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Father and son

OneShot
von

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Father and son

Autor: Ryon

E-Mail: ryon@aon.at

Titel: Father and son

Teil: 1/1

Art: One-Shot

Fandom: Reality

Yaoi: ja

Rating: PG

Warnungen: yaoi, death,

Disclaimer: Das alles hier entstammt meiner Fantasie ^^ Jegliche Ähnlichkeit mir realen Personen/Orten ist rein zufällig und nicht von mir beabsichtigt.

Kommentar: Diese Story widme ich meinem Cousin, da sie seinetwegen entstanden ist... Machs gut! ^^ Und alle die das hier lesen: Viel Spaß dabei ^^

Inhalt: Mir fällt jetzt nicht wirklich eine passende Kurzbeschreibung ein, da die Geschichte an sich selbst ja schon sehr kurz ist.

Würde mich dennoch freuen, wenn ihr einfach einmal rein lesen würdet...
 

~*~
 

Ich kann mich noch genau an Eijis Geburt erinnern. Ich war ein richtiges Nervenbündel, da ich bei der Geburt meines ersten Sohnes gerade im Ausland war.

Ich litt richtig mit meiner Frau mit, die in den Wehen lag und ich glaube, ich war ihr nicht gerade eine große Hilfe.
 

Auch den Ärzten und Krankenschwestern war ich wohl ziemlich im Weg.

Von Eijis Kindheit bekam ich leider nicht viel mit.

Ich hatte von der Firma aus sehr viel im Ausland zu tun. Die wichtigen Ereignisse, wie seine ersten Schritte und sein erstes Wort durfte ich alle nicht miterleben und heute bereue ich es mehr denn je.
 

Doch damals hatte ich keine andere Wahl, schließlich musste ich eine 4-köpfige Familie ernähren.
 


 

Erst als Eiji 10 Jahre alt war, wurde ich versetzt. Nun hatte ich 3-Schichtigen Dienst und die Schichten wechselten jede Woche.

Die Frühschicht ging von 6:00 - 14:00 Uhr, die Nachmittagsschicht von 14:00 - 22:00 Uhr und die Nachtschicht von 22:00 - 6:00 Uhr. So hatte ich - je nach Schicht - mehr Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringen konnte.
 

Oft erlebte ich, dass Eiji von der Schule mit blauen Flecken und Platzwunden heimkam. Doch wenn meine Frau und ich ihn fragten, was denn passiert sei, schwieg er einfach nur, oder meinte, es wäre halt eine kleine Meinungsverschiedenheit gewesen.

So ganz wollten wir ihm das nicht glauben, aber wir konnten ihn natürlich nicht dazu zwingen, mit uns zu reden.
 

Eiji war körperlich eher schwach gebaut. Er war sehr klein und hatte - wie fast alle Japaner es haben - schwarze Haare und Augen. Charakteristisch für ihn war, dass er - im Gegensatz zu seinem älteren Bruder - die Gesichtszüge seiner Mutter hatte.

Wenn man es nicht genau wusste, konnte man ihn ohne weiters für ein Mädchen halten.
 


 

Ich weiß noch, wie wir an seinem 11. Geburtstag Drachen steigen ließen. Eiji liebte die Natur und war als Kind fast nie zu Hause. Leider gab es in unserer näheren Umgebung keinen Wald, sodass ich ihm einen Ausflug in die Natur schenkte. Zwei Stunden fuhren wir alleine aus Tokyo hinaus, in Richtung Norden. Ich kannte da ein kleines Wäldchen mit einer Lichtung, auf der man viel Platz hatte, um Drachen steigen zu lassen. Am Morgen, während Eiji frühstückte, war ich zu ihm gegangen und hatte ihm ein kleines Paket überreicht.

Ich konnte sehen, wie er das Gesicht verzogen hatte, auch wenn er seine Enttäuschung zu verbergen versuchte. Er hatte wohl geglaubt, wir hätten ihm nur ein paar Klamotten gekauft.
 

Umso größer war seine Überraschung, als er das Paket endlich geöffnet hatte, und ein knallig roter Drache, mit kräftig orangen Schleifen zum Vorschein kam.

Seine Augen hatten vor Begeisterung geleuchteten und doch hatte er mich ein wenig fragend angesehen.
 

"Danke Papa.", hatte er zuerst - höflich wie er war - gemeint und mich dann umarmt.
 

"Aber... wo sollen wir ihn denn steigen lassen?"
 

