus Totalus!" Woraufhin der Junge versteinert zu seine Füßen liegen blieb.

"Die Liebe hat Lord Voldemort schließlich vernichtet, denn er war nicht fähig zu lieben!", erklärte Harry und musterte das Kind, das bewegungsunfähig auf dem Boden lag. Die violetten Augen funkelten ihn zornig an, während er scheinbar versuchte sich von dem Fluch zu befreien. "Und du willst mich töten? Du bist viel zu unvorsichtig und unerfahren dazu. Ich habe in meinem Leben Voldemort 7 Mal gegenüber gestanden und beim letzten Mal habe ich ihn für immer getötet. Und wo hast du bisher gekämpft? Ich nehme an gegen Tiere?! Aber was mich mal interessieren würde. Wie hat Voldemort dich eigentlich erschaffen?", fragte er neugierig.
 

Kingsley und Ron schlichen sich unsichtbar durch das Haus. Irgendwo mussten die beiden gefangenen Mädchen sein. Sie machten einen großen Bogen um den Salon, wo Harry bisher überlegen war, wie sie sahen.

Sie wandten sich von dem Kampf ab und suchten nur im Licht des Mondes die Ecken ab, wobei sie jedoch darauf achteten kein Geräusch zu verursachen. Extrem genau passten sie auf, wo sie hintraten, dass sie nichts umschmissen und kaputt traten. Sich mit Handzeichen verständigend kletterten sie über kleine Mauern und andere Scherben und deuteten an, wo sie suchen wollten. Sie tastete vorsichtig die Gegend ab und suchten jedes mögliche Versteck durch.

Irgendwann winkte der Rothaarige dem Auror aufgeregt zu. Dieser kletterte schnell zu ihm rüber. In einer dunklen Ecke unter einem Tarnumhang verborgen saßen die beiden Mädchen. Arm in Arm hockten sie auf dem Boden starrten die zwei Erwachsenen aus großen Augen ängstlich an. Ron legte seinen Zeigefinger auf die Lippen um ihnen zu verdeutlichen, dass sie bloß nichts sagen sollten. Und obwohl sie noch so jung waren, gaben sie keinen Ton von sich, während die zwei Männer versuchten den Fluch von ihnen zu nehmen. Denn Alex schien einen Fluch um sie gelegt zu haben, damit sie nicht einfach weglaufen konnten und sie auch sonst niemand befreien konnte.

Aber Kingsley, als Auror, hatte den Fluch nach wenigen Minuten gebrochen. Erleichtert nahm er Sam auf den Arm und drückte das zitternde Mädchen an sich. Ron hob Sarah hoch. Leise schlichen sie sich wieder aus dem Haus raus und in Sicherheit auf dem Gelände zu den anderen ehemaligen Ordensmitgliedern.

Sie wärmten die beiden Mädchen mit Wärmezaubern und gaben ihnen Beruhigungstee, während sie den Kampf gespannt weiter verfolgten, um im Notfall jederzeit helfen zu können.
 

Plötzlich bebte die Erde unter ihnen und keine Sekunde später stand Alex gute fünf Meter von Harry entfernt auf einem Bretterstapel. "Oh. Gar nicht schlecht!", stellte Harry nicht überrascht fest. Er hatte schon darauf gewartet, dass der andere sich befreien würde. "Ein bisschen musst du zwar noch daran üben - denn ich hätte dich gerade längst töten können!", schlug Harry ihm vor. "Hättest du mal besser getan. Denn jetzt wird meine Rache noch viel größer sein!", fauchte Alex wütend, "ich wurde genau so gezeugt wie du, und deine beiden trotteligen Freunde."

Draco musste sich zusammen reißen um nicht auf diesen dreisten Frechdachs los zu stürmen und ihm einen schwarzen Fluch ins Gesicht zu schleudern. Denn verdient hätte er es ohne Zweifel.

"Voldemort hat dich wie ein normaler Mensch gezeugt?", fragte Harry ungläubig. "Mein Vater war nicht normal. Er war etwas besser!", widersprach Alex ihm und wich einem Fluch seines Gegners geschickt aus. "Wer war denn deine Mutter?", überhörte Harry ihn gespannt und wehrte einen Fluch mit "Protego" ab. "Meine Mutter war Bella!", berichtete Alex stolz, "Sektusempra!" Harry spürte, wie der Fluch an seiner Wange vorbei zischte, in letzter Sekunde hatte er den Kopf zur Seiten gelegt, so geschockt war er gewesen. Ein enormer Hass gegen Alex sammelte sich in ihm. Er war der Sohn der beiden Menschen, die er am meisten gehasst hatte: Lord Voldemort und Bellatrix Lestrange. Die Frau, die ihm seinen Paten genommen hatte. Nie hatte er es ihr verziehen! Und was für eine Befriedigung hatte ihn durchflossen, als sie vor zwei Jahren durch Remus Todesfluch in seinem Blickfeld gestorben war.

"Bellatrix Lestrange?", wollte Draco entsetzt wissen, "du bist der Sohn von Bellatrix Lestrange?" "Ja, das habe ich doch schon gesagt. Bist du blöd, oder was?", fauchte Alex und richtete seinen Zauberstab auf den scheinbar hypnotisierten Draco. "Lass sie in Ruhe. Ich bin dein Gegner!", erinnerte Harry ihn, "Rictusempra!" Der Junge wurde einige Meter durch die Luft geschleudert und knallte hart gegen einen Schrank, durch dessen Wand er durch flog und im Inneren des Schrankes landete. Ohne nach zu denken entzündete der Ältere den Schrank und das morsche Holz ging sofort in Flammen auf.

Mit leicht zerfleddertem Umhang kletterte Alex schnell heraus und strich sich sein langes Haar aus dem Gesicht. "Netter Trick hat nur leider nicht geklappt, was?", lachte er schon wieder. "Stupor!", brüllte Harry wütend und löschte sofort danach den Schrank wieder, er war schließlich ein Eigentum seiner Eltern gewesen. Die Gelegenheit ausnutzend feuerte der Kleine "Crucio" auf seinen Feind und dieser sackte erneut getroffen zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Alex lachte jenes kalte Lachen, das auch sein Vater immer ausgestoßen hatte. "Vater, Mutter! Ich werde euch rächen!", rief er in die Nacht hinaus.

Mühsam rappelte Harry sich wieder auf. "Ach, auch mal wieder erholt. Du wirst langsam alt, was?", bohrte Alex provozierend nach und sprang einem Cruciatus-Fluch aus dem Weg. Er lachte erneut. "Wo hast du eigentlich treffen geübt? An einem Riesen?", wollte er verächtlich wissen. "Nein, an deinem Vater!", entgegnete Harry gefühllos und richtete nun ebenfalls ein "Sektusempra" auf seinen Gegner. Mit vor Wut zusammengekniffenen Augen schien dieser sich aus der Bahn apparieren zu wollen, doch er bewegte sich nicht von der Stelle. Er versuchte es noch mal, während die Funken des Fluches auf ihn zugestoßen kamen, wieder kam er nicht weg. Schließlich ließ er sich in letzter Sekunde zu Boden fallen, sodass nur einiges von seinem Haar den Fluch abbekam.

"Warum kann ich nicht apparieren?", wollte er fuchsteufelswild wissen. Harry lächelte ahnend. >Dumbledore!< dachte er zufrieden >er wird ein Feld errichtete haben, aus dem man nicht apparieren kann. Gute Idee!< "Du!", fauchte Alex und zeigte auf ihn, "na warte, dafür wirst du bezahlen!", schrie er und betrachtete sein ungleich kurzes Haar. "Wie kann man in so jungen Jahren schon so eitel sein?", lachte Harry verächtlich. "Crucio!", antworte Alex verärgert.

"Bombarda!", brüllte Harry und zielte auf den eh schon unbrauchbaren, alten Kronleuchter am Boden. Zwar traf ihn der Cruciatus-Fluch so, doch der Kronleuchter zersplitterte in Tausende Kleinteile, die durch die Gegend flogen. "Protego!", errichtete er in letzter Sekunde ein Schutzschild um sich, während er noch auf dem Boden lag und die Schmerzen über ihn hinwegrollten. Alex hingegen wurde von mehreren messerscharfen Splittern getroffen, sie schnitten sich durch seine Klamotten in seine Haut rein und Blut tropfte bereits nach wenigen Sekunden zu Boden.

"Impedimenta!", feuerte Harry vom Boden auf den Jüngeren ab, bevor er sich erhob. Alex, der noch immer damit beschäftigt war sich die Splitter aus der Haut zu ziehen, wurde von den Beinen gerissen und schlug mit seinem Hinterkopf hart auf einen Stein. "Vater...", zischte er, bevor ihm schwarz vor Augen wurde und er das Bewusstsein verlor.

Dumbledore tauchte hinter Harry auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. Noch leicht außer Atem blickte der Schwarzhaarige seinen ehemaligen Schulleiter an. Dieser nickte ihm lächelnd zu.
 

Fortsetzung folgt

Unerwartete Ereignisse

Überraschung!!! Der neue Teil ist da. Wir wollten uns dafür entschuldigen, dass ihr so lange auf den letzten gewartet habt und haben uns dafür extra ins Zeug gelegt und hier ist das Ergebnis - passend zum Schulbeginn.

Da jedoch die Ferien vorbei sind, haben wir nun mal wieder nicht so viel Zeit, also rechnet nicht damit, dass der nächste Teil wieder so schnell kommt. Wir werden uns allerdings bemühen, dass wir nicht wieder so viele Monate, wie zuvor, brauchen werden!

Nun ja, genung gelabert. Ihr wollt ja den Teil lesen?! Wir wünschen euch viel Spaß dabei. Bis zum nächsten Mal

eure Sue Black und Darc Angel
 

6. Unerwartete Ereignisse

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte Harry erschöpft an Dumbledore gewandt. "Was schlägst du vor? Du hast ihn besiegt, du solltest entscheiden!", meinte dieser zufrieden. Der Schwarzhaarige sah im Schein von den leuchtenden Zauberstäben der ehemaligen Ordensmitglieder, die alle zu ihnen gekommen waren, hinunter auf den kleinen fünfjährigen Jungen, der ohnmächtig inmitten einer Ruine lag, die einst Harrys Zuhause gewesen war. Die kalkweiße Haut, die violetten Augen, die langen Fingernägel - alles erinnerte ihn an Voldemort und doch lag dort ein Kind. Ein Kind, wie er es einst gewesen war, dessen Schicksal vorherbestimmt war, da es Voldemorts Sohn war. Er hatte sein Schicksal nicht ändern können, doch er konnte das Schicksal dieses Jungen ändern.

Das schwarze, lange Haar flatterte ihm um sein kleines Gesicht, seine kleinen Hände hatte er um seinen Zauberstab gekrallt. Er war unweigerlich Bellatrix' Sohn, er hatte ihre Schönheit geerbt, denn seine Gesichtszüge waren fein und nicht so markant wie die seines Vaters.

"Daddy!", murmelte Sam leise, als Kingsley sie Harry reichte. Der Schwarzhaarige lächelte seine Tochter glücklich an und drückte sie an sich. "Alles ist gut, Sammy-Schatz!", flüsterte er ihr mit beruhigender Stimme ins Ohr und fuhr ihr durch ihr hellbraunes Haar. Sie schlang ihre kleinen Ärmchen um seinen Hals und weinte an seiner Schulter. "Ich hatte solche Angst!", schluchzte sie. "Jetzt ist ja alles vorbei!", flüsterte er, "ich bin ja da!" Sie nickte und schmiegte sich an ihn.

Draco nahm Ron, den er keines Blickes würdigte, Sarah ab. Ihr sonst so gefühlloses Gesicht war von Tränen gerötet und ihre Unterlippe zitterte gefährlich, während sie versuchte stark zu sein. "Weine ruhig!", hauchte Draco ihr ins Ohr und wiegte sie leicht hin und her, "manchmal muss man auch schwach sein!", sagte er so leise, dass nur sie es kaum verstehen konnte. Sie blickte ihn aus ihren silbernen Augen verwundert an, bevor die ersten Tränen über ihre Wangen kullerten. "Dracoooo!", schniefte sie, "ich hab dich liiiieeeeb!", flüsterte sie und verbarg ihr kleines Gesicht in seinem Umhang um scheinbar ihre Schmach zu verstecken. Lächelnd fuhr er ihr über den Rücken. "Ich hab dich auch lieb, Kleines!", flüsterte er zurück.

"Harry, hat Hermine noch Geschwister?", wollte Seamus nebenbei wissen. "Nein, wieso?", fragte dieser irritiert. "Ach, nicht so wichtig!", winkte sein ehemaliger Klassenkamerad schnell ab.

"Ich möchte nicht, dass er stirbt. Er ist nur ein Kind!", äußerte sich Harry schließlich, "man könnte ihm doch das Gedächtnis löschen?!", meinte er nachdenklich. "Ja, aber das würde nicht reichen!", entgegnete Dumbledore. "Könnte man ihm, ... ich meine, gibt es eine Möglichkeit ihm die Seele "rein zu waschen"!", wollte Harry wissen. "Theoretisch müsste man eine Seele reinigen können. Ich müsste mal ein bisschen nachforschen, aber ich denke, dass wir das hinbekommen werden. Da gäbe es nur ein Problem...", warf der Schulleiter von Hogwarts ein. "Es ist illegal!", vermutete Bill. Dumbledore nickte.

"Na und?", wollte Dean wissen, "muss doch keiner wissen!" Dumbledore lächelte bitter. "Wie stellt ihr euch vor den Sohn Voldemorts zu verstecken?", fragte er in die Runde. "Per Geheimniswahrer!", warf Draco gelassen ein. Alle starrten ihn verdutzt an, er zuckte nur mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Nichte zu. "Das ist eine sehr gute Idee, Mr Malfoy!", lobte Snape. Dumbledore nickte zustimmend. "So werden wir es machen!", meinte er lächelnd, "aber jetzt sollten wir besser gehen. Die beiden Mädchen brauchen jetzt Ruhe. Kingsley hilfst du mir mit Alex?

Ach und Draco, ich muss dich leider bitten den "unbreakable Vow" (unbrechbaren Schwur) darüber abzulegen, dass du niemandem von Alex' wahrer Identität erzählst!" Der Blonde blickte ihn finster an. "Wenn's denn sein muss...", murmelte er.

Anschließend verließen alle das Grundstück und disapparierten. Doch irgendwie wusste Harry, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass er hier gewesen war.
 

"Sammy!", rief Hermine erfreut, wischte eine Träne von ihrer Wange und lächelte zum ersten Mal, seitdem sie den Kindergarten betreten hatte, als Harry mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm in der Tür des Fuchsbaus erschien. Samantha, die der ganze Tag sehr angestrengt hatte, war auf dem Arm ihres Daddys eingeschlafen. Doch als ihre Mutter sie so fest sie konnte an sich drückte und nicht mehr los ließ, wachte die Kleine auf. Sie schaute erschreckt und beängstigt umher, doch als sie feststellte, wo sie war und ihre Mutter sah, verschwand die Angst aus ihrem Gesicht und sie brach erneut in Tränen aus. "Mummy, ich hatte solche Angst. Es war so schlimm..." "Ist ja alles gut, mein Schatz. Es ist alles gut", sie wiegte ihre Tochter wie ein Baby in ihren Armen und küsste sie immer wieder überglücklich, dass sie wieder da war.

Währenddessen waren auch die anderen angekommen und die Küche der Weasleys füllte sich, wie schon einige Stunden zuvor. Harry war der einzige mit Verletzungen. Nur Draco und Bill hatten auch ein paar Kratzer abbekommen, als Harry den Kronleuchter gesprengt hatte, doch Harrys Wange hatte einen tiefen Riss, aus dem Blut auf sein Hemd tröpfelte, das auch an manchen Stellen Löcher und Risse hatte, unter denen sich weitere Kratzer und kleinere Wunden befanden. Noch dazu schmerzte sein Körper von den Cruciatus-Flüchen, die er an diesem Abend schon ertragen hatte.

Die kleine Sarah war auf dem Arm ihres Onkels eingeschlafen. Mit ihren kleinen Ärmchen hatte sie sich an Draco geklammert und ihr Kopf lag halb verdeckt auf seiner Schulter. Doch man sah eine ihrer stark erröteten Wangen. Auch sie wurde von ihrer Mutter freudig empfangen und wachte verschlafen auf.

In der Zeit war Hermine mit ihrer Tochter auf dem Arm, die erneut unter Tränen eingeschlafen war, zu ihrem Mann gegangen, der wie immer liebevoll von Mrs. Weasley verarztet wurde. Die kleine rundliche Frau nahm ihr Sam ab, brachte sie hinauf zu ihren Enkelkindern ins Bett und ließ die Braunhaarige mit Harry allein. "Danke", sagte Hermine mit nassen Augen lächelnd, bevor sie näher an ihn herantrat und ihren Mann zärtlich küsste.
 

Mittlerweile hatten sich alle Stühle hergezaubert und eng zusammengestellt. Sodass man sich jetzt kaum noch in der kleinen Küche bewegen konnte, wenn man aufstand.

Als Hermine sich von dem Kuss mit ihrem Mann gelöst hatte, stand Victoria auf, gingen einen Schritt, bevor sie jedoch wieder stehen blieb. Was sie jetzt tun wollte, würde sie sehr viel Überwindung kosten, doch sie wusste, dass sie es tun musste.

Sie gab die schlafende Sarah ihrem Bruder und zwang sich langsam durch die Stühle hindurch in Richtung Harry zu. Als sie vor ihm stand und er sie fragend anblickte, atmete sie tief durch. "Danke. Danke, dass Sie Sarah gerettet haben! Das werd ich Ihnen nie vergessen", sagte sie und versuchte dankbar zu lächeln. An diesem Tag verletzte sie wirklich sehr oft ihren Stolz. Sie hatte sich weinend in Bills Arme geschmissen, den Abend in der Küche einer Blutsverräterfamilie und zum Teil schluchzend in den Armen eines Schlammbluts verbracht und jetzt dankte sie dem schlimmsten Feind der Malfoys lächelnd. Wie tief war sie nur gesunken?

Harry lächelte zurück und sagte nur: "Das war doch selbstverständlich." Sie schüttelte mit zusammen gebissenen Zähnen den Kopf. "Das hätte nicht jeder gemacht...", widersprach sie ihm, "ich wollte nur, dass Sie das wissen." Der Schwarzhaarige nickte erschöpft. Er sah ihr an, wie ungern sie sich bei ihm bedankte, sie war eben auch nur eine Malfoy. Und doch ehrte es sie, Draco hätte das kaum getan.

Dieser hatte mit seinem üblichen Pokerface seine Schwester beobachtet und nicht erfreut festgestellt, was die getan hatte. Er billigte es nicht, aber wenn sie es für richtig hielt?! Trotzdem hatte er nicht vor länger in dieser Gesellschaft zu verweilen. "Wir sollten gehen.", meinte er deswegen auch zu Victoria, als diese wieder bei ihm war. Sie nickte müde.

"Flohpulver?", bot Bill den drei Personen an, als diese suchend vor dem Kamin standen. Ohne den Rotschopf zu beachten griff Draco in das kleine Säckchen, warf das Pulver in die Flammen und verschwand nach "Malfoy Manor" mit seiner Nichte auf dem Arm.

Seine große Schwester nahm sich ebenfalls etwas von dem magischen Pulver und flüsterte dabei leise: "Vergiss mich, Bill!" Er schüttelte ansatzweise seinen Kopf. "Das kann ich nicht.", erwiderte er genauso leise, während sie das Flohpulver in die auflodernden Flammen warf. Dann stieg sie in den Kamin und sah ihn aus ihren grauen Augen an. Er blickte tief in ihre Augen und hoffte irgendwas darin zu sehen, doch sie hatte, wie die Malfoys es so oft taten, ihre Gefühle unter einer Maske verborgen. Ihr Blick huschte kurz über ihn, als wollte sie sich jede Einzelheit einprägen, bevor sie mit tonloser Stimme sagte: "Malfoy Manor." Unauffällig warf Bill ihr noch hoffnungsvoll einen kleinen Handkuss zu und er glaubte eine einzige Träne ihre Wange runter rollen zu sehen, bevor sie schnell drehend verschwunden war.

Als er einen Blick in seinem Nacken spürte, drehte er sich schnell um. Er fühlte sich erwischt. Doch niemand sah ihn an. ,Komisch.', dachte er unsicher, , ich bin mir sicher, dass jemand uns beobachtet hat. Nur wer?'

Anschließend mussten Harry und Bill berichten, was denn nun dort passiert war.
 

Harry und Hermine verabschiedeten sich nach einem leckeren Essen von den anderen und gingen müde in Ginnys Zimmer, wo sie zusammen mit ihrer Tochter schlafen würde. Die einzige Tochter der Weasleys hatte bereits zwei Semester an der Universität für außergewöhnliche Magie in Dublin studiert. Dort wohnte sie in einer Zauberer-WG mit anderen Studenten. Sie hatte zwar jetzt gerade Semesterferien, die sie bei ihrer Mutter verbrachte, doch im Moment war sie mit zwei Freundinnen für ein paar Tage nach London zum Shoppen und Kerle aufreißen, sodass ihr Zimmer frei war.

Ron und Parvati, die, während die anderen in Godric's Hollow gewesen waren, angekommen war, machten es sich mit ihrem Sohn in Rons altem Zimmer gemütlich, das als einziges noch frei war. Denn Percys früheres Zimmer war umgebaut worden und gehörte nun Freds Kindern und er selbst bewohnte alleine den Raum, den er sich einst mit seinem Zwillingsbruder geteilt hatte. In dieser Nacht schlief Bill jedoch ebenfalls in seinem Zimmer.
 

Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, hatte er einen sehr verwirrenden Traum gehabt. Doch je mehr er versuchte sich daran zu erinnern, desto mehr entglitt ihm die Traumwelt. Schließlich konnte er sich nur noch an ein Bild erinnern: Dumbledore, der mit seinem Zauberstab auf Dracos Hand tippte, im Hintergrund der bewusstlose Alex. Genauso musste es am vorigen Abend gewesen sein, als Harry bereits disappariert war, doch was hatte das zu bedeuten? Er wusste es nicht.

Er drehte sein Gesicht zur Seite und musterte lächelnd die beiden Personen neben ihm. Hermine hatte ihre Arme um ihre kleine Tochter geschlungen, die zwischen ihren Eltern lag. Beide schliefen noch tief und fest. Der Schwarzhaarige konnte nicht widerstehen seiner Frau einen zärtlichen Kuss auf die Stirn zu geben, bevor er vorsichtig aufstand, sich anzog und leise das Zimmer verließ.
 

Die Küche der Weasleys war abermals voll. Verschlafen sah er sich um. "Morgen Harry!", begrüßte Fred ihn ebenfalls aus kleinen Augen und noch im Schlafanzug. "Morgen.", grüßte der Jüngere zurück, "was ist hier los?", fragte er irritiert und deutete auf die ganzen Menschen, die sich unruhig unterhielten. "Dumbledore hat den ehemaligen Orden hier zu einer Sitzung zusammen gerufen.", erklärte er und biss in sein Brötchen. "Da bist du ja, Harry.", sagte Molly aufgeregt und drückte ihm einen Teller voller Essen in die Hand, "guten Morgen. Ich hab Ron grad nach oben geschickt, euch zu wecken." Harry nickte. "Los iss.", drängte die Rothaarige ihn, "wenn Dumbledore gleich kommt, wirst du keine Zeit mehr haben.", und schon wuselte sie wieder zur Tür, da jemand geklopft hatte.

"Sie ist schon den ganzen Morgen so aufgeregt.", erklärte Fred. "Ja", stimmte man ihm grinsend zu, "sie hat Angst, dass sie nicht genug Frühstück für alle hat."

"Morgen.", kam in dem Augenblick Hermine lächelnd in die Küche und setzte sich auf die Beine ihres Mannes, bevor sie ihm einen kurzen Kuss gab. "Wieso hast du mich nicht geweckt?", wollte sie leicht vorwurfsvoll wissen. "Ich wusste nicht, dass Dumbledore eine Sitzung einberufen hat.", verteidigte er sich, "und dann war Ron schon unterwegs." "Wo ist der überhaupt?", mischte sich George ein, der seinen Sohn auf dem Arm trug. "Guten Morgen.", begrüßte seine Frau Alicia die Freunde besorgt. "Er bringt Sam und Timmy zu den Zwillingen; die Kleinen sollen oben spielen, während der Sitzung.", erklärte Hermine und nahm einen Schluck von Harrys Kaffee. "Dann werd ich Michy auch mal hoch bringen.", bot George an und gab seiner hochschwangeren Frau einen kleinen Kuss auf die Wange, bevor er sich aus der Küche quetschte. Alle unterhielten sich aufgeregt in Erwartung auf die kommende Sitzung.

Auch Harry fragte sich, was genau Dumbledore ihnen wohl erzählen würde, während Hermine ihn mit einem Marmeladenbrötchen fütterte und ihm die Reste von seinem Mund küsste. Fred stand auf und ging mit einem Muffin im Mund noch einmal hinauf in sein Zimmer, denn er wollte sich schnell anziehen, bevor Dumbledore kam.

Kurz nachdem er seinen Platz wieder belegt hatte, stand der wohl mächtigste aller Zauberer schon in der Tür und mit ihm blies eine sommerliche Brise von draußen hinein.

"Guten Morgen alle zusammen", begrüßte er die Zauberer und Hexen mit seinem üblichen Lächeln. "Morgen, Albus", riefen alle durcheinander und zum Teil mit vollem Mund zurück, sodass man insgesamt nicht sehr viel verstand. Molly bot ihm einen Stuhl an, der jedoch nirgendwo mehr hinpasste. Mit errötetem Kopf schwang sie ihren Zauberstab und vergrößerte die Küche mit samt Küchentisch, sodass alle gemütlich drum herum Platz hatten.

Dumbledore setzte sich zwischen Harry und Hermine, und Ginny, die ihn noch einmal freundlich begrüßten. Molly kam erneut zu dem Schulleiter, nur dass sie dieses Mal sich nicht durch die Küche zwängen musste. Sie reichte ihm einen vollen Teller mit Toast, Rührei mit Speck, einem Stück Pastete und einem Schokomuffin. Dumbledore nahm den Teller dankend an, stellte ihn jedoch ab und erhob sich.

Genau wie in Hogwarts verstummten auch hier sofort alle Anwesenden und blickte ihn erwartungsvoll an. "Der Grund, warum ich euch alle hier zusammen gerufen habe, ist der, dass Voldemort uns einen Erben hinterlassen hat. Genauer gesagt einen Sohn...", und damit erzählte er noch mal allen, was in der vorherigen Nacht passiert war. Denn längst nicht alle, hatten den Kampf miterlebt.
 

Entsetzen und Schrecken stand in den Gesichtern. "Was ist nun mit dem Sohn von ihr wisst schon wem?", wollte Lee Jordan wissen. "Wo ist er überhaupt? Ich meine, der kann ja jetzt nicht mehr frei hier rumlaufen.", warf Terry Boot ein. "Ganz ruhig, alles der Reihe nach.", versuchte Dumbledore sie zu beruhigen, "deswegen sind wir ja hier. Um das zu klären."

"Was mich sehr wundert", ließ Minerva verlauten, "ist die Tatsache, dass ein fünfjähriges Kind so schlau sein kann." Zustimmendes Gemurmel ertönte aus einigen Ecken.

"Eine kleine Narbe an dem Kopf des Jungen lässt auf einen illegalen Fluch schließen.", berichtete Mister Douglas McCaffrey, Heiler im St. Mungo, "wahrscheinlich handelt es sich um einen äußerst seltenen, sehr schwierigen und gefährlichen Fluch, mit dem ein besonders mächtiger Magier sein Wissen und damit einen Teil seiner Intelligenz auf einen anderen Magier übertragen kann. Normalerweise muss der Empfänger des Wissens jedoch auch schon einen magischen Zauberabschluss haben, um überhaupt in der Lage zu sein das Wissen anzunehmen. Vor allen Dingen, wenn es sich wie in diesem Fall, um eine so große Menge von Informationen handelt. Ich nehme an, dass er, dessen Name nicht genannt werden darf, einen Weg gefunden hat, das zu umgehen um einem Kleinkind sein Wissen zu vermitteln. Denn aus der Form und der Farbe der Narbe kann man bestimmen, dass der Fluch vor circa zweieinhalb Jahren ausgesprochen worden ist - das Kind war damals gerade drei Jahre alt. Es ist fast schon unvorstellbar, dass sein Gehirn die ganzen Daten aufgenommen hat ohne irgendwelchen Schaden zu erleiden.", endete er seinen Forschungsbericht.

"Harry, könntest du deine Absichten von gestern Abend den anderen ebenfalls erzählen?", bat Dumbledore und setzte sich wieder hin, um genüsslich sein Ei zu essen. Der Schwarzhaarige erhob sich. "Ich bin der Meinung, dass wir Alexander Salazar Voldemort nicht töten sollten.", sagte Harry mit fester Stimme. "Er ist Voldemorts Sohn und somit eine Gefahr für uns.", bemerkte jemand schockiert. "Im Moment ist er vielleicht eine Gefahr.", stimmte Harry zu, "aber man könnte ihn auch zu einem von uns machen. Dann könnte er uns durchaus von nutzen sein, falls irgendwann mal wieder jemand versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen." "Und wie stellst du dir das vor?", wollte Justin skeptisch wissen, "seine Seele wird genauso schwarz wie die von seinem Vater sein. Du kannst ihm schlecht eine neue einpflanzen, oder?!"

"Es gibt durchaus Möglichkeiten seine Seele zu reinigen. Genau daran hatte ich auch gedacht. Wenn sein Gedächtnis gelöscht und seine Seele gereinigt ist, könnte er ein ganz normales Leben führen?! Bedenkt, er ist nur ein kleines Kind, das nichts für seine Herkunft kann. Wir sollten ihm eine Chance geben. Findet ihr nicht?", wandte er sich an die Anwesenden. "Wie willst du denn seine Seele reinigen? Es gab schon seit Jahrhunderten keinen mehr, der diesen Zauber ausgesprochen hat.", gab Dädalus Diggel zu bedenken.

"Das ist meine Aufgabe.", erklärte Dumbledore sich erhebend und deutete Harry an sich zu setzen. "Mit Hilfe von Douglas und Severus werde ich seine Seele reinigen und sein Gedächtnis für immer löschen.", sagte er ruhig. Der Heiler und der Zaubertrankmeister nickten.

"Dann wäre das schon mal geklärt. Doch wir haben noch einiges zu besprechen.", sagte er munter und nahm einen Schluck Kaffee. "Ich hätte da noch eine Frage.", meinte Luna und blickte den Schulleiter von Hogwarts hellwach an. Seit dem Kampf hatte sich ihre Verträumtheit verflüchtigt und sie wirkte meistens ernst. "Ja, Luna?", wandte dumbledore sich ihr zu. "Für mich hört sich das etwas komisch an, dass der fünfjährige Junge, obwohl er so stark ist, so schnell besiegt war. Das widerspricht sich irgendwie.", stellte sie fest. Der alte Mann nickte lächelnd. "Richtig erkannt. Aber wie du schon sagtest, Alexander ist erst fünf Jahre alt, was die Erklärung für deine Frage ist.", meinte er lächelnd. "Das versteh ich nicht, Albus.", entgegnete Colin Creevey verwirrt. "Passt auf. Wie ihr bereits wisst, konnte Alexander so schlau sein wegen dieses Fluches. Daher hatte er auch die Macht über die ganzen Flüche. Er hat das Wissen und die Macht eines Erwachsenen, doch sein Körper ist der Körper eines Kindes und dieser Körper ist sein Schwachpunkt. Mit fünf Jahren ist sein Körper noch längst nicht ausgereift und somit leicht angreifbar, er hat die harten Flüche nicht ausgehalten, was der Grund für seine frühe Bewusstlosigkeit ist.", erklärte er weise. "Ach so.", murmelte Luna nachdenklich.

"Wenn ihr jetzt keine Fragen mehr habt?", übernahm Dumbledore weiter die Führung, "müssten wir zu den letzten zwei Punkten der heutigen Sitzung kommen. Erstens: was passiert mit Alexander Salazar Voldemort, nachdem sein Gedächtnis gelöscht und seine Seele gereinigt wurde? Zweitens: Wir brauchen einen Geheimniswahrer, damit niemand erfährt, wer dieser Junge wirklich ist. Denn Tonks und Kingsley werden die Ereignisse der letzten Nacht gleich zusammen mit mir und Harry dem Ministerium schildern. Und da die Flüche, die wir an Alexander anwenden werden, illegal sind, muss das hier alles geheim bleiben. Auch das Voldemorts Sohn lebt!"
 

Müde lag Harry draußen auf der Liege neben ihrem Haus und blinzelte in die Sonne, um seiner Tochter und Timmy beim Spielen mit den Kätzchen, die immer größer wurden, zu zusehen. Sam hatte nicht in den Kindergarten gewollt, was ihre Eltern nur zu gut verstehen konnten und so durfte sie vorerst die ganze Woche über Zuhause bleiben. Timmy hatte deswegen jedoch ebenfalls nicht in den Kindergarten gewollt, so kam es, dass beide Kinder nun fröhlich auf den Feldern rum alberten.

,Wenn ich daran denke, dass Alex uns hier die ganze Zeit hinterher spioniert hat... noch immer stellen sich dann bei mir die Nackenhaare hoch. Dieser Junge war eine von Voldemorts gefährlichsten Waffen und er wäre noch gefährlicher geworden, wäre er schon älter. Gut, dass ihn seine Rache so sehr getrieben hat, dass er nicht mehr warten konnte.', dachte Harry erleichtert und ließ die warmen Sonnenstrahlen angenehm seinen nackten Oberkörper kitzeln, ,was durch das Veritsaerum so alles aus Alex raus gesprudelt ist. Einfach unglaublich, was der alles geplant hatte. Ich will gar nicht daran denken... Hoffentlich wird die Reinigung seiner Seele erfolgreich sein. Denn wenn nicht, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihn doch zu töten. Denn der Orden hat schon Recht, böse und erwachsen wäre Voldemorts Sohn eine Bedrohung für jeden. Hoffentlich wird alles gut?!'

Langsam döste er ein. Erneut schossen Bilder durch seinen Kopf. Bilder aus der Vergangenheit. Bilder von dunkelhaarigen, hübschen Frauen. Bilder vom Grimauldplatz Nr. 12, der sich plötzlich in Malfoy Manor umwandelte. Schreiende Kinder, lachende Frauen.

Harry schreckte hoch. Plötzlich hatte er eine Idee.

Er sprang auf und stürzte ins Haus. "HERMINE!", rief er, während er durch den Flur und dann die Treppe hoch eilte. "Was ist denn?", fragte sie und kam nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad. "Hast du noch den Zeitungsausschnitt vom Tagespropheten, den von der letzten Schlacht?", wollte er aufgeregt wissen. "Klar. Was willst du denn jetzt damit?", fragte sie verwundert und ging auf den Dachboden, nachdem sie in ihre Schläppchen geschlüpft war. Unruhig folgte er ihr. "Zeige ich dir, wenn es stimmt...", entgegnete er grübelnd. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie ihren Mann an. ,Was hat er jetzt schon wieder ausgefressen?', überlegte sie irritiert und öffnete eine Kiste.

"Ah, hier ist es ja.", lächelte sie und reichte den Ausschnitt Harry. Dieser trat ans Fenster und musterte die Seite im hinein fallenden Sonnenlicht. Er hielt eine ganze Zeitungsseite in der Hand, auf der sich von jedem Todesser, der nach der letzten Schlacht entweder nach Azkaban gekommen oder tot war, ein Foto befand. Er überflog die Bilder der Männer rasch, denn er suchte eine Frau, eine dunkelhaarige Frau, und doch jagte ihm jedes verzerrte, wütende Gesicht ängstliche und schreckliche Erinnerungen in seinen Kopf. Da waren: Antonin Dolohow, Augustus Rookwood, Lucius Malfoy, Walden Macnair, Wieland Travers, Walter Crabbe, Antony Goyle, Francis Nott, Rodolphus Lestrange und schließlich die wohl einzige Frau unter Voldemorts Anhängern.

"Da ist sie.", murmelte er vor sich hin und blickte in das entstellte Gesicht von Bellatrix Lestrange. "Wie kommst du jetzt auf Bellatrix?", wunderte sich Hermine, die ihm über die Schulter blickte. "Hast du das Foto von ihr noch, das Kreacher gestohlen hatte?", stellte er ihr statt ihr zu antworten eine Gegenfrage. Verwirrt bückte sie sich, wühlte kurz in dem Karton rum und zog ein Foto von Bellatrix Lestrange in jungen Jahren heraus. Damals, als sie noch nicht von Azkaban gezeichnet und noch eine Schönheit gewesen war. Harry verglich die beiden Bilder nachdenklich. "Was ist los, Harry?", wollte Hermine wissen, jetzt hatte er mit seiner ganzen Geheimnistuerei ihre Neugier geweckt.

"Guck dir das Foto mal an.", sagte er und reichte ihr das Bild, auf dem die spätere Todesserin etwa so alt wie Hermine jetzt war. "Und?", fragte die Braunhaarige ahnungslos. "Erinnert sie dich nicht an jemanden?", bohrte er leicht grinsend nach. Hermine starrte erneut auf das Bild. Die junge Frau hatte lange, glatte, dunkelbraune Haare, ebenso braune Augen, eine blasse Haut und einen etwas arroganten Gesichtsausdruck. "Elizabeth?!", schoss es ihr durch den Kopf. "Genau.", stimmte Harry ihr zufrieden zu, "sie hat mich gleich an jemanden erinnert und jetzt weiß ich auch an wen. An Bellatrix Lestrange. Ich nehme an, dass sie ihre Tochter ist." "Aber das würde ja heißen...", Hermine brach ab. "Das würde heißen, dass Alexander ihr kleiner Halbbruder ist. Was wiederum erklären würde, warum Albus Malfoy hat schwören lassen, dass er niemandem von Alex' Identität erzählt. Denn wenn Elizabeth davon erfahren würde, würde sie alles daran setzen unsere Pläne zu durchkreuzen und ihn zum Schwarzmagier zu erziehen!", endete Harry. Hermine nickte. "Dadurch dass ihr dem Ministerium nichts von Alexanders Mutter erzählt habt, wird es Elizabeth auch nicht davon berichten, außerdem denkt das Ministerium eh, dass Alexander tot ist, nicht?" "Genau. Jetzt muss nur noch schnell Alex' Identität per Geheimniswahrer versteckt werden, damit es keiner mehr erfahren kann." "Wann wird der Geheimniswahrer denn bestimmt?" "Minerva wollte sich darum kümmern."
 

"Gut, dass die Kinder wieder in den Kindergarten gehen. Aber ich bin schon beruhigt, dass sie jetzt noch bessere Sicherheitsvorkehrungen als vorher haben.", meinte Hermine an Harry gewandt, als die beiden den Flur zur Waterworld entlanggingen. "Ja. Miss Burnley hat uns auch siebenundzwanzigmal versichert, dass sie jetzt immer ein Auge auf Sam und Sarah haben wird. Ah, hallo, Miss Burnley! Wir wollten Samantha und Timothy abholen", grüßte der Schwarzhaarige die junge Frau freundlich, als diese auf Harry und Hermine zuging, als die beiden die Waterworld betraten. Man sah ihr den Schock von vor zwei Wochen immer noch an, so blass war sie. "Hallo Mr. Potter, oh und auch Mrs. Potter. Wie schön, dass sie beide kommen. Aber Timothy wurde schon von seiner Mutter abgeholt."

Hermine schaute ihren Mann und dann Miss Burnley verwundert an. ,Wieso hat Parvati ihn denn schon abgeholt? Es war doch verabredet, dass wir ihn heute mitnehmen. Ist vielleicht etwas passiert oder hatte sie noch irgendwas vor? Vielleicht wollte sie mit Timmy noch einkaufen oder zu einem Heiler gehen, wegen seinem Schnupfen.' Auch Harry konnte sich das nicht erklären und sah für einen Moment etwas nachdenklich aus. Doch anscheinend kam er zu dem Entschluss, dass das alles eine einfache Erklärung haben musste, die Parvati und Ron ihnen sicher bald liefern würden.

"Mummy! Daddy!", rief eine Kinderstimme über ihnen. "Samantha, du weißt doch, dass Besen hier verboten sind. Wo hast du den her?", fragte die Kindergärtnerin ein wenig streng. Doch richtig böse konnte sie dem kleinen Mädchen seit der Entführung nicht mehr sein und genau das hatte die Kleine nach kurzer Zeit auch herausgefunden und nutzte es jetzt in vollen Zügen aus. "Das darf ich nicht sagen", meinte Sam grinsend und drehte ein paar Runden um die Köpfe ihrer Eltern, bis Harry sie geschickt schnappte, als sie gerade vor seinem Gesicht her kurvte. Er schaute sie ein wenig vorwurfsvoll an, doch in Wahrheit war er stolz auf sie, da sie für ihr Alter schon hervorragend flog. "Och Mann, Daddy. Das war grade so lustig", beschwerte sie sich sogleich bei ihrem Vater, doch als sie den Blick ihres Vaters sah, setzte sie ihre Unschuldsmiene auf. Darüber konnte auch Harry nur grinsen. Denn er konnte seiner Tochter nie wirklich böse sein, im Gegensatz zu Hermine, die ihm Samantha abnahm und ihr erst einmal eine kurze Standpredigt hielt.

Sie verabschiedeten sich von Miss Burnley und Sam schrie durch den ganzen Kindergarten nach Sarah. Als sie ihre Freundin entdeckt hatte, rief sie ihr ein "Bis Morgen, Sarah" zu und ihre Mutter trug sie hinaus. Harry betrachtete den kleinen Besen und bemerkte an einer Stelle eine Inschrift. Hatte er es sich doch gedacht: "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze". Wieder konnte er nur grinsen und in dem Moment sah er auch die Übeltäter. Jaimee und Lucy kamen gerade mit ihrem Vater aus der "World of Wild" und anscheinend war Sam nicht die einzige gewesen, die mit verbotenen Sachen gespielt hatte. Denn in einer Hand hielt Fred einige Scherzzauberstäbe und andere Artikel aus seinem Laden.

"Hallo Fred!", rief Harry ihm zu und Sam zappelte auf Hermines Armen, da sie hinunter und zu den Zwillingen laufen wollte. Aber Fred hatte die Potters nicht bemerkt, da er gerade lauthals damit beschäftigt war seine Kinder anzuschreien, doch die beiden störten sich genauso wenig daran, wie es Fred und George damals selbst an dem Gemecker ihrer Eltern getan hatten. Er hatte den beiden halt viel zu viel von ihm selbst vererbt. Doch Mrs. Weasley fand dies im Gegensatz zu ihrem Sohn zum Teil ganz gut, da der Rothaarige jetzt endlich mal zu spüren bekam, was sie und Arthur damals immer für Ärger mit ihren beiden Söhnen gehabt hatten.

"...so etwas macht ihr zwei nie wieder! Habt ihr mich verstanden?", fragte Fred zornig. "Ja Daddy!", murmelten Jaimee und Lucy schuldbewusst, doch hinter ihrem Rücken hatten beide die Finger gekreuzt.

Endlich hatte Hermine aufgegeben und ihre kleine Tochter herunter gelassen und diese lief jetzt fröhlich auf die beiden Mädchen zu. Sofort strahlten die Zwillinge wieder und begrüßten ihre Freundin. Fred, der den kleinen Besen in Harrys Hand erblickte, seufzte.
 

Harry und Hermine sahen, als sie auf ihr Haus zugingen, dass im Wohnzimmer der Weasleys Licht brannte, also beschlossen sie diese zu besuchen und sich aufklären zu lassen, warum Timmy von Parvati abgeholt worden war.

Nach langem Betteln ihrer kleinen Tochter hatten die Potters nachgegeben und Sam erlaubt mit zu Jaimee und Lucy zu gehen. Sie hatten Fred eigentlich nicht noch mehr Arbeit zumuten wollen, doch dieser versicherte ihnen, dass es ihm nichts ausmachen würde und Molly sich bestimmt auch freuen würde.

Also betraten Harry und Hermine ohne ihre Tochter jetzt das Wohnzimmer ihrer Nachbarn - die Haustür war offen gewesen - und dort fanden sie Ron völlig aufgelöst auf einem Sessel sitzend, den Kopf in seinen Händen verborgen.

"Ron, was ist passiert?", fragte Hermine leicht erschrocken von dem Anblick ihres Freundes. Doch der Rothaarige sagte nichts und seufzte nur. Die beiden blickten ihn fragend an, doch er vergrub sein Gesicht weiterhin schweigend in seinen Händen.

"Warum hat Parvati Timmy abgeholt? Ich dachte, wir sollten ihn mitnehmen?!", auch Harry war ratlos über den Zustand seines besten Freundes und versuchte ihn mit einem Themawechsel zum Sprechen zu bringen. Der Rothaarige seufzte erneut und murmelte dann durch seine Hände hindurch: "Ich hab's verdient. Wie konnte ich nur...?" "Was denn, Ron? Was um Himmels Willen ist denn passiert?", wollte Hermine besorgt wissen, da Ron wirklich ziemlich mitgenommen aussah. Sie setzte sich neben ihn auf das blaue Sofa, legte eine Hand auf seinen Oberarm und schaute ihn mitfühlend an, jedoch konnte sie ihre Neugier nicht ganz verbergen. Doch Ron antwortete ihr nicht, sondern starrte durch seine Finger nur die Wand an und murmelte immer wieder: "Ich hab's verdient. Sie hat Recht. Ich bin so blöd."

"Verdammt, Ron, was ist denn los?", schrie Harry jetzt fast. Er wollte nun endlich wissen, was geschehen war. Aber Ron störte das anscheinend wenig. Er blickte weiterhin an die Wand und achtete nicht auf seine beiden Freunde, die auf ihn einredeten und ihn versuchten irgendwie zum Reden zu bringen.

Irgendwann stand Hermine dann auf und verließ das Wohnzimmer. Harry wusste nicht mehr, was er noch tun sollte und blickte nur seiner Frau hinterher und fragte sich, was sie vorhatte. Fünf Minuten später bekam er eine Antwort. Sie hatte Tee gekocht, den sie auf den kleinen Glastisch stellte. Sie drückte dem Rothaarigen eine dampfende Tasse in die Hand und setzte sich neben ihren Mann, der sich auch eine Tasse von dem Tablett genommen hatte und den Qualm genüsslich einatmete.

Hermine blickte wartend zu Ron und hoffte, dass ihr Versuch Wirkung zeigen würde. Und tatsächlich nach circa einer Minute blickte er auf seine Hand in der die kleine weiße Tasse darauf wartete, dass sie jemand leerte. Er nahm einen großen Schluck und blickte dann dankend zu der Brauhaarigen, die jetzt, da ihr Plan zu funktionieren schien, lächelte. Zu Harrys großer Verwunderung fing sein Freund jetzt tatsächlich an mit ihnen zu reden. "Parvati, sie... sie ist weg", brachte er stockend hervor. Eine Träne rann über Rons mit Sommersprossen bedeckte Wange. Er wollte sich schnell wegdrehen, doch die beiden hatten sie schon bemerkt. Hermine stand auf und setzte sich erneut auf die Lehne von seinem Sessel. Sie strich ihm tröstend über seinen Arm. Harry war geschockt. Er hatte seinen Freund, soweit er sich erinnerte, noch nie weinen sehen. Doch er wollte mehr erfahren. Was war denn jetzt passiert? Und warum war Parvati "weg"? Genau dies fragte er dann auch den Rothaarigen so schonend, wie er konnte.

Ron wusste, dass er es seinen Freunden erzählen musste, nahm noch einen Schluck von Hermines Tee und begann die Geschichte zitternd und leicht stockend zu erzählen.
 

~Flashback~

"Parvati, es gibt da etwas, was ich dir sagen muss", Ron kam mit gesenktem Kopf in die Küche, wo seine Frau gerade das Abendessen zubereitete. "Was ist denn, Schatz?", fragte die 20-jährige ihren Mann lächelnd, der sie schuldbewusst ansah. "Na ja, ich hätt' dir das schon längst sagen sollen, " begann er und schaute sie immer noch nicht an, "also am Ende des 6. Schuljahrs, da... da hatte ich mal... was mit deiner Schwester. Also...aber", stotterte er bei dem Anblick von Parvatis Gesicht, das sich schwer verfinstert hatte.

Ihr so warmes Lächeln war verschwunden und sie sah wirklich sehr wütend aus, diesen Ausdruck kannte der Rothaarige nicht von seiner Frau und es machte ihm Angst. Noch dazu erkannte er in ihren schönen blauen Augen eine Spur von Enttäuschung, die ihn noch mehr verunsicherte. "WAS?", schrie sie ihn jetzt an. "Was? Wie lange? Was hattet ihr? Warum?", ihre Stimme wurde wieder leiser und ihre Augen funkelten wütend und leicht traurig. "Es...es war nur einmal, ich schwör's, nur eine Nacht! Na ja, wir hatten uns gestritten und deine Schwester...", brachte er kläglich hervor. "Padma kam dann gerade recht um dich zu trösten. Wie konntest du nur?", sie rastete aus und warf die Tomaten, die sie bisher schon geschnitten hatte, mitsamt Brettchen hinunter auf den Boden, "du hast mich mit meiner Schwester betrogen?!", schrie sie hysterisch. ging schnell auf ihren Mann zu und knallte ihm eine mit ihrer ganzen Wut und Kraft, die sie aufbringen konnte.

Bevor Ron begriff, was geschah, schmerzte seine linke Wange und wurde sehr schnell rot. Er fasste sich noch geschockt daran, bevor er begriff, dass seine Frau hinaus geeilt war. "Parvati!", rief er durch das ganze Haus, als er sie in der oberen Etage den Zauberspruch sagen hörte, der ihre Sachen in einen Koffer schweben ließ. Ron hetzte die Treppen hinauf und sah nur noch, dass seine Frau mit Koffern aus dem Haus apparierte.
 

~Flashback End~
 

"Danach wird sie wohl Timmy im Kindergarten abgeholt haben.", endete Ron verzweifelt. "Du hast es ihr erzählt, Ron. Nur warum gerade jetzt?", begann Harry, nachdem die drei sich einen Augenblick nur angeschwiegen hatten. "Ich...ich weiß nicht. Irgendwann musst' ich's ihr doch sagen. Und irgendwie fiel es mir heute Morgen ein und ich wollte diese schrecklichen Schuldgefühle endlich loswerden", sagte der Rothaarige niedergeschlagen, "doch sie sind nur noch schlimmer geworden."

Hermine starrte erst Ron und dann ihren Mann an. Sie konnte das alles nicht glauben. "Du wusstest das, Harry? Warum habt ihr beide mir nie etwas davon erzählt?", fragte sie die beiden Männer, auch sie schaute mittlerweile säuerlich. Harry und Ron zuckten unwohl mit den Schultern und starrten die Braunhaarige ein wenig ängstlich an. Sie kannten ihre Ausbrüche nur zu gut, im selben Moment fing sie auch schon an zu schreien: "Aber das ist jetzt unwichtig! Ron, wie konntest du nur? Schon schlimm genug, dass du überhaupt ein One-Night-Stand hattest, aber mit ihrer Schwester ?!", sie schüttelte aufgebracht den Kopf, "und es ihr auch noch ausgerechnet jetzt zu erzählen, nach der ganzen Aufruhe mit Voldemorts Sohn, und dann auch noch so!!! Du hättest ihr sagen müssen, wie unendlich leid es dir tut-" "Das hab ich doch auch", wollte er sich nun rechtfertigen, "na ja so ähnlich", fügte er bei Hermines strengem Blick hinzu.

"Unterbrich mich nicht!", sie fuhr in lautstarkem Ton fort. "Und dass du immer nur sie geliebt hast und es auch immer tun wirst. Du hättest ihr klar machen müssen, dass das der größte Fehler deines Lebens war und du alles tun würdest, um ihn rückgängig zu machen..." Hermines Geschrei ging noch zehn Minuten so weiter und hallte im ganzen Haus wieder, sodass Ron sich alles mehrmals anhören durfte und dies seine Schuldgefühle noch erheblich steigerte.

Harry wurde stark an ihre Zeit in Hogwarts erinnert. Schon damals hatte Hermine ihnen des Öfteren Reden gehalten, wie man ein Mädchen zu behandeln hat, und er und Ron waren sich schon damals einig gewesen, dass sie ein Buch darüber hätte schreiben sollen, wie Mädchen ticken und wie man sie versteht. Denn hätte Ron das gelesen, wäre die Situation mit Sicherheit nicht so eskaliert.

Als die Braunhaarige gerade den Höhepunkt ihrer Rede und Rons Selbstwertgefühl fast seinen Tiefpunkt erreicht hatte, stand Harry auf und legte seine Hände auf die Schultern seiner Frau, um sie zu beruhigen. "Lass gut sein Hermine. Ich glaube, er hat es verstanden. Lass uns lieber mal nach Parvati und Timmy suchen." "Nein, Parvati braucht jetzt erstmal Zeit. Sie wird über alles nachdenken müssen.... Und dann sollte Ron das auch allein regeln. Denn das ist eine Sache zwischen den beiden", teilte sie Harry und Ron jetzt etwas ruhiger mit. "Und Ron, ich denke, du solltest Padma eine Nachricht zukommen lassen.", fügte sie noch hinzu, bevor sie sich verabschiedeten und gingen.
 

"Samantha, kommst du bitte, deine Mutter ist da!", rief Miss Burnley durch den bunt geschmückten Raum, "Sam! Kommst du bitte!" Doch das kleine Mädchen hörte mit Absicht nicht. Sie flüsterte gerade ihrer Freundin etwas ins Ohr, was beide sichtlich sehr komisch fanden. "Sam, komm! Du siehst Sarah doch morgen wieder!", meldete sich jetzt auch Hermine von der Tür, während sie die Sorge um die Ehe ihrer Freunde aus ihrem Gesicht verbannte.

Doch plötzlich spürte sie in ihrem Nacken einen Blick, der sie ablenkte. Schnell drehte sie sich um und schaute direkt in die glänzenden grauen Augen von... "Draco?!", platzte es erschrocken aus ihr heraus. "Ja, genau der", sagte dieser grinsend. "Was machst du denn hier? Warum holt Mrs. Coltane ihre Tochter nicht mal selber ab?", fragte sie und versuchte gereizt ihre Nervosität zu überspielen, während ihre Augen über seinen wunderbaren Körper huschten. >Wie kann er mir das nur immer antun? Er muss doch wissen, wie schwer es für mich ist, ihn andauernd wieder zu treffen! Aber das kümmert ihn ja anscheinend herzlich wenig. Warum sieht er nur so gut aus?< Sie musste ihre Augen schnellstens von ihm reißen, sonst würde er noch...

Doch zu spät. Er hatte sich schon hinunter gebeugt und sein Blick kreuzte jetzt ihren, der zuvor auf seine Brust gerichtet war, die von einem hellblauen Hemd bedeckt war. Peinlich berührt blickte sie mit roten Wangen schnell weg, denn sie war sich der wenigen Zentimeter, die sich nur noch zwischen ihnen befanden durchaus bewusst. Doch sein jetzt noch breiteres Grinsen hatte sie noch ansatzweise registriert, sodass auch der Rest ihres gebräunten Gesichts rot anlief und jetzt dem Sommerkleid ähnelte, das um ihre Beine spielte und auch schon Dracos Blicke angezogen hatte.

"Sam, jetzt komm, sonst geh ich ohne dich!", rief die Braunhaarige nun strenger zu ihrer Tochter und versuchte Dracos Anwesenheit zu vergessen. Die Kleine beschloss doch besser auf ihre Mutter zu hören und ging auf sie zu und ihre Freundin folgte ihr in Richtung ihres Onkels. "Ich komm ja, Mummy", sagte die Dreijährige leicht genervt. Aber statt bei ihrer Mutter stehen zu bleiben, lief sie mit Sarah Hand in Hand an ihr und Draco vorbei aus der Waterworld in den Flur. Sarah warf ihrem Onkel im Vorbeigehen noch ein "Hallo Draco!" zu und stolzierte neben der Kleineren her.

Ohne den Blonden eines Blickes zu würdigen ging Hermine schnell hinter den Mädchen her auf die Kamine zu. Draco eilte ihnen mit großen Schritten nach und musterte die Braunhaarige genüsslich von hinten. Er fasste nach ihrem Handgelenk und hielt sie somit zurück, doch bevor er nur etwas sagen konnte, hörte er die Stimme einer alten Dame, die ihm irgendwie bekannt vorkam: "Oh, das ist aber schön, dass es Ihnen wieder besser geht. Ihr Mann hat sich wohl gut um Sie gekümmert. Ja, er war auch so freundlich neulich." Hermine drehte sich erstaunt und verwundert um. Doch dort sah sie nirgendwo Harry, nur Draco, der noch immer ihr Handgelenk in seiner warmen Hand hielt und ihr dadurch eine Gänsehaut bescherte. Was redete diese Frau? Fragend und eine Erklärung fordernd blickte Hermine den Blonden an, der sie unschuldig angrinste, doch sein rotes Gesicht verriet ihn.
 

Fortsetzung folgt

Forever in Love

Wir wissen es... ja, wir sind wieder viel zu spät, aber es tut uns wirklich leid. In letzter Zeit war so viel Stress!!! Ich hoffe, ihr verzeiht und noch mal?!

Mit diesem extra langen Kapitel wünschen wir euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel, viel Glück!

Jetzt, viel Spaß beim Lesen!
 

ciao bis nächstes Jahr eure Sue Black und Darc Angel
 

7. Forever in Love

Hermine blickte sich noch einmal um. Doch sie sah Harry immer noch nicht, nur Draco mit einem für ihn unnatürlich roten Gesicht. >Das geht doch nicht. Wie kommt diese Frau nur darauf, mich für Draco Malfoys Frau zu halten? < Sie konnte es sich nicht erklären. Für einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, dass es ihr vielleicht gefallen würde und wäre es damals anders gelaufen, wäre sie vielleicht ja auch... >Was denke ich da nur schon wieder?! Ich führe eine glückliche Ehe mit Harry und dies wird auch so bleiben. Wir sind glücklich und da gibt es ja auch noch Sam...<

"Entschuldigen Sie, aber ich bin nicht...", fing Hermine an, doch der Blonde unterbrach sie, als die Frau die beiden nun etwas merkwürdig und irritiert anblickte. >Würde Hermine jetzt die Wahrheit erzählen, würde ich nicht nur als Lügner dastehen, es würde auch weitere Fragen mit sich bringen.< Also sagte er schnell, "Sie ist noch ein wenig verwirrt, wissen sie. Aber es geht ihr schon viel besser, wie sie sehen." Die ältere Frau nickte verständlich und ein wenig mitleidig, wünschte den beiden "Alles Gute", nahm ihre kleine Tochter an die Hand und stieg mit ihr in einen der Kamine.

"Draco, würdest du mir bitte mal erklären, was das jetzt sollte? Wie kommt diese Frau denn darauf, dass ich deine Frau bin?", wandte sie sich, als der Kamin wieder leer war und nur noch ein wenig Asche durch die Luft wirbelte, an den Blonden. "Würde dir das denn nicht gefallen?", wich er ihr geschickt aus. Doch das klappte bei ihr nicht. "Draco, lass das! Erklär es mir lieber!" Er wusste, dass sie ihn nicht eher in Ruhe ließ, bis er es ihr erklärte. Mit leicht erröteten Wangen versuchte der Blonde trotzdem von seiner kleinen Notlüge abzulenken, indem er grinsend fragte: "Komm doch mit nach Malfoy Manor. Meine Schwester würde sich sicher freuen, wenn du auf eine Tasse Kaffee vorbei kämst und ich würde mich auch freuen?!"

Er grinste sie an und zog sie in den Arm. "Draco...!", ermahnte sie ihn ernst und entzog sich seiner Wärme, "lass den Quatsch. Was sollen denn die Mädchen denken?" "Das ist mir ganz egal.", flüsterte er leise und strich ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. "Mir aber nicht! Außerdem habe ich keine Zeit.", erwiderte sie entschieden und ging einen Schritt zurück, weg aus seiner Reichweite, "ich bin noch mit Ron verabredet." "Kann er nicht warten?", wollte er unnachgiebig wissen, "er wohnt schließlich direkt neben dir."

Hermine schüttelte entschieden den Kopf und stemmte die Hände in die Seite. "Du sagst mir jetzt sofort, warum diese fremde Frau denkt, dass ich deine Frau bin und du dem auch noch zustimmst?!", wollte sie düster wissen, während sie ihre Neugier zu verstecken versuchte. "Na gut.", er seufzte, "weißt du noch, als wir erfahren haben, dass Sam und Sarah entführt worden sind?" Sie nickte. >Als könnte ich das je vergessen.< "Du warst beinahe ohnmächtig und ich bin mit dir auf dem Arm (Hermine wurde rot, daran konnte sie sich gar nicht erinnern.) und Timmy neben mir zu den Kaminen geeilt. Aber überall standen so viele Leute. Da habe ich die Frau gebeten, dass sie uns vielleicht vorlässt. Sie hat von alleine angenommen, dass du meine Frau bist." "Und du hast das natürlich nur zu gerne bejaht!", warf Hermine ein. "Es war keine Zeit dazu es zu verneinen, denn dann hätte ich ihr auch noch erklären müssen, warum ich dich auf dem Arm trug.", versuchte er zu erklären. Sie zog die Augenbrauen hoch. "Du hättest zum Beispiel sagen können, dass ich eine Freundin von dir bin?", schlug sie vor. "Das hätte aber alles länger gedauert.", meinte er sich verteidigend, "ist es denn so schlimm, als meine Frau bezeichnet zu werden?" Er sah ihr tief in die Augen. Kurz hielt sie seinem Blick stand, bevor sie ihren Kopf wegdrehte.

"Komm Sammy. Wir gehen Ron besuchen!", wandte sie sich an ihre Tochter und steuerte mit ihr einen Kamin zu, "tschau Sarah, grüß mir deine Mama!" "Ja, mach ich.", antwortete das Mädchen lächelnd. "Tschau Draco.", verabschiedete Hermine sich auch kurz von dem Blonden, den sie jedoch keines Blickes würdigte. Dann verschwanden sie und ihre Tochter zur "Red Star Farm".
 

