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-Magical Lovers-
von

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Familienbande

Tach tach, als Weihnachtsgeschenk hier ein paar Kapitelchen (hat das Christkind gebracht ^^). Viel Spaß, eure *Fane* und vergesst die Kommis net ^^ *verbeug*
 

"Kommst wenigstens mit?", fragte Alice mich genervt. Sie versuchte vergeblich jemanden für die Party am Sonntag bei ihrer Cousine aufzutreiben. Leider waren alle schon verabredet.

"Alice, du weißt doch, dass ich heute nach London fliege", sagte ich mit schonender Stimme.

"Du weißt doch, dass ich heute nach London fliege", plapperte sie mir nach. "Blabla, warum ziehst du nicht sofort zu deinem Macker?!"

"Jetzt lass doch deine schlechte Laune nicht an mir aus", fauchte ich zurück, obwohl ich wusste, dass sie das nicht so gemeint hatte. "Ich komme wieder, wenn du bessere Laune hast."

"Sophia, warte!", sagte sie schnell und hielt mich an der Hand fest. Ich blieb stehen und setzte mich wieder zu ihr. "Das war doch nicht so gemeint. Ich gönn dir Mr. Jason ja. Nur wir sehen uns so wenig. An fast jedem Wochenende bist du dort und ich sehe dich nicht und unter der Woche müssen wir Hausaufgaben machen", schmollte Alice.

Ich nahm Alice in den Arm: "Ich kann dich ja verstehen, aber was soll ich denn tun? Dan wohnt eben nicht hier. Ich mach dir einen Vorschlag, wie wäre es, wenn ich Daniel frag, ob er mir demnächst nur Flugtickets schicken kann, wo ich erst Freitagabend fliege. Freitagnachmittag können wir uns dann treffen, wenn ich die Hausaufgaben fertig habe. Vielleicht können wir sie auch zusammen machen, dann geht das sicher noch schneller, was hältst du davon?"

Alice' Augen strahlten und sie umarmte mich stürmisch: "Du bist die Größte!"

"Meinst du? Ich dachte wir wären gleich groß", warf ich ein und wir fingen mit der Pausenklingel an zu lachen.
 

"Viel Spaß, Schatz und pass auf dich auf. Ich soll dich auch von Papa grüßen, der dürfte jetzt in Moskau gelandet sein", sagte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Mum, ich fliege jetzt schon, dass dritte Mal zu Daniel und-"

"Ich mach mir eben Sorgen. Fliegen und vor allem London sind sehr gefährlich. Machs gut", sagte sie und umarmte mich lächelnd.

Ich konnte nach der Kontrolle direkt einchecken, da meine Mum mal wieder etwas spät dran gewesen war. Mir blieb ständiges Geflüster von allen Seiten nicht erspart. Auch nicht im Flugzeug.

"Entschuldigung, aber bist du nicht die Freundin von Daniel Jason?", fragte mich ein rothaariges Mädchen etwa in meinem Alter, das neben mir saß.

Ich sah von meiner Zeitschrift hoch und nicke ein wenig genervt lächelnd.

Das Mädchen grinste breit und hielt mir einen Schreibblock hin: "Kann ich ein Autogramm haben?"

Ich fiel aus allen Wolken. Bitte wie??

"Was? Ein Autogramm? Von mir?"

Das Mädchen nickte erwartungsvoll und schob den Block etwas näher zu mir hin.

Ich nahm in und schrieb in meiner Krakelschrift "Sophia" und malte unwillkürlich ein Herz darum.

"Oh, vielen vielen Dank", freute sich das Mädchen und durch ihre übermäßige Freude durfte ich dann noch sechs Autogramme für ihre Freundinnen schreiben.
 

"Dan, du weißt ja nicht was mir passiert ist!", plapperte ich nach einem langen Kuss los.

"Nein, aber können wir das im Wagen machen, ich glaube nämlich kaum, dass diese Fotographen sich nur für meine Schuhe interessieren", bemerkte Daniel lächelnd. Ich sah mich unauffällig um. In meiner ganzen Vorfreude Daniel zu sehen, hatte ich sämtliches Blitzgewitter gar nicht auf uns bezogen.

Daniel führte mich in den Wagen, dessen Scheiben abgedunkelt war, weshalb wir uns dort ausgiebig küssten.

"Ein Mädchen wollte im Flugzeug von mir ein, nein, insgesamt genau sieben Autogramme. Ich dachte ich höre nicht richtig!", sagte ich total fassungslos.

Daniel wuschelte mir durch die Haare: "Du bist mir eine! Wenn ich mich jedes Mal so freuen würde, käme ich aus dem Freuen gar nicht mehr heraus."

"Angeber", sagte ich, zog die Nase hoch und gab ihm einen sanften Kuss. "Ach Danny", fiel mir ein, "Kann ich das nächste Mal erst Freitagabend fliegen?"

Daniel sah mich ein wenig schmollend, aber auch fragend an.

"Meine Freundin will mehr Zeit mit mir verbringen und da ich am Wochenende ja immer dich sehe, du weißt was ich meine. Geht das in Ordnung?"

""Kein Problem, aber-", stoppte er, als der Chauffeur eine Vollbremsung machte und wir mit dem Oberkörper nach vorne nickten.

Knapp an ihnen vorbei war ein Geisterfahrer gerauscht, weshalb der Chauffeur auf den Seitenstreifen auswich und bremste. Mehrere Geisterfahrer fuhren an ihnen vorbei. Chaos herrschte auf der Autobahn. Unfälle, ausweichende Autos und ein fast voller Seitenstreifen. Daniel redete mit dem Chauffeur. Ich machte das Fenster halb offen und blickte auf die Straße. Ein schrecklicher Anblick. Irgendwo weiter weg schien es auch zu brennen, so roch es jedenfalls. Der Chauffeur telefonierte. Mir war mulmig und ein fahles, leeres und vor allem ängstliches Gefühl machte sich in meinen Eingeweiden breit. "... pass auf dich auf ..." "... und vor allem London ist sehr gefährlich.", erinnerte ich mich an die Worte meiner Mutter. Würde ich Daniel jemals wieder sehen, wenn jetzt etwas passieren würde? Wenn ein anderes Auto in die Seite dieses Wagens knallen würde??

Daniel setzte sich wieder zu mir auf die Rückbank.

"Was ist?", sagte ich und hoffte, dass ich nicht zu verschreckt oder (was noch schlimmer war) bleich aussah.

"Wir laufen jetzt kurz durch das Waldstück, bis zur nächst befahrbaren Straße. Dort werde ich dann einen neuen Wagen anfordern. Wir müssen uns aber beeilen, da es langsam dämmert", erklärte Dan mir.

Ich schluckte. Im Dunklen im Wald? Alleine? Ich setzte mich etwas seitlich, damit der Schatten der Laternen mein Gesicht ein wenig verdeckte.

"Was ist mit dem Chauffeur?", sorgte ich mich.

"Der bleibt hier und fährt los, sobald es sich die Straße beruhigt oder er kommt nach", sagte Dan und regte den Hals. "Ich glaube eher letzteres."

Ich sah hoch und sah und hörte wie ein Auto in das Auto vor uns krachte.

"Komm", sagte Daniel bestimmend und stieg aus.

Wir liefen durch den Wald, immer geradeaus. Leider hatte keiner von uns eine Uhr dabei, weshalb wir das Zeitgefühl verloren.

"Wollen wir eine Pause machen?", bot Daniel an. Doch ich schüttelte nur den Kopf und sah auf den Boden. Ich fühlte mich einfach nur schlecht. Dieses leere Magengefühl hatte weiterhin angehalten. Plötzlich berührte ich Daniels Hand, welche ich dann auch zärtlich umschloss. Es gab mir Sicherheit und das Gefühl nicht alleine zu sein.

Ich kann nicht abschätzen, wann wir endlich auf die schwach beleuchtete Straße kamen. Doch sicher war (am Himmel zu urteilen), das es sicher mehrere Stunden waren.
 

Wir liefen die Straße entlang, während Daniel telefonierte. Mir war kalt und irgendwie übel.

"Am besten wir warten hier", sagte Dan nach dem Telefonat. "Wir fahren dann zu mir nach Hause."

Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Das letzten Male waren wir wegen seinen Drehs immer in Hotels gewesen, was mich neugierig auf sein zu Hause machte.