Ich jedoch lächelte nur geheimnisvoll und nun saßen wir hier im Auto.

Eiji zappelte auf der Rückbank und er war ganz aufgeregt. Zuerst wollte er seinen Bruder auch mitnehmen, da dieser sich schließlich nicht benachteiligt fühlen sollte. Doch ich hatte gemeint, dass dieser Tag uns beiden ganz alleine gehören würde und dass sein Bruder sich mit Mama einen schönen Tag machen würde. Mit dieser Antwort gab er sich zufrieden und ab diesem Zeitpunkt grinste er bis über beide Ohren, versuchte gar nicht mehr, seine Freude zu verbergen.
 


 

Die Autofahrt verlief recht ruhig. Ich sagte kein Wort und die Stille wurde nur ab und zu von ein paar Kommentaren meines Sohnes, wie ,Schau mal, Papa! Reisfelder!' oder ,Guck mal die Wolke da!' unterbrochen.
 

Als ich schließlich das Auto auf dem Parkplatz abstellte, sprang Eiji sofort aus dem Auto und ich kam gerade noch dazu, ihm ein:
 

"Pass auf! Hier fahren Autos!" zuzurufen.
 

Lachend stieg ich auch aus und sperrte das Auto ab. Das letzte Stück mussten wir zu Fuß gehen, doch das störte uns beide nicht.
 

Ich erinnere mich noch gut daran, wie er meine Hand nahm.

Lachend und scherzend gingen wir den schmalen Weg entlang. Es war kaum zu glauben, dass es solch wunderbare Naturlandschaften so nahe bei Tokyo gab.
 

Auf der Wiese angekommen, lief mein Junge erst einmal aufgeregt im Kreis herum; wohl um seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Dann kam er wieder zu mir zurück und ich erklärte ihm geduldig, wie man einen Drachen steigen lässt.
 

Mein Vater war auch oft mit mir Drachensteigen gewesen, denn damals war es nicht so schwer, eine Wiese zu finden und außerdem war ich nicht in Tokyo, sondern in der Nähe von Kyoto aufgewachsen.
 

Als ich mit meiner Erklärung fertig war, ließ ich Eiji einen ersten Versuch machen, bei dem er den Drachen beinahe wegfliegen hätte lassen. Doch meine Reaktion war schon immer gut gewesen und irgendwie, hatte ich auch damit gerechnet, sodass ich schnell reagierte und das rote Ding nicht entkommen ließ.
 

Als mein Sohn dann denn Dreh raus hatte, konnte er gar nicht mehr genug davon bekommen. Aufgeregt versuchte er immer wieder auf den Drachen zu deuten, ohne diesen loszulassen und rief mir Dinge wie ,Schau mal wie hoch er flieg' oder ,Wahnsinn! Wie schön der Drache tanzt' zu.
 

Einmal nahm er sogar die Schnur, wickelte sie sich ums Handgelenk, damit er sie nicht aus Versehen verlieren konnte und rannte dann in vollem Tempo quer über die Wiese.

Sein helles, klares Lachen erfüllte mich und erwärmte mein Herz. Ich konnte gar nicht anders, als einfach dazustehen und einfach mit ihm mitlachen.
 

Laut und schallend Lachen. Das war etwas, was ich schon lange nicht mehr getan hatte, denn in der Arbeit fehlte mir die Gelegenheit dazu. Als ich Eijis erstauntes Gesicht sah, nahm ich mir vor, dies aber von nun an öfter zu tun.
 

Gegen Abend wurde mein Sohn dann müde und seine Konzentration ließ nach. Mehr als einmal, war der Drache nahe daran gewesen wegzufliegen.
 

"Lass uns dann nach Hause fahren.", schlug ich ihm vor, doch davon wollte der Kleine nichts hören.
 

Energisch schüttelte er den Kopf, um mir zu demonstrieren, wie munter er war, lief er erneut über die Wiese, was damit endete, dass er hinfiel und zu weinen begann.

Sofort war ich bei ihm und nahm ihn in den Arm.

Sanft strich ich ihm über die Haare und fragte, wo es den wehtäte.
 

"Mein Knie.", antwortete er verheult.
 

Also setzte ich ihn kurzerhand auf meinen Schoß, um mir die schmerzende Stelle genauer anzusehen. Doch da war nichts, also begann ich, sanft zu blasen, um die Wunde ,schnell heilen zu lassen', wie man es bei kleineren Kindern ja öfter macht.

