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Suffer & Redemption

von

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Am nächsten Morgen wurde Max erst durch ein unaufhörliches Schellen der Klingel wach. Er hatte die ganze Nacht über Alpträume gehabt und war dadurch mindestens fuenf mal aufgewacht. Und jedes mal hatte er gehofft, Tyson neben sich zu finden. Jedoch wurde er auch jedes mal enttäuscht.

Schwer gähnend erhob sich der Blonde und rieb sich die Augen. Entsetzt musste er feststellen, dass er total verschlafen hatte und es schon Mittag war. Er schnappte sich schnell eine enge, hellblaue Jeans-Latzhose, ein dunkelgrünes T-Shirt und einen Gürtel und wollte grade schon ins Bad verschwinden, um sich dort fertig zu machen, als Tyson auch schon ins Zimmer platzte und ihn erst mal davon abhielt. Denn mit einem unüberhörbaren und gut gelaunten "GUTEN MORGEN!" erschreckte er ihn fast zu Tode und mit seiner plötzlichen Knuddel-Attacke warf er den Jungen fast zu Boden.

"Au...gleichfalls...autsch..."

"Oh...entschuldige...wollte nicht so feste zudrücken..."

Erst jetzt bemerkte der Dunkelhaarige, dass sein Freund nur in den Boxershorts, in denen er geschlafen hatte, vor ihm stand.

"Huh...willst du so etwa nach draußen? Ich meine...dagegen hätte ich ja eigentlich nichts, aber..."

"Ah...Nein nein! Ich wollte mich doch grade umziehen...hab nur ziemlich verschlafen..."

"Oh...schade... Aber dann beeil dich mal lieber, wir wollen uns schließlich in ner halben Stunde mit Kai und Rei treffen..."

Sofort packte Max wieder seine Sachen und flitzte ins Bad. Nachdem er kurz geduscht und sich gewaschen hatte, zog er sich schnell an und kam langsam wieder aus dem Bad heraus. Tyson hatte sich in der Zwischenzeit auf das Bett gesetzt und war nun doch sehr erfreut, seinen Freund endlich fertig zu sehen.

"Sieht gut aus!"

"Was? Oh, du meinst die Hose?"

Tyson nickte.

"Ja...meine Mutter hatte sie mir geschickt, kurz bevor ich entführt wurde...leider hatte ich daher keine Gelegenheit gehabt, sie vorher mal anzuziehen...aber sie gefällt mir auch sehr..."

"Vor allem macht sie deinen Knackarsch schön sichtbar..."

"Knackarsch?"

Der Dunkelhaarige grinste den Blonden breit an.

"Na...wenn du meinst..."

Max grinste verlegen und fuhr sich mit der Hand durch das weiche, vollkommen durcheinandergeratene Haar. Kurz darauf wurde er aber auch schon von seinem Koi an der Hand gepackt und aus dem Zimmer gezerrt.

"Hast du eigentlich überhaupt schon gefrühstückt?"

"Äh...Nein..."

"Dann musst du das aber auf jeden Fall auch noch tun! Ist schließlich die wichtigste Mahlzeit des Tages!"

Zügig wurde der Junge in die Küche gezogen und bekam dort direkt eine Schüssel mit Müsli vor die Nase gesetzt. Tyson griff natürlich auch herzhaft zu, obwohl er schon gefrühstückt hatte. Bald jedoch brachen sie endlich auf und machten sich auf den Weg zu der Eisdiele, wo sie Kai und Rei treffen wollten. Auf dem Weg klammerte der blonde sich die ganze Zeit über an den rechten Arm des Dunkelhaarigen, was dieser unheimlich süß fand. Er mochte es, wie sein Freund sich so an ihn schmiegte. Und auch wenn einige Passanten die beiden seltsam anguckten, war es ihnen ziemlich egal. Solange sie glücklich waren, hatten sie keinen Grund, sich zu verstecken!

Als die beiden endlich am Treffpunkt ankamen, wartete das andere Pärchen schon auf sie. Auch wenn die zwei sicherlich keine Probleme gehabt hatten, die Zeit gut zu überbrücken, waren sie doch froh, Tyson und Max endlich zu sehen. Als Begrüßung gab es erst mal eine kräftige Gruppenumarmung, die von Rei ausgelöst wurde. Nur Kai hielt sich dabei noch etwas zurück und sah den anderen lieber dabei zu.