"Danke und noch einen schönen Tag". Der Kobold knurrte nur und warf ihm einen bösen Blick zu. Harry hatte diese unfreundlichen Geschöpfe noch nie leiden können. Noch nicht einmal verabschieden konnten die einen!! Und er nahm sich vor es demnächst bei ihnen auch nicht mehr zu tun, da er ja immer nur böse Blicke erntete.

Als er gerade den Türgriff der großen Marmortür greifen wollte, um Gringotts zu verlassen, hörte er jemanden seinen Namen rufen, "Harry, hey Harry! Warte doch mal!" Der Schwarzhaarige drehte sich um. "Oh, hallo Bill!", grüßte er diesen lächelnd, "entschuldige, aber ich hab dich gar nicht gehört." Leise fügte er an Bill gewandt hinzu, "Ich hab mich gerade nur über diese unfreundlichen Kobolde geärgert. Ich frag mich echt wie du das mit denen aushältst?!" "Och, nach ner Zeit gewöhnt man sich dran", erwiderte er nur und grinste breit.

"Hast du noch ein wenig Zeit, Harry? Ich hab jetzt Mittagspause und wir könnten doch was essen gehen, oder?" "Das ist eine gute Idee. Ich muss nur später noch Albus wegen der Sache treffen, aber ansonsten hab ich heute frei. Und mein Magen bräuchte eh mal wieder etwas zu essen." Im nächsten Augenblick wurde dies von einem lauten Knurren aus Harrys Bauch auch bestätigt.
 

Gemeinsam verließen die beiden die Bank und schlenderten durch die Winkelgasse auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant. Schließlich setzten sie sich in ein altertümliches Häuschen, das den Namen "Royal Fish and Food" trug, und bestellten einige Portionen.

"Was ich dich noch fragen wollte," fiel es Harry ein, während sie auf ihre Bestellung warteten, "was ist eigentlich zwischen dir und Malfoys Schwester?" Er sah den Älteren durchdringend an. Er wusste, was er gesehen hatte, und er wusste, dass da etwas war. Er konnte sich nicht erklären warum, doch er musste es wissen. Vielleicht, weil es mit Malfoy zutun hatte, vielleicht aber auch nur, weil er sich um Bill sorgte. Denn er persönlich vertraute keinem einzigen Malfoy, weder Draco, noch Narcissa und erstrecht nicht Lucius.

"Was soll denn da sein?", meinte Bill zu unschuldig. Der Schwarzhaarige sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll an. "Ich weiß, was ich gesehen hab, Bill, als du sie im Fuchsbau zum Kamin gebracht hast.", warf er selbstsicher ein. "Dann war es dein Blick, den ich gespürt hab?!", schlussfolgerte der Rotschopf. "Wahrscheinlich.", entgegnete Harry, "also, was ist zwischen euch vorgefallen?" "Das ist eine lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?", versuchte Bill ihn dennoch davon abzubringen. Doch der Schwarzhaarige nickte entschlossen. "Ich glaube, ich kenne sie seitdem ich im fünften Schuljahr in Hogwarts Vertrauensschüler geworden bin...", begann er.
 

~Flashback~

"10 Punkte Abzug für Slytherin, für jeden von euch beiden, für Rumknutschen auf offenem Gang mitten in der Nacht.", sagte der rothaarige Vertrauensschüler, als er das küssende Paar in einer dunklen Ecke des Schlosses ertappte. "Weasley schon wieder.", grummelte die Blondine und strich sich eine lange Strähne aus dem Gesicht. "So sieht man sich wieder, Vicy.", grinste er sie frech an, "wie viel Punkte hab ich dir diese Woche schon abgezogen? 50? Und dabei ist heut grade mal Mittwoch." "Wenn du so weiter klugscheißerisch nachts über die Gänge irrst, wirst du nie ein Mädchen abkriegen, Fuchsy.", erwiderte sie genervt, "aber du hast scheinbar ja nichts Besseres zu tun." "Es ist mir immer wieder eine Ehre, deine Bekanntschaft zu machen.", meinte er und verneigte sich spaßhaft. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dein Gehirn nicht richtig funktioniert?! Du hast da oben irgendwo nen Fehler drin, dass du nicht checkst, wenn dich jemand beleidigt.", erwiderte sie und tippte sich an die Stirn. "Da bist du die erste, die das feststellt. Glaubst du, ich sollte mal meine Tasse zählen und vergleichen, ob du genauso viele Scherben im Kopf hast?", fragte er todernst. "Du machst mich krank, Weasley.", stöhnte sie und griff nach der Hand ihres Liebhabers, "komm Mike, wir gehen woanders hin." "Wenn ich dich diese Nacht noch mal irgendwo erwische, gibt's Nachsitzen.", versprach Bill. "Bei wem? Bei dir? Das will ich sehen.", sie lachte ihm frech ins Gesicht, bevor sie mit dem Slytherin verschwand. >Ihre Eltern haben bei ihrer Erziehung irgendwas falsch gemacht! Ihr Bruder ist viel zu spät gekommen, sie hätte mal einen gebraucht, der ihr zeigt wo's lang geht und keinen kleinen Kerl, den sie Zuhause rum kommandieren kann! Die ist so was von verzogen! Sie verhält sich wie ein kleines Kind!<

{b] ~Flashbackend~
 

"... zwei Jahre lang ging das so weiter. Wir konnten uns absolut nicht leiden und haben versucht dem anderen bei jeder Möglichkeit eins reinzuwürgen. Als ich im siebten Schuljahr Schulsprecher wurde änderte sich dann alles...", erzählte Bill weiter.
 

~Flashback~

Als der frischgebackene Schulsprecher jene gewisse Slytherin das erste Mal im neuen Schuljahr wieder sah, wollte er seinen Augen nicht trauen. Sie hatte sich verändert. Sie schien über die Sommerferien zur Frau geworden zu sein. Sie hatte ihre Augen schwarz umrandet und eisblauen Lidschaffen aufgetragen. Ihr hellblondes Haar war ein ganzes Stück gewachsen und fiel ihr glatt auf ihren Rücken. Sie trug ein hautenges, schwarzes Top mit leichtem Ausschnitt, dass ihre Brüste deutlich betonte und ihre schlanken Beine guckten, länger als zuvor, unter ihrem kurzen Rock hervor. Sie sah wunderschön aus. Keine bunten, weiten Oberteile, keine Kinderfrisuren, keine übertriebene Schminke.

"Mit nem Apfel im Mund würdest du ein perfektes Spanferkel fürs Abendessen ergeben, obwohl deine Augen vielleicht ein bisschen zu sehr hervorquellen.", meinte Victoria verachtend und schritt hochnäsig an ihm vorbei. Schnell klappte er den Mund zu und ging weiter. >Wie peinlich.<
 

Sie sahen sich in dem Schuljahr jedoch öfter als zuvor, da Bill als Schulsprecher sich um die Vertrauensschüler zu kümmern hatte und Victoria nun mal eine Vertrauensschülerin aus Slytherin war.

Stress und Zank waren also für die Diskussionstreffen des Schulsprecherpaares und der Vertrauensschüler vorprogrammiert. Meistens waren Bill und Victoria die letzten, die noch im Diskussionsraum saßen, weil die anderen alle bereits gingen, wenn die beiden ihnen zu sehr auf die Nerven gingen, was so ziemlich immer nach spätestens zwei Stunden geschah. Denn der Rothaarige und die Blonde diskutierten nicht nur über jede Kleinigkeit, die Victoria nicht passte, sondern schrieen sich an und beschimpften sich gegenseitig.

"Ich seh aber nicht ein, warum du mir letztens Punkte abgezogen hast, weil ich nachts auf dem Flur war. Du hast mir schließlich selbst gesagt, dass ich in der Nacht Aufsicht hatte.", verteidigte sie sich stur. "Ja genau, du hattest Aufsicht! Das beinhaltet aber nicht, dass du dich mit einem Jungen außerhalb deines Gemeinschaftsraumes triffst und rummachen kannst.", warf Bill sich rechtfertigend ein. "Sei nicht so spießig! Wenn du so weiter machst, wirst du noch als alter Junggeselle enden!", beschimpfte sie ihn. "Das hat überhaupt nichts mit "spießig sein" zu tun. Du hast dich absichtlich nicht daran gehalten, was ich dir gesagt habe und noch dazu gegen die Schulregeln verstoßen, da ist es nur gerecht, wenn du Punktabzug bekommst, weil ich dich erwischt habe.", meinte er mehr oder weniger gelassen. "Du kannst Frank ja gerne Punkte abziehen, weil er nicht in seinem Gemeinschaftsraum war. Aber ich darf nachts draußen sein.", behaarte sie stur auf ihrer Meinung. "Verdammt, Vicy, es geht nicht darum, wo du warst, sondern was du gemacht hast!", langsam verschwand seine Gelassenheit. "Nenn mich nicht, Vicy!", fauchte sie, "außerdem ist küssen jawohl kaum verboten. Oder hast du was dagegen, dass ich andere Jungs küsse?" Sie sah ihn herausfordernd an und ihre silberblauen Augen blitzten. "Das hättest du wohl gern?!", erwiderte er kühl. "Wieso sollte ich? Ich steh nicht auf wieslige, sommersprossige, spießige Clowns!", erwiderte sie angeekelt.

"Gut, wenn wir das jetzt geklärt haben, wirst du auch verstehen, warum ich dir 15 Punkte abgezogen habe.", sagt er und lehnte sich zurück. "Nein. Wieso überhaupt 15 Punkte? Vor zwei Jahren waren es immer nur 10, die du mir abgezogen hast! Du wirst unfair.", fand sie einen neuen Aspekt zum Streiten. "Vor zwei Jahren warst du auch noch keine Vertrauensschülerin.", erwiderte er genervt. "Deine Logik kann doch kein Mensch verstehen. Du kannst mir doch nicht 5 Punkte mehr abziehen, nur weil ich Vertrauensschülerin bin. Das ist doch vollkommen widersprüchlich.", argumentierte sie. "Wenn du während deines Dienstes als Vertrauensschülers deine Pflicht nicht erfüllst und die Regeln brichst, bist du mit fünf Punkten mehr noch gut davon gekommen.", stellte Bill fest, "ich hätte dir auch locker 20 Punkte abziehen können." "Soll das heißen, du hast mir nur 15 Punkte abgezogen, weil du mich magst oder was?", fuhr sie ihn gereizt an, weil ihr die Argumente fehlten. "Vielleicht.", grinste er sie geheimnisvoll an. Vicy verdrehte die Augen.

"Du musst auch immer das letzte Wort haben?!", meinte sie und verschränkte die Arme. "Besser ich, als das du noch was Schlaues einwirfst!", sagte er provozierend. "Was soll dass denn schon wieder heißen? Bill Weasley, du treibst mich noch in den Wahnsinn.", seufzte sie. "Es ist mir ein Vergnügen, Madam.", sagte er und neigte den Kopf vornehm vor ihr. Sie lachte. "Du bist unmöglich, weißt du das?", fragte sie. "Dann haben wir ja was gemeinsam.", grinste Bill. "Kaum vorstellbar.", erwiderte sie grinsend.

"Oh, es ist schon wieder 0.30 Uhr. Du musst gehen, morgen ist Schule.", stellte er überrascht fest. "Wie Sie wollen, Vater.", feixte sie und stand auf, "gute Nacht, Sir." "Willst du deinem Vater keinen Gutenachtkuss geben?", fragte er und blickte sie freundlich, aber seine wahren Gefühle versteckend, an. Sie sah ihn abschätzend an, ging schließlich auf ihn zu und ihre Lippen berührten kurz seine Wange. "Schlaf gut, Vicy.", grinste er. Sie warf ihm einen bösen Blick zu, bevor sie den Raum verließ.

~Flashbackend~
 

"...einerseits verhielten wir uns noch genauso wie zwei Jahre zuvor, jedoch waren wir beide älter und reifer geworden und obwohl es keiner von uns zu der Zeit zugegeben hätte, mochten wir uns, sehr sogar", erzählte Bill und schaute verträumt lächelnd einer jungen blonden Frau hinterher, die gerade, mit einer Einkaufstasche in der einen Hand und einem kleinen Mädchen an der anderen, an ihrem Fenster vorbei ging. Da blieb das Mädchen stehen und schaute in das kleine Restaurant, in dem Bill und Harry ihre Mittagspause verbrachten. Die Kleine bemerkte den Blick des Rothaarigen und winkte ihm lachend zu. Da schreckte Bill aus seinen Gedanken und lächelte zurück. Auch die blonde Frau war stehen geblieben und schaute erst ihre Tochter und dann die beiden Männer fragend an. Bill zuckte nur grinsend mit den Schultern und dann lachte auch die Blonde, nahm ihre kleine Tochter wieder an die Hand und ging mit ihr weiter.

Harry hatte dem ganzen Schauspiel nur belustigt zugesehen. Doch jetzt wandte sich der Ältere ihm wieder zu. Harry sagte nichts, denn er wartete gespannt darauf zu erfahren, wie die Geschichte weiterging und Bill begann auch schon gleich wieder zu erzählen. Erneut fiel er wieder in eine Art Trance und blickte verträumt aus dem Fenster, als die ersten Wörter über seine Lippen huschten...
 

~Flashback~

Bill ging die letzte Runde durch die dunklen Gänge des Schlosses. Es war stockdüster, denn der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen und ein kräftiger Herbststurm wütete außerhalb der sicheren Wände des Schlosses.

Er zog seinen Gryffindorschal ein bisschen fester um seinen Hals und strich sich eine Strähne seines kinnlangen Haares hinters Ohr. Es war totenstill auf dem Gang, das ganze Schloss schien bereits zu schlafen, während er noch einmal nachsah, ob alles in Ordnung war. Er hatte die Schulsprecherin zuvor ins Bett geschickt, da sie sich nicht so gut fühlte, so musste er das ganze Schloss kontrollieren.

In Gedanken versunken bog er um eine Ecke und blieb abrupt stehen. Nur wenige Zentimeter vor ihm hatte auch Victoria Malfoy überrascht angehalten. "Ach der Schulsprecher.", meinte sie und unterdrückte ein Grinsen, "willst du wieder kontrollieren, ob ich nicht die Regeln breche?", fragte sie provokant. "Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass noch irgendjemand wach ist. Wir haben schließlich schon 2Uhr morgens.", gab Bill zu, "also, was machst du noch hier? Deine Schicht ist doch schon lange zu Ende." "Ich konnte nicht schlafen.", erklärte die Blondine ruhig und trat an ein großes Fenster, das direkt neben ihnen war, "ich mag dieses Wetter nicht. Es ist so nass und kalt." Bill grinste. "Es ist typisch englisches Wetter!", meinte er Schulter zuckend, "deine Verwandten lieben es mit Sicherheit. Es ist dunkel, gefährlich und unfreundlich. Das perfekte Wetter für hinterhältige Überfälle, Intrigen oder Kämpfe." "Lass meine Familie daraus.", sagte sie und ihre Stimme war kalt und scharf wie Eis. Er hob beschwichtigend die Hände und stellte sich neben sie. "Ich mag es auch nicht.", flüsterte er und seine Augen waren auf den Horizont gerichtet. Sie schwiegen minutenlang und träumten jeder seinen eigenen Traum. Niemand sagte etwas. Sie genossen die friedliche, seltene Stille zwischen ihnen.

"Mir ist kalt.", zerstörte schließlich ihre Stimme die Ruhe. Ihre silberblauen Augen sahen ihn regungslos an, als würde sie nur abwarten wollen, wie er reagiert. "Du kannst mit unter meinen Umhang.", bot er ihr fragend an und hob eine Seite seines schwarzen Umhangs an, wo sie drunter konnte. Victoria zog die Augenbrauen hoch. "Soll das ne Anmache werden?!", fragte sie verächtlich. Bill seufzte und verdrehte die Augen. "Es war nur nett gemeint. Aber das verstehst du ja wahrscheinlich nicht.", er ließ den Zipfel des Umhangs aus seiner Hand gleiten, sodass sich der Stoff wieder um seinen Körper legte. Die Slytherin blickte ihn finster aus ihren kalten Augen an. "Wenn dir mein Angebot nicht passt, kann ich dir auch nicht helfen.", erwiderte der Rothaarige und blickte sie fragend an.

"Ich gehe lieber in mein Bett - alleine.", meinte sie hochnäsig. Er schüttelte grinsend den Kopf. "Keine Angst, ich habe nicht vor dich dahin zu begleiten.", meinte er belustigt. "Das könntest du auch gar nicht.", behauptete sie stur. "Woher willst du das wissen?", wollte er wissen und lächelte sie herausfordernd an. "Weil es noch nie ein Gryffindor in den Schlafsaal einer Slytherin geschafft hat.", behauptete Victoria stolz. "Ich könnte es trotzdem schaffen.", entgegnete Bill eisern. "Wie willst du mir das beweisen?", fragte sie, "willst du's jetzt ausprobieren?" Ihre Augen funkelten. Er blickte sie kurz schweigend an, bevor er den Kopf schüttelte. "Feigling.", lachte sie ihn aus. "Ich wüsste nur nicht, warum ich es ausprobieren sollte? Nur um dir etwas zu beweisen? Das ist es mir nicht wert. Oder wünscht du es?", diesmal war er es, der ihr regungslos in die Augen sah. Die Stille knisterte wie elektrisiert und jeder Atemzug kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Schließlich schüttelte auch sie den Kopf. "Nein, du hast Recht, es hätte keinen Sinn. Es wäre nur ein Spiel?!", sie sah ihn an, als wollte sie, dass er ihr widersprach. Doch er nickte zustimmend. "Es wäre nur ein Spiel.", sagte er monoton. "Ich gehe dann mal schlafen.", meinte sie gefühllos. "Gute Nacht.", erwiderte er ebenso gefühllos. "Du auch.", und dann gingen sie in entgegen gesetzte Richtungen davon.
 

"Ich will gar nicht wissen, wie lang ihr heute Nacht wieder diskutiert.", gähnte Charly. Er war, abgesehen von seinem Bruder und Victoria Malfoy, der letzte anwesende Vertrauensschüler auf dieser Sitzung. Die beiden überhörten ihn jedoch, so sehr waren sie in ihren Streit vertieft. Der Jüngste schüttelte nur ratlos den Kopf. "Ich wünsch euch noch viel Spaß bei der Überlegung, ob es auf der Weihnachtsfeier der Vertrauensschüler und Schulsprecher nun Vanille- oder Schokopudding geben soll.", meinte er müde und erhob sich, "gute Nacht.", sagte er etwas lauter, um sich gehör zu verschaffen. "Ja, gute Nacht, Charly.", murmelte Bill. "Vielleicht träumst du ja davon, eure Familie noch zu verdoppeln.", grinste Victoria ihn an, "dann müssen deine Eltern wohl im Garten schlafen, weil ihr keinen Platz mehr habt." Der 16-Jährige lief rot an, bevor er sich schnell umdrehte und auf den Weg zur Tür machte. "Lass meine Familie in Ruhe.", keifte Bill und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Blondine wieder auf sich.

Dann schloss Charlie die Tür hinter sich und war erleichtert, den Abend hinter sich zu haben. >Die beiden werden von Mal zu Mal schlimmer...<
 

Bill und die Schulsprecherin, Xara, hatten den Raum der Stufensprecher feierlich geschmückt und begutachteten ihr Werk noch ein letztes Mal, bevor gleich die 24 Vertrauensschüler aller Häuser eintreffen würden. Es war der 22.Dezember, sie hatten den letzten Schultag hinter sich und am nächsten Morgen würden die meisten Schüler nach Hause zu ihren Familien fahren. Doch an diesem Abend wollten sie feiern. Sie hatten den Raum magisch vergrößert, da sonst keine 26 Leute rein passen würden. Es stand ein kleiner, geschmückter Weihnachtsbaum in der Ecke, Weihnachtsmusik lief, Plätzchenteller standen bereit und über der Tür hing ein Mistelzweig, da hatte Xara darauf bestanden.

Schließlich klopfte es an der Tür und Dennis und Frances, die beiden Vertrauensschüler der fünften Klasse aus Ravenclaw wurden herein gelassen. Schnell war die Party in vollem Gange, es wurde gelacht, geredet, getrunken und gegessen und manche tanzten auch.

Jeder hatte allerdings damit gerechnet, dass Victoria und Bill sich irgendwann am Abend in die Haare kriegen würden. Es war jedoch erstaunlich spät, als sie schließlich aneinander gerieten. "Ich glaube, die brauchen ihre Streitereien, wie Luft zum Leben.", meinte eine Sechstklässlerin kopfschüttelnd und ihre Zuhörer stimmten ihr da absolut zu.

"... du hast mir gar nichts zu sagen! Wenn ich mein Kleid kürzen will, dann kürze ich es auch.", fauchte sie ihn an, setzte ihren Zauberstab an den Saum ihres Kleides und sofort schien sich das Kleid nach oben hin aufzuwickeln, bis es nur noch knielang war. "Es ist viel zu kalt so und außerdem starren dich die ganzen Jungs schon an.", versuchte er sie wieder von ihrer Idee abzubringen. "Was kümmert dich das?! Lass...", sie wurde von Charly unterbrochen: "Hey. Weihnachten ist das Fest der Liebe, könnt ihr euch nicht wenigstens heute vertragen?!", schlug er vor und sah von einem zum anderen vom Streit erröteten Gesicht. "Sie will einfach nicht auf mich hören.", rechtfertigte der Ältere der beiden Brüder sich. "Ach. Du willst mir nur die ganze Zeit irgendwas vorschreiben.", warf die Blondine ein. "Ist doch gar nicht wahr. Ich ...", diesmal unterbrach Charly Bill: "Schon gut, schon gut. Ihr klärt das unter euch, aber am besten schnell und ruhig. Denn wir anderen wollen Spaß haben.", meinte er und ließ die beiden Streithähne wieder allein.

Als die beiden jedoch immer lauter wurden, entschieden Charly, Xara und Dominik, Xaras Freund, dass das nicht so weiter gehen konnte. So schoben sie die beiden zu dritt ins Nebenzimmer, das die Schulsprecher als Schlafzimmer benutzen konnten, und schlossen die Tür hinter ihnen ab. Die drei grinsten sich an und liefen zu den anderen auf die Tanzfläche.

"Was soll das? Warum sind wir jetzt hier?", wollte Victoria vorwurfsvoll wissen. "Na warum wohl? Weil ihnen dein Gezicke auf die Nerven geht!", entgegnete er gereizt. "Das soll meine Schuld sein? Sag mal hast du sie noch alle?", fauchte sie ihn an, "wer hat denn angefangen?!" "Ich mit Sicherheit nicht!", behauptete Bill und so ging es weiter.

Bill ließ sich auf das Bett fallen. "Kann man das nicht genauso klären, wie das mit dem Pudding? Das wir einfach beides machen?!", wollte er erschöpft wissen. "Willst du etwa aufgeben?", bohrte die Slytherin und sah zufrieden auf ihn herab. "Nein, ich habe nur keine Lust mehr.", gab er ehrlich zu. "Schlappschwanz!", grinste sie ihn frech an. Seine braunen Augen funkelten gefährlich, bevor er sich erhob und nun konnte er auf sie hinunter sehen. "Schwächling.", flüsterte er, und sie hörte es, da der Lärm von draußen schon vor langer Zeit verebbt war.

Sie blickten sich tief in die Augen und keiner von beiden hatte vor dieses kleine Spiel freiwillig zu verlieren, sie wollten einander beweisen, dass sie der Stärkere waren. Braune Augen versanken in silberblauen. Sie standen so dicht beieinander, dass sie den jeweils anderen atmen hören konnten. Bill spürte ihre Wärme, durch ihr dünnes Seidenkleid, so wenige Zentimeter trennten sie nur voneinander. Er roch ihren etwas herben Duft, der irgendwas Gefährliches an sich hatte. Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, dass sie wie Feuer war. Geheimnisvoll. Heiß. Gefährlich. Sprunghaft. Besitz ergreifend. Er war sich auch vollkommen bewusst, dass sie eine Malfoy und er ein Weasley waren, als er seine Hand hob. Noch immer sah er ihr tief in die unbändigen, geheimnisvollen Augen. Vorsichtig legte er seine große, warme Hand auf ihre Wange, und ihre Haut war so zart wie Seide. Keinerlei Regung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, doch sie brach den Augenkontakt nicht ab. Langsam neigte er seinen Kopf, ihr weiterhin in die Augen sehend. Dann berührten seine Lippen zärtlich die ihren. Beinahe schon schüchtern küsste er sie und dann schloss er die Augen. Ihre Augen blitzten kurz, bevor auch sie ihre Lider senkte. Bill überwand die wenigen Zentimeter zwischen ihnen und Victoria legte sanft ihre Arme um seinen Nacken.

Nach dem Kuss trennten sie sich wortlos. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen, sie sahen sich einfach nur in die Augen. Victoria stellte sich schließlich auf Zehenspitzen, schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn erneut. Bill war so überrascht, dass er gegen die Bettkante stolperte und lachend mit ihr auf das Doppelbett fiel. Er grinste sie an, strich ihr eine Strähne ihres schönen Haares aus dem Gesicht, bevor er sie an sich zog und sie wieder küsste.

~Flashbackend~
 

"... am nächsten Morgen fuhren wir beide zu unseren sich hassenden Familien nach Hause.", endete Bill. "Ihr ward dann also ein Paar, nachdem ihr die Nacht zusammen verbracht habt?", wollte Harry überrascht wissen. Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf. "Wir haben in jener Nacht nicht miteinander geschlafen! Irgendwann am frühen Morgen ist sie in meinen Armen eingeschlafen.", erzählte er verträumt, "und wir waren auch keines der Paare, so wie du sie kennst. Nach den Ferien ging es eigentlich genauso weiter, wie zuvor. Wir stritten uns!", er grinste, "nur wenn wir alleine waren, war es so, wie an jenem Abend."

"Ihr habt also eine geheime Beziehung geführt?!", versuchte Harry ihn zu verstehen. "In gewisser Weise, ja.", meinte Bill nachdenklich, "ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Wir wussten beide, dass wir keine Zukunft haben würden, deswegen haben wir, glaube ich, versucht uns nicht komplett auf den anderen einzulassen. Eine Malfoy und ein Weasley! Verstehst du? So eine Beziehung ist mehr als nur lebensgefährlich. Das ist auch ein Grund, warum wir nicht wollten, dass jemand davon weiß. Abgesehen von Victoria und mir, bist du der einzige, der jetzt davon weiß.", gab er zu. "Noch nicht mal Charly hat etwas mitgekriegt?", wollte Harry verblüfft wissen. "Wir haben es ihm nie erzählt oder gezeigt, aber ich glaube, er hat etwas geahnt. Aber er war immer so diskret, dass er uns nie darauf angesprochen hat.", vermutete Bill.

"Und was ist dann passiert? Warum habt ihr euch getrennt? Das habt ihr doch, oder?!", fragte der Schwarzhaarige. "Ich habe meine OWLs bestanden und die Schule nach dem Jahr verlassen. Wir wussten, dass das Ende war, ohne es auszusprechen. Ich bin nach Ägypten gegangen, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, sie zu treffen. Sie hat wenige Jahre später Phillip Coltane geheiratet, wie ich dann in der Zeitung gelesen habe.", sagte er Schulter zuckend. "Und jetzt ist Phillip tot und euch steht die ganze Welt offen?!", meinte Harry lächelnd. Doch Bill schüttelte erneut den Kopf. "Nein, leider nicht. Wir sind keine sorglosen Teenager mehr. Sie hat eine Tochter, um die sie sich kümmern muss, und ihre Mutter. Ich habe meinen Job, du weißt, dass ich bald wieder nach Ägypten zurückreise?!", erklärte er. Harry sah ihn mitfühlend an. "Gibt es denn gar keine Möglichkeit?", wollte er wissen. "Victoria wird nicht zulassen, dass sich eine ergibt.", meinte Bill tonlos. "Hast du ein Bild von ihr, also von damals?", wollte Harry wissen. Der andere nickte leicht lächelnd. "Wenn du gleich nach dem Essen noch schnell mit in den Fuchsbau kommst, kann ich dir eins zeigen?!", schlug er vor. Harry nickte.

"Ihr Essen. Ich bitte um Verzeihung, dass es so lange gedauert hat.", sagte die Bedienung und stellte ihnen die Teller auf den Tisch.
 

Fred, seine beiden Töchter, Jaimee und Lucy, Ron und Ginny, die am Morgen aus London zurückgekommen war, standen in den Türrahmen gequetscht und starrten unentschlossen und verwirrt ins Wohnzimmer des Fuchsbaus. Es war schon 13.10 Uhr und Molly hatte noch nicht mal angefangen Essen für sie zu kochen. "Ist sie krank?", fragte Fred irritiert, der in seinem ganzen Leben noch nie erlebt hatte, dass seine Mutter vergessen hatte zu kochen - ausgenommen, es war etwas passiert. Die anderen zogen ahnungslos die Schultern hoch und starrten weiterhin die Frau an.

Denn Molly saß auf dem großen Sofa in mitten lauter Fotos und vor ihr auf dem Tisch stand ein weiterer Karton mit solchen. Die rothaarige Frau hielt schon einige Zeit lang nur ein einziges Bild in der Hand und starrte es gedankenverloren an. Sie hatte noch nicht mal bemerkt, dass die anderen sie von der Küche aus fragend beobachteten, so tief war sie in ihren Gedanken versunken.

"Omaaaaa!", riefen die Zwillinge plötzlich, da sie es nicht mehr aushielten und stürmten auf die Frau zu. Diese schreckte zusammen und guckte überrascht ihre Familie an. "Steht ihr schon lange da?", wollte sie noch leicht benommen wissen, während sie ihre Enkelinnen in die Arme schloss. "Schon mehr als zehn Minuten.", gab ihre einzige Tochter besorgt lächelnd zu, schob ein paar Bilder zur Seite und setzte sich neben sie.

Fred und Ron kamen auch herüber und betrachteten neugierig die Fotos. Es handelte sich um Bilder aus Mollys Jugend, denn überall war eine junge, hübsche, rothaarige Frau zu sehen. Manchmal tanzend, manchmal mit Jungs am flirten, oft am lachen und manchmal auf Partys. Sie sah sehr glücklich aus. Auf vielen Bildern, wo Molly schon eine junge Frau war, befand sich neben ihr eine hellblonde Schönheit, etwa so alt wie sie. Die beiden schienen die besten Freundinnen zu sein.

Doch das Bild in der Hand ihrer Mutter hatte Ginnys Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen. "Wer ist das, Mum?", wollte sie neugierig wissen und deutete auf den jungen Mann, mit dem sie Arm in Arm lächelnd auf dem Foto stand. Röte stieg Molly ins Gesicht, während sich wieder jener verträumte Ausdruck in ihren Augen breit machte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Sein Name war William.", erzählte sie in einer glücklichen Vergangenheit schwelgend. "War er dein Freund?", harkte Ginny lächelnd und zugleich gespannt auf eine Geschichte nach. "Eines Tages werde ich euch die Geschichte erzählen, wenn Bill auch da ist.", sagte sie geheimnisvoll. "Warum nur wenn Bill da ist?", wollte Fred leicht schmollend wissen. "Weil die Geschichte in gewisser Weise mit Bill zu tun hat.", erklärte Molly abwehrend. Die anderen blickten sie irritiert an.

"Was hat mit mir zu tun?", wollte ihr ältester Sohn wissen, der in dem Moment zusammen mit Harry das Wohnzimmer betrat. Fred, Ron und Ginny sahen ihre Mutter erwartungsvoll grinsend an. "Na gut.", seufzte sie, "ich erzähl euch die Geschichte.", gab sie nach. "Welche Geschichte?", fragten Bill und Harry gleichzeitig. Der ältere ließ sich bereits auf dem anderen Sofa nieder, während der Schwarzhaarige erst noch Ginny begrüßte, bevor es ihm gleich tat. Fred deutete auf den jungen Mann auf dem Foto, den seine Mutter noch immer anlächelte. "Die Geschichte von diesem William.", erklärte Ginny.

Ron, der die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte, starrte mit zusammen gezogenen Augenbrauen nachdenklich den blonden Mann an. Es waren nicht nur diese extrem hellblonden, kinnlangen Haare, sondern auch die feminine Gesichtsform und die grauen Augen, die Ron derbe an jemanden erinnerten. Obwohl dieser junge Mann eine andere Ausstrahlung hatte, er wirkte glücklich und wenn er lachte, zog sich dieses Lächeln bis zum Glänzen seiner Augen - anders als bei dem Mann, an den dieser William ihn erinnerte, anders als bei >Draco Malfoy, er könnte sein Bruder sein... oh Gott, das wird doch nicht etwa Lucius sein!< Ron riss erschreckt die Augen auf und starrte seine Mutter skeptisch an. >Nein, nein, nein. Meine Mutter hätte niemals etwas mit Lucius Malfoy, einem Todesser angefangen, ... oder?< Sein Magen zog sich bedenklich zusammen.

"Ich war in der fünften Klasse, als ich ihn zum ersten Mal richtig sah...", erzählte Molly und bereits da hingen schon alle an ihren Lippen.
 

~Flashback~

Die 15-jährige Molly kletterte ein paar Stufen hoch um anschließend auf einen Mauervorsprung zu gelangen. Vorsichtig stellte sie sich auf und schützte ihre Augen mit der Hand vor der warmen, blendenden Sonne. Das ganze Gelände um Hogwarts herum war voller Schüler, die an diesem Wochenende die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres einfangen wollten. Manche waren sogar so mutig noch im See bei dem Riesenkraken schwimmen zu gehen. Molly hingegen erschauderte schon bei dem Gedanken. Die Schüler quatschten, erzählten sich von ihren Sommerferien, spielten Karten, lasen, ärgerten andere, kuschelten oder flirteten; die wenigsten machten Hausaufgaben für den nächsten Tag.

Molly sah sich um. Sie suchte drei schlanke Mädchen, wahrscheinlich in rot-goldenen Bikinis. Außerdem war Anna durch ihre Größe sehr auffällig - sie war 1,85m groß. Molly stellte sich sogar auf Zehenspitzen um ihre besten Freundinnen in dieser Schar Schüler besser entdecken zu können, doch sie sah weder Melanie, noch Kirsten, noch Anna. Ein angenehmer Wind spielte mit ihrem langen feuerroten Haar und zauberte ihr trotz der aussichtslosen Situation ein Lächeln ins Gesicht.

Wieso hatte sie sich auch auf eine Diskussion mit Andrew eingelassen? Sie wusste nur zu genau, dass diese Diskussionen mit ihrem Klassenkameraden immer eine Ewigkeit dauerten, erst recht bei einem Thema wie dem nächsten Quidditchspiel. So war es gekommen, dass ihre Freundinnen schon mal vorgegangen waren. Und jetzt stand sie da, auf dem Mauervorsprung, um einen besseren Überblick zu haben, und sah trotzdem nicht, wo die drei lagen. Plötzlich glaubte sie etwas glänzen zu sehen. >Melanies Verlobungsring?<, überlegte sie und reckte sich noch ein bisschen mehr.

"Fall nicht, Rotschopf.", ertönte eine hohe Stimme hinter ihr und jemand stieß sie leicht an. "Das tut mir jetzt aber leid.", meinte die gleiche Stimme und fiel in das Lachen ihrer Freundinnen mit ein, während Molly strauchelte und wild mit den Armen wedelte. >Diese dämlichen Slytherins!< Sie versuchte ihr Gleichgewicht wieder zu finden, auf Zehenspitzen ein vergeblicher Versuch. Schreiend fiel sie vorne rüber, die gut zwei Meter hohe Mauer runter. Sie kniff die Augen zusammen und rechnete jeden Augenblick mit einem schmerzhaften Aufprall.

"Ups, wen haben wird denn da?", ertönte eine angenehme Stimme, "hat Gott einen verruchten Engel aus den Wolken geschmissen?!" Molly, die noch immer auf den Aufprall wartete, öffnete langsam ein Auge und lugte skeptisch unter dem Lid hervor. Sie blickte in das freundliche Gesicht eines blonden, jungen Mannes. Schnell öffnete sie auch noch ihr anderes Auge. >Ich muss träumen.<, dachte sie und starrte gebannt den Blonden an. Sie blinzelte, doch sein Lächeln und seine strahlenden, grauen Augen verschwanden nicht. Aber das Beste war die Tatsache, dass sie in seinen Armen lag. >Er muss mich aufgefangen haben?!<, schlussfolgerte sie und richtete ihr Augenmerk auf die Mauer hinter ihm.

"Na, der hat's aber die Sprache verschlagen.", mischte sich nun eine andere männliche Stimme ein. Molly wandte den Kopf und blickte erschreckt in drei weitere grinsende Männergesichter. "Nen hübschen Engel hast du da gefangen.", stellte der eine fest und strich ihr über ihre helle Haut. "Tu deine Finger da weg.", fauchte sie ihn an und schlug nach seiner Hand. Die anderen zwei Männer verfielen in Lachen. "Das hast du davon, Charles.", lachte ein Kleiner mit dunklem, stacheligem Haar, "du musst ja immer jede anfassen."

"Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte die erste Stimme besorgt. Molly wandte sich schnell wieder ihm zu und wurde gefangen von seinen unglaublich tiefen, strahlenden Augen. Sie nickte gebannt. "Danke.", sagte sie jedoch mit fester Stimme. "Mein Name ist William, William Malfoy.", stellte er sich vor und setzte sie auf dem Boden ab, "und das sind Melvin Jacobs (Der Kleine nickte ihr grinsend zu.), Robert Greengrass (Ein Mann mit pechschwarzem Haar, das ihm bis zur Taille ging, hob feixend die Hand zum Gruß.) und Charles McToon (Der braungebrannte Sonnyboy grinste sie charmant an). Und wie heißt du?" "Mein Name ist Molly Prewett.", lächelte sie ihn an.

"Du bist nicht in unserem Jahrgang, oder?", wollte Robert mit einem Grashalm im Mund wissen. Sie schüttelte den Kopf. "Ich gehe in die Fünfte.", bestätigte sie seine Vermutung. "Und was macht eine Schönheit, wie du, da oben auf der Mauer?", wollte Charles wissen und deutete ihr an sich zu ihm zu setzen. "Ich suche meine Freundinnen.", gestand sie und bekam rote Wangen. "Vielleicht haben wir sie ja gesehen, wie heißen sie denn?", fragte Robert. "Melanie, Kirsten und Anna. Sie tragen rot-goldenen Bikinis.", berichtete Molly und blickte erneut in die Richtung, aus der sie eben das Funkeln gesehen hatte. "Rot-golden?", harkte Melvin nach, "du bist eine Gryffindor?!" "Stimmt genau.", meinte sie stolz, "und in welchen Haus seid ihr? Ravenclaw?" Melvin lachte sie frech aus. "Nein. Da würden mich keine zehn Drachen hinkriegen. Wir sind im siebten Jahr in Slytherin.", erwiderte er nicht minder stolz. Molly starrte sie der Reihe nach ungläubig an. Sie wirkten nicht so kalt und arrogant wie die Slytherins, die sie kannte. "Jetzt hast du sie verschreckt.", stellte Robert grinsend fest. "Es ist nur, ihr seht nicht aus wie Slytherins.", gestand sie und errötete noch mehr. "Du meinst, nicht so hinterhältig oder böse, wie manche von uns?", harkte Charles nach. Sie nickte. "Der Hut hat uns aber aus triftigen Gründen nach Slytherin gesteckt.", entgegnete Robert, während der Wind seine langen Haare wie einen Umhang um sein Gesicht flattern ließ und ihm einen gefährlichen Touch verliehen. Doch sein Grinsen zerstörte den Eindruck schnell wieder. William zuckte die Schultern.

"Genug davon, soll ich deine Freundinnen ausrufen lassen?", bot Charles an und richtete seinen Zauberstab auf seine Kehle. "Nee, das ist nicht nötig.", sagte Molly schnell, "sie werden mit Sicherheit im See schwimmen sein, bei der Hitze." "Wir könnten den Meermenschen auch mal wieder einen Besuch abstatten.", schlug der blonde Malfoy vor. Die anderen nickten zustimmend. "Komm, wir begleiten dich ein bisschen auf deinem Weg.", lächelte er sie an. So ging sie gemeinsam mit den Jungs quer über die Wiese. Auf eine gewisse Weise war es ein irres Gefühl, die vier waren lustig und auf ihre Art charmant. Andererseits war sie sich sehr wohl der feindlichen Blicke bewusst, die auf ihr ruhten - etwas, das die Jungen scheinbar nicht bemerkten.

Am Seerand verabschiedeten sie sich und Molly ging weiter nach rechts. Wenige Schritte später wurde sie von hinten unsanft geschubst und wäre fast ins Wasser gefallen. "Jungs...", wollte sie ihre neuen Bekanntschaften anmeckern, verkniff es sich jedoch rechtzeitig, denn vor ihr stand ein ihr fremdes Mädchen. Ihr Haar war so blond, dass es schon fast weiß war, ihre Augen waren von einem durchdringenden, kalten Blau und ihre Haut war braun gebrannt. Sie war etwas größer als Molly und hatte eine perfekte Figur, welche der knappe, schwarze Bikini noch betonte. Doch der Blick, den das Mädchen Molly zuwarf, verlieh der Schönheit etwas Gefährliches.

"Lass die Finger von William.", ihre Stimme war hoch und so scharf, dass sie sich ohne Probleme wie Eis in ihre Opfer bohrte. Molly starrte die Fremde perplex an. "Was soll der Mist? Und wer bist du überhaupt?", entgegnete sie selbstsicher und stützte die Hände in die Seiten. "Mein Name ist Narcissa Black.", sagte sie und warf mit einer heiklen Kopfbewegung eine Haarsträhne nach hinten, "du solltest dir den Namen merken! Denn wenn du deine Finger nicht von William lässt, wird er deinen Untergang bedeuten!" Sie warf ihr einen letzten vernichtenden Blick zu, bevor sie sich elegant umdrehte und immerzu ihren Po bewegend davon stolzierte.

Molly zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch, während sie "dem Blondchen", wie sie sie in Gedanken nannte, hinterher blickte. Schließlich schüttelte sie den Kopf, drehte sich um und suchte weiter nach ihren drei Freundinnen.

Diese winkten ihr bereits aufgeregt zu. Erleichtert, sie endlich gefunden zu haben, schlich sich ein Lächeln auf Mollys Gesicht. "Wow, wer waren denn die vier süßen Jungs?", war das erste, das Kirsten wissen wollte. "Was hast du mit der Prinzessin von Slytherin zu tun?", fragte Melanie entsetzt und neugierig zugleich. "Hast du Sonnencreme mitgebracht?", harkte Anna gähnend nach. "Hi.", entgegnete Molly und ließ sich auf die Decke der anderen fallen. "Also, immer der Reihe nach. Hier erstmal die Creme..."
 

Die Tage und Wochen vergingen und schon bald war der Sommer dem Herbst gewichen und die Zeit zum Baden war endgültig vorbei. Molly hatte William und seine Freunde nie wieder gesehen, auch wenn sie stets im Geheimen nach ihnen Ausschau gehalten hatte. Denn sie bekam den jungen Mann mit den weißblonden Haaren einfach nicht mehr aus dem Kopf. Seine grauen Augen verfolgten sie immer und überall, selbst im Schlaf. Nur sich selbst gestand sie ein, dass sie Narcissa Black, die ein Jahr jüngere blonde Slytherin, darum beneidete, dass sie ihn ständig sah, weil sie im gleichen Haus, wie er, war. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was "das Blondchen" mit ihm anstellte, wie sie ihn umgarnte.

Ihren Freundinnen konnte sie davon nichts erzählen. Sie wusste zum einen selbst nicht genau, wie stark ihre Gefühle für William Malfoy waren, und zum anderen hatte sie Angst, dass die drei sie auslachten. Nicht weil William schlecht aussah - sie hatten alle drei zugegeben, dass er "eine Wucht" war, wie Kirsten es auf den Punkt gebracht hatte, selbst die verlobte Melanie hatte dem zugestimmt - aber er war ein Slytherin und jeder Gryffindor lernte vom ersten Tag an, dass Gryffindor und Slytherin nicht zusammen gehörten, dass sie Feinde waren. Ganz davon abgesehen, waren die Slytherins wirklich unerreichbar! Sie hielten sich nicht nur für etwas Besseres und gaben sich normalerweise nicht mit anderen Häusern ab, sie waren oftmals gefühlskalt und galten als äußerst schwierig. Zwar unterschieden William und seine Freunde sich von "normalen" Slytherins - zumindest auf den ersten Blick - doch sie mussten irgendwas an sich haben, sonst hätte der Sprechende Hut sie kaum in gerade das Haus gesteckt, da war Molly sich sicher. Seit Jahrzehnten hatte es kein Pärchen mehr zwischen den beiden Häusern gegeben und keiner glaubte, dass sich das in nächster Zeit ändern würde. Die Häuser waren zu verschieden.

Molly wusste das natürlich nur zu gut, doch ihr Herz wollte nicht daran glauben. Es sehnte sich nach William und alles andere war nebensächlich. Doch wie sollte sie das ihren Freundinnen beibringen? Keine von ihnen hatte jemals wirklich geliebt. Kirsten war ein absoluter Männerschwarm und nutzte das auch aus, doch geliebt hatte sie keinen von ihren Freunden. Melanie war, seit ihrer Geburt, mit einem Mann verlobt, den sie noch niemals gesehen hatte. Sie wollte sich erst gar nicht in irgendjemanden anderes verlieben, da diese Liebe doch keine Zukunft haben würde. Und für Anna war einfach noch nicht der Richtige gekommen. Außerdem interessierte sie sich nicht sonderlich für Jungs. Wie sollte sie ihnen also erklären, dass sie wahrscheinlich in den bestaussehensten Jungen der ganzen Schule verliebt war, wenn dieser laut unausgesprochenem Gesetz für sie unerreichbar war?! Sie würden ihr raten ihn zu vergessen, doch sie wusste, dass sie das nicht konnte.
 

Und dann, eines Tages, bekam sie von Professor Slughorn Nachsitzen in Zaubertränke aufgehalst. Schlecht gelaunt verabschiedete sie sich von ihren Freunden im Gemeinschaftsraum und ging die vielen Treppenstufen hinunter in den düsteren Kerker. Sie mochte die kalten, engen Gänge genauso wenig wie den egozentrischen Lehrer. Grimmig öffnete sie die Tür zum Büro des Professors. "Ah, Miss Prewett. Dann können wir ja anfangen.", er lächelte sie wie ein runder Kürbis an. Sie nickte. Was blieb ihr auch anderes übrig?! Langsam blickte sie durch den Raum. Keiner der anderen Professoren hatte so viel Krimskram in seinem Büro.

Plötzlich blieben ihren Augen an etwas hängen, das absolut nicht hier her gehörte. Sie riss überrascht die Augen auf. Das "Etwas" grinste sie aus grauen Augen fröhlich an. "So sieht man sich wieder.", begrüßte er sie und zog den Stuhl neben sich zurück. "Hi.", brachte sie strahlend hervor und setzte sich noch immer geschockt hin.

"Wieso musst du nachsitzen?", wollte Molly wissen, während sie zusammen Register voller Zaubertrankrezepte alphabetisch sortieren mussten. "Weil ich erwischt worden bin, wie ich in Pringles Büro eingebrochen bin, um etwas zurückzuholen, was mir gehört. Ich kann noch froh sein, dass Sluggy nen Wort für mich eingelegt hat, sonst würde der Hausmeister mich jetzt wahrscheinlich grün und blau schlagen.", erklärte er feixend. Sie schüttelte nur amüsiert den Kopf.

"Und warum bist du hier?", wollte er wissen und sah ihr tief in die Augen, sodass sie sich wegdrehen musste, um nicht zu erröten. "Ich habe gesagt, dass ich alle Fenster im vierten Stock blau gefärbt habe, damit wir dort ne Party machen konnten.", berichtete sie. Er zog grinsend die Augenbrauen hoch. "Aber du warst es nicht, stimmt's?", wollte er wissen. Sie grinste ihn nur viel sagend an.

Sie verstanden sich erneut auf Anhieb und beschlossen sich am nächsten Mittwoch zu verabreden. Und so geschah es dann auch, dass Molly, Anna, Kirsten und Melanie aus ihrem Gemeinschaftsraum verschwanden und sich mit William, Robert, Melvin und Charles in einem schon lange nicht mehr gebrauchten Klassenzimmer trafen.

Mit der Zeit trafen sie sich regelmäßig, richteten sich in dem Raum gemütlich ein und versperrten die Tür, als wäre er ihr Eigentum. Nachdem sie sich schnell an die Eigenarten der anderen, wie zum Beispiel den dunklen Humor der Slytherins, gewöhnt hatten, war die Atmosphäre locker. Es entstand eine Art oberflächliche Freundschaft zwischen den acht. Sie redeten viel und brachten sich gegenseitig Tricks und Spiele bei. Manchmal brachten die Jungs etwas Feuerwhiskey mit und die Mädchen Snacks.

Einmal hatte Kirsten jedoch zuviel von dem Whiskey getrunken. Sie hatte unbedingt gegen die Jungen im Wetttrinken gewinnen wollen und das hatte sie dann davon. "Na toll, wie sollen wir sie in diesem Zustand unauffällig in den Schlafsaal kriegen?!", seufzte Anna und musterte die schwarzhaarige Schönheit, die kichernd mit Robert liebäugelte. "Wenn eine von euch das Fenster in eurem Schlafsaal aufmachen würde...", begann Melvin nachdenklich. "Unser Fenster ist auf.", unterbrach Melanie ihn und fügte erklärend hinzu, "Jane lüftet abends immer." "Dann ist es kein Problem unauffällig dorthin zu gelangen.", führte Charles die Gedanken seines Freundes geheimnisvoll grinsend fort. Die Jungs nickten sich zu. "Was habt ihr vor?", wollte Molly neugierig wissen. "Wartet hier, wir kommen gleich wieder.", war das einzige, das William dazu sagte, bevor die vier Jungen aus dem Klassenraum verschwanden. Melanie verdrehte die Augen. Anna seufzte theatralisch. "Hoffentlich ist das nicht so ne Witzidee von denen.", sagte sie, während sie Kirsten beobachtete, die sich fröhlich um ihre eigene Achse drehte.

Fünf Minuten später klopfte es plötzlich von draußen gegen das Fenster. Die Mädchen fuhren zusammen. "Das ist was am Fenster.", murmelte Anna erschreckt. "Ein Einbrecher!", jubelte Kirsten und rannte gleich zu der Quelle des Lärms. "Nicht.", rief Anna noch, doch da war es schon zu spät. Kirsten hatte ihren Zauberstab schon geschwungen und das Fenster flog energisch auf. Herein kamen jedoch keine Einbrecher, sondern die vier Slytherins auf ihren Besen.

"Machen wir einen Ausflug?", freute sich Kirsten und sprang aufgeregt herum. "Ja, wir fliegen ein bisschen.", sagte Robert grinsend, "komm setzt dich hinter mich." "Juhu. Hast du das gehört, Anna? Wir fliegen!", gespannt wie ein kleines Kind setzte sie sich hinter Robert auf dessen Besen und klammerte sich zappelig an ihn. "Glaubst du, es ist so eine gute Idee, wenn gerade ihr beiden auf einem Besen sitzt?!", warf Melvin ein, der damit auf den Alkoholkonsum der beiden hindeutete. "Ach Quatsch, wir schaffen das schon.", meinte Robert gereizt. Die anderen schwiegen daraufhin.

"Steig auf.", bot William Molly lächelnd den Platz hinter sich an.

Nachdem auch Melanie hinter Melvin und Anna hinter Charles Platz genommen hatten, schossen sie einzeln wie Kanonen aus dem Fenster. Kirsten war jedoch die einzige, die vergnügt aufschrie und fast vom Besen fiel, hätte Robert sie nicht noch in letzter Sekunde festgehalten. "Nächstes Mal geben wir ihr besser nach dem ersten Glas Whiskey Butterbier.", grinste William die Rothaarige über seine Schulter hinweg an. Sie lachte. "Das wäre ungefährlicher. Aber so ist es lustiger.", gab sie lächelnd zu. Woraufhin William einen Looping flog und Molly ein Schrei entwich. Er lachte sie an, und sie konnte nicht anders als mit zu lachen.

Zu ihrem Glück war Jane noch nicht zu Bett gegangen, sondern noch im Gemeinschaftsraum, sodass das leere Schlafzimmer durch das offene Fenster erreichbar war. Die Jungs landeten leichtfüßig auf dem roten Teppich und musterten interessiert den Mädchenschlafsaal der Gryffindors, während diese abstiegen. Der Raum sah anders aus als ihr eigener Schlafsaal. Nicht nur, dass die Wände in hellen rot-orange und gelb Tönen gehalten waren, der Raum war allgemein freundlicher. Das Holz, aus dem die breiten Himmelbetten gemacht waren, war viel heller und die Betten verzierter. Die Vorhänge waren blutrot und Spiegel hingen an den alten Schränken. Außerdem standen sechs gemütliche Sessel in einer Ecke und fröhlich lustige Poster hingen an den Wänden.

"Mir wär's hier nen bisschen zu freundlich, aber es ist bequemer als bei uns!", stellte Melvin fest und ließ sich in einen der Sessel fallen. "Ja, selbst die Betten sind weicher.", meinte Robert, als er Kirsten in ihr Bett legte.

"Aber die Farben... nein, nein", murmelte Charles und schwang seinen Zauberstab, "so ist es doch gleich viel besser." Er grinste über das ganze Gesicht, als der Raum in Grün und Silber aufleuchtete. "Igitt, da kann man ja nicht hingucken.", beschwerte sich Anna und änderte die Farben schnell wieder, woraufhin sie einen anerkennenden Pfiff von Charles bekam. "Du willst wohl nicht, dass wir uns hier Zuhause fühlen.", bemerkte William und der Schalk stand ihm in den Augen, während auch er sich in einen der knallroten Sessel setzte. "Ihr seid hier zu Besuch, da müsst ihr euch wohl anpassen.", entgegnete sie grinsend. "Hihi, wir können den Raum ja Rot und Grün machen.", giggelte Kirsten aus ihrem Bett. Die anderen beachteten sie nicht. "Anna hat Recht, da habt ihr schon mal die Ehre in unserem Schlafsaal zu sein und dann seid ihr nur am meckern...", tadelte Molly sie spaßhaft.

"Sollen wir euch zum Dank auf Händen tragen?", wollte William wissen und kurz darauf fand die Rothaarige sich auf seinem Arm wieder. "Lass mich runter...", befahl sie ihm und haute ihm errötet auf den Oberarm. "Ihr gefällt's scheinbar nicht in deinen Armen, Will.", meinte Melvin Schulter zuckend. "Und dennoch liegt sie dir jetzt schon das zweite Mal in den Armen.", grinste Robert, der noch immer an Kirstens Bett saß.

"Die anderen scheinen schon da zu sein. Hör dir bloß den Lärm an.", kam eine Stimme aus dem Turm. "Scheiße, Jane und Milene kommen hoch.", stellte Melanie erschreckt fest, "ihr müsst sofort gehen." William setzte Molly geschickt wieder auf dem Boden ab, sprang auf seinen Besen und flog als letzter der vier Freunde fünf Sekunden später aus dem offenen Fenster.

Die vier Freundinnen hatten gerade das Fenster per Zauber geschlossen und sich auf ihre Betten gesetzt, als die Tür aufging und ihre beiden Zimmergenossinnen herein kamen.
 

Mit der Zeit wurde William zu Mollys bestem Freund. Sie hatten viel Spaß miteinander und verstanden sich wie eineiige Zwillinge. Dennoch gab es in ihrer Freundschaft mehr als nur ein Problem.

William war zum einen durch und durch ein Slytherin, wie sie festgestellt hatte, denn wenn er der Meinung war, dass seine Herkunft unwichtig war, dann galt das auch für sie. So erfuhr sie nicht mehr über ihn, als dass sein Name William Malfoy war. Sie erfuhr rein gar nichts über sein Leben außerhalb von Hogwarts. Zu Beginn hatte sie sich tierisch darüber aufgeregt, weil sie einfach nicht verstand, wie man so verschlossen sein konnte. Doch irgendwann hatte sie erkannt, dass diese Verschlossenheit und seine Geheimnisse zu seinem Charakter gehörten und sie diese einfach akzeptieren musste. Etwas Anderes blieb ihr auch gar nicht übrig. Zwar war es verletzend, wenn er ihr es nicht erzählen wollte, weil sie daraus schlussfolgerte, dass er ihr nicht genug vertraute. Doch sie konnte nur hoffen, dass sich das mit der Zeit ändern würde.

Ein anderes Problem war, zumindest für Molly, Narcissa Black. Die blonde Slytherin war mit William nämlich ebenfalls sehr gut befreundet. Molly konnte es nicht verstehen, aber auch nicht ändern. Es war schließlich seine Sache, mit wem er befreundet war. Dennoch war die schöne Slytherin ihr ein Dorn im Auge. Sie sah in ihr nur die eingebildete Konkurrentin, die sie für sie war.

William merkte zwar, dass die beiden Mädchen sich absolut nicht riechen konnten und versuchte daher ein Zusammentreffen zu verhindern, doch er verstand den wirklichen Grund für diese Feindschaft nicht, glaubte zumindest Molly.

Er mochte beide Mädchen, das war offensichtlich. Doch er zeigte nie, welche er mehr mochte. Er tanzte mit ihnen, umarmte sie, alberte mit ihnen herum und redete mit ihnen - natürlich einzeln. Mehr kam von seiner Seite aus niemals.

Zwischen Anna und Charles knisterte es auch, doch auch sie wurden niemals ein Paar, weil sie einfach zu verschieden waren. Was genau zwischen Kirsten und Robert war, konnten nur die beiden sagen. Sie hielten Händchen, lagen sich in den Armen, küssten sich sogar manchmal. Doch keiner von ihnen würde den Schlund zwischen Slytherin und Gryffindor überwinden und eine Beziehung aufbauen.
 

Irgendwann verschwand William. Sie machte sich höllische Sorgen um ihn und aus seinen Freunden war kein Wort raus zu kriegen, wo er war. Erst zwei Tage später, war er wieder da. Er meinte, er wäre krank gewesen. Aber als er immer öfter mal wieder verschwand, begann Molly an der Wahrheit seiner Aussage zu zweifeln. Doch sie erfuhr erst viel später den wahren Grund...

~ Flashback end~
 

"... dieses Foto entstand an dem ersten richtig warmen Tag im Frühling des nächsten Jahres.", erzählte Molly und deutete auf das Foto, wo William und sie Arm in Arm standen und in die Kamera grinsten, "es war das letzte Mal, das ich ihn gesehen habe...", sie brach mit nassen Augen ab.

"Was ist geschehen?", durchbrach Ginny mit leiser Stimme die entstandene Stille. "Er verschwand noch am selben Abend und zwei Tage später fand man ihn tot - Voldemort!", erzählte sie traurig und nahm das Taschentuch, dass Lucy ihr reichte, dankend an. Ihre Kinder, Enkel und Harry starrten sie sprachlos an.

"Wieso...?", war das einzige, das Fred raus bekam. "Er war einer von ihnen... und ich hab es all die Zeit nicht gemerkt. Jedes Mal, wenn er verschwunden ist, war er bei Voldemort, und musste irgendwas für ihn erledigen. Erst, als er tot war, haben Charles, Robert und Melvin uns Williams Geheimnis verraten. Er wollte kein Todesser werden, doch er war gezwungen worden. Ich habe nie erfahren, warum genau Voldemort ihn hat umbringen lassen?! Vielleicht weil er kein treuer Diener war, vielleicht hat er ihn irgendwie verraten? Ich weiß es nicht." Molly schwieg und starrte den jungen, gut aussehenden, fröhlichen Mann auf dem Foto an. "Wir waren beste Freunde und doch konnte er es mir nicht erzählen... sein Geheimnis."

"Was ist aus den anderen geworden?", fragte Ron, um seine Mutter von ihrer Trauer abzulenken. "Robert und Kirsten sind zwei Jahre, nachdem wir die Schule abgeschlossen hatten, von Todessern ermordet worden. Melvin sitzt ist Azkaban, weil er Todesser wurde und Menschen tötete. Anna ist spurlos verschwunden, nachdem Charles tot auf dem Grund des Hogwarts Sees gefunden wurde. Und Melanie lebt als Gefangene ihres Mannes irgendwo auf der Welt, ich habe sie seit Hogwarts nie wieder gesehen.", Rons Aktion war missglückt, denn nun liefen seiner Mutter dicke Tränen über die Wangen. "Oh Mama, warum hast du uns das denn nie erzählt?", fragte Ginny und nahm Molly in den Arm.

"Du hattest Angst, dass wir dich nicht verstehen, nicht? Wegen den Malfoys?", harkte Bill vorsichtig nach. Die Frau hob ihren Kopf und blickte ihrem ältesten Sohn verheult in die Augen, bevor sie langsam nickte. "Ich habe erst viel später erfahren, was für Leute sich Williams Familie nannten. Ich kann nun verstehen, dass er seine Familie von seinen Freunden fern hielt, er wollte uns beschützen. Denn seine Familie ist Schuld an seinem Tod. Sein drei Jahre älterer Bruder Lucius und sein Vater Abraxas, sie haben ihn zu Voldemort und somit in den Tod getrieben.", erzählte sie schluchzend, "aber William war anders. Lucius hat außer seinem Aussehen nichts mit seinem jüngeren Bruder gemein." "William sah aus wie Draco, nicht?", wollte Ginny leise wissen. "Ja, wenn ich nicht wüsste, dass Cissa niemals was mit William hatte und Draco nicht so viel später erst geboren wäre, würde ich sagen, er ist sein Sohn.", der Hauch eines Lächelns schlich sich auf ihr Gesicht.

"Wie kam es dann, dass Narcissa Lucius heiratete?", wollte Harry wissen, der bis dahin noch nichts gesagt hatte, weil er sich etwas Fehl am Platz vorkam in dieser Familiengeschichte. "Ich glaube nicht, dass sie ihn je so geliebt hat, wie sie William liebte. Sie nahm Lucius anstelle seines Bruders, weil er sie wohl an William erinnerte.", meinte Molly unschlüssig. "Aber hat sie Lucius nicht gehasst für das, was er getan hat?", wollte Ginny unüberzeugt wissen. Molly lächelte ansatzweise. "Und wie sie ihn gehasst hat. Sie hat ihn mindestens genauso sehr gehasst, wie ich es getan habe. Und ich glaube auch nicht, dass sie es je vergessen wird. Doch sie hat sich für Lucius entschieden, um sich an die Vergangenheit zu klammern. Nicht das ihr denkt, sie wäre dumm. Nein, das ist sie durchaus nicht, sie ist wirklich intelligent, aber sie ist einfach nicht mit Williams Tod klargekommen, glaube ich. Sie konnte ihn nicht loslassen, und in der Zeit lief ihr Lucius über den Weg. Das düstere Spiegelbild von William. Sie haben überstürzt geheiratet und ich kann mir vorstellen, dass sie es bereut hat, aber Cissa stand immer zu ihrem Wort..."