Es dauerte nur wenige Augenblicke und Eijis Tränen waren getrocknet.
 

Sitzend warteten wir auf den Sonnenuntergang. Blutrot versank sie am Horizont.

Ich war so vertieft in diese wunderbare Stimmung und mein Sohn so müde, dass keiner von uns beiden bemerkte, wie der rote Drache im Himmel verschwand. Erst zu Hause als Eijis Bruder uns danach fragte, sahen wir uns ein wenig schuldbewusst an und fingen wie auf Kommando an zu lachen.
 

Es war einer der schönsten Tage, die ich mit meinem Sohn verbrachte und wenn ich heute darauf zurückdenke, frage ich mich, warum es nur so wenige davon gegeben hatte.
 


 

Ich glaube, Eiji war gerade 17 als er einmal zu uns kam und meinte, er müsse mit meiner Frau und mir reden. Sofort war mir klar, dass dies ein böses Omen war, denn mein Sohn bat uns nie um ein Gespräch. Schweren Herzens stimmte ich zu und wir setzten uns ins Wohnzimmer. Beunruhigt beobachtete ich, wie Eiji nervös mit seinen Händen spielte.
 

Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen. Schließlich war meine Neugier doch stärker als meine Besorgnis und so fragte ich,

"Über was wolltest du denn mit uns sprechen?",

um ihm den Anfang zu erleichtern.
 

Als Eiji uns endlich sein Gesicht zuwandte, sah ich, außer Nervosität auch noch etwas anderes in seinem Auge stehen.

Damals wusste ich es nicht zu deuten, doch heute weiß ich, dass es Angst war.
 

"Nun, ich weiß nicht, wie ich es euch am Besten erklären soll. Ihr werdet wahrscheinlich sauer werden... Aber vor allem werdet ihr wohl enttäuscht von mir sein.",

begann er endlich zu reden.
 

"So ein ausgemachter Unsinn! Wir werden dich, egal was du angestellt hast, sicher nicht deswegen den Kopf abreißen!",

meinte ich und mit einem kurzen Seitenblick konnte ich erkennen, dass meine Frau zustimmend nickte.
 

"Er hat recht, Schatz.", meinte sie liebevoll, wie es eben nur eine Mutter kann.
 

"Also erzähl uns, was los ist."
 

Ich denke, dass warmherzige Lächeln meiner Frau war es schließlich, dass meinen Sohn zum Reden brachte.
 

"Ich weiß es eigentlich schon länger aber ... na ja ich war mir nicht ganz 100%ig sicher und als ich es dann war, wollte ich es euch nicht sagen. Aber ich denke, jetzt ist es andere Zeit, es zu tun. Ich kann einfach nicht mehr länger warten."
 

Verzweifelt blickte er uns an.
 

"Nun sag endlich was los ist!",

bat ich ihn, denn ich verstand kein Wort, von dem was er sagte.
 

"Ich bin schwul!"
 

Stille.
 

Meine Frau und ich mussten diese Information erst einmal verarbeiten.

Es war ja nicht so, dass ich etwas gegen Schwule hatte... Aber unser Sohn?

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und meiner Frau ging es wohl genauso. Mit jeder Sekunde, die wir weiter Schwiegen, konnte ich erkennen, wie Eiji immer mehr in sich zusammen sackte.
 

"Und weiter?",

hörte ich dann meine Frau, mit ihrer sanften Stimme fragen.
 

Verwundert blickte Eiji auf und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
 

Wie genau es dazu kam, weiß ich heute nicht mehr. Ich habe es wohl verdrängt. Jedenfalls löste die Antwort, die mein Sohn gab, einen heftigen Streit aus. Er endete damit, dass ich ihn, blind vor Wut, anschrie und ihn schließlich vor die Tür setzte.
 

Meine Frau weinte heftig und als Eijis Bruder nach Hause kam, ruhte sein halb fragender und halb vorwurfsvoller Blick auf mir, doch ich stapfte nur ins Schlafzimmer, knallte die Tür hinter mir zu und legte mich schlafen.
 


 

Die nächsten fünf Jahre hörte ich nichts von meinem Sohn. Ich wusste aber, dass es ihm gut ging, denn meine Frau und mein älterer Sohn hielten weiterhin Kontakt zu ihm. Es wurde nie laut ausgesprochen, aber ich sah oft, dass meine Frau nachmittags weg ging, mit einer fadenscheinigen Ausrede und einem selbst gemachten Laib Brot in der Tasche. Circa ein Mal pro Woche besuchte sie Eiji. Wie oft sein Bruder ihn sah, wusste ich nicht, denn er war zwei Jahre älter und schon lange von zu Hause ausgezogen.
 