Natürlich musste auch der Chinese erst einmal einen Kommentar abgeben.

"Hey...die Hose sieht echt süß aus!"

Wieder einmal musste sich Max verlegen am Kopf kratzen.

"Danke..."

"Vor allem macht sie deinen..."

"Hab ich ihm auch schon gesagt! Echt klasse, ne?"

Rei nickte grinsend. Der Blonde konnte dazu nichts mehr sagen. Langsam wurde ihm das doch ein bisschen komisch. Hatte seine Mutter das etwa beabsichtigt? Viel Zeit, um darüber nachzudenken, hatte er jedoch nicht. Denn schon kurz darauf zog Tyson ihn wieder zu sich und gab ihm eine aufmunternde Umarmung. Sie setzten sich alle an einem Tisch und bestellten sich etwas. Als Max sich jedoch auch setzen wollte, nahm sein Freund ihn direkt zu sich auf den Schoß. Der Blonde errötete zwar ein wenig, aber ihm gefiel es auch irgendwie.

Vor allem war dieses Gesamtbild aber auch für Rei schön anzusehen.

"Wenn ich euch beide da so sitzen sehe, könnte ich echt gleich Lust mal auf nen kleinen Dreier oder Vierer bekommen..."

"Aber nur, wenn du auch nicht vergisst, zu wem du eigentlich gehörst!"

"Als wenn ich dich jemals hergeben würde!"

Der Chinese gab seinem Koi einen liebevollen Kuss auf die Wange und schmiegte sich ein wenig an ihn.

"Außerdem willst du das doch nur machen, damit du nicht immer der Passive sein musst..."

Tyson und Max mussten sich bei diesem Kommentar schon ziemlich mit dem Lachen zurückhalten, Rei konnte dazu allerdings nichts mehr sagen. Denn leider hatte sein Freund da nicht gerade unrecht.

"Allerdings wirst du wohl damit noch ein wenig warten müssen... Denn ich glaube kaum, dass Max für solche Sachen jetzt schon wieder fit genug ist..."

"Ja...tut mir Leid..."

"Ach quatsch, dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen! War doch nur so ne dumme Idee von mir...auch wenn ich sagen muss, dass es schon seinen Reiz hätte... Vielleicht ergibt sich ja irgendwann einmal die Chance, wer weiß..."

Tyson konnte dem nur zustimmen. Denn er war von der Idee auch nicht wenig angetan. Aber solange sein Kleiner noch nicht bereit dafür war, kam das gar nicht in Frage. Er wollte es kein zweites mal erleben müssen, ihn so verstört wie gestern erleben zu müssen. Das war es einfach nicht wert!

Als alle mit ihrem Eis, bzw. ihren Getränken fertig waren, machte Rei den Vorschlag, doch noch ein wenig shoppen zu gehen. Die anderen waren damit einverstanden und der Chinese zog sofort Max zu sich, dem er unbedingt ein neues oder zumindest alternatives Outfit verpassen wollte.

So durchkämmten die Vier einen Laden nach dem anderen und der Chinese steigerte sich immer mehr in seine Sache rein. Er ließ den Blonden alle möglichen Outfits anprobieren, die teilweise natürlich auch nicht ganz ohne waren. Das Ende der Geschichte war, dass der Junge mit zwei Latzshorts, einigen Hotpants, einem Top und sogar einem recht kurzen Latzrock nach Hause gehen konnte. Allerdings hatte er dafür die Gewissheit, dass jedes einzelne Kleidungsstück den anderen unheimlich gut gefallen hatte. Vor allem hatte Tyson sich bei dem Latzrock wirklich nur schwer mit dem Sabbern zurückhalten können.

Da sie jetzt nicht mehr wussten, was sie mit sich anfangen sollten, schlenderten sie einfach mal in Richtung Park. Es war schon später Nachmittag und Max musste immer öfter an den Prozess am nächsten Tag denken. Er würde dort die Menschen wiedersehen, die ihn die letzten anderthalb Monate so sehr gequält und misshandelt hatten. Im Moment wusste er einfach nicht, ob er dazu überhaupt die Kraft hatte. Bei seinen Freunden und Tyson erging es ihm so gut. Er wollte nicht mehr an diese Zeit denken, er wollte sie am liebsten ein für alle mal hinter sich lassen und vergessen. Jedoch war das leichter gesagt als getan...