"Das hört sich fast so an, als wärt ihr befreundet gewesen?!", stellte Fred skeptisch fest. Molly nickte lächelnd. "Williams Tod hat uns zusammengeschweißt. Die Liebe zu ihm hat uns irgendwie verbunden. Wir haben versucht uns aneinander zu klammern und gemeinsam über seinen Tod hinweg zukommen.

Denn meine alten Freundinnen konnten nicht für mich da sein. Anna verschwand wenige Wochen später, nachdem Charles auf mysteriöse Weise im See gestorben oder gar getötet worden war. Melanie wurde, nachdem sie ihre ZAGs in dem Jahr bestanden hatte, von der Schule genommen, um ihren Verlobten zu heiraten. Und Kirsten lebte nur noch für Robert und er nur noch für sie. Denn Robert hatte alles verloren, seine zwei besten Freunde waren tot und Melvin hatte uns alle verraten und war Todesser geworden. Sie brauchten einander, um zu leben.

So hatten Cissa und ich nur uns. Wir konnten einander verstehen und uns ein bisschen trösten. Wir wurden schnell beste Freundinnen. Wir teilten alles, machten alles zusammen, trennten uns nur um abends schlafen zu gehen. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig abgelenkt von der grausamen Realität.", berichtete Molly.

"Warum ist euer Kontakt abgebrochen?", wollte Ginny wissen. "Sie heiratete schon bald Lucius, einen Mann den ich hasste, wie niemanden sonst. Außerdem war ich damals bereits mit eurem Vater zusammen. Und Arthur und Lucius konnten sich schon damals nicht leiden. Wir hatten beide jemand anderen gefunden, der uns über den Schmerz hinwegtröstete. Unsere Wege trennten sich endgültig, als ich die Schule verließ, weil wir in unterschiedlichen Welten leben - wie Gryffindors und Slytherins es so oft tun."

"Und was hatte die Geschichte jetzt mit Bill zu tun?", wollte Ron wissen und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ein breites Lächeln stahl sich auf das Gesicht der siebenfachen Mutter, als sie ihren ältesten Sohn ansah. "Damals, nach Williams Tod, haben Cissa und ich uns geschworen, dass wir unsere erstgeborenen Söhne William nennen.", gab sie schmunzelnd zu, "William Weasley und William Draco Malfoy." "William?", fragte Jaimee gähnend, "wer heißt so?" "Bill ist die Abkürzung von William.", erklärte dieser und besah sich das Foto genauer von dem Mann, von dem er seinen Namen hatte.
 

Fortsetzung folgt

Alles dreht sich um die Malfoys

Hi. Hier kommt dann auch mal der nächste Teil unserer FF.

Wir wollten uns mal bei euch bedanken, dass ihr uns treu bleibt, trotz der langen Wartezeiten!!!

Also danke an: MechWOLLIer, Zae-chan, Herzgirl008, Ta-chan und DocSon!

Und nun wünschen wir euch viel Spaß beim Weiterlesen!

Ciao eure Sue Black und Darc Angel
 


 

Harry genoss die Ruhe am nächsten Samstagmorgen. Es war schön mal wieder ungestört lange schlafen zu können. Gemeinsam mit Hermine hatte er es am Abend zuvor geschafft Ron davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn hatte, wenn er Parvati nur hinterher trauerte.
 

~Flashback~

"Davon kommt sie auch nicht zurück zu dir", hatte Hermine ihm erklärt, "du musst um sie kämpfen, wenn du sie wieder haben willst. Also setz endlich deinen Arsch in Bewegung, anstatt dich von deiner Mutter bedienen zu lassen." Der Rothaarige hatte sie etwas perplex über den plötzlichen Wutausbruch angeguckt und unsicher gefragt: "Meinst du?" Bevor Hermine jedoch lauter wurde, hatte Harry ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt und zu seinem besten Freund gesagt: "Parvati wird verletzt sein. Sie wird wollen, dass du dich um sie bemühst. Du willst sie doch zurück, oder?" Ron nickte: "Ja." "Dann wünsch ich dir viel Glück.", lächelte Harry. "Sie liebt dich, ich weiß es.", hatte Hermine sich wieder beruhigt und lächelte nun, "also streng dich an."

Dann hatten sie ihn alleine gelassen.

~Flashbackend~
 

Hermine war früh am Morgen mit Sam aufgebrochen, sie wollten nach London einkaufen. So konnte Harry so lange im Bett bleiben, wie er wollte. Er hatte jedoch nicht nur Zeit sich auszuruhen, sondern auch über all die Dinge nachzudenken, die ihm in letzter Zeit durch den Kopf gegangen waren. Er glaubte, dass Hermine auch deswegen gerade an einem Samstag mit ihrer Tochter einkaufen gegangen war. Sie kannte ihn schon lange genug um zu wissen, was er brauchte. Und im Moment brauchte er definitiv Zeit zum Nachdenken. So viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf.

Da war die Ungewissheit, was Alexander anging. Dumbledore, der Heiler und Snape würden heute Abend die Seelenreinigung durchführen. Niemand, noch nicht einmal Dumbledore, konnte sicher sagen, wie es dem Jungen danach gehen würde. Und dann war da immer noch die Frage, was sie mit ihm danach machen würden. Sollte einer von ihnen ihn bei sich aufnehmen oder sollte er, wie sein Vater, in einem Kinderheim aufwachsen? Außerdem wusste er immer noch nicht, wer denn nun der Geheimniswahrer war. Er wusste nur, dass innerhalb der letzten Woche einer zum Geheimniswahrer von Alex gemacht worden war. Irgendwer aus dem Orden wahrscheinlich. Aber was wäre, wenn Elizabeth doch irgendwann erfahren würde, dass sie einen Halbbruder hatte? Das könnte zu einer Katastrophe werden. Er musste wohl ein Auge auf Malfoy und dessen Verlobte werfen.

Malfoy war so oder so eine Sache für sich. Irgendwas war komisch an ihm in letzter Zeit. Es irritierte Harry nicht nur, wie der Blonde mit der kleinen Sarah umging - da war noch etwas. Draco Malfoy führte irgendwas im Schilde, doch er hatte keine Ahnung was. Und sie waren nicht mehr in Hogwarts, sodass er ihn nicht mehr, wie im sechsten Schuljahr, beschatten konnte. Er grinste bei der Erinnerung an die Zeit, wie lange es doch schon her war und mit was für einem Elan er damals dabei gewesen war. Aber er hatte damals Recht gehabt und er spürte, dass der Blonde wieder was im Schilde führte. Warum sonst sollte er sich so seltsam, so anders benehmen?

Seltsamerweise kam ihm das Bild von William Malfoy, Mollys Jugendliebe, in den Sinn. Sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. Konnte es sein, dass Draco mehr als nur das Aussehen von seinem Onkel hatte? Es gab keinen Zweifel, dass er ein Slytherin war. Aber vielleicht war er genau wie William und seine Freunde anders, kein Schwarzmagier? Doch konnte das wirklich sein? Er hatte einen unbreakable Vow darauf abgelegt, dass er niemandem von Alex' Identität erzählen würde, das sprach dafür. Doch wenn er es tun würde, dann wäre die ganze Welt in Gefahr. Was wenn er nur spielte, wenn er irgendwann, vielleicht kurz vor seinem Tod, das Geheimnis preisgab und die Menschheit in einen weiteren Krieg stürzte. Er hatte nun die Möglichkeit dazu. Harry konnte nicht einschätzen, wie gefährlich es war. Vielleicht sollte er sich mal ein paar Informationen über Draco holen. Ob er irgendwie auffällig in letzter Zeit gewesen war, was er so machte, in welchen Kreisen er verkehrte, was mit seiner Verlobten war? Es konnte nicht schaden.

Und irgendwie missfiel es ihm, dass Bill so viel mit den Malfoys zu tun hatte. Seit er die Familie Malfoy kannte, hatte er sie nur egoistisch, kaltherzig und hinterhältig erlebt. Man könnte fast behaupten, dass es sein ganzes Weltbild zerstörte, plötzlich zu erfahren, dass nicht alle Malfoys so sind oder waren. Schlimmer noch, dass sie seine Freunde, gleich zwei der Weasleys, für einen oder eine Malfoy einst starke Gefühle gehabt hatten oder noch haben. So schnell konnte alles durcheinander kommen. Es ist unglaublich, was für Kleinigkeiten das Leben und Denken beeinflussen können, einem gleich ein anderes Bild liefern. Er seufzte.

Vielleicht war es Zeit mal aufzustehen?!
 

"Mummy, Mummy, guck doch mal!! Den will ich haben!" Hermine und ihre kleine Tochter schlenderten gemütlich durch die Winkelgasse, als Sam abrupt stehen geblieben war und ihre Mutter zu einem Schaufenster von Blakes Besen für die Kleinsten zog. "Das ist der neue Flyaway 500 ", erklärte sie ihrer Mutter stolz, "bitte, bitte darf ich den haben? Damit wär ich im Kindergarten die Beste beim Hindernisfliegen!" "Sammy, ich hab dir doch schon hundertmal gesagt, dass ich dir nicht alles kaufen kann, was dir gefällt. Und außerdem sind Besen im Kindergarten verboten. Auch wenn dich das selten daran hindert einen hinein zuschmuggeln und mit Jaimee und Lucy um die Wette zu fliegen." Hermine war sichtlich erstaunt darüber, dass sich ihre Tochter in letzter Zeit mehr und mehr fürs Fliegen und Quidditch interessierte. Das musste an Harry liegen, an ihr wohl kaum. Sie hatte nie sonderlich viel für den Sport übrig gehabt. Zuschauen war ja ganz schön, aber sie hatte dabei lieber Boden unter den Füßen.

"Komm jetzt Sam, wir müssen noch was erledigen", Hermine packte ihre Tochter erneut bei der Hand, da diese sich losgerissen hatte um den Besen besser anschauen zu können, und zwinkerte ihr verschmitzt zu. Die Dreijährige grinste ihre Mutter an und die beiden verschwanden um die nächsten Ecke.
 

Irgendwie war ihm die Red Star Farm so einsam und verlassen vorgekommen, seine Gedanken waren wie Wellen über ihn hergefallen, sodass er beschlossen hatte Dumbledore besuchen zu gehen. Der würde ihm wohl einige seiner Fragen beantworten und ihm so vielleicht ein bisschen Ruhe verschaffen können.

Mit großen Schritten schritt er durch die im Moment leeren Gänge von Hogwarts. Es waren Sommerferien und die Schule war wie ausgestorben. Dennoch war es immer wieder seltsam an diesen Ort zurückzukehren, wo er so viel erlebt hatte: seine ersten richtigen Freunde gefunden, Zaubern gelernt, Duelle gefochten, DA unterrichtet, den Stein der Weisen gerettet, den Basilisken und Toms Erinnerung aus dem Tagebuch zerstört, Sirius getroffen und gerettet, das Trimagische Turnier gewonnen, gegen Todesser gekämpft, Streiche und Quidditch gespielt, gelernt, seine erste große Liebe und vieles, vieles mehr erlebt hatte. Manchmal wünschte er sich in die Zeit seiner Jugend zurück, zwar war es im Moment eher unbeschwerter für ihn, doch die Schulzeit war eben doch eine der schönsten Zeiten im Leben. Seine Freunde waren hier immer bei ihm gewesen, sie hatten sich jeden Tag gesehen - jetzt war alles anders, man sah sich nur noch selten und jeder lebte sein eigenes Leben.

"Quietscheente" - nur Dumbledores Passwörter waren noch immer die gleichen. Der Wasserspeier sprang auch prompt beiseite und ließ ihn durch. Er fuhr langsam die Wendeltreppe hoch und klopfte oben gegen die bekannte, dicke Holztür. "Herein.", erklang Dumbledores Stimme dahinter und Harry öffnete wie sooft zuvor die Tür.

Der Schulleiter sah ihn vom Fenster aus erfreut an. "Was für eine Überraschung. Was machst du denn hier, Harry? Ist irgendwas nicht in Ordnung?", fragte er alarmiert. Der Schwarzhaarige schüttelte leicht lächelnd den Kopf. "Nein, es ist alles okay.", beruhigt er den alten Mann, dessen Gesicht sich augenblicklich entspannte, und schloss die Tür. "Na, dann. Tee?", bot er breit lächelnd an. "Ja, das hört sich gut an.", entgegnete er und sah ebenfalls aus dem großen Fenster. Man hatte einen wunderschönen Ausblick über die Größe und Vielfältigkeit des Geländes - wie schön es doch war. Die hoch stehende Sonne glänzte im blauen See und das Gras streckte sich ihr saftig grün entgegen. Die Peitschende Weide schien ruhig zu schlafen, genau wie der Rest der Landschaft. Denn genau wie das Schloss war auch das ganze Gelände leer, es wirkte jedoch eher wie ein Stück unberührtes Paradies, als wie eine öde, ausgestorbene Landschaft.

"Warum bist du dann gekommen?", fragte Dumbledore nach einer Weile und sah ihn aus hellblauen Augen hinter seiner Halbmondbrille her an. Harry riss sich von der beruhigenden Aussicht los und nahm endlich seine Tasse Tee, die schon die ganze Zeit auf dem Schreibtisch des Schulleiters stand. Er trank einen kleinen Schluck und schloss genießend die Augen. "Ist alles bereit für heute Abend?", brach die erste Frage schließlich aus ihm heraus und er erwiderte den durchdringenden Blick des Älteren. Dieser lächelte kurz, bevor er ernst wurde. "Severus überprüft noch mal die Tränke, sonst ist alles vorbereitet.", erklärte er und setzte sich auf seinen bequemen Lehnstuhl. Harry nahm gegenüber von ihm Platz. "Fast wie in alten Zeiten.", träumte er, bevor auch er wieder ernst wurde, "wo ist Alex?" "Er liegt in einem sicheren Raum im Schloss.", entgegnete der Schulleiter. Der Schwarzhaarige nickte. "Kann ich euch irgendwie helfen?", bot er an. Doch Dumbledore schüttelte den Kopf, den Hauch eines Lächelns auf den Lippen. "Du hast schon genug getan, Harry.", winkte er ab. "Du auch, Albus. Ich glaube fast, dass du immer noch zu viel tust.", warf der junge Mann ein. "Sorg dich nicht um mich.", Freude klang in der Stimme des Älteren mit, "außerdem will ich, solange ich noch lebe, euch so viel wie möglich helfen." "Sag doch nicht so was. Du wirst noch uralt.", beschwerte Harry sich. Der Direktor schmunzelte. "Ich bin uralt, Harry.", sagte er wahrheitsgemäß. Der andere öffnete den Mund zum Widersprechen, schloss ihm jedoch tonlos wieder.

"Habt ihr den Geheimniswahrer schon gewählt?", wollte Harry nach einiger Zeit wissen. "Ja.", antwortete er einsilbig. "Und, wer ist es?", harkte der Schwarzhaarige gespannt nach. "Draco Malfoy."
 

"Mum, mit welchem Zauberspruch kann man prüfen, ob Dianthussträucher Distelpocken haben?" Bill brütete tief über eine Gesundheitszeitschrift seiner Mutter gebeugt an einem Kreuzworträtsel und stellte zum wiederholten Male fest, dass er von Kochen und Haushalt keinen blassen Schimmer hat. Er verbrachte das Wochenende bei seiner Mutter und seinen Geschwistern im Fuchsbau, weil er ein paar Tage Urlaub genommen hatte und dem lauten Stadtleben für kurze Zeit entfliehen wollte.

Molly blickte ihn entrüstet an. "Bringt man euch so etwas denn nicht in Hogwarts bei?! Das ist doch nun wirklich einer der einfachsten Zaubersprüche, den es gibt. Man sollte doch wirklich meinen, dass ein Mann von 28 Jahren mindestens die Grundkenntnisse eines geordneten Haushalts kennt. Also die Jugend heutzutage! Und da soll sich noch mal einer wundern, dass du immer noch nicht verheiratet bist..." "Mum! Fang nicht schon wieder damit an. Und beschwer dich jetzt bloß nicht noch über meine Haare." Molly hatte gerade ihren Kochlöffel weggelegt und war einen Schritt auf ihren ältesten Sohn zugegangen und wollte gerade nach dessen zerzausten Zopf greifen, als der Rothaarige sich erhoben hatte und zur Tür gegangen war, damit das Gespräch nicht wieder in einer lauten Diskussion und schließlich in einen Streit eskalieren konnte.
 

Harry starrte ihn mit offenem Mund an. "Das ist nicht dein Ernst?!", rief der Jüngere geschockt und ein wenig zu laut. "Doch, Harry. Ich weiß, du kannst ihn nicht leiden...", versuchte Albus zu erklären. "Ich hasse ihn.", warf der Jüngere ein, "und das zu Recht!" "..., Minerva war anfangs auch entsetzt. Doch ich konnte auch sie überzeugen.", berichtete der alte Mann gelassen. "Wie kommst du auf Draco Malfoy? Er ist der Sohn eines Todesser, hast du das schon vergessen?", wollte Harry wütend wissen und erhob sich. "Mein Gedächtnis funktioniert noch einwandfrei, trotzdem danke für die Erinnerung. Aber Lucius ist tot.", Dumbledore saß noch immer ruhig auf seinem großen Stuhl, während Harry unruhig durch das Büro lief. "Ich fass es nicht. Malfoy, wieso gerade Malfoy?", dachte er laut und erzürnt. "Ich habe meine Gründe und wenn du dich wieder hinsetzt, kann ich sie dir auch in Ruhe erklären. Vielleicht wirst du dann begreifen...", machte Dumbledore ihm ein Angebot. Der Jüngere schüttelte den Kopf, so als wäre er in einem Traum, er konnte es nicht glauben, er wollte es nicht glauben. Nach ein paar Runden hatte er sich soweit beruhigt, dass er sich wieder hinsetzte.

"Es war nicht leicht einen passenden Geheimniswahrer zu finden.", begann Dumbledore, "als erstes habe ich natürlich überlegt, ob es möglich wäre, wenn ich selber Geheimniswahrer wäre. Doch ich bin nach langer Zeit zu dem Entschluss gekommen, dass das kaum etwas bringen würde. Denn wie wir eben schon besprochen haben, ich bin alt und ich werde wahrscheinlich nicht mehr lange leben. Dann müsstet ihr nach meinem Tod sofort einen neuen Geheimniswahrer wählen und ständet somit vor der gleichen schweren Entscheidung. Es wäre nur eine Verzögerung.

Dich wollte ich mit dieser Bürde nicht auch noch belasten. Du hast dein ganzes Leben lang schon genug unter Voldemort gelitten.

Severus und Remus haben sich freiwillig angeboten, doch ich konnte auch damit nicht einverstanden sein. Du weißt genauso gut wie ich, dass auch sie schon genug mitgemacht haben.

Irgendwann hat sich dann die Idee in meinem Kopf festgesetzt, dass es jemand Jüngeres sein muss, jemand, der noch lange lebt und stark genug ist die Belastung auszuhalten." "Malfoy ist vielleicht jung, aber er ist weder stark, noch gut. Er wird das Geheimnis sofort weiter erzählen.", warf Harry aufgebracht ein. "Das zeigt mal wieder, dass man nicht klar denken kann, wenn man wütend ist, Harry. Draco hat den unbreakable Vow darauf geschworen, dass er niemandem Alex' Identität verrät. Das ist ja gerade das Brilliante. Er kann es keinem erzählen, sobald er den Namen Alex' oder seinen neuen Namen und dabei an Voldemort oder dessen Sohn denkt, wird ihm die Sprache verschlagen und wenn er es doch irgendwie zustande bringt, wird er sterben.", erzählte Dumbledore tonlos. "Das hört sich so an, als hättet ihr den Spruch schon auf ihn gelegt?", warf der Schwarzhaarige skeptisch ein. "Vorgestern Nacht.", gab der andere zu. Harrys Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze. "Wie kann du ihm vertrauen?!", schrie er ihn aufgebracht an und knallte seine Faust auf den Tisch, "er wird einen Weg finden."
 

"Sie ist heute echt wieder unmöglich!", fauchte Bill wütend, als er die Tür hinter sich zuknallte und sich mit lauten Schritten von dem Haus entfernte. "Lucy, Lucy, komm wirf zu Daddy!", hörte er von weitem seinen Bruder rufen. Er folgte der Stimme und landete auf dem selbst erbauten Quidditchfeld der Familie Weasley - er und sein Bruder Charlie hatten es eigenhändig mit ihrem Vater vor bestimmt schon 18 Jahren aufgebaut unter kleiner Unterstützung von Fred und George, die damals zwar erst 5 Jahre alt gewesen waren, doch schon immer für Quidditch begeistert waren. Percy hingegen, der zu dem Zeitpunkt gerade lesen gelernt hatte, saß von früh bis spät im Schatten der alten Eiche, 15 Meter vom Spielfeld entfernt, und hatte wie besessen alle Bücher gelesen, die er in die Finger bekam. Bill erinnerte sich nur zu gerne an die schönen Zeiten. Es kam ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen. Er hörte noch immer die Mücken surren, die ihnen damals um die Köpfe herumgeschwirrt waren und einiges lästiges Jucken verursacht hatten. Und doch war dieser Sommer wunderbar gewesen. Es war der Sommer, in dem er nach Hogwarts gekommen war. Der kleine Ron war damals immer um alle herum gelaufen und über jeden Stein und Ast gestolpert, der ihm den Weg versperrte und wenn mal keiner dalag, waren ihm seine eigenen Füße im Weg und er fiel trotzdem hin, sodass Molly alle 5 Minuten vom Gemüsebeet oder aus dem Haus herüberkommen musste, weil Ron jedes Mal ein riesen Geschrei veranstaltet und sich nur von seiner Mutter trösten gelassen hatte . Der kleine Timmy kam halt ganz nach seinem Vater. Der Rothaarige schmunzelte. "Bill, pass auf! Bill!"
 

"Es gibt keinen Weg sich von den miteinander verbundenen Flüchen zu befreien!", sagte Dumbledore tonlos und fügte hinzu, "außerdem habe ich Draco entscheiden lassen, ob er Geheimniswahrer werden möchte oder nicht?!" Dumbledore trank einen Schluck Tee und wartete Harrys Reaktion ab, dieser verdrehte entsetzt und genervt zugleich die Augen. Das war wie ein Alptraum: unfassbar und grauenvoll. Seit wann machte Dumbledore, sein Vorbild, Geschäfte mit seinem Erzfeind? "Draco wusste, dass es kein Zeichen des Vertrauens ist, dass ich ihm das Angebot gemacht habe. Dennoch hat er es nach einigen Minuten angenommen. Zeigt das nicht, dass er bereit für etwas Neues ist, dass er sich vielleicht sogar schon verändert hat, Harry?", versuchte der Ältere dem Jüngeren weiterhin seine Entscheidung zu erklären. "Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen. Merkst du denn nicht, dass er das nur macht, um dein Vertrauen zu gewinnen, nur um dich später auszunutzen, zu hintergehen, wie er es bisher immer getan hat?!", warf der Schwarzhaarige ein, "ein böser Malfoy kann sich nicht ändern."

"Du glaubst also, dass alles Böse schon immer böse war und alles Gute immer schon gut war? Dann wäre die Evolution stehen geblieben, Harry. Alles ist veränderlich, auch Draco Malfoy." "Du hast schon immer nur das Gute in Menschen sehen wollen." "Nein, ich glaube nur an das Gute im Menschen, das ist ein deutlicher Unterschied! Deine Gefühle gegenüber Draco blockieren deinen klaren Menschenverstand, du willst nicht, dass er gut wird und deswegen bestehst du darauf, dass er so ist wie sein Vater."

Harry trank einen großen Schluck Tee und noch einen, schließlich war die halbe Tasse leer. Er dachte nach, einige Minuten lang, in denen absolute Stille in dem Büro herrschte. "Vielleicht hast du Recht - wie sooft. Ich kann mir einfach keinen guten, netten Malfoy vorstellen.", gab er schließlich leise zu, "aber warum tust du das für ihn? Wieso willst du ihm helfen? Er ist nicht länger dein Schüler." "Warum wohl? Auch wenn er nicht mehr auf diese Schule geht, so unterstütze ich ihn doch gerne, falls er wirklich die Seite wechseln will. Ich vertraue ihm noch lange nicht und ich habe dir eben schon erklärt, was unter anderem dafür spricht, dass er Geheimniswahrer von Voldemorts Sohn ist. Doch er kann durch diese durchaus nicht leichte Aufgabe lernen, dass er sich mit Leib und Seele unseren Werten verschreiben muss, wenn er wirklich die Seite wechseln will. Außerdem zeigt es seinen guten Willen, denn er hätte die Aufgabe auch einfach ablehnen können. Niemand hat ihn dazu gezwungen sie zu übernehmen. Und ohne die Aufgabe wäre sein Leben um einiges leichter!", berichtete Albus wieder ruhiger und legte seine feingliedrigen Hände auf den hölzernen Schreibtisch. "Solange ich ihn nicht mögen muss...", Harry verzog eine angeekelte Miene. Dumbledore nickte verstehend, damit wäre das geklärt. "Ein Drop?", er hielt ihm eine Packung mit Bonbons entgegen. Der junge Mann griff wortlos zu.

"Da ist noch was, das ich dich schon seit längerem fragen wollte.", begann Harry nach einiger Zeit des Schweigens erneut. Sein ehemaliger Schulleiter sah ihn fragend an. "Worum geht es?", wollte er zufrieden wissen. "Um Godric's Hollow, genauer gesagt das Grundstück meiner Eltern.", erklärte er zaghaft. "Es gehört dir, falls du das wissen willst? Hast du vor dort zu wohnen?", Dumbledores Neugier war geweckt. "Es reizt mich schon... Ich meine, es ist irgendwie mein Zuhause, das Zuhause meiner Eltern. Verstehst du? Aber im Moment noch nicht,... vielleicht irgendwann in der Zukunft.", sagte er nachdenklich und verharkte seine Finger, "du hast doch einen Illusionszauber über das Gelände gelegt. Mich würde interessieren, was für einen? Was sehen die Muggel, wenn sie dort vorbei gehen?"
 

*DOING*

"Aua!", rief Bill und noch während er sich den Kopf rieb, schaute er ärgerlich nach oben. "Ich hab doch gerufen, dass du aufpassen sollst", schrie ihm ein Mädchen entgegen, das kurz danach elegant neben ihm mit ihrem Besen landete. "Könnt ihr denn nicht aufpassen? Ich dachte, du wärst gut in Quidditch, Ginny, da müsste man doch erwarten, dass du dein Ziel nicht soweit verfehlst", schimpfte er und ertastete an der, vom Quaffel getroffenen Stelle seines Kopfes, eine immer dicker werdende Beule. "Das war nicht Ginny, Bill", antwortete ihm stattdessen Fred, der auf der anderen Seite seines älteren Bruders von seinem Besen stieg. In dem Moment bemerkte der 28-Jährige zwei kleine Gestalten um seinen Kopf herumschwirren. "Ich war das. Tut mir leid, Onkel Bill", hörte er eine reuevolle Kinderstimme. "Das sah lustig aus", rief das andere kleine Mädchen und kicherte los. Dann hielt es auch ihre Schwester nicht mehr aus und brach in Gekicher aus und schaute ihn nicht mehr mit dieser fast schon überzeugenden Unschuldsmiene an. "Jaimee, Lucy, ihr seid echt unmöglich! Und du, Fred, meinst du nicht, die beiden sind noch ein wenig zu jung um Quidditch zu lernen?" "Um Spaß zu haben, war noch niemand zu jung und ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen, Bruderherz." "Hey, ihr beiden, hört auf damit", Bills Stimme klang noch ärgerlicher. Denn die beiden Zwillinge flogen immer wieder im Kreis um ihren Onkel herum und lachten dabei so viel, dass sie Mühe hatten sich auf dem Besen zu halten. Der Rothaarige wollte eine von ihnen packen, doch die Kleine entwich ihm flink und lachte nur noch lauter.

"Lucy, Jaimee, jetzt reicht's! Kommt runter oder ihr geht rein", ermahnte ihr Vater die beiden, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. Seine Kinder waren ihm doch wirklich sehr ähnlich, was nicht immer gut zu heißen war. Schließlich waren er und sein Zwillingsbruder Meister der Streiche und Scherze.

Die beiden 5-Jährigen setzten mit ihren Füßen auf dem Boden auf, denn sie hatten keine Lust ins Haus zu gehen, wo es hier draußen viel mehr Spaß machte, ihr Kichern konnten sie sich jedoch immer noch nicht verkneifen.

Bill schüttelte nur den Kopf, musste jedoch auch lächeln. Den beiden konnte man eben doch nicht böse sein. Während Ginny, Fred, Jaimee und Lucy wieder höher zu den Ringen flogen und ihr Spiel, soweit man dies mit den Kleinen so nennen konnte, fortsetzten, machte sich Bill zurück auf den Weg zum Haus, denn er wollte noch einmal mit seiner Mutter reden, in der Hoffnung, dass es nicht wieder in einen Streit ausartete.
 

"Eigentlich", begann Albus und zupfte sich an seinem langen, weißen Bart, "ist es ein normaler Illusionszauber, oder eher gesagt, es war ursprünglich einer. Ich habe vor ein paar Jahrzehnten so an ihm herumgebastelt, dass ich nachher einen Zauber entdeckt hatte, der eine Illusion nur für Muggel erzeugt; Zauberer können den wahren Platz der Verwüstung sehen." "Kannst du mir beibringen, wie man Zaubersprüche so abändert, dass sie anders funktionieren?", fragte Harry interessiert, seine Wut hatte er vorerst vergessen. "Alles der Reihe nach, Harry.", lächelte der Schulleiter, "nachdem deine Eltern damals von Voldemort umgebracht worden sind, bin ich noch nach Hagrid dort gewesen. Du weißt ja, dass das Grundstück an der Ortgrenze liegt?! Vorher war es durch einen Geheimniswahrer geschützt gewesen." "Wurmschwanz!", Harrys Stimme war bitter und kalt. Dumbledore nickte und fuhr fort, "doch nach Peter Pettygrews Verrat ist es mir gelungen den Zauber aufzuheben. Ich hatte ja vorher schon gewusst, dass wir einen Verräter im Orden hatten und hatte mich so lange darauf vorbereitet im Notfall auch ohne Anwesenheit des Geheimniswahrers dessen Geheimnis zu zerstören. Frag mich nicht nach dem Zauber, Harry. Er ist zwar sehr mächtig, doch er ist auch furchtbar gefährlich und von schwarzmagischer Natur. Es hat mich sehr viel Kraft gekostet und seit jenem Abend sind meine Haare komplett weis.", er wies auf sein langes Haar, das keine einzige dunkle Strähne mehr vorwies, "ich möchte ihn nicht wieder verwenden und ich werde ihn auch nicht noch einmal brauchen!

Um zur Illusion zurück zu kommen, für Muggel ist das Gelände heute mit drei Meter hohem stählernen Stacheldraht umrandet - sie spüren eine Art harmlosen Elektroschock, wenn sie die Illusion berühren - hinter dem Zaun ist die Illusion in all den Jahren zu einem undurchdringbaren Urwald heran gewachsen. Zu Beginn musste ich natürlich eine Illusion des ursprünglichen Hauses erschaffen, damit keinem der Unterschied auffiel. Erst im Lauf der Zeit ist die Natur, wenn auch etwas schneller als normal, wild gewachsen, das Haus ist verschwunden, seit das Gestrüpp blickdicht ist."

Harry trank seine Tasse stur leer, auch um sich davon abzuhalten erneut auf den Zauber mit dem Geheimniswahrer einzugehen. Es kitzelte ihn und irgendwie beruhigte es ihn, dass Dracos Geheimnis im Notfall auch wieder gelüftet werden konnte. Er würde zu gerne wissen, wie, doch er wusste auch, dass Albus es ihm nicht verraten würde und er auch nicht weiter auf das Thema eingehen würde.

"Du solltest langsam von den Ereignissen loslassen, die in der Schule zwischen dir und Draco Malfoy vorgefallen sind.", sagte sein ehemaliger Direktor leise. Harry hob seinen Blick, den er zuvor auf seinen Tee gerichtet hatte, und blickte den Älteren eindringlich an. "Ich mag es nicht, wenn du in meine Gedanken eindringst.", zischte er ebenfalls leise und auch konzentriert. "Ich brauchte nicht in deinen Kopf einzudringen um zu wissen, woran du denkst, ich konnte es an deinem Gesicht ablesen.", erwiderte Albus Dumbledore lächelnd, "du konntest deine Wut noch nie gut verstecken, Harry, im Gegenteil zu deinen guten Gefühlen." Harry bekam leicht rote Ohren, zuckte jedoch nur mit den Schultern. Er hatte seine Konzentration wieder fallen gelassen, wenn Dumbledore nicht wollte, dass man seine Gedanken erfuhr, hatte es keinen Sinn es dennoch zu versuchen. "Du musst dich nicht mit ihm anfreunden, aber versuch ihn nicht länger als Rivalen zu sehen.", schlug er vor. Der Schwarzhaarige blickte ihn nachdenklich an: "Ich weiß nicht, ob ich das kann?!" "Einen Versuch ist es wert, nicht?" Harry zuckte mit den Schultern.

"Was wird eigentlich mit Alex nach der Seelenreinigung heute Abend?", fragte er, während er aufstand. "Er bekommt einen neuen Namen und wird adoptiert werden. Ich möchte ihn nicht wie seinen Vater ins Heim stecken. Hättest du vielleicht eine Idee, wer seine zukünftigen Eltern sein könnten?", fragte Dumbledore.
 

"Mum?" Bill öffnete langsam die Tür, die zu Küche führte. Er sah seine Mutter am Tisch sitzen, sie hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und das Kochen der Magie überlassen. Molly schaute hoch, als sie die Stimme ihres ältesten Sohnes hörte, und blickte ihn an. "Tut mir leid, dass ich eben einfach weggegangen bin", fing er behutsam an. "Ist schon gut. Es war ja meine Schuld. Ich dachte nur, dass es mal Zeit wird, schließlich hat selbst Ron schon eine Familie gegründet." "Mum!" "Entschuldige", sie lächelte verlegen. "Ich werde schon noch die richtige finden", sagte er entschlossen und grinste. Er wusste da auch schon jemanden, mit dem er seine Zukunft verbringen wollte und es war Zeit, den ersten Schritt in diese Richtung zu tun.

Er setze sich auf einen Stuhl, ihr gegenüber, und blickte sie nachdenklich an. "Mum, wie lange, hast du gesagt, hast du nicht mehr mit Narcissa geredet?", fragte er irgendwann und versuchte die Nervosität zu unterdrücken, die ihn augenblicklich überkam. Seine Mutter musterte ihn skeptisch. "Fast dreißig Jahre", erwiderte sie in Gedanken verloren, "warum?" "Meinst du nicht...?", begann er, doch er wurde von dem Gebrüll seiner Nichten unterbrochen, die in dem Moment in die Küche stürmten. "Omi, wir haben Hunger!", riefen sie laut und tanzten um den Stuhl ihrer Omi rum.

Molly warf ihm noch einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf; sie konnten es auch nachher noch bereden.
 

Nach dem Essen, als Ginny auf ihr Zimmer gegangen war und Fred mit den Kindern in die Stadt gefahren war, ging Molly zögernd auf Bill zu, der auf einem Liegestuhl vor dem Haus lag und die Sonne auf seinen nackten Oberkörper scheinen ließ. Sie schaute ihn ein paar Augenblicke lang an, irgendwas sagte ihr, dass es Folgen haben würde, wenn sie das Gespräch mit Bill weiter führen würde.

Bevor sie noch einen Rückzieher machen würde, sprach sie ihren Sohn dann an: "Bill-Liebling?!" Der Rothaarige schreckte hoch und schaute seine Mutter fragend und in die Sonne blinzelnd an. "Was wolltest du mir vor dem Essen noch sagen?", wollte sie wissen und setzte sich auf die andere Liege, neben der seinen. Sie verflochte ihre Finger in einander, weil sie Angst hatte, dass ihr Sohn ihr ihre Nervosität ansehen würde. Der Rothaarige stellte die Lehne seiner Liege hoch, um etwas Zeit zu schinden. "Du meinst, wegen Narcissa Malfoy?", wollte er auch wirklich ganz sicher gehen. Sie nickte. Bill unterdrückte einen Seufzer. Er wusste auch nicht, was er hatte, er wollte es doch eigentlich so. Er hatte das Thema angesprochen. Doch ihm war zugleich auch nur zu deutlich bewusst, dass er sich mit dem Folgen auf schwieriges Terrain wagte.

"Würdest du Narcissa nicht gerne mal wieder sehen? Ich meine, ihr wart einige Zeit lang beste Freundinnen, ihr habt soviel zusammen durch gestanden.", erklärte Bill vorsichtig. Seine Mutter sah ihn irritiert an. "Wir haben uns so lange nicht gesehen...", warf sie unsicher ein, während sie sich fragte, wie ihr Sohn auf solche Ideen kam. "Gerade deswegen solltet ihr euch vielleicht mal wieder treffen. Und es gibt jetzt ja auch keinen Grund mehr dagegen.", meinte er und dachte dabei an Lucius Malfoy. Sie zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Cissa hat sich mit Sicherheit verändert und ich kann mir nicht vorstellen, dass Lucius Malfoy einen guten Einfluss auf sie gehabt hat. Und ich habe mich auch verändert. Was ist, wenn wir uns auseinander gelebt haben?", fragte sie und sah ihren Sohn hoffnungsvoll an, als könnte er ihr ihre Sorgen vernichten. "Ihr habt euch einst so gut verstanden, warum sollte sich das geändert haben? Ihr seid immer noch die Gleichen. Und du wirst auch niemals erfahren, wie sie ist, wie es ihr geht, wenn du sie nicht besuchst?!", argumentierte Bill, während er selbst an seiner Entscheidung zweifelte. Ihr Mutter und Narcissa sollten sich seiner Meinung nach wirklich mal wieder treffen, sie hatte im Krieg schlimme Zeiten erlebt. Es würde seiner Mutter gut tun mal wieder eine richtige Freundin zum Reden zu haben. Klar, hatte sie die alten Ordensmitglieder, doch die Frauen dort waren fast alle jünger als sie. Ein ganz anderer Jahrgang, der anderes erlebt hatte.

"Ich hab mir überlegt, dass du ja mal einen Ausflug nach Malfoy Manor machen könntest. Meinst du nicht?", gab Bill schließlich seine Idee preis. Molly schaute ihren Sohn nicht an, sondern blickte weit in den Wald hinaus und dachte nach. Seine Argumente waren gut und sie musste sich selbst eingestehen, dass sie Narcissa gerne einmal wieder sehen würde. Doch sie hatte auch Angst vor diesem Treffen. Sie hatten sich so viele Jahre nicht gesehen, so vieles hatte sich verändert. "Ich kann auch mitkommen, wenn du das möchtest?", schlug Bill vor, dann könnte er Victoria endlich mal wieder sehen und sein Plan würde aufgehen. Seine Mutter sah ihn ungläubig an. "Du bist so erwachsen, Bill.", lächelte sie ihn an und fuhr ihm durch sein langes Haar. Er lächelte diesmal zurück. "Vor 28 Jahren lagst du noch klein und hilflos in meinen Armen, und jetzt...?!", erinnerte sie sich gerührt. "Mum, du weichst vom Thema ab.", grinste er sie an. "Ich weiß.", grinste sie zurück, "würdest du wirklich mitkommen?" Er nickte und legte ihr beruhigend seine große Hand auf die ihre. "Okay, dann lass uns gehen.", willigte sie ein.

Der Rothaarigen betrat mit einer Hand voll Flohpulver den Kamin im Wohnzimmer, warf noch einen Blick auf seine Mutter, die ihm versprochen hatte ihm direkt zu folgen und nicht zu kneifen, denn er wusste, dass sie Angst vor diesem Treffen hatte. Aus diesem Grund hatte sie ihn auch gebeten zuerst zu gehen. Er ließ das Pulver fallen und rief deutlich "Malfoy Manor".
 

Fortsetzung folgt

Neckereien und Streitereien

Hey... wir wissen, wir sind wie immer spät dran. Aber daran müsstet ihr ja eigentlich mittlerweile gewöhnt sein ^^. Danke, dass ihr uns trotzdem Kommis schreibt =).

jetzt wünschen wir euch schöne Ferien und viel Spaß beim Lesen!

ciao lg Sue Black und Darc Angel


 

9. Neckereien und Streitereien

Harry schloss die Tür des kleinen Farmhauses auf und betrat sein Zuhause. Noch bevor er sich komplett ausgezogen hatte, kam ihm Sam entgegen gelaufen. „Daddyyyy.“, quietschte sie vergnügt und warf sich ihrem Vater in die Arme. „Na Sammy, wie war das Einkaufen mit Mama?“, fragte er und hob sie auf seinen Arm, während er mit der anderen seinen Umhang an die Garderobe hing. „Ich habe den neuen Flyaway 500 gesehen.“, teilte sie ihm strahlend mit, „den will ich haben, Daddy, bitteeeee.“ Harry lächelte sie an, hätte er in ihrem Alter schon gewusst, dass er ein Zauberer war, hätte er auch nichts lieber gemacht als fliegen – das hatte sich bis heute nicht geändert. „Vielleicht schenkt das Christkind dir ja einen zu Weihnachten, wenn du lieb bist?!“, schlug er vor. „Das dauert aber noch sooo lange.“, schmollte sie. „Du hast doch einen Besen, Sammy-Schätzchen, ich kaufe mir auch nicht jeden Monat einen neuen.“, argumentierte er ruhig,

„was habt ihr denn sonst noch gemacht?“ Der Themawechsel funktionierte und ein Strahlen schlich sich auf das kleine Gesicht. „Wir haben was für das Baby gekauft und ich habe es ausgesucht.“, erzählte sie stolz.

„Sam, komm bring Daddy mit in die Küche, wir können die Leckereien aus der Bäckerei essen.“, ertönte Hermines Stimme. Die Dreijährige zappelte so lange, bis er sie runter ließ und sie schnell in die Küche lief. Harry ging ihr zufrieden hinterher, es war immer eine Freude ihr beim Laufen zu zusehen. Kleine Kinder hatten irgendwas an sich, er könnte Sam den ganzen Tag lang beobachten und ihm würde trotzdem nicht langweilig werden. „Ich hab schon gehört, ihr hattet viel Spaß.“, begrüßte er seine Frau und gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. „Hast du gut geschlafen?“, wollte sie nickend wissen. „Ja, danke.“, erwiderte er lächelnd,

„wann ist Alicia denn soweit?“ „Sie hat Übermorgen Termin, aber ich habe von Fred erfahren, dass George meinte, dass es ihr wohl noch ganz gut ginge. Genauer gesagt, würde sie den armen George wohl die ganze Zeit durch die Gegend scheuchen.“, berichtete sie leicht grinsend, sie erinnerte sich noch zu gut an ihre Schwangerschaft.

Harry war abends meistens erschöpfter gewesen als sie und sofort eingeschlafen, während sie Stunden lang wach lag. Es war eine harte Zeit gewesen. Sie war entsetzt gewesen, als sie schwanger geworden war. Sie war noch so jung, es war nicht geplant. Sie wollte das Kind eigentlich gar nicht. Sie hatte nie mit Harry darüber geredet, aber sie hatte ernsthaft über eine Abtreibung nachgedacht. Alle hatten gedacht, dass es ihr wegen ihrer schwierigen Schwangerschaft schlecht ginge, niemand wusste, wie viel wirklich dahinter gesteckt hatte. Das schlimmste daran war gewesen, dass sie mit niemandem darüber hatte reden können, weder mit Ginny, noch mit Ron und auch nicht mit Harry. Als Harry ihr dann einen Heiratsantrag gemacht hatte, wäre sie am liebsten davon gerannt. Sie wollte ihre Jugend, ihre Freiheit und Karriere machen. Aber alle hatten ihr zu der Hochzeit geraten und sie wollte Harry auch nicht verlieren…

„Ist alles in Ordnung, Hermine?“, durchbrach Harrys Stimme ihre Gedankenwelt und sie spürte seine warme Hand leicht auf der ihren. Sie blinzelte kurz, bevor sie nickte. „Ich habe nur an die Schwangerschaft mit Sam gedacht.“, gab sie wahrheitsgemäß zu. Der Schwarzhaarige lächelte sie leicht an, bevor er ihr ein Teilchen anbot.
 

Bill trat aus dem großen Kamin in der gewaltigen Eingangshalle der Malfoys. Er strich sich eine Haarsträhne hinter das linke Ohr und betrachte gleichgültig den dargestellten Reichtum. Die ganze Halle war aus hellem und dunklem Marmor, genau wie die zwei edlen Treppen, die in die obere Etage führten. Über den Treppen war ein sehr großes Fenster, welches das malfoysche Wappen darstellte, den weißen Falken auf blutrot-schwarzem Grund. An den Wänden hingen trophäenartig die Köpfe von großen, wilden Tieren, wohl eine Hinterlassenschaft der Ahnen. Bill meinte sich erinnern zu können, dass mehrere Prozesse gegen Dracos Großvater vollzogen worden waren, wegen verbotener Jagd auf vom Aussterben gefährdete Geschöpfe und natürlich auf Muggel. Er zog die Nase kraus.

In dem Augenblick hörte er die Flammen erneut zischen und wandte sich wieder dem Kamin zu, aus dem gerade seine Mutter heraus stieg. Sie klopfte sich etwas Asche von ihrem Rock und musterte mit großen Augen ihre Umgebung. Sie schien noch niemals in Malfoy Manor gewesen zu sein, was er ihrem Gesichtsausdruck nach schloss.

„Was machen Sie denn hier?“, ertönte in dem Moment die Stimme einer Frau, die er zuvor schon einmal gehört hatte. Seine Mutter und er wandten sich den Treppen zu und blickten hoch zu ihr. Wie eine Todesfee stand sie vor dem malfoyschen Wappen, die paar Sonnenstrahlen, die durch das Weiß des Vogels aus Glas fielen, umspielten sie gespenstig und ihr dunkel braunes Haar hing lang und glatt an ihrem schmalen Körper hinunter. Auf ihre Art war sie wirklich schön, doch düster; sie wirkte wie eine schwarze Königin, wie Bellatrix Lestrange. Wie ein Blitz fuhr Molly das Bild von Sirius Cousine durch den Kopf, diese Frau war ihr genaues Ebenbild. Ihre Tochter? Sie kannte die junge Bellatrix, bevor sie nach Azkaban gekommen war, nur von einem Foto. Doch man könnte meinen, dass sie vor einem stand, wenn man diese Frau ansah in ihrer schwarzen Lederhose, spitzen schwarzen Stiefeln und einer tief ausgeschnittenen roten Bluse.

„Hat’s euch die Sprache verschlagen? Verschwindet, ihr habt hier nichts zu suchen.“, befahl sie wirsch und deutete auf den Kamin, aus dem sie gerade gekommen sind, „mich wundert’s, dass ihr überhaupt durch die Barriere kommen konntet.“, fügte sie leiser hinzu. „Wir wollen zur Hausherrin.“, erwiderte Bill selbstsicher, er ließ sich von Dracos Verlobten nicht einschüchtern. „Meine Mutter wird jemanden wie euch nicht empfangen.“, entgegnete die Brünette hochnäsig.

„Mit wem redest du denn da, Elizabeth?“, erklang eine andere Frauenstimme aus dem Hintergrund. „Unser unerwünschter Besuch wollte gerade wieder gehen.“, antwortete die Angesprochene und warf den Rothaarigen einen eisigen Blick zu. „Wollten wir nicht.“, widersprach der älteste Weasley ihr. Seine Mutter legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zum Rückzug zu bringen, doch er legte nur seine Hand auf ihre und brachte sie so zum Verweilen. Scheinbar von der Stimme angelockt erschien kurz darauf eine blonde Frau neben Elizabeth auf der Treppe. Bill merkte, wie seine Mutter bei dem Anblick neben ihm erstarrte und den Druck auf seinen Arm verstärkte. Auch sein Herz schlug schnell, sie sah bezaubernd aus. „Bill?“, erklang ihre Stimme überrascht. Der Rothaarige lächelte sie an und machte spaßhaft einen Knicks. Als er wieder aufblickte, erkannte er den Hauch eines Lächelns auf ihren Lippen. Ihre Lippen waren so schwach verzogen, dass es Menschen, die sie nicht kannten wie er es tat, wahrscheinlich nicht mal aufgefallen wäre.

„Danke, ich kümmere mich um unsere Gäste, Elizabeth.“, sagte die Blondine an ihre Stiefschwester gerichtet, die ein abfälliges Geräusch von sich gab und hochnäsig davon schritt. „Ist irgendwas passiert?“, fragte sie nun und kam elegant die Treppe runter. „Nein, nicht direkt. Wir würden gerne mit deiner Mutter reden, Vicy.“, erklärte er ihr, „darf ich vorstellen, das ist meine Mutter Mollandy Weasley, Narcissas Tochter Victoria Coltane.“ „Victoria Malfoy – ich habe meinen Mädchennamen wieder angenommen.“, sagte die junge Frau und reichte Molly kühl lächelnd ihre schmale Hand. Molly löste sich von ihrem Sohn und streckte ihr ihre vom Arbeiten raue, gebräunte Hand entgegen. Sie fühlte sich nicht schlechter, doch alleine das unterschiedliche Aussehen der Hände zeigte, dass sie auf gewisse Weise in anderen Welten lebten. „Molly!“, verbesserte die ältere Frau ihren Sohn und fragte: „Sie waren doch auch nach der Entführung bei uns, nicht wahr?“ Victoria nickte.

„Kommt, meine Mutter wird im Wintergarten sitzen.“, sagte Victoria und führte die beiden durch einige Gänge des großes Gebäudes, vorbei an Gemälden ihrer Vorfahren, Statuen, Trophäen, Marmorsäulen und großen, verzierten Fenstern.

„Mutter?“, fragte die Blondine im Wintergarten laut an. „Komm herüber, ich sitze auf der Bank am See.“, ertönte Narcissas Stimme. Molly erschauderte, ging aber gehorsam hinter der jüngeren Malfoy her, Bill bildete das Schlusslicht - auch um seine Mutter am Fliehen zu hindern. Er hatte sie noch nie so erlebt, sie war normalerweise nicht so nervös. Sie hatte lieber alles unter Kontrolle, doch hier war sie auf fremdem Terrain und sie wusste nicht, wie ihre ehemalige Freundin sich verändert hatte. Vielleicht war sie wie ihr Mann geworden?

„Wir haben Besuch, Mutter“, sagte Victoria, während sie die beiden Gäste durch die grüne Landschaft führte, die von einem Glashaus umgeben war. „Wer ist es denn?“, kein bisschen Neugierde klang in der Stimme mit, nur einfache Gleichgültigkeit. Mollys Haare stellten sich auf und sie warf ihrem Sohn einen verzweifelten Blick zu, doch dieser lächelte sie nur aufmunternd an und schubste sie sanft vorwärts.

In dem Augenblick erschien Victorias Mutter in ihrem Blickfeld. Sie saß auf einer schneeweißen Bank und blickte sie aus hellblauen Augen heraus an. Für einen winzigen Moment meinte Bill so was wie Überraschung oder sogar Freude in den Augen aufblitzen zu sehen, bevor wieder jegliche Gefühle daraus verschwanden. Scheinbar hatten sie es hier mit einer waschechten Malfoy zu tun, damit kannte er sich gut aus. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Victoria, die ihre komplette Aufmerksamkeit ihrer Mutter zugewendet hatte.
 

Es klackerte gegen die Fensterscheibe seines Büros, in das er nach dem Kaffeetrinken gegangen war. Er hob den Blick und entdeckte Dumbledores Eule draußen vor seinem Fenster sitzen. Er erhob sich, ging auf das Fenster zu und ließ das Tier hinein. Es flatterte gut erzogen auf den ausgestreckten Arm und ließ sich mit geschlossenen Augen kurz von ihm streicheln. Anschließend entfernte er die Pergamentrolle vom Bein der Eule und gab ihr einen Eulenkeks. Sie flog während der Wartezeit zu Hedwigs Käfig und trank etwas Wasser. Harry durchbrach das rote Wachssiegel von Hogwarts und entrollte die Nachricht.

„Harry,

du hattest gebeten, dass ich dir eine Nachricht wegen Alex Zustand schreibe. Letzte Nacht hat es zu lange gedauert, weswegen ich dir jetzt erst schreibe. Der Junge hat die Seelenreinigung überstanden. Er lebt und soweit Douglas McCaffrey es bis jetzt beurteilen kann, hat er keine Schäden davon getragen. Noch liegt der Junge – wir können ihn nun nicht mehr Alex nennen – im Koma. Sobald er erwacht, werden wir ihn auf den Namen Christopher magisch taufen.

Ich habe mit dem von dir vorgeschlagenem Paar geredet. Sie sind mit dem Vorschlag einverstanden. Sie werden den Jungen schon in wenigen Tagen adoptieren. Falls sie noch einen Zeugen brauchen für die Adoption, kann ich mich dann an dich wenden?

Ich schreibe dir, sobald es Neuigkeiten gibt.

Albus Dumbledore“

Harry rollte das Pergament wieder zusammen und schickte die Eule ohne Nachricht wieder zurück. Er musste es Hermine erzählen, er wollte sie nach ihrer Meinung fragen.
 

„Hallo Cissa“, begrüßte Molly ihre ehemalige beste Freundin lächelnd. „Du hast dich verändert.“, meinte die Blonde kühl in Hinsicht auf die Figur der anderen. „Du dich gar nicht.“, entgegnete diese unbeirrt. Bill warf Victoria einen fragenden Blick zu, so hatte er das eigentlich nicht geplant. Sie schien auch etwas unbeholfen und zuckte nur mit den Schultern. Ohne gefragt zu werden setzte die Rothaarige sich einfach neben Narcissa auf die Bank und lächelte trotz des entgeisterten Ausdrucks auf dem Gesicht der anderen Frau.

„Wir lassen euch allein“, warf Bill ein, packte Victorias Arm und zog sie mit sich, wovon sie nicht sonderlich erpicht war. Sie befreite ihren Arm von seiner breiten Hand und schritt hoch erhobenen Hauptes vor ihm her. Bill grinste ihren Rücken an. Sie hatte sich kein bisschen verändert, sie war noch genauso stolz und stur wie damals. Und auch aus diesem Grund empfand er für sie noch genau so wie damals.

Sie schaute sich den ganzen Weg ins Haus zurück nicht um, öffnete die Türen und ließ sie wieder zugehen, sodass Bill sie erneut öffnen musste, wenn er nicht schnell genug hinter ihr hereilte. Victoria ging auf striktem Weg in das ebenfalls riesige und aus Marmor gebaute Wohnzimmer und ließ sich auf dem teuren schwarzen Ledersofa nieder. Bill trug weiterhin ein Grinsen auf dem Gesicht, denn er war diese Ignoranz nur zu sehr von ihr gewohnt. Er setzte sich im Wohnzimmer gelassen neben sie und legte freundschaftlich seinen Arm um ihre Schultern. Keine Sekunde später hatte sie ihn jedoch schon entfernt. Sie funkelte ihn böse an, woraufhin er nur grinsend seine weißen Zähne offenbarte.

„Was hast du vor, Weasley?“, fragte sie und musterte ihn wachsam. „Ich? Ich will im Moment nur bequem hier auf dem Sofa sitzen und nett mir dir plaudern.“, meinte er und lächelte sie unschuldig an. „Dann kannst du mir ja sicher erzählen, was du hier willst? Deine Mutter hätte auch alleine kommen können!“, meinte Victoria und lehnte sich nach vorne, um etwas Platz zwischen sie zu bringen. „Hast du Berührungsängste?“, neckte er sie und zog sie geschickt in seine Arme. „William Weasley, lass mich sofort los.“, forderte sie mit kalter Stimme und versuchte sich mit Gewalt aus seiner Umarmung zu befreien. „Sonst was?“, wollte er grinsend wissen. „Du bist noch immer der gleiche, alte Macho!“, fauchte sie und trommelte gegen seine Brust. „Und du bist noch immer so schrecklich süß, wenn du dich aufregst.“, flüsterte er grinsend. Sie blickte ihn aus ihren silber-blauen Augen direkt an und schien abzuwägen, ob sie ihm für diese Aussage lieber eine Ohrfeige oder einen Kuss verpassen sollte. Doch Bill würde nie erfahren, wofür sie sich entschieden hätte.

Denn in dem Moment erklang eine verächtliche Stimme aus dem Türbogen: „Einen Weasley? Schwester, du kannst dir auch besseres Spielzeug leisten.“ Sie fuhren nicht wie auf geschreckte Teenager auseinander, doch Bill ließ zu, dass sie sich von ihm befreite und sich dem Neuankömmling zuwandte. „Hast du eigentlich nie etwas anderes zu tun, als Zuhause rum zu hängen, Draco?!“, fragte der Rothaarige genervt. „Was geht dich das an, du bist nicht mein Vater.“, meinte der Blonde verächtlich und fügte hinzu, „wie du schon sagtest, ich bin hier Zuhause und genauer gesagt, bin ich sogar der Herr des Hauses. Also, verpiss dich, du wirst nicht mehr gebraucht!“ Noch bevor Victoria ihrerseits etwas sagen konnte, war Bill bereits aufgesprungen und baute sich vor dem Blonden auf. Doch der Rothaarige war einige Zentimeter größer als dieser, doch im eigentlichen Machtkampf waren sie sich gewachsen – beide hatten ihren Zauberstab auf die Brust des Gegenübers gerichtet.

„Bill, Draco, hört auf!“, rief Victoria aufgebracht und kam mit ebenfalls gezücktem Zauberstab auf sie zu, „ihr benehmt euch wie zwei pubertierende Teeanger. Bill, du solltest dich nicht auf seinem Terrain mit meinem Bruder anlegen. Und Draco halt dich aus meinen Angelegenheiten raus.“ Sie erntete wütende Blicke von beiden, doch keiner der Männer sagte mehr einen Ton. Draco drehte sich sogar auf der Stelle um und verschwand tonlos aus dem Raum. Bill hatte es da nicht so einfach, er musste schließlich noch auf seine Mutter warten. So ging er stur an ihr vorbei und setzte sich erneut auf das Sofa.

Victoria verdrehte die Augen. Die meisten Männer ließen sich nicht gerne von einer Frau etwas sagen. Wieso mussten Bill und Draco gerade zu jener Sorte Männer gehören?! Oder lag es gar nicht daran? Sie unterdrückte einen Seufzer und ging zurück, um sich ebenfalls wieder auf das Sofa zu setzen. Bill unternahm jedoch keine weiteren Versuche mehr sich ihr anzunähern.

„Wieso müssen Weasleys nur so stolz sein?“, platzte es ihr nach einiger Zeit heraus. „Und das fragt gerade eine Malfoy!?“, entgegnete er mit hoch gezogenen Augenbrauen, „wo es doch keine stolzere Zaubererfamilie gibt als die Malfoys. Ihr handelt doch eher eures Stolzes wegen als mit Verstand. Wegen eurem Stolz fügt ihr euch selber oft Schaden zu. Euer Stolz lässt es nicht zu, dass ihr anderen vertraut, von anderen abhängig seid, andere liebt, obwohl sie euch lieben…“ Er verstummte und blickte ihr tief in die wunderschönen Augen. „Der Stolz der Malfoys… Euer Stolz macht euch unglücklich.“, endete er.

„Woher willst du das wissen?“, verlangte sie zu wissen. „Bist du etwa glücklich mit der momentanen Situation?“, fragte er ungläubig. „Ja.“ Er lachte sie aus. „Ich vergaß, Malfoys sind nicht nur stolz, sie zeigen ihre wahren Gefühle auch nie. Sie sind Angsthasen. Ihr habt Angst, dass euch jemand zu nah kommt; Angst davor verletzt zu werden; Angst, dass ihr einfach nur menschlich seid.“ „Wieso sollte ich denn nicht glücklich sein in der momentanen Situation. Ich habe alles, was ich brauche: ein Zuhause, einen Job, Geld, meine Familie.“, ging sie erst gar nicht auf seine Worte ein. „Und was ist mit: morgens voller Vorfreude aufwachen, mit der Sonne lachen, Spaß haben, jemanden lieben…?!“, schlug er vor. „Du bist ein Träumer, Bill Weasley.“, war das einzige, was sie darauf erwiderte. „Nein, Vicy, das bin ich nicht. Wenn du es nur zulassen würdest, würde ich dir zeigen, was es heißt glücklich zu sein?!“, ein trauriger Unterton schwang in seiner Stimme mit und er sah sie so voller Liebe an, dass sie seinen Anblick nicht ertrug und sich von ihm abwandte. „Wir hatten dieses Thema schon einmal. Und seit damals hat sich nichts, rein gar nichts, geändert, Bill.“, sagte sie tonlos. „Aber es ist doch egal, was andere davon halten…“, begann er. Sie blickte ihn aus verzweifelten Augen an. „Verstehst du denn nicht, ich kann nicht?!“, sagte sie und beugte sich vor zu ihm. Ohne Warnung drückte sie ihre zarten Lippen auf die seinen, die bereits zu einem weiteren Argument geöffnet waren. Sie küsste ihn nur kurz, aber dennoch war der Kuss irgendwie voller Emotionen. Doch bevor der Kuss richtig anfangen konnte, riss sie sich auch schon wieder von ihm los. „Es geht nicht, das musst du akzeptieren.“, flüsterte sie und mit Tränen in den Augenwinkeln rannte sie aus dem Raum.