Eines Tages, meine Frau war gerade Einkaufen und ich hatte Nachmittagsschicht, klingelte das Telefon.

Müde erhob ich mich aus meinem Bett. Ich nahm ab und grummelte etwas Unverständliches in den Hörer. Doch die Antwort, die ich bekam, ließ mich schlagartig wach werden.
 

"Polizeistation Nagoya hier. Spreche ich mit Herrn Niimura?"
 

//Die Polizei?//, schoss es mir durch den Kopf. Was wollten sie von mir?
 

"Ja, sprechen Sie.",

meinte ich mit einer Stimme, die viel ruhiger Klang, als ich es in Wirklichkeit war.

"Herr Niimura, ich muss Sie bitten, unverzüglich ins Krankenhaus zu kommen. Es geht um ihren Sohn, Eiji Niimura."
 

"Ja aber..",

stotterte ich und mir wurde leicht schwarz vor Augen.
 

"Was ist denn passiert?"
 

"Ihr Sohn hatte einen Autounfall. Ihre Frau wurde bereits verständigt."
 

Alles um mich begann sich zu drehen. Halb hörte ich noch, wie mir der Beamte mitteilte, in welches Krankenhaus ich kommen sollte. Wie betäubt legte ich nach einem kurzen ,Auf Wiederhören' den Hörer auf die Gabel, nahm die Autoschlüssel, setzte mich in den Wagen und fuhr los.
 


 

Wie ich es geschafft hatte, dort, ohne einen Unfall zu bauen, anzukommen, weiß ich nicht. Fünf Minuten musste ich durch das riesige Gebäude irren, bis ich endlich auf meine Frau traf. Sie war total aufgelöst, hatte rote Augen und das Tränenmeer wollte einfach nicht versiegen.
 

Eilig lief ich zu ihr hin und schloss sie in meine Arme. Erst nachdem ich ihr etwas beruhigend über den Rücken gestrichen hatte, hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie zu mir sprechen konnte.
 

"Wir ... wir dürfen noch nicht zu ihm. Er wird ... noch operiert."
 

Sie hob ihren Kopf von meiner Schulter und sah mich mit verzweifeltem Blick an.
 

"Verdammt! Was sollen wir nur tun? Was wenn er nun..."
 

Ich bemerkte die aufsteigende Hysterie und versuchte ihr gut zuzureden. Es dauerte schier eine Ewigkeit, bis endlich ein Arzt zu uns kam.
 

"Herr und Frau Niimura?"
 

Er sah ziemlich bedrückt aus.
 

"Die Operation ist zwar gut verlaufen, dennoch ist der Zustand ihres Sohnes kritisch. Vermutlich werden die nächsten 24 Stunden über sein Weiterleben entscheiden. Wenn Sie wollen, können Sie zu ihm."
 

Ich merkte, wie mir schlecht wurde, ich nickte aber.

Wir gingen am Arzt vorbei und ich konnte hören, wie er mit jemandem Sprach.
 

"Tut mir Leid, aber auf die Intensivstation dürfen nur Familienangehörige."
 

Ich drehte mich um und sah erst jetzt einen jungen Mann im Gang stehen. Er sah aus, wie ein Häufchen Elend, obwohl er nicht einmal weinte. Ich warf einen fragenden Blick zu meiner Frau.

Sie senkte den Kopf, doch ich sah dennoch die Tränen in ihren Augen erneut blitzen.
 

"Eijis Freund. Beziehungsweise... Lebensgefährte."
 

Noch bevor ich über die Worte meiner Frau auch nur nachdenken konnte, bat uns der Arzt auch schon, ihm zu folgen.

Wir schritten die sterilen Gänge entlang, bis der Arzt endlich vor einer Tür stehen blieb.
 

"Aber nicht zu lange.", mahnte er noch und ließ uns danach alleine.
 

Ich spürte, wie meine Frau nach meiner Hand griff. Leicht drückte ich diese, um sie zu beruhigen oder eher mich selbst.

Noch einmal atmete ich tief ein, dann drückte ich die Klinke hinunter.
 