"Wohnst du allein?"

Daniel schnaubte kurz. "Na ja, wenn meine Eltern dann mal da sind, bin ich meistens nicht da. Wir sehen uns eigentlich kaum, außer natürlich Weihnachten, Ostern und so. Ich hoffe vor allem, dass sie wenigstens nächste Woche Samstag kommen können!"

"An deinem 18.?", vergewisserte ich mich.

Dan nickte.

"Darüber wollte ich auch noch mal mit dir reden. Könntest du mir ein wenig bei dem Organisatorischen helfen. Es werden sicher einige Leute kommen und ich finde, dass Dekoration eher Frauensache ist", war Dans Begründung und rechtfertigte sich sofort: "Na ja, ich würde blau, pink und schwarz kombinieren."

Ich lachte und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf: "Spinner!"

"Also?"

"Klar mache ich's. Wie viel Leute sollen denn kommen?", wollte ich wissen.

"Eingeladen sind, glaube ich, um die neunzig, zugesagt haben aber erst sechzig oder so."

"Das nennst du, 'einige Leute'", warf ich ihm vor.

Daniel zuckte grinsend mit den Schultern, als der Wagen um die Ecke bog.
 

Es war überragend, ich war total beeindruckt, von Daniels "Haus". Es war ein eher kleineres Grundstück von Mauern und einem großen Tor abgegrenzt. Die Villa war weiß und sah schwer nach Marmor aus. Ein Tulpengarten zierte den Weg zur Villa. Natürlich war es schon ein wenig zu dunkel um alles genau zu erkennen können, doch durch die Lampen fiel mir noch ein plätschernder Springbrunnen neben der Eingangsterrasse auf.

Ich staunte nicht schlecht, als Daniel mich ins Schlafzimmer führte. Ein Himmelbett! Und das für einen Jungen?

"Ich zeige dir morgen alles, ja? Ich denke, dass wir jetzt erstmal schlafen sollten. Wir können unten noch eben etwas essen gehen", bot Daniel mir an.

Ich schüttelte nur leicht den Kopf und ließ mich total geschafft aufs Bett sinken, als mir schmerzlich klar wurde, dass meine Koffer und somit auch meine Kleidungsstücke in dem Auto waren.

"Ich hab gar nichts zum Anziehen!"

Daniel öffnete den zweiten Kleiderschrank, neben seinen, wie ich vermutete, der zur Hälfte mit Kleidern und anderen Sachen gefüllt waren.

"Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast, die dazu noch mit dir in einem Bett schläft", witzelte ich.

"Nein, die sind natürlich für dich. Ich dachte, wenn dir die Sachen gefallen und passen müsstest du nicht immer packen und Koffer mit hierher bringen."

Gerührt neigte ich den Kopf nach rechts, presste die Lippen ein wenig auf einander und küsste Daniel. Dann ging ich zum Kleiderschrank und suchte mir etwas zum Schlafen raus (ein gelbes eigentlich ganzes süßes Nachthemd) und ging in das direkt angrenzende Badezimmer, während sich Daniel im Schlafzimmer umzog. Warum zog ich mich eigentlich nicht mit Daniel um?, fragte ich mich. Schließlich waren wir zusammen. Ich konnte mir meine Scham nicht erklären und begutachtete das hell erstrahlende Badezimmer mit eine Art Kronleuchter in der Mitte der Decke. Eine überdurchschnittlich große Badewanne war der ganze Blickfang des Badezimmers. Ich konnte es mir nicht genug ins Gedächtnis rufen, dass dieses Badezimmer ungewöhnlicherweise einem Jungen gehörte!!

Ich ging ausgiebig gähnend aus dem Bad und durchwuschelte ein wenig meine langen Haare, als Daniel mich umarmte. Ich ließ mich ein wenig erschöpft auf ihn fallen und wir küssten uns. Meine Füße schmerzten plötzlich höllisch.

"Lass uns schlafen gehen", flüsterte er, der nur eine Boxershorts und ein normales weißes T-Shirt trug. "Ich muss aber noch mal runter, hören, was mit dem Chauffeur ist", erklärte er und verließ das Zimmer.

Ich stand von der Bettkante auf, auf die ich mich kurzzeitig gesetzt hatte, und lief zum Fenster. Mit der rechten Hand schob ich den Vorhang zur Seite. Der Garten war in das helle Licht des schönen Vollmondes getaucht. Ob Daniel überhaupt mit mir in einem Bett geschlafen hatte, wusste ich nicht, da ich am Abend, wie am morgen, schon und noch geschlafen hatte. Wach gekitzelt von den Londoner Sonnenstrahlen ging ich mich im Bad waschen, zog eine Shorts und ein Top an und verließ suchend das Zimmer. Vielleicht konnte ich irgendwo in den tausend Zimmern meinen Schatz aufgabeln, im Endeffekt fühlte ich mich total hilflos, wie ein kleines Kind, dass ihre Mama verloren hatte, dachte ich grinsend.

Ich irrte in dem Haus bis mir eine Bedienstete verdeutlichte (wie gesagt, mein Englisch war nicht das Beste, auch, wenn ich jetzt schon das dritte mal hier war!), dass Mr. Jason wohl unten sei. Ich lief eine der vielen Treppen runter und folgte, mein Magen knurrte, dem leckeren Geruch, der mich in die Küche führte, wo Daniel in einem perfekten weißen Hemd und einer schicken schwarzen Hose am Frühstückstisch saß, Kaffee trank und Zeitung las.

"Sophia, guten Morgen. Sorry, aber ich wollte dich nicht wecken. Ich hoffe, du hast nicht zu lange gesucht", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange, als ich mich zu ihm runter beugte.

"Ich hatte heute Morgen noch einen Termin. Willst du erst die gute oder die schlechte Nachricht?", bot mir Daniel an.

"Die Schlechte", wählte ich über den Kaffeerand aus.

"Dem Chauffeur ist bis auf ein paar Kratzer nichts passiert, die er von einer Explosion von einem umliegenden Auto hatte, danach ist er auch in den Wald geflüchtet."

Ich atmete tief.

"Gott sei dank! Aber meine Sachen sind wohl jetzt schon verbrannt oder gestohlen", bemerkte ich, obwohl mir meine paar T-Shirts und Jeans in diesem Augenblick weniger wichtig waren.

"Ja leider, aber ich habe ja noch eine gute Nachricht. Ich habe Dreh- und insbesondere Interview freies Wochenende!"

Natürlich störte es schon, wenn Daniel zu ständig zu irgendwelchen Fotoshoutings musste, oder so, was ich ihm aber nie gesagt hatte, weil ich einfach immer froh war ihn zu sehen.

"Was machen wir denn dann heute?", wollte ich wissen.

"Gleich kommen ein paar Leute, die mit uns meinen Geburtstag organisieren. Könntest du deine Dekorvorschläge dann mit der Dekorateurin absprechen? Danach machen wir dann was zusammen."

Danach war gut. Das organisieren dauerte schon seine Zeit. Ich schlug Ingrid, so hieß die Dekorateurin, eine Dekoration mit Blumen und vielen Gelb- und Orangetönen, was wir sofort mit Papier und Stift planten. Sie schrieb alle Ideen auf und wir schätzten ab, wie viele bedruckte Servietten etc. wir brauchten. Dan machte einen fast wahnsinnig, da er fast die ganze Zeit telefonierend durch das Haus lief und dem übrigen Organisationskommando zwischen durch noch Sachen erklärte. Es wurde später Nachmittag, als wir fast alles Organisatorische bewältigt hatten. Gegen sechs aßen Daniel und ich schließlich zu Abend, wobei er merkte wie enttäuscht ich von dem Tag war, wir hatten kaum miteinander geredet, geschweige denn viel Zeit gehabt und morgen Abend flog ich schon wieder zurück.

"Guck nicht so traurig, ich habe dir versprochen, dass wir heute etwas zusammen machen und das tun wir auch!", verdeutlichte er und ich sah von meinem Teller hoch. "Wie wär's, wenn wir heute Abend in einen Club gehen, hast du Lust?"

"Klar! Gerne!", stimmte ich sofort begeistert zu.