Bill sah ihr noch immer geschockt hinterher. Zwar hatte sie nicht die Reaktion gezeigt, die er gerne gesehen hätte, doch ihre Reaktion berührte ihn auch. Nicht nur der Kuss, obwohl der auch wunderbar gewesen war. Aber er hatte gefühlt, in ihren Augen gesehen, dass sie mit sich selber kämpfte. Sie empfand mehr für ihn als nur Zuneigung, da war er sich sicher. Eine Malfoy war nicht so leicht zum Weinen zu bringen… Und ihr Abgang war auch absolut nicht malfoy-like. Doch solange sie ihren inneren Kampf nicht zu Ende gefochten hatte, würde er keine Chance haben. Sie war genauso dickköpfig wie er. Und dennoch wäre er ihr am liebsten nachgelaufen, wenn auch nur um sie in den Arm zu nehmen und ihr die Tränen aus den Augenwinkeln zu küssen. Er sehnte sich so sehr nach ihr. Er vermisste sie jetzt schon, ihre enorme Willenskraft, ihre Sturköpfigkeit, ihre Ignoranz, ihre heißen Küsse, ihre hitzigen Streitereien. Warum hatte er sie nicht festgehalten? Jetzt musste er alleine darauf warten, dass seine Mutter wieder kam. Wie lange das dauern würde, hing wohl davon ab, wie gut die ehemals besten Freundinnen sich jetzt verstanden…?!

Erst jetzt sah er sich genauer um, er saß wieder genau in dem gleichen Wohnzimmer, wie damals während der Entführung. Ob Victoria ihn mit Absicht wieder hier her geführt hatte?
 

Hermine legte den Brief zur Seite. „Willst du wirklich diese Adoption bezeugen?“, fragte sie skeptisch. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, Schatz.“, lächelte Harry sie an und legte seine Hand auf die ihre, sodass ihre vollkommen unter seiner verschwand, „er ist jetzt ein normaler kleiner Junge. Alexander Salazar Voldemort ist für immer tot.“ Sie schüttelte den Kopf. „Er wird nie ein normaler Junge sein, Harry. Die Kräfte ruhen weiter ihn ihm und seine Identität können sie nicht 100%ig löschen. Er wird immer eine Gefahr sein.“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Dumbledore weiß was er tut.“, versuchte er sie zu beruhigen. „Dumbledore ist auch nur ein Mensch, er kann sich auch irren. Ja, er ist ein großartiger, mächtiger und auch weiser Magier, aber du musst mal einsehen, dass er nicht Gott ist, Harry!“, fuhr sie ihn aufgebracht an. „Ich weiß, dass er nicht Gott ist.“, lächelte er gelassen und ließ sich von ihr nicht aus der Ruhe bringen, „du musst einfach nur etwas mehr an ihn und die Zauberei glauben?!“ Hermine entzog ihm ihre Hand, setzte sich hin und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Du verstehst nicht – ich werde mir immer Sorgen machen.“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Aber das ist doch normal, Eltern machen sich immer Sorgen um ihre Kinder.“, sagte er, trat hinter sie und legte sacht beide Hände auf ihre Schultern. „Das alles macht mich verrückt.“, gestand sie in ihre Hände redend,

„als ich noch nicht von meinen magischen Kräften wusste, habe ich ein normales Leben geführt. Manchmal wünschte ich, es wäre immer noch alles so friedvoll und sorglos. Verstehst du nicht, es wird niemals mehr so sein? In dieser magischen Welt wird niemals richtiger Frieden herrschen… Wir werden niemals in Frieden leben können.“ „Aber im Moment herrscht doch Frieden und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt.“, versprach Harry ihr. Sie stand abrupt auf und riss sich von ihm los. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass du in deiner eigenen, kleinen Welt lebst. Du scheinst dir die Sachen so zu Recht zu biegen, wie sie dir passen. Aber so funktioniert das Leben nicht. Dumbledore und du, ihr beherrscht nicht die Welt, ihr könnt nicht alles regeln. Das Böse wird es solange geben wie das Gute… Ich hab Angst, denn irgendwann wirst du brutal aus deinem Traum erwachen und dann ist es zu spät… Ich habe Angst, Harry, Angst um dich…“, damit drehte sie sich um und rannte aus der Küche.

Harry starrte ihr wie versteinert nach. Langsam sank er auf den Stuhl, auf dem sie kurz zuvor noch gesessen hatte. Was war nur mit Hermine los? Sie benahm sich in letzter Zeit irgendwie anders. Er sah sie nicht oft, obwohl das auch an ihm lag und wenn, dann stritten sie sich oft, genau wie gerade. Aber er hatte nicht gewusst, dass sie trotz des Friedens Angst um ihn hatte. Das war doch unsinnig. Alles war gut, Voldemort besiegt und sein Geist würde für immer in dem Körper des Kindes schlafen. Wieso also machte sie sich solche Sorgen? Er verstand es wirklich nicht.
 

Als er Schritte hörte, blickte er sofort auf und wandte seinen Kopf den Geräuschen zu. Gespannt wartete er und war erleichtert, als er schließlich die pummelige Figur seiner Mutter in der Ferne des Gangs erkannte. Augenblicklich erhob er sich. Er streckte seine Glieder, spürte wie einige Knochen knackten, nachdem sie sich solange nicht bewegt hatten, und dann gähnte er erschöpft. Er wusste nicht, wie lange er auf dem Sofa gesessen hatte, doch es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Zwar war das lederne Sofa bequem, doch Victorias Duft hing ihm noch in der Nase und dieses Haus hatte trotz Lucius Tod noch immer eine finstere Ausstrahlung.

Er ging seiner Mutter entgegen und musterte genau ihren Gesichtsausdruck, gespannt darauf wie das Gespräch verlaufen war. Seine Mutter lächelte ihn an, als sie ihn sah. „Ah, da bist du ja, Bill.“, begrüßte sie ihn. Er nickte grüßend. „Wollen wir gehen?“, fragte er. „Ja, es ist Zeit.“, antwortete sie und harkte sich bei ihrem ältesten Sohn ein. Verwundert blickte er auf sie her runter. Durch ihr braun-rotes Haar zogen sich vereinzelt graue Strähnen, doch es war noch immer so füllig, wie er es seit kleines Kind von ihr kannte. Ihre Haut war braun gebrannt und mit Sommersprossen übersäht von der Arbeit und sie hatte mehrere kleine Falten an den Augen, die ihr einen freundliches Aussehen verliehen. Ihr Mund zierte ein kleines Lächeln, sodass es ihm leichter ums Herz wurde, scheinbar hatte der Besuch zumindest ihrerseits Erfolg gehabt.

Doch erst als sie in der Küche des Fuchsbaus aus dem Kamin stiegen, fragte er nach. Sie lächelte und ihre Augen glänzten geheimnisvoll. „Cissa hat uns zum Kaffee eingeladen.“, berichtete sie und machte sich gleich daran das Abendessen für ihre Familie vorzubereiten. Bill zog überrascht eine seiner roten Augenbrauen hoch. „Wer ist uns ?“, harkte er vorsichtig nach. „Ginny und mich.“, erwiderte sie, während sie durch die Küche lief, „oder hast du etwa Interesse an einem Kaffeeklatsch mit fünf Frauen?“, fügte sie skeptisch hinzu. Er blinzelte einige Male, bevor er sich gefasst hatte und mit sicherer Stimme erwiderte: „Nein, danke. Der neuste Klatsch der Zauberwelt interessiert mich nicht wirklich.“ Molly lächelte ihn an. „Aber danke, dass du heute mit mir nach Malfoy Manor gekommen bist. Ich weiß nicht, ob ich das ohne dich geschafft hätte?!“, sagte sie ernst und drückte ihm eine selbst geerntete Möhre in die Hand. „Danke.“, meinte er überrumpelt und betrachtete das orange Etwas, „und das war doch selbstverständlich.“, er lächelte sie ebenfalls an. „Gut, kannst du schon mal den Tisch decken, Schatz?“, bat sie ihn und machte sich wieder an das Essen.
 

„Ich will aber nicht mit dahin, Mum.“, sagte Ginny zum vierten Mal. „Sei doch nicht so unhöflich, Ginevra, Cissa hat uns beide zum Kaffee eingeladen und du wirst mit mir dahin kommen.“, sagte ihre Mutter fest entschlossen und aß ruhig weiter. „Ich habe aber keine Lust mit Malfoys Verwandtschaft an einem Tisch zu sitzen, weder mit seiner Mutter – die wohl bemerkt Luzifer persönlich geheiratet hat – noch mit seiner Schwester – einer ehemaligen Todesserin – und am wenigsten mit seiner eingebildeten Schlampe – die sich seine Verlobte nennt.“, erwiderte Ginny wütend.

„Victoria war nie Todesserin.“, verteidigte Bill sie. „Dass du sie verteidigst, war ja klar.“, fuhr seine Schwester ihn an, „und dabei weißt du noch nicht mal, ob es stimmt, was du da sagst. Wenn man mit nem Todesser verheiratet ist, lebt man fast mit Voldemort unter einem Dach. Also wo ist da der Unterschied?!“ „Victoria ist keine Anhängerin Voldemorts!“, beharrte ihr ältester Bruder auf seiner Meinung. „… Liebe macht blind, Bruderherz.“, zischte sie und Fred konnte sich ein Lachen kaum noch verkneifen.

„Ich versteh dich nur zu gut, Schwesterchen. Mich würden auch keine 10 Drachen nach Malfoy Manor kriegen.“, sagte er und schaufelte sich eine große Portion Auflauf in den Mund. „Wenigstens einer…“, seufzte Ginny.

„Aber du kannst doch gar nicht wissen, wie es wird, Schätzchen. Du kennst die Malfoys doch gar nicht – außer vielleicht Draco.“, versuchte ihre Mutter es noch einmal nett. „Und ich habe auch kein Interesse sie kennen zu lernen, keine von ihnen. Malfoy bleibt Malfoy, egal ob männlich oder weiblich.“, versuchte Ginny verzweifelt ihrer Mutter ihre Sicht der Dinge verständlich zu machen, „ich find es echt toll, wenn du deine Freundschaft mit Misses Malfoy wieder aufleben lässt, aber bitte halt mich daraus?!“ „Es ist doch nur ein Nachmittag.“ „Das sind einige Stunden zu viel.“ „Aber Ginny…“ „Nein, Mum, ich will nicht.“ „Nur, dass du es nicht zu entscheiden hast. Wir sind eingeladen und du wirst morgen mit mir dahin gehen.“ „Ich bin kein kleines Kind mehr über das du bestimmen kannst!“, fuhr Ginny sie aufgebracht an. „Aber solange du unter meinem Dach wohnst…“, fing ihre Mutter laut an. „Schön.“, rief ihre Tochter dazwischen und sprang auf, „ich gehe. Ron wird solche Sachen nicht von mir verlangen – tschüss!“

Sie drehte sich um und ging festen Schrittes aus dem Raum, die Treppe rauf und packte ihre Sachen zusammen. Noch bevor Molly die Zimmertür magisch entriegelt hatte, war Ginny schon disappariert.
 

„Hey Kleines, was machst du denn hier?“, fragte Harry und wischte sich mit der Hand eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sam hat mir gesagt, dass du hier bist.“, erwiderte sie lächelnd und setzte sich auf einen Felsbrocken am Rande des kleinen Sees. „Ich komme gerne hier her… und heute musste ich mich abkühlen, falls du verstehst, was ich meine?“, er blickte sie fragend an und schwamm mit kräftigen Zügen auf sie zu. Sie nickte in Gedanken verloren: „Ich kenn das nur zu gut.“

„Was ziehst du denn so ein Gesicht? Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte er und kitzelte ihre nackten Füße, die sie ins Wasser getaucht hatte. „Stress mit meiner Mutter.“, meinte Ginny kurz angebunden und entzog ihm ihre Füße. Dann legte sie sich zurück und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. „Warum?“, wollte Harry ruhig wissen und massierte ihr beruhigend ihre Füße, die er wieder eingefangen hatte. „Oh, das tut gut.“, seufzte sie und schloss die Augen, „du hast ihre Geschichte über William Malfoy doch gehört?! Nun ja, sie war gestern Nachmittag bei Narcissa Malfoy.“ „Und?“ „Sie scheinen sich gut verstanden zu haben… denn Narcissa hat Mum und mich zum Kaffee eingeladen.“, erzählte sie. „Aber das ist doch toll.“, fand Harry und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ginny hob ihren Kopf und funkelte ihn böse an. „Ja, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Dracos Mutter, seiner Schwester und seiner ach so netten Verlobten an einem Tisch zu sitzen und mit ihnen zu plaudern.“, meinte sie und verdrehte genervt die Augen. „Hm… da hast du allerdings Recht. Ich meinte eher, dass es für deine Mutter toll ist ihre alte Freundin wieder zu haben…“, versuchte er sich aus der misslichen Lage zu befreien. Ginny nickte, bevor sie sich wieder hinlegte und ihren Kopf auf ihren Armen bettete. „Ich freue mich ja auch für sie. Aber dass sie mich zwingt mit ihr dorthin zum Kaffeetrinken zu gehen, geht einfach zu weit. Ich meine, ich bin längst erwachsen, sie hat kein Recht mehr mich wie ein Kind zu behandeln, oder?“, sie sah ihn verzweifelt aus ihren braunen Augen an. Harry lächelte sie an.

„Sicher, dass du kein Kind mehr bist??“, fragte er skeptisch und musterte sie unverhohlen. „Harry James Potter!“, sagte sie entrüstet, befreite ihre Füße aus seinen Händen und trat kräftig ins Wasser, sodass es nur so spritzte. Der Schwarzhaarige tauchte schnell unter, wartete einige Zeit, bevor er ruckartig auftauchte und eine Wasserwelle erzeugte, die über sie hinweg fuhr. „Na warte…“, ihre Augen funkelten gefährlich. Sie griff nach dem Saum ihres Trägerkleides und zog es sich kurzer Hand über den Kopf. Harry starrte sie geschockt an, als sie nur in Unterwäsche vor ihm stand und ihre helle Haut wie Elfenbein in der Sonne glänzte. Sie hatte Recht, sie war wirklich kein Kind mehr, wie er nur zu deutlich an ihren Körperformen sehen konnte.

Bevor er sich wieder gefasst hatte, war Ginny schon elegant ins Wasser geglitten und auf ihn zu geschwommen. Er blinzelte noch einmal, bevor er ihre Hände auf seinem Kopf spürte und kurz darauf Wasser in seine Lungen lief. Er hustete und spuckte unter Wasser – sie hatte es doch tatsächlich gewagt ihn unter zu döppen. Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Blitzartig schlang er seine muskulösen Arme um ihre Taille und zog sie zu sich unter die Wasseroberfläche. Ginny trat und schlug um sich, doch er ließ sich davon nicht abhalten und zog sie tiefer ins Wasser. Bis sie schließlich mit ihm auf Augenhöhe war und ihn böse anfunkelte. Er grinste sie an und formte mit den Lippen die Worte „Rache ist süß!“ Sie streckte ihm die Zunge raus und boxte ihm leicht in den Bauch. Doch das Wasser fing die Kraft des Schlages ab, sodass es sich fast so anfühlte, als hätte sie ihn gestreichelt. Harry nutzte ihre Unachtsamkeit, um sie noch tiefer runter zudrücken und tauchte dann auf. Er schwamm an den Rand und wartete darauf, dass sie wieder auftauchte.

In der Mitte des Sees stiegen immer größer werdende Luftblasen auf und schließlich durchbrach ein roter Haarschopf die Wasseroberfläche. Er hörte, wie sie prustete und Wasser spuckte, und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und blickte sich suchend nach ihm um. Er winkte ihr fröhlich zu, als sie ihn entdeckte. Ihr Gesicht wurde rot und sie zog ihre Augenbrauen zusammen, sodass sich dazwischen kleine Fältchen bildeten. „Du siehst aus wie ein kleiner Wasserteufel.“, neckte Harry sie lachend. „Und deine Haare stehen trotz der Nässe ab, als hätte Neptun dich mit einem elektrischen Dreizack getroffen.“, erwiderte sie grinsend und schwamm langsam auf ihn zu. „Ui, du weißt, was Elektrizität ist.“, konnte er nicht aufhören sie aufzuziehen. „Mein Vater konnte nicht drum rum mich aufzuklären.“, meinte sie zwinkernd. Harry lächelte sie an.

„Dein Vater war ein weiser Mann.“, wurde er plötzlich ernst. Ginny nickte traurig. „Ich vermisse ihn schrecklich. Manchmal, wenn etwas im Haus explodiert, denke ich, dass Dad wieder in der Garage mit Muggelsachen experimentiert. Doch jedes Mal, wenn ich dann in die Garage gehe, ist sie leer… Meistens ist nur eins von Freds Erfindungen in die Luft geflogen.“, vertraute sie ihm an. „Komm her, Kleines.“, sagte er mitfühlend und nahm sie in die Arme, „ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Das weißt du doch, ja?!“ „Ja, das weiß ich, Harry. Danke.“, sie gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Er lächelte sie an und sie lächelte leicht zurück.

„Du zitterst ja.“, stellte er erstaunt fest. Sie nickte. „Das Wasser ist kalt.“, behauptete sie bibbernd. „Du bist und bleibst ne kleine Frostbeule.“, lachte er, „los klettere schon raus und wärm dich in der Sonne. Ich schwimm noch ein paar Bahnen.“ Sie nickte und tat, wie er ihr geheißen hatte.

„Warum hast du eigentlich keinen Freund, Ginny?“, fragte Harry und stieg einige Minuten später neben ihrem Felsbrocken aus dem Wasser. Sie blinzelte ihn von unten an und bestaunte möglichst unauffällig seinen muskulösen Oberkörper, an dem das klare Wasser in kleinen Bächen runter rann. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte sie irritiert wissen. „Na, weil mir grade aufgefallen ist, wie wunderschön du bist.“, gab er ehrlich zu, „die Jungen müssen dir doch scharenweise hinterher laufen.“ Ginny errötete, was ihn zum Grinsen brachte. „Einmal habe ich mich auch in einen Jungen verliebt.“, gab sie mit wieder geschlossenen Augen zu. „Und warum ist daraus nichts geworden?“, wollte Harry wissen und legte sich ins Gras. „Er wollte nichts von mir.“, erzählte sie tonlos. „Vergiss ihn.“, meinte der Ältere daraufhin, „er ist es nicht wert, wenn er nicht gesehen hat, wie wundervoll du bist.“, lächelte er sie an und piekste sie in die Seite.
 

„Daddyyyy, Daddyyyyy.“- Rufe zerstörten die Stille der Natur und ließen Ginny und Harry hochschrecken. Kurz darauf sahen sie, wie Timmy und Sam zu ihnen gelaufen kamen. Ginny schlüpfte schnell in ihr Kleid und Harry zog sich eine Shorts über seine Boxershorts, nicht dass die Kleinen noch erzählten, sie hätten sie in Unterwäsche gefunden – dann würden wieder falsche Gerüchte entstehen. „Hier sind wir.“, rief Harry daraufhin, stand auf und winkte den beiden kleinen Kindern zu. Die Gesichter der Freunde leuchteten voller Aufregung, wie Ginny feststellte. „Was ist denn passiert?“, wollte sie wissen, als die zwei keuchend vor ihnen anhielten. „Tante Alicia…“, begann Timmy außer Puste. Sam unterbrach ihn, weil er ihr zu langsam war: „Das Baby ist da.“

Fortsetzung folgt

Kinder, Kinder

Hallo again. Ich weiß, es nun schon mehr als ein Jahr her, dass der letzte Teil hochgeladen wurde, irgendwie ist die FF ins Stocken gekommen. Bisweilen hat es sich so verändert, dass ich die FF nun alleine weiter schreibe und meine Sis, die früher immer mit geschrieben hat, wird von nun an noch betan.

Ich werde mich bemühen jetzt regelmäßig weiter zu schreiben.

also bis bald

Darc Angel
 

10. Kinder, Kinder

„Dann wollen wir dem Kleinen wohl mal einen Besuch abstatten.“, meinte er lächelnd. „Jaaaa.“, freuten sich die beiden und sprangen putzmunter um die Erwachsenen herum. „Hey, hey, nicht so stürmisch.“, lachte Ginny, als ihr Kleid von dem Wind, den die zwei erzeugten, leicht wehte. Harry lächelte sie an, erwischte Timmy am Hosenbund und warf sich das freudig quietschende Kind über die Schulter. „Mich kriegst du nicht.“, lachte Sam und rannte Richtung Haus davon. „Nimmst du ihn?“, fragte Harry an Ginny gewand. Als sie nickte, überreichte er ihr ihren Neffen, bevor er hinter dem kleinen Mädchen her rannte. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie die beiden beobachtete, während sie langsam hinterher ging.
 

Die kleinen Kulleraugen huschten von einem zum anderen Gesicht, als wollte er alles in sich aufnehmen. Sein kleiner Mund stand auf und sprachlos starrte er seine Verwandtschaft an. „Oh, endlich ist er mal ruhig.“, seufzte George und strich seiner Verlobten eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hast als Baby auch immer geschrieen.“, hatte Molly anzumerken, während sie mit einem stolzen Oma-Lächeln ihren bereits fünften Enkel betrachtete. „Woher willst du denn wissen, ob das nicht Fred war?“, versuchte der angeklagte, frische Vater sich zu verteidigen. „Weil du grüne Schühchen und Fred blaue trug.“, erwiderte seine Mutter, ohne die Augen von dem Neugeborenen zu nehmen.

Das kleine Baby lag in einer Wiege, die umzingelt von sämtlichen Familienmitgliedern, mitten im Zimmer stand. „Er sieht genau aus wie ich.“, meinte Fred spitzbübisch und alle lachten herzhaft über ihn, „der Kleine hat wirklich mein Gesicht.“, unterstrich er vollkommen ernst seine Meinung. Die anderen blickten sich nur an und lachten weiter, sodass Fred schmollte. „Dürfen wir ihn auch mal halten?“, fragte Jaimee, als Ginny den Kleinen aus der Wiege hob. „Dafür seid ihr, glaube ich, noch ein bisschen klein.“, vertröstete Harry die beiden und stupste mit seinem Zeigefinger die kleine Hand des Babys an. Reflexartig griff der jüngste Weasley zu und starrte Harry fesselnd aus seinen Äuglein an. „Ich glaube, er mag dich.“, sagte Ginny leise und lächelte ihn und das Baby an.

„Onkel Bill, ich seh nichts.“, quengelte Timmy und streckte seine Arme dem größten Weasley entgegen, als Zeichen, dass er hochgehoben werden wollte. Bill packte den Kleinen und schmiss ihn hoch in die Luft, sodass er begeistert quietschte. Sein kleiner Cousin machte es ihm begeistert nach. „Na, da hast du ihm ja was Tolles beigebracht, Timothy.“, lachte Alicia und lehnte sich erschöpft an ihren Verlobten. Rons Sohn blickte sie schuldig aus großen, treuen Augen an, sodass sie nicht umhin konnte ihn anzulächeln.

„Wie, hast du gesagt, hast du den kleinen Wonnepropen genannt?“, wollte Charly wissen. „Darmian Luke Weasley.“, antwortete sein jüngerer Bruder. „Ich habe so das Gefühl, dass es irgendwann in ganz Britannien nur noch Rotschöpfe gibt.“, stellte Harry fest, als er sich so im Raum umsah. „Dann streng dich an das zu verhindern.“, grinste Fred ihn an. Harry warf Hermine einen zugleich lächelnden und fragenden Blick zu. Das Lächeln, das sie ihm zurück schickte, verriet ihm nicht, was sie über den Vorschlag dachte. Doch er hielt es für schlauer, sie später, wenn sie alleine waren, erst wieder darauf anzusprechen. Stattdessen widmete er sich lieber wieder dem jüngsten Weasley.
 

Der Wasserspeier stand noch immer an dem gleichen Ort, wie bei seinem ersten Besuch. Die Spuren von dem Kampf mit Voldemort waren nicht mehr zu sehen, als hätte er niemals stattgefunden. Er warf eine Galleone über den Kopf des Elfen in das Wasser, bevor er schnurstracks zu dem Lift ging. Bis auf die Botschaften, die unter der Decke herum flatterten, war der Lift vollkommen leer.

Es war still in dem Gang, niemand schien hier zu sein. Die Wände kahl, keine Fenster. Seine Schritte quietschten leicht auf dem Boden. Erst als er die Tür öffnete, vernahm er Menschenstimmen.

„Ah, Harry, schön, dass du da bist. Dann können wir ja nun anfangen.“, begrüßte Dumbledore ihn. Harry begrüßte die Anwesenden lächelnd und trat in ihre Mitte. Zwischen Mandy und Dean stand er. Seine nachtschwarzen Haare waren gekürzt worden und seine Augen waren nicht länger violett, oder gar rot, sondern hatten einen angenehmen Braun-Ton. Zwar hatte seine Hautfarbe immer noch nichts Gebräuntes, doch allein seine andere Mimik verlieh ihm ein freundlicheres Aussehen. Neugierig blickte der Junge ihn an, ohne ihn zu erkennen. Dies war ein seltsames Gefühl für Harry, da normalerweise jedes kleine Kind ihn kannte, doch es hatte in diesem Fall etwas Beruhigendes. So lächelte er den Jungen an, bevor er sich zu dem Ministeriumsangestellten wandte.

„Da jetzt alle hier versammelt sind, kann die Adoptionszeremonie ja nun beginnen. Wenn ich richtig informiert bin, soll der hier anwesende Christopher – du bist fünf Jahre alt?“ Das Kind nickte eingeschüchtert von der Autorität des Mannes. „Also, der fünfjährige Christopher wird von Mandy und Dean Thomas adoptiert werden, richtig?“ „Richtig.“, antworteten Dean und Mandy wie aus einem Munde. „Und wer will diese Adoption bezeugen?“ „Das werde ich machen.“, meldete Harry sich zu Wort. „Und wie heißen Sie?“, fragte der Ministeriumsangestellte, während die Feder neben ihm Protokoll führte. Harry errötete leicht, er hatte ganz vergessen seinen Namen zu nennen, weil er es einfach nicht gewohnt war. „Harry James Potter.“, sprach er klar und deutlich. Der Mann nickte, ohne ihn weiter anzugucken.

„Tritt näher Christopher und seine zukünftigen Eltern bitte ebenfalls.“ Die drei Angesprochenen traten aus den wenigen Anwesenden hervor. „Mandy und Dean Thomas, wenn Sie Christophers Eltern werden wollen und ihn sein Leben lang lieben und umsorgen wollen, dann legen Sie bitte ihre Zauberstabhand auf den Kopf des Jungen.“ Beide folgten ohne zu zögern seinen Anweisungen. „Da das geklärt ist, darf ich nun um Ruhe bitten.“ Obwohl auch zuvor niemand etwas gesagt hatte, wurde seiner Bitte Folge geleistet. Der Ministeriumsbeamte legte seine Zauberstabsspitze an die Stirn des überraschten Jungen und murmelte, geheime Zaubersprüche. Währenddessen standen Harry und Dumbledore direkt dahinter und sahen der Szene interessiert zu, Draco stand etwas abseits in einer Ecke und lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt.

Nach einigen weiteren Sprüchen, Ritualen, Bewegungen und Harrys Bezeugung war die Adoption endlich vollendet und Mandy und Dean nahmen ihren Sohn in die Arme. Erleichtert stieß Draco sich von der Wand ab und verließ ohne ein Wort zu sagen den Raum. Beinahe blind wanderte er durch das Ministerium und disapparierte schließlich. Mehrere 100km westlich erschien er kurz darauf auf seinem Trainingsplatz wieder. Er brauchte jetzt den Wind, der seine Gedanken zur Seite fegte und seinen Besen, der ihm zu einem Stückchen Freiheit verhalf.
 

Wenigstens einer würde sie begleiten. Wenigstens einer, der genau wie sie rothaarig war und nicht blond. Sie versuchte es positiv zu sehen, doch es fiel ihr nicht leicht. Denn im tiefsten Inneren wusste sie, dass sie dennoch alleine war. Weil er längst dem blonden Charme erlegen war und nicht wegen seiner Schwester, sondern ihretwegen mitkam. Sie seufzte. Wie sollte sie diesen Nachmittag nur überstehen?

Ron hatte alle möglichen Leute gefragt, ob sie Ginny beistand leisten wollten. Denn er kannte den Dickkopf seiner Mutter nur zu gut und wusste, dass er nicht dagegen ankam. Der einzige, der schließlich zugesagt hatte, war Bill gewesen. Ginny war nichts Anderes übrig geblieben, als wieder nach Hause zu gehen und sich mit der Situation abzufinden, ob sie wollte oder nicht.

Sie schloss die Augen und stellte sich vor, was sie stattdessen alles machen könnte. Doch sie schaffte es nicht ein Lächeln auf die Lippen zu bekommen. Und sie befürchtete, dass ihre Mutter verlangen würde, dass sie sich benahm und lächelte. Lächeln, eine oder einen Malfoy anlächeln? Nach all dem, was der Jüngste der Sippe ihr in ihrem Leben angetan hatte, was er Harry angetan hatte.

Sie versuchte sich für ihre Mutter zu freuen, dass sie scheinbar eine alte Freundin wieder gefunden hatte. Aber musste es ausgerechnet eine Malfoy sein?
 

Irgendwie hatte Harry sich die Adoption pompöser, magischer vorgestellt. Aber vielleicht beruhte diese Vorstellungen noch aus seiner Zeit bei den Muggeln, die ein ganz anderes Bild der ihres Wissens nicht existierenden Zauberwelt hatten. Der Ministeriumsabgeordnete war nicht wild herum getanzt, hatte kein Feuer gebraucht und hatte auch keine lustig klingenden Formeln durch den Raum geschrieen. Stattdessen war alles ganz amtlich und schlicht abgelaufen, als wäre man in einem Muggelamt. Harry schüttelte den Kopf.

Eine Sorge war fast verschwunden. Christopher schien ein vollkommen neuer Mensch geworden zu sein, er wirkte ruhig und leicht verschüchtert. Von ihm ging keine gefährliche Aura mehr aus und auch in seinen Augen war nichts Böses mehr zu finden. Wenn alles gut ging, würde er von nun an eine normale Kindheit erleben und bei Mandy und Dean glücklich werden. Alles sprach dafür und die neuen Eltern schienen ihr Adoptivkind sehr gern zu haben. Der perfekte Start für eine glückliche Familie.

Harry apparierte nach Hause in der Hoffnung, dass ihm seine kleine Tochter in die Arme lief. Doch auf der Red Star Farm war es still. Verwundert sah er sich um, scheinbar war weder seine eigene, noch Rons Familie Zuhause.

Er kratzte sich am Kopf, als er an den Namen ihres Zuhauses dachte. Obwohl sich ihr Zuhause eine Farm nannte, gab es hier kaum Tiere. Da waren zum einen die Katzen, die den beiden Kindern gehörten, dann lebte hier noch Parvatis schwarzer Hengst Blitz und die Kuh Wilma. Man könnte Reiten lernen, nicht mehr auf der Milchkuh, sondern wenn sie älter waren, bekämen die Kinder Ponys und Harry hätte auch gerne selber ein Pferd. Nach seinen Ritten auf einem Hippogreif und einem Thestral konnte er sich doch vorstellen Gefallen am Reiten auf einem Pferd zu finden und auf seinem Rücken über die Wiesen zu galoppieren. Vielleicht Schafe, zum Rasenmähen und Milch geben, die waren ihm lieber als Kühe. Ein Wachhund wäre auch nicht schlecht, der müsste sich allerdings mit den Katzen vertragen. Für einen Teich mit Fischen waren die Kinder noch zu klein, wenn eines hereinfallen würde... nein, noch keinen Teich.

Mit diesen Gedanken ging er ins Haus.
 

Passend zur Kaffeezeit am nächsten Tag apparierten Molly, Bill und Ginny nach Malfoy Manor. Sie stiegen langsam die Treppen zum Portal hoch und betätigten schließlich den Drachenkopf der an der großen Tür befestigt war. Nach kurzer Zeit öffneten sich die Türen und Narcissa erwartete die Weasleys bereits in der Eingangshalle.

Ginny starrte mit möglichst nicht allzu großen Augen den Kamin, die Marmorgestaltung, die beiden Treppen die hoch in den ersten Stock führten und das Fenster. Es war das erste Mal, dass sie das Wappen der Malfoys erblickte und doch wusste sie sofort, dass es bei dem gefährlich aussehenden Falken auf blutrot-schwarzem Grund nur um das Jahrhundert alte Familienwappen handeln konnte. Noch bevor sie sich näher umgucken konnte, führte die Hausherrin sie aus der Halle.

Sie gingen endlos lange Flure entlang, alle aus Marmor, bogenförmige Türen, Gemälde von Vorfahren. Wäre die Atmosphäre nicht so kalt und würden die Gesichter auf den Bildern nicht so finster dreinschauen, hätte sie das Anwesen glatt als schön empfunden.

Narcissa brachte sie in einen lichtdurchfluteten Raum mit hoher Decke und einem langen, verzierten Tisch im Zentrum. „Setzt euch.“, sagte die blonde Frau und für Ginny hatte es was von einem Befehl, doch ihre Mutter reagierte ohne mit der Wimper zu zucken. Also tat ihre Tochter es ihr grimmig nach.

Wenige Minuten später tauchte eine junge Frau in der Tür auf. Nicht nur Bills Entzückung verriet ihr, dass es sich um Dracos große Schwester handelte, Victoria Malfoy. Diese ließ sich nicht anmerken, ob sie sich über Bills Anwesenheit freute oder nicht, doch sie begrüßte die drei Gäste freundlich, bevor sie sich hinsetzte. ‚Ich könnte das nicht.’, dachte Ginny bei sich, ‚jemanden lieben, bei dem ich nie irgendwelche Gefühle im Gesicht sehen kann. Da würde ich verrückt werden.’

Bis die letzten Hausbewohner eingetroffen waren, dauerte es noch einige Zeit. Schließlich hörte man das Tippeln kleiner Füße, die sich schnell näherten und dahinter die Schritte von Erwachsenen. „Mama.“, freute sich das kleine Mädchen. Als sie die Gäste sah, mäßigte sie sofort ihr Tempo und schritt angemessen zu ihrer Mutter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, bevor sie die Gäste anlächelte. Gerade als sie saß, betraten Draco und nach ihm Elizabeth den Saal. Narcissa sagte keinen Ton, doch es war ihrem Gesicht anzusehen, dass sie über diese Verspätung nicht erfreut war.

Auf ein Klatschen öffnete sich eine Nebentür und ein schwarzgekleideter Diener betrat den Saal, den Blick stets gesenkt brachte er verschiedene leckere Speisen. Spätestens in dem Moment, als Narcissa das Essen eröffnete, war Ginny klar, dass Draco nicht die Person des Hausherrn inne hatte. Der war er zwar, doch seine Mutter herrschte hier und nicht er. Ginny konnte sich vorstellen, wie ihn das vor den Gästen verschmähte und ihre Laune stieg ein bisschen.

Unauffällig musterte Ginny das kleine Mädchen. Sie erinnerte sie so stark an Harrys kleine Tochter, wobei sie sich die Ähnlichkeit der beiden partout nicht erklären konnte. Nur die Augen waren silberner als Sams. Angestrengt versuchte sie sich an irgendeine Verwandtschaft der Potters mit den Malfoys oder Coltanes zu erinnern, doch da gab es keine. Zwar war Sirius mit den Malfoys verwandt, doch Harrys Pate verband kein Blut mit seinem Patensohn. Außerdem konnte Ginny sich nicht vorstellen, dass eine so gute Zauberfamilie wie die Potters, näher mit Schwarzmagiern verwandt war. Und Schwarzmagier ließen sich noch weniger mit Muggeln ein, weswegen eine Verbindung zu Hermines Familie geradezu unmöglich war. Die Rothaarige konnte sich die Ähnlichkeit der beiden Mädchen nicht erklären, sie sahen aus wie Zwillinge ohne verwandt zu sein.

Das Essen war köstlich. Es schien alles zu geben. Konfekt, Torte, Gebäck, Obst, Süßspeisen. Zuhause hätte sich Fred längst eine Schüssel unter den Nagel gerissen, Ginny würde ihm von dem Essen erzählen, vielleicht würde er dann bereuen nicht mitgekommen zu sein. Doch hier herrschten ganz andere Sitten. Man fragte freundlich, ob jemand einem etwas reichte, nur um sich ein wenig aufzufüllen und die Platte oder Schüssel wieder zurück zu stellen. Selbst die kleine Sarah wies bessere Manieren auf als die meisten ihrer Brüder. Zu denen Bill nicht gehörte, denn er aß tadellos, fast schon als wäre er in diese Welt hinein geboren. Sie hingegen fühlte sich hier völlig fremd. Still schweigend ließ sie sich das Essen schmecken.

Währenddessen führten Narcissa und Molly Smalltalk, Bill versuchte Victoria über Sarah in ein Gespräch zu verwickeln und die beiden Personen ihr gegenüber redeten kein Wort miteinander, funkelten sie allerdings beide böse an. Und zu ihrem eigenen Unverständnis fand Ginny das irgendwie lustig, denn hier musste Draco sich benehmen. Sie könnte ihn unter dem Tisch treten oder ihn aus Versehen mit etwas Essen treffen oder ihn bitten ihr eine Schüssel zu reichen, die sie gar nicht haben wollte, sodass er sie wieder zurück nehmen müsste und ihr eine andere reichen müsste. Das würde ihn zur Weißglut bringen. Allein der Gedanke war genial. Doch sie wollte sich benehmen, das hatte sie ihrer Mutter versprochen und außerdem genoss sie es seine bösen Blicke mit einem wissenden Lächeln zu quittieren.

So verlief das Kaffeetrinken an sich ganz angenehm. Ginny hatte gehofft, dass alle noch etwas am Tisch sitzen bleiben würde und dass sie dann wieder nach Hause kämen. Doch dem war nicht so. Nach dem Essen entschuldigten die beiden Frauen sich, um irgendwo anders in Ruhe reden zu können. Wie erwartet geleitete Bill Victoria und ihre Tochter hinaus. Ihr Lächeln verschwand. Sie wollte nicht alleine mit diesen beiden Teufeln an einem Tisch sitzen. Doch wo sollte sie hingehen? Sie hatte das Gefühl alleine aus diesem Haus nicht wieder rauszufinden. Innerlich machte sie sich schon stark gegen irgendwelche malfoyschen Angriffe, mit denen zu rechnen war.

„Guck nicht so.“, fauchte die Schwarzhaarige sie an. Fast hätte Ginny gelacht, das Dracos Verlobte ausgerechnet die billigste Anmache auswählte. Doch der Blick der harten Augen hielt sie vom Lachen ab, mit dieser Frau war durchaus nicht zu spaßen. Sie hatte gehört, dass es sich um die Tochter von Bellatrix handelte und wenn sie nach ihrer Mutter kam, war ihr alles zuzutrauen. „Ich darf gucken, wie ich will, schließlich hast du mir nix zu sagen.“, erwiderte Ginny gelassen, aber fest entschlossen nicht aufzugeben, „ganz davon abgesehen, dass ich so was Hässliches, wie dich, sicher nicht angucken würde. Dafür sind mir meine Augen viel zu wertvoll.“ Volltreffer. Ginny sah förmlich, wie der Qualm aus den Ohren ihrer Gegenüber schoss. Einst hatte Ginny von Bellatrix Schönheit gehört und auch selbst Fotos gesehen, das war Jahre her, doch sie konnte sich vorstellen, dass Bellatrix ihr Aussehen mehr als nur wichtig war. Und ihre Tochter schien das ganz nach ihr zu schlagen mit ihrer Eitelkeit. „Wag es nicht, Karotte. Deine blutsverräterischen Augen sind es nicht mal wert mich ansehen zu dürfen.“, fauchte das Mädchen. „Dass ihr immer auf dem gleichen, alten Schimpfwort hocken bleibt.“, meinte Ginny und gähnte, überspielend wie verletzend eben jenes Schimpfwort war, „vielleicht bist du reinblütig, vielleicht aber auch nicht. Wer kann das schon sicher sagen? Ich weiß nur bestimmt, dass du strohdumm bist.“ Sie wusste, dass sie sich sehr weit vorwagte. Sie befand sich hier auf feindlichem Terrain, wenn Draco Partei für seine Verlobte ergreifen würde und die beiden zusammen gegen sie kämpfen würden, stand es schlecht um sie. Doch sie saß so oder so in der Falle, hier gab es keinen Ausweg, also sah sie gar nicht ein alles widerstandslos über sich ergehen zu lassen. Sie hatte von Ron und Hermine, aber besonders von Harry gelernt, dass man sich immer wehren musste.

Draco erhob sich und umrundete den Tisch. Ginny dachte schon, jetzt hätte ihr letztes Stündchen geschlagen. Ihr Herz klopfte so stark, dass sie dachte, er würde ihre Angst schon hören. Ihre Hände wurden feucht, während ihre eine Hand langsam Richtung Zauberstab glitt. Erst als Draco nicht auf sie zu steuerte, ließ ihre Angst etwas nach. „Wo willst du hin?“, rief ihm Elizabeth nach, die scheinbar auch bis zu dem Augenblick gedacht hatte, dass Draco Ginny angreifen würde. Der Blonde antwortete nicht, sondern verließ einfach den Raum und ging davon. Elizabeths dunkle Augen funkelten gefährlich, als sie ihrem Verlobten hinterher eilte. Doch sie konnte es sich nicht nehmen, einen Fluch gen den Eindringling zu senden. Im Bruchteil einer Sekunde entschied Ginny, sich nicht treffen zu lassen, wobei sie dann den Angriff bezeugen könnte, nicht ebenfalls einen Fluch auszusprechen, sondern den Fluch einfach nur abzuwehren. Elisabeth verließ wütend den Raum und Ginny blieb allein zurück. ‚Reizende Verlobte hast du da, Draco.’ Irgendwie hatte Ginny das seltsame Gefühl, dass Draco leicht gegrinst hatte, als er den Raum verlassen hatte. Aber das musste Einbildung gewesen sein. Wahrscheinlich hatte er gesehen, dass seine Verlobte an seiner Stelle die Rothaarige fertig machte und dass er sich wichtigeren Dingen widmen konnte. Wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie es nicht wert war auch nur eine seiner Sekunden zu vergeuden?!

Ginny schloss die Augen. Sie hatte es hinter sich. Sie musste nur noch warten.
 

„Bill, gib es auf. Ich will nicht mehr mit dir darüber reden.“, sagte Victoria, als ihre Tochter Richtung Garten verschwunden war. „Aber ich hab doch noch gar nichts gesagt.“, wand der Rothaarige ein. „Aber du wolltest es.“ „Stimmt. Und weißt du, was das heißt?“ „Nichts.“ Bill griff nach ihrem Handgelenk. „Doch, das tut es. Du hast gewusst, was ich machen wollte. Du hast gewusst, was ich denke. Das bedeutet, dass du mich sehr gut kennst.“ Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Ich habe gerade schon gesagt, dass ich nicht...“ Doch Bill unterbrach sie: „Und ich weiß, dass du nicht drüber reden willst. Aber ich verstehe einfach nicht, warum nicht. Du läufst so nur davon.“ „Ich laufe nicht davon.“, widersprach sie ihm mit fester Stimme. „Sondern?“, harkte Bill mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

„Ich sage nur, was ich will.“, meinte sie leicht schnippisch und riss sich aus seinem Griff. „Dann sage ich dir jetzt mal, was ich will.“, sagte Bill mit gefährlich leiser Stimme, „ich will dich. Ich will dich überall berühren. Ich will dir deine Klamotten von deinem wunderschönen Körper reißen. Ich will mit dir schlafen, hier und jetzt. Und ich will, dass du richtig glücklich bist. Ich will, dass du fühlst, was es heißt richtig geliebt und umsorgt zu werden. Ich will, dass du zu mir gehörst.“ Victoria setzte an etwas zu erwidern, doch er gebot ihr still zu sein, indem er fortfuhr, „sag mir nicht, dass dich das nicht interessieren würde. Sag mir nicht, dass dir meine Wünsche nicht gefallen. Ob du es zugibst oder nicht, ich kenne dich mittlerweile schon recht gut und ich sehe doch, dass ich dir nicht egal bin...“ „Halt deinen Mund, William Weasley.“, schnauzte sie ihn an. „Ich liebe dein Temperament.“, lächelte er besänftigt. Sie beachtete ihn gar nicht. „Es geht nicht darum, was du willst.“ „Was wir wollen.“, verbesserte er sie. „Es geht nicht darum, ok?“, wiederholte sie stur. „Worum denn dann? Was wäre ein Mensch, wenn er nicht bestimmen kann, was er machen will? Ein Sklave seiner Gesellschaft?“ „Man muss sich der Gesellschaft anpassen, um in ihr leben zu können.“ „Red nicht so einen malfoyschen Müll. Glaubst du etwa, deine Mutter hätte noch etwas gegen eine Verbindung, jetzt wo Narcissa und meine Mum fast wieder richtige Freundinnen sind?“, verlangte er zu wissen.

„Und was ist mit Sarah?“, es klang fast wie Hilfeschrei. Der wahre Grund für ihre Abweisungen? „Ach Vicy.“, er nahm sie in den Arm, „glaubst du etwas, ich will dich und deine Tochter trennen? Sarah ist ein liebes und schlaues Mädchen, sie wird dich verstehen und wollen, dass du glücklich bist.“ „Aber sie kennt dich nicht.“ Er strich ihr zärtlich über das Haar, glücklich, dass sie sich nicht aus seinen Armen befreite. „Sie kann mich doch kennen lernen. Wir müssen nichts überstürzen, wir können ganz langsam anfangen. Ich lass dir so viel Zeit und Freiraum, wie du brauchst.“

„Und mein Bruder?“, ihre Stimme war leise und schwach. „Draco? Draco ist dein kleiner Bruder.“ „Er ist der Hausherr.“ „Er kam mir in letzter Zeit humaner vor. Wir schaffen das schon, wenn du nur willst.“, versuchte er ihr Mut zu machen. „Ich weiß es nicht, Bill, ich weiß es einfach nicht.“ „Was gibt es denn da zu wissen? Ich liebe dich, Vicy. Lieben mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf.“ „Du Romantiker.“, flüsterte sie und schmiegte sich an seine Brust. „Darf der Romantiker dich küssen?“, hauchte Bill ihr ins Ohr. „Der Wunsch gehe dir in Erfüllung, mit den anderen musst du noch etwas warten.“, und bevor er ihr antworten konnte, küsste sie ihn.
 

‚Seit ich ihn beim WM-Finale gesehen habe... Alles ist plötzlich wieder da, jede Erinnerung. Es erscheint mir plötzlich, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Seine Augen, seine Lippen, sein Körper, er verhält sich beinahe, als läge all das wirklich erst einen Tag zurück. ... Jetzt fällt es mir auch wieder ein. Schon vor dem Finale hatte ich diese Träume... Was hat das nur zu bedeuten? ...

Und er trägt immer noch diese Kette, ich hab sie gesehen, als ich ihn das erste Mal im Kindergarten traf. Nur ich verstehe es nicht? Warum trägt er sie noch immer? Ich hätte eher gedacht, er hätte sie längst zerstört, vergessen... Es verwirrt mich, er verwirrt mich. Habe ich ihn damals etwa falsch eingeschätzt? Ich versteh das alles nicht...

Und warum geht es mir nicht wieder aus dem Kopf?! Ich habe schon alles versucht. Ich muss es vergessen, sonst halt ich das nicht mehr aus. Harry hat zwar noch nichts gemerkt, aber ich kann das nicht. Ich will ihm nicht wehtun, wollte es nie... und doch... und niemand kann mir helfen. Dabei ist es so offensichtlich... Jeder, der nur etwas Menschenverstand hat, und genau hinsieht, dem springt es förmlich ins Auge. Was soll ich nur tun?’

Einen Augenblick blieb Harry im Türrahmen stehen und betrachtete Hermine. Sie war vollkommen in Gedanken versunken, sodass sie ihn nicht hatte kommen hören. Am Küchentisch sitzend, hatte sie ihre Arme auf den Tisch gestützt und ihren Kopf in ihre Hände gelegt, während ihr Blick in der Unendlichkeit zu liegen schien. ‚Woran sie wohl gerade denkt?’, fragte sich ihr Ehemann.

Irgendwann holte er sie wieder zurück in die Gegenwart, indem er sagte: „Darmian Luke ist genauso ein kleiner Wonnepropen, wie Timmy es damals war. Ich vermisse die Zeit, wo unsere Kinder noch so klein waren, du nicht auch? Fred hat schon recht, wir können etwas dagegen tun, dass die Welt irgendwann von Rothaarigen beherrscht wird.“ Hermine aus ihren Gedanken gerissen starrte ihn verständnislos an. „Sammy würde sich sicher auch über ein Geschwisterchen freuen?!“, versuchte Harry ihr auf die Sprünge zu helfen. Die Braunhaarige blickte ihn an, als hätte er von ihr verlangt, die Welt in die Luft zu jagen. Langsam begann sie den Kopf zu schütteln, immer stärker. „Überleg es dir doch noch mal“, bat der Sucher der englischen Nationalmannschaft im Quidditch sie, „ich hätte so gerne noch ein Kind.“ „Nein, ich kann nicht.“, sie sprang auf, schmiss dabei den Stuhl um und stürzte aus dem Zimmer. Der Zurückgelassene blickte ihr wie vor den Kopf geschlagen hinterher. Er blinzelte. War das echt gerade geschehen oder war das nur ein böser Traum? Was hatte sie denn nur? Er konnte sich ihr Verhalten beim besten Willen nicht erklären. In einer Ehe war es doch normal, dass man sich Kinder wünschte. Und er hätte so gerne ein kleines Kind, das aussah wie er.
 

Fortsetzung folgt

In Liebe verbunden

Langsam wirds brisant, sprich das Ende kommt näher und damit die Auflösung des Geheimnisses...
 

11. In Liebe verbunden

Am liebsten hätte Ginny den Kopf auf den Tisch gelegt und geschlafen. Warum war sie eigentlich mitgekommen? Während der letzten Stunden, zumindest kam es ihr so lange vor, hatte sie alleine in dem mit Sonne erfüllten Raum gesessen und vor sich hin gestarrt. Jeden Winkel des Raumes, jede Kleinigkeit hatte sie von ihrer Position aus begutachtet, dabei war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich das Haus einer Todesserfamilie anders vorgestellt hatte.

Die hellen Farben und die hohe Decke verliehen dem Raum etwas Freundliches und Ruhiges, im Gegenteil zu den dunklen Gängen mit den griesgrämigen Portraits. Dabei musste die Rothaarige an das Gemälde von Sirius Mutter denken, die nicht minder finster aus dem Bild heraus geschaut hatte, zumindest schrieen die alten Malfoys sie beim Vorbeigehen nicht an. Die Verzierungen an der Decke wirkten allerdings auch nicht neu, sondern genauso alt wie der Raum, was das Mädchen verwunderte. Sonst wäre es möglich gewesen, dass Narcissa nach Lucius Tod den Stil des Raumes verändert hatte, aber augenscheinlich war dem nicht so.

Auch der Kronleuchter, der Ginny bei näherer Betrachtung aufgefallen war, natürlich mit echten Kerzen bestückt, glänzte zwar noch golden und funkelte im Licht, aber sein Alter war ihm dennoch anzusehen. Moderne Kronleuchter hatten einen anderen Stil, ihre Arme waren nicht mehr so geschwungen, weniger verziert und detailgetreu. Außerdem hatte dieser drei „Etagen“, wohingegen heute angefertigte Lampen entweder nur einen Umlauf oder gleich mehr als fünf übereinander gereihte Kerzenkreise vorwiesen.

Durch die großen Fenster, eigentlich eher durch die bogenförmigen Glastüren, hatte man einen unglaublichen Blick nach draußen. Stand man auf der Straße vor dem Tor, so konnte man nicht darauf schließen was sich hinter der hohen Hecke verbarg. Wenn man dann durch das Tor trat, führte lediglich ein breiter Weg über eine grüne Wiese hoch zum Portal und man hörte das Plätschern eines Flusses in der Nähe, sah ihn jedoch nicht. Doch von Ginnys Platz aus bot sich einem ein wunderbarer Blick auf den Garten hinter dem riesigen Haus, wobei die Jüngste der Weasleys Malfoy Manor eher als Schloss bezeichnen würde, wenn sie es auch niemals Draco gegenüber zugeben würde.

Vorsichtig stand sie auf, besonders darauf bedacht keine Streifen mit ihrem Stuhl auf dem Boden zu hinterlassen, und ging langsam auf eine der Glastüren zu, während ihre sanften Schritte leise widerhallten, so still war es. Ehrfürchtig blieb die Rothaarige vor einer der Türen stehen und blickte hinaus. Der Ausblick war unglaublich, nichts mehr von der futuristischen Triste von vor dem Anwesen, stattdessen die bunte Vielfalt eines extravaganten Gartens. Blüten in allen Farben und Formen, manche Blumen hatte Ginny niemals gesehen, andere kannte sie aus Kräuterkunde, doch keine von ihnen blühte bei ihnen Zuhause. Sicherlich war ein Großteil der Blumen nicht wirklich ansehnlich oder schön, doch ihr Anblick faszinierte die 19–jährige dennoch. Doch es fiel ihr schwer sich vorzustellen, dass Narcissa Malfoy diese Pflanzen züchtete, pflegte und nachher auch für Tränke aller Art und Wirkungsweise benutzte. In der Ferne erkannte Ginny, dass die Botanik des Anwesens durchaus abwechslungsreich war, denn dort wuchsen keine Blumen mehr, stattdessen stand dort eine Allee von Bäumen. Sehr gerne wäre sie einfach dort draußen spazieren gegangen, hätte den Garten erkundigt, anstatt sich drinnen zu langweilen, doch sie wagte es nicht die Tür zu öffnen und einfach hinaus zu gehen.

In dem Augenblick räusperte sich jemand hinter ihr und blitzartig drehte sie sich um. Einige Meter vor ihr stand Draco mit einem leichten Grinsen in dem sonst ausdruckslosen Gesicht. „Wie lange stehst du schon da?“, fragte die Rothaarige ihn erschrocken mit pochendem Herzen. „Ein paar Minuten.“, erwiderte er ruhig. Ginny blickte ihn verwundert an, irgendwie war der Blonde heute merkwürdig.

Sie schwieg und auch er sagte nichts. Unbehaglich wippte sie mit den Zehen in ihren Schuhen. ‚Was will er von mir?’ Die Situation war für sie nicht nur surreal, sondern zunehmen verwirrend. Wer war dieser Mann, der dort vor ihr stand? ‚Ob man ihn verflucht hat?’ Die Jüngere konnte sich sein Verhalten einfach nicht erklären, es schien ihr total unfassbar. Schon eben bei dem Streit mit seiner Verlobten hatte sie den Eindruck gehabt, als wenn er irgendwie anders war, dieses Gefühl bestätigte sich jetzt nur noch, wo sie ihm schweigend gegenüber stand und aufgegeben hatte den Ausdruck seiner Augen zu deuten, doch es war definitiv kein Funken Hass in ihnen, was in ihr schon große Verwunderung auslöste. ‚War es nicht er gewesen, der mich eben beim Essen noch böse angeguckt hatte, oder hab ich Halluzinationen? Warum steht er einfach nur da und schweigt, früher hätte er mich längst beschimpft oder verflucht alleine wegen meiner bloßen Anwesenheit in seinem Haus.’

„Ist irgendwas?“, platzte es schließlich aus ihr heraus. Sie wollte ihren Augen nicht trauen, statt aufgrund ihrer patzigen Frage sie wütend anzufahren, wie er es früher stets getan hatte, lächelte er. „Ist alles in Ordnung, Malfoy, bist du krank?“, fragte sie nun irritiert und zugleich vorsichtig. „Mir geht es gut.“, antwortete er in normalem Plauderton, was sie nur noch mehr verwunderte, sodass sie skeptisch eine Augenbraue hochzog. Bevor sie jedoch eine weitere Frage stellen konnte, richtete er bereits wieder das Wort an sie: „Könntest du dieses Buch vielleicht Hermine zurückgeben und ihr sagen, dass ich es nun nicht mehr brauche?“, wollte er wissen, zog aus seiner Umhangtasche ein kleines, braunes Buch hervor und hielt es der ein Jahr Jüngeren entgegen. Perplex nahm sie es entgegen, starrte irritiert auf den nicht beschrifteten Buchrücken und hob dann wieder den Blick. „Danke.“, lächelte er noch einmal, dann drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort. Noch immer völlig durch den Wind guckte sie ihm nach, bevor sie sich wieder dem Buch zuwandte. Sie drehte es um, betrachtete es von allen Seiten, doch ein Titel war nicht zu finden. Bedächtig blätterte sie es durch, überflog ein paar Zeilen. Die Schrift war alt, die Seiten leicht vergilbt, doch in gutem Zustand. Sie erkannte schnelle, was für ein Buch da in ihrer Hand lag.
 

„Ich glaube, ich würde mich einsam fühlen in so einem großen Haus.“, stellte Molly bei der Führung unbehaglich fest, „ich bin es gewöhnt meine ganze Familie um mich herum zu haben, immer Kinderstimmen oder Ähnliches.“ Narcissa lächelte verstehend. „Es gab Zeiten, da empfand ich das genauso. Doch das ist Vergangenheit, jetzt, wo Victoria auch wieder hier wohnt und die kleine Sarah, fühle ich mich wieder wohl in diesem Anwesen.“

„Was ich mich schon die ganze Zeit frage - du weißt ja, ich war niemals hier, als William noch lebte - , hast du das Anwesen eigentlich in den letzten paar Jahren umgestalten lassen?“, fragte Molly vorsichtig. „Ich glaube, ich verstehe nicht ganz...?“, erwiderte die Blondine fragend. „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich hatte mir das Haus eines Todessers anders vorgestellt...“, gab die siebenfache Mutter zu. Narcissa nickte und schwieg dann, bis sie das Ende der Treppe erreicht hatten. „Lucius Arbeitszimmer würde deine Vorstellung davon wahrscheinlich bestätigen.“, meinte dessen Witwe dann, „aber ich bin nicht gewillt es zu betreten.“ „So etwas würde ich nie von dir verlangen, Narcissa.“, erklärte Molly abwehrend und die Freundin nickte. „Die einzigen Räume, deren Einrichtung Lucius bestimmt hat, waren sein Arbeitszimmer und der Salon. Die Eingangshalle sieht schon mehrere Jahrhunderte lang so aus und braucht nicht verändert zu werden. Den Rest des Anwesens durfte ich verwalten, wie ich wollte. Besonders lieb ist mir der Garten geworden.“, berichtete Narcissa. „Der ist wunderschön.“, stimmte die andere ihr zu, sich an ihren ersten Besuch vor wenigen Tagen erinnernd.

„Was ist eigentlich aus Williams Schlafzimmer geworden?“, erkundigte sich der Gast schließlich interessiert. „Ich wusste, du würdest seine Gemächer sehen wollen und da er gewiss nichts dagegen gehabt hätte, habe ich sie mir bis zum Schluss aufgehoben.“, sagte die Blondine und führte Molly einen mit rotem Teppich ausgestatteten Gang entlang. Während der Flur irgendwann scharf rechts um die Ecke bog, blieb die Gastgeberin vor der Tür, in der Kurve, stehen und murmelte einige Sprüche.

Verwundert nahm der junge Mann das Gemurmel seiner Mutter wahr und blieb stehen. Er blickte neugierig den Gang hinunter und sah mit an, wie eine gewisse Tür langsam und leise aufglitt, bevor seine Mutter Ginnys Mutter in das Zimmer winkte. Irritiert hob er die rechte Augenbraue. ‚Was wollen die beiden in den stets verschlossenen Gemächern meines Onkels?’, fragte er sich irritiert. Es war Jahre her, dass er seine Mutter zuletzt dort gesehen hatte, als sie im Glauben ungesehen zu sein dort hinein schlüpfte. Doch er hatte nie erfahren, wieso sie die Räume ihres toten Schwagers besuchte. Er nahm sich vor, sie später einmal zu fragen. Als Herr des Hauses hatte er ein Recht darauf endlich in die Geheimnisse seiner Familie eingeweiht zu werden.

Narcissa schloss die Tür hinter sich wieder, es musste ja nicht jeder wissen, dass sie sich in Williams Zimmern aufhielten. Währenddessen blickte Molly sich bereits neugierig um. Seit seinem Tod hatte sie die Hoffnung aufgegeben jemals in seinen Räumen zu stehen, und nun, fast 33 Jahre später ging ihr Traum in Erfüllung. Das Schicksal hatte die beiden Freundinnen, trotz getrennter Wege, schlussendlich doch wieder hier in den Räumen des von beiden Geliebten wieder zusammen geführt. Die Pfade des Lebens waren genauso wenig vorauszusehen, wie sie zu verstehen waren. So hätte Molly zum Beispiel niemandem das Schicksal gegönnt, schon mit einem Jahr seine Eltern zu verlieren und sein halbes Leben lang von Voldemort gejagt zu werden, und Harry selbst hatte es am wenigsten verdient gehabt und doch war sein Leben so verlaufen. Voldemort hatte das Leben so vieler Menschen beendet und verändert, er war vieler Leute Schicksal. Wer ließ so etwas nur zu?

„Ich war noch kein Jahr mit Lucius verheiratet, da schlich ich mich das erste Mal hier hinein und war genauso sprachlos wie du.“, erzählte Narcissa mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, das auf Molly übersprang. Sprachlos war sie wirklich. Den Erinnerungen nach hätte sie sich ein typisches, jugendliches Slytherinzimmer in den Traditionsfarben Grün und Silber vorgestellt, schließlich hatte der junge William sich immer über das Rot-Gold in ihrem Schlafsaal geärgert und von den Slytherinfarben geschwärmt, doch sein Zimmer spiegelte diese Hypothese nicht wieder. Noch etwas irritierte an dem Raum, denn im Gegenteil zu den meisten männlichen Teenagerzimmern war die Wand auch nicht mit Postern übersäht, stattdessen wirkte das Zimmer groß und gemütlich mit der in Beige und schwachem Hellgrün gehaltenen Tapete.

Sein Bett, welches die Größe eines Ehebettes hatte, war scheinbar handgefertigt, das ließen zumindest die ins Ebenholz geschnitzten Muster und die perfekte Anpassung an die Kreisabschnittförmige Wand erahnen. Gerade setzte sich Narcissa ohne zu Zögern auf das dunkelgrüne Bettzeug, das nicht ein einziges Staubkörnchen aufwies, obwohl es scheinbar seit seinem Tod nicht mehr richtig genutzt worden war. „Setz dich ruhig zu mir.“, schlug die Blondine vor, die Mollys Unsicherheit diesbezüglich bemerkt hatte, „man hat einen unglaublichen Blick aus dem Fenster von hier.“ Langsam schritt die Weasley auf ihre alte Freundin zu und setzte sich auf das bequem aussehende Bett, ebenso war es auch. ‚Narcissa hat Recht, der Ausblick ist atemberaubend.’ Einige Meter weiter war ein Fenster in die Wand eingelassen worden, länglich und bogenförmig war es von einem weißen Rahmen umgeben und reichte von dem Boden bis fast zur Decke. Draußen lagen in gleißendem Sonnenschein die Ländereien des Anwesens und irgendwo in der Ferne tobten zwei junge Thestrale.