 

Ich brauchte ein wenig, um Eiji zu entdecken. Er war noch viel blasser als sonst und außerdem, war sein Bett mit unzähligen Maschinen verstellt, die blinkten und piepsten. Langsam gingen wir zu seinem Bett und voller Überraschung sahen wird, dass die Wachspritze schon wirkte.
 

Müde blickte uns unser Sohn aus eingefallenen Augenhöhlen an. Sofort brach meine Frau wieder in Tränen aus und meinte, wie froh sie doch wäre, dass er noch lebte. Ich merkte, wie Eiji mich ernst anschaute. Er ahnte wohl, dass er noch nicht über den Berg war.
 

"Ich werde sterben.", sagte er gelassen und ich wusste nicht, was mich mehr erschreckte.
 

Die Tatsache, wie rau und ungewohnt seine Stimme klang, die ich vermisste hatte, oder aber das WAS er sagte.
 

"Rede keinen Unsinn, mein Sohn.", erwiderte ich unter Tränen.
 

Doch Eiji deutete nur ein leichtes Kopfschütteln an.
 

"Ich fühle es.", erklärte er mit schwacher Stimme. "Ich bin froh, dich noch einmal gesehen zu haben, Vater."
 

Meine Beherrschung war am Ende. Ich begann laut zu schluchzen und auch meine Frau weinte bitterlich.
 

"Darf ich einen letzten Wunsch äußern?", fragte er und ich merkte, dass er schon langsam schwächer wurde.
 

"Alles, was du willst", versprach ich ihm.
 

Irgendwie hatte ich mit dieser Bitte gerechnet, als er meinte, er wolle seine letzte Zeit mit dem Menschen verbringen, den er liebte.

Doch diesmal, handelte ich richtig. Ich nickte und ging sofort aus dem Zimmer, sodass ich den verwunderten, aber erleichterten Blick meiner Frau nicht mehr sah, die schon einen erneuten Streit befürchtet hatte. Ich raste durch die Gänge, bis ich durch den Tränenschleier hindurch endlich das Häufchen Elend erblickte.
 

"He du!", rief ich ihm zu, da ich ja nicht mal seinen Namen kannte.
 

"Er heißt Koichi, Vater", kam es plötzlich von der Seite und als ich mich umdrehte, sah ich meinen ältesten Sohn dort stehen, genauso aschfahl wie ich. Nickend, drehte ich mich wieder zum Freund Eijis, der verwundert aufgeblickt hatte und ich konnte es ihm nicht verdenken.
 

"Mein Sohn.. er... möchte dich sehen", stotterte ich und konnte neue Tränen nicht abhalten, welche, obwohl die alten noch nicht einmal getrocknet waren, über meine Wangen liefen.
 

"Er meint, er wird sterben.", schluchzte ich und senkte meinen Kopf.
 

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Koichi losstürmte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Mein ältester Sohn, Suboshi, kam zu mir und legte einen Arm um meine Schulter. Auch er hatte angefangen zu weinen.
 

"Komm", meinte er nur und führte mich zurück zu Eijis Zimmer.
 


 

Als wir das Zimmer betraten, sah ich den jungen Mann am Bett meines Sohnes sitzen.

Er hielt seine Hand und drückte sie. Niemand von uns zweifelte mehr an Eijis Worten. Auch wir spürten, wie seine Seele zunehmend seinen Körper verließ.
 

Eine Stunde saßen wir gemeinsam in dem Raum und schwiegen. Es war keine unangenehme Stille, obwohl wir alle warteten.

Warteten auf das Unausweichliche.
 

Plötzlich wurde die Stille von Koichi durchbrochen. Obwohl er flüsterte, war es irgendwie doch wie ein Paukenschlag.
 

"Könntet ihr ... uns nun alleine lassen?"
 

Er sah nicht auf von Eiji, ich glaube, er wusste, dass wir einwilligen würden.

Nach der Reihe, verabschiedeten wir uns.

Meine Frau weinte, wie noch nie zuvor und küsste unseren Sohn auf Wange und Stirn. Flüsternd sprach sie zu ihm, aber die Worte habe ich vergessen.
 

Dann kam Suboshi. Er verstrubbelte seinem kleinen Bruder die Haare, wie er es so oft getan hatte und ging, ohne ein Wort zu sagen. Die Beiden hatten sich schon immer blind verstanden.

Nun war es an mir. Fünf Jahre hatte ich meinen Sohn verstoßen und, obwohl ich es bereute, gab es kein Zurück mehr.
 