Fragend stand ich ein paar Minuten später vor dem, von Daniel gefülltem, Schrank. Rot? Hellgrün? Ich nahm das hellgrüne Kleid aus dem Schrank und zog es über. Ich sah mich kritisch im Spiegel an und ich fand, dass ich irgendwie dick darin aussah. Es war ein betonendes Spagettiträgerkleid, das wadenlang war und unten schräg abgeschnitten. Es glänzte seidig. Ich beschloss es vorerst zu tragen und kümmerte mich um meine Haare, die ich nur mit etwas Haarspray versah. Ich war so aufgeregt, dass ich den Lipgloss kaum gerade über meine Lippen streichen konnte. Ich ging mit Daniel Jason aus!, rief ich mir ins Gedächtnis und grinste in mich hinein, als wir Hand in Hand in den Peugeot stiegen.

Fasziniert sah ich auf die wunderschön beleuchteten Londoner Straßen. Die Müdigkeit überkam mich ein wenig, doch ich wusste, dass das ganz anders sein würde, wenn wir im Club ankommen würden.

"Wann machst du eigentlich deine Fahrprüfung?", fiel mir ein.

Dan wandte sich zu mir: "Die theoretische Prüfung hab ich ja schon und die Praktische mache ich Freitag morgen."

Ich grinste: "Dann bist du aber immer noch 17", neckte ich ihn.

"Der Fahrlehrer hat ein Auge zugedrückt, aber den Führerschein darf ich mir aber erst Samstagmorgen abholen."
 

"Dan? Dort ist der Eingang!", wies ich daraufhin und deutete nach links, als Dan in eine Seitengasse einbog.

Daniel lachte.

"Glaubst du wir, wir zwei, spazieren durch den Haupeingang?"

Ich begriff erst am Hintereingang, dass Dan, Daniel Jason war und nun mal nicht einfach (zumindest nicht einfach ohne Bodyguard) durch den Haupteingang laufen könne.
 

Im Club war alles Dunkel, nur ein paar Discolichter und ohrenbetäubend laute Musik. Ich musste mir in diesen Momenten eingestehen, dass ich noch nie in einer Disco war. Würde Dan mich auslachen?

"Schön hier, oder?", schrie er, dann zog er mich zu einem der Nebenräume, wo viele kleinere Bars waren. "Ich bin oft hier, wenn ich keine Drehs habe. Hier wurde ich noch nie entdeckt, weil es hier überall so stockduster ist und die Barkeeper sind meistens Ausländer", sagte er dann wieder mit normaler Stimme.

"Ähm, mit wem warst du denn hier? Ich meine, also, alleine äh oder-", brach ich ab und sah zur Seite. Mir waren persönliche Fragen irgendwie peinlich, wurde mir bewusst und ich biss mir auf die Lippen.

Daniel nahm meine Hand, gab mir spontan einen Kuss auf die Wange und lächelte mich an: "Bist du süß!"

Ich sah ihn ein wenig irritiert lächelnd an.

Er blickte mich sanft an: "Ich hatte vorher noch vier andere Freundinnen, doch leider nur für maximal drei Monate. Es war schwer mit meiner Schauspielerei zu vereinbaren, obwohl wir uns jeden Tag sehen konnten, sie wohnten in London und Umgebung."

Ich sah auf den Boden. Wenn diese Beziehungen nur maximal drei Monate hielte, wie ist das dann mit mir?, überlegte ich. Wir sahen uns nur am Wochenende. Wie soll das funktionieren, wenn ich im Ausland lebe?

"Lass uns tanzen!", wechselte Dan, offensichtlich peinlich berührt, das Thema und zog mich an der Hand auf die Tanzfläche und schaute urplötzlich nach hinten. "Übrigens, du siehst toll aus."
 

Wir tanzten in die Nacht hinein. Den Schmerz meiner Füße und Beine wurden von Dans Zärtlichkeit übertönt. Ich fühlte mich abgehoben, so als wäre alles nicht wahr, nur ein Traum. Nur ein kleiner Traumfetzen in mitten eines langen wunderschönen Traums. Ich erwachte erst wieder aus dem Traum, als Dan mich von der Tanzfläche führte und wir uns erschöpft auf die Barhocker fallen ließen und etwas zu trinken bestellten. Erst jetzt erinnerte ich mich wieder an unser Gespräch. Ich versuchte ernsthaft das Thema zu verdrängen. Nein!, sagte ich mir, dass, was ich gerade empfunden habe, ist stärker, als Dans Terminkalender!

Ich sah ihn an und lächelnd gezwungen. Wir lieben uns doch und nur das zählt!

Müde lehnte ich mich im Auto an Daniels Schulter. Zärtlich strich er mir mit seiner Hand über mein Gesicht und durch meine Haare. Ich genoss seine Zärtlichkeit und seine Wärme sehr, doch ich musste meine Tränen gewaltig unterdrücken.

"Daniel", sagte ich blitzartig, mich überwältigte das schlechte Gewissen und ich setzte mich wieder auf. "Meinst du", begann ich, doch fand nicht die richtigen Worte für meine Empfindung. "Glaubst du, dass unsere Beziehung eine Zukunft hat?"

Daniel reckte seinen Kopf hoch und sah mich entgeistert an.

"Siehst du das so?", sagte er mit ruhiger Stimme.

Ich sah auf die beleuchtete Straße. Was sollte ich ihm antworten? Ich war verunsichert, ob ich mit dieser Beziehung wirklich das Richtige getan hatte. Es war, ist und wird nicht einfach!

"Ich, ich weiß nicht", formten meine Lippen langsam.

"Hey", sagte er, nahm mein Kinn und unsere Lippen berührten sich kurz, "daran darfst du gar nicht denken, ja? Nur weil ich es mit den anderen Schnepfen nicht mehr als drei Monate ausgehalten habe, muss das mit dir nicht genauso sein", meinte er lächelnd, dann verfinsterte sich sein Gesicht wieder, "Mal ehrlich. Zweifelst du an unsere Beziehung?"

In mir explodierte eine hagre Gefühlswelle. Es schauderte mich, meine Lippen zitterten, meine Tränen flossen unaufhaltsam und meine Antwort lag tief im Dunklen. Ich konnte nichts sagen. Sollte ich ihm etwa sagen, dass ich an seiner Liebe zweifle? Ich wusste ja noch nicht mal, ob ich das wirklich tue!! Ich empfand nur ein undefinierbares kribbelndes, aber unangenehmes, Gefühl in der Magengegend.
 

Als ich am nächsten Morgen im Himmelbett aufwachte, spürte ich Daniels Wade an meinem Knie. Ich starrte zur Decke und mir wurde unsere Beziehungsgespräch des letzten Abends bewusst. Ich drehte meinen Kopf langsam nach links. Daniel schlief und sein Atem kitzelte meine Haut. Er sah nicht aus wie ein berühmter Star, nachts, schlafend, war einfach nur Daniel Jason, mein Freund und nicht Daniel Jason der Superstar! Er wirkte unschuldig und wie ein Pandabär. Seine weichen Wangen schmiegten sich in das cremeweiße Kissen. Ich beobachtete ihn lange. Die Sonnenstrahlen glänzten stärker auf die goldgelbe Wand. Ich strich mit meiner Nase über seine, schob die Decke zur Seite und kroch leise aus dem Bett.

Da ich mich nicht umgezogen hatte, spazierte ich immer noch in einem T-Shirt und einer Boxershorts von Daniel in der Villa herum. Es roch nach ihm, ich fühlte mich sehr wohl. Ich ging den langen Flur nach links und öffnete die letzte Tür des Gangs. Ein kleiner Flur von dem nur eine große Tür ausging befand sich dahinter. Ich öffnete sie geräuschlos. Ich riss die Augen auf. Ein Whirlpool! Ich schlich, leise wie eine Katze, hinein, dann setzte ich mich an den Beckenrand und planschte mit den Füßen darin. Die Sonne spiegelte sich mit schönen Mustern, indem von mir ein wenig aufgewirbelten Wasser. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht. Der ganze Raum erstrahlte in schönen Apricot-, Orange-, Rosa- und Gelbtönen. Ich vermutete, dass Daniels Mutter eine Vorliebe für diese Farben hegte. Ich ging zu den wandgroßen Fenstern und blickte auf den Hinterhof. Eine Terrasse, fast wie vorn am Eingang, ein wenig Wiese und ein großer Pool und ein "Wald". Mich überkam das Bedürfnis genau dort auf der Terrasse nun zu sitzen, mich in einer der Liegen zu kuscheln und dort auf die beleuchtete Wiese unter blauem Himmel zu sehen. Sofort stürmte ich runter. Diese Vorstellung ließ mich nicht los. (Fast) Problemlos fand ich den Weg zur Terrasse und kauerte mich auf eine bequeme Liege. Es war so angenehm, wie es mir vorgestellt hatte. Wie ein Traum.
 