Die Jungs versuchten, ihn wieder in bessere Laune zu versetzen und ihn von dem morgigen Tag ein wenig abzulenken. Aber je mehr sie damit konfrontiert wurden, desto schwerer fiel es auch ihnen, das Ganze zu vergessen. Sie würden morgen ja schließlich dabei sein. Und dann würden sie die ganze Wahrheit über das, was dem Blonden in den letzten anderthalb Monaten wiederfahren war, erfahren. Aber nicht einmal Kai war sich sicher, ob er das überhaupt wollte. Trotzdem versuchten sie alle natürlich, Max ein wenig aufzuheitern. Tyson machte den Vorschlag, dass er ja bei ihm übernachten könnte und davon war der Junge wirklich begeistert! So müsste er sich nicht schon wieder Nachts so alleine fühlen und konnte gleichzeitig wieder etwas mehr Zeit mit seinem Freund verbringen. So machten sich alle auch gleich schon wieder zu Tyson nach Hause auf, um alles abzuklären. Durch diesen kleinen Lichtblick war der Blonde bald schon wieder in ein wenig besserer Stimmung, worüber vor allem sein Freund sehr erleichtert war. Für ihn war es wirklich nicht einfach, seinen Boyfriend so niedergeschlagen zu sehen.

Selbstverständlich hatte Tysons Grossvater kein Problem damit, dass sein Neffe die Nacht woanders verbringen wollte und auch Max Eltern, die per Telefon kontaktiert wurden, zeigten sich einverstanden. So machte sich der Vierertrupp dann letztendlich zu dem Haus des Blonden auf, wo sie den restlichen Abend verbringen wollten.

Sobald sie dort angekommen waren, wurde ruhige, entspannte Musik aufgelegt und der ganze Trupp verfrachtete sich auf das Bett, das in dem kleinen Zimmer stand.

Die Stunden schlichen vor sich hin und obwohl sie lieber noch sehr viel länger geblieben wären, mussten Rei und Kai sich langsam auf den Weg nach Hause machen. Der Prozess am nächsten Tag würde sehr früh beginnen und es war schon ziemlich dunkel. Der Chinese verabschiedete sich daher aber mit einer umso herzlicheren Umarmung von dem Blonden, bevor er sich mit seinem Koi in die sternklare Nacht begab.

Zwar fand auch Max es schade, dass die beiden schon gehen mussten, aber da Tyson ja noch bei ihm war, brauchte er darüber nicht allzu traurig zu sein. Langsam bekamen die beiden allerdings Hunger und beschlossen daher, zusammen mit den Eltern des Blonden etwas zu essen und danach sich für die Nacht fertig zu machen. Schliesslich würden sie morgen einen harten Tag vor sich haben.
 

Am nächsten Morgen wachte der Blonde ziemlich verschlafen neben Tyson im Bett auf. Die Sonne strahlte hell zum Fenster herein und langsam wurde Max klar, dass er dadurch aufgewacht war. Dann fiel sein Blick auf den immer noch ratzenden Dunkelhaarigen. Sie hatten gestern Abend beschlossen, in einem Bett zu übernachten und er selbst war sogar in den Armen seines Freundes eingeschlafen. Endlich hatte er mal eine ruhige Nacht ohne diese ständigen Alptraume verbringen koennen! Dafür war er Tyson wirklich dankbar. Es tat einfach gut, sich so geborgen und sicher bei jemanden fühlen zu können.

Mit diesen Gedanken kuschelte sich der Blonde noch einmal an den Dunkelhaarigen und legte seinen Kopf auf dessen Brust. Er lauschte dem regelmaessigen Herzschlag und bekam immer mehr das Gefühl gar nicht mehr aufstehen zu wollen. Doch leider begann genau in dem Moment der Wecker, den sich die beiden extra am Abend zuvor gestellt hatten, erbarmungslos mit seinem unaufhörlichen Klingeln an. Max wurde vollkommen aus seiner verträumten, ruhigen Stimmung gerissen und tastete nur noch hektisch auf dem kleinen Tisch neben ihm nach dem nervigen Gerät, um es endlich zum Schweigen zu bringen.