"Es tut mir Leid."
 

Kein Ton drang nach außen, stumm bewegten sich meine Lippen. Doch Eiji verstand, denn er lächelte leicht und nickte.
 

Kurz bevor ich durch die Tür hinausging, drehte ich mich noch einmal um. Die Szene, die sich mir bot, war so unglaublich traurig, dass sie schon wieder wunderschön wirkte.

Schrecklich schön.
 

Das Zimmer wurde von dem kleinen Fenster hell erleuchtet. Das Licht brach sich im Raum und man konnte kleinste Staubkörner durch die Luft schweben sehen. Mittendrin, in dieser Stimmung, die ich gar nicht zu beschreiben vermag, saß ein Liebespaar.

Zwei Menschen, die sich Gegenseitig das Wichtigste waren.
 

Sanft strich Koichi meinem Sohn die verschwitzten Haare aus der Stirn. Federleicht platzierte er einen hauchzarten Kuss darauf.
 

"Warum?"
 

Die Worte waren nur gehaucht, dennoch verstand ich sie. Als Antwort schüttelte Eiji erneut nur leicht den Kopf.
 

"Ist das denn wichtig?", fragte er zurück.
 

Ich konnte nahezu sehen, wie dem Freund meines Sohnes die Tränen stumm übers Gesicht liefen und wie er ein tiefes Schluchzen zu unterdrücken versuchte. Als er schließlich nickte, sprach mein Junge weiter.
 

"Es geht nun einmal nicht anders, Koichi."
 

"Aber... Warum?"
 

Koichis Stimme war die Traurigkeit seines Herzens nun deutlich anzuhören.

Bitter vergoss er Tränen der Verzweiflung, die in ihm aufkam, wenn er an ein Leben ohne Eiji dachte.
 

"Es ist nun einmal an der Zeit."
 

Auch mein Sohn weinte, als er nun weiter sprach.
 

"Es tut mir Leid, dass ich dich alleine lassen muss... So schrecklich Leid. Glaub mir, ich würde so gerne bei dir bleiben."
 

Der junge Mann lächelte schwach und küsste meinen Sohn sanft auf die Lippen.
 

"Ich will mit dir gehen.", sagte er entschieden, hörte sich jedoch schon fast wie ein trotziges Kind an.
 

Eiji jedoch schüttelte nur bestimmt den Kopf.
 

"Nein. Ich will, dass du lebst. Ich will es, weil ich dich liebe. Wenn du möchtest, sie es als meine Strafe für dich an, aber ich werde es nicht zulassen, dass du mit mir kommst hörst du? Ich liebe dich und wünsche mir, dass du glücklich wirst."
 

"Ich kann ohne dich nicht glücklich werden.", wandte der junge Mann mit dem längeren, schwarzen Haar ein.
 

"Nicht ohne dich."
 

"Du musst. Hörst du? Tu es für mich. Lebe! Lebe und lerne jemand anderen lieben. Ich will, dass du lebst. Ich liebe dich doch so sehr, wie könnte ich in Frieden sterben, wenn ich weiß, dass du mir folgst? Ich könnte es nicht. Denn ich liebe dich. So sehr, dass es mir unendlichen Kummer bereitet, dich alleine zu lassen."
 

Noch nie hatte ich ihn so sprechen hören, doch klang es für mich keineswegs unehrlich. Im Gegenteil.

Ich war zutiefst berührt.
 

"Genau aus diesem Grund kann ich dich nicht gehen lassen. Aber ich muss wohl. Du hattest schon immer deinen eigenen Kopf."
 

Bitter lachte er.
 

"Eiji... Es gab und wird nie einen Menschen geben, den ich so sehr lieben werde wie ich dich liebe. Ich darf dir nicht folgen sagst du und ich beuge mich, aber nur, weil es _dein_ Wunsch ist. Aber verlange nicht von mir, dass ich aufhöre an dich zu denken, Tag und Nacht und mich nach deiner Nähe zu sehnen."
 

Gleich würden sie sich endgültig verabschieden. Für immer.
 

Wirklich für immer? Wer weiß das schon. Aber zumindest würde mein Sohn seinen Freund alleine in dieser Welt zurücklassen. Sein Herz würde vergehen vor Kummer und Eiji könnte nicht bei ihm sein.
 

Durch den Tränenschleier war ich kaum mehr im Stande, etwas zu sehen und ich beschloss, die letzen Minuten wirklich nur ihnen gehören zu lassen.