Ich blinzelte in die Helligkeit. Dan kniete neben der Liege und lächelte mich an. Ich streckte mich und lächelte ihn auch an.

"Hast du hier besser geschlafen, als bei mir?"

"Ha, ha", sagte ich trocken, "nein, ich war heute Morgen so früh wach und weil du noch geschlafen hast, bin ich schon mal aufgestanden. Wie viel Uhr haben wir jetzt?", fragte ich beiläufig, da ich Hunger verspürte.

"Kurz nach Zwölf."

"Oh", stieß ich hervor, "na ja, war gestern aber auch ganz schön spät."

Ich spürte die Spannungen, die zwischen uns herrschten. Jeder Blick, jedes Lächeln fühlte sich seit gestern Abend merkwürdig steif an.

"Du kannst ja etwas essen gehen und dich fertig machen, ich habe noch einen Termin. Dauert sicher nicht lange", sagte er und küsste meine Wange.

Ich stapfte hoch in Dans Zimmer. Mittlerweile fand ich den Weg ohne mich zu verlaufen. Plötzlich klopfte es an die Zimmertür, während ich vorm Schrank stand und mit etwas zum Anziehen aussuchte, ich öffnete die Tür und eine Bedienstete gab mir den Telefonhörer. "It's for you, it's your mum."

"Thank you very much", sagte ich und nahm überrascht den Hörer. "Hi Mama, warum rufst du denn an?"

"Ich hab mir große Sorgen gemacht!", hörte ich die empörte Stimme meiner Mutter am anderen Ende.

"Warum?"

"Na der Geisterfahrerüberfall in London! Das stand in allen Zeitungen und auch etwas von Daniel Jasons Limousine, die wohl zu Schaden gekommen wäre und so, aber euch geht's gut?"

"Ja, wir sind aus dem Auto gestiegen und durch den Wald neben der Autobahn gelaufen und wurden dann abgeholt. Der Chauffeur hat nur etwas abgekriegt. Glaub mir, Daniel passt gut auf mich auf."

"Ja, Schatz, ich glaube dir ja, aber du hättest mich ruhig anrufen können!"

"Stimmt, tut mir Leid, aber mein Handy war ja in dem Wagen und die ist ja mit abgebrannt. Nächste Mal melde ich mich", versprach ich.

"Gut, dann bis heute Abend, grüß Daniel von mir, tschüß."

"Mama?", sagte ich dann plötzlich noch und sie hatte auch noch nicht aufgelegt. "Woher hast du Daniels Privatnummer?"

"Der Manager von Daniel hatte mich angerufen, um vorläufige Entwarnung zu geben, aber da er bis zu dem Zeitpunkt noch nichts Genaueres wusste, hat er mir die Telefonnummer von Daniel gegeben. Er hatte wohl noch viel zu tun und kaum Zeit sich darum zu kümmern", erklärte Mama mir.

"Aha", sagte ich nur. Eigentlich wollte ich es vermeiden, dass meine Mutter an Dans Nummer von zu Hause kam, sie sollte schließlich nicht alle halbe Stunde hier anrufen, weil sie sich Sorgen machte, was ich ihr dann auch sagte.

"Sophia! Also wirklich. Du bist doch keine drei mehr, obwohl, eine lustige Idee ist das schon."

"Mama!", mahnte ich sie und ließ mich aufs Bett plumpsen. "Ich mach jetzt Schluss, grüß Dad und Mara von mir, bis heute Abend, tschüß."

Ich machte mir meine Haare, die ich zu einem seitlichen Zopf flocht, der mir über die Schulter fiel, nachdem ich mir ein Top in Orange mit einem glänzenden Schmetterling und einen schwarzen Rock angezogen hatte. Dazu zog ich ein wenig erhöhte helle Sandalen an. Ich besah mich im Spiegel und am liebsten hätte ich mich umgezogen, weil ich es viel zu schick fand, aber mein Hunger zog mich in die Küche.
 

Daniel stapfte schon nach einer Stunde, klitschnass durch den Dauerregen, in die Küche, wo ich gerade fertig mit Essen war.

"Na, Wassermann", lachte ich bei seinem Anblick. Eines Stars nicht gerade würdig.

Er gab mir lächelnd einen kurzen Kuss und meinte ein wenig außer Atem: "Ich zieh mich nur schnell um und dann hab ich noch eine Überraschung für dich."

Gespannt wartete ich in dem Empfangszimmer, direkt neben dem Eingang. Das Zimmer bestand aus einer herrlich bequemen Coach und vielen Gemälden, Vasen und Statuen. Was Dan wohl vor hatte?

Endlich kam er.

"Und was machen wir?"

"Ich habe VIP-Karten für", grinste Daniel geheimnisvoll und legte ein Pause ein, "Marcy Fort."

Mir klappte der Mund unwillkürlich ein wenig auf. Woher wusste er, dass ich Marcy Fort, meiner Meinung nach einer der besten Schauspielerinnen aller Zeiten, schon immer super fand?

"Welches Stück?", fragte ich sofort.

"Ühm", machte er und sah auf die Karten, die er hinter seinem Rücken versteckt hatte, "Ki Rich."

Ich umarmte ihn überglücklich, eines meiner Lieblingsstücke!!

Ki Rich ist eine Kubanerin, die durch einer Verkettung glücklicher Zufälle als Schauspielerin in einer New Yorker Tragödie landet, was sich dann aber als Flop herausstellt. Kaum ist sie einen Tag in New York, wird sie gefeuert, aus unempfindlichen Gründen. Sie kann nicht nach Kuba zurück, da sie kein Geld für den Rückflug besitzt, der Hinflug wurde ja von ihren Ex-Arbeitsgebern bezahlt. Sie schlägt sich durch und spart jeden Cent bei all ihren Jobs, bis sie all das Geld zusammen hat. Als sie endlich in ihrem Elternhaus in Kuba ankommt, verschlägt es ihr die Sprache. Durch einen Bürgerkrieg ist ihre ganze Familie gestorben und ihr Elternhaus abgebrannt. Ki Rich begräbt ihre Familie und bleibt für immer in Kuba und zieht dort ihre Kinder groß.

Ich liebte diesen Film, auch wenn er eigentlich ein trauriges Ende hat. Marcy Fort hatte ich in vielen Filmen im Fernsehen gesehen, doch bisher hatte ich nie Gelegenheit sie in einem echten Theaterstück zu sehen, wofür sie auch berühmt war.

Plötzlich stoppte der Chauffeur.

"Rachel kommt mit, ist doch okay, oder?", sagte Daniel schnell und stieg aus, um sie zu begrüßen.

Mit gemischten Gefühlen tat ich es ihm gleich. Ich mochte Rachel und hatte auch eigentlich nichts dagegen etwas Zeit mit ihr zu verbringen, aber am liebsten hätte ich unseren letzten Nachmittag lieber nur mit Daniel verbracht.
 

"D'you like it?", sprach mich Rachel in der Theaterpause plötzlich an.

"Yes, very much. And you?"

Rachel nickte und deutete an, dass sie wohl den Herrn neben ihr kannte und mit ihm reden wollte. Ich nickte verständnisvoll und blieb sitzen. Daniel war etwas zu trinken holen.

Plötzlich fiel mir ein Zettel auf den Schoss. "Turn around", stand drauf. Ich überlegte kurz, was das wohl heißen mochte und sah über meine Schulter, als ich warme Lippen auf meinen spürte. Doch es war nicht Daniel.

"You are Jason's girlfriend, aren't you?", sagte er mit einem schiefen Lächeln und küsste mich wieder.