Durch den ganzen Lärm war nun aber auch Tyson endlich aufgewacht und rieb sich verschlafen die Augen.

"Wie viel Uhr ist es?"

"Zehn vor acht...wir müssen aufstehen! Der Prozess beginnt nämlich um neun..."

"Puh...zehn vor acht..."

Der Dunkelhaarige zog sich die Decke über den Kopf.

"Sind die denn verrückt, dass sie diesen blöden Prozess so früh machen?"

"Du glaubst gar nicht, wie gut ich dich verstehen kann..."

Max richtete sich auf, gab einen müden Seufzer von sich und stieg dann langsam aus dem Bett, um sich im Badezimmer zu waschen und fertig zu machen. Er hatte wirklich keine Lust auf diesen Prozess. Ihm wurde richtig übel bei dem Gedanken, diese beiden Typen noch einmal wiedersehen zu müssen. Er wollte einfach nicht mehr in dem Maße mit der Sache konfrontiert werden. War es denn nicht schon schlimm genug, dass ihm in seinen Träumen diese Erlebnisse vor die Augen geführt wurden? Auch wenn er nicht glaubte, dass er es je konnte, wollte er doch zumindest endlich versuchen, mit dieser Sache abzuschließen.

Er hatte sich mit diesen Gedanken gerade vielleicht ein paar Schritte vom Bett entfernt, als er auch schon spürte, wie ihn jemand von hinten an dem Bund seiner Unterhose zog. Der Blonde errötete, drehte sich um und blickte direkt in das grinsende Gesicht seines Freundes.

"Du hast doch wohl nicht etwa vor, alleine zu gehen, oder?"
 

So kam es, dass die beiden zusammen duschten, sich im Bad fertig machten und umzogen. Fuer den Prozess mussten sie leider extra Anzüge tragen, in denen sich keiner von beiden wirklich wohl fühlte. Sie fühlten sich einfach so steif und unbeweglich darin.

Nachdem die beiden dann noch endlich gefrühstückt hatten, machten sie sich zusammen mit Max Eltern auf den Weg. Sie wollten sich erst noch in der Nähe des Parks, der auf dem Weg lag, mit Kai und Rei treffen, da diese natürlich auch mitkommen wollten. So wurde aus dem Vierertrupp bald ein Sechsertrupp und um fünf vor neun erreichten sie alle den grossen Gerichtssaal. Vor allem jedoch merkte man dem Chinesen an, dass er noch extrem müde war. Er versuchte, den Wachleuten und Reportern, welche sich in dem gesamten Gebäude aufhielten, gegenüber Haltung zu zeigen. Allerdings musste er trotzdem andauernd gähnen und sich die Augen reiben. Er hatte total verschlafen und hätte sogar beinahe vergessen, hier im Anzug zu erscheinen, wenn nicht Kai bei ihm übernachtet haette.

Max hatte in dem Moment jedoch andere Probleme. Während sie sich auf dem Weg in die ersten beiden Reihen befanden, suchte der Junge ein wenig ängstlich den ganzen Saal mit den Augen nach seinen ehemaligen Peinigern ab. Einerseits wollte er sie zwar nicht wiedersehen, aber andererseits konnte er auch das Gefühl nicht ertragen, dass er wusste, dass sie sich hier irgendwo befänden und er nicht wüsste wo. Allerdings konnte er sie nirgendwo ausfindig machen. Dafür sah er aber einige Jungen in den vorderen Reihen, mit denen er hier nicht gerechnet hätte. Er kannte sie nur zu gut noch und wenn er sie so ansah, kamen wieder einige unangenehme Erinnerungen in sein Gedächtnis zurueck. Die meisten waren nicht sehr viel älter als er, nur ein zwei Jahre vielleicht. Aber als einer dieser Jungen sich umdrehte und zu ihm rübersah, drehte Max sich schnell weg. Er wusste, dass er ihn erkannt hatte. Aber im Moment wollte er wirklich nicht in diese kalten Augen sehen. Auch wenn keiner dieser Jungen etwas dafür konnte, so waren sie doch alle Teile dieser Zeit, die er so gerne vergessen oder verdrängen würde.