Leise schloss ich hinter mir die Tür.
 


 

Als ich draußen zum wiederholten Male an diesem Tag wartete, kam zum ersten Mal ein Gefühl wie Selbsthass in mir auf. Ich hasste mich dafür, dass ich so intolerant gewesen war. Was hätte ich in diesen fünf Jahren alles mit meinem Sohn erleben können? Wäre ich doch nicht so dumm, so stur, so unbeschreiblich egoistisch gewesen.
 

Doch jetzt war es zu spät. Viel zu Spät. Warum bloß, kam die Einsicht immer dann, wenn der Zug bereits abgefahren war? Warum merkte man immer erst danach, dass man eigentlich mitfahren wollte?
 

Nun konnte ich nichts mehr für Eiji tun. Außer ihm seinen letzten Wunsch erfüllen. Auch wenn er es nicht gesagt hatte, so wusste ich, dass er bei seinem Tod an nicht anderes als seinen Geliebten denken würde. Er würde sich große Sorgen um ihn machen und auf sein Wohlergehen hoffen.
 

Also war das einzige, was ich für meinen Sohn noch tun konnte, mich um Koichi zu kümmern. Entweder, ihn finanziell unterstützen, oder ihm auf irgendeine andere Art und Weise helfen. Irgendetwas würde ich, hoffentlich, tun können, um wenigstens einen kleinen Teil meiner Fehler wieder gutzumachen und dafür zu Sorgen, dass Eiji sich keine Sorgen um seinen Freund machen musste.
 


 

Nur zehn Minuten später öffnete sich die Tür wieder und Koichi kam heraus.

Sofort stürzen Ärzte in das Zimmer, doch wir alle wussten: Es war zu spät.
 

Den Anblick, den Koichi bot, brannte sich tief in mir ein, so schrecklich war er.

Er weinte nicht, nein. Aber er schien auch sonst frei von jeglicher Mimik zu sein. Er glich einem Geist, einem Wesen, das nicht von dieser Welt war.
 

Aber Geist ist eigentlich das falsche Wort.

Denn Geister sind Seelen. Koichis Seele aber, schien zu fehlen.

Sein Körper war eine leere Hülle und seine Augen starr und ausdruckslos.

Man konnte fast meinen, er wäre mit Eiji zusammen gestorben.
 

~おわり~



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Haeufchen
2010-09-24T23:06:17+00:00 25.09.2010 01:06
Tolle Story!! )=
Unglaublich traurig, aber echt schön.
Ich liebe Drama und ich finde ihre Umsetzung grandios.

Herrlich...
Von: abgemeldet
2007-04-03T18:46:30+00:00 03.04.2007 20:46
Y.Y eine der storys die mich wohl immer zu weinen bringen wird...
sehr schön geschrieben..
Von:  TAsmodina
2007-03-23T01:31:56+00:00 23.03.2007 02:31
wow, .. wnn ich es saen darf, ich liebe diese Storry auf eine Verrueckte weise.
Ja, ich mag es, dass du kein Happy end hast, 1. weil es etwas ist was man nicht so oft liest und2. weil es mehr Lebensgetreu ist, ...The thing that was the most impressiv for mew ,as the ending, als du die Augen Beschrieben hast. Auch ich habe diesen blick schon bei einem Menschen bemerkt, es war ein Maedchen, dessen Bruder Gestorben war.
Ich weiss nicht was ich sagen oder anderes Kommentieren soll, denn es ist einfach richtig gut geschrieben.
Miau
Asmodina
Von:  Ixtli
2005-08-16T00:33:53+00:00 16.08.2005 02:33
Hallöchen!

Egal wie oft ich die Story lese, egal, ob in den Warnungen auch schon dick und fett 'Death' steht, aber bei dieser Geschichte hoffe ich jedes Mal, dass sie nicht doch so traurig enden wird.
Doch dann denke ich mir, ein Happy-End wäre nur ein weiteres unter vielen anderen gewesen. Man hätte sich zwar für die Charaktere gefreut, aber danach wäre vielleicht nichts mehr gekommen - Kein Nachdenken über das was alle hatten und was sie verloren. Es wäre einfach alles perfekt und Friede-Freude-Eierkuchen.
Aber genau das will ich als Leser: Nachdenken müssen! Und deswegen bin ich über dieses Ende doch froh. Es geht ja auch um das davor, nicht um das danach.