Es flimmerte wie vor meinen Augen. Es war wie in Zeitlupe, doch es geschah rasend schnell. Gläser schepperten kurz hinter ihr auf den Marmorboden. Daniels Faust traf die des Jungens hinter mir im Gesicht. Seine Nase blutete. Er holte aus, erwischte Daniels Gesicht. Bis ein paar Leute sie auseinander zogen. Kurzes Blitzlichtgewitter. Plötzlich war alles still.
 

"D'you wanna kill me?", rief er in seiner Empörung.

"Nein, aber wenn du nicht still hältst, tut es nur noch mehr weh!", rief ich zurück, als ich sein Kinn verarztete.

"Das ist morgen in jeder Zeitung", sagte Daniel leise.

Ich nickte ein wenig unsicher und klebte ihm ein großes Pflaster auf seine weiche Haut.

"Fertig", hauchte ich und Daniel küsste mich innig.

"Es tut mir Leid, dass ich dir den Tag so verdorben habe, aber als ich gesehen hatte wie der Typ dich-"

Ich legte meinen Zeigefinger auf seine warmen Lippen.

"Schon okay", formten meine Lippen, die dann seine trafen.
 

Daniel behielt mehr als Recht. Denn was ich am Montagmorgen in der Lokalzeitung fand, verschlug mir die Sprache. Ein großes Foto von Daniel im Theater mit aber eher kurzem Bericht:

Daniel Jason, der bekannte Hauptdarsteller aus "Magical Lovers", besuchte am gestrigen Sonntag zusammen mit seiner Freundin Sophia die Theaterhalle von Marcy Fort, um sich das Stück "Ki Rich" anzusehen. Dabei jedoch musste er einen ungestümen Liebhaber seiner Freundin Sophia ebenfalls ungestüm und gewaltvoll aus dem Weg räumen. ...

Ich legte die Zeitung beiseite.
 

"Hi Alice", grüßte ich sie strahlend.

"Hallo", sagte sie, ohne mich anzusehen. Sie schrieb weiter auf ihrem Block.

Ich setzte mich zu ihr.

"Äh, Alice, bist du sauer?"

Sie schüttelte leicht den Kopf.

"Gut, ich dachte-"

"Nur genervt!"

"W-Wie?", fragte ich verwundert nach.

"Du hängst nur noch bei Dani-Boy rum und deinem High-Society-Zeug. Du bist doch nur mit ihm zusammen, weil du berühmt werden willst! Gib's doch zu! Und die Prügelei war sich inszeniert, damit Miss Sophia Jason bloß in die Zeitung kommt!", warf Alice mir lauthals vor.

Ich war fast wie betäubt, aber brodelnd vor Wut.

"Spinnst du?! Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Du bist doch diejenige, die für ein bisschen Rummel alles tun würde, gib's doch zu!! Bezieh das nicht auf andere, klar?", schrie ich sie an und stapfte wütend weg. Ich wusste, dass die nächsten Tage hart werden würden. Alice hatte die wunderbare Gabe, im Moment schreckliche Gabe, Leute auf ihre Seite zu ziehen und zu beeinflussen. Ich wusste, dass sie versuchen würde, alle gegen mich aufzuhetzen, doch ich blieb hart. Wenn ich jetzt meine Freistunde damit verbringen würde, die Leute auf meine Seite zu ziehen, hätte ich auch nichts gewonnen. Im Gegenteil, wahrscheinlich würde die nur ihre Freunde sein, damit sie irgendeinen Profit daraus zuziehen. Ein Autogramm von Daniel, klar, wieso nicht auch noch eine Nacht dazu?! Nein, Alice hatte sich immer normal verhalten. Eigentlich hatten wir kaum über meine Beziehung mit Dan geredet, weshalb ich mich vorhin so gewundert hatte. Eigentlich war ich viel zu lieb gewesen... mit meinen Anschuldigungen.
 

Ich fühlte mich am Abend so schuldig, obwohl es ja eigentlich nicht meine Schuld war, dass ich Dans Anruf ignorierte.

"Sophia? Dein Handy klingelt! Hörst du das nicht?", wies meine Mutter mich drauf hin und lugte durch meine Zimmertür. Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ich ring mit mir, ob ich nun dran gehen sollte oder nicht.

"Ich geh nicht ran", murmelte ich, stand auf und ging an ihr vorbei runter in die Küche. Ich wärmte mir noch die Nudeln auf, die vom Mittagessen noch übrig geblieben waren. Mein Vater beäugelte mich mies gelaunt und pfefferte mir einen dicken Brief hin. Ich wusste, dass er von Dan war und Dad deshalb sauer war. Er hielt nicht viel von meiner Beziehung mit Daniel und er hielt noch weniger davon, dass ich nun jedes Wochenende zu ihm fliege. Ich war froh, dass Dan mir die Flugtickets immer bezahlte und zuschickte. Mal abgesehen davon, dass mein Dad sie nicht bezahlen würde, könnte er es gar nicht.

Ich lächelte ihn trotz allem an und riss den Brief behutsam offen. Zwei Flugtickets und Daniel hatte daran gedacht, dass ich erst Freitagabend fliegen wollte, wegen ... ich seufzte halblaut. Toll, jetzt sah ich Dan Freitagnacht erst und mit Alice hatte ich mich zerstritten und das vor seinem achtzehnten Geburtstag.
 

Die nächsten Tage beschäftigte mich die Frage, was ich Daniel wohl schenken könnte. Etwas sehr teures konnte ich mir nicht leisten, aber ich glaube, dass war nicht wirklich wichtig für Daniel. Die einzige, mit der ich mich im Moment gut verstand, war Helena, meine liebste Cousine. Sie war ein Jahr jünger als ich. Ich rief sie an und sie stimmte sofort zu, als ich sie am Donnerstag bat mit mir ein wenig shoppen zu gehen.

"Oh ich freu mich ja so für dich! Ich finde das so toll, dass du dich getraut hast eine Beziehung mit Daniel Jason einzugehen", lobte sie mich.

Ich lächelte sie an.

"So, jetzt aber los. Du hast die große Ehre ein Geschenk für Daniel Jason auszusuchen!", sagte ich feierlich.

"Ich?", fragte sie mich unglaubwürdig.

"Ja, du hast immer gute Ideen! Also los!"

Doch hinterher belief sich die Auswahl auf Klamotten oder Pralinen. Was schenkte man jemanden, der wahnsinnig viel Geld besitzt und sich alles kaufen konnte?? Ein wenig betrübt aßen wir dann bei mir zu Hause, ohne ein Geschenk, zu Abend, als Helena plötzlich den Kopf hochreckte.

"Etwas zu essen! Isst Daniel irgendetwas traditionelles Deutsches gerne, dass es in London nicht gibt?? Oder nicht so lecker gibt??"

Ich überlegte. Das war diese Idee! Aber was aß er gerne?

Was hatte er damals im Bistro gegessen? Das war doch auch irgendetwas Deutsches und er hat gemeckert, dass es nicht so gut schmecken würde wie in Deutschland, er habe dort mal richtige... richtige...

"Laugenbrezel!!"

"Laugenbrezel?"

"Laugenbrezel! Dan isst gern Laugenbrezel! Am besten ich mach sie selber", sagte ich und sprang auf und stellte fest, dass ich kaum Zutaten dafür da hatte.

"Ja und ich muss gleich auch gehen", nannte Helena den zweiten Grund.
 

Ich sprintete vom Bus nach Hause. Schließlich backte sich ein Laugenbrezel nicht von selbst. Ich hatte nur noch knapp eine Stunde bis mein Taxi kam und essen und duschen musste ich auch noch, die Verzweiflung und die Panik stieg in mir auf.

"Ich mache dir einen Vorschlag", meinte meine Mutter plötzlich, als ich den Teig begann anzurühren. "Ich mache die Laugenbrezel und du erledigst deinen anderen Sachen, hm?"

"Wirklich? Das würdest du für mich tun?", sagte ich total überrascht.

"Natürlich, aber nur, wenn du Daniel von mir alles Gute wünschst."

"Klar, danke!", rief ich überglücklich und sprang unter die Dusche. Das warme Wasser beruhigte mich angenehm. Dann hüllte ich mich in einen Bademantel und lief runter in die Küche. Meine Mutter stand vor dem Backofen.

"Dauert nicht mehr lange. Wenn du etwas essen möchtest, ich habe Brot und Kuchen mitgebracht."