„In diesem Zimmer ist seit Williams Tod nichts verändert worden, schau ruhig in den Schrank, seine Kleidung riecht noch nach ihm.“, verriet die ehemalige Slytherin ihre Gewohnheiten. Molly stand hin und her gerissen zwischen Seinem Bett und Seinem Duft vorsichtig auf und durchquerte das große Zimmer andächtig. Sie kam sich vor, als wären Narcissa und sie wieder Teenager, sie benahmen sich zumindest gerade so. Doch es störte sie nicht, das hier war fast so schön wie ein Traum, nur William selber fehlte noch um die Szene perfekt zu machen. Mit zitternden Fingern streckte sie die Hand aus und öffnete die Türen seines Schrankes. Seine Roben waren so pechschwarz wie vor all den Jahren, T-Shirts mit Sprüchen und in allen möglichen Farben lagen wild durcheinander in einem Fach, daneben Winterpullis, sogar in rot. Sie schloss die Augen, als ihr sein Duft in die Nase stieg und unendlich viele Bilder vor ihrem inneren Augen reproduzierte.

Ihre erste Begegnung, er nur in schwarz-blauen Badeshorts. Ihre Flüge auf seinem Besen. Sein mitreißendes Lächeln. Ihre gemeinsame Stunde Nachsitzen. Ihre Abende unter Freunden. Die Spaziergänge im Schnee. Seine Augen.

„Molly?“, Narcissa hatte ihre Hand auf die Schulter der Freundin gelegt und sie leicht geschüttelt, als diese nicht reagierte. Aus ihren Gedanken gerissen drehte sie sich um und schloss den Schrank, als wollte sie die Düfte für immer dort einsperren und sie Narcissa auch irgendwie vorenthalten. Bei dem Gedanken an ihre einstige Feindschaft schämte sie sich und verdrängte die Gedanken schnell wieder, während sie ihr Augenmerk konzentriert auf die Gastgeberin richtete. „Ich denke, seine Truhe voller Quidditchsachen, oder die Bücher, die in den ganzen Regalen stehen, werden dich nicht so sehr interessieren, wie sein Bad.“ Sie zwinkerte und führte die andere zu einer weiteren Tür.

Der nächste Raum war der pure Luxus, ähnlich dem Bad für die Schulsprecher in Hogwarts. Molly blinzelte, sie wollte ihren Augen nicht trauen. Alles war aus feinstem Marmor, der Boden in Hell, Whirl-Pool, Waschbecken und Toilette in Schwarz. Ihre Finger streiften ein Badetuch, das auf einer Liege zusammen geknüllt lag, doch im Laufe der Jahre war es getrocknet. Der Spiegel über dem Waschbecken war groß und alt, sein Rahmen war in Schwarz gehalten, das mit goldenen Fäden durchsetzt war.

Nach einigen Minuten kehrten sie in das eigentliche Zimmer zurück und ließen sich auf dem Ledersofa vor einem nicht entzündeten Kamin nieder. Mollys Herz raste. Wie sehr wünschte sie sich, dass William ins Zimmer käme, sich zwischen sie beide setzte und mit ihnen redete. „Er ist hier drinnen so lebendig, nicht?“, fühlte Narcissa scheinbar das Gleiche, „als würde er gleich mit Getränken hinein kommen, sie dort auf den Tisch stellen und mit uns scherzen.“, träumte sie.

Einigen Minuten vergingen schweigend, während die zwei Frauen einfach nur vor dem Kamin saßen und ihren Gedanken nachgingen. Doch irgendwann riss Molly sich zusammen. Seine Gemächer waren wie eine Stätte des Andenkens, wie eine Erinnerung, wie ein Hauch von ihm, aber es würde ihn nicht wieder lebendig machen. Dennoch wäre sie gerne noch länger dort geblieben, hätte alles begutachtet und berührt und an ihn gedacht, aber sie musste an Ginny und an Bill denken. Sie würden sie vermissen, weswegen sie sich schwerfällig erhob, als hätte sie Stunden lang dort gesessen. Narcissa sah sie verwundert an, es war ihr anzumerken, dass sie keinen so frühzeitigen Aufbruch geplant hatte. Sie genoss es in Williams Zimmer zu sein.

„Es ist wunderschön hier und wenn ich darf, würde ich gerne noch einmal wieder kommen. Doch jetzt muss ich nach meiner einzigen Tochter sehen, Cissa.“, sagte Molly ruhig, wieder aus dem Teenageralter entflohen. „Du bist eine richtige Mutter geworden, Molly, ganz anders als ich.“, stellte die Blondine fest, bevor sie sich ebenfalls erhob und noch einen letzten Blick durch das Zimmer warf. „Auch du bist eine Mutter, sonst würdest du dich nicht so über die Anwesenheit deiner Kinder freuen.“, meinte die andere lächelnd und öffnete mit aller Kraft die Tür.

Mit ihrem Schließen schienen sie eine andere Welt, eine andere Zeit hinter sich zu lassen. Sie waren gemeinsam in seinem Zimmer gewesen, aber hatten nie gemeinsam mit ihm gesprochen oder zu dritt etwas unternommen, das war schon seltsam.
 

Ginny saß an demselben Platz wie beim Essen am Tisch und starrte vor sich hin, als die zwei Frauen den Saal betraten. Bill lächelte sie vom Fenster aus an. „Wartet ihr schon lange?“, fragte Molly leicht besorgt. „Mach dir keine Gedanken, Mum, wir haben ein bisschen geredet, so ist die Zeit auch vergangen.“, erwiderte Bill locker. Ginny warf ihm, von den Frauen nicht bemerkt, einen bösen Blick zu. ‚Wir haben Geredet? Soso, also mit mir hast du sicher nicht viel geredet, wo du vor zwei Minuten doch selber erst wieder hierher gekommen bist.’, dachte Ginny finster, wollte ihrer Mutter den Tag jedoch nicht versauen, sodass sie gute Miene zum bösen Spiel machte und nickte.

Während die Frauen sich schon freundschaftlicher als das letzte Mal verabschiedeten, verglich Ginny erneut den futuristischen Garten vor dem Gebäude mit dem hinter dem Gebäude aus ihrer Erinnerung. Ein himmelweiter Unterschied. Warum machten Leute so was?

Als der monotone Garten ihr zu langweilig wurde, betrachtete sie ihren Bruder. Er wirkte irgendwie verändert. Vor dem Besuch war er aufgeregt gewesen, sicher nicht wegen Narcissa oder Draco Malfoy, jetzt war er die Ruhe in Person und nicht nur das. Seine Augen funkelten, ein Zustand, den Ginny noch nie an ihrem ältesten Bruder wahrgenommen hatte. Er hatte zwar keine roten Wangen und auch kein Honigkuchenpferdgrinsen im Gesicht, doch der Ausdruck seiner Augen, so voller Glück und Hoffnung, verriet Ginny absolut alles.

Sie wollte es kaum glauben. Ihr Bruder war verliebt. Ein Grund sich zu freuen. Doch seine Auserwählte war eine Malfoy. Ein Grund zu schreien. Am liebsten hätte Ginny beides getan, doch wie würde sie dann vor Narcissa dastehen? Hoffentlich würden die beiden bei ihrem nächsten Besuch bei den Malfoys, der bestimmt recht bald wider stattfinden würde, ohne sie hier her kommen. Denn sie hatte sicher nicht vor sich mit Mister Malfoy anzufreunden und erst recht nicht sich in ihn zu verlieben.

Bei dem Gedanken an Draco fiel ihr das Buch in ihrer Tasche wieder ein und ihr Plan sofort zu Hermine zu apparieren, den sie anschließend auch in die Tat umsetzte.
 

„Oh, so schöner Besuch ist hier immer willkommen.“, zwinkerte Harry ihr in der Eingangstür zu, „wie komme ich denn zu der Ehre, dich in zwei Tagen gleich zwei Mal zu sehen?“, wollte er lächelnd wissen und ließ sie ins Haus. „Hi Harry, ’tschuldige, aber ich wollte zu Hermine.“, gab sie verlegen grinsend zu. „Jetzt bin ich geknickt.“, säuselte der Schwarzhaarige gekonnt traurig und führte sie ins Wohnzimmer.

„Diese Weite um eure Farm und der Blick auf die Terrasse sind so wunderschön, aber du hättest mal den Garten der Malfoys sehen müssen, so was hast du noch nie gesehen.“, erzählte die Rothaarige immer noch fasziniert und setzte sich auf das bequeme Sofa. „Danke, aber ich habe kein Bedürfnis nach Malfoy Manor zu gehen, auch nicht um deren Garten zu sehen.“, sagte er abfällig, „was habt ihr eigentlich alle seit Neustem mit den Malfoys? Erst Sam, dann Dumbledore und nun auch du.“ „Hey, jetzt werd nicht gemein, im Gegenteil zu Bill und Mum, die du noch zu deiner Liste hinzufügen kannst, bin ich heute nicht freiwillig dort zum Kaffeetrinken gewesen.“, erwiderte Ginny gereizt. „Entschuldige, das hatte ich vergessen. War es sehr schlimm?“, erkundigte er sich wieder ruhiger und erinnerte sich sowohl an Bills Geheimnis, als auch an Mollys Geschichte aus ihrer Jugend. „Das Essen und der Garten waren unglaublich. Und Sarah ist entzückend. Größtenteils war es dann aber eigentlich nur langweilig, weil ich im Salon gesessen und auf den Rest meiner Familie gewartet habe.“, berichtete Ginny noch immer leicht genervt.

„Malfoy hat dich nicht beleidigt?“, fragte Harry ungläubig. „Nein, lediglich seine Verlobte, aber die ist schwach.“, sie grinste, bevor ihr Gesichtsausdruck zu Irritation wechselte, „allerdings hat sein Verhalten mich doch sehr verwirrt. Es passt nicht zu ihm, sich so nett zu benehmen.“ Der Ältere setzte sich schwerfällig neben sie auf das Sofa. „Vielleicht hat Dumbledore also doch Recht.“, sagte er mehr zu sich selber als zu ihr. „Womit hat Dumbledore Recht?“, fragte die Weasley neugierig. „Er denkt, dass Malfoy vielleicht auf unsere Seite wechseln will, doch ich wollte es ihm nicht glauben, da ich mir nicht vorstellen kann, dass er sich ändern kann.“, erklärte er nachdenklich. Ginny nickte verstehend.

„Ist Hermine denn da?“, wollte sie nach einigen stillen Minuten wissen. „Ach stimmt ja, du wolltest zu meiner Frau?! Nein, sie ist nicht da.“, sagte er tonlos. Alleine wie er „meine Frau“ betonte, ließ die Jüngere aufhorchen. Seine Stimmlage hatte sich vom vorigen zu diesem Thema so drastisch geändert, als wäre er ein Schauspieler in einem dramatischen Stück. „Und ich kann dir auch nicht sagen, wo sie schon wieder ist.“, fügte er noch hinzu und stützte seinen Kopf auf seine Arme, die wiederum ihr Gewicht auf seine Beine verlagerten. „Harry, was ist passiert?“, verlangte sie besorgt zu wissen und legte ihre warme Hand auf seine Schulter. „Ich kann es dir nicht genau sagen, ich verstehe selber nicht alles. Irgendwie ist alles anders ... unsere Beziehung... Früher haben wir uns nie sooft gestritten, doch in letzter Zeit...“, er schüttelte leicht verzweifelt den Kopf, „gestern Abend haben wir uns... nein, eigentlich war es kein Streit, ich versteh ihre Reaktion nicht... sie ist einfach weg gelaufen und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“

„Ihre Reaktion worauf, Harry?“, harkte Ginny vorsichtig nach. „Ich habe ihr gesagt, dass ich mir noch ein Kind wünsche... Der kleine Luke ist so süß... Verstehst du? Nein, wahrscheinlich nicht... aber als ich ihr das erzählt habe, hat sie total überreagiert. Sie schrie beinahe: „Nein, ich kann nicht.“ Und nichts weiter, keine Begründung, nichts... Dann ist sie einfach aus dem Haus gestürzt. Und ich weiß nicht weiter, Ginny. Was habe ich falsch gemacht?“, seine Stimme klang so verzweifelt, dass seine alte Freundin ihren Arm um ihn legte und ihn an sich zog. Während sie merkte, wie er zitterte, streichelte sie ihm verwirrt über den Rücken.

„Hast du schon John, so heißt dein Freund vom Quidditch doch, gefragt, ob sie vielleicht bei ihm ist?“, versuchte Ginny ihm zu helfen eine Lösung zu finden. Harry nickte andeutungsweise. „Ich war schon bei ihm, doch weder Diana, noch er konnte mir sagen, wo sie sich aufhält. Ich mache mir solche Sorgen.“, gestand er, und Ginny erahnte, dass er sich nicht nur um ihr Wohlbefallen sorgte. „Das wird schon alles wieder, Harry.“, sie hörte selbst, dass das nicht überzeugend klang, doch es war wichtiger, dass sie überhaupt mit ihm redete, ihm zuhörte, „es gibt sicher eine logische Begründung für ihr Verhalten. Vielleicht ist ihr einfach alles über den Kopf gewachsen. Sie wird sicher bald wieder da sein.“, versuchte sie ihn weiter zu beruhigen.

Bis zum Abendessen leistete sie Harry Gesellschaft, nicht wegen Hermines Buch, sondern seinetwegen. Doch als es acht Uhr wurde, musste sie sich verabschieden, sie hatte ihrer Mutter versprochen zum Abendessen zu erscheinen. Ihren Vorschlag doch mitzukommen, lehnte Harry dankend ab, er wollte lieber weiter auf Hermine warten. Sie verstand das und disapparierte besorgt, das kleine Buch noch immer in ihrer Tasche.

Es war die falsche Gelegenheit jetzt mit Hermine zu reden, wenn sie wieder kam, und irgendwie sagte ihr ihr Unterbewusstsein, dass es nicht schlau war, Harry das Buch zu übergeben. Genau wie in ihr, würde es auch in ihm Fragen aufwerfen. Warum Draco Hermine ein Buch gab, und dann auch noch eines über Schwarze Magie? Sowie die Frage, was Draco und Hermine miteinander zu tun hatten?

Den Kopf voller Fragen betrat sie schließlich den Fuchsbau und wäre fast über Sam gestolpert. Das kleine Mädchen blickte sie beschwörend aus blau-silbernen Augen heraus an und hielt den Zeigefinger vor ihre Lippen. Scheinbar spielten die Kinder verstecken. Ginny henkte ihren Mantel auf und ging ins Esszimmer. „Hallo Mum. Hey Fred. Hi Bill.“, begrüßte sie die Anwesenden und setzte sich an den bereits gedeckten Tisch. „Na, haste dich mal wieder gut ums Tischdecken gedrückt?“, neckte Fred sie und kniff sie in die Seite, was möglich war, da sie seit ein paar Jahren einen kleineren Esstisch besaßen, der große wurde nicht mehr benötigt. Ginny streckte ihm lediglich die Zunge raus, bevor sie fragte: „Hat Hermine Sam hier vorbei gebracht?“ Fred schüttelte mit vollem Mund den Kopf: „Sie ist direkt nach dem Kindergarten mitgekommen, das hatte ihre Mutter ihr wohl so gesagt.“, er zuckte mit den Schultern. Grübelnd zog seine Schwester die Augenbrauen zusammen, wo war Hermine bloß.

„War Hermine denn nicht Zuhause, Spätzchen?“, erkundigte sich ihre Mutter gut gelaunt. Ginny schüttelte kauend den Kopf: „Nur Harry.“ „Sie wird schon wieder auftauchen.“, dachte Molly positiv, „es sieht ihr schließlich nicht ähnlich einfach so zu verschwinden.“ Ihre drei Kinder nickten zustimmend, das passte wirklich überhaupt nicht zu der Brünette, die, wie Harry, zur Familie gehörte.
 

Ginny saß gemütlich in ihren feuerroten Sessel gekuschelt vor dem Fenster und starrte hinaus. Es war die Zeit der langen Tage und so herrschte noch Dämmerung. Sie liebte diese Zeit und sah gerne der Sonne beim Untergehen zu. Wäre sie im Malen begabt, sie würde versuchen die Eindrücke auf einer Leinwand einzufangen. Doch ihr bisher einziger Versuch hatte sie gelehrt, dass sie zum einen kein Talent dazu hatte und zum anderen es sehr schwer war die Schönheit originalgetreu wiederzugeben. So gab sie sich damit zufrieden, öfter einfach nur Sonnenuntergänge und manchmal auch Aufgänge zu verfolgen. Das Schauspiel war aus ihrem Zimmerfenster allerdings um einiges prachtvoller, als aus ihrem Zimmer in der Dubliner WG. ‚Wie die Zeit doch vergeht... Jetzt fange ich schon mit dem dritten Semester an und dabei kommt es mir so vor, als wäre ich gestern noch in Hogwarts gewesen.’, dachte sie in der Vergangenheit schwelgend.

Als sich vor ihren Augen plötzlich etwas bewegte, erwachte sie aus den Tagträumereien. Unten auf dem Gelände war eine Person erschienen, die sich langsam dem Fuchsbau näherte. Noch bevor sie ins Licht getreten war, wusste die Rothaarige, um wen es sich handelte und war aufgesprungen. Sie eilte die Treppe hinunter und fing Hermine ab, bevor sie auf sich aufmerksam machen konnte und ihre Anwesenheit so noch von den anderen bemerkt wurde. Die Tochter des Hauses hatte sich kurzfristig dazu entschieden, dass sie mit der Freundin ungestört reden wollte und das funktionierte am besten unbemerkt an der frischen Luft.

„Hi Ginny?“, grüßte die Ältere etwas perplex. „Ich hab schon auf dich gewartet.“, begründete diese ihr schnelles Öffnen und trat dann hinaus, was die andere nur noch mehr verwirrte. „Lass uns einen kleinen Spaziergang machen, ja?“, schlug Ginny vor. Gleichzeitig hatte sie jedoch ein schlechtes Gewissen, weil sie Harry dadurch nur noch länger warten und somit leiden ließ. Hermine starrte sie zwar unwissend an, willigte aber ein, sodass die beiden sich wieder vom Haus entfernten und den nächsten Hügel hinauf stiegen.

Die ersten 50 Schritte sagte niemand ein Wort, sie schwiegen. Die Rothaarige überlegte, wo sie anfangen sollte, doch ihr fiel nicht so Recht ein, wie sie ihre Fragen ausdrücken konnte. „Wolltest du mit mir reden, Ginny?“, fragte Hermine schließlich um ihr auf die Sprünge zu helfen. Anstelle einer Antwort zog die ein Jahr Jüngere das kleine Büchlein aus ihrem Umhang, den sie vorm Verlassen des Hauses noch schnell übergeworfen hatte. Hermine blickte mit weit aufgerissenen Augen auf das kleine, braune Buch, das nun in ihrer Hand lag. Ihr Blick schweifte zwischen der Freundin und dem Büchlein hin und her, sie konnte es sich nicht erklären. „Wie ich an das Buch komme?“, sprach Ginny die unausgesprochene Frage aus. Harrys Frau nickte. „Er hat es mir gegeben.“, entgegnete sie wahrheitsgemäß. Nun weiteten sich Hermines Augen nur noch mehr und Unverständnis war deutlich in ihnen zu erkennen. „Aber wie...? Ich meine, warum...“, sie brach ab. „Eine lange Geschichte, die sich in der Kurzfassung sicherlich verrückt anhört.“, erklärte Ginny und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, „aber egal. Meine Mutter und Dracos Mutter waren vor vielen Jahren, zu ihren Schulzeiten, in den gleichen Jungen verliebt, nebenbei war das Lucius jüngerer Bruder, auf jeden Fall starb dieser durch Voldemort. Durch diesen Verlust entstand eine Freundschaft zwischen Narcissa und Mum. Nach der Schule und durch ihre Hochzeiten haben sie den Kontakt verloren, den sie vor ein paar Tagen wieder aufgenommen haben und so war ich heute mit in Malfoy Manor zum Kaffee eingeladen. Dort hat Malfoy mir das Buch gegeben.“ Hermine nickte langsam.

„Bill und Dracos große Schwester verstehen sich scheinbar auch mehr als blendend.“, fügte die Jüngere noch hinzu. Die Ältere sah sie fragend an, sie verstand den Zusammenhang nicht. „Die ganze Familie Malfoy scheint sich zu verändern, seit Lucius Tod...“, versuchte sie ihren Gedankengang zu erklären und fügte leise hinzu, „du bist nicht die einzige, die mal in einen Malfoy verliebt war.“ Hermine schluckte, es war Jahre her, dass sie diese Worte ausgesprochen gehört hatte. „Ich nehme an, du hast ihm das Buch zu der Zeit gegeben?“, harkte Ginny neugierig nach. Ihre Freundin war damals nicht sonderlich gesprächig gewesen, was das Thema anging, eigentlich wusste die Rothaarige lediglich, dass sie in Draco verliebt gewesen war, nicht mehr und nicht weniger. Andererseits war diese Information sehr teuer, denn wenn sie in die falschen Hände kam, könnte das schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Wieder nickte Hermine nur. „Och, jetzt lass dir doch nicht immer alles aus der Nase ziehen, Hermine. Hier hört uns doch keiner.“, versuchte die Jüngere sie endlich zum Reden zu bringen, „das kann doch nicht gut sein, wenn du deine Seele die ganze Zeit damit belastest?!“ „Was soll es da zu erzählen geben?“, bildete Ginny sich das nur ein oder zitterte die Stimme der anderen wirklich etwas? „Viel. Angefangen dabei, wie es dazu kommen konnte? Soweit ich das mitbekommen habe, habt ihr euch immer gehasst.“, erklärte die Rothaarige ihre Sicht der Dinge.

Hermine seufzte, es fiel ihr sichtlich schwer darüber zu sprechen. Dann räusperte sie sich noch, bevor sie schließlich vorsichtig anfing zu erzählen: „Wie du vielleicht heute auch festgestellt hast, ist Draco nicht mehr das fiese Arsch, das er einst war.“ Ginny nickte zwar irritiert, aber zustimmend, das stimmte mit ihren Erfahrungen heute überein. „Was du vielleicht nicht weißt, er hat sich schon in den letzten Monaten der Schulzeit verändert. Mir ist es sofort aufgefallen, wenn es auch paradox ist, da ich ihn kaum kannte.“ „Kannte?“, harkte Ginny nach, doch Hermine überhörte sie geflissentlich. „Andererseits bemerkte ich es als eine der ersten, weil er zu mir immer mit am gemeinsten war.“, sie sah die Frage auf Ginnys Lippen und fügte schnell hinzu, „Harry und Ron haben es, glaube ich, bis heute nicht realisiert – Vorurteile verzerren ihr Bild. Als Draco sich dann wie ein normaler Mitschüler verhielt, sah ich ihn plötzlich mit anderen Augen. Mir fiel auf, dass er, trotz seiner gebliebenen Arroganz, gut aussieht und tief in ihm drin Gefühle hat, die er jedoch seit Jahren unterdrücken musste.“ „Mein Gott, du hörst dich an, als hätte es dich damals wirklich schlimm erwischt.“, stellte Ginny doch erschreckt fest. „Am Ende der siebten Klasse habe ich ihm dann das Buch ausgeliehen.“, schloss die Ältere.

„Aber wie kommt so ein Buch in deinen Besitz?“, fragte Ginny irritiert. „Harry hat mir erlaubt mich in Sirius Bibliothek zu bedienen.“, rechtfertigte sie den Besitz Schulter zuckend. „Also hast du Draco auch noch absichtlich geholfen schwarze Magie zu erlernen?“, wollte die andere ungläubig wissen, „denn er scheint es benutzt zu haben, da er mir sagte, er brauche es nun nicht mehr.“ „In gewisser Weise ja, aber es ist nicht so, wie du denkst. Im Gegensatz zu vielen Schwarzmagiern wollte er sie nicht zu seinem Vorteil benutzen, sondern zum Schutz.“, erklärte Hermine verteidigend. „Das hat er dir sicher erzählt, aber woher willst du wissen, dass es der Wahrheit entspricht?“, die Rothaarige traute Draco nicht. „Warum sonst hätte er mir das Buch wieder geben sollen?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage. „Weil er es nicht mehr braucht, da er bereits ein starker Schwarzmagier geworden ist?“, schlug die Rothaarige vor. „Ich vertraue ihm, Ginny.“, erwiderte Hermine schlichtweg.

„Lass uns zurück gehen, Sam wird müde sein.“, beendete die Brünette das Gespräch und kehrte um. „Und Harry wartet schon lange genug auf dich.“, fügte Ginny vorwurfsvoll hinzu. Doch Hermine entgegnete nichts mehr und ihr Gesicht lag im Schatten, sodass die Jüngere den Ausdruck nicht erkennen konnte.
 

Friedlich schlafend lag Sam in ihren Armen. Sie betrachtete liebevoll das glückliche Gesicht. Wie gerne würde sie mit dem Mädchen tauschen und all ihre Sorgen hinter sich lassen. Langsam hielt sie auf ihr Zuhause zu. Sie sah, dass das Licht noch brannte. Doch auch ohne diese Tatsache und ohne Ginnys Hinweis hätte sie gewusst, dass er auf sie wartete. Sie wollte ihn nicht so leiden lassen, doch sie wusste nicht weiter.

Schließlich stand sie vor der Haustür, fast erwartend, dass er die Tür vor ihr aufriss und sie anschrie. Doch nichts rührte sich und so holte sie ihren Schlüssel aus der Tasche. Es klickte einmal und die Tür glitt auf. Sie holte einmal tief Luft, bevor sie eintrat.
 

Ginny saß erneut vor ihrem Fenster, mittlerweile war es stockdunkel draußen und nur ein paar Sterne blickten durch heraufgezogene Wolken. ‚Jetzt habe ich, bei dem ganzen Gerede über Draco, vollkommen vergessen zu fragen, wo sie eigentlich gewesen ist. Bei ihm wohl kaum.’, dachte Ginny leicht erzürnt und gähnte. Es war Zeit schlafen zu gehen.
 

Fortsetzung folgt

Die zwei Männer in ihrem Leben

Jetzt wirds spannend...
 

12. Die zwei Männer in ihrem Leben

Leise verschloss sie die Tür hinter sich. Dann schlüpfte sie vorsichtig aus ihren Schuhen, bevor sie mit Sam auf dem Arm die Treppe hochging. Sie wusste, dass sie ihm nur noch wenige Sekunden aus dem Weg gehen konnte. Sie biss die Zähne zusammen, versuchte ihre Gedanken zu vertreiben, während sie ihre Tochter in ihr Bett legte und sie zudeckte. Schließlich gab sie dem kleinen Mädchen noch einen Kuss auf die Stirn und verließ dann leise das Kinderzimmer.

Mit klopfendem Herzen steig sie die Treppe hinunter, ihr Umhang streifte hinter ihr über die Stufen. Einst hatte sie sich dabei wie eine Königin mit rotem Umhang gefühlt, doch das Gefühl war längst verflogen und der Umhang war auch nie königlich-rot gewesen.

Dann erblickte sie ihn. Er sah schrecklich aus, wie er am Ende der Treppe auf sie wartete. Sein Anblick zerbrach ihr fast das Herz und dennoch wäre sie am liebsten sofort wieder umgekehrt. Aber, wenn sie ihn nicht vollends zerstören wollte, und das wollte sie auf keinen Fall, dann musste sie sich jetzt zusammenreißen. Jede Faser ihres Körpers spannte sich an, vom kleinen Zeh bis in die Haarwurzel, während sie sich langsam wieder in Bewegung setzte. Sie blickte ihm in seine hellgrünen Augen, die so voller Verzweifelung, Angst und Schmerz waren. ‚Was habe ich nur getan?’ Sie fühlte sich unendlich schlecht und noch viel schlimmer. Schließlich stand sie vor ihm. Doch er sagte nichts, stattdessen ging er einen Schritt zurück, sodass sie auch die letzte Treppenstufe hinter sich bringen konnte, was sie auch unsicher tat. Immer noch schweigend nahm er ihr ihren Umhang ab und hängte ihn an die Garderobe, bevor er sich dem Wohnzimmer näherte.

Beim Vorbeigehen warf Hermine einen kurzen Blick in die Küche. Der Esstisch war festlich gedeckt für ein Candle – Light - Dinner zu zweit mit Kerzen und Blumen. Doch das Essen hatte längst aufgehört zu dampfen und auch der Sekt sprudelte nicht mehr. Ihr Herz schlug hart und eine Gänsehaut überkam sie. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geschmissen und geweint, doch sie war kein Teenager mehr und außerdem konnte sie ihm das nicht zumuten. Er hatte gelitten und sollte sie nun trösten? Das widersprach ihrem Weltbild und nicht nur dem. Ihre Augen wurden nass, noch bevor sie sich neben ihn auf das Sofa setzte. Sie kämpfte mit den Tränen und versuchte ihre kalten Hände zwischen ihren Beinen zu wärmen, doch es gelang ihr nicht. Sie ertrug es nicht ihn anzusehen, sodass sie ihren Blick senkte und ihre Finger anstarrte. Sie hörte seinen Atem, tief und schmerzvoll, er schien mit ihrem Herz im Takt zu schlagen, als versuchten ihre beiden Körper noch einen letzten Versuch auf ewig miteinander zu verschmelzen. Beinahe hätte diese Erkenntnis sie zum Lächeln gebracht, doch die Situation und ihre Gedanken ließen es nicht zu. Sie drückte ihre Fingerkuppen feste zusammen, um sich abzulenken, sodass sie ganz weiß wurden. Doch sie spürte den Schmerz nicht, ihr seelischer Schmerz überwog. Seinen Atem ausblendend versuchte sie die richtigen Worte zu finden, während er schweigend neben ihr saß. Noch nie hatte eine solche Stille zwischen ihnen geherrscht, aber Hermine wusste nicht, wie sie diese Macht durchbrechen oder gar verscheuchen konnte.

„Sag doch etwas.“, flehte sie ihn nach Minuten des unerträglichen Schweigens an. Sie hielt das nicht mehr aus. Konnte er sie nicht anschreien oder beschimpfen? Damit würde sie besser klarkommen, als mit diesem schrecklichen Schweigen und den verzweifelten, traurigen Blicken. Wieder schenkte er ihr einen von diesen, während ein einziges Wort seine Lippen erklomm: „Warum?“ Da war sie sich nicht mehr sicher, ob das Schweigen nicht doch besser gewesen war. Wer hatte dieses bescheuerte Wort erfunden? Wer? Diese Frage verlangte so viel, und sie wusste nicht, wie sie eine passende Antwort geben konnte. Warum musste er ausgerechnet mit der schwierigsten Frage anfangen? Es gab doch so viele andere Fragen, zum Beispiel, wo sie gewesen war. Sie überlegte, ob sie nicht erst die Frage „wo“ beantwortete, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Das war Harry gegenüber nicht fair. Sie wollte ihn nicht noch weiter unnötig quälen, aber sie fand auch nicht die richtigen Worte. Ihr Blick schweifte durch ihr gemeinsames Wohnzimmer, als könnte der Anblick ihr und ihnen helfen.

„Ich kann das nicht mehr.“, sagte sie schließlich leise. Ihr Mann sah sie fragend an. „Ein Kind mit dir zeugen.“, klärte sie seine unausgesprochene Frage direkt. Sie sah, wie bei ihrer Antwort der Rest des Glanzes in seinen Augen verschwand, einfach erlosch. Hilfesuchend und gleichzeitig trostspendend griff sie nach seinen Händen, die nicht so kalt wie ihre waren. „Ich wollte das alles nicht, Harry, das musst du mir glauben.... Gestern Abend ist es mir einfach zu viel geworden. Ich brauchte einfach ein bisschen Zeit für mich.“ „Warum hast du mir nicht wenigstens einen Zettel geschrieben, dann wäre es kein Problem gewesen?“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern.

„Erst war ich in London, im London der Muggel, spazieren, shoppen, doch auch das half mir nicht. Nichts hat mir gefallen, Shoppen war plötzlich sinnlos und unwichtig, nahezu doof. Ich bin den ganzen Tag nur kreuz und quer durch die Stadt gerannt, ohne Ziel.“, gab sie ihren Tagesverlauf wieder. Sie starrte auf die Tischplatte. „Dann bin ich nach Irland...“, sie spürte, wie die erste Träne ihr die Wange runter rann, sodass sie den Kopf senkte und sich nach vorne beugte, die Stirn in ihre Hände legend. „Es war nicht mehr zu verhindern, ich kann es nicht als Fehler bezeichnen... Ich war auch nicht besoffen oder so. Mein klarer Menschenverstand hat mich dorthin geleitet, es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich habe aus freiem Willen gehandelt, ich war mir der Konsequenzen bewusst und ich bin trotzdem gegangen... Ach Harry, ich hatte mir so gewünscht, dass es klappt. Doch ich kann nicht mehr. Ich habe dagegen angekämpft, erfolglos... Ich war bei ihm.“ Harry sackte in sich zusammen, er schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte immer wieder den Kopf. „Das muss ein Traum sein.“, murmelte er, „ein Albtraum.“ Hermine streckte die Hand ganz langsam aus, als sie jedoch zwei Zentimeter von ihm entfernt war, hielt sie inne. Hatte sie das Recht ihn noch zu berühren? Traurig ließ sie ihre Hand wieder sinken. „Tut mir leid, Harry, es ist kein Traum.“ und in Gedanken fügte sie ein „mehr“ hinzu. Sie hatte längst aufgegeben sich zu wünschen, dass sie nur träumte.

„Es gibt also einen anderen?“, fragte Harry, dem plötzlich alles so klar vor Augen lag. Die Streitereien in letzter Zeit, sie hatten sich kaum gesehen, geschweige denn dass sie etwas gemeinsam unternommen hatten, außer vielleicht der Besuch bei Weasley Junior. Wann hatten sie das letzte Mal miteinander geschlafen? Ihre Leben waren auseinander geglitten, ohne dass er es gemerkt hatte. Er sah ihr Nicken nicht, doch er kannte ihre Antwort auch so. „Habt ihr euch schon öfter getroffen?“, seine Stimme war dünn und nicht mehr allzu lang und sie würde brechen. „Nein... Ja,... aber nicht wie du denkst.“, erwiderte sie leise. Der Schwarzhaarige hob den Kopf und sah sie aus hellgrünen Augen todtraurig an. „Ich bin ihm manchmal zufällig im Kindergarten begegnet.“, gestand sie, während ihr die Tränen mittlerweile haltlos vom Kinn tropften. Aber jetzt war kein Harry mehr da, der sie tröstete, sie in den Arm nahm und streichelte, ihr die Tränen aus dem Gesicht küsste. Doch eben diese Erkenntnis machte es nur noch schlimmer, trieb ihr noch mehr Tränen in die Augen, machte sie nur noch trauriger. „Habt ihr...?“, setzte er an, aber sie unterbrach ihn, bevor er sich weiter mit der Frage quälte, indem sie schnell den Kopf schüttelte. „Seit ich dich geheiratete habe, bis heute Abend habe ich keinen anderen Mann geküsst.“, stellte sie mit rauer Stimme klar. Ihr Mann nickte, bevor er sich wieder abwandte und sich immer mehr in sich zurückzog. Sein Anblick versetzte ihr Tausend Stiche ins Herz, unzählige kleine Nadeln brachten es zum Bluten und sie wusste, dass Narben zurückbleiben würden.

„Wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte er mit beinahe lautloser Stimme nach einigen Minuten. „Ich weiß es nicht.“, gab die Brünette zu und schlang die Arme um sich, „aber so wie bis jetzt nicht.“ „Ich kann dir helfen ihn zu vergessen. Wir könnten in Urlaub fahren, nur wir zwei. Wir werden uns noch einmal neu in einander verlieben.“, schlug er vor und sah sie mit einem letzten Funken Hoffnung aus den feuchten Augen an. Jeder Herzschlag schmerzte und sie widerstand der Versuchung die Augen zu schließen, während sie entschlossen den Kopf schüttelte. Sie wollte ihn nicht so leiden sehen, nicht wegen ihr. Es riss ihr das Herz aus der Brust. Am liebsten hätte sie es auf den Boden geschmissen und wäre darauf herum getrampelt. Ihr Herz hatte ihnen das alles eingebrockt, es trug die Schuld an all dem. „Ich kann das nicht, Harry, ich kann das einfach nicht. Ich habe es versucht, das musst du mir glauben. Ich hab so viel versucht. Aber ich komme nicht gegen meine Gefühle an.“, gab sie zu. „Liebst du ihn?“, seine Stimme schien so zerbrechlich. Am liebsten hätte sie „nein“ gerufen, nur um ihn zu trösten, aber sie wollte ihn nicht belügen. „Ja.“, war deswegen ihre sichere Antwort. Das war wohl der Augenblick, in dem er zerbrach, sie sah es ihm an. Wie er da saß, wie ein kleines, schutzloses Kind, dem man alles genommen hatte. Sie musste mit sich ringen, sie hätte ihn so gerne in den Arm genommen, doch schließlich begnügte sie sich damit ihm kurz über den Rücken zu streichen, wobei sie feststellte, wie sehr sie zitterte. Es tat so weh, so unglaublich weh.

Harry sprang auf. Zuerst wirkte es, als wolle er davon laufen oder einfach nur hoch ins Bett, doch dann marschierte er weinend durch ihr gemeinsames Wohnzimmer. Aufgrund seines Anblicks überkam sie ein Schütteln. Es tat so weh. Sie wusste, dass sie ihn verlor. Ihren besten Freund und Mann. Ihren Partner während so vieler schöner Jahre. Er war so viel für sie gewesen, hatte ihr so viel gegeben. Sam und er hatten ihr Leben ausgemacht. Aber sie konnte ihn nicht mehr halten. Er hatte sie nicht verdient, er hatte eine bessere Frau verdient, eine die ihn von ganzem Herzen liebte und ihn nicht belog. Sie wollte ihm nicht weh tun.

Sie ließ eine Packung Tempos zu sich schweben und putzte sich die Nase. Es war nicht das erste Mal, dass sie heute weinte. Nie wollte sie diesen Tag erleben, nie Harry verlieren und doch hatte ihr Leben ihr eben diesen Tag heute beschert. Alles brach auseinander, alles, was sie sich je aufgebaut hatte, und gleichzeitig wusste sie, dass es für ihn nur noch schlimmer sein musste. Noch um vieles schlimmer.

„Warum?“, fragte er schließlich noch einmal, „ich meine, wie, wieso?“ Sie atmete tief aus und erinnerte ihn an einen Streit vor wenigen Tagen.
 

~Flashback~

„Dumbledore wird noch lange leben.“, behauptete der Schwarzhaarige stur. „Verdammt, Harry, du bist ein Träumer.“, sie entzog ihm ihre Hand und funkelte ihn wütend an, „du musst endlich wach werden. Manchmal habe ich das Gefühl, du träumst dein Leben lang. Das einzige, das du machst, ist Quidditch spielen, alte Freunde treffen und kämpfen. Das ist doch nicht das wahre Leben.“

„Okay, …, zufrieden?“ „Es geht doch nicht darum, dass du nachgibst! Ich habe das Gefühl wir leben uns auseinander… Einst dachte ich, ich würde alles von dir wissen. Doch mittlerweile habe ich immer mehr das Gefühl, dass immer mehr zwischen uns steht. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber eins weiß ich, so kann es nicht weiter gehen.“ Er starrte sie völlig überrumpelt an, nicht im Stande etwas zu erwidern. Deswegen drehte Hermine sich um und verließ mit wehendem Haar den Raum.

‚Wie ist es soweit gekommen?’, fragte Harry sich und starrte ihr noch immer perplex nach. Sie hatten sich in letzter Zeit bereits öfter gestritten, allerdings nie so heftig wie diesmal und immer nur wegen Kleinigkeiten. Lag es daran, dass bald Vollmond war oder war es wirklich ernst? Denn in gewisser Weise hatte sie ja Recht, ihre Ehe war nicht mehr das, was sie sein sollte. Und sein Leben verlief wirklich anders, als das der meisten. Aber war es deswegen gleich weniger wert? Außerdem mochte er sein Leben, war das nicht die Hauptsache?!

~Flashbackend~
 

„Ich kann mich ändern, wenn du das willst?“, bot Harry ihr an. Doch Hermine schüttelte nur traurig den Kopf. „Was willst du dann?“, anstatt zu schreien, flehte er sie beinahe an. „Oh Harry...“, seufzte sie und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Ich würde alles für dich tun.“, sagte er schmerzhaft und kniete sich vor sie. Ein heftiger Heulkrampf schüttelte sie. Ihre Stimme versagte, während sie schluchzte. All die Selbstbeschimpfungen brachten nichts, sie konnte nicht anders, als ihn zu verletzen. Sie hatte letzte Nacht gewusst, dass sie 24 Stunden später dieses Gespräch würde führen und doch fiel es ihr so unendlich schwer. Obwohl sie übermüdet war, fielen ihre Augen ihr nicht zu, doch langsam brannte ihre Haut von den salzigen Tränen. „Es ist zu spät, Harry.“, flüsterte sie durch ihre Hände hindurch. Mit Gewalt riss er ihr ihre Hände vom Gesicht und sah sie eindringlich an, während beide weinten. „Sag es mir. Kann ich auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer haben?“, verlangte er zu wissen. Der Ausdruck in seinen Augen, sein tränenverschmiertes Gesicht, das zerraufte Haar, alles an ihm trieb ihr die Tränen in die Augen. „Nein.“, sie hasste sich selber, als er über ihren Beinen zusammenbrach. Wieder hatte sie das Bild eines Kindes vor Augen, das sich im Schoß der Mutter ausheulte, sie verwarf es schnell wieder, denn es passte so überhaupt nicht. Er hatte ihre zitternden Hände losgelassen, sodass sie ihm sanft ihm über den Kopf strich, über den Rücken, während ihre heißen Tränen sein nachtschwarzes Haar nässten und seine ihre Hose tränkten.

Während sie so da saßen, minutenlang, ließ Hermine der Gedanke nicht los, dass das noch nicht alles war, dass es noch viel schlimmer werden würde. Noch grausamer und schmerzlicher. Ihr Geheimnis, sie hatte es so lange vor ihm geheim gehalten, viel zu viele Jahre. Er hatte ein Recht darauf gehabt es zu erfahren, aber sie war immer zu feige gewesen, hatte Angst gehabt, dass er sie verließ. Im Nachhinein wäre der Weg der Bessere gewesen, jetzt würde ihn die doppelte Last treffen. Sie wollte ihn schützen vor den Angriffen, doch sie war der Angreifer. Innerlich zerriss es sie. Warum hatte es nur so kommen müssen? Wäre vielleicht alles anders gekommen, wäre Irland nicht im EM-Finale gewesen und hätten sie Sam niemals dort in den Kindergarten geschickt? Doch der Gedanke half jetzt nicht mehr, wie sie schon gesagt hatte, es war zu spät.
 

Keiner von beiden hatte in jener Nacht geschlafen. Sie waren im Wohnzimmer herum gewandert, hatten neben einander auf dem Sofa gesessen, sie hatten sich gegenseitig in den Armen gehalten. Tränen waren geflossen und nur schwer waren die Schreie zu unterdrücken gewesen, aber dieses Schauspiel hatten sie Sam ersparen wollen. Auf Sams Frage am nächsten Morgen, wieso sie so erschöpft aussehen, antwortete Harry, dass sie kaum geschlafen hatten. Hermine brachte ihre Tochter zu Ron und bat ihn Sam mitzunehmen. Der Rotschopf betrachtete seine Freundin mit einem besorgten Blick, stellte jedoch keine Fragen, sondern brachte Sam zusammen mit Timmy zum Kindergarten.

Im Nachhinein konnte Hermine nicht mehr sagen, wie sie die Woche überlebt hatte. Es war schrecklich gewesen, für beide. Sie waren abgemagert, bleich und hatten tiefe Ringe unter den Augen. Schließlich hatte die Brünette das Notwendigste eingepackt und war in den Fuchsbau gezogen. Harry starrte mit leerem Blick in den Kamin, durch den Hermine und Sam gerade verschwunden waren. Er konnte es immer noch nicht fassen. Innerhalb einer Woche hatte er sein Leben verloren. Ron versuchte ihn zu trösten, zwang ihn zum Essen, aber sein Zustand änderte sich nicht.

Hermine lag Stunden lang auf dem Bett in Rons altem Zimmer, starrte ins Nirgendwo oder weinte. Fred nahm Sam mit in den Kindergarten und holte sie abends mit ab, sodass Hermine ihre Ruhe hatte. Keiner stellte ihr dumme Fragen, nicht einmal Jaimee und Lucy.

An einem verregneten Nachtmittag saß Ginny neben ihr auf dem Bett, im Schoß einen Teller Suppe. „Du musst etwas essen, Hermine.“, redete Mollys einzige Tochter auf sie ein. Hermine starrte an ihr vorbei, ohne zu reagieren. „Verdammt, Hermine, so kann das doch nicht weiter gehen. Du hast dich für diese Lösung entschieden. Du hast dich von ihm getrennt.“, fuhr Ginny sie an. „Soll es mir deswegen spitze gehen, Ginny? Ich war drei Jahre mit ihm verheiratet. Ich habe alles zerstört.“, keifte Hermine erzürnt zurück. „Keiner verlangt von dir, dass du strahlst. Aber du hättest dir das eher überlegen können! Du verhältst dich wie das Opfer, doch das bist du nicht.“, sagte die Rothaarige spitz, stellte den Teller etwas zu feste auf die Konsole. „Wenn du unbedingt für Harry Partei ergreifen willst, dann geh doch zu ihm.“, fauchte ihre Freundin.

Ginny griff nach ihren in letzter Zeit stets kalten Händen. „Ich will dir doch nur helfen, Hermine. Du kannst dich nicht so hängen lassen, schon alleine für eure Tochter musst du stark sein. Sam versteht das doch alles noch nicht.“, versuchte sie Hermine zu überreden. Bei den Worten fing die Ältere erneut an zu weinen und zog sich die Decke über die angezogenen Knie. „Und du verstehst auch nicht.“, brachte sie kaum verstehbar hervor. Braune Augen musterten sie irritiert. „Ich habe mit ihm Schluss gemacht wegen einem anderen.“, gestand Hermine traurig. Sprachlos starrte Ginny sie an, bevor sie langsam anfing ungläubig den Kopf zu schütteln. In dem Moment wurde der Jüngeren erst richtig klar, wie endgültig diese Entscheidung war, dass es kein Zurück gab für ihre Freunde. Doch es schockte sie auch, dass Hermine einen anderen hatte. „Wen?“, fragte sie ungläubig. Die Antwort hatte Harry zu seinem ersten Wutausbruch gebracht, der mit einer kaputten Vase anfing und mit einem Flug durch die Fensterscheibe auf seinem Besen endete. Er war Stunden lang weg gewesen und Hermine hatte sich ernsthafte Sorgen um ihn gemacht. Obwohl Ginny anders reagieren würde, fiel es ihr schwer eine Antwort zu geben. So holte sie das kleine Büchlein aus der Schublade der Konsole, das Ginny ihr vor einer Woche gegeben hatte. Die braunen Augen weiteten sich in noch größerem Schock, geradezu Entsetzen. Erneut schüttelte sie den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein.“, sagte sie völlig neben sich und noch immer kopfschüttelnd, „ihn? Das kannst du Harry doch nicht antun! Nicht seinen schlimmsten Feind?! Wie kannst du nur?“ Beinahe hätte Ginny die Brünette angeschrieen. Nie hätte sie Hermine das zugetraut. Hermine schwieg, den Blick nach unten, auf das Buch, gerichtet.

Als Rons Schwester sich langsam wieder beruhigt hatte, setzte sie vorsichtig neu an: „Weiß Draco das?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Ich war letztens bei ihm, nachdem du zum Kaffee dort warst.“, erzählte sie leise.
 

~Flashback~

Er spürte eine Hitze in sich aufsteigen. Eine Hitze, die er schon Jahre nicht mehr gespürt hatte. Sein Herz begann schneller, heftiger zu schlagen, während seine Hand ganz langsam, wie in Zeitlupe, zu seinem Hals fuhr. Als seine Fingerspitzen ganz sanft das feine Silber auf seiner Haut berührten, überrollte ihn eine weitere Hitzewelle. Er ließ seine Finger etwas länger als früher auf der Hitzequelle liegen, so als wolle er sicher gehen, dass er sich die Hitze nicht nur einbilde. Dann stand er auf und ging wie in Trance zum Fenster. Den nächsten Herzschlag empfand er am ganzen Körper, er schüttelte ihn förmlich, denn nur wenige Meter unter ihm stand sie.

Noch immer klopfte ihr Herz wild und ihre Hände waren schweißnass, als wäre dies ihr erstes Date, nein, schlimmer noch. Sie hatte die Entscheidung gefällt und jetzt musste sie auch dafür gerade stehen. Tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf, doch sie konnte keinen fangen, keinen zu Ende denken. Ihre Lippen aufeinander gepresst tippelte sie von einem Fuß auf den anderen. Eine innere Unruhe hatte sie erfasst. Zweifel plagten sie. Außerdem quälte sie die Ungewissheit, ob er kommen würde. Sie hatte ihn zwar die Kette tragen sehen, doch selbst wenn er sie in diesem Moment trug, garantierte das noch lange nicht, dass er ihrem Ruf folgen würde, wie damals. Aber klingeln hätte die Aufmerksamkeit der gesamten Familie auf sie gelenkt, zum einen würde das sein Verhalten ihr gegenüber beeinflussen und zum anderen wollte sie selber das Treffen unbemerkt belassen. Die einzige andere Möglichkeit, die ihr eingefallen war, war der alte Ruf. Der Zauber, mit dem sie sich damals immer getroffen hatten. Sie biss sich leicht auf ihre Unterlippen und wartete. Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen und jede Minute überlegte sie, ob sie nicht doch lieber wieder heimlich verschwand, sagte sich, dass es ein Fehler war hergekommen zu sein.

Dann, nach schier unendlich langer Zeit, erblickte sie ihn. Ihre Muskeln entspannten sich etwas, wenn auch nicht viel. Sie versuchte ihr Herz zu beruhigen, während sie ihn möglichst unauffällig musterte. Er trug ein schwarzes Shirt und helle Jeans, die diesmal von einem weißen Gürtel mit dem malfoyschen Wappen gehalten wurde. Doch obwohl die Kleidung gewöhnlich war, sah er toll aus. Ihre Augen wanderten höher und erblickten jene aus dünnem Silber hergestellte Kette, die ihr schon im Kindergarten schmerzhaft aufgefallen war. Jetzt brachte der Anblick ihr Herz zum Höherschlagen.

Ihre Zunge schien plötzlich so schwer, dass sie diese nicht mehr vom Grund ihres Mundes herholen konnte. Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten. Damals hatte sie sich ihm gegenüber niemals schüchtern verhalten, aber früher war ihre Situation auch eine ganz andere als jetzt gewesen. Ron hätte sie sicher ausgelacht, wenn er sie jemals so schüchtern erlebt hätte. Sie vertrieb den Gedanken an den Rotschopf, den er verband dessen Abneigung gegen ihren Gegenüber, und sie durfte jetzt nicht daran denken. Andererseits war es für einen Rückzieher längst zu spät. Hermine begegnete seinem Blick, was einen Hitzeschub aus dem Inneren ihres Körpers zur Folge hatte. Seine Augen gefielen ihr noch immer, dieser Silber-Blau-Ton war unglaublich, er fesselte sie, wie er es stets getan hatte. Doch wie nur einige Wochen zuvor konnte sie deren Ausdruck wieder nicht sicher deuten. Waren sie sich so fremd geworden? War er überhaupt noch der Junge, für den sie ihn hielt? Plötzlich erfasste eine leichte Unsicherheit sie, welche die innere Hitze vertrieb und Leere hinterließ.

In eben diesem Augenblick trat der Blonde auf sie zu, ohne den Blickkontakt zu brechen. Er kniete sich andeutungsweise nieder, während er ihre kalte Hand in seine warme nahm und diese daraufhin zu seinen Lippen führte. Sein warmer Atem kitzelte ihre Haut und mit klopfendem Herzen sah sie zu, wie er ihre Hand zärtlich küsste. Er verharrte etwas länger als unbedingt notwendig in dieser Position, bevor er sich wieder erhob und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sagte: „Nicht das Sarah mich wieder wegen meiner Manieren aufziehen muss.“ Sein Lächeln steckte sie an, sodass sie wieder ermutigt erwiderte: „Sarah scheint bei deiner Erziehung schon weit fortgeschritten zu sein, wenn du ohne Widersprüche dem Ruf einer Frau folgst.“ „Deinem Ruf bin ich schon gefolgt, da konnte meine Nichte noch nicht einmal reden.“, erinnerte er sie. Hermine wog ihren Kopf leicht zur Seite. „Ich fürchte nur, dass sie noch etwas jung ist, um dich richtig zu erziehen. Sie wird die Bande der Ehe noch nicht komplett erfassen können, sonst hätte sie dir erklärt, dass ein verlobter Mann nicht so einfach dem Ruf einer verheirateten Frau folgen sollte.“, versuchte sie ihn aus der Reserve zu locken. „So kann deine Tochter dich auch nur falsch erzogen haben.“, spielte er den Ball gekonnt zurück, „sonst hätte sie dir beigebracht, dass eine verheiratete Frau nicht die Gesellschaft eines anderen und dann auch noch verlobten Mannes sucht.“

„Vielleicht traut die Frau der Verlobung des Mannes nicht, da seine Verlobte eine geheime Identität hat?“, erklärte die Brünette, der das Spiel langsam Spaß machte. „Die Frau scheint intelligent zu sein, doch ist sie auch intelligent genug das Rätsel zu lösen?“, überlegte der Hausherr extra laut. „Ich denke schon, denn bei seiner Verlobten handelt es sich um keine geringere als Bellatrix Lestrange einzige Tochter.“, flüsterte Hermine und sah ihn fragend an. Auf Grund der wenigen Zentimeter, die zwischen ihnen lagen, verstand er ihre Worte und sah sie leicht erstaunt an. „Elizabeth ist enttarnt. Ich wusste, dass das früher oder später passieren würde. Ihre Ähnlichkeit mit ihrer Mutter ist einfach zu groß, nicht?“, gab der Mann die Lösung preis. Die Braunhaarige nickte nachdenklich. „Ihre Name ist Elizabeth Lestrange Malfoy, nicht wahr?“, fragte sie, „ist das der einzige Grund für eure Verlobung?“, wollte sie wissen. Draco sah sie einige Sekunden lang genau an, musterte ihren Gesichtsausdruck eingehend, bevor er sich scheinbar entschieden hatte. „Lass uns woanders hingehen und ich werde dir die ganze Geschichte erzählen.“, schlug er vor. Sein Vertrauen überraschte sie, doch es ehrte sie auch, sodass sie erfreut nickte. Ohne ein weiteres Wort legte er ihre Hand auf seinen Arm und ließ seine andere Hand auf ihrer liegen. Ein Ziehen in der Bauchnabelgegend, dann hatten sie den Boden unter den Füßen verloren.

Einige Sekunden später landeten sie sicher auf einem Hügel. Er ließ ihre Hand los, während sie gebannt die wunderschöne Natur um sie herum betrachtete. Die grünen Wiesen, die untergehende Sonne, die vielen Hügel und Berge und den kleinen Fluss der sich unten im Tal schlängelte. Der Blonde führte sie zu einer Bank unter einem großen Baum, die von den Sonnenstrahlen den ganzen Tag über angestrahlt worden und so noch warm war.

Schließlich blickte Hermine Draco fragend an und er erzählte ihr alles, was er wusste. Bellatrix musste kurz vor dem Angriff auf die Longbottoms eine Tochter zur Welt gebracht haben, die sie bei ihrer Schwester Narcissa während des Angriffs gelassen hatte. Die Festnahme nach dem Angriff brachte sie lebenslang nach Azkaban. Da sie jedoch nicht wollte, dass ihre Tochter in eine Muggelfamilie oder ein Muggelwaisenhaus gebracht wurde, bat sie ihre Schwester das Mädchen zu adoptieren und ihre Identität bis zu Voldemorts Rückkehr zu verheimlichen. Elizabeth hatte ihre gesamte Jugend in Malfoy Manor verbracht, war von einem Privatlehrer unterrichtet worden. Bei Voldemorts Rückkehr hatte ihre wahre Mutter sie zu einer von ihnen gemacht. Doch sie war noch zu jung, nur wenige Monate jünger als Draco selbst, gewesen, sodass sie nur kleine Aufgaben zu erfüllen hatte. Da sie jedoch nirgendwo eingetragen war, wurde sie erst real durch die Verlobung mit Draco, erst dadurch bekam sie einen Namen und erst dadurch existierte sie richtig. Niemand hatte sie je als eine Todesserin entlarvt, sodass sie nach Voldemorts Vernichtung und dem Tod ihrer Eltern weiter bei den Malfoys, später als Dracos Verlobte, wohnte. Von der Existenz ihres Bruders hatte sie deswegen nie etwas erfahren, weil außer Bellatrix und Voldemort keiner von ihm wusste, er war geboren worden, um als Geheimwaffe eingesetzt zu werden. Mittlerweile eine entschärfte Geheimwaffe, in Dracos Gewahrsam.

Hermine hatte ihm interessiert zugehört, den Blick nicht wie er in die Ferne gerichtet, sondern auf sein Gesicht. Sie hatte ihn beim Reden beobachtet, noch immer fragte sie sich, ob dieser Mann noch etwas von dem Jungen von damals hatte. Schließlich wandte er sich ihr zu und fragte ohne ein für sie sichtbares Gefühl: „Bist du deswegen gekommen? Wolltest du die Bestätigung für deine Vermutung?“ Er suchte mit seinen Augen ihr Gesicht, ihre Augen ab, auf der Suche nach Kennzeichen, die seine Frage bejahen würden. Doch nach einigen schweigsamen Sekunden schüttelte sie langsam den Kopf. „Weswegen bist du dann gekommen?“, jetzt klang seine Stimme schon viel weicher und der Ausdruck seiner Augen wurde gefühlvoller. Sie fragte sich, ob sie sich die Wärme in seinen Augen nur einbildete. Zu oft hatte sie mit ihm die Erfahrung gemacht, dass sie sich einbildete, er würde ihre Wünsche erfüllen. Sie deutete seine Reaktionen in ihrem Interesse, doch das entsprach leider nicht immer der Wahrheit, sodass sie vorsichtig war.

„Warum bist du meinem Ruf gefolgt?“, stellte sie leise die Gegenfrage und sah ihm tief in die Augen. Er erwiderte ihren Blick. Sie fühlte jenes bekannte Gefühl, dass seine Augen sich immer tiefer in sie hinein bohrten. Nicht mehr lange würde sie ihre Fassade aufrechterhalten können. Seine Augen versuchten bis zu ihrer Seele durchzukommen, dann war sie hoffnungslos verloren. Sie brauchte vorher eine Antwort, doch sie konnte sich nicht abwenden. Seine Augen fesselten sie zu sehr. Außerdem schienen auch sie immer mehr Gefühle wiederzuspiegeln. Einbildung oder Realität?

„Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten ist aber nicht gerade fair.“, zog er sie auf und stupste ihre Nase leicht an. Erschreckt wich sie zurück und schämte sich im gleichen Augenblick dafür. „Ich brauche diese Antwort.“, sagte sie ernst und legte ihm leicht die Hand auf sein Knie. Die Wärme drang durch den dünnen Stoff der Jeans und krabbelte ihren Arm hoch. Sein Blick war der Hand gefolgt, bevor er ihn wieder auf ihr Gesicht richtete. „Darf ich erfahren, warum dir diese Antwort so wichtig ist?“, fragte er nun ebenfalls ernst. „Bitte gib mir eine Antwort.“, bat sie ihn, während es langsam immer dunkler wurde. Er holte unbemerkt tief Luft, bevor er antwortete: „Ich war neugierig, warum du mich nach all den Jahren gerade auf diese Art rufst.“ Fragend musterte er sie, als würde ihm das die Antwort geben. „Es ist gemein, wenn deine Antwort auf meine Frage hinspielt.“, schmollte die Brünette leicht. Draco lachte sie fröhlich an. „Wie lange habe ich diesen Schmollmund nicht mehr gesehen.“, er streifte leicht ihre Unterlippe, während er ihre Augen mit den seinen fesselte und testete, wie sie reagierte. Ihre Augen weiteten sich für einen kurzen Augenblick, doch sie zuckte diesmal nicht zurück, wie bei seiner Berührung vorhin. Ihr Herz hämmerte wie verrückt und zum wiederholten Male hoffte sie, dass er es nicht bemerken würde, nicht bemerkt hatte.

„Warum trägst du sie noch?“, wollte Hermine mit sanfter Stimme wissen und fuhr die dünne Kette nach, wobei ihre Fingerkuppe immer mal wieder seine warme Haut streiften. Zu ihrer Freude spürte sie, wie sein Puls raste. Doch er ließ sich nichts anmerken, als er ihre Hand mit seiner dort weg führte und einfach weiter festhielt in der Luft. „Die Kette erinnert mich an dich.“, flüsterte er mit leicht rauer Stimme. In der Dunkelheit wirkte sein Gesicht wie aus Marmor, während seine Augen freudig glänzten. Sie erschauderte. „Wegen mir?“, ihre Stimme wurde gegen ihren Willen dünner. Draco starrte sie einige Sekunden lang aus kleinen Augen an.

Dann lehnte er sich zurück, ließ ihre Hand los und lachte laut auf. „Dein Gesicht war zu schön!“, behauptete er und erntete dafür einen Ellebogenhieb in die Seite. Hermine versuchte ihr Herz zu beruhigen und ihre Enttäuschung zu verstecken. Er war ihr so nah gekommen, dass sie seinen Atem gespürt hatte, die Wärme seiner Haut. An ihrer Hand spürte sie noch immer seinen Druck, um das Gefühl zu vernichten, bewegte sie die Finger etwas, es sollte ihm des weiteren auch zeigen, dass er sie ruhig sanfter hätte anfassen können. Aus dem Seitenwinkel musterte Draco sie genau. Sie wirkte recht gelassen. Aber war sie das in Wirklichkeit auch?