Er drückte sich noch etwas mehr an Tyson und setzte sich mit ihm und seinen Eltern in die erste Reihe. Kai und Rei setzten sich genau hinter ihn und sprachen ihm noch ein wenig Mut zu, bevor der Richter und die Angeklagten erschienen. Max nahm die Hand seines Freundes und umklammerte sie fest mit seiner Eigenen. Mit ihm und seiner Mutter neben sich fühlte er sich schon um einiges sicherer. Als sich allerdings langsam alles beruhigte und er hören konnte, wie durch die Türen hinter ihm noch ein paar weitere Männer den Raum betraten, wurde ihm doch wieder etwas unwohler. Er drehte sich nicht um, hatte es aber im Gefühl, dass dies die beiden sein würden. Auch Tyson merkte die Angespanntheit seines Freundes, da dieser am ganzen Koerper zitterte. Nicht sehr stark, sodass es eigentlich kaum jemand anders mitbekam. Aber da er die Hand des Blonden hielt, war es für ihn gar nicht zu übersehen. Und je naeher die Männer kamen, desto fester wurde auch der Griff seines Freundes.

So viel er sich auch den ganzen Tag über darauf vorbereitet hatte, so war es für Max jedoch um einiges schlimmer, diese beiden Menschen wiederzusehen, als er gedacht hatte. Als sie plötzlich nur wenige Meter vor ihm standen, in Handschellen und von zwei Polizisten bewacht, stockte ihm bei diesem Anblick der Atem. Ein etwas kleinerer, dafür aber sehr kräftig gebauter Mann mit markantem Gesicht und ein recht grosser, schlaksiger Mann mit blonden Haaren. Beide wirklich nicht gerade gutaussehend, hatten dafür aber eine umso groessere Auswirkung auf Max.

Und dem Jungen wurde es sogar noch unangenehmer, als der Kleinere von ihnen sich umdrehte und ihn mit einem zornigen, fast schon einschüchternden Blick ansah.

Max drehte sich ruckartig wieder nach vorne und Tyson bekam langsam Angst um ihn. Er hatte noch nie gesehen, wie jemand seinem Freund so eine Angst machen konnte. Immerhin hatte er ihn nur angeguckt und schon war der Junge ganz bleich im Gesicht. Er atmete schwer und seine Hand war total verkrampft.

Der Dunkelhaarige strich vorsichtig mit der anderen Hand über den Arm seines Freundes, um ihn wieder ein wenig zu beruhigen.

Er konnte so etwas einfach nicht mitansehen!
 

Letztendlich setzten sich die Männer dann aber auch auf ihre Plätze und der Richter betrat den Raum. Nachdem dieser vorgelesen hatte, worum es in der Verhandlung ungefähr ging, fing der Staatsanwalt an zu reden.

Max war jedoch ganz und gar nicht bei der Sache, sondern schweifte mit seinem Blick immer wieder zu den beiden Männern ab. Den ganzen Morgen über hatte er sich darauf vorbereitet, dass er die beiden heute wiedersehen würde. Und doch war es ein vollkommen anderes Gefühl, als er es sich vorgestellt hatte. Es war einfach um einiges unangenehmer.

Nach einiger Zeit kam der Staatsanwalt zu den Beweisen und Zeugen, die gegen die Angeklagten sprechen sollten. Unter anderem gab es einen ganzen Haufen von beschlagnahmten Videos, auf welchen zu sehen war, wie der kräftigere Mann Max in verschiedenen Arten misshandelte und vergewaltigte. Es wurden nur einige Ausschnitte als Beweismittel gezeigt, aber für den blonden Jungen war auch schon jede Sekunde davon eine Qual. Und das lag diesmal nicht an irgendwelchen wachgerüttelten Erinnerungen, sondern ganz einfach daran, dass es ihm wirklich peinlich war, sich selbst in diesem demütigenden Zustand sehen zu müssen. Aber noch um einiges schlimmer war, dass auch all die anderen Leute hier, seine Eltern und seine Freunde ihn so sahen. Das war ihm wirklich unangenehm. Er selbst traute sich schon kaum hinzusehen, so peinlich war es ihm.