"Mum", sagte ich und setzte mich am Küchentisch, während ich mein Brot schmierte, "ich finde das echt toll, ich meine danke, dass du mir hilfst."

Mama lächelte verständnisvoll und legte das Blech mit den Laugenbrezeln vor mir hin. Ich lief schnell hoch ins Zimmer, holte eine Rose, eine rote Schleife und ein kleines Papierfähnchen mit der Bayernflagge und lief wieder runter, damit verzierte ich einen Brezel.

Mama sah mich irritiert an: "Oh, willst du ihm nur einen schenken?"

Ich sah auf und grinste: "Nein, nein, die anderen kommen in die Tüte. Ich kann nur nicht alle so hübsch machen, dann isst sie ja keiner mehr."

Und außerdem habe ich kaum Zeit, ergänzte ich in meinen Gedanken.
 

Ich stapfte leichtfüßig die Flughafenhallen entlang. Es war schön, keinen Zwanzig-Kilo-Koffer hinter mir herzuziehen. Ich sah mich suchend um. Wo war nur? Suchend ging ich weiter. Bisher hatten wir keine Probleme gehabt uns zu finden. Mir wurde mulmig und nach weiteren zehn Minuten überkam mich die Angst. Ich war total hilflos! Ich hatte nicht viel Geld bei und Kleidung auch nicht. Ich setzte mich auf eine Bank. Ich sah auf die Uhr. Kurz nach zehn. Eine Gruppe Menschen kam herein. Ich reckte den Hals. Kein Daniel, kein schwarzer Bodyguard. Ich begutachtete meine Finger und blickte plötzlich hoch, als mich jemand ansprach.

"Excuse me, Ma'am, you are Sophia, aren't you?"

"Ja, Ye-Yes", stotterte ich.

"Mr. Jason told me, to carry you to him. If you want to follow me", sagte er noch und drehte sich um.

Ich folgte ihm zu der bekannten Limousine. Erleichterung machte sich in meinem Magen breit und verdrängte die vorhin lodernde Panik. Ich musste in mich hinein grinsen. Natürlich hatte Dan mich nicht vergessen. Wie konnte ich ihm nur so etwas vorwerfen?

"Are you hungry or thirsty? Or do you want anything else?", fragte er durch den Rückspiegel.

Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich gar nicht zugehört hatte. Ich sah auf den Laugenbrezel. Ich wollte nur zu Daniel.
 

"Äh, is this the right way?", fragte ich, da er vor der Villa, die man schon sehen konnte, rechts einbog.

"Yes, it is", antwortete er schlicht und bog links in eine Tiefgarage ein.

Ich zog die Augenbrauen hoch. Es gab sogar einen "Hintereingang", woah! Er führte mich zu dem Aufzug, drehte einen Schlüssel rum und verließ den Aufzug wieder. Die Türen schlossen sich und der Aufzug fuhr hoch. Dann öffnete sich die Tür wieder und ich ließ schnell die Laugenbrezel im Rucksack verschwinden. Immerhin hatte Daniel erst morgen Geburtstag.

"Hey!", rief plötzlich die vertraute Stimme, dessen Körper ich daraufhin umarmte.

"Du hast mich ganz schön lange am Flughafen warten lassen", warf ich ihm vor, bevor er mich küssen konnte.

"Sorry, aber der Chauffeur, der dich eigentlich abholen sollte, ist krank geworden und in dem ganzen Stress hab ich dann vergessen es einem anderen zu sagen", erklärte er hastig und wollte mich küssen, doch ich wich wieder zurück.

"Und deine Fahrscheinprüfung?"

Dan sah kurz zu Boden, grinste aber dann und rief: "Bestanden!!"

"Heißt das keinen verspäteten Chauffeur mehr?", wollte ich noch wissen und wich wieder vor seinem Kuss zurück.

"Jaha!! Darf ich dich jetzt endlich küssen?", wurde langsam sauer und ich wich wieder zurück. "Oder hab ich etwas nicht mitgekriegt? Zum Beispiel, dass deutsche Mädchen ihren Freund erst tot fragen müssen bis sie ihn küssen dürfen??"

"Nein, nein, na gut, weil du es bist", hauchte ich und küsste ihn sehr ausgiebig.
 

Ich legte mich links von Daniel ins Bett und sah zur Decke.

"Ist denn für morgen alles fertig? Ich meine, die Dekoration ist ja noch nicht dran."

"Die Dekorateurin kommt morgen früh", sagte Daniel, dann gähnte er.

"Und die Gäste?"

"Gegen späten Nachmittag, aber bevor du fragst, am Mittag müssen wir auch noch auf das Essen achten. Du darfst dir ein paar Gerichte aussuchen."

"Echt?", fragte ich begeistert und setzte mich auf und sah zu Daniel, der wie ich an die Decke gesehen hatte. Jetzt sah er mich an.

"Dann kann ich die ganze Nacht, aber nicht schlafen!"

Dan kniff die Augenbrauen zusammen.

"Na ja, dann frag ich mich die ganze Zeit, was ich mir wünschen soll! So eine Gelegenheit hat man nicht immer und immerhin ist es ja auch relevant für die anderen Personen, ich meine, ich esse das dann ja nicht alleine-", plötzlich küsste mich Daniel, "jaja, ich weiß ich rede zuviel", Daniel küsste mich wieder, "hey, ist okay, ich hab's eingesehen", sagte ich noch und küsste ihn schließlich.

"Du bist süß, du macht dir mehr Gedanken über meine Party, als ich über meine Party", sagte er lächelnd.

Ich grinste verlegen: "Na ja, du bist mir eben wichtig."

"Und du mir erst", hauchte er mir zu, bis ich in seinen warmen Armen einschlief.
 

An diesem Morgen würde alles wesentlich hektischer werde. Dan war schon aufgestanden, als ich wach wurde. Ich kramte in meinem Rucksack nach dem Laugenbrezel und nahm ihn die rechte Hand, die ich dann hinter meinem Rücken versteckte, in der anderen hatte ich die Tüte mit den anderen Laugenbrezel,

die nicht verziert waren. Ich schlich aus dem Schlafzimmer, dass Dan mich bloß nicht von hinten sah, dann wäre die ganze Überraschung weg!! Ich linste um die Ecke und sah wie er, schick in ein Jackett mit passender Hose und rot-weißem Hemd gekleidet, mit zwei Männern redete. Ich schlich mich von hinten an, als die Männer sich gerade umgewand hatten und gingen, und küsste ihn am Hals. Er drehte sich erschrocken um und ich küsste ihn sofort.

"Happy Birthday", flüsterte ich, dann grinste ich in frech an. "Hey, dass hab ich mühsam auswendig gelernt, ja?!"

Doch bevor er etwas sagen konnte, hielt ich ihm den Laugenbrezel unter die Nase.

"Für dich."

Doch als Daniels Gesichtsausdruck ein wenig ungläubig wirkte, hielt ich auch die anderen (unverzierten) Laugenbrezel hoch.

"Na ja, ich hab auch noch normale, (ich ermahnte mich zwar, dass ich nicht zuviel reden sollte, aber ich war viel zu aufgeregt, dass ich meine Lippen nicht unter Kontrolle hatte) falls du denn zu kitschig findest, ich meine, ich hoffe nicht, aber-"

Wieder stoppte mich Daniel mit einem Kuss, wie er es gestern Abend auch schon getan hatte. Doch der Kuss war anders, viel warmherziger und irgendwie... wahnsinnig prickelnd!!

"Ich liebe dich", sagte ich leise und sah ihm tief in die klaren grünen Augen.

"Ich liebe dich auch", sagte er leise zurück und schloss mich in seine Arme. Dann sah er mich wieder an und schielte kurz auf die Laugenbrezel.

"Darf ich einen Essen, ich hatte noch kein Frühstück!", rechtfertigte er sich und wirkte wie ein kleiner Dreijähriger, der wieder einmal ein Spielzeugauto von seiner Mama haben will.

Ich kicherte in mich hinein. "Klar!"
 

Danach jedoch sahen wir uns bis zum Nachmittag kaum noch. Ich hatte mit Ingrid, der Dekorateurin, sehr viel zu tun. Ines, eine Assistentin von Ingrid, half zwar mit, doch die Arbeit war nicht vor zwei erledigt. Als ich mich dann erschöpft, nach der millionsten Papierblüte, die ich aufgehängt hatte, auf den Stuhl fallen ließ, fiel mir noch etwas ein.