„Das war eine ernstgemeinte Frage.“, sagte Hermine wütend. „Die Kette gefällt mir sehr gut. Und ich hatte mich daran gewöhnt sie zu tragen.“, erklärte er Schulter zuckend, während er nach vorne blickte. Mittlerweile war die Dämmerung vorüber und es war stockdunkel. „Du hast sie nie abgelegt?“, verlangte sie ungläubig zu wissen. Andeutungsweise bemerkte sie, wie er den Kopf schüttelte. Das irritierte sie extrem, nie hätte sie damit gerechnet, dass er gerade ihr Geschenk immer bei sich trug, die ganzen drei Jahre lang. „Ich versteh das nicht.“, gab sie leise murmelnd zu und sah ihn fragend an. Schließlich wandte er sich ihr wieder zu und sah sie traurig an. Nie hatte sie ihn so voller Trauer und Sehnsucht gesehen. Seine Gefühle rissen sie mit, überschwemmten sie und verwirrten sie so. Zärtlich legte er ihr die Hand an die Wange. Er wartete, ob sie sich dagegen wehrte, bevor er ihr sanft mit dem Daumen über die Haut strich. „Ich habe darauf gewartet, dass du mich eines Tages rufst. Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.“, gab er zu. „Oh Draco.“, sprach sie ihn das erste Mal am Abend mit dem Vornamen an. Minutenlang saßen sie so da, sahen tief in die Augen des anderen.

„Dann versteh ich nicht, wieso du dich mit Elizabeth verlobt hast?“, meinte Hermine bestimmt. „Ich hatte dich damals schon über ein Jahr nicht gesehen. Meine Mutter wollte die Vermählung und da ich ihr kein anderes Mädchen vorweisen konnte, hatte ich keinen Grund abzulehnen.“, erzählte der Blonde schwerfällig. „Liebst du sie?“, verlangte die Brünette mutig zu wissen. „Elizabeth? Gott bewahre, nein.“, war seine schnelle Antwort.

„Aber warum hast du dann damals Schluss gemacht?“, wollte sie traurig wissen. „Ich war jung, ich hatte dir nichts zu bieten. Ich war ein allen bekannter Todesser. Dich wollte ich da nicht mit reinziehen. Du hattest etwas Besseres verdient, jemand Besseren. Jemand, der dich glücklich machen kann. Niemand wusste von unserer Beziehung, du warst unbefleckt und solltest es auch bleiben! Potter kam mir da gerade Recht, man sah schon aus einer Entfernung von 100 Metern, dass er dich liebte. Wie sehr ich ihn auch gehasst habe, ich wusste, er ist der Richtige für dich.“, erzählte er und endlich war Hermine wieder in der Lage seine Gefühle zu erkennen, das ganze Anmaß seiner Verzweiflung. Mit Tränen in den Augen überwandt sie die letzten Zentimeter und nahm ihn in den Arm. Auch er legte seine kräftigen Arme um sie und sie spürte, wie sein Körper bebte. Sie selbst hatte eine Gänsehaut. Und noch immer klangen seine Worte in ihren Ohren nach. „Wie kannst du nur so dumm gewesen sein.“, hauchte sie ihm weinend ins Ohr, „ich war bis über beide Ohren in dich verliebt.“, gestand sie ihm das erste Mal in ihrem Leben, während sie ihre Wange an seine schmiegte. Langsam schob er sie von sich weg und sah ihr tief in die Augen, diesmal erreichte er den Grund ihrer Seele. Mutig nahm sie sein Gesicht in die Hände und näherte sich ihm langsam. Erstaunt blickte er sie an, während sie ihm in die wunderschönen silber-blauen Augen blickte. Er fühlte ihren warmen Atem im Gesicht, ihre Nähe. Ihr Herz hämmerte. Bumm-bumm, bumm-bumm, bumm-bumm. Immer schneller und schneller. Dann schloss sie die Augen und berührte seine Lippen. Sie waren warm und sanft. Vorsichtig küsste sie seine Oberlippe, bevor sie ihren Mund leicht auf seinen drückte. Blitzartig schlang Draco seine Arme um sie und drückte sie an sich. Ihr Herz machte einen Freudensprung, da spürte sie auch schon seine Zunge, die zärtlich über ihre Unterlippe strich. Sie öffnete ihren Mund einen Spalt und küsste ihn leidenschaftlich, während sie die Wärme seines Körpers deutlich wahrnahm.

Minuten später trennte sie sich sanft von ihm und betrachtete ihn eingehend. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, während seine Augen Verwunderung und Freude bekündeten. Sie lächelte. „Ich muss jetzt gehen, Sam wartet auf mich.“, sagte sie leicht traurig und stand auf. Draco fuhr ruckartig auf und hielt sie sanft, aber bestimmt am Handgelenk fest. „Sehen wir uns wieder?“, fragte er mit noch immer leicht rauer Stimme. Seinen Gesichtsausdruck vermochte sie nicht einzuordnen, da sein Gesicht im Schatten lag und nur schemenhaft zu erkennen war. „Es wird nicht wieder so lange dauern, bis ich dich das nächste Mal rufe.“, versprach sie lächelnd. Dann löste sie sich von seiner Hand, ging sicherheitshalber ein paar Schritte. Sie drehte sich noch einmal ihm zu, um sich seinen Anblick zu merken. Sein Bild würde ihr vielleicht in den nächsten Wochen helfen, ihr sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Schließlich hob sie die Hand, als er ihr zurück winkte, verschwand sie. So stand er alleine in der Dunkelheit auf dem Berg, der Wind wehte durch sein Haar und blies ihm einen schwachen Hauch ihres Duftes in die Nase.

~ Flashbackend~
 

Ginny schüttelte den Kopf. „Ihr hattet doch nur eine kurze Affäre in der 7. Klasse. Und er trägt die Kette immer noch?“, die Rothaarige schüttelte ungläubig den Kopf. So viel Gefühl hätte sie dem Blonden nicht zugetraut. „Wir waren immerhin ein paar Wochen zusammen.“, warf Hermine ein. „Also Draco weiß nicht, dass du wegen ihm deine Ehe mit Harry abbrichst?“, hakte die Jüngere nach. Hermine nickte schwach. „Aber Harry weiß, dass es wegen Draco ist?“, fragte sie weiter. Wieder nickte die Braunhaarige andeutungsweise. „Und er lässt dich einfach gehen?“, wollte Ginny ungläubig wissen. Jetzt zuckte die Freundin nur hilflos mit den Schultern. Die Tochter des Hauses schüttelte den Kopf. „Ich bringe dir erst mal eine Tasse von Mums Tee.“, entschied sie und stand auf.

Hermine blieb alleine zurück, von Gedanken und Schuldgefühlen bombardiert. Es gab weder vor, noch zurück. Sie versuchte ja stark zu sein, stark für ihre Tochter, ihr ein und alles. Sie redete es sich immer und immer wieder ein, doch die Wirkung blieb aus, sie glaubte es einfach nicht. Die Trennung von Harry hatte sie schon so viel Kraft gekostet, dass sie sich völlig ausgebrannt fühlte, anstatt erleichtert zu sein. Ihr Leben lag in Scherben zu ihren Füßen, zu Sams Füßen, und sie war Schuld daran. Einerseits wünschte sie sich ihr altes Leben zurück, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie Harry und sich selber völlig zerstört hätte, wenn sie kein Ende gesetzt hätte. Sie liebte ihn, sie hatte es immer getan. ‚Doch ich liebe auch Draco. Hätte mich früher jemand gefragt, ob eine Frau zwei Männer lieben kann, ich hätte eindeutig mit „nein“ geantwortet und ihr geraten sich zwischen einem von beiden zu entscheiden. Jetzt sehe ich das anders. Ich spüre es. Ich liebe Harry und Draco, aber halt jeden auf eine andere Art. Zwar liebe ich sie beide, wie eine Frau einen Mann, oder eben zwei, liebt. Doch meine Gefühle für Harry ... sie sind nicht schwächer, als die für Draco, sie sind einfach anders. Ich will mit Draco zusammen sein, obwohl ich Harry auch liebe. Ich wünsche mir so sehr, dass Harry glücklich ist, doch ich kann ihn nicht mehr glücklich machen. Ich brauche Draco. Ob Ginny verstehen würde, wenn ich versuchen würde es ihr zu erklären? Ich bezweifele es, sie hat noch nicht genug Erfahrungen mit Männern. Eines Tages werde ich vielleicht mit ihr darüber reden können. Harry wird es nie erfahren, Männer verstehen so etwas nicht, Draco auch nicht. Aber was mache ich jetzt nur?’
 

„Na, wie geht es unserer Patientin heute?“, fragte Molly fröhlich und schrubbte mit Begeisterung das Geschirr. Ginny starrte ihre Mutter ein paar Sekunden perplex an. Normalerweise benutzte die Frau des Hauses immer einen Zauber für solche Zwecke. ‚Sie tut grad so als wäre sie frisch verliebt’, stellte die Jüngere immer noch erstarrt fest, ‚aber das kann nicht sein, nein. Und wenn ich sie frage, nimmt sie es mir nachher noch übel. Also am besten so tun, als wäre nichts.’ „Um einiges schlechter als dir scheinbar.“, gab sie deswegen von sich. Molly warf ihr einen musternden Blick zu, bevor sie sich wieder dem Service widmete. „Ich wollte ihr einen von deinen Tees bringen.“, erklärte Ginny und fuchtelte mit dem Zauberstab rum. „Nicht doch.“, ging ihre Mutter ihr überschwänglich dazwischen. „Der Tee wirkt und schmeckt viel besser, wenn man ihn mit der Hand macht.“, gesagt getan, Molly wühlte im Schrank rum und hatte auch schnell das Gesuchte gefunden, sodass sie sich kurz darauf an die Teezubereitung machte, während Bläschen im Spülbecken im Takt zu ihrem Summen platzten.

„Ich glaube, hier sind alle vom Malfoy-Virus befallen.“, murmelte Ginny leicht genervt und verdrehte die Augen. Bill hatte sich den ganzen Tag auch noch nicht blicken lassen. „Was hast du gesagt, Liebling?“, fragte ihre Mutter gut gelaunt nach. „Nichts, nichts.“, wich Ginny aus. „Okay.“, kam die gesungene Antwort.

Ein paar Minuten später drehte Molly sich um, um ihrer Tochter zu sagen, dass der Tee fertig sei. Aber zu dem Zeitpunkt hatte Ginny die Küche längst verlassen und mit das gesamte Grundstück. Molly sah sich verwundert um, bevor sie schulterzuckend den Tee in die Hand nahm und ihn selber zu ihrem Gast brachte. Sie wollte einmal selbst sehen, wie es Hermine denn ging.

Als sie die Tür öffnete, und hinein blickte, lag die Brünette mit geschlossenen Augen ruhig im Bett. Leise schlich Molly ins Zimmer, stellte die Tasse Tee neben die unangerührte Suppe auf das Konsölchen, bevor sie beides mit einem Dauer-Warm-Bleib Zauber belegte und Hermine wieder alleine ließ. Leise glitt die Tür ins Schloss, als sich langsam ein Auge öffnete. Der Tee wurde kurz betrachtet, dann verdeckte das Lid das Auge wieder und Hermine schlief kurz darauf tatsächlich ein.
 

„Bill? Was machst du denn hier?“, fragte Victoria erstaunt. „Ich musste dich sehen.“, lächelte er und kam auf sie zu. Er bekam nicht nur einen, sogar gleich zwei Küsse, allerdings nur auf die Backen. Irritiert blickte er sie an. Was war das denn jetzt für eine Nummer? „Noch nicht in der Öffentlichkeit.“, bat sie ihn leise, als sie mit ihm Richtung Kindergartengruppenraum ging. Er verzog den Mund leicht, erfüllte aber ihren Wunsch, sodass er ohne Körperkontakt, abgesehen von ganz zufälligem Berühren ihrer Hand, neben ihr her schritt. „Aber warum hast du gerade hier auf mich gewartet?“, wollte sie leise wissen und blickte ihn aus ihren blau-silbernen Augen an. Er liebte diese Augen und versuchte beim Gehen möglichst lange Blickkontakt zu halten, doch sie brach ihn aus praktischen Gründen für seinen Geschmack viel zu früh ab. „Hätte ich dich Zuhause besucht, hättest du wieder rum gezetert, dein Bruder könne uns sehen. Und da ich dich nun schon gut eine Woche nicht mehr gesehen habe...“, erklärte er grinsend. „Ich hätte also gezetert?“, hakte sie mit kaltem Gesicht nach. „Du beherrscht diesen Blick immer noch so wunderbar wie früher.“, flüsterte er ihr ins Ohr, „eine Mischung aus Schmollen und Eis.“ Hätte sie ihn nicht freundlich weggeschubst, hätte er sich einen Kuss geklaut, doch nun war es zu spät und er spielte den Schmollenden.

„Was hältst du davon, wenn Sarah und du mit mir Eisessen gehen? Ich lade euch ein.“, fragte er, als sie an der Tür angekommen waren. „Ich weiß nicht.“, gab sie zu bedenken. „Frag doch deine Tochter, was sie davon hält.“, schlug Bill vor.

Sarah war begeistert, sodass sie das Gebäude zu dritt wieder verließen, um den restlichen Nachmittag gemeinsam im Sonnenlicht vor einer Eisdiele zu verbringen.
 

Seine Hände glitten warm über ihren Körper. Es fühlte sich so ungemein gut an.

Sie spürte seinen heißen Atem sanft über ihre Haut streichen und glitt mit ihren

Fingern durch sein weiches Haar. Sie drückte ihre Lippen auf die seinen.

Zärtlich küsste er sie. Sie presste sich an ihn, rutschte mit ihren Fingern

unter sein Hemd und erforschte seine Muskeln. Es fühlte sich so unglaublich gut

an.

Vorsichtig und wild zugleich drückte er sie gegen die kalte Wand hinter ihr,

strich ihr eine Locke hinters Ohr und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. Mit

geschlossenen Augen überließ sie ihm die Führung und genoss seine Berührungen.

Nachdem er ihr Ohr zum Röten gebracht hatte, bohrte er sich mit seiner Zunge einen Weg an ihren Lippen vorbei. Spielend neckte er ihre Zunge und diese ging auf das Spielchen ein. Sie verschmolzen in ihrem Kuss. Langsam fing er an ihre Bluse aufzuknöpfen und auszuziehen. Sie streichelte dabei leidenschaftlich durch sein weiches Haar. Er küsste zärtlich ihren Hals und flüsterte anschließend mit heiserer Stimme: „Ich will dich, Herm.“

Eingehüllt in einen dunklen Mantel stand er vor ihr, den Kopf in einer Kapuze verborgen. Doch dieses Mal erkannte sie sein hellblondes Haar unter dem schwarzen Stoff hervorgucken und sah die Wärme in seinen silber-blauen Augen. Und in Gedanken antwortete sie glücklich lächelnd. „Ich liebe dich auch, William Draco Malfoy.“
 

Fortsetzung folgt

Das Geheimnis um Sams Vater

Hier kommt nun der vorletzte Teil. Da der Titel schon einiges verrät, will ich auch weiter nichts dazu sagen, außer dass der Song von Lasgo ist und "Hold me in your arms" heißt.

Disclaimer: Ich verdiene, weder mit der FF, noch mit Song etwas, sondern schreibe, dass alles nur, weil es mir Spaß macht.

Demnach nun viel Spaß beim Lesen.
 

13. Das Geheimnis um Sams Vater

„Aufgepasst, ich komme.“, ertönte eine glockenklare Kinderstimme. Keine Sekunde später waren die leichten Tippelgeräusche von Kinderfüßen zuhören, die immer schneller wurden.

Mit geschlossenen Augen lauschte sie den Geräuschen, welche den Einklang der beiden Personen untermalten. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, sodass die Helligkeit sie trotz geschlossener Lider blendete. Dennoch brannten sich die Bilder, wie das kleine Mädchen den niedrigen Hügel mit wehenden langen, leicht gelockten, hellbraunen Haaren hinunter lief, während am Ansatz des Hügels ein großer, rothaariger Mann stand und in Erwartung ihr die Arme entgegen streckte, in ihr Gedächtnis. Sie vernahm ein helles Quietschen und unbemerkt schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Ihre Tochter war selten so ausgelassen gewesen. Es stellte sich ihr die ernsthafte Frage, ob sie Sarah vielleicht zu streng und seriös erzogen hatte?

In diesem Augenblick drang seine tiefe Stimme an ihr Ohr und jagte ihr einen leichten Schauer über den Nacken, wie sie es schon immer getan hatte. „Die Engelchen fliegen hoch.“, lachte der Mann und drehte sich mit dem Mädchen sicher in den Händen im Kreis, sodass ihre beiden Haarprachten zusammen golden im Licht schimmerten. Vor ihrem inneren Augen konnte sie die Gesichtszüge der beiden geliebten Personen, als wären sie gezeichnet, erkennen, den Glanz in ihren so unterschiedlichen Augen – seine waren dunkelbraun, ihre hingegen silbern – und das ehrliche Lachen in ihren braun gebrannten Gesichtern, ja selbst ihre sonst so blasse Tochter hatte für ihre Verhältnisse viel Farbe bekommen. Diese Tatsache lag hauptsächlich an Bill und daran, dass heute nun schon das dritte Mal in dieser Woche war, dass die drei gemeinsam an der frischen Luft etwas unternahmen. Nach dem Eisessen, einen Spielplatzbesuch, dem sowohl Mutter als auch Tochter zuerst skeptisch gegenüber gestanden hatten, der sich schlussendlich aber als Erfolg erwiesen hatte, folgte nun ein Spaziergang durch die grüne Landschaft Schottlands.

Schließlich setzte Bill das kleine Mädchen wieder ab und strich ihr sachte über die feinen Haare. Sie lächelte ihn aus ihren silberblauen Augen an, welche das Ebenbild der Augen ihrer Mutter waren. Allgemein hatte die Kleine fast alles von ihrer Mutter geerbt, zumindest kam es ihm so vor. Andererseits hatte er den Vater des Kindes nicht gekannt und würde auch keinen großen Wert darauf legen, wenn ein Kennen lernen noch möglich gewesen wäre. Er sah Sarah nach, wie sie bereits den nächsten Hügel hinauf lief. Grinsend drehte er sich nach der blonden Frau um, die ein paar Meter weiter mit geschlossenen Augen in den blauen Himmel lächelte. Der Vergangenheit ihrer Familie nach entsprach das Bild eines Engels sicherlich nicht, doch für ihn wirkte sie wie ein reines, unendlich schönes Wesen, wie sie mit ihrer Porzellanhaut und dem langen weißblonden Haar dort mitten in dieser unberührten Landschaft stand. Am liebsten hätte er ein Foto gemacht, um den Augenblick festzuhalten, doch er besaß keine Kamera. So beschloss er, das Bild in seinem Kopf zu bewahren und näherte sich ihr leise und deswegen langsam.

Plötzlich war das Licht der Sonne verschwunden, ein Schatten, einer Wolke ähnlich, verdeckte sie, stahl ihr die Wärme. So leicht wie die Berührung einer hauchzarten Wolke wurde ihre Wange gestreichelt, bevor sie seine Lippen genauso zart auf den ihren spürte.

„Du weißt doch, nicht vor Sarah.“, mahnte sie ihn versucht böse. Doch Bill lächelte sie nur an und deutete nach vorne. Auf dem höchsten Punkt des Hügels stand das kleine Mädchen und winkte ihnen lächelnd zu. Bill gab Victoria noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann nahm er ihre Hand in seine und zusammen erklommen sie den Berg, bis sie Sarah erreicht hatten. „Da seid ihr ja endlich.“, wurden sie glücklich begrüßt. Sarah drängte sich auf ihre ausgelassene, kindliche Art zwischen die beiden, löste deren Hände, bevor sie je eine in ihre Hand nahm. Sie grinste zufrieden zu beiden hoch und erntete zwei lächelnde Gesichter, nachdem sie den Kopf geschüttelt hatten. Zu dritt spazierten sie weiter, Richtung Sonne.
 

Ginny war an dem Tag nicht mehr bei ihr gewesen. Sie fragte sich schon, ob sie vielleicht zu gemein zu der Freundin gewesen war. So machte sie sich am nächsten Morgen langsam auf den Weg runter in die Küche, welche sie schon seit Tagen nicht mehr betreten hatte, da sie die Stunden in ihrem zugewiesenen Zimmer verbracht hatte. Demnach waren Fred und Molly sehr überrascht die Brünette am frühen Morgen dort anzutreffen. „Guten Morgen, Hermine. Möchtest du einen Tee oder lieber einen Kaffee?“, begrüßte die Hausherrin sie liebevoll. „Einen Kaffee, bitte.“, lächelte sie zurück. „Wie geht’s dir?“, fragte Fred vorsichtig nach, während er die Frühstücksdosen für die Mädchen füllte. Hermine half ihm unaufgefordert. „Besser. Ich glaube, ich muss einfach mal raus. Das Zimmer kann ich nicht mehr sehen.“, erwiderte sie und reichte ihm das letzte Brot. „Ich weiß auch nicht, wie Ron es so lange darin ausgehalten hat.“, grinste der Rothaarige sie gut gelaunt an und zwinkerte, „willst du vielleicht die Mädchen in den Kindergarten bringen?“, schlug er vor. Sie überlegte ein paar Minuten, während sie die ersten Schlücke ihres Kaffees trank. Da ihr jedoch kein Grund in den Sinn kam, der dagegen sprach, stimmte sie schließlich zu und wurde von den Zwillingen und ihrer eigenen Tochter fröhlich umtanzt, sodass auch sie leicht lächeln musste. Fred und Molly warfen sich erleichterte, lächelnde Blicke zu.

Hätte sie nach Ginny gefragt, hätte sich Mollys Gesicht wieder verdunkelt, denn ihre einzige Tochter war seit gestern Nachmittag spurlos verschwunden. Da die Familienuhr jedoch keine Gefahr voraussagte, blieb Freds Mutter ruhig: Ginny würde schon wieder kommen und dann konnte sie was erleben.
 

Mit einem unguten Gefühl stieg sie aus dem Kamin, zu viert war es darin ganz schön eng gewesen, doch weder die drei Mädchen noch sie hatten einen solchen Körperumfang, als dass sie den Reiseweg gesprengt hätten. Lucy, Jaimee und Sam sprangen gut gelaunt herum und lachten fröhlich. Hermine blickte sich unsicher um. Bildete sie sich das nur ein oder tuschelten die Leute hinter ihrem Rücken? Sie drehte sich vorsichtig um, doch erwischte niemanden. Dennoch fühlte sie sich, als würden die anderen Erwachsenen mit dem Finger auf sie zeigen, als wüssten sie, dass sie Harry verlassen hatte. Es stand doch nicht etwa im Tagespropheten? Nein, das hätte die Familie Weasley, Ginny ihr erzählt, oder?! Während ihrer Schulzeit hätte sie Rita Kimmkorn zugetraut solche Details aus Harrys Privatleben zu veröffentlichen und selbst heute stand der Quidditchstar noch oft im Lichte der Öffentlichkeit. Aber war es schon bekannt? Zerrissen sich die Leute schon das Maul über sie? Panisch drehte sie sich noch einmal um, doch niemand beachtete sie wirklich. Trotzdem legte sie einen Schritt zu, sie wollte nur noch hier weg, raus aus der Menschenmenge.

„Holst du uns heute Nachmittag auch wieder ab?“, wollte Sam wissen und sah ihre Mutter aus silber-blauen Augen hoffnungsvoll an. „Mal schauen, Süße.“, lächelte sie ihre Tochter an und gab ihr einen Kuss auf die Haare, „wenn ich nicht komme, wird Fred wieder hier sein.“ Sam nickte traurig, bevor sie Lucy und Jaimee hinterher lief. Für einen kurzen Augenblick sah sie ihrer Tochter ebenso traurig hinterher, als sie jedoch aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass Miss Burnley auf sie zu steuerte, drehte sie sich schnell um. Als hätte sie nichts gemerkt, entfernte sie sich schnellen Schrittes. Anscheinend waren die restlichen Erwachsenen entweder bereits wieder weg oder verabschiedeten sich noch. Denn plötzlich war der Gang leer, sodass sie hören konnte, dass niemand ihr folgte. Folglich konnte sich ihr Herzschlag auch wieder beruhigen, da Miss Burnley in ihrer Gruppe bei den Kindern geblieben war und sie nicht löchern konnte.

Doch auf Grund der Stille hörte sie ihr Herz extrem laut klopfen, fast als würde es von den Wänden widerschallen. Sie riss sich zusammen, sich nicht noch öfter umzuschauen. Sie hörte doch, dass niemand dort war. Irgendwie traute sie ihren Ohren nicht, denn sie fühlte sich immer noch unsicher, beobachtet. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen sofort in die Öffentlichkeit zu gehen, vielleicht hätte sie sich erst mal im Garten der Weasleys und der Umgebung aufhalten sollen? Wahrscheinlich wäre das die bessere Idee gewesen, doch jetzt war es zu spät. Andererseits hatte sie nach der nächsten Kurve bereits die Halle mit den Kaminen erreicht und war bald wieder in ihrer Privatsphäre.

Plötzlich erblickte sie ihn. Mitten in der großen, leeren Halle stand er und blickte sie über die Meter hinweg an. Wie erstarrt blieb sie stehen, mit ihm hatte sie nun sicher nicht gerechnet. Ein weiterer Fehler, wo sie doch letztens schon erkannt hatte, dass der Kindergarten mit Schuld an ihrem Schicksal trug, da sie Draco hier öfter traf. In ihrem morgendlichen Enthusiasmus hatte sie diese Tatsache tatsächlich verdrängt, was für ein enormer Fehler. Langsam kam er auf sie zu, seine Augen fixierten ihre, Flucht war unmöglich. Alles sträubte sich in ihr, sie fühlte sich innerlich zerrissen, einerseits zu ihm hin- und gleichzeitig doch von ihm weggezogen, ihrer Meinung nach war sie noch nicht so weit, es war zu wenig Zeit vergangen. Doch das Schicksal wählte seinen eigenen Weg.

Verschreckt sah sie sich um, dass auch bloß niemand die Szene beobachtete. Irritiert starrte sie ihn an, wie er still schweigend vor ihr stehen blieb, der Begrüßungshandkuss blieb aus. „Wie geht es dir?“, fragte er mit dünner Stimme. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wo war sein Selbstbewusstsein hin, wo sein Casanova-Dasein? Vor ihr stand ein verletzlicher Draco, wie sie ihn nie erlebt hatte. Ihre Gefühle reagierten, sie fühlte sich noch mehr von ihm angezogen, während sie ihn in den Arm nehmen und trösten wollte. Stattdessen antwortete sie leise, wobei sie feststellte, dass ihre Stimme genauso verletzlich klang wie seine: „Ich fühle mich nicht wirklich gut.“, gab sie wahrheitsgemäß zu. Der Blonde nickte.

„Hast du vielleicht ein bisschen Zeit für mich?“, fragte er unsicher und blickte sie aus klaren, silbernen Augen heraus an. Nicht nur die plötzliche Klarheit verriet ihr, wie ernst es ihm war. Seine Gefühle berührten sie zutiefst, doch ihre Ängste blieben bestehen, wohingegen ihr Herz unschlüssig und schnell in ihrer Brust schlug. „Sei mir nicht böse, aber...“, versuchte sie sich aus der Zwickmühle zu befreien, doch Draco fuhr ihr sanft dazwischen, indem er ihr seine kalte Hand auf den Arm legte und ihr eindringlich in die Augen sah. „Bitte, Hermine.“, bat er sie im Flüsterton, der in ihren Ohren dennoch von allen Wänden auf sie einprasselte. Aber nicht seine eindringliche Stimme, die nicht mit einem Erzwingen zu verwechseln war, brachte sie zum Einwilligen, es war sein Gesichtsausdruck, der Ausdruck seiner Augen, die so voller Schmerz zu sein schienen. Jahre hatte sie sich ihm nicht mehr so nah, so verbunden gefühlt. Vielleicht lag es daran, dass es schwer war Draco Malfoy als Mensch zu erfahren. Vielleicht aber auch an der Tatsache, dass er, wie sie selbst, unter seinen Gefühlen litt. Tief in ihrem Innersten spürte sie, wie das Band sich langsam wieder zwischen ihnen beiden errichtete und sie sich seinem Zug nicht entziehen konnte. Schließlich nickte sie zustimmend. Der Hauch eines Lächelns schlich sich daraufhin auf seine Züge, als er vorschlug einen Kaffee trinken zu gehen.
 

Sie betraten ein kleines Café in einem kleinen englischen Dorf. „Warst du schon oft hier?“, wollte Draco wissen, da Hermine dieses Café vorgeschlagen hatte. „Nein, Parvati hat es mir empfohlen... Mit Harry war ich Jahre lang nicht mehr in einem Café...“, sie verstummte traurig. Der blonde Mann griff sachte nach ihrer Hand und drückte sie leicht, aufmunternd. Ihr Herz begann wild zu klopfen und so war sie froh, als er ihre Hand wieder frei ließ, um ihr wie ein Gentleman der alten Klasse den Stuhl zum Sitzen bereitete. Sie lächelte ihn dankbar an, bevor er sich auf den kleinen silbernen Stuhl ihr gegenüber an dem runden Tisch setzte.

„Nein, danke, behalte die Karte ruhig, ich weiß schon, was ich nehme.“, lehnte Hermine ab, als er ihr die Bestellkarte reichen wollte. Er musterte sie kurz, bevor er selbst die Karte aufschlug und unentschlossen in ihr herum blätterte. „Was nimmst du denn?“, fragte er nebenläufig, während er scheinbar in die Liste der möglichen Getränken vertieft war. „Einen Latte Macchiato mit Baileys.“, grinste die Brünette ihn an. Wie von ihr erwartet zog er irritiert eine Augenbraue hoch. „Du warst noch nie in einem Muggelcafé, nehme ich an.“, sagte sie lächelnd. Einige Sekunden lang starrte er sie stur an, bevor sich seine Gesichtszüge entspannten und er andeutungsweise den Kopf schüttelte. Ein weiteres Zeichen seiner Zuneigung zu ihr und sie wusste es zu schätzen, indem sie ihn anlächelte und ihm ihr Getränk erklärte. „Aber normalen Kaffee gibt es hier doch sicher auch?“, fragte Draco nach ihrem Vortrag, sie nickte immer noch lächelnd. „Wahrscheinlich sogar verschiedene Sorten und auch mit Schuss, zum Beispiel auch mit Baileys.“ Er nickte und studierte aufmerksam die Karte.

Nachdem sie beide bestellt hatten, blickten sie sich in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Minuten vergingen, erst als die Kellnerin mit ihren Getränken kam und sie vor ihnen auf den Tisch stellte, kehrten sie aus ihren Gedanken zurück und bedankten sich. „Dir scheint es auch nicht gut zu gehen.“, stellte Hermine bedrückt fest. „Wenn man das schon sieht, hat es wohl keinen Sinn mehr es abzustreiten.“, der Versuch eines Grinsens misslang ihm. „Willst du darüber reden?“, fragte sie vorsichtig und sah ihm tief in die wunderschönen Augen. „Kannst du dir nicht denken, dass es wegen dir ist?“, verfiel er automatisch in einen etwas harscheren Ton. Sie schreckte sichtlich zurück, dieser Tonfall stand für einen anderen Draco, eine andere Beziehung zu ihm, er war fast schon zu vergleichen mit einem Schlag ins Gesicht. Entschuldigend griff er nach ihrer Hand, die sie an ihr Glas gelegt hatte. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“, entschuldigte er sich ernsthaft und blickte ihr reuevoll in die haselnussbraunen Augen. Sie nickte langsam, noch immer leicht verstört. „Es war nicht meine Absicht dich so anzufahren, ich steh im Moment nur oftmals etwas neben mir, wegen dir.“, gestand er leise und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Hand. „Ich muss ständig an dich denken, doch ich wusste nicht, wie ich dich sehen kann. Ich bin fast verrückt geworden, weil ich nicht wusste, wo du bist, wie es dir geht.“ Hermine schauderte, überwältigt von seinen Gefühlen, seinem Schmerz, seiner vermeintlichen Liebe, die ihr so unbekannt und doch so vertraut war. Nie hatte sie solche Gespräche mit Draco Malfoy geführt, niemals, obwohl ihre Affäre im letzten Jahr in Hogwarts mehrere Monate umfasst hatte.

Ihre Affäre war ganz anders gewesen, sie wollte nicht sagen, dass sie eher körperlicher Natur gewesen war, doch auf Grund der Heimlichtuerei war sie doch größtenteils auf das Körperliche konzentriert gewesen. Treffen in dunklen Winkeln, oftmals in tiefster Nacht oder im Verbotenen Wald, immer der Angst ausgesetzt erwischt zu werden, doch die Angst und die Ungewissheit waren auch berauschend gewesen, auf eine schräge, aufregende Art und Weise. Sie spürte jetzt noch das Kribbeln auf ihrer Haut. Keiner von beiden hätte die Affäre preisgegeben, dessen waren sie sich beide bewusst gewesen, sie hatten zu viel von sich offenbart. Niemals hätte Hermine gedacht, dass Draco so unsicher in der Gegenwart eines Mädchens hätte sein können, dass er, der große Frauenheld Slytherins, so wenig Erfahrungen mit Mädchen gehabt hatte. Durch ihre Zeit mit Krumm schien es, dass sie sogar einen kleinen Vorsprung gehabt hatte. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie fordernd und wild seine Küsse zu Beginn gewesen waren, erst mit der Zeit lernte er, was es bedeutet zärtlich zu sein, dass es auch schön ist.

„Hermine?“, Draco drückte ihre Hand leicht und holte sie somit zurück in die Gegenwart. „’Tschuldige.“, sagte sie aufrichtig, „ich brauchte Zeit für mich, ich musste über vieles nachdenken. Ich wusste nicht, wo oben und wo unten war. Selbst jetzt fühle ich mich noch nicht sicher auf dem Boden, deswegen hätte ich unser Treffen auch lieber noch etwas weiter in die Zukunft verschoben.“, erklärte sie ihren Seelenzustand. „Ich musste dich einfach sehen, ich war so froh, als ich dich im Kindergarten unter all den Leuten erblickte.“, gab er zu und seine Augen strahlten erstmals an dem Tag. „Wie lange hast du schon da auf mich gewartet?“, wollte die Brünette plötzlich erschreckt wissen. „Die ganzen letzten Tage. Meine Schwester hat mich jeden Morgen aufs Neue so angeguckt, als hätte ich die Pocken, weil ich Sarah jeden Morgen in den Kindergarten gebracht habe. Von meiner Hoffnung dich hier zu treffen, wusste Vicy nichts.“, erzählte er traurig grinsend. Hermine schüttelte seufzend den Kopf. Hätte der 17-jährige Draco Malfoy auch solche Opfer gebracht? Die Zeichen des erwachsenen Dracos verstand sie, da er sie ihr schenkte. Der jugendliche Draco war manchmal verschlossener gewesen, hatte ihr solche Dinge nie gesagt, auch wenn er ihr gegenüber Gefühle gezeigt hatte, während er in Anwesenheit aller anderen weiterhin der Eisklotz geblieben war. Wie hätte sie damals jemals erraten sollen, dass er sie wirklich liebte? Langsam stieg in ihr der Glaube auf, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Aufmunternd drückte sie Dracos Hand und lächelte ihn an, plötzlich fühlte sie sich glücklich, auch wenn noch so viele Hürden zu nehmen waren. „Du hast dich verändert.“, teilte sie ihm ihre geheimsten Gedanken mit. „Wie schon damals sind es die Gefühle zu dir, die mich verändern.“, gab er leise zu und küsste sanft ihre Hand, die er weiterhin in seiner hielt. Sie konnte das Lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen, während sie den Kopf leicht schüttelte und ihre langen Haare ihr feines Gesicht umspielten. „Hilfe, ich glaube, ich falle gleich vor lauter Charme vom Stuhl.“, lachte sie munter. „Es ist schön dich wieder lachen zu sehen.“, sagte der blonde Slytherin ebenfalls lächelnd. „Es tut gut festzustellen, dass ich es in all den Tagen und Wochen nicht verlernt habe.“, erwiderte die Brünette nachdenklich. Verstehend strich er ihr weiter sanft über den Handrücken und blickte ihr tief in die braunen Augen, in denen all der Schmerz geschrieben stand.

„Ich würde dir so gerne all deine Schmerzen, all dein Leid abnehmen, aber leider gibt es solche Zaubersprüche nicht.“, versuchte Draco sie weiter aufzumuntern. „Schmerzen gehören zum menschlichen Dasein dazu. Außerdem leidest du selber genug, wie ich das sehe, da brauchst du nicht noch meinem Kummer, mit dem muss ich selber fertig werden.“, sagte sie entschlossen und strich nun ihrerseits über seinen Handrücken. „Ich kenne keine Frau, die so stark ist, wie du Hermine. Höchstens meine Schwester und meine Mutter, wobei die mit anderen Sorgen und Lebensverhältnissen zurecht kommen mussten. Ich bewundere deine Stärke, habe es immer getan.“, belehrte er sie über seine Gefühle. Sie schüttelte traurig den Kopf. „Nur durch Freunde ist man stark, Harry und Ron gaben mir meine Stärke. Etwas das ich mir selber genommen habe, befürchte ich...“, sagte sie bitter und konnte nicht verhindern, dass ein einzelne Träne ihre Wange hinunter rann und von ihrem Kinn tropfte. Sie hörte wie der Tropfen auf die Tischplatte fiel und zersplitterte, wie auch ihr Schmerz aus vielen kleinen Splittern bestand, die sie überall pieksten und die Wunden aufrissen. „Ich werde für dich da sein.“, sagte Draco bestimmt und jetzt wieder selbstsicher. Etwas ungläubig und traurig blickte sie ihn von unten an. „Das geht nicht, du musst dich um Elizabeth kümmern.“, warf Hermine tonlos ein. Entschlossen schüttelte der einzige männliche Nachfahre der Familie Malfoy den Kopf. Unverständlich sah sie ihn an. „Ich verstehe nicht.“, stimmten ihre Worte ihrem Gesichtsausdruck zu. „Ich habe mich von Elizabeth getrennt.“, gestand der Blonde schließlich und schaute sie erwartungsvoll an. Sie blinzelte und musterte ihn noch immer ungläubig. „Sie ist ausgezogen.“, erzählte er weiter. „Warum? ... Ich dachte, deine Mutter...“, stotterte Hermine neben der Spur. „Na, weil ich an keine andere Frau mehr denken kann. Meine Mutter muss meine Entscheidungen akzeptieren, außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie auch froh war die Ausbrüche ihrer Nichte nicht mehr ertragen zu müssen. Elizabeth ist volljährig sie wird alleine zurecht kommen müssen, wir sind schon lange nicht mehr für sie verantwortlich. Meine Mutter hat auch keine Schuldgefühle, sie hat ihrer Schwester versprochen, deren Tochter großzuziehen, sie hat sich nichts vorzuwerfen.“, langsam erschien ein Lächeln auf seinen Lippen, das es irgendwie schaffte auf ihre Lippen überzuspringen. „Du meinst, du bist nicht mehr verlobt?“, fragte Hermine noch einmal sicherheitshalber nach, sie konnte es immer noch nicht fassen. Es wirkte alle so unreal, niemals hätte sie eine solche Situation als Realität gedeutet. „Ich habe Zeit bis in alle Ewigkeit dich zu umsorgen.“, lächelte er. Schüchtern lächelte sie zurück. Sie konnte es nicht fassen, er hatte sich ihretwegen von Elizabeth getrennt, ihretwegen. Langsam löste sich der Traum auf und die Wirklichkeit fing an, wenn auch bis jetzt nur schemenhaft, nur die Umrisse wurden langsam sichtbar. Doch selbst das konnte sie noch nicht wirklich realisieren.

„Ich kann das nicht glauben... ich meine, es freut mich... versteh das nicht falsch, es ist nie fröhlich, wenn eine Beziehung auseinander geht... eher das Gegenteil ist der Fall...“, versuchte Hermine ihre Gedanken in Worte umzuformen. „Ich weiß, was du sagen willst.“, lächelte der blonde Mann sie hilfsbereit und einen Hauch glücklich an. „Ich hoffe, dann verstehst du auch, dass ich noch ein bisschen Zeit für mich brauche. Mir geht das alles zu schnell.“, stieß sie langsam hervor. Irritiert blinzelte Draco. „Aber ich dachte... du hast mich doch gerufen, nach all den Jahren, du musst doch etwas für mich fühlen... ich glaube nicht, dass das einfach nur ein Spiel von dir war, das passt nicht zu dir, doch ich verstehe das jetzt nicht...“, er schüttelte leicht ungläubig und verständnislos den Kopf. Hermine legte nun auch ihre zweite Hand auf seine, sodass diese zwischen ihren geborgen lag, dann sah sie ihm in das für einen Mann eher fein geschnittene Gesicht. „Ja, ich habe dich gerufen. Deine Einschätzung, dass das hier nicht bloß ein gemeines Spiel ist, ist genauso richtig. Ich könnte so was nicht. Doch so kurz nach der Trennung von Harry, meinem Ehemann, fühle ich mich noch nicht in der Lage gleich eine neue Beziehung anzufangen. Verstehst du? Dass ich mich noch nicht reif für eine Beziehung mit dir fühle, liegt nicht an meinen Gefühlen für dich.“ Sie musterte ihn abwartend und wartete auf seine Reaktion. Nach einigen scheinbar erstarrten Sekunden nickte Draco schließlich langsam. „Du hast dich schon von Harry getrennt?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach, ob er das Unfassbare wirklich gehört und nicht nur geträumt hatte. „Ja, das habe ich. Direkt nach unserem Gespräch vor gut zwei Wochen.“, gestand sie traurig. Nun war er es, der seine freie Hand noch auf ihre legte und sie zärtlich streichelte. „Unter diesen Umständen akzeptiere ich natürlich deine Entscheidung... das wusste ich nicht.“, er schwieg sprachlos, „darf ich dich denn trotzdem sehen?“, harkte er noch hoffnungsvoll nach und blickte sie treu aus seinen silbernen Augen an. Sie schmunzelte, eine Art Hundeblick eines ehemaligen Slytherins, ein seltener Anblick. „Ich denke schon.“, antwortete sie nach ein paar Momenten des Nachdenkens. Ein Lächeln erklomm seine Züge.
 

Es klopfte zaghaft an seiner Tür. Eigentlich war er schon seit schier einer Ewigkeit wach, zumindest kam es ihm so vor, doch er hatte sich nicht dazu durchringen können aufzustehen. Jeden Morgen, wenn er alleine in ihrem Ehebett aufwachte, durchfuhr ihn von Neuem die Traurigkeit und die Verzweifelung, denn mit dem Erwachen kam auch automatisch die Erinnerung an die Trennung von Hermine zurück. Er wusste nicht, wie er das weiter aushalten sollte. Er hatte es schon mit gar nicht schlafen ausprobiert, doch irgendwann hatte sein Körper ihm nicht mehr gedient und war einfach in der Küche eingeschlafen. Wenigstens waren diese kurzen Nächte komaartig und somit traumlos, er würde es nicht verkraften, wenn er auch noch von ihr träumen müsste.

Es klopfte etwas lauter an seiner Tür. Erst durch das erneute Klopfen erinnerte er sich wieder daran, dass es nicht das erste war. Erstmals an diesem Morgen verließen seine Gedanken Hermine und gingen über zu dem gestrigen Tag. Angefangen hatte er wie alle anderen seit der Trennung, bis zu dem Zeitpunkt, als plötzlich Besuch für ihn vor der Tür stand. Nicht, dass er zuvor keinen Besuch gehabt hatte, doch der gestrige Besuch hatte nicht aus John und Diana oder Ron, Parvati und Timmy bestanden, stattdessen hatte Ginny unangekündigt vor der Tür gestanden. Im ersten Augenblick hatte er versteinert im Türrahmen gelehnt, denn selbst bei ihrem Anblick hatte er plötzlich an Hermine denken müssen. Die Idee, dass Ginny in ihrem Namen kam, hatte von seinem Kopf Besitz ergriffen, noch bevor das erste Wort gefallen war. Sie hatte ihn freundlich begrüßt und es war die Umarmung, die ihn schließlich aus seiner Starre befreit hatte.

Im Wohnzimmer hatte er ihrem Verhalten angemerkt, dass sie Bescheid wusste, und ohne, dass sie es verraten hätte, hatte er gewusst, dass Hermine im Fuchsbau wohnte. Doch er war erleichtert gewesen, dass Ginny nicht in Hermines Namen gekommen war, dass sie ihm nichts durch die gemeinsame Freundin hatte ausrichten lassen müssen. So schwer es sein würde, sie wollten versuchen ihre langjährige Freundschaft zu erhalten und Harry war der Ansicht, dass Freunde selber miteinander reden sollten. Ein weiterer Grund für seine Freude über diese Erkenntnis hatte darin bestanden, dass das bedeutete, dass Ginny wegen ihm gekommen war. Anfangs hatten sie über Ginnys Ferien und seine Gefühle geredet, wobei er es irgendwann nicht mehr ausgehalten und gefragt hatte:

„Wie geht es ihr, Ginny, und wie geht es Sammy?“ Ginny hatte die Gefühle, die er für die beiden Frauen in seinem Leben hegte, deutlich in seinen Augen aufblitzen gesehen, vermischt mit der Trauer über den Verlust eines Teils seiner selber, der durch die Trennung aus seinem Herzen gerissen worden war. Sanft hatte sie ihre Hand auf seine gelegt und es war als spürte er immer noch ihre Wärme und den beistehenden Druck ihrer Hand auf seiner Haut. „Hermine sieht nicht besser aus als du. Sie hat sich in Rons altem Zimmer eingenistet und verlässt es so gut wie nicht. Ich glaube, Sam hat es noch nicht ganz realisiert. Kinder in ihrem Alter sehen die Welt mit anderen Augen wie wir. Fred nimmt sie jeden Tag mit in den Kindergarten.“ Später hatte er von Ginny eine ehrliche Antwort auf die Frage bekommen, ob sie glaubte, dass es irgendeine Chance für Harry gebe Hermine wieder zurückzugewinnen. Ihre Reaktion hatte selbst im Nachhinein noch einen Gänsehauteffekt. Der Ausdruck ihrer Augen war plötzlich sehr traurig geworden und sie hatte für einen kurzen Augenblick an ihm vorbei gesehen, bevor sie seine Hände in ihre genommen und langsam den Kopf geschüttelt hatte. Er wollte nicht wissen, ob Hermine mit Ginny geredet hatte, ob sie ihr etwas erzählt hatte, was er nicht wusste. Er wollte Hermine und ihre Tochter nur zurück, doch Ginny schenkte diesem Traum keine Zukunft, und nach seinen Gesprächen mit Hermine selbst hatte auch er fast seine komplette Hoffnung verloren. Schon alleine der Gedanke an Draco zerriss seinen Körper. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Hermine nichts dafür konnte sich ausgerechnet in seinen schlimmsten Feind zu verlieben, doch wenn es um Draco ging, setzte sein Gehirn größtenteils aus und so überkam ihn auch diesmal wieder eine unbändige Wut, vermischt mit endloser Verzweifelung.

Es klopfte diesmal recht laut. „Harry?“, ertönte Ginnys Stimme vom Flur, „bist du wach?“ „Komm herein.“, erwiderte er mit heiserer Stimme und fuhr sich durch die strähnigen Haare, er musste sich mal wieder die Haare waschen. Langsam öffnete sich die Tür und Ginnys Gesicht umrahmt von feuerrotem Haar erschien in seinem Zimmer. Als sie erkannte, dass er die Augen offen hatte, trat sie lächelnd ein, ein Tablett mit Brötchen und Kaffee in den Händen. Der Duft von frischem Kaffee brachte seinen Magen zum Knurren und er setzte sich auf. „Wie hast du geschlafen?“, fragte die rothaarige Frau und setzte sich an seine Bettseite, das Tablett auf seinen Schoß stellend. „Ganz okay, traumlos.“, antwortete er und nahm einen großen Schluck Kaffee. Er schloss die Augen. „Das tut gut, danke.“, er schenkte ihr ein leichtes Lächeln. „Das ist doch das wenigste, das ich tun kann. Beiß in das Brötchen, du musst mehr essen, wenn du weiter in der britischen Nationalmannschaft bleiben willst.“, munterte sie ihn auf. „Ich weiß nicht, ob mir Quidditch jetzt noch so wichtig ist.“, kam seine tonlose Antwort. „Ich muss mich verhört haben.“, sagte Ginny entschieden und schüttelte den Kopf, „seit ich dich kenne, liebst du diesen Sport. Warum sollte er dir plötzlich nicht mehr wichtig sein?“ „Es gibt wichtigere Dinge in meinem Leben, Hermine und Sam.“, erwiderte er entschlossen. „Niemand würde von dir verlangen, dass du deine Karriere als Quidditchstar aufgibst! Auch nicht Hermine, dazu bist du ihr zu wichtig.“, meinte Ginny sicher. „Aber ihrer Meinung nach verbringe ich zu viel Zeit mit Sport auf meinem Besen.“, gab er Hermines Argumente wieder. „Ganz davon abgesehen, dass das ihre Ansicht ist, würde das nur bedeuten, dass du in ihren Augen mehr Zeit mit ihr verbracht haben solltest, doch niemals, dass du Quidditch aufgeben sollst. Also jetzt iss etwas.“, argumentierte Ginny aus der Sicht einer Frau. Der Schwarzhaarige sah sie einige Sekunden unentschlossen an, bis er schließlich nickte und sich eine Brötchenhälfte nahm. Erst als er wirklich abgebissen hatte, war Ginny zufrieden und lächelte. Das war leichter gewesen als bei Hermine, wobei das vielleicht an Hermines Schuldgefühlen liegen mochte.
 

Ginny kam alle paar Tage vorbei und Harry genoss ihre Besuche, das lag nicht an der Tatsache, dass sie ihn umsorgte. Nein, er brauchte keine Krankenschwester, sondern eine Freundin, ihre Nähe und die Gespräche mit ihr taten ihm unglaublich gut, sodass er trotz seiner Vorbehalte die Tage und Wochen überstand. Die Schmerzen verschwanden nicht, doch sie rückten etwas weiter zur Seite, ließen endlich wieder Platz für ein bisschen Neues.

Eines Nachmittags stand sein langjähriger bester Freund vor der Tür. „Hey Harry.“, begrüßte er ihn gut gelaunt, „hast du Lust auf einen reinen Männertag?“ Der Schwarzhaarige sah sich überrascht um, tatsächlich war der Hof komplett still, nur in der Ferne muhte die Kuh. „Hi Ron.“, entschied Harry erst mal seinen Freund zu begrüßen. „Parvati ist mit Timmy zu ihren Eltern gefahren, wir haben den ganzen Tag für uns.“, grinste der Rotschopf. Der Jüngere kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Hast du schon was geplant?“, wollte er wissen. „Gleich kommt Fußball im Fernsehen.“, zwinkerte Ron und fügte grinsend hinzu, „und Butterbier habe ich auch noch drüben.“, er deutete auf das zweite Haus der Red Star Farm.

Per Wink kam sein Zauberstab, Harry steckte ihn in seine Tasche und verließ das Haus. Der Weasley lächelte glücklich und zusammen machten sie es sich in Rons Wohnzimmer gemütlich.
 

Nachdem sie nicht nur ein Fußballspiel im TV gesehen hatten, sondern auch selber auf der Wiese etwas gebolzt hatten, saßen sie draußen auf der Gartengarnitur und genossen die Sonne.

„Das sollten wir öfter machen.“, nuschelte Ron erschöpft. Harry nickte. „Dann könnten wir auch noch Fred, George, John und Bill einladen.“, dachte der Rotschopf weiter laut, „man könnte mindestens ein Mal im Monat einen Männertag einschieben, das könnten wir, glaube ich, alle gebrauchen. Oder was meinst du?“ „Hört sich okay an, ich habe ja jetzt auch genug Zeit.“, die Trauer in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Immer noch nichts von Hermine gehört?“, fragte sein bester Freund vorsichtig. „Doch, vor ein paar Tagen.“, lautete Harrys kurzangebundene Antwort. „Was? Sie war hier?“, sofort saß der ältere der beiden senkrecht. Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur ruhig den Kopf. „Nein, sie war nicht hier. Sie hat mir einen Brief geschrieben.“, erklärte er tonlos. „Was schreibt sie denn so?“, harkte Ron interessiert nach. Harry kramte in seiner Hosentasche rum und zog ein zerknittertes Stück Pergament heraus. Ron entfaltete es und betrachtete die schwarze Tinte.
 

Hallo Harry,

ich soll dir einen Kuss von Sam mitschicken, sie vermisst dich sehr.

Doch das ist eigentlich nicht der einzige Grund für diesen Brief. Ich weiß nicht, ob Ginny es dir verraten hat, doch ich wohne im Moment im Fuchsbau und wollte dich bitten noch ein paar Tage von hier fern zu bleiben. Es ist so das Beste für uns beiden. Dennoch möchte ich, dass du weißt, wo wir uns aufhalten.

Ich könnte jetzt über so was wie das Wetter mit dir reden, doch zum einen brauchen wir beiden keinen langweiligen Small Talk und zum anderen bemerkst du Erscheinungen, wie die Wetterverhältnisse, im Moment wahrscheinlich genauso wenig wie ich. Manchmal erscheint mir dies alles so unendlich verquer, wir leiden beide und können, obwohl wir es wollen, zumindest sieht es auf meiner Seite so aus, doch nicht für den anderen da sein und ihn trösten. Liebe kann grausam sein, das ist wohl leider eine Erfahrung die jeder Mensch machen muss, selbst Dumbledore. Aber eins musst du mir glauben, egal was noch geschehen wird oder schon geschehen ist, ich habe dich geliebt.

Ich werde mich bald wieder melden. Sam hat dir eine Zeichnung mitgeschickt.

Bis bald Hermine
 

Ron entfaltete das zweite Stück Pergament, auf dem eine kindliche Zeichnung von einem Mann auf einem fliegenden Besen war, kaum zu erkennen war das kleine Mädchen, das lächelnd vor dem Mann saß. Ron schmunzelte und faltete den Brief wieder zusammen, bevor er ihn Harry zurückgab. „Sie hat nicht gefragt, wie es dir geht?“, stellte der Rotschopf verwundert fest, wo doch diese Floskel der Beginn eines jeden Briefes war und er Hermine doch so viel Gefühl zugetraut hätte einen richtigen Brief zu schreiben. „Sie braucht mich nicht nach meinem Befinden zu fragen, Ron. Sie weiß, dass es mir noch schlechter als ihr gehen wird. Gerade dadurch, dass sie nicht gefragt hat, wollte sie mich schonen.“, erklärte der Schwarzhaarige den vermutlichen Gedankengang seiner Frau. Sein bester Freund blickte ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Irritation an. „Ich sehe schon, Hermine hat dich im Frauen verstehen unterrichtet. Wieso hat Parvati das nur nie gemacht?“, wunderte er sich. Harry grinste andeutungsweise. „Nein, ich glaube kaum, dass ich in der Lage bin alle Frauen zu verstehen. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich Hermine kenne, dass ich ihre Handlungen richtig interpretieren kann. Doch mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich die wahre Hermine wirklich kenne.“ Ron musterte den Jüngeren traurig. Was hatte Hermine nur geritten ihn so zu verletzten. Nicht, dass er ihr unterstellen würde, dass sie ihn nicht geliebt hatte, es waren eher die Umstände der Trennung, die für ihn unzählige Rätsel aufwarfen.

„Vielleicht schafft ihr es doch noch eure Ehe zu retten? Ich meine, ihr kennt euch jetzt schon euer halbes Leben, ward Freunde, bevor ihr geheiratet habt. Außerdem haben Parvati und ich auch einen Neuanfang geschafft.“, versuchte Ron Harry aufzuheitern. Aber dieser schüttelte recht sicher den Kopf. „Bei euch war das etwas anderes, eure Probleme lagen nicht an der Liebe selbst, sondern an deiner Untreue.“, argumentierte er tonlos, „bei uns hingegen... Hermine hat keine Gefühle mehr für mich.“ „Das glaube ich nicht, sonst hätte sie dir keinen Brief geschrieben.“ „Der Brief kam um der Freundschaft Willen und wegen Sam.“ „Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass sie noch Gefühle für dich hat. Die können doch nicht einfach von einem auf den anderen Tag wie Rauch verpuffen.“ „Gefühle wird sie noch haben, aber nur freundschaftliche. Außerdem vergisst du die Tatsache, dass sie einen anderen liebt.“, Harry schaffte es nicht dessen Namen auszusprechen. Rons Optimismus sackte in sich zusammen, Harry hatte Recht, denn er versuchte mit Absicht diese Tatsache zu verdrängen. Sie war einer der ungeklärten, rätselhaften Fragen.
 

Nachdem Ron spät abends gegangen war, saß Harry wie sooft alleine unten im Wohnzimmer. Er verbrachte lieber dort Zeit alleine, als in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Ginny hatte ihm schon vorgeschlagen ein paar Tage Urlaub zu machen, jetzt wo gerade Sommerpause im Sport war, doch Harry hatte davon nichts hören wollen. Es war nicht seine Art schwierigen Situationen davon zu laufen.

Irgendwie fühlte der Schwarzhaarige sich ein wenig schlecht gegenüber seinem besten Freund. Ron war in den letzten Tagen und Wochen immer für ihn da gewesen, hatte ihn ablenkt, mit ihm geredet, ihn sogar zum Essen ins Haus seiner Familie eingeladen. Und was hatte Harry ihm im Gegenzug gegeben? Er hatte es nicht einmal fertig gebracht ihm die vollkommene Wahrheit, die ganze Wahrheit zu erzählen. Sicher, er hatte Ron Hermines Brief gezeigt, Ron ihn lesen lassen und auch mit ihm darüber gesprochen. Doch Ron war nicht näher auf Harrys Reaktion auf das Stück Pergament eingegangen, sodass dieser es nicht für notwendig gehalten hatte, dem Älteren mitzuteilen, dass er Hermine nach dem Brief angerufen hatte. Sein Kopf in seine Hände gestützt erinnerte er sich an das Telefonat, mit eines der einzigen, das sie je geführt hatten.

Noch immer hörte er ihre Stimme in seinem Ohr, auch wenn er den genauen Wortlaut nicht mehr wusste. Ihre Traurigkeit hatte seine Stimmung nur noch verschlimmert, auch wenn das sicherlich nicht ihre Absicht gewesen war, schließlich hatte er sie angerufen, obwohl sie in ihrem Brief von weiterem Abstand gesprochen hatte. Doch er hatte es nicht mehr ausgehalten, er hatte ihre Stimme hören wollen und trotz Ginnys Vermutung, dass Hermine nicht zu ihm zurückkehren würde, hatte er es versuchen müssen. Er zitterte, als seine eigene Stimme, dünn und unsicher, in seinem Kopf wiederhallte. „Komm zu mir zurück.“, eigentlich hatte er sich das Gespräch anders vorgestellt, anders geplant, doch als er sie hörte, sprudelten die Worte einfach nur so aus ihm heraus. Ihre Antwort kam nicht zögernd, sie war entschlossen. „Harry, ich kann das nicht. Ich liebe Draco und er mich.“ Die Tatsache, dass er hörte, dass sie bei den Worten ebenfalls weinte, machte es für ihn nicht leichter diese Worte zu verkraften. Obwohl er es doch wusste, schlugen sie erneut wie ein Blitz ein. Sie hatte noch versucht ihn etwas zu beruhigen, dann hatte er irgendwann aufgelegt. Genau wie damals saß er auch jetzt weinend auf dem Sofa. Seit wann war er eine solche Heulsuse? Er wischte die Tränen weg. „Männer dürfen auch weinen.“, hatte Hermine einst gesagt. Ein kleines Lächeln belegte seine Lippen, vielleicht war er im Moment etwas sensibel, dennoch blieb er ein Realist. Ihre Ehe war nicht mehr zu retten, egal was er anstellen würde, das hatte er jetzt verstanden, wenn es auch unglaublich weh tat.
 

Seit kurzem hatte ihr ständig wiederkehrender Traum auch ein Gesicht, Dracos Gesicht. Im Schatten seiner Kapuze war er durch ihre Träume gewandert. Szenen ihrer gemeinsamen Vergangenheit, kleine Liebkosungen nachts im Schloss hatten sie in ihren Träumen heimgesucht, ohne dass sie diese erkannte hatte. Erst jetzt war alles so klar und deutlich, Draco hatte die Kapuze seines Slytherin Umhangs abgelegt und auch ihre langen Locken hatten sich der Gefangenschaft der Kapuze befreit. Ihre Liebe war endlich frei. Einerseits war es erleichternd, sodass sie sich in manchen Augenblicken federleicht, wie mit Engelsflügeln versehen fühlte. In anderen Momenten herrschte Betrübnis und alles wirkte grau, farblos, eintönig. Der Verlust Harrys schmerzte sehr, sie sehnte sich nach ihm, vermisste ihn und wusste doch, dass er noch Zeit brauchte, dass sie ihn mit ihrer Nähe, ihrer Sehnsucht nach seiner Nähe nur noch mehr verletzen würde. Doch Dracos Nähe vertrug sie auch noch nicht, sie fühlte sich schlecht bei ihm und war zu gleich glücklich. Es war ein ewiges hin und her, hoch und runter.

So verbrachte sie die meiste Zeit mit ihrer kleinen Tochter. Auch wenn Sam die Situation noch nicht vollkommen verstand, tief in ihrem Inneren lag ein Schatten, der sie manchmal traurig machte, wie Hermine feststellte. Gemeinsam lachten sie und die gegenseitige Nähe brauchten sie beide, sie half ihnen, heilte sie. An einigen Tagen brachte Hermine das kleine Mädchen erst gar nicht in den Kindergarten, sondern unternahm etwas mit ihr. So backten sie Plätzchen in der großen Küche des Fuchsbaus, flogen auf einem Besen, wenn auch nicht so riskant, wie Harry es immer mit Sam gemacht hatte. Einen Tag waren sie in London shoppen, in der Muggelstadt, sowie in der Winkelgasse. Ein Muggeleis ließen sie sich schmecken und in einem Hallenbad gingen sie schwimmen. Zusammen schauten sie sich mit Jaimee und Lucy einen Kinderfilm an und spielten Spiele. Nachts schliefen Mutter und Tochter erschöpft in einem Bett ein.
 