Allerdings hatten diese Bilder auch auf die meisten anderen Leute ihre Wirkung. Max Eltern und Kai und Rei konnten kaum glauben, was sie sahen. Gleichzeitig machte es sie auch wirklich bestürzt, so vor Augen geführt zu kriegen, wie ihr eigenes Kind, bzw. einer der besten Freunde in solch einer Weise zu leiden hatte. Und das hier waren nur Ausschnitte! Max hatte das über anderthalb Monate ertragen müssen.

Allerdings war von all diesen Personen wohl Tyson am meisten davon ergriffen. Er hatte zwar gewusst, dass sein Freund eine sehr schwere Zeit hinter sich hatte, vor kurzem hatte er ja selbst noch die Nachwirkungen davon sehen können, aber natürlich hatte sich nie ein richtiges Bild davon machen können. Nun zu sehen, was die Person, die er so sehr liebte, hatte durchmachen müssen, trieb ihm fast schon Tränen in die Augen. Seine freie Hand hatte sich von ihm unbemerkt zu einer Faust geballt und immer mehr bekam er das Bedürfnis, sich einfach gleich auf diese beiden Typen, die doch eigentlich so nahe waren, zu stürzen. Allerdings besann er sich gleich auch schon wieder. Das Einzige, was er nun machen konnte, war, sich zu beruhigen und seinen Freund wenigstens zu unterstützen. Die beiden Maenner würden ihre Strafe heute bekommen...und auch wenn Tyson der Ansicht war, dass es dafür keine gerechte Strafe geben konnte, so konnte er daran ja doch nichts ändern.

Er konnte das Geschehene nicht rückgängig machen, aber dafür würde er alles daran setzen, dass nie wieder jemand seinem Freund so etwas antun könnte. Nie wieder sollte er so zu leiden haben!

Bald jedoch meinte der Staatsanwalt, dass es genug sei und er die Leute nicht weiter mit solchen Bildern belasten wolle. Max war darüber sehr erleichtert. Beweise hin oder her, das war für ihn doch sehr hart gewesen. Vor allem spürte er nun aber auch wieder, wie Tyson beruhigend mit der Hand über seinen Oberarm fuhr. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, so einen Freund zu haben.

Als weiteren Beweis gab es eine Liste von "Kunden", die alle angegeben hatten, dass sie diese Videos von den beiden Männern erworben hatten.

Nun sollten Zeugen aufgerufen werden und als erster sollte gleich Max Mizuhara gegen die beiden Männer aussagen.

Der blonde Junge zuckte zusammen, als sein Name aufgerufen wurde. Er fühlte sich dafür gar nicht bereit und als er aufstand, glaubte er, dass ihn seine Beine kaum tragen würden. Sein Herz raste förmlich vor Aufregung in seiner Brust, als er nach vorne ging und den Zeugenstand betrat. Von dort aus huschte sein Blick immer wieder über die ganzen anwesenden Leute, die bekannten Gesichter und blieb dann doch letztendlich immer wieder an diesen beiden Männern hängen. Sie sahen ihn oft immer noch so zornig und einschüchternd an, jedoch versuchte Max nun, sich mehr zusammenzureissen. Auch wenn es ihm nicht leicht fiel.

Der Staatsanwalt fragte ihn viele Sachen, die er wahrheitsgemäss beantworten musste. Und auch wenn dem Jungen die meisten Fragen nicht gerade angenehm waren, beantwortete er sie so gut er konnte. Vor allem solche Fragen, wie ob er bestätigen könne, dass er das auf den Videos gewesen sei oder ob ihm gewisse "Gegenstände" bekannt vorkämen, fand er nicht gerade berauschend. Aber immer wenn er wieder zu Tyson und seinen Freunden herübersah, schöpfte er ein wenig Mut und brachte so nach einer geschlagenen Viertelstunde seine Aufgabe als Zeuge hinter sich. Er war mehr als erleichtert, als er sich endlich wieder hinsetzen durfte.

Allerdings war ihm immer noch etwas unwohl und er spürte auch noch während der gesamten weiteren Verhandlung die Aufregung in seinem Magen.