"Oh nein", stieß hervor und Ingrid und Ines sahen kurz zu mir, während Ingrid die Servietten glatt strich und Ines in die Unterlagen sah. Ich sah kurz an mir runter. "Ich hab mich noch gar nicht fertig gemacht, äh, Ingrid, schafft ihr das- gut, danke", murmelte ich schnell auf Englisch (ich hoffte, dass es sich nicht allzu kläglich anhörte), während Ingrid verständnisvoll lächelte.

"Excuse me, Miss", rief mir Ines plötzlich hinterher. "May I help you? My mum is a hairstylist and sometimes she teaches me."

"Yes, thanks", nahm ich das Angebot an und sie folgte mir hoch in Daniels Schlafzimmer. Mich überkam kurz die Panik. Würde Daniel es gutheißen, wenn ich eine (eigentlich) wildfremde Frau in sein Schlafzimmer ließ? Doch ich verdrängte diese Gedankengänge schnell und stellte mich vor den Kleiderschrank.

"A dress?", fragte Ines und trat neben mich. Ich nickte, als sie schon ein Kleid in Orange aus dem Schrank zog.

"It's nice, isn't it?", meinte sie. Ich fand es schön, aber es hatte einen sehr weiten Rückenausschnitt.

"Really?", deutete ich darauf an, mit einer zweifelnden Miene.

Ines nickte eifrig und schob mich daraufhin sofort ins Badezimmer. Sie selbst verschwand kurz, sie meinte, sie müsse kurz zu ihrem Auto etwas holen. Ich wusch mir die Haare, wickelte ein Handtuch darum und zog das Kleid probeweise über. Ich fühlte mich nicht bekleideter als wenn ich nackt gewesen wäre, wenn ich ehrlich war, aber es war schon ganz schick, redete ich mir ein. Na ja, es stimmte, aber es war sehr gewagt und eigentlich auch ein wenig zu sexy für meinen Geschmack. Es kaum knielang und um die Hüfte sehr schmal geschnitten. Am Busen und am Bauch wein wenig "luftiger". Es erinnert etwas an einen "Trikini".

Gerade als ich mir die Haare föhnte, kam Ines herein mit einem kleinen Köfferchen, wo, wie sich herausstellte, Friseurutensilien drin waren. Sie übernahm das Föhnen und fragte mich danach was ich denn haben wolle, doch ich schüttelte den Kopf und meinte, "dass sie mal machen solle". Und das tat sie auch! Und wie! Sie machte mir die Haare durch einen weißen Schaum wunderbar glänzend und geschmeidig und es duftete herrlich nach exotischen Früchten. Dann band sie meine Haare am Hinterkopf zu einem eleganten Knoten zusammen. An meiner Stirn ließ sie noch ein paar lockige Strähnen mir ins Gesicht fallen. Ich war absolut begeistert!!

"Oh, oh, it's so great", lobte ich sie.

Ich stand auf, schminkte meine Lippen rosa und tauchte meine Augen in ein strahlendes cremeweiß und begutachtete mich im Spiegel. Ich musste zugeben, ich sah nicht schlecht aus, auch, wenn dieses freizügige Kleid, nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach.

Ich zog noch ein Paar weiße mit Absatz versehene Sandalen an, bedankte mich bei Ines und stapfte (vor allem darauf bedacht nicht mit diesen Schuhen zu stolpern) die Treppen runter. Ich beobachtete wie Daniel ein paar Gäste herein bat. Es war aber erst ein gutes Duzend anwesend, weshalb ich wusste, dass ich ihn nicht das letzte Mal in dieser Position gesehen hatte. Ich umarmte Daniel, nachdem die Gäste sich von ihm abwandten.

"Hey, Babe", sagte er überrascht und seine Musterung entging mir nicht. "Woah, ich hätte es auch nicht besser gekonnt."

"Quatschkopf", sagte ich mit verzerrter Miene.

"Nein, ehrlich, du siehst toll aus."

Ich lächelte ihn an, doch musste ihn gleich wieder verlassen, da er die nächsten Gäste hereinbat, die er mir mit einem strahlenden Lächeln vorstellte.

"Sophia, Juliet, meine Schwester. Juliet, Sophia, meine Freundin", stellte er vor.

"Hi", sagte ich und umarmte sie direkt. Konnte sie auch deutsch?, fragte ich mich.

"Hi Sophia, Danny-Boy hat mir schon so viel von dir erzählt", wurde meine Frage beantwortet.

Lächelnd stand sie vor mir. Ich warf einen flüchtigen Blick zu Daniel, um die beiden zu vergleichen. Daniel hatte braune etwas dickere Haare und dunkel grüne Augen. Sophia jedoch hatte eher rötliches außergewöhnlich gelocktes Haar, braune Augen und ein paar niedliche Sommersprossen auf der Nase, die ich auch hatte. Ich hätte nicht geglaubt, dass sie Geschwister wären, wenn Juliet mir nicht als seine Schwester vorgestellt worden wäre. Ich schätzte sie auf höchstens zwanzig.

Daniel schnappte meine Blicke auf: "Wir sehen uns nicht ähnlich, oder?"

Ich schüttelte den Kopf.

Juliet war total nett, wie sich bei unseren Gesprächen, nachdem das Buffet eröffnet wurde, herausstellte. Wir machten es uns in einer Ecke gemütlich.

"Ich bin froh, dass ich dich kenne", flüsterte sie plötzlich. "Ich kenne hier sonst gar keinen!"

"Ich auch nicht", stimmte ich ihr zu. "Lebst du auch hier in England, oder in Deutschland? Ich meine, du redest sehr gut Deutsch!"

Das stimmte wirklich, es war noch akzentfreier als Daniels.

"Danke", sagte sie und schmunzelte beschmeichelt. "Ich habe, wie Daniel auch, damals bei unserer Tante in Deutschland gelebt. Na ja und ich bekam dann einen Job, als Produzentin für Werbung bei einer Werbeagentur, aber leider in Magdeburg. Ich hab angenommen und bin dorthin gezogen und ich werde auch bleiben, weil ich dort eine Familie habe."

"Oh, ähm", machte ich und wie Daniel las sie meine Gedanken.

"Ich bin schon vierundzwanzig, ich werde oft zu jung eingeschätzt. Aber du wirst meine Tochter auch noch kennen lernen. Sie kommt morgen mit Mum und Dad. Ich wollte ihr die Party nicht zumuten, es wird ja sicherlich spät."

Ich setzte mich ein wenig aufrechter hin.

"Warum kommen denn deine Eltern nicht heute?"

"Na ja, ich glaube, sie wollten nicht sehen, wie viele Vasen zu Bruch gehen", lachte sie und ich stimmte mit ein.

"Wie alt ist deine Tochter denn?"

"Emily wird in drei Wochen drei, na ja und da ist es besser, wenn sie mit meinen Eltern nachkommen."

"Spricht sie Englisch und Deutsch?", wollte ich noch wissen.

"Ja, aber besser Deutsch, weil mein Mann ja nur Deutsch spricht. Ich spreche manchmal Englisch mit ihr, aber so gut wie Daniel bin ich nicht. Sie wird hier sicher wieder einiges dazu lernen. Komm wir holen uns noch was, oder?"

Ich nickte und schloss mir an.

Ich nahm mir noch ein paar Kartoffeln, als Juliet "mhm" machte. Ich sah sie fragend an.

"Rotkohl, Knödel und Sauerbraten!"

"Ja, hab ich mir ausgesucht. Ich mag zwar kein Sauerbraten, aber Knödel und Rotkohl umso mehr", zwinkerte ich ihr zu.

Wir hatten gerade unsere Teller gelehrt, als Daniel sich neben mir setzte und einen Arm um mich legte.

"Na ihr, zwei. Hast du über sämtliche Schandtaten meiner Kindheit ausgepackt?", wandte er sich zu Juliet.

"Ha! Wenn es da mal welche gäbe! Du musst wissen, Danny-Boy war ein ganz braver Musterschüler!"

"War ich nicht!"

"Wohl!"

"Nein!"
 