Die breite Tür des riesigen Anwesens öffnete sich und der mittlerweile bekannte Anblick der Eingangshalle bot sich ihm. Viel sicherer als beim ersten Mal betrat er die Marmorhalle und blickte hoch zu ihr, wie sie scheinbar die Treppe aus dem ersten Stock hinunter schwebte. Ihr hellblondes, glattes Haar glänzte und Licht fiel durch das Fensterwappen hinein direkt auf sein rotes Haar, das so braune und schwarze Flecken bekam. Sie lächelte ihn an, während sie weiter elegant die Treppe hinunter kam, das nannte man Erziehung, andere frisch verliebte Pärchen wären sich vielleicht in die Arme gelaufen, doch Victoria würde so etwas nicht machen und er genoss es zu warten, zu warten, bis er sie in den Armen hielt. Wie sagte man so schön? Vorfreude ist die schönste Freude.

Ihr Kuss war wie immer atemberaubend und ihr Duft berauschend. Ihre ganze Erscheinung blendete ihn, das schwarze Kleid stand ihr ausgezeichnet. „Du solltest immer einen Smoking tragen.“, schmeichelte sie seiner Abendkleidung. „Nur wenn du unter deinem Kleid nichts mehr trägst.“, erwiderte er grinsend und fuhr ihr mit seiner großen, warmen Hand über den Rücken. Neckend schlug sie ihm die Hand weg und schüttelte den Kopf. „Ich hoffe du benimmst dich zu Tisch besser, sonst wird meine Mutter dich sicher nicht noch einmal zum Essen einladen.“ Sofort änderte er seine Haltung und bot ihr ganz der Gentleman seinen Arm an. Lächelnd hakte sie sich bei ihm ein und ließ sich von ihm in den Salon führen.

Die Tatsache, dass er den Weg mittlerweile kannte, war eine Beweis dafür, wie oft er in letzter Zeit in Malfoy Manor gewesen war, sogar häufiger als seine Mutter. So kam es, dass dies auch nicht das erste gemeinsame Abendessen mit Victorias Familie war. Es war ihre Idee gewesen und ihre Mutter wollte den netten, jungen Mann doch auch etwas näher kennen lernen, am verwunderlichsten jedoch war Dracos Zustimmung gewesen. Selbst jetzt beim Essen benahm er sich human, zwar beteiligte er sich nicht sonderlich an der leichten Konversation, doch er zeigte auch keine Abneigung gegenüber dem ältesten der Weasley Kinder. Victoria hatte Bill erzählt, dass ihre jüngerer Bruder nicht einmal ihr gegenüber eine verspottende Bemerkung bezüglich ihres Freundes geäußert hatte. Auf Victoria wirkte es, als wäre ihr jüngerer Bruder die ganze Zeit mit seinen Gedanken weit weg. Narcissa, die durch die Freundschaft zu Molly keinen Groll gegen Bill und die Weasleys hegte, hatte sich gegenüber Bill interessiert und nett gegeben. Insgeheim gefiel ihr dieser Mann viel besser als Victorias verstorbener Mann, aber damals war die Situation auch eine andere gewesen und sie war froh, dass die Zeiten sich geändert hatten.

„Erzählen Sie uns von Ägypten, William...“, bat sie ihn, während sie sich den Namen „William“ auf der Zunge zergehen ließ, wo ihr Sohn doch mehr auf den Namen „Draco“ hörte, als auf seinen ersten Vornamen.
 

Draco schrieb Hermine ab und zu, und schließlich stimmte sie zu, dass er Sam und sie einen Tag ausführen durfte. Es war ein wunderschön warmer Sommertag, blauer Himmel und kräftiges grünes Gras wurde bestrahlt von der blendenden Sonne, ein Bild wie aus einem Bilderbuch.

Der Blonde holte die beiden oberhalb des Fuchsbaus ab, Hermine hatte darauf bestanden, dass er nicht an die Tür klopfte. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, dass Mutter und Tochter nach Malfoy Manor mit Flohpulver gereist wären, aber Hermine fühlte sich noch nicht dazu bereit dieses große, mächtige Haus erstmals zu betreten.

Zur Begrüßung kniete Draco sich hin, um mit dem kleinen Mädchen auf Augenhöhe zu sein. „Hallo, ich bin Draco. Erinnerst du dich an mich?“, stellte er sich lächelnd vor. Sam legte den Kopf leicht schief und lächelte ihn einnehmend an. „Ich bin Samantha, aber du kannst mich ruhig Sam nennen.“, grinste sie ihn mit ihren weißen Zähnchen an, „du bist doch Sarahs Onkel, nicht?“ Der Blonde nickte. Hermine beobachtete, wie die beiden sich scheinbar sofort gut verstanden und sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder trauern sollte. Draco flüsterte ihr etwas zu, bevor er aufstand und sich Hermine zuwandte. Seine Augen waren voller Wärme, sodass das Silber leicht blau wurde und der Augenfarbe von Sam immer mehr glich. Tief blickte er in ihre braunen Augen, während er langsam ihre Hand zu seinen warmen Lippen führte und küsste. Länger als notwendig verharrten sie so, bevor sie sich von ihm trennte und Sam an die Hand nahm. „Lass uns ein paar Schritte gehen.“, schlug sie vor. Draco nickte und ging neben ihr her, ohne jedoch ihre Hand zu ergreifen, er wollte vorsichtig sein, um nicht ihre Grenzen unbeabsichtigt zu überschreiten.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Sam, nachdem sie den Hügel in die entgegengesetzte Richtung hinabgestiegen waren und blickte die beiden Erwachsenen neugierig aus großen Augen an. „Warst du schon einmal am großen Meer?“, fragte Draco sie. Das blonde Mädchen schüttelte zaghaft den Kopf. „Würdest du gerne einmal dorthin?“, wollte der ehemalige Slytherin weiterhin wissen. „O ja.“, lautete Sams erfreute Antwort. „Darf ich, Mummy?“, fragte sie ganz aufgeregt. Hermine nahm ihre Tochter auf den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du darfst.“, erlaubte sie es ihr, „aber jetzt halt dich gut an mir fest, wir werden dorthin apparieren müssen.“, erklärte sie Sam das weitere Vorgehen. Sam klammerte sich mit beiden Ärmchen an sie und kniff die Augen zu. Draco musste bei dem Anblick unwillkürlich lächeln. „Gib mir deine Hand.“, bat er Hermine, welche Draco ihre Hand reichte. Des Weiteren stellte er sich vor die beiden und nahm sie leicht in den Arm, bevor er die Apparation vorbereitete. Hermine spürte seine Nähe, bevor das bekannte Kribbeln im Bauchnabel begann.
 

Sicher landeten sie auf ihren Füßen und ein angenehm kühler Wind wehte um sie. Hermine öffnete ihre Augen. Sie waren in Sanddünen gelandet und weit und breit war kein Mensch zu sehen, der sie hätte sehen können. „Sind wir da?“, fragte Sam neugierig und sah sich ebenfalls um. Hermine setzte sie ab und die Dreijährige starrte fasziniert den vielen Sand an. „Wo genau hast du uns hingebracht?“, wollte Hermine leise von Draco wissen. „Wir sind an einem Strand in Nordirland.“, gab er ihr lächelnd Auskunft, „falls wir hier überhaupt Menschen treffen, werden es Muggel sein, die uns nicht kennen.“ Sie nickte beruhigt.

„Komm Sam, lass uns zum Meer gehen.“, schlug Hermine ihrer Tochter vor. Sam war sofort Feuer und Flamme für die Idee und lief vor den beiden Erwachsenen die Sandhügel hinauf. Gleich auf der Spitze des Ersten war das Meer in einigen Metern Entfernung zu sehen. Hermines Tochter betrachtete es einige Sekunden, bevor sie lächelnd darauf zu rannte. „Nicht so schnell, Sam.“, rief ihre Mutter ihr besorgt hinterher. Doch da war die kleine Blondine auch schon gestolpert und den restlichen Hügel hinunter gekullert. Unten stand sie auf und winkte der erschreckten Hermine munter zu, bevor sie ihren Weg zum Wasser diesmal etwas langsamer fortsetzte. Draco drückte leicht ihre Hand. „Mach dir nicht so viele Sorgen, ihr wird nichts passieren. Genieß den Tag, versuch es wenigstens, für deine Tochter und für mich.“, er lächelte sie so warm an, dass ihr Herz einen Sprung machte und sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gab. Noch bevor er das realisieren konnte, war Hermine jedoch schon ihrer Tochter hinterher gelaufen. Draco beobachtete die beiden Frauen lächelnd, auch wenn Augen- und Haarfarbe nicht überein stimmten, so wehte doch die lockige Haarpracht hinter beiden her und sie schienen die gleiche Liebe zum Meer zu hegen.

Hermine spürte den Sand in ihren Schuhen, doch sie wollte noch nicht anhalten, es tat so gut, die frische Meeresluft zu riechen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal am Meer gewesen war. Im Urlaub mit ihrem Eltern während ihrer Schulzeit? So sehr in Gedanken versunken, konnte sie nicht schnell genug reagieren, als plötzlich ein Schatten sich vor ihr erhob, so prallte sie voll auf ihn und landete weich im Sand. Wärme umgab sie und das Meer rauschte im Hintergrund. Langsam öffnete sie die Augen und blickte genau in Dracos grinsendes Gesicht. „Du.“, rief sie empört und hämmerte mit ihren Fäusten auf seine Brust ein, „mich einfach so zu erschrecken.“ „Man muss seine Magie doch irgendwozu nutzen.“, grinste er. „Na warte.“, doch bevor sie ihn erneut attackieren konnte, war er bereits wieder disappariert und tauchte keine Sekunde später an Sams Seite auf. Hermine seufzte. Im Sand verweilend sah sie den beiden zu, wie sie ihre Schuhe auszogen und ins Wasser wateten. Bis zu ihr drangen Sams freudige Schreie und das Lachen der beiden. Es ist richtig so, versuchte sie sich einzureden, während doch wieder Harrys Bild in ihren Kopf drang. Von Dracos Wunsch, dass sie den Tag genießen solle, beflügelt, zog sie sich die Schuhe aus und ging hinüber zu den von ihr geliebten Personen.

Als der blonde Mann sie erblickte, lächelte er sie an und kam auf sie zu. Gemeinsam verweilten sie am Wasserrand, so eben strichen die Wasserwellen über ihre nackten Füße und kühlten sie. Hermine beobachtete lächelnd, wie ihre Tochter, endlich mal wieder ausgelassen glücklich, im Wasser herumtollte und über die Wellen sprang. Draco musterte sie und nahm erfreut das Lächeln in ihrem Gesicht wahr, wie schön sie doch war. Vorsichtig umschloss er ihre Hand mit seiner. Seine war kaum größer als ihre, doch sie war warm und es fühlte sich schön an. So sah sie ihn zwar nicht an, verschränkte jedoch ihre Finger mit seinen, während sie weiterhin ihre Tochter nicht aus den Augen ließ, die gerade aufschrie, weil die Welle etwas höher gewesen war und ihren Rocksaum nass gespritzt hatte. Dann kümmerte es sie jedoch nicht weiter und sie spritzte munter weiter im Wasser. Zaghaft fuhr Draco mit seinem Daumen über ihren Handrücken und wartete erneut ihre Reaktion ab, sie ließ es geschehen. Dadurch ermutigt näherte er sich ihr etwas mehr, als hätte sie das geahnt, ließ sie seine Hand los und ging auf Sam zu. „Komm Sam, wir ziehen dir einen Badeanzug an.“, sagte sie zu dem drei-jährigen Mädchen. Aufs Wort drehte sie sich zu ihrer Mutter mit roten Wangen und einem hinreißenden Lachen im Gesicht, sie sah hinreißend aus und es tat Hermine in der Seele weh, dass ihre Tochter wegen ihr so leiden musste. Doch sie riss sich zusammen und lächelte Sam an, während sie ihr die Hand entgegen streckte. Hand in Hand gingen sie ein paar Meter, bis zu dem Platz, an dem Draco ihre Badetücher neben den Schuhen gelassen hatte.

Umgezogen lief Sam furchtlos in ihrem roten Badeanzug mit gelben Rüschen zurück ins Meer, stets unter der Aufsicht von Hermine, die auf den Tüchern sitzen geblieben war. Draco kam auf sie zu und beugte sich zu ihr runter. „Komm, lass uns auch schwimmen gehen. Das Wasser ist wunderbar angenehm.“, schlug er vor. Sie blickte ihn unsicher an. Er grinste nur, während er sich vor ihren Augen begann auszuziehen. ‚Du Schuft’, dachte sie, ‚du hinterhältiger Schuft, dich einfach vor meinen Augen auszuziehen.’ Sie konnte ihren Blick kaum von ihm lassen, während er sich das T-Shirt über den Kopf zog und es locker neben sie fallen ließ. Es war nicht zu verhindern, dass ihre Augen doch kurz über seinen perfekten Oberkörper fuhren, die vom Quidditch muskulösen Arme, den flachen, durchtrainierten Bauch und die zwar nicht breite, aber unbehaarte Brust. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu, als er sie unschuldig betrachtete, worauf er nur grinste, bevor er sich ebenfalls seiner Hose entledigte. Schluckend versuchte sie sich auf ihre Tochter zu konzentrieren, die weiterhin sorglos im Meer planschte. „Ich warte auf dich.“, lächelte er sie an, bevor er locker sportlich ins Meer lief und mit einem Kopfsprung und einem Aufschrei von Sam im Wasser verschwand. Es blieb ihr nicht vergönnt, seinen Körper zu missachten, wo sein Po sich doch beim Laufen leicht in seiner Shorts abzeichnete. Nach ein paar Sekunden tauchte er wieder auf und schüttelte den Kopf, sodass seine Kinn langen Haare spritzten. Er winkte ihr erneut zu, doch sie wollte noch etwas sitzen bleiben, wobei sie so erhitzt war, dass ihr die Abkühlung sicher nicht geschadet hätte.

Nach einigen Minuten zog sie sich schließlich auch bis auf den goldenen Bikini aus und schritt langsam ins Wasser, während sie sich seiner Blicke nur zu bewusst war und es vermied ihn anzuschauen. Statt zu ihm zu schwimmen, zog sie es vor mit Sam zu planschen.
 

Nach dem Picknick blieben die beiden Erwachsenen wiederum auf den Badetüchern in der strahlenden Sonne sitzen, wohingegen Sam, nachdem Hermine sie erneut eingecremt hatte, wieder ins Wasser rannte. Das würde wohl nicht der einzige Tag am Meer bleiben, für diesen Sommer, so sehr wie sie den Tag genoss. Draco legte seine Hand auf ihre, während beide lächelnd dem kleinen Mädchen beim Lochbuddeln im nassen Sand zusahen, wobei das Loch alle paar Sekunden von einer Welle geflutet wurde, was die Kleine entzückte. Dracos Hand wanderte langsam ihren leicht gebräunten Arm hoch, strich zärtlich über die weiche Haut. „Draco.“, wies sie ihn zurecht und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Was mache ich denn?“, fragte er enttäuscht, seine Hand zog er allerdings zurück. Er legte sich zurück und betrachtete ihren schmalen Rücken.

Nach einigen Minuten schlang er einen Arm um sie und zog sie so zu sich runter. Weder davon, noch von seinem Versuch sie zu küssen, war sie sonderlich angetan, stattdessen schubste sie ihn unwirsch von sich runter und setzte sich blitzschnell wieder auf, den Blick aufs Meer gerichtet. Verwirrt legte der Blonde sich auf die Seite und musterte sie. „Was ist los, Hermine?“, verlangte er zu wissen. Sie riss sich kurz von ihrer Tochter los und betrachtete sein Gesicht, er hatte sich in sich zurückgezogen, seine Seele verschlossen, keine Gefühle zierten sein Antlitz. Er wollte nicht zeigen, dass er verletzt war, das erkannte sie auch so. Sie legte ihre Hand entschuldigend auf seine Linke, die er vor seinen Bauch auf das Tuch gelegt hatte. „Seit der Sache mit Alexander werd ich verrückt, wenn Sam unbeaufsichtigt ist. Ich habe einfach Angst, dass ihr etwas zustößt.“, versuchte sie ihr Verhalten zu erklären. „Mach dir keine Sorgen, deine Tochter ist hier sicher.“, versuchte er sie zu ermutigen und streichelte ihre Wange. „Draco, bitte. Verstehst du denn nicht? Es ist mir ernst. Ich will sie nicht aus den Augen lassen. Wenn ihr auch keine Gefahr durch einen Schwarzmagier droht, so könnte sie doch zu weit ins Meer laufen oder sich soweit entfernen, dass wir sie nicht mehr sehen.“, erklärte sie ernst und sah ihm tief in die Augen. Er nickte langsam und legte seine Hand wieder auf ihre. „Entschuldige, ich kenne mich mit Kindern nicht so gut aus. Gut, dass ich kein Vater bin.“, versuchte er grinsend die Stimmung aufzulockern. „Sag so etwas nicht.“, er hatte das Gefühl, dass sein Versuch genau das Gegenteil verursacht hatte, sie wirkte noch angespannter und blickte ihn nicht einmal mehr an. „Ich glaube, wir müssen auch gleich aufbrechen. Harry erwartet Sam.“, meinte sie und erhob sich. „Warum sagst du „Sam“ und nicht „seine Tochter“?“, wollte Draco scherzhaft die Zeit hinauszögern. „Darf ich meine Tochter nicht nennen, wie ich will?!“, fuhr sie ihn an, bevor sie davon stürmte. Völlig durcheinander starrte der blonde Mann ihr hinterher. Er hatte den Eindruck, als würde er von einem Fettnäpfchen ins andere laufen, ohne sie auch nur im Weitesten zu sehen. Durch all die Jahre kannte er einige ihrer Gedanken und Charakterzüge doch noch nicht, aber das machte sie nur noch interessanter. Immer noch gut gelaunt, packte er ihre Sachen zusammen.

Draco brachte die beiden wieder auf dieselbe Wiese in der Nähe des Fuchsbaus. „Wann sehen wir uns wieder?“, fragte er beim Abschied. „Ich melde mich bei dir.“, erwiderte sie und strich ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen über die dünne, silberne Kette, die er immer noch trug. Er lächelte und seine Augen strahlten sie an, sodass ihr Herz einen Sprung machte. Schnell entfernte sie sich einen Schritt von ihm. „Sag Draco tschüss, Sam.“, bat sie ihre Tochter. Draco beugte sich zu dem Mädchen runter und bekam verwundert einen Kuss auf die Backe. „Gehen wir noch mal ans Meer?“, fragte sie und klimperte bittend mit den Wimpern. „Sie hat jetzt schon deinen Charme.“, lachte Draco Hermine zu und antwortete Sam, „das musst du mit deiner Mama abmachen.“
 

Mit einer kleinen Tasche in der Hand und Sam auf dem Arm apparierte Hermine zur Red Star Farm. Es war ein seltsames Gefühl, sie konnte es nicht beschreiben. Langsam schritt sie auf ihr altes Zuhause zu, während sie Sam runter gelassen hatte, weil diese vorlaufen wollte. Sie konnte es gar nicht abwarten ihren Vater und das Haus zu sehen, und natürlich später auch Timmy. „Wo bleibst du?“, rief sie ihrer Mutter ungeduldig von vor der Tür aus zu, da sie nicht an den Türklopfer herankam, sie war noch zu klein. Doch Harry hatte sie schon gehört und öffnete so bereits nach ihren Worten die Haustür. Sam strahlte ihn an und sprang ihm in die Arme. „Hey Sammy-Schätzchen, nicht so stürmisch.“, lächelte er, als sie ihm einen dicken Kuss auf die Wange verpasst hatte. Sie grinste ihn an und schlang ihre Arme kurz und feste um seinen Hals, bevor sie runter gelassen werden wollte und ins Innere des Hauses lief. Hermine sah ihr leicht traurig hinterher, nicht weil sie die Liebe der beiden verachtete, sondern weil sie ihre Tochter vermissen würde, sie hatte in letzter Zeit kaum eine Stunde ohne sie verbracht.

„Hallo Harry.“, begrüßte sie ihn zurückhaltend. „Hallo Hermine.“, sagte er und lächelte unsicher. „Hier, in der Tasche sind Sams Sachen. Ich hole sie dann Sonntagabend wieder ab.“, erzählte sie ihm, stellte die Tasche vor ihn auf den Boden und ging dann ein paar Schritte zurück. Nie zuvor hatte es sich so seltsam angefühlt mit ihm alleine zu sein, plötzlich kam sie sich unbeholfen und unsicher vor. „Möchtest du nicht herein kommen?“, fragte Harry bittend und sah sie mit einer Art Hundeblick an. „Das ist keine gute Idee, das weißt du doch. Wir sind noch nicht so weit, Harry. Ich hätte gar nicht herkommen sollen, Fred hätte Sam sicherlich auch vorbei gebracht.“, erklärte sie hastig. „Nein, ich habe mich gefreut, dich zu sehen.“, widersprach er ihr, wenn auch mit Tränen in den Augen. Mit ebenfalls nassen Augen kam sie nun wieder auf ihn zu und nahm ihn lange in die Arme, als sie sich trennten, liefen ihm erneut die Tränen die Wangen hinunter. Sie zauberte ihm ein Taschentuch herbei und reichte es ihm schüchtern. Verlegen nahm er es entgegen und putzte sich die Nase. „Genieß die Zeit mit Sam.“, lächelte sie ihn aufmunternd an und machte sich an den Rückweg. „Bis Sonntag.“, verabschiedete er sich von ihr und ging wieder ins Haus, ohne sich noch einmal umzusehen.

Hermine änderte ihre Richtung und steuerte nun das zweite Wohnhaus der Red Star Farm an, in der Hoffnung, dass Ron zu Hause war, denn sie wollte mal mit ihm über Harry reden. Außerdem gedachte sie ihn zu bitten, sich um Harry zu kümmern, sie machte sich Sorgen. Doch nicht nur wegen ihrem Mann zog es sie zu Ron, sie hatte ihn einfach schon lange nicht mehr gesehen und sie wollte nicht, dass ihre Freundschaft so endete.
 

Seine Mutter direkt hinter ihm stand er auf den breiten Stufen, die hoch zum Portal führten. Mit sicherer Hand betätigte er den Drachenkopf, der als Türklopfer diente. Kurz darauf öffnete sich die Tür wie jedes Mal scheinbar von Zauberhand und ließ die beiden Gäste hinein. Diesmal waren Bill und Molly zum Brunch eingeladen worden, Ginny hatte sich erfolgreich gewährt mitzukommen, nachdem sie ihrer Mutter gestanden hatte, dass sie das letzte Mal die ganze Zeit alleine am Tisch gesessen hatte.

Sarah stand alleine in der riesigen Halle und trotz ihrer Kindheit wirkte sie überhaupt nicht fehl am Platz wie Molly überrascht feststellte, während sie sich selber immer noch leicht unwohl in diesem ehemaligen Todesser-Gebäude fühle. „Guten Morgen.“, begrüßte Victorias Tochter sie höflich. Nachdem sie den Gruß erwidert hatten, führte die Kleine sie in den Raum, indem sie auch das letzte Mal zum Kaffeetrinken gewesen waren. Wieder war der Raum durchflutet von hellen Sonnenstrahlen und wieder war der große Tisch edel gedeckt. „Hallo William, schön dich zu sehen, Molly.“, die beiden alten Freundinnen umarmten sich, während der Rotschopf sich nach seiner Freundin umblickte, die jedoch nicht erschienen war. „Setzt euch.“, bat die Hausherrin ihre Gäste und deutete auf die Stühle, „Draco lässt sich entschuldigen, aber Victoria müsste jeden Augenblick kommen.“

Seine Mutter und Narcissa hatten längst ein Gespräch angefangen, als die Tochter des Hauses den Saal betrat. Sie sah wie sooft umwerfend aus, diesmal trug sie ein knielanges nachtblaues Trägerkleid, das leicht ihre Beine umspielte, und ihre schmalen Füße steckten in feinen Sandalen in derselben Farbe. Bei ihrem Anblick stand Bill sofort auf und ging glücklich lächelnd auf sie zu. Keiner der beiden bemerkte, dass die älteren Frauen aufgehört hatten zu reden und lächelnd ihre ältesten Kinder betrachteten, wie sie sich küssten. Zum Glück war Bill seit einigen Jahren aus der Zeit heraus, in der er rot geworden wäre, als er den Blick seiner Mutter wahrnahm; Victoria hingegen schien diese Zeichen von Scham überhaupt nicht zu kennen. Der Rothaarige strahlte seine Mutter an, während er seine Freundin auf ihren Platz gegenüber von ihm geleitete.

„Wir haben euch etwas zu sagen.“, begann Bill ernst, nachdem bereits einige Minuten leicht gespeist wurde. Ihre Mütter warfen sich kurz überraschte Blicke zu, bevor sie die beiden verheißungsvoll musterten, wobei man ihnen anmerkte, dass sie ihre Neugier und Spannung kaum unterdrücken konnten. Bill lächelte Victoria an und sie nickte kaum sichtbar, ebenfalls lächelnd, selbst ihre silber-blauen Augen strahlten, als wäre alles Glück der Welt in ihnen. „Victoria und ich wollen zusammen ziehen.“, lüftete er das Geheimnis.

Ein paar Sekunden herrschte absolute Stille, dann redeten beide Mütter durcheinander. „Du willst mich schon...“ „...zu klein. Und was ist mit...?“ „... und Sarah?“ Drängende Blicke, die eine Antwort forderten, durchbohrten die frisch Verliebten. „Wenn ihr das noch einmal wiederholen könntet, nacheinander, könnten wir euch vielleicht auch antworten.“, lächelte Victoria ruhig. Manchmal war ihre Ruhe richtig erholsam und ein sicherer Pol, während sein hitziges Temperament ihn sicherlich leicht weggerissen hätte. „Willst du mich schon wieder alleine lassen, wo Sarah und du doch erst ein paar Monate wieder hier lebt? Denkst du nicht, dass du Sarah etwas viel zumutest, wenn du sie schon wieder aus ihrer Umgebung reißt und ihr ein neues Zuhause versuchst aufzubauen?“, verlangte Narcissa zu wissen. „Deine Wohnung in Ägypten ist viel zu klein für euch drei und der Fuchsbau ist im Moment mit Hermine und Sam auch vollkommen ausgelastet. Und was ist überhaupt mit deinem Job in Ägypten?“, fragte Molly. „Wir haben nicht vor in Ägypten zu leben und danke Mum, aber du hast Recht, im Fuchsbau ist ebenfalls kein Platz mehr.“, begann Bill mit den Erklärungen, und Victoria fuhr fort, „deswegen haben wir uns überelgt, dass Bill hier einziehen könnte. Das Anwesen ist groß genug und es findet sich sicher ein geeignetes Zimmer. Außerdem würde Sarah nicht wieder aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und wir wären immer noch bei dir, Mutter.“ „Meine Arbeit in Ägypten habe ich vorzeitig beendet, stattdessen werde ich mich nun für Gringotts um die Flüche der alten Steinkreise in Schottland kümmern.“, beantwortete der Fluchbrecher auch die letzte, bisher gestellte Frage. Vorerst beruhigt nickten Molly und Narcissa.

„Habt ihr Draco schon gefragt?“, fragte die blonde Frau schließlich zurückhaltend, es war selten, dass sie Draco als den Hausherren darstellte, was in diesem Fall ganz eindeutig geschah. Das junge Paar warf sich einen kurzen Blick zu, bevor Victoria antwortete: „Ich habe es einmal angedeutet und er hat mich mit seiner Reaktion positiv überrascht. Ich denke nicht, dass er sich großartig gegen unsere Entscheidung erheben wird. Gleich heute Abend werde ich sie ihm mitteilen.“ Ihre Mutter nickte. Selbst wenn Draco einverstanden sein sollte, würde es sicherlich nicht einfach für ihn werden mit einem weiteren Mann unter dem Dach zu wohnen, der wohl den Haushalt mitbestimmen werden dürfte.

„Also, wann wollt ihr heiraten?“, stellte Molly direkt die Frage schlechthin. Alle Anwesenden starrten die ehemalige Gryffindor an, selber die kleine Sarah, die auf Grund des Brunches nicht im Kindergarten war und ein Stück Obstkuchen fein und säuberlich mit der Gabel aß. Besonders die Augen des verliebten Paares zeigten Schockierung, wohingegen ein neugieriges Augenpaar über dem Kuchen zu ihr hinüber blickte, Narcissa ließ sich weder anmerken, ob sie die Frage auch gestellt hätte, noch ob sie dies ablehnte. Während der nächsten Minuten herrschte absolute Ruhe. „Mutter.“, grummelte Bill schließlich vorwurfsvoll. Molly grinste. „Das sollte nur ein Scherz sein.“, meinte sie lachend, „aber zu unserer Zeit hätte mir meine Mutter verboten mit meinem Freund zusammen zu leben, ohne ihn zu heiraten.“ Narcissa nickte nachdenklich. „Mit der Zeit verändert sich vieles.“, sagte sie in Gedanken versunken. „Vieles zum Besseren. Hätte ich damals William geheiratet, eine Gryffindor einen Slytherin, das wäre wahrscheinlich auf der Titelseite des Tagespropheten erschienen.“, lächelte Molly träumend. „Wenn ich ihn nicht vor dir geheiratet hätte.“, marschierte Narcissa mit groben Schritten durch ihre Träume. Beide lachten. Bill und Victoria verdrehten die Augen, bevor sie sich anlächelten, sie hatten es tatsächlich geschafft, etwas das Bill nie zu träumen gewagt hatte.
 

Harry kam langsam die Treppe hinunter, ein paar graue Haare hätten sein Gefühl des Alterns verstärkt, doch seine Haare blieben andererseits auch glücklicherweise nachtschwarz. Er war solange an Sams Bettchen sitzen geblieben, bis sie eingeschlafen war, selbst dann hatte er sich nicht von ihrem friedlichen Gesichtchen losreißen können. Ihren Frieden würde er auch gerne wieder finden. Doch es war auch schon schön mit ihr Zeit zu verbringen, mit Freude hatte er ihr eine Gutenachtgeschichte vorgelesen und sie zugedeckt.

„Schläft sie?“, fragte Ginny lächelnd, als er das Wohnzimmer betrat, wo sie auf dem Sofa sitzend auf ihn wartete. Harry nickte nur erschöpft und setzte sich neben sie. „Du bist müde, vielleicht solltest du auch schlafen gehen?“, schlug die Jüngere vor und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Nein, das ist keine gute Idee. Ich würde die ganze Zeit von Träumen geplagt, die doch nicht der Realität entsprechen. Lass uns lieber noch etwas reden.“, bat er sie und blickte sie traurig aus seinen hellgrünen Augen an. Sie nickte mitfühlend.

„Wir müssen irgendeine Beschäftigung für dich finden, die dich ablenkt und dir gleichzeitig Spaß macht.“, überlegte die junge Frau laut. Harry nickte, leicht abwesend. „Gibt es irgendwas, was du schon immer mal machen wolltest, oder was du schon länger planst?“, wollte sie von ihm wissen. Der Schwarzhaarige dachte gründlich nach. Nach einigen Minuten, in denen beide ihren Gedanken nachgegangen waren, lichtete sich plötzlich Harrys Blick. „Da ist etwas. Vor ein paar Wochen bin ich auf die Idee gekommen.“, erinnerte er sich langsam. Ginny sah ihn auffordernd und gespannt an. „Die Red Star Farm ist groß genug dafür und mit Ron habe ich auch schon gesprochen.“, erklärte er ihr. „Und Ron hat zugestimmt?“, verlangte Ginny zu wissen. Harry nickte. „Es wäre sicher zeitaufwendig und kostet einiges, doch ich glaube, das Geld kriege ich zusammen, und vielleicht kaufen Ron und seine Familie auch welche.“, vermutete der Ältere.

„Wie lautet denn deine Idee, Harry?“, fragte Ginny zaghaft, sie wollte seinen Enthusiasmus nicht durchbrechen, andererseits konnte sie ihm jedoch nicht helfen, wenn sie nicht einmal wusste, wovon er redete. „Entschuldige, Ginny, ich hab ganz vergessen es dir zu sagen.“, grinste er verlegen und legte seine Hand kurz auf ihr Bein, „ich dachte, auf eine Farm gehören mehr Tiere als eine Kuh, ein Pferd und ein paar Kätzchen.“ „Du willst also einen richtigen Hof voller Tiere?“, fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach. Harry nickte strahlend. „Okay, das wird dich sicher mehr als in Anspruch nehmen. Wir müssen das genau planen. Hast du einen Grundriss des Grundstücks? Wir müssen überlegen, wo wir die Ställe am besten hinbauen? Und welche Tiere und wie viele du haben möchtest? Wiesen gibt es ja genug. Dann müssen wir noch alles mit Rons Familie besprechen.“, plante Ginny gleich mit. So saßen sie noch die halbe Nacht im Wohnzimmer und überlegten und machten sich Notizen. Schließlich entschied Harry, dass es zu spät war für Ginny nach Hause zu gehen. Er machte ihre kleinen Proteste zunichte und schickte sie in sein Bett, während er unten auf dem Sofa einschlief und diese Nacht von seiner Farm träumte.
 

Ron hatte ihr gestanden, nachdem sie ihn eindringlich im Sinne ihrer langjährigen Freundschaft darum gebeten hatte, dass es Harry wohl nicht besonders gut ginge. Sie konnte sich vorstellen, dass es für Ron eine verzwickte Situation war, wo er genau zwischen den Parteien stand, doch sie hatte es unbedingt wissen wollen, auch wenn sie dem Rotschopf nicht den wahren Grund hatte nennen können. Wie hätte sie ihm auch erklären können, dass sie Harry noch immer liebte und sich trotzdem von ihm getrennt hatte? Wie hätte er das verstehen können? Wie hätte er dann noch verstehen können, dass Harry so leiden musste? Wobei sie hoffte, dass Ron wenigstens gemerkt hatte, denn erwähnte hatte sie es mit keinem Wort, dass auch sie unter der Trennung litt. Ihm zu erzählen, dass sie Harry vermisste, dass Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit ihr Gedächtnis fluteten, hatte sie für keine gute Idee gehalten. Hätte Harry davon Wind bekommen, hätte er es wahrscheinlich falsch verstanden und neue Hoffnung geschöpft; und Hermine wollte ihn auf keinen Fall noch mehr unnötig leiden lassen. Wo schon alleine der Gedanke an Sam ihr Kopfzerbrechen, geradezu Übelkeit verursachte, doch tief in ihrem Inneren hatte sie längst einen Entschluss gefasst.

Ein Stück Pergament in der Hand betrachtete sie noch einmal das traurige Gesicht ihres Mannes vor ihrem inneren Auge. Sie hasste es ihn leiden zu sehen, er hatte in seinem Leben schon genug durchmachen müssen. Sie hasste sich selber dafür, dass sie ihm noch mehr Schmerzen zufügte, wo sie ihn doch liebte. Trotz der traurigen Gedanken an Harry, spürte sie das Verlangen Draco wieder zu sehen, kein körperliches Verlangen, einfach den Wunsch ihn zu sehen, mit ihm zu reden, besonders jetzt, da er ihr einen so süßen Brief geschrieben hatte.
 

Liebe Hermine, Gryffindor meiner Träume,

schon allein die Liebe eines Slytherin zu einer Gryffindor ist übernatürlich – beachte, ich meine nicht, unnatürlich oder gar abartig – auch wenn sie in meiner Familie scheinbar nicht einzigartig ist, näheres dazu, falls du die übernatürliche Bitte in diesem Brief eines Slytherins erfüllst. Mir ist bewusst, dass du dich melden wolltest, doch es drängt mich, dir das Folgende zu schreiben.

Denn obwohl es der Natur eines Mannes, erst recht der eines Slytherins, sprich in jeglicher Hinsicht meinem Wesen, widerspricht einer Frau hinterher zu laufen, schreibe ich dir diese Zeilen, da ich es nicht mehr ohne dich aushalte. Ich muss dich sehen, Hermine.

Ich weiß, dass du Zeit brauchst und ich kann verstehen, dass du Abstand wahren möchtest, und so kann ich lediglich hoffen, dass wenigstens ein kleiner Teil deiner selbst, denselben Wunsch wie ich verspürt. Weiter hoffe ich, dass du diesem Teil nachgibst.

Melde dich bald,

dein dich vermissender Slytherin

Draco
 

Es war nicht nur die Tatsache, dass er seine Briefe wirklich unterzeichnete – früher, als er sich nicht zu ihr bekannt, ihre Affäre geheim gehalten hatte, hatte es nicht mal seine Initialen unter seinen einzeiligen Mitteilungen gegeben aus Selbstschutz -, viel mehr die Art wie er schrieb faszinierte sie. Dieser Brief glich in gewisser Weise einem Liebesbrief, zumindest dem eines Slytherins, und irgendwie spürte sie, dass es der erste war, den er jemals geschrieben hatte. Nicht nur dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, auch das Wissen um die Mühe, die es ihn gekostet haben musste, diese Worte zu verfassen. Sie drückte das Stück Pergament an ihr Herz, ganz vorsichtig, sie wollte es unter keinen Umständen zerknittern, nein, sie gedachte es sicher aufzubewahren.

Draco hatte richtig vermutet, trotz ihres Kummers und ihrer Gedanken an Harry, sehnte sich wirklich ein Teil nach ihm und sie hatte nicht lange nachdenken brauchen, um zu entscheiden, dass sie ihn aufsuchen würde. Ihr Vertrauen in Draco ließ sie diesen Entschluss treffen, denn sie wusste, dass er niemals gegen ihren Willen handeln würde, er hatte es in seiner Jugend in Hogwarts schon nicht getan. Außerdem musste er wissen, dass sie zu Zärtlichkeiten, die von Küssen abwichen, noch nicht fähig war und so würde er sie nicht in die Enge treiben. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass ein Slytherin, dieser Slytherin, so mitfühlend, zurückhaltend und in dem Brief beinahe romantisch veranlagt war. Ihre Gefühle für ihn wurden nicht enttäuscht, stattdessen erfuhren sie Bestätigung. Sie würde Harry noch länger vermissen, doch ihre Entscheidung bereute sie nicht, diese nicht.
 

Montagmorgen, Sam war glücklich im Kindergarten am spielen und sie stand vor der Einfahrt des Anwesens der Malfoys. Das große Gittertor war nicht verschlossen, als sie es vorsichtig mit der Hand öffnete. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dies je zu Zeiten von Lucius der Fall gewesen war, vor allem nicht während Voldemorts Lebzeiten, aber es kam ihr gelegen. Wie beim letzten Mal wich sie von dem breiten Pfad ab, der hoch zum Portal führte. Sie betrachtete die Vielfalt des Gartens, als sie ihn durchquerte und über gut gepflegte grüne Wiesen spazierte. Irgendwie kam sie sich vor wie eine Einbrecherin, hoffentlich sah sie niemand, außer Draco.

An der gleichen Stelle wie beim letzten Mal, im Schatten eines kleinen Baumes, blieb sie stehen und rief ihn. Letztes Mal war sie zu aufgeregt gewesen, um das Gebäude näher zu betrachten, diesmal ließ sie sich Zeit dazu. Die Bauart und die dunklen Steine ließen vermuten, dass es mehrere Jahrhunderte alt war. Hatte Draco nicht auch irgendwann in seiner Arroganz und seinem Reinblütertun erzählt, dass er seine Blutlinie Jahrhunderte, bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen konnte?! Vermutlich war das Haus nur wenig jünger. Die Fenster, aus Ebenholz, waren groß, auch wenn es in manchen Teilen des Hauses derer nicht viele gab. Seltsamerweise war es Hermine nicht möglich ins Innere des Gebäudes zu blicken, es musste ein Zauber auf dem Glas liegen. Mit drei Stockwerken wirkte das Haus zugleich robust und auf eine dunkle Weise elegant, auch wenn sie aus ihrer Position nur den Blick auf eine Seite werfen konnte.

Die Zeit, bis Draco um die Ecke bog, verging diesmal viel schneller. Er lächelte sie an, als er mit großen Schritten auf sie zu kam. Die schwarze Jeans stand ihm ausgezeichnet, während das marineblaune Shirt das Blau seiner Augen gegenüber dem Silberton hervorhob. Sie brauchte keine Gewissheit mehr, dennoch wanderte ihr Blick automatisch zu der dünnen, silbernen Kette, die sie ihm einst geschenkt hatte. Seine Haare wirkten strubbeliger als sonst, so als hätte er bis vor kurzem noch im Bett gelegen. Man kann nicht sagen, dass seine Begrüßung stürmisch war, das hätte seinem Charakter widersprochen, aber es gab auch keinen eher förmlichen Handkuss. Stattdessen schloss er sie in die Arme und blickte ihr tief in die haselnussfarbenen Augen, als würde er sich eine Erlaubnis holen. Ihr Lächeln reichte ihm als Antwort, sodass er sich langsam zu ihr runter beugte und sie zärtlich küsste. Genau wie sein Verhalten war der Kuss weder drängend, noch fordernd, sondern sanft und vorsichtig. Sein Duft erfüllte ihre Nase und seine Wärme umspielte sie. Viel zu schnell beendete er diesen ersten Begrüßungskuss, doch sein Lächeln war so einnehmend, dass sie ihm nicht hätte böse sein können.

„Du hast meinen Brief bekommen?“, fragte er unsicher. Sie nickte lächelnd. „Wie hätte ich einem so reizend formulierten Wunsch widerstehen können? Außerdem interessiert mich die Vorliebe deiner Familie für Gryffindors.“, zwinkerte sie. „Wollen wir einen Spaziergang zum See machen?“, schlug er vor und deutete nach rechts. „Ihr habt einen eigenen See?“, hakte sie neugierig nach, während sie bereits die Richtung eingeschlagen hatten. „Er ist nicht so groß, wie der in Hogwarts, aber als kleines Kind habe ich gerne in ihm gebadet. Auf einer kleinen Lichtung in unserem Wald befindet er sich.“, berichtete er, wobei kein Funken der früheren Prahlerei in seiner Stimme zu hören war. Sie nickte lächelnd.

„Bist du gerade erst aufgestanden?“, fragte Hermine nach ein paar Minuten. Überrascht blickte er sie an. „Deine Haare stehen ab.“, lachte sie und wuschelte ihm durch die Haare. „Ach so.“, grinste er, „das hat mich also verraten. Vielleicht sollte ich mir doch einen Spiegel im Zimmer aufhängen?“ „Ich mag deine Haare auch so.“, sagte die Brünette und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln und griff nach ihrer Hand. Gut gelaunt schaukelte sie die gefassten Hände leicht hin und her. „Ich bin schon lange nicht mehr hier her gegangen.“, stellte der Blonde tonlos fest. „Es ist so schön hier, meinetwegen können wir öfter hier her gehen.“, gestand die braunhaarige Frau und blickte ihn abwartend an. Sie wollte ihn nicht unter Druck setzen, wo sie doch keine Ahnung hatte, was seine Familie zu so einer Beziehung sagen würde.

Deswegen kam sie auch zu der Andeutung seines Briefes zurück. „Du wolltest mir noch erzählen, wie deine Familie zu ehemaligen Gryffindors steht?“ „Weißt du das denn nicht?“, wollte er irritiert wissen. Verwirrt blickte sie ihn an. „“Die Geschichte Hogwarts“ kenne ich in und auswendig, aber über deine Familie weiß ich recht wenig.“, erklärte sie ihm. Er lachte, was ihre Verwirrung nur noch vergrößerte. „Die Ereignisse sind so neu, dass sie noch in keinem Buch stehen werde.“, rechtfertigte er sich, „nein, ich dachte, du wüsstest es vielleicht bereits, weil du doch im Moment bei den Weasleys wohnst, oder?!“ Sie nickte nachdenklich, konnte sich jedoch nicht zusammenreimen, worauf er hinauswollte, und zuckte so ahnungslos mit den Schultern. Deswegen ging er nicht näher auf ihre Unwissenheit ein, wahrscheinlich hatte sie im Moment genug eigene Sorgen, als dass sie alles in ihrem Umfeld wahrnahm. „Meine Schwester Victoria ist mit William Weasley liiert.“, löste er das Rätsel auf, wobei fast schon ein Funken Freude in seiner Stimme mitschwang. Überrascht blieb sie stehen. Seit wann mochte Draco die Weasleys? Aber noch mehr verwunderte sie die Verbindung der beiden Zaubererfamilien. „Rons ältester Bruder?“, harkte sie ungläubig nach. „Ja, meine Schwester hat mir letztens, als sie mich bat ihrem Wunsch zuzustimmen, dass Bill bei uns einzieht, gestanden, dass die beiden während der Schulzeit wohl schon eine Affäre hatten.“, klärte er die junge Frau auf. „Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“, lächelte Hermine leicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange, „das freut mich für die beiden.“, fügte sie nach einiger Zeit hinzu. Scheinbar war der Hass der Familie gegen die Gryffindors hauptsächlich von Lucius ausgegangen, dann würde ihre Beziehung zu Draco vielleicht doch leichter beginnen können, als sie schon befürchtet hatte.

Der See war wunderschön, das Wasser blau wie der Himmel, der zwischen den Tannenspitzen hindurchlugte. Still lag er vor ihnen. Gebannt betrachteten die beiden ihn schweigend, bevor Hermine wie in Trance auf ihn zu ging. Sie setzte sich ans Ufer und plätscherte mit dem Finger in dem kalten Wasser. Etwas erinnerte dieser See sie an den See, den sie auf der Red Star Farm hatten, wobei der im Vergleich zu diesem die Bezeichnung Teich eher verdiente. „Ihr züchtet dort doch keine gefährlichen Tiere oder Pflanzen drin, oder?“, verlangte Hermine vorsichtig zu wissen. Draco schüttelte den Kopf. „Gut.“, war Hermines kurze Erwiderung, bevor sie ihre Ballerinas auszog und ihre nackten Füße in das angenehm kalte Wasser streckte. Sie schloss die Augen und spürte nur, wie Draco sich neben ihr nieder auf dem moosigen Boden ließ und es ihr nachtat.

Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Ein paar Minuten saßen sie einfach nur da, aneinander gelehnt und genossen die Ruhe und die Nähe des anderen. „Ich möchte dir etwas schenken.“, lockte er sie schließlich mit leiser Stimme aus den Gedanken. Überrascht öffnete sie ihre braunen Augen und blickte ihn abschätzend an. „Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, dich noch besser kennen lernen. Aber ich weiß nicht, ob du schon bereit dazu bist.“, abwartend schaute sie ihm ins Gesicht und forderte ihn stumm dazu auf, fortzufahren, „was hältst du davon ein paar Tage mit mir zu verreisen?“ Völlig aus dem Konzept gerissen starrte sie ihn an, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ein kleines Geschenk, vielleicht ein Buch oder Schmuck, aber eine Reise? „Was sagst du?“, fragte er hoffnungsvoll, bevor er schnell hinzufügte, „du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden.“ Sie nickte langsam und ihr Blick fuhr über den ruhigen See. „Du könntest dich etwas erholen, irgendwo an einem ruhigen Ort, all deine Sorgen hinter dir lassen. Nur wir beide.“, fuhr er fort, während seine Worte vor seinem inneren Auge bereits Gestalt annahmen. „Und was ist mit Sam?“, riss ihn ihre direkte Frage aus seinen Träumen. „Du kannst sie doch sicher bei Harry lassen.“, vermutete Draco. Sie nickte zustimmend. „Und dein Job? Du musst doch sicher trainieren?“, wollte sie einen Augenblick später wissen. „Wir haben zwei Wochen Trainingspause, da im Augenblick sowieso Sommerpause ist.“, grinste er sie an, „aber was ist mit deiner Arbeit?“, fragte er erschreckt, daran hatte er gar nicht gedacht. „Ich hab gekündigt.“, lautete ihre simple Antwort. Erstaunt blickte er sie an, das hatte er nicht gewusst. „Es war mir einfach alles zu viel und ich wollte mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen.“, rechtfertigte Hermine ihre Entscheidung achselzuckend. Diesmal nickte Draco. „Ich werde drüber nachdenken und Harry fragen, ob er Zeit hat für Sam.“, erklärte sie und damit war das Thema für den Tag abgeschlossen.
 

Heute würde sie mit Draco verreisen. Sie hatte sich dazu entschlossen, doch er hatte ihr nicht verraten, wo es hingehen würde. Aber ihr Herz hämmerte nicht deswegen so wild und schmerzhaft gegen ihren Brustkorb. Mit Sam an der Hand stand sie vor der Tür ihres ehemaligen Zuhauses auf der Red Star Farm. Sie versuchte sich zusammenzureißen, nächtelang hatte sie ihren Entschluss überdacht, hatte alles geplant, doch sie merkte bereits jetzt, dass man für die wahren Prüfungen des Lebens nicht wie für Schulabfragen lernen konnte, man war nie perfekt vorbereitet.

Die Tür öffnete sich und Harry blickte ihnen entgegen. Er war dünner als früher, doch seine Haut war nicht mehr so blass und fahl wie beim letzten Mal, wie sie erleichtert feststellte. „Daddy.“, begrüßte Sam ihn freudig und sprang ihm auf den Arm. Harry strahlte seine Tochter an, wenn das Strahlen seine Augen auch nicht erreichte, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, worauf auch sie ihr kleines Mündchen auf seine Wange drückte. „Ich hab dich lieb.“, lächelte sie ihn an, bevor sie runter gelassen werden wollte und ins Haus stürmte. Hermine wusste, dass ihre Tochter ein paar Minuten lang alleine zurecht kommen würde, deswegen bat sie Harry um einen kurzen Gang über das Grundstück. Er stimmte ihr zu, gespannt, was sie ihm zu sagen hatte.

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“, durchbrach Hermines zitternde Stimme nach vielen Metern des Schweigens die Stille. Ihre plötzliche Verletzlichkeit, ihre Angst ließen all seine Träume und Gedanken zerplatzen. Was war los mit ihr? „Es tut mir so leid.“, ihre Augen waren bereits jetzt nass, auch wenn sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Es war nie meine Absicht... ich wusste nicht weiter... nie wollte ich dir wehtun...“, sie schluchzte, „ich wollte es dir...immmmmer irgendwann erzählen, irgendwann....“ Tränen rannen ihre Wangen herunter. Er sah ihr traurig direkt in die Augen, während tief in seinem Inneren etwas zu verstehen begann.
 

Hold me in your arms and never let me go

hold me in your arms cause I need you so.
 

I can see it in your eyes there is something,

something you want not tell me

I can see it in your eyes there is something

that you hide from me.
 

„Es dir vorzuenthalten... ich habe es verdient, ja, du musst mich hassen... hassen... glaub mir... ich hasse mich ja schon selber.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, versuchte die Spuren der Tränen zu verwischen. „Irgendwann.... immer habe ich es, es vor mir hergeschoben... ich hatte Angst... schreckliche Angst... du bist mutig, du kennst keine Angst... doch ich... ich habe es nicht verdient eine Gryffindor zu sein... ich sollte nach Slytherin... Slytherin...“, nun fing sie vollends an zu weinen, sie hörte gar nicht wieder auf, war nicht in der Lage auch nur ein Wort noch hervor zu bringen. Verschreckt blieb Harry neben ihr stehen und griff nach ihren eiskalten Händen, sie zitterte und ihre braunen Augen wirkten verschwommen und unklar hinter den Tränen. „Ich könnte dich nie hassen, Hermine.“, flüsterte er, er wirkte entschlossen und doch zu gleich verletzt, während er ihr tief in die Augen sah. Sie schluchzte laut auf und ihr Körper schüttelte sich, während sie widerstrebend nickte. „Doch du wirst... ich habe es verdient... ich bin hinterhältig... egoistisch... ängstlich.. habe deinen Hass verdient... wirklich verdient... hass mich... ich habe dich hintergangen, betrogen... ich bin es nicht wert von dir geliebt zu werden, Harry, hatte es nie... verschwende deine Liebe nicht an, an, an miiiiiich.“, sie heulte und ihre Nase lief. Sie wühlte in ihren Taschen nach Taschentüchern, doch natürlich waren keine zu finden. Tränen rannen ihr in Bächen über das Gesicht und sie spürte bereits wie das Salz in ihren Poren brannte, wie bald ihr ganzes Gesicht brennen würde. Jede Faser ihres Körpers schmerzte, doch sie missachtete es.

Lächelnd hielt Harry ihr ein Taschentuch hin. Dankbar nahm sie es ihm ab, von einem noch heftigeren Schaudern geschüttelt. Nicht nur äußerlich war ihr trotz des schönen Sommertages eiskalt. Sie litt jede Sekunde, jede Sekunde, die er noch leiden würde. Sie spürte den Schmerz, den er gleich empfinden würde. Doch sie musste es ihm jetzt sagen, sie hatte schon viel zu lange gewartet, genauer gesagt drei Jahre zu lang. Drei Jahre voller Lügen, Lügen für einen Mann, den sie über alles geliebt hatte, und noch immer liebte. Und nicht nur ihm hatte sie Glück vorenthalten.

„Bitte, tröste mich nicht...“, schluchzte sie, als er ihre Schulter tröstend berührte, „ich habe es nicht verdient... habe dich belogen... betrogen... du hättest die Wahrheit verdient... Glück... mehr als jeder andere.... doch ich...“, sie brach ab, nicht fähig ihre Schmerzen in Worte zu fassen. „Mach dir nicht einen solchen Kopf, Hermine, ich werde damit leben können, dass du in Hogwarts eine Affäre mit ... Draco Malfoy,“ wie schwer es ihm noch immer fiel diesen Namen auszusprechen, doch er riss sich zusammen, „hattest und ihn heute liebst. Ich werde es überleben. Du kannst doch für deine Gefühle nichts, das habe ich mittlerweile verstanden.“ Auch in seinen Augen standen Tränen und allein sein tapferer Anblick zerriss Hermine. „Ich bin nicht so gut, wie du glaubst... nein, bin ich nicht... ich wollte das nicht... nie... doch es war... es bot... nein, ich wusste nicht weiter... eine hilflose Mutter... gibt keine Ausrede... meine Schuld... Leben zerstört...“, schluchzte sie vor sich hin, während sich bereits ein nasser Flecken auf ihrem Oberteil abzeichnete, „das meine ich nicht... da ist noch was... noch was... Schlimmeres.“, sie schrie beinahe auf und starrte mit leeren Augen in den Himmel. Harry wagte es nicht ihren bebenden Körper anzufassen. Ihre Worte nahmen langsam Gestalt an, eine Gestalt, die schon seit Monaten schemenhaft in seinem Kopf herumgeisterte, die er jedoch immer wieder zurück in den Nebel geschickt hatte. Eine kalte Hand legte sich langsam um sein Herz und er wich vorsichtig zurück, er wollte es immer noch nicht hören und schüttelte den Kopf.

Die Leere in ihren Augen zerfraß sie, er konnte es erkennen, doch er war nicht mehr in der Lage sie zu trösten, seine Abwehrhaltung forderte seine ganze Kraft. „Geh nicht... ich muss es dir sagen... jetzt... ich kann nicht mehr... du hast ein Reeeeecht es zu wisssssen.... aber glaub mir... ich hhhhabe diiich geliebbbbt... wirklich... gggggeliebbbbbt....“, stotterte sie weinend. Ihr Herz pochte schneller denn je, als wollte es zum letzten Sprint ansetzen, bevor es zersplitterte. Ihr Puls hämmerte in ihrem Kopf. Ihre Eingeweide schienen zu vereisen und das Eis schnitt durch ihre Haut. Ihr Magen schien sich zu einem Tischtennisballgroßen Etwas zusammenzuziehen. Ihre Knie drohten nachzugeben. Ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen, während die Angst in ihr immer größer wurde, sie zu überlaufen drohte, doch sie kämpfte mit aller übrig gebliebenen Kraft dagegen an. Diese Kraft hielt sie trotz der seelischen und körperlichen Schmerzen, die sie von Innen zerfetzten, aufrecht, diese Kraft ließ sie seinen Blick suchen und führte sie hinter ihm her, während er versuchte sich zurückzuziehen. Angst und Verzweiflung standen in seinen Augen, sie vergrößerten ihren Schmerz und ihre Angst, doch sie musste es ihm sagen. Ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen. Ihre Nasenflügel bebten. Ihre ganzer Körper zitterte ununterbrochen. Drei Jahre lang hatte sie diesen Moment hinausgezögert, diesen Moment, der sie nun zerstören würde. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte der Prozess des Zugrundegehens bereits begonnen, ihr Körper wusste es. Alles würde vernichtet werden, ihr Körper versuchte sie davon abzuhalten ihm den Todesstoß zu versetzen, doch ihre Seele war stärker. Ihre Seele, die in all den Jahren so sehr gelitten hatte, dadurch dass sie alles in sich hineingefressen hatte, dadurch dass sie ihn auf eine gewisse Art betrogen, belogen hatte.

„Sam.... Sam... meine Tochter... sie, sie ist nicht...“, begann sie zögernd. „Sei ruhig.“, schrie er sie plötzlich an. Erstaunt verharrte sie. „Sie ist nicht deine Tochter.“, rutschten die Worte aus ihrem Mund und standen wie eine Wand zwischen ihnen, eine Wand, die sie nie mehr würde nieder reißen können.

Obwohl er es geahnt hatte, gefühlt hatte, trafen die Worte ihn wie Peitschenschläge, wie brennende Blitze auf seiner nackten Haut. Unbewusst sackte er zusammen, fiel auf den Boden und stumm überschwammen seine Augen und Tränen gossen sich über sein Gesicht. Alles brach aus ihm heraus. Er schrie den Schrei, den sie nicht zustande gebracht hatte. Seine Seele ging parallel mit seinem Körper in die Knie, beide nicht mehr fähig aufrecht zu stehen, beide bis ins Mark verletzt.

Sie sackte zwei Meter von ihm entfernt zu Boden und still weinten sie beide. „Sie wird immer deine Tochter sein... sie liebt dich... du bist ihr Vater... nur nicht ihr leiblicher... sie liebt dich... du liebst sie... nichts zählt mehr... ich wollte das nicht... hass mich... ich habe es verdient... hass mich... aber nicht sie, sie kann da nichts für... lass sie es nicht merken... nicht Sam... bitte... nicht Sam... liebt dich ... liebt dich... dich.“, flehte sie ihn an. Schmerz und Wut mischten sich in seinen Augen, doch seine Worte waren ganz ruhig: „Nein, Sam ist unschuldig.“ Sie nickte dankbar und fiel komplett zu Boden. Sein Herz blutete, er spürte es. Sein Leben auseinander gerissen, seine Erinnerungen lauter Lügen. Seine Welt am Boden zerstört. Seine Gefühle von ihr mit Stiefeln getreten. Sein Herz versteinert, zersplittert, die Narben würden nie verheilen, falls man es jemals wieder zusammensetzen würde. Seine Träume verbrannt. Alles in nur wenigen Wochen untergegangen. Nach der Trennung hatte er gedacht, nichts könnte schlimmer sein, nichts mehr weh tun. Aber nun belehrte ihn das Leben eines Besseren. Ihm wurde schwarz vor Augen, sein Körper versagte, nicht fähig mit solchem psychischen Schmerz umzugehen.

Doch wo er sie nur wenige Meter vor sich am Boden liegen sah, die Frau, die er in seinem Leben über alles in der Welt geliebt hatte, die Frau, die Schuld an all dem war, so konnte er doch keinen Hass für sie empfinden. „Ich hasse dich nicht...“, flüsterte er, während seine Hände unbewusst in der Erde wühlten, Halt in diesem blauen Planenten suchten, indem seine Anker ihn nicht mehr hielten.

Langsam hob sie den Kopf. Ihr Gesicht war rot und angeschwollen, ihre Schminke verwischt, noch immer fluteten Tränen ihre Augen, die bereits rot unterlaufen waren, da die Adern geplatzt waren. „Aber ich habe es verdient...“, erklang ihre dünne, zitternde Stimme, die er kaum noch erkannte. Sie sah, dass er zitterte, dass er litt, unbegrenzte Schmerzen durchlitt. Nagelstiche plagten ihren Körper bei seinem Anblick, alles brannte. Er schüttelte nur wortlos den Kopf und sie verstand, dass er jetzt nicht über seine Beweggründe reden konnte. „Weiß er“, sein Name war jetzt zu viel, das hätte er nicht ertragen, „weiß er es?“, auch die Tatsache selbst konnte er noch nicht aussprechen, es würde Zeit vergehen müssen, auch wenn Zeit nicht in der Lage war diese Wunden zu heilen. „Nein.“, sie schüttelte energisch den Kopf, als wenn auch sie nicht mehr die Kraft hätte ihre Lebenslüge beim Namen zu nennen. „Erzähl es ihm, erzähl ihm von seiner Tochter, die ihm und nicht mir so ähnlich sieht.“, seine Stimme bebte, jedes Wort war untermalt von Schmerz, jede Geste verzehrt. Sie nickte, unfassbar, wozu dieser Mann fähig war. „Ich habe deine Liebe nicht verdient, nicht einmal deinen Nicht-Hass.“, flüsterte sie und erhob sich langsam, „nie ist mir ein Mensch wie du begegnet... Ein Mensch mit einem unendlich großen Herz, so selbstlos und warmherzig, nahezu vollkommen... und ich habe dich verletzt... verzeih mir, verzeih mir, verzeih mir...“, damit war sie verschwunden.
 

Epilog folgt

Als höchstes Ziel glücklich sein

Hier kommt nun der Epilog dieser Story, die sich doch länger geworden ist, als vor Jahren beabsichtigt. Ich wünsche euch noch ein letztes Mal viel Spaß beim Lesen, auch im Sinne meiner Beta Sue. Danke für eure Kommentare und bis bald.

Darc Angel
 

Epilog: Als höchstes Ziel glücklich sein

Heute dachte sie gerne an den Urlaub mit Draco zurück. Seine Ahnung hatte sich verwirklicht, die Abwechslung hatte ihr wirklich gut getan. Auch wenn es ihr verquer und widersprüchlich erschienen war, hatte sie mit dem Blonden über ihre Situation mit Harry gesprochen. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich Draco so schnell öffnen könnte, doch es war ganz einfach gewesen. Sie hatte ihm alles erzählt, was sie belastete. Man könnte sagen, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war, als mit ihm zu reden, doch es traf die Wahrheit nicht hundertprozentig, denn nach dem Gespräch mit Harry war ihr klar gewesen, dass sie auch mit Draco darüber reden würde.

Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass er sie fast nach St. Mungo gebracht hätte, als sie mit geschwollenem Gesicht und total verschmierter Schminke vor ihm aufgetaucht war.
 

