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Er und Sie

Soll ich bezahlen?
von

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Es war ein warmer und sonniger Tag. Wir saßen in einem kleinen Straßencafé.

Plötzlich sah er mich an und fragte: "Soll ich bezahlen?"

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Wie meinte er das, ob er bezahlen sollte? Erwartete er irgendetwas? Oder meinte er das einfach so?

Einer der Ventilatoren schien kaputt zu sein und summte laut. Draußen zog eine junge Frau ein heulendes Kind mit sich. Ihr Mund war ein schmaler Strich und ihre Augenbrauen waren eng zusammengezogen, so dass sich Falten auf ihrer Stirn bildeten. Bestimmt hatte das Kind irgendetwas haben wollen, Süßigkeiten vielleicht, oder Spielzeug. So wie alle Kinder.

Ein paar Meter weiter saß eine ältere Dame auf einer Bank und fütterte die Tauben, obwohl dass verboten war. Sie lächelte zufrieden vor sich hin und schien die Frau mit dem heulenden Kind gar nicht zu bemerken. Möglicherweise hörte sie nicht mehr so gut oder sie lebte einfach in ihrer eigenen Welt.

Ein korpulenter Mann mit einem Schnauzer kam vorbei. Er schien sich unheimlich wichtig vorzukommen, in seinem feinen Anzug mit der teuren Krawatte und dem kleinen schwarzen Aktenköfferchen unter dem Arm. Zwei kleine Kinder rannten lachend mit ihren Eis durch die Stadt, eines stieß gegen den Mann und kleckerte dabei Eis auf dessen Anzug. Der Mann sagte etwas und verzog ärgerlich das Gesicht, aber das Mädchen lachte bloß und lief weiter, ließ den drohenden und schimpfenden Mann einfach stehen.

Er stieß mich an. "Hey! Ich habe gefragt, ob ich bezahlen soll!"

Ich blickte ihn an und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er sehr lange Wimpern hatte. Seine Augen waren hellgrün und schienen irgendwie zu leuchten. Es gibt sicher nicht viele Menschen mit dieser Augenfarbe, dachte ich. Ein langsames Lied tönte aus den Lautsprechern, und für einen Moment war es beinahe romantisch.

Er verzog das Gesicht leicht ärgerlich.

"Sag mal, träumst du? He, hörst du mir überhaupt zu?"

Ich lächelte amüsiert. Diese Reaktion war so typisch für ihn! Er begann ebenfalls zu lächeln, wenn auch mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck, als wisse er nicht, was er nun tun solle. Wahrscheinlich wusste er es wirklich nicht.

"... soll das heißen? Das kannst du doch nicht machen!", hörte ich die Frau am Tisch hinter mir. Sie schien aufgebracht zu sein. Ihre Stimme wurde immer lauter. Mittlerweile musste sie jeder im dem kleinen Café hören. "Wenn du das tust... werde ich ... ich ... " Sie verstummte und begann leise zu weinen.

Dann stürmte sie hinaus. Als sie an mir vorbeikam, sah ich, dass ihre Schminke stark verlaufen war. Die Reste ihres Mascaras bildeten eine schwarze Spur, die sich über ihre Wangen zog und dort herunter tropfte. Die Absätze ihrer hohen Schuhe klapperten laut über das Parkett und sie schien Mühe zu haben, nicht zu stolpern.

Als ich den Kopf von der hinter ihr zuschlagenden Tür abwandte, bemerkte ich, dass er mich immer noch beobachtete.

"Was ist jetzt?", fragte er ein wenig ungeduldig. "Soll ich nun bezahlen?"

Einen Moment lang musterte ich ihn nachdenklich. Dann schüttelte ich den Kopf. Ich hatte nicht vor, ihm etwas schuldig zu sein. Er konnte ja das nächste Mal bezahlen... falls es ein nächstes Mal gab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-02-05T22:04:53+00:00 05.02.2008 23:04
sau gut...
Von: abgemeldet
2005-04-22T17:31:32+00:00 22.04.2005 19:31
hey, das is ja jetzt auch online! ich liebe diese story! ^^
Von:  Memphis
2005-01-12T19:40:06+00:00 12.01.2005 20:40
coole Sache.
hm... ich müsste da nich solange nachdenken, wenn es ums Zahlen geht.
~unemanzipiert is und männer gerne zahlen lässt~

Wie alt ist das eigentlich?


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