Was die Geschichte auch wiederum sehr authentisch macht ist, dass sie aus Sicht des Vaters erzählt wird.
Konflikte werden ja scheinbar lieber aus dem Blickwinkel der Hauptbetroffenen geschrieben, aber dass da auch andere, mindestens genau so stark betroffene Charaktere vorhanden sind, die auch gerne was sagen würden, wenn man sie als Autor denn ließe, vergessen viele Leute leider.


Mir gefiel es sehr, dass du den Vater zu Wort kommen gelassen hast.
Es ist somit keine Geschichte der Art 'rebellisches Kind gegen altmodische Eltern', sondern reflektiert in den Gedanken des Vaters sehr schön dessen Handeln, bzw. sein Nichthandeln als Eiji nach dem Streit auszieht.

Jetzt im Nachhinein kommt es mir auch so vor, als hätte ich selbst im Wartezimmer des KH gesessen und diesem Mann gelauscht, wie er von seinem jüngsten Sohn erzählt.
Es sind Charaktere, die einem überall begegnen, die viel zu sagen haben, aber die man letztendlich nie kennen lernt, weil man an ihnen vorüber läuft oder weil man sie aus Angst zu neugierig zu sein, nicht anspricht.


Schön, dass ich hier die Gelegenheit hatte, mich hinzusetzen und die Ohren aufzusperren, um dem Mann zuhören zu können und daran teilhaben zu dürfen, wie weitreichend in den Folgen etwas so scheinbar normales und selbstverständliches wie Liebe sein kann; wie endgültig es sein kann; was es aus den Menschen macht - aber nicht nur aus den mind. 2 Menschen, die unmittelbar daran beteiligt sind, sondern auch aus den nicht ganz so weit außen Stehenden.


Gruß,
Nadine
Von:  Juliana-chan
2005-06-08T19:21:41+00:00 08.06.2005 21:21
ich wollte nur mal anmerken dass ich die Geschichte so traurig fand dass ich wirklich losgeweint habe *sniff*
Von: abgemeldet
2005-04-05T05:44:47+00:00 05.04.2005 07:44
Hallöchen!

Da bin ich auch endlich!
Ich war leider krank, aber vergessen hab ich dich nicht!

Am Anfang fand ich die vielen Absätze etwas seltsam, aber wenn man sich daran gewöhnt hat...
Die Story ist wirklich toll geschrieben! Es wirkt sehr realistisch und nachvollziehbar, dabei nicht zu überladen, melodramatisch oder sonst etwas. Es war einfach toll!
Und vor allem das Ende...
Mußt du mir sowas Trauriges vorlegen? O.O
Das war wirklich...:o(
So etwas zu Schreiben muß man erstmal schaffen!
*wink*

Pitri
Von:  morphing
2005-04-02T07:37:09+00:00 02.04.2005 09:37
;_;
*heul*
sooo traurig;_;
DU hast echt schön geschrieben
und ich bin bereit das nächste von dir zulesen aber schreib nicht mehr so traurig mich nimmt sowas immer so mit;_;
Bei filmen geht das ja aber beim lesen fang ich immer an zu heulen wenn es so traurig ist;_;
und diese geschichte ist traurig aber schön:O:^^

cu morg
Von: abgemeldet
2005-03-30T18:25:30+00:00 30.03.2005 20:25
Awwww......... ;_________________; Es ist sooooooo traurig ;______; Wäre nicht dauernd meine Familie im Haus herumgesprungen, hätte ich meinen Tränen freien Lauf gelassen *nikku* *so ergriffen war* Es ist sehr sehr toll! Und auch wenn ich ziemlich lesefaul bin... ._. ... würde ich ganz sicher wieder etwas von dir lesen ^~^
*knudd*
Von:  Diandia_Kildare
2005-03-30T14:40:19+00:00 30.03.2005 16:40
Sehr einfühlsam und abgrundtief traurig.
Aber leider spielt das Leben manchmal so.
Ich wünschte mehr Leute würden diese Geschichte lesen und sich mal Gedanken darüber machen.
Von:  Aya-san
2005-03-29T22:56:18+00:00 30.03.2005 00:56
*heul*
*tränen wegwisch*
ja da fang ich doch glad werend der geschichte zu heulen an
*schnief*
die ist echt schön geschrieben und wirklich sehr ergreifend so das ich jeden ne packung taschentücher entfähle
*nun mal weiter heulen geh*


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