~Flashback~

„Draco, es geht mir gut, es geht mir wirklich gut. Harry würde mir niemals etwas tun, eigentlich würde er niemandem etwas tun.“, redete Hermine auf ihn ein. „Er hat mich in Hogwarts auch angegriffen.“, rechtfertigte Draco sich und betrachtete besorgt ihr Gesicht. „Aber niemals ernsthaft, jetzt setz dich wieder hin.“, sagte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und lockerte den Griff um sein Handgelenk. Zögernd folgte er ihrer Bitte, die eher eine Aufforderung war.

„Was ist denn dann passiert? Wo bist du so lange gewesen?“, fragte der Blonde schließlich, bemüht ruhig zu klingen, während er ihre kalte Hand in seine beiden nahm. Er suchte Augenkontakt und sie konnte sehen, dass er sich ernsthaft Sorgen um sie machte. In dem Moment war ihr klar, dass er ein guter Vater sein würde, selbst wenn er noch daran zweifelte. „Ich habe Sam zu Harry gebracht und dann noch mit Harry geredet. Ich musste ihm etwas erzählen. Etwas sehr wichtiges. Etwas, dass ich ihm schon vor Jahren hätte sagen müssen, doch es ist mir nicht leicht gefallen, weil ich ihn nicht noch weiter verletzten wollte.“, erzählte Hermine mit brüchiger Stimme und ihre Augen wurden erneut nass. „Aber ich dachte, er wusste, dass wir zusammen waren, bevor ihr zusammen gekommen seid?“, harkte Draco vorsichtig nach. „Ja, das wusste er auch, darum geht es nicht.“, sie schniefte, „nicht direkt.“ Er unterdrückte die Frage, wovon das scheinbar emotionale Gespräch denn dann gehandelt hatte. Sie würde es ihm schon erzählen, nur sie brauchte ihre Zeit und die wollte er ihr lassen. „Harry liebt Sam, er liebt sie über alles. Sie ist sein kleiner Sonnenschein und den würde ich ihm niemals nehmen. Doch...“, sie brach ab, Tränen strömten in ihre Augen und liefen ihre Wangen hinunter. Erschrocken stand Draco auf und zog sie in seine Arme. So aufgelöst und traurig hatte er sie noch nie gesehen. Sie schmiegte ihr Gesicht an sein Shirt und schlang ihre Arme um ihn, als sollte er sie vor dem Ertrinken bewahren. Vorsichtig drückte er sie an sich und streichelte ihr hilflos über den Rücken.

„Du musst es mir jetzt nicht erzählen.“, versuchte er sie zu beruhigen, „du kannst es mir auch später noch sagen.“ Aber Hermine schüttelte entschlossen den Kopf und blickte ihn aus vom Weinen verschleierten Augen an. Wie vertraut ihr seine Augen doch waren. Sie musste es ihm jetzt sagen, sonst würde sie vielleicht nie wieder den Mut dazu aufbringen, doch sie wusste auch nicht, mit welchen Worten sie es ihm erklären sollte. Draco akzeptierte ihre Entscheidung: „Geht es um Harry?“ „Auch.“, brachte sie mühsam hervor und nickte dabei zaghaft. „Um uns?“, fragte er vorsichtig weiter, während er ihr sanft über den Rücken fuhr.

Daraufhin holte sie ihr Portemonnaie aus ihrer Handtasche und öffnete es sorgfältig. Gespannt sah Draco ihr zu, er wusste zwar nicht, was das zu bedeuten hatte, doch der Blonde hielt es für besser abzuwarten. Sie würde ihn schon aufklären. So zog sie ein kleines Bild aus dem schwarzen Leder und der Ansatz eines Lächelns schlich sich bei dem Anblick auf ihr Gesicht. Dann legte sie ihre Geldbörse beiseite und reichte ihm unsicher das Foto. Neugierig nahm er das Bild entgegen, das sie ihm wie einen Schatz präsentierte. Das Babyfoto ruhte in seiner Hand. Da sich das winzige Geschöpf in dem rosa Strampler jedoch bewegte, schloss er aus, dass es sich um Hermine selber handelte. Wie hätten ihre Muggeleltern auch ein magisches Foto schießen können? Stattdessen hatte er das Gefühl eines seiner eigenen Babyfotos in der Hand zu halten, denn diese Augen erinnerten ihn an seine eigenen, ihre Farbe, die Neugierde in ihnen. Sein Kopf war bei der Geburt auch nur von einer kleinen Locke geziert worden, genau wie der des Mädchens. Den einzigen Unterschied machte der rosa Strampler, den hätte seine Mutter ihm niemals angezogen. Gerade streckte das Baby die Hand aus, als wollte es durch das Foto hindurch nach ihm greifen. Komischerweise hatte er wirklich das Gefühl, dass sein Zeigefinger von einer kleinen, warmen Babyhand umschlossen wurde und sein Herz wurde ganz warm. Plötzlich erinnerte er sich an seinen ersten Besuch bei seiner Nichte und daran wie Sarah seinen Zeigefinger gepackt hatte und ihn nicht mehr hatte los lassen wollen. Hermines Augen, die so gar nicht aussahen, wie die von dem Baby und die von Sarah, holten ihn wieder zurück in die Gegenwart. Erwartungsvoll schaute sie ihn an, doch er hatte irgendwie das Gefühl, dass er nicht zu den Schlüssen kam, die sie erhoffte. „Wer ist das?“, fragte er mit möglichst vorsichtiger, sanfter Stimme. „Samantha.“, erwiderte die Brünette etwas ruhiger und blickte gespannt zu ihm hoch. Draco betrachtete noch einmal das kleine Baby auf dem Foto. Das Bild, wie Sarah und Samantha im Kindergarten vor ihm standen, kam ihm wieder in den Sinn. Schon damals war ihm aufgefallen, wie ähnlich sie sich waren. Erneut beschlich ihn ein seltsames Gefühl, das er nicht genau zuordnen konnte. Hermines Augen spiegelten Angst und Hoffnung, sodass ihr Ausdruck ihn noch zusätzlich verwirrte. Was hatte das nur alles zu bedeuten?

„Und du sagst, es hat auch etwas mit Harry zu tun?“, wiederholte er lieber noch einmal sicherheitshalber, dass er auch bloß zu keinem falschen Schluss kam. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, doch jeder Gedanke erschien ihm verrückter als der vorige. „Lass uns etwas raus an die frische Luft gehen.“, schlug er schließlich vor. Die Seeluft würde ihnen beiden gut tun, Hermine vielleicht etwas beruhigen und seine Gedanken ordnen. Sie verließen Hand in Hand das kleine Cottage, das einsam in der Landschaft stand. Nach wenigen Schritten erreichten sie die dunklen Klippen und spazierten schweigend an ihnen entlang, während gute zehn Meter unter ihnen das Meer wild gegen das Gestein peitschte und weiße Schaumkronen stürmisch hin und her tanzten. Einzig allein das Rauschen des Meeres wirkte beruhigend, sein Anblick eher gewaltig und verunsichernd.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Harry ist mit mir verwandt.“, äußerte er schließlich seine Gedanken. Hermine blieb stehen und starrte ihn aus ihren brauen Augen an. Doch es war Draco nicht möglich diesen Ausdruck genau zu identifizieren: Trauer, Enttäuschung, Unverständnis, Irritation, immer noch Hoffnung. Sie öffnete ihren roten Mund, doch er legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen und stoppte ihren herauf schwappenden Redefluss, um sich zu rechtfertigen: „Schon im Kindergarten ist mir aufgefallen, wie ähnlich Samantha und Sarah sich sind und jetzt dieses Babyfoto. Das Baby könnte genauso gut Sarah sein, sie sah genauso aus, genau solche Haare, genau solche Augen, genauso süß. Das kann doch kein Zufall mehr sein. Die einzige Lösung, die mir einfällt, ist eine Verwandtschaft mit Harry. Doch ich weiß absolut sicher, dass es keine gibt, zumindest keine in den letzten zweihundert Jahren. Ich verstehe das nicht, Hermine.“

Draco blieb stehen, umfasste ihre zarten, kalten Hände mit seinen und blickte ihr tief in die Augen. Ihre Augen schimmerten nass, doch ihr Gesicht drückte die ihr angeborene Entschlossenheit aus. An ihren Handgelenken spürte er ihren Puls, er raste genauso stürmisch wie das Meer. Lange sahen sie sich so an, während der Wind sie liebevoll umspielte und ihre Haare aufwirbelte. Mit dem Meer im Hintergrund und den wilden Haaren wirkte sie auf einmal wie eine Meeresgöttin und er hatte das Bedürfnis sie schützend in die Arme zu nehmen, sodass die Fluten sie ihm nicht entreißen konnten. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er zwar viele ihrer Charakterzüge kannte, ihre Seele ihm bisher aber größtenteils verborgen geblieben war. Es machte ihn selber traurig, dass er nicht im Stande war ihre Gedanken, ihre so starken Gefühle zu verstehen. Denn nicht nur sie wünschte sich das so sehr.

„Tut mir leid, ich muss in den letzten drei Jahren, seid Schulschluss...“, er verstummte abrupt. Unsicher blickten ihn ihre haselnussbraunen Augen an. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren und seine Augen schimmerten heller als das Blau des Himmels. „Es geht nicht, um Harry und meine Verwandtschaft...?“, flüsterte er tonlos und der Wind trug seine Stimme fort, hinaus aufs Meer. Sie schüttelte leicht den Kopf, während ihr Herz immer schneller schlug, sich dem unregelmäßigen Peitschen der Wellen anpasste, und auch sein Puls passte sich dem des Meeres an. „Wie alt ist Samantha?“, wollte der Blonde mit zitternder Stimme wissen und starrte sie förmlich aus aufgerissenen Augen an. „Drei Jahre.“, antwortete die junge Frau tonlos und langsam schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Unfassbar betrachtete er das Foto erneut. Das konnte doch nicht sein. Doch jetzt, da er glaubte, die Wahrheit zu kennen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ihre Augen, ihre Haare. Sarah und Samantha sahen sich nicht wegen einer nicht vorhandenen nahen Verwandtschaft zwischen Harry und ihm so ähnlich, sondern wegen der Ähnlichkeit zwischen seiner Schwester Victoria und ihm. Ohne es zu wollen stiegen ihm Tränen in die Augen. Hermine fand, dass seine Augen dem vorne stürmischen und weiter draußen ruhigen Meer so sehr ähnelten. Sie versank in ihnen wie die Meeresgöttin in den Wellen. Vollkommen automatisch überquerte sie den letzten Meter zwischen ihnen und schlang ihre Arme um ihn. „Samantha.“, kam es sanft und unsicher über seine Lippen, „Samantha ist meine Tochter? Ist es das, was du mir sagen wolltest?“, er drückte sie von sich, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sein Gesichtausdruck glich immer mehr dem stürmischen Meer, während er wieder diese Mauer um sich errichtete. „Hör mir zu.“, schrie Hermine ihn plötzlich mutig an, bevor er seine ganze Wut freisetzen konnte, gleichzeitig schien sie gegen die Kraft des Meeres anzuschreien „lass mich es dir erklären, dann kannst du mir alles an den Kopf werfen, was du willst, aber hör mir verdammt noch mal erst zu, du Dickkopf.“ Dracos Lippen verzogen sich zu einer schmalen, blassen Linien, doch er schwieg. Mit über der Brust gekreuzten Armen stand er vor ihr und sah sie wieder genauso abweisend und kalt an wie früher, doch sie versuchte einfach darüber hinweg zu sehen. Sie würde es nicht zulassen, dass er sich so seiner Tochter gegenüber verhalten würde. Niemals. Dann würde sie Sam mit all ihrer Kraft zu beschützen wissen. Doch zuerst wollte sie versuchen ihn zu überzeugen, um seinetwillen, um ihretwillen.

„Wenn du dich jetzt wieder zurückziehst, war alles umsonst. Warum verdammt noch mal verschließt du deine Gefühle vor mir? Ist es dir immer noch peinlich mir deine Gefühle zu zeigen? Ich weiß doch längst, dass du nicht nur der arrogante Eisbolzen sein kannst. Ganz davon abgesehen bin ich selber am weinen. Das sollte dir auch zeigen, wie wichtig du mir bist, schon so lange. Schon vor drei Jahren habe ich mich in dich verliebt. Doch ich wusste nicht, ob du solche Gefühle für ein Schlammblut fühlen könntest. Ich wusste nicht, was du in mir sahst. Ich wusste es bis vor ein paar Wochen nicht. Dass ich schwanger war, habe ich erst erfahren, als du mich schon erfolgreich mit Harry verkuppelt hattest. Hätte ich etwa zu dir zurücklaufen sollen? Du hättest mich in der Ecke sitzen gelassen, du hättest nichts mit einem Kind anfangen können. Streite es nicht ab, Draco, du hast mir letztens noch erzählt, dass du kein guter Vater sein würdest.“, sie schnappte nach Luft und funkelte ihn gebieterisch aus ihren dunkel gewordenen Augen an, „ich habe dich geliebt, doch ich habe auch meine Tochter geliebt. Ich wollte sie nur beschützen. Sie sollte nicht einen Vater haben, der sie nicht wollte, der wohlmöglich nicht zu ihr stand. Das hat Sam nicht verdient. Es war nicht richtig Harry und dich anzulügen, ich habe diese Lüge die letzten drei Jahre mit mir getragen und sie lastete schwer auf meinen Schultern, das kannst du mir glauben. Doch damals wusste ich nicht weiter, ich konnte mit keinem reden, kein anderer Weg schien mir und vor allem Sam einen sicheren und glücklichen Lebenspfad zu bieten.“, sie blickte ihn weinend an, in der Hoffnung irgendwo einen Funken Verständnis zu finden,

„in den letzten Wochen habe ich einen Mann kennen gelernt, der sich von den Werten seines Vaters abgewandt, der seine schon damals vorhandenen netten Charakterzüge verstärkt hat und erwachsen geworden ist. Einen Mann, den ich noch immer liebe. Einen Mann, von dem ich heute weiß, dass er einen guten Vater für meine und seine Tochter geben wird.“

„Was verlangst du eigentlich von mir?“, fragte Draco verletzt, „dass ich dir verzeihe und alles gut ist?!“ „Nein, Draco. Ich verlange nur, dass du Sam entgegen bringst, was sie verdient hat, Liebe und Zutrauen. Sie ist ein unschuldiges Mädchen, das nichts dafür kann. Und für mich verlange ich nichts.“, erwiderte Hermine ruhig und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. „Denk darüber nach, du findest mich bei den Weasleys.“, sie wandte sich traurig ab und ging schnellen Schrittes zum Cottage zurück. Der Wind trocknete ihre Haare und erschwerte ihr gleichzeitig den Aufstieg zu dem Gebäude, das auf einer leichten Anhöhe stand. Ihre Tränen wehte er wie glänzende Kristalle auf das Meer hinaus, ihre Gedanken fuhren Achterbahn, ihre Gefühle vermischten sich wie im Wirbelwind und waren für sie nicht mehr von einander zu trennen. Sie wusste, was sie diesen beiden Männern angetan hatte, den beiden Männern, die sie liebte. Doch sie fühlte sich nicht im Stande ihre Schuld je wieder zu begleichen, sie wusste nicht wie. Ihr Herz hämmerte schwer. Schon viel eher hätte sie Harry die Wahrheit sagen sollen. Nie würde sie seinen Gesichtsausdruck vergessen. Noch jetzt fühlte sie seinen Schmerz, der sie genauso quälte wie ihn. Sie würde nie erfahren, wie Draco damals wirklich reagiert hätte, doch sie hatte den heutigen Schmerz in seinen Augen gesehen, auch wenn er ihn hatte verstecken wollen. Dieser Anblick gab ihr Hoffnung und verursachte gleichzeitig Schmerzen.

Nur verschwommen kam der Türgriff in Sicht, gerade als sie nach ihm tasten wollte, wurde ihr anderes Handgelenk von einer kalten Hand gefangen genommen. Erstaunt wirbelte Hermine herum und blickte in Dracos aufgewühlte, nasse Augen. „Glaubst du wirklich, ich begehe noch einmal den Fehler dich und unsere Tochter gehen zu lassen?“, hauchte er außer Atem und lächelte sie zaghaft an.
 

Die beiden verbrachten wundervolle Tage in völliger Abgeschiedenheit und kamen sich näher als jemals zuvor. Wie es weiter gehen würde, mussten sie mit Harry bereden, da waren sie sich einig. Doch vorerst genossen sie die Tage in Zweisamkeit.

~Flashback end~
 

Direkt nach dem kurzen Urlaub hatten die beiden sich mit Harry auf der Red Star Farm getroffen. Es war kein einfaches Gespräch gewesen, doch auch keines, das in einem zwischen Harry und Draco so oft entstandenen Streit ausartete. Dazu war Harry viel zu sehr verletzt, Draco ebenfalls, der dies jedoch durch Zurückhaltung ausdrückte. So kam es, dass die beiden sich mehr oder weniger zum ersten Mal einander gegenüber wie zwei zivilisierte Menschen verhielten. Eigentlich hatte Hermine Grund zur Erleichterung wegen diesem Verhalten, stattdessen kam sie sich plötzlich wie ein kleines Kind, unsicher und hilflos vor. Sie fühlte sich seltsam hin und her gerissen und war froh, dass die beiden Männer keinen verbalen oder wohlmöglich körperlichen Kampf heraufbeschworen, denn sie hätte nicht gewusst, für wen sie Partei ergreifen sollte. Der verquere Gedanke, dass es ihr höchstes Ziel sein müsste mit beiden geliebten Männern zusammen sein zu können, stieg ihr zu Kopf. Für sie der eindeutige Beweis, dass Logik und Gefühl einfach nicht übereinstimmten, denn in der heutigen Zeit, in ihrer Gesellschaft, wegen den Charakteren der Männer und wegen ihren eigenen Idealen war es schier unmöglich mit beiden gleichzeitig glücklich sein zu können. So verbannte sie diese Idee schleunigst wieder und konzentrierte sich komplett auf Sam.

Alles in allem war es ein seltsames Treffen und dazu ein schmerzhaftes. Harry sagte von sich aus Hermine zu, dass Sam am besten bei ihr und Draco wohnen sollte. Zum einen waren die beiden schließlich ihre leiblichen Eltern und zum anderen ließ sein Beruf keine Fürsorge für seine Tochter rund um die Uhr zu, und er wollte doch nur das beste für Sam. Hermine willigte erleichtert ein, auch wenn sie nicht mit einem größeren Streit gerechnet hatte, so machte der Schwarzhaarige es ihr doch sehr einfach. Andererseits war er ein vernünftiger und einfühlsamer Mensch. Vielleicht würde er ihr nie verzeihen, doch für seine Tochter wollte er ein Paradies auf Erden erschaffen. Sie wusste, dass er Sam über alles liebte, dass konnte zum Glück auch die lang verschwiegene Wahrheit nicht ändern, und wahrscheinlich liebte er sie selber auch noch. Im Gegenzug gestand sie ihm das Recht zu, Sam besuchen kommen zu können, wann immer er wollte, und zwei Tage die Woche würde sie bei ihm sein. In ihrem Hinterkopf regte sich in diesem Zusammenhang auch der Gedanke, dass Sam wie ein starkes Band zwischen Harry und ihr sein würde, das nicht zuließ, dass die beiden ihre lange Freundschaft und Liebe so einfach fallen ließen. Irgendwie freute die Braunhaarige diese Feststellung, denn sie wollte auch in Zukunft Kontakt zu Harry haben, auch wenn es in der ersten Zeit sicher mehr als schwer werden würde für beide.

Sam selber spielte während des Gespräches mit Timmy draußen im Garten. Erst später würde sie erfahren, dass Draco ihr „zweiter“ Vater war und es fiel ihr erstaunlich leicht diese Tatsache zu akzeptieren. In dem Alter machten sich Kinder noch keine Gedanken darüber, dass es etwas Besonderes war zwei Väter zu haben, und wenige Monate später war sie bereits dazu übergegangen den Blonden „Daddy Draco“ zu nennen, nachdem Hermine und Sam auf Dracos Wunsch in Malfoy Manor eingezogen waren.

Der Umzug war auch eine Sache für sich gewesen, denn Sam, die scheinbar den Dickkopf ihrer Eltern geerbt hatte, bestand darauf neben Sarah schlafen zu dürfen. Sarah jedoch schlief im gleichen Gang wie Victoria, während Dracos Schlafzimmer am anderen Ende des Hauses lag. Kurzer Hand entschied man sich, dass Draco und Hermine ein neues Zimmer beziehen sollten, am anderen Ende des Ganges, auf dem auch Bills und Victorias Schlafzimmer lagen. So konnten die zwei kleinen Mädchen ihre Zimmer in unmittelbarer Nähe erhalten, außerdem wollte man Sam den Umzug möglichst erleichtern, nachdem es schon der zweite innerhalb eines halben Jahres war, und erfüllte ihr gerne den Wunsch.

Im Gegenteil zu dem etwas älteren Paar bevorzugten Hermine und Draco jedoch ein gemeinsames Gemach. Zu Hermines Entzücken wurde direkt nebenan ein begehbarer Kleiderschrank für das junge Paar eingebaut, zwar besaß sie nicht mal genug Kleidung um ein Viertel des Bereiches zu füllen, doch alleine die Vorstellung, morgens durch ihren eigenen begehbaren Kleiderschrank zu wandern, begeisterte sie so dermaßen, dass sie Minuten lang durch die schmalen Gänge tanzte, bis Draco sie zu ihrem gemeinsamen Bad trug. Dort verstummte sie vollends, es war ihr peinlich, dass sie so ein Theater machte, aber sie war diesen Luxus einfach nicht gewöhnt. Draco meinte lächelnd, dass es „süß“ sei, wie sie sich über solche Dinge freuen konnte. Dass er das Bad extra für Hermine hatte leicht erneuern lassen, erwähnte er nicht. Denn zu den Zeiten, als das alte Bad gebaut wurde, hatte es zum Beispiel noch keine verzauberten Jacuzzi Wannen gegeben. Außerdem hielt er weiße Wände mit goldenen Verzierungen zu dem schwarzen Marmorboden für passender, als das schwere dunkle Grau zuvor. Zudem bot Draco ihr an, dass sie alles umgestalten könnten, falls Hermine irgendetwas nicht gefiel, diese schüttelte jedoch nur fassungslos den Kopf. An diesen Luxus würde sie sich erst gewöhnen müssen, obwohl sie nicht wusste, ob sie das wollte.

Eines Abends wollte Hermine von Draco wissen, woher eigentlich das ganze Geld stammte. Denn durch Harrys Einkommen hatte sie in etwa eine Ahnung von Dracos, der bis vor Kurzem Alleinverdiener in dem großen Haus gewesen war. Der Blonde druckste etwas unsicher herum, bevor er peinlich berührt gestand, dass der Großteil noch von den dunklen Geschäften und illegalen Jagden seines Großvaters stammte. Hermine weigerte sich von dem Augenblick an, sich von Draco auch nur irgendetwas kaufen zu lassen, eine Tatsache, die diesen extrem kränkte. In seiner Hilflosigkeit bat er seine große Schwester um Hilfe. Victoria lachte ihn einige Minuten lang aus, bevor sie wieder ernst wurde. „Mir liegt dieses Vermögen ehrlich gesagt auch schwer im Magen.“, gestand sie ihm, „was hältst du davon, wenn wir fast alles spenden? Der Krieg liegt zwar schon drei Jahre zurück, doch Geld wird noch immer an so vielen Stellen gebraucht.“ Diesmal grinste Draco sie an. „Ich glaube, ich merke schon Weasleys Einfluss auf dich.“, neckte er sie. Sie warf ihm einen bitter bösen Blick zu. „Okay, Bills Einfluss.“, gab er immer noch grinsend nach. “Also bist du einverstanden?”, verlangte die Blondine kühl zu wissen. Er brauchte nicht lange zu überlegen, sondern stimmte zu. „Du wirst dir wohl auch wieder einen Job suchen müssen, damit wir jetzt über die Runden kommen.“, scherzte er und zwinkerte, bevor er zu Hermine stolzierte. Er wollte sie zu einem Eis einladen, sie konnte nicht mehr ablehnen.
 

„Willst du nicht wenigstens mal einen Morgen richtig frühstücken? Ich sehe doch, wie die körperlich anstrengende Arbeit an deinen Kräften nagt. Du musst etwas essen.“, drängte die Rothaarige ihn. Um sie leicht zu besänftigen nahm Harry sich ein Croissant aus dem Brotkorb und biss herzhaft hinein, bevor er ihr den Ansatz eines Lächelns schenkte, der sie halbwegs beruhigte. „Glaub ja nicht, dass ich dich wieder aufpäppelte, wenn du eines Abends vor Schwäche umfällst.“, rief sie ihm dennoch gut gelaunt hinterher, als er das kleine Haus verließ. Doch sie wussten beide, das sie ihn noch unzählige Male pflegen würde, bis er gesund war. Im Grunde pflegte sie ihn jede Minute, die er hier auf der Red Star Farm in seinem Haus verbrachte. Körperlich ließ er sich kaum pflegen, doch sie ahnte, wie gut es seiner Seele tat, dass sie bei ihm, dass er nicht alleine war.

Mittlerweile kam es ihr so vor, als wäre sie schon Monate hier, dabei war sie erst vor wenigen Wochen eingezogen. Schon bevor das Semester wieder begonnen hatte, hatte sie bemerkt, wie Harry alles nach und nach vernachlässigte. Die Phase, in der er nur in der Ecke gelegen hatte, hatte Sam zum Glück schnell beendet. Die paar Tage, die sie jede Woche bei ihrem Vater verbrachte, hatten ihn wieder belebt, sie hatte ihn mit ihrer schier endlosen Energie zum Lächeln gebracht und ihm den Sinn in seinem Leben von Neuem vor Augen gehalten. Statt der Müdigkeit und der Lustlosigkeit hatte ihn seit einigen Wochen die Rastlosigkeit gepackt, wie es Ginny schien. Jeden Morgen verließ er das Haus in aller Frühe und wenn sie nicht wäre ohne etwas zu Essen. Abends kehrte er erst zurück, wenn es draußen dunkel war. Sie hatte ihren Freundinnen knapp erklärt, dass Harry sie brauchte, und die Mädchen hatten Verständnis dafür gezeigt. So war Ginny einige Wochen zuvor bei Harry auf der Red Star Farm eingezogen, ohne ihn direkt gefragt zu haben. Doch er schien froh gewesen zu sein, als sie plötzlich mit Koffern in der Hand vor seiner Tür gestanden hatte.

Eines Abends hatte sie ihn beim Abendessen gefragt, warum er das tat. „Ich halte es hier einfach nicht lange aus, Ginny.“, hatte er ihr gestanden, „alles erinnert mich an Hermine.“ „Und was ist mit deinen Plänen bezüglich der Erweiterung der Farm? Die ganzen Tiere, die du kaufen wolltest, damit dieses Grundstück nicht nur den Namen Farm trägt.“, hatte Ginny neugierig gefragt. Kraftlos hatte der Schwarzhaarige mit den Schultern gezuckt. „Ich brauche Godrics Hallow im Moment. Dort, auf meinem Grundstück spüre ich die Nähe meiner Eltern. Und ich empfinde erstmals so etwas wie Lebensfreude ohne Hermine und meine kleine Prinzessin, wenn ich das Haus wieder durch meine eigenen Hände aufbaue.“, erklärte er ihr und sie erkannte in seinen Augen, wie wichtig ihm der Bau war. Seit dem Tag hatte sie seine Aufgabe nie wieder in Frage gestellt, denn nebenbei vernachlässigte er seine Tochter niemals und sobald die Quidditchsaison wieder angefangen hatte, erschien er auch jedes Mal zum Training und zu den Spielen. Oft saßen Hermine und Sam unter den Zuschauern und beobachteten ihn, es erfüllte sein Herz mit unbeschreiblicher Freude, dass sie ihn weiterhin unterstützten, dass er Hermine scheinbar nicht egal war und dass ihre Tochter trotz der Umständen bestmöglichst und mit aller Liebe erzogen wurde.

Am Wochenende, wenn Ron nicht im Ministerium arbeiten musste und gerade keine sportliche Veranstaltung anstand, auf der er mit seiner Anwesenheit glänzen musste, traf man ihn bei Harry auf dem Bau an. Ginny und Parvati verpflegten die beiden, damit sie auch genug Kraft zum Sägen, Hämmern, Heben, Zementieren und für all die anderen Bauarbeiten hatten. Manchmal verbrachten Sam und Timmy auch ihre Zeit auf dem Bau, sie kletterten herum, erforschten die Umgebung und halfen ihren Vätern so gut sie konnten, diese genossen die Anwesenheit und Liebe ihrer Kinder. In den Pausen erzählte Harry den Kindern etwas von seinen Eltern, die einst auf dem Gelände gelebt hatten, oder beschrieb ihnen wie das Haus in etwa damals ausgesehen hatte – das wusste er von wenigen Fotos- und wie es in Zukunft gestaltet werden würde. Während die Männer den Rest des Tages bauten, setzten die Frauen sich auf dem Hof zusammen und erarbeiteten Harrys Traum. Da Ron mit der Erweiterung einverstanden gewesen war, hatten die Frauen im Geheimen entschieden, dass sie auch ohne die Hilfe der Männer die Käufe und Vorrichtungen zustande bekämen, sodass sie fleißig planten, entwarfen und telefonierten. Schon bald sollten eine Entenfamilie, ein Pferd und zwei Ponys, ein paar Lämmer, eine weitere Kuh und ein Schäferhund der Farm einen neuen Charakter geben.
 

Gemeinsam betraten Molly und Narcissa Williams Zimmer. Obwohl Molly seit ihrem ersten Besuch bereits weitere Male hier gewesen war, hatte es seinen Reiz noch lange nicht verloren. Die beiden Frauen fassten sich kurz an die Hand, Molly drückte Narcissas. Die silbernen Augen blickte in einem kurzen Augenblick der Unentschlossenheit in Mollys braune. Die ehemalige Gryffindor nickte ihre aufmunternd zu. Erst schien es, als wollte die Blondine es sich anders überlegen, doch schließlich nickte sie zustimmend. Ein Lächeln bereitete sich auf den Lippen der Kleineren aus und gemeinsam machten sie sich daran das Zimmer auszuräumen. Es wurde entschieden, was weggeworfen werden sollte, wobei es beiden Frauen vor allem am Anfang sehr schwer fiel sich auch nur von dem kleinsten Gegenstand zu trennen, doch wie Molly zuvor gesagt hatte „es wird Zeit, Zeit für eine neue Generation.“ und was sollte ein kleines Kind mit alten beschriebenen Pergamenten oder alten Socken?! Außerdem hatten Williams beiden Namensvettern die Liebe ihres Lebens gefunden, William Malfoy der Erste konnte in Frieden ruhen und auch ohne dass sein Zimmer so gelassen wurde, würde er in den Herzen der beiden Frauen weiterleben. „William würde sich freuen, wenn endlich mal wieder Leben in sein Zimmer kommt.“, lächelte Narcissa nach einer Stunde des Arbeitens. „Besonders wenn es ein neues Leben unserer beiden Familien ist.“, grinste Molly. Die beiden Frauen lächelten sich an, sie würden Großmütter werden, wenn es für Narcissa auch nicht das erste Enkelkind werden würde. „Hoffentlich hat Victoria als Mutter nicht die gleiche Idee wie wir beiden, ihr Kind nach ihrer ersten großen Liebe zu benennen, sonst haben wir noch einen William mehr.“, stieß Molly lachend aus. Narcissa stimmte in das freudige Lachen ein, während sie sich mit einem weißen Spitzentaschentuch die Stirn tupfte. „Ich werde wohl mal mit ihr darüber reden.“, schmunzelte sie.

„Was machen wir denn nun mit dem großen Bett? Zum Wegschmeißen ist es zu schade und für ein kleines Baby viel zu groß.“, überlegte die Rotbrünette laut. Narcissa betrachtete den Gegenstand. Das Bett sah noch neu aus, die Farbe nicht abgeblättert, die Matratze nicht durchgelegen. Wie lange William in ihm geschlafen hatte, wie viele Jahre, wussten sie nicht und es war jetzt auch nicht mehr in Erfahrung zu bringen. „Ich glaube, ich habe eine Idee.“, lächelte Narcissa geheimnisvoll. „Und die wäre?“, fragte ihre Freundin. Doch die Blondine schüttelte grinsend den Kopf. „Komm, sag es mir. Du weißt, dass wir nie Geheimnisse vor einander hatten, Cissa.“, redete die Kleinere auf sie ein. „Es könnte ein Geschenk werden.“, lächelte sie vielsagend. Molly starrte sie einige Sekunden lang an, bevor sich ihre Augen weiteten. „Du meinst...?“, begann sie überrascht und Narcissa nickte glücklich. „Richtig, wir könnten es Bill und Victoria zur Hochzeit schenken.“ Molly nickte aufgeregt. Das Bett wäre ein tolles Hochzeitsgeschenk.
 

Victoria und Bill spazierten Hand in Hand durch den großen, zur Zeit bunten Garten der Malfoys. Die Sonne stand hoch am blauen Himmel, der Herbst schenkte ihnen einen seiner schönsten Tage. Victoria konnte das breite Lächeln nicht von ihren Lippen wischen. Früher hätte sie solche Gefühle nie so offensichtlich gezeigt, doch die Zeiten hatten sich verändert, sie hatte sich verändert. Sie wusste, dass es Bills Verdienst war, er machte aus ihr einen lebensfreudigen Menschen.

„Weißt du noch, als du mich vor einigen Monaten gefragt hast, ob ich glücklich bin?“, fragte sie und unterbrach das angenehme Schweigen. Er blickte sie aus glänzend braunen Augen an und nickte lächelnd. „Jetzt weiß ich, was du damals meintest. Mir war nie bewusst, dass mein Leben so unvollständig war, dass ich nur glaubte, glücklich zu sein, es jedoch nie wirklich war.“, sie gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, „heute weiß ich, was es bedeutet wirklich glücklich zu sein. Du hast es mich gelehrt,“, sie küsste ihn erneut, diesmal etwas länger, beendete den Kuss jedoch, als er ihn vertiefen wollte. Sie lächelte aufgrund seines Schmollens, bevor sie fortfuhr: „Du hast mir so vieles gegeben, gibst es mir noch immer. Bis heute weiß ich nicht, womit ich das verdient habe, wie ich dir das jemals wiedergeben kann.“ „Das schönste Geschenk bist du selber.“, lächelte er glücklich. Sanft legte sie ihre Hand an seine von der Sonne gewärmte Wange und fuhr ihm leicht mit dem Daumen über den Wangenknochen.

„Bringen Phönixe eigentlich Glück?“, wollte sie plötzlich wissen und musterte ihn. Irritiert betrachtete er ihr nachdenkliches Gesicht. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, konnte er ihrem Gedankengang nicht folgen, beantwortete jedoch ihre Frage ehrlich, „ich weiß es nicht, tut mir leid.“ Das Lächeln verschwand dennoch nicht von ihrem leicht gebräunten Gesicht. „Mein Phönix ist mein Glück.“, löste sie das Rätsel und küsste ihn diesmal intensiv und zärtlich, „wenn die Sonne so auf deine Haare strahlt, leuchten sie wie die Federn eines Phönix.“ Er lachte: „Das hat mir noch keiner gesagt.“ „Und wenn du bei mir bist, fühle ich mich, fühlen wir uns,“, sie legte ihre Hand kurz auf ihren Bauch, „wie auf Flügeln.“ Freudestrahlend hob Bill sie hoch und wirbelte sie durch die Luft. Victoria quietschte vergnügt auf, etwas dass sie sich früher auch nie erlaubt hätte. Schließlich drückte Bill sie vorsichtig an sich und küsste sie auf den Kopf. „Ihr beiden seid mein Glück.“, erwiderte er mit leiser Stimme und sah ihr tief in die Augen.

Gerne erinnerte der Rothaarige sich daran zurück, wie sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie schwanger war. Seit er mit ihr zusammen war, sie entschieden hatten zu heiraten, hatte er sich nichts Schöneres vorstellen können. Eines Abends hatten sie also zusammen auf ihrem kleinen Balkon gestanden und zu den Sternen hochgesehen. Es war eine relativ warme, angenehme Nacht gewesen. Ohne Kontext hatte sie ihn irgendwann einfach gefragt, was er von dem Namen „Lionel“ hielt. Zuerst hatte er sich nichts Näheres dabei gedacht und ihr lediglich gesagt, dass ihm der Name gefiele. Daraufhin hatte sie ihn wie ein kleines Honigkuchenpferd angestrahlt. Er hatte sie niemals so gesehen, auch nicht als er ihr einen Antrag gemacht hatte. Sie hatte gestrahlt bis über beide Ohren, ihre Augen hatten gefunkelt wie Diamanten, aber dieses Lächeln war anders, überwältigend. Dann hatte sie sich an ihn gepresst und ihn leidenschaftlich geküsst. Später in ihrem Bett lag sie in seinen Armen und strahlte noch immer wie eine funkelnde Sternschnuppe. Schließlich hatte sie es ihm ins Ohr geflüstert, ihr kleines Geheimnis. „In knapp sieben Monaten wirst du Vater eines kleinen Lionels.“, er hörte noch immer die grenzenlose Freude in ihrer Stimme. Es hatte ein paar Sekunden gedauert, bis die Worte zu ihm durchgedrungen waren, dann hatte er sie in die Arme genommen und geküsst, geküsst bis sie keine Luft mehr hatten. Sie würden Eltern werden.
 

„Mutter wir haben eine Einladung bekommen.“, berichtete Victoria lächelnd und setzte sich neben ihre Mutter in den Wintergarten. „Ich wüsste nicht, dass ein Fest in meiner Familie ansteht.“, überlegte die Ältere mit geschlossenen Augen. „Du hast vergessen, dass unsere Familie jetzt noch viel größer ist.“ Narcissa öffnete langsam ihre Augen und musterte ihre Tochter. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und erfüllte ihr ganzes Gesicht. Ihre Augen strahlten und ihre Wangen hatten einen leicht rosa Teint. Sie sah glücklich aus und die Tatsache erfüllte Narcissas Herz, sie selber hatte nur wenige Jahre dieses Glücks erfahren und sie hatte es sich so für ihre Tochter gewünscht. Wie sehr hatte sie gelitten, als Victoria damals diesen Todesser geheiratet hatte. Scheinbar kehrte sich nun endlich alles zum Guten. „Hat William sie dir vorbei gebracht?“, sie ließ sich den Namen „William“ auf der Zunge zergehen, während sie es gegenüber Lucius nicht hatte durchsetzen können, dass Draco William gerufen wurde. Zwar hatte Draco seine Quidditchkarriere unter diesem Namen begonnen, doch Zuhause und unter Freunden hieß er weiterhin „Draco“. Seit Jahren hatten Narcissa sich damit abgefunden, umso mehr freute es sie, dass sie den zweiten Namenverwandten „ihres“ Williams so rufen durfte. Victoria grinste. „Deine roten Wangen haben dich verraten.“, lächelte ihre Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Verwundert blickte die Jüngere sie an, bevor sie lächelte.

„Die Einladung ist von einem von Bills jüngeren Brüdern, George und seiner Frau Alicia, sie haben vor einem halben Jahr ihren zweiten Sohn bekommen und möchten das Ereignis nun groß feiern. Der Kleine heißt Darmian Luke.“, Victoria lächelte noch immer, „sie schreiben, dass sie nicht eher Zeit für dieses Fest hatten, es als Familientradition aber auf keinen Fall ausfallen lassen wollen. Draco und du, ihr seid auch eingeladen.“ „Mal wieder ein fröhliches großes Familienfest.“, freute Narcissa sich, „und dann kommt ja auch ganz bald schon deine Hochzeit. Wir müssen dringend die detaillierten Pläne anfangen, so etwas braucht ein richtiges Konzept. Ich wünsche mir so sehr eine richtige, schöne Hochzeit für dich.“ „Du meinst nicht so wie die letzte triste.“, sprach Victoria das aus, was ihre Mutter nur dachte. Narcissa nickte nachdenklich. „Die Tatsache, dass wir die Gästeliste schon haben, erleichtert die restliche Arbeit. Ich denke, ich werde mich noch heute um das Design der Einladungskarten kümmern.“, entschied Victoria lächelnd.

„Und vielleicht... Glaubst du, Draco wird Hermine auch bald fragen?“ „Mutter.“, fuhr die Blondine sie erschrocken an. „Das war doch nur eine Frage und die beiden lieben sich doch.“, erklärte Narcissa stur, „zu meinen Zeiten wurden in Magierfamilien nur selten aus solchen Gründen geheiratet, da achtete man eher auf die Traditionen und das Ansehen. Aber so weit ich weiß, ist das heute so üblich.“ „Du bist manchmal unmöglich. Selbst wenn du Hochzeiten liebst, heißt das noch lange nicht, dass alle Paare heiraten müssen. Denn heutzutage heiraten nicht mehr alle Paare, das solltest du bei deinem Bild von heutigen Beziehungen beachten. Außerdem weißt du doch, dass Hermine und Harry vor Kurzem erst die Auflösung ihrer Ehe angefordert haben und bestätigt bekommen haben. Als Frau kannst du doch hoffentlich nachvollziehen, dass sie jetzt nicht gleich die nächste Ehe eingehen will, auch wenn sie meinen Bruder liebt. Hoffentlich ist Draco wenigstens feinfühliger als du und fragt sie nicht, zumindest noch nicht. Andererseits ist er kein Hochzeitsfanatiker, das heißt, ich habe einen Funken Hoffnung.“, wies sie Narcissa zu recht. „Besser er kommt nach mir, als nach seinem Vater.“, grummelte die zweifache Mutter. „Nein, am besten er kommt nach mir.“, lächelte Victoria und gab ihrer Mutter eine Kuss auf die Stirn, nachdem sie aufgestanden war, „dann ist er nämlich glücklich.“ „Aber ich hoffe doch, dass sie irgendwann heiraten, das gehört sich einfach.“ Ihre Tochter schüttelte nur lächelnd den Kopf.
 

Es war Wochenende und Ginny hatte bereits ihre Studiumshefter weggelegt und sich ins Wohnzimmer gesetzt. Da heute ein Quidditchspiel gewesen war, war Harry eher zu Hause, als wenn er baute. Im Moment duschte er oben. Die Rothaarige dachte an das Spiel, es war nicht das erste gewesen, das sie in den letzten Wochen und Monaten von ihm gesehen hatte. Sie wusste nicht, ob er sie jemals im Publikum entdeckt hatte, denn sie wusste ja noch von ihren Zeiten des Gryffindor Teams, dass man die Zuschauer kaum wahrnahm. Dennoch fragte sie sich, ob er sich freuen würde, wenn er wüsste, dass sie da gewesen war. Wenn Hermine und Sam sich seine Spiele anschauten, war er immer gut gelaunt. Sie mochte Hermine, doch sie wünschte sich, dass der Schwarzhaarige sich über ihre Anwesenheit genauso freuen könnte. ‚Ich habe Hermine schon so lange nicht mehr gesehen. Gut, dass in ein paar Tagen die Feier ist, soweit ich weiß, hat Alicia sie auch eingeladen. Es wird gut tun mit ihr zu reden, vielleicht kann sie mir auch wegen Harry helfen.’

In dem Augenblick kam Harry mit nassen Haaren und nichts als einem Bademantel am Leib die Treppen hinunter. Er verharrte im Türrahmen und betrachtete sie nachdenklich. Ginny erwiderte seinen Blick, musterte diese unglaublich hellgrünen Augen und seine widerspenstigen Haare, selbst wenn sie nass und somit tiefschwarz waren, standen sie in sämtliche Richtungen ab.

Plötzlich, für sie ganz unerwartet, öffnete er den Mund: „In der Nacht des letzten Kampfes, als ich Voldemort gegenüber stand, er setzte gerade zu dem Todesfluch an und ich war zu schwach ihm noch einmal auszuweichen, da erschien mir ein Bild... Du erschienst mir. Du warst in Hogwarts und wurdest von vermummten Todessern verfolgt.“, er schloss die Augen vor Grauen, „sie wollten dich ... vergewaltigen. Ich hatte solche Angst um dich. Der Drang dich zu beschützen war überwältigend, doch ich wusste nicht wie. In dem Augenblick durchströmte mich ein angenehm warmes Gefühl und die ganze Energie, Liebe des Raumes sammelte sich in mir und ich tötete Voldemort.“ Er sackte gegen den Türrahmen. Ginny sprang auf und lief mit schnellen Schritten auf ihn zu. Harry saß mittlerweile auf dem Boden, sodass Ginny sich vor ihn kniete. Sie nahm sein Gesicht in die Hände und gab ihm einen kurzen Kuss auf die blassen Lippen. Erstaunt blickte er sie an. Mit Tränen in den Augen erwiderte sie: „An jenem Tag bin ich tatsächlich von jungen Todessern verfolgt worden, die hinter mir her waren. Ich lief so schnell ich konnte, doch sie ließen nicht von mir ab. Ich wusste, dass sie wussten, dass irgendein Kampf stattfinden würde, sonst hätten sie sich das niemals getraut. Mit einem Mal wurde mir auch klar, warum, Dumbledore und ein Großteil der anderen Professoren mussten die Schule verlassen haben. Ich hatte schreckliche Angst. Ich wusste nicht weiter. Alleine hatte ich keine Chance gegen sie und der Gemeinschaftsraum und der Raum der Wünsche lagen zu weit weg, als dass ich sie hätte erreichen können. Gleichzeitig war ich mit meinen Gedanken bei dir, ich wollte, dass du überlebst. Auf einmal, ich war schon fast am Ende meiner Kräfte, stoppten meine Verfolger, obwohl sie nur noch wenige Meter von mir trennten, und liefen zurück. Doch ich konnte mir dieses Verhalten nicht erklären, vielleicht wollten sie mich austricksen. Ich schlug den schnellsten Weg zum Gryffindorturm ein und kam sicher im Gemeinschaftsraum an. Erst viel später ist mir klar geworden, dass etwas mit Voldemort passiert sein müsste, was sie wahrscheinlich über ihre Male gespürt haben. Du hast mich gerettet, Harry.“, sie lächelte ihn an. „Und du hast mich gerettet.“, lächelte er nun seinerseits und zog sie in seine Arme. Draußen ging gerade die Sonne unter und tauchte das Land in ein wundervolles rot-orange, während sie Arm in Arm auf dem Fußboden hockten.
 

„Hermine, wir wollen gehen.“, Draco klopfte zum dritten Mal an die Badezimmertür. „Ich bin gleich fertig.“, schallte es von der anderen Seite der Tür. „Das hast du vor zehn Minuten schon gesagt.“, grummelte der Blonde. „Ich wette, Vicy ist auch noch nicht aus dem Bad.“, trällerte die Brünette. So verließ Draco das gemeinsame Schlafzimmer und schritt den Flur entlang, um nach seiner älteren Schwester zu sehen. Doch er war noch nicht an ihrer Tür angelangt, da kam Bill ihm schon entgegen. „Steht Hermine auch noch vorm Spiegel?“, wollte er wissen. Der Jüngere nickte. Im stillen Einverständnis kehrten sie wieder zu ihren Freundinnen zurück.

„Und?“, verlangte Hermine zu wissen und öffnete wenigstens die Tür, während sie sich weiter schminkte. Gebannt sah der Blonde ihr dabei zu, wie sie sich gekonnt und mit ihm fehlenden Fingerspitzengefühl die Wimpern tuschte. Draco grummelte nur etwas Unverständliches. Hermine lächelte ihn an und gab ihm einen kurzen Kuss, bevor sie einen perlmuttfarbenen Lippenstift aus dem Schränkchen holte. Er verdrehte die Augen. „Keine Angst, der färbt nicht ab.“, lachte sie. In der Hinsicht waren alle Männer gleich, keiner von ihnen mochte Lippenstift oder Lipgloss auf den Lippen seiner Freundin. „Das probieren wir aus, bevor wir gehen.“, grinste er vielversprechend, „sonst kommt das Zeug wieder ab.“, fügte er fies grinsend hinzu.
 

Zur gleichen Zeit herrschte auf der Red Star Farm ein Spektakel einer anderen Art. „Wieso mussten die verflixten Kühe gerade heute ausbrechen?!“, beschwerte Ron sich, während er den noch fremden Tieren hinterher lief. „Hm, lass mich überlegen,“ spielte Parvati die Ahnungslose, „ah, jetzt fällt es mir wieder ein, warum ich über dieses vom Regen durchweichte Feld renne, anstatt mir drinnen die Haare zu machen, du hast das Tor aufgelassen und noch dazu haben die Kühe noch Angst vor den benachbarten Pferden. Kein Wunder also, dass sie wie von einem Fluch getroffen über das Feld jagen.“, prustete die Dunkelhaarige, „und jetzt leg einen Zahn zu, ich wollte nämlich noch zu Darmian Lukes Feier und zwar nicht mit Kuhmist in den Haaren.“

Ginny versuchte derweil die jungen Ponys zu beruhigen, indem sie ihnen leise zu redete und summte, während sie versuchte die kleinen Tiere durch Streicheln zu besänftigen. Harry war vor wenigen Minuten in die Nähe der nächsten Stadt appariert um Möhren zu kaufen, ihre waren längst verfüttert und der Pferdehändler hatte ihnen erzählt, dass die Ponys Mohrrüben liebten. Ginny wusste jetzt schon, dass sie es nicht mehr pünktlich zu George schaffen würden.
 

„So ich bin ja schon fertig.“, strahlte Hermine ihn an. „Deine Schönheit macht die Verspätung auch nicht wieder weg.“, grinste Draco, gegen die Wand gelehnt. „Soweit ich das sehe, sind wir sehr gut in der Zeit.“, lächelte die Brünette ihn an und packte ihren Lippenstift in ihre kleine Handtasche. „Du weißt ja nicht, was ich noch alles geplant habe.“, erwiderte der Blonde mit Pokerface. „Das ist mir heute auch relativ egal, Draco, denn ich sage heute, wo’s lang geht.“, entschied sie und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Sein Gesicht verdüsterte sich. „Das Schmollen zieht bei mir nicht, selbst Sam schafft es selten, so ihren Willen durchzusetzen.“, blieb Hermine stur, „aber ich muss zugeben, dass du sehr anziehend wirkst.“ Sie gab ihm einen kurzen Kuss, bevor sie das Zimmer hoch erhobenen Hauptes verließ. Innerlich zählte sie die Sekunden, bis er merkte, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihr zu folgen.

„Warte nur bis wir wieder hier sind.“, zischte Draco ihr ins Ohr, nachdem er sie mit wenigen Schritten eingeholt hatte. Hermine schaute ihn unter dichten Wimpern geheimnisvoll lächelnd an, sodass sein Herz für den Teil einer Sekunde aussetzte. „Aber deswegen werden wir nicht eher vom „Kindpinkeln“ zurückkommen.“, ermahnte sie ihn mit glitzernden Augen, „auch wenn ich mich jetzt schon darauf freue, was dir vorschwant.“ „Kindpinkeln?“, fragte Bill irritiert, der diesen Ausdruck aufgeschnappt hatte. „Den Begriff kenn ich auch nicht.“, mischte Victoria sich in das Gespräch ein, bevor sie sich bei Bill einharkte und die kleine Gruppe sich auf den Weg runter in die Eingangshalle machte. „So nennen die Muggel die Feier, die meistens der Vater zu Ehren seines frisch geborenen Kindes schmeißt.“, klärte die Muggelgeborene sie auf, „auch wenn der kleine Darmian jetzt schon ein paar Monate alt ist.“ „Hört sich komisch an.“, meinte Bill dennoch, „ich wette, Vater hätte der Begriff gefallen.“ Hermine lächelte ihn an, bevor sie Hand in Hand mit Draco hinter den Älteren die Treppen hinunter gingen. Noch immer hatte diese imposante Halle ihre Wirkung auf sie nicht verloren, andächtig betrachtete sie den großen Kamin, vor dem Narcissa bereits auf sie wartete.
 

„Können wir jetzt endlich los?“, grummelte Ginny und tippte sich ungeduldig auf die Uhr. Zwar hatte sie ihrem Bruder schon vor geraumer Zeit eine Eule zugeschickt, die ihm mitteilen sollte, dass sie sich verspäten würden, doch mittlerweile hatte sie die Nase voll vom Warten. „Ich wäre dafür, wir gehen einfach schon mal und Ron kommt nach.“, behauptete dessen Frau stur, „der Mann hat eine solche Unordnung, aber er muss ja unbedingt die gleiche Krawatte tragen, die er auch bei Mickys Party anhatte.“ „Wenn er nicht so viele Krawatten hätte, könnte er sie einfach mit einem Herholzauber herbeirufen.“, stellte Harry fest und zog seine eigene Krawatte fest.

„RONNN.“, schrieen die beiden Frauen wie aus einem Munde. „Ich komme ja schon.“, schallte es aus dem Hause hervor und tatsächlich lief der Rotschopf kurz darauf aus der Tür. „Na endlich.“, schnaubte Parvati und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich glaube, ich muss mir was überlegen, wie ich das wieder gut mache.“, raunte Ron Harry zu. „Das musst du wohl wirklich, nicht nur bei Parvati.“, entgegnete Ginny, die ihn ebenfalls verstanden hatte, mit einem fordernden Blick. „Bevor wir das jetzt vertiefen, lasst uns endlich apparieren.“, verschob der Dunkelhaarige die Diskussion auf später.
 

„Da seid ihr ja endlich.“, wurden die vier herzlich von dem stolzen, zweifachen Vater begrüßt. „Hallo George.“, grüßte Ginny ihren älteren Bruder während einer Umarmung, „sind denn schon alle da?“ „Ja, sogar die Malfoys.“, bestätigte der Zwilling. „Na, das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.“, brummte Ron und stürmte in den Garten, wo aufgrund des jahreszeitbedingten kalten Windes die Fete in einem beheizten Zelt steigen sollte. Die Zurückgebliebenen schüttelten den Kopf, nur Timmy lief seinem Vater nach oder besser gesagt, er suchte seine Cousins und Cousinen. „Immer noch der gleiche Hitzkopf.“, stellte Harry fest, während ihn der Gedanke an die Malfoys nicht los ließ und sein Herz zum schneller Klopfen brachte. „Ja, man hätte meinen sollen, dass sein Job und seine Familie ihn reifen lassen.“, stimmte George ihm zu und geleitete die Gäste hinein. Ginny harkte sich bei Harry ein und lächelte ihn aufmunternd an. Er verstand ihre Botschaft und drückte dankbar leicht ihre Hand, er wusste, dass sie bei ihm sein würde.

Hermine hielt gerade ein Glas Orangensaft in der Hand, als Harry und Ginny zusammen mit Parvati den Garten betraten. Als Ron vor wenigen Minuten auf sie zugestürmt gekommen war, hatte sie sich schon gedacht, dass der Rest bald folgen würde. Mit einem Muffin hatte sie Ron ruhig gestellt, bevor er auch nur zu einer Rede hatte ansetzen können. Lächelnd hatte sie ihren Kopf kurz auf Dracos verkrampfte Schulter gelegt, bevor sie zu Ron sagte: „Ich habe gehört, ihr habt die Farm ausgebaut. Das finde ich wirklich schön. Vor allem für Sam und Timmy. Wie geht es dir? Ist es sehr anstrengend? Mir persönlich geht es mittlerweile wieder richtig gut. Draco ist so fürsorglich.“ Sie sah zwar, dass Ron sich fast verschluckte an dem letzten Bissen seines Schokomuffins, lächelte ihn aber dennoch zuckersüß an und hoffte, dass er seine Wut mit hinunter geschluckt hatte. Wieder ruhiger redete er noch ein paar Worte mit ihr, bevor er sich von beiden entschuldigte um seinen Neffen zu sehen, der schon ganz schön groß war mit seinen sechs Monaten. Nun führte sie Draco hinüber zu den drei neuen. Still stand er daneben, als sie Parvati und Ginny umarmte und letztere reichte ihm, wenn auch zaghaft, die Hand zur Begrüßung. Verwundert reichte er ihr seine und begrüßte sie seinerseits. Durch Sams Anwesenheit lockerte sich die Stimmung bald. Harry und Hermine tauschten alleine ein paar Worte, bevor sich alle zu Kaffee und Kuchen setzten und auf Darmian Luke Weasley tranken.

Harry würde Ginny später gestehen, dass es ihm doch leichter gefallen war, als erwartet, Hermine und Draco zusammen zu sehen, und dass er ihr für ihre Unterstützung dankbar war.

Nach einiger Zeit stand Bill vom Tisch auf und schlug mit einem Löffel gegen sein Glas. Sofort verstummte die muntere Versammlung und blickte ihn erstaunt an. „Nachdem wir jetzt alle diesen köstlichen Kuchen genossen und auf den kleinen Darmian getrunken haben, wollten Vicy (er deutete auf die Blondine neben sich, die in glücklich anlächelte.) und ich euch mitteilen, dass wir heiraten werden.“, verkündete der rothaarige Mann und sofort brach begeisterter Applaus aus, vor allem von den beiden Müttern, die strahlend nebeneinander saßen, „zu unserer Hochzeit wollen wir euch alle einladen und wir würden uns freuen, wenn ihr alle zahlreich erscheint.“ Er strahlte und küsste Victoria auf den Scheitel. Diese verteilte mit Hilfe eines Zaubers sorgfältig die silberblauen Einladungskarten an die Gäste, auf denen das Wappen der Malfoys und das der Weasleys zu einem neuen Wappen verschmolzen. Von allen Seiten nahmen die beiden Gratulationen zu dieser Entscheidung und freudige Umarmungen für eine baldige Verbindung der beiden Familien entgegen. In letzter Sekunde hatte Vicy sich dann doch dafür entschieden, vorerst noch zu verheimlichen, dass sie Eltern werden würden, sie wollten George und Alicia und vor allem dem kleinen Darmian erst einmal die volle Aufmerksamkeit aller Gäste schenken, hatten sie schließlich durch die Hochzeitseinladungen schon genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Außerdem konnte sie so ihr kleines Geheimnis weiter hüten und sich darüber freuen, wenn sie sich verstohlene Blicke zuwarfen, die niemand anderes verstand, außer vielleicht ihren Müttern. Doch lange würde sie ihre Schwangerschaft nicht mehr verheimlichen können, ganz allein der Winter mit seinen dicken Mänteln und Pullovern half ihr ihren schon gewölbten kleinen Bauch zu verstecken.

Hermine wiederum lächelte Draco zu und drückte unter dem Tisch seine Hand. Mittlerweile hatte er sich etwas entspannt und strich ihr sanft mit dem Zeigefinger über den Handrücken. Innerlich atmete sie aus, die erste Hürde war wohl überstanden. Sie warf Harry einen kurzen Blick zu, der gerade mit Ginny redete und sie zum Lachen brachte. Die Brünette sah schnell wieder weg, lächelte jedoch. Sie wünschte ihm so sehr, dass er wieder glücklich wurde. Sie liebte sie beide, die beiden Väter ihrer Tochter. Sie gab Sam einen Kuss auf die Wange, bevor diese Hand in Hand mit Sarah davon spazierte zu Lucy und Jaimee. Die Ähnlichkeit der beiden Mädchen ließ hier nun keinen mehr verwundert gucken. Als sie ihren Blick von den Mädchen löste, begegnete sie Dracos silberblauen Augen. Diese Augen hatten sie schon immer gereizt mit ihrer Vielfältigkeit an Farben und Gefühlen, den Geheimnissen, die sie umgaben. Die nächsten Geheimnisse würden sie gemeinsam tragen, nie wieder würde sie ein Geheimnis so schwer auf ihren Schultern lasten lassen, wie das Geheimnis um Sams Vater.
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von: abgemeldet
2008-07-04T13:48:11+00:00 04.07.2008 15:48
boah wunderschöner epilog
und so shcön lang!
baust nochmal richtig spannung auf, bevor sich alles entspannt find ich echt gut gelungen^^
mach weiter so
also in der nächsten story vllt ;)
glg
mystery
Von: abgemeldet
2008-04-26T18:18:15+00:00 26.04.2008 20:18
hey du
deine geschichte is so unglaublich traurig und doch so schön
spiegelt echt gut sämtliche facetten der gefühle wieder
hoffe der epilog kommt bald
glg
mystery
Von:  Ta-chan
2006-07-07T23:03:21+00:00 08.07.2006 01:03
sry für den späten kommi,

war ein cooles kap und ich werd wohl auch noch das nächste gleich verschlingen ^^

ta-chan
Von: abgemeldet
2006-07-01T14:20:13+00:00 01.07.2006 16:20
Wow, ein wirklich tolles Chap, trotz der langen Wartezeit =)
Bin gespannt, wie es weitergeht.
Von: abgemeldet
2006-06-27T16:56:43+00:00 27.06.2006 18:56
hi du
macht nichts das kann ja jeden mal passieren. aber nun zum kap. ich finde es echt gut gelungen. ich glaube das hermine so gereitzt ist wegen draco und der ganzen sache aber vielleicht ist sie ja auch einfach nur schwanger?? das wäre doch mal nen knüller.
Ginny übertreibt für meinen geschmack schon ein bisschen und ich glaube das der junge in den sie mal verliebt war harry war stimmts oder haeb ich recht. bye
dein herzgirl008
Von: abgemeldet
2006-04-01T17:42:36+00:00 01.04.2006 19:42
Und auch diesmal wieder ein klasse Kapitel.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht =)
Von: abgemeldet
2006-03-31T19:22:58+00:00 31.03.2006 21:22
So, hab mich durch die ganze FF gelesen, sie ist einfach total faszinierend. Schreibt bitte so schnell wie möglich weiter.

LG Tarja
Von: abgemeldet
2006-03-25T10:10:26+00:00 25.03.2006 11:10
hi
wie immer ein hammer kapitel. mehr kann man dazu nicht sagen.
danke für die ens. mich würde es freuen wenn ihr mir wieder bescheid geben würdet wenn ein neues kapitel on ist. danke und bussy
euer herzgirl008
Von: abgemeldet
2006-02-12T19:21:17+00:00 12.02.2006 20:21
Wow, wirklich ein klasse Kapitel, wie auch die ganze FF:
Hoffentlich geht es bald weiter =)
Von: abgemeldet
2006-01-12T09:34:36+00:00 12.01.2006 10:34
uiiiiiiiii
man war das gut ^^ suuuuuuupi!!!
wuerdest du fuer mich auch eine ens schicken wenn moeglich ^^ *lieb guck*
will unbedingt wissen wies weitergeht...bitte bitte bitte
also bis dahann
zae


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