Es wurde ruhiger, als es auf Mitternacht zuging. Die Band spielte im großen Saal langsamere Balladen und mir fielen gelegentlich mal die Augen zu, während Juliet mit mir redete.

"He Süße", vernahm ich Dans Stimme plötzlich und öffnete die Augen. Er setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Juliet verstummte, sah in die Gegend und nahm einen Schluck Sekt.

"Mhm?", machte ich bloß, doch Daniel stand sofort wieder auf und zog mich an der Hand hoch.

"Lass uns tanzen." Ich war hellwach.

"Nein, ich kann nicht tanzen-", ich überlegte "Kannst du denn tanzten?"

"Hey! Ich hatte drei Monate Tanzunterricht! Weißt du noch, die Ballszene in Magical Lovers?", sagte er empört.

Ich sah ihn verblüfft. Es stimmte, ich erinnerte mich.

Daniel zog mich auf die Tanzfläche und legte seine Hände sanft auf meine Hüften. Ich legte meine Arme um ihren Hals und meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herz pocherte angenehm. Ich spürte seine Wärme, die durch meinen Körper glitt. Ich wiegte mich in seinen Armen. Sein Atem berührte meinen Nacken. Ich nahm meine Umwelt kaum war. Mochten uns die Gäste ansehen, ich wusste es nicht, für mich gab es nur uns. Die Tanzschritte tanzten sich von selbst. Meine Füße bewegten sich fast von alleine. Ich sah auf und blickte ihm durchdringend in die Augen. Unsere Nasen berührten sich. Ich spürte seine Lippen auf meinen.

"Love you", hauchte er mit einem milden Lächeln.

"I love you, too", hauchte ich zurück.

Er führte mich von der Tanzfläche. Er lächelte mich an.

"Du tanzt gut", hatte er noch gesagt, als er angesprochen wurde.

Es war Add, der Regisseur, der sich mir vorstellen wollte. Ich schüttelte ihm die rechte Hand, die linke in Daniels eingebettet.

"Have you ever thought of a being an actress?", fragte er mich und ich bemühte mich, den Mund nicht vor Überraschung offen klappen zu lassen.

"Me?"

"Yeah, why not?", meinte er selbstverständlich und musterte mich. (Das Kleid war eindeutig zu sexy!)

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. In beiderlei Hinsicht. In der inhaltliche und sprachlichen! Ich sah Hilfe suchend zu Daniel.

"Can I have a word with you?", sagte er schnell und schob Add beiseite.

Ich setzte mich zu Juliet, die aber gerade mit jemanden redete und mich nur kurz lächelnd ansah. Schauspielern mit Daniel... ein Traum... ich sah mich mit ihm auf der Bühne... .Ich kam wieder in die Realität. Auf einer Bühne? In der Öffentlichkeit? Wenn mich zwanzig Leute anguckten? Ich wusste jetzt schon, dass das nicht ging. Ich hatte tierisches Lampenfieber und mein Selbstbewusstsein war auch nicht das Beste, und dann auch noch Text lernen...

"Sorry", unterbrach Daniel meinen Gedankengang, "typisch Add. Er versucht überall jeden anzuwerben, sobald er gut aussieht, sobald sie gut aussieht", betonte er und strich mir zärtlich über den Rücken.

"Ich wäre eine schlechte Schauspielerin, wenn ich nur an mein Lampenfieber denke-"

"Das vergeht ganz schnell-"

"Oder das viele Textlernen-"

"Ach, den lernt man ganz schnell!"

"Hey", stoppte ich diese Konversation, "red' mir das bloß nicht ein!", wollte ich ihn überzeugen und nicht zuletzt auch mich!
 

In den frühen Morgenstunden waren alle Gäste gegangen. Daniel, Juliet und ich setzten uns total übermüdet und erschöpft in einen Sessel. Daniel hatte gerade die letzten Gäste verabschiedet. Die große Standuhr zeigte kurz vor vier an. Juliet gähnte herzhaft.

"Das Personal räumt morgen früh, äh heute früh, auf", er stand auf und nahm meine Hand. "Kommst du mit ins Bett?"

Juliet gluckste kurz und grinste bis über bei Ohren. Ich war zu müde etwas zu entgegnen und stand auf.

"Sehr witzig, Juli", meinte Daniel mit einem bösen Blick. Ich wusste aber, dass das nicht ernst gemeint war.
 

Um kurz nach zwölf wachte ich auf und ich spürte mein Eingeweide schmerzhaft in mir drin. Ich wusste warum. Es war Sonntag und morgen war Montag, was bedeutete, dass ich heute Abend wieder nach Deutschland flog. Ich setzte mich kerzengerade hin, bemerkte, dass Daniel schon aufgestanden war, und zog mich rasch an. Daniels Eltern waren sicher schon da und ich schlief hier seelenruhig! Ich bändigte meine Haare hastig zu einem Pferdeschwanz zusammen und ging nach unten. Ich lugte die Treppe hinunter. Stimmen waren zu hören. Ich konnte ein kleines Kind sehen umringt von vier anderen Leuten: Daniel, Juliet und die Eltern. Ich ging entschlossen und selbstbewusst die Treppe runter.

Juliet bemerkte mich als Erste: "Sophia, gut geschlafen."

Ich stellte mich kurz nickend dazu und gab Daniel einen schnellen Kuss. Mir war es irgendwie unangenehm.

"Mum, Dad?", sagte Daniels schließlich. "This is Sophia, I've told you already. Sophia my, äh, meine Eltern."

Ich schüttelte beiden zitternd die Hand und lächelte.

Bevor wir uns unterhalten konnte, ich war erleichtern, denn ich wusste, dass das eine sehr peinliche Konversation werden würde, schob Daniel uns in den Speisesaal um zu essen.

"Hi I am Emily", sagte Emily zu mir und hopste auf Juliets Schoss auf und ab.

"Emily, Sophia spricht Deutsch", belehrte Juliet ihre Tochter.

"Toll! Ich spreche lieber Deutsch weißt du? Mein Papa kann nur Deutsch. Spielst du mit mir?", sagte sie dann sofort.

Bevor ich antworten konnte, griff Juliet ein: "Emily, nein, wir essen jetzt."

Folgsam setzte sich die Kleine neben Juliet auf den Stuhl und wartete geduldig. Ich lächelte Daniel zu, der mir gegenüber saß. Juliet saß rechts neben mir, neben ihr Emily. Links von mir Daniels Mum, mit der er sich gerade unterhielt. Daniels Dad saß neben ihm.

Während des ersten Gangs unterhielt ich mich mit Juliet. Gott sei dank, denn ich wusste, dass das heute eine Bewährungsprobe für mich werden sollte, gegenüber Dans Eltern, auch wenn Daniel es nicht so aussehen lassen wollte.

"Willst du mal Kinder kriegen?", fragte mich Juliet plötzlich, als der zweite Gang serviert wurde. Es kam ziemlich überrascht, weil wir gerade noch über den vierten Film von "Magical Lovers" geredet haben.

"Oh, äh", ich sah Daniel an und war froh, dass sie unsere Blicke nicht trafen, "ich, ich weiß nicht, aber ich denke schon", stotterte ich.

"Mit Danny-Boy?"

Ich grinste sie etwas gekünstelt und vor allem verlegen an, bis wir anfingen zu lachen.

"Sorry, aber es überkam mich", meinte Juliet danach und wischte sich die Lachträne von der Wange.

Ich winkte ab und widmete mich meinem Essen.
 

"D'ya lik'a house? A've creat'id", sprach mich unverhofft Daniels Mutter an. Ich hatte nicht zugehört wusste aber, dass es sich schwer nach amerikanischem Slang anhörte. Ich sah Daniel hilflos.

"Tja, wie du hörst, kommen meine Eltern gerade aus den Staaten. Mum, speak Britisch!", wandte er sich zu seiner Mutter und bevor er jedoch weiter reden konnte, wandte sich seine Mutter zu mir.

"Oh, I'm so sorry. I wanna, I want to say", verbesserte sie sich selbst, "if you like our house. I have create it."

Ich verstand: "Yes, it is beautiful. The nice warm colours, I thought, that you have created, because this must have a woman hand, mustn't it?"

Ich staunte. Das hatte ich gesagt? Mein Englischlehrer wird sich freuen! Doch ich freue mich trotz allem, als wir das Dessert beendeten.



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