Nach einer weiteren Stunde, in der es noch weitere Zeugen gab und sich die Angeklagten verteidigen durften, kam die Verhandlung endlich zum Schluss. Die beiden Männer wurden wegen der Masse an Beweisen schuldig gesprochen und das Urteil wurde verkündet. Es fiel ziemlich heftig aus, aber Tyson war selbst damit noch nicht zufrieden. Genauso wäre es allerdings wohl bei jedem anderen Urteil auch gewesen.

Als sich langsam alles erhob und die beiden Männer abgeführt wurden, bemerkte Max, dass der Kleinere von ihnen anscheinend starke Probleme mit seinem rechten Arm hatte. Dann jedoch erinnerte er sich auch daran, dass Rei ihm ja erzählt hatte, dass einer der Männer angeschossen worden wäre. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke daran aber sogar schon ein wenig, worüber er sich im gleichen Moment allerdings auch ziemlich wunderte. Immerhin war es das erste mal, dass er so über den Schaden von jemand anders dachte.

Plötzlich rastete jedoch der Kräftigere der Männer total aus und schaffte es sogar trotz Handschellen, sich von den vollkommen überraschten Wachen zu befreien. Er stürmte in seiner Wut auf den total perplexen Max zu und schrie ihn dabei die ganze Zeit an.

"Das ist alles nur deine Schuld! Du dreckige kleine Ratte! Ich hätte dich verdammt noch mal umbringen sollen!"

Der Mann schaffte es sogar fast bis zu dem Jungen, allerdings hatten ihn die Wachen mit Hilfe von einigen anderen Personen schnell wieder unter Kontrolle und brachten ihn zu Boden. Es kamen noch einige weitere Wachen zur Verstärkung und so schafften sie es, den Mann trotz seiner vielen Versuche, sich zu Befreien, aus dem Raum zu befördern.

Max war von diesem Erlebnis allerdings doch sehr eingeschüchtert. Er hatte schon damit gerechnet, dass der Mann ihn erreichen und ihm genauso wehtun wuerde, wie er es vor einigen Tagen erst noch getan hatte. Auch als dieser schon längst aus dem Raum transportiert worden war, stand der Junge noch wie angewurzelt und zitternd da.

Tyson war natürlich direkt zu ihm gerannt, allerdings hatte sein Freund ihn noch nicht einmal bemerkt, bis er den Schock einigermaßen verarbeitet hatte. Er merkte nur sehr bald, dass er von dem Dunkelhaarigen im Arm gehalten wurde und klammerte sich auch gleich sehr fest an ihn. Ein paar vereinzelte Tränen wollten sich dabei schon ihren Weg aus seinen Augen bahnen, allerdings wurden sie direkt schon an Tysons Hemd abgewischt. Einige der Reporter knipsten fleißig Bilder, jedoch kümmerte die beiden das jetzt nicht. Max wollte nur noch nach Hause und auch die anderen mussten das Gesehene erst einmal verarbeiten.

Zwar wollten noch viele Reporter Interviews haben, jedoch wimmelte Judy sie alle ab oder bat sie, später bei ihnen anzurufen. Allerdings war ihr klar, dass ihr Sohn das im Moment wirklich nicht gebrauchen konnte.

So gelangte der kleine Trupp nach draußen, wo auch der Blonde sich endlich ein wenig beruhigen und wieder zu sich kommen konnte. Rei machte den Vorschlag, dass sie sich alle vielleicht erst morgen noch einmal treffen sollten, da dies doch ein wirklich harter Morgen für sie gewesen wäre. In Wahrheit wollte er nämlich noch einmal mit Kai ein wenig alleine sein, um mit diesem über das Geschehene zu reden. Dem Chinesen hatte dieser Prozess wirklich zugesetzt, aber er wollte Max nicht noch mehr damit belasten. Die anderen waren mit diesem Vorschlag auch einverstanden und so teilte sich die Gruppe bald abermals. Natürlich wollte Tyson auch diese Nacht wieder bei seinem Freund verbringen. Im Moment konnte er ihn wirklich nicht alleine lassen und der Blonde war ihm dafür auch sehr dankbar. Er wusste nicht, was der heutige und der morgige Tag noch bringen wuerde, allerdings war er jetzt einfach nur froh darüber, mit dem Dunkelhaarigen zusammen zu sein zu können.

Und bald endlich aus diesen unbequemen Klamotten rauskommen zu können!



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