500 Days Of Summer
Nun, dieser Film spaltet eine Vielzahl von Leuten in zwei Lager - in zwei unerwartet und neuartige Lager. Denn diesmal konnte man sowohl Romantiker neben Zynikern auf der Pro-Seite entdecken, und Frauen und Männer konnten plötzlich derselben Meinung über einen Film sein. Das klingt jetzt zwar klischee-haft, aber dieser Film bildet tatsächlich völlig neue Gruppen! Ein Mann, der Liebesfilme uninteressant findet, kann in diesem Film plötzlich völlig neue Seiten entdecken: Cinematography ist fantastisch, viele tolle Dialoge, interessanter Schnitt etc. pp. Aber auch Frauen konnten plötzlich etwas an einem Beziehungsfilm aussetzen.
Man kann diesen Film nicht wie andere Filme in eine Schublade stecken. Man kann einfach nicht damit rechnen, wem er gefällt, oder nicht - egal wie lange man diese Person kennt und eigentlich weiß, was für einen Filmgeschmack er oder sie hat. Und da spreche ich wirklich aus Erfahrung. Ich fand mich in einem völligem Wirrwarr wieder, sobald man irgendwo irgendwann auf diesen Film zu sprechen kam.
Und fast jedesmal war ich überrascht, wenn jemand, den ich kenne, sich völlig anders über diesen Film äußerte, als ich damit gerechnet habe.
Jetzt, nach drei Jahren, schaue ich den Film zum zweiten Mal an und genau in der Mitte ist mir persönlich klar geworden, warum ich diesen Film scheußlich finde. Nein, ich finde ihn nicht nur langweilig, ich finde ihn schrecklich! Es mag realistisch sein, das streite ich gar nicht ab und es mag innovativ sein, da nicht dieses andauernde Klischee einer Liebeskomödie mit Happy End wiederholt wird, aber trotzdem ist es einfach furchtbar scheußlicher Film. Und nun kommt das warum:
Der Protagonist, aus dessen Sicht alles gefilmt wird, wird als romantischer Idealist dargestellt. Mit ein paar treuen, alten Schulfreunden, mit denen er immer noch rumhängt - was bedeutet, dass er eine treue Seele hat. Er ist ein liebenswerter Bruder, der Zeit mit seiner kleinen Schwester verbringt und oft naiver ist als sie. Er glaubt an die Liebe und dass sie ihn wie nichts anderes auf der Welt glücklich machen würde und er tut alles - aber auch alles, um seine angebeteten nahe zu sein: er verleugnet seine Gefühle, er rennt ihr nach und er begibt sich freiwillig in die Position des schwächeren, des immer nachgebenden: Hauptsache, sie ist glücklich. Hauptsache, sie bleibt bei ihm, hauptsache, sie kommt zurück. Sie, sie, sie.
Sie dagegen wird von Anfang an als zynisch und bindungsunfähig dargestellt. Alle Männer fallen für sie: Sie zitiert im Jahrbuch ein Lied und auf einmal steigen die Verkaufszahlen dieser Platte in ihrer Umgebung bedenklich hoch. Sie verkauft Eis und verdoppelt die Einnahmen des Geschäftes. Sie fährt mit dem Bus und sofort zieht sie alle Blicke auf sich. Kurz: sie ist das Mädchen, das Männer wollen - nur sie will nicht.
Schön und gut, soetwas gibt es und ich habe rein gar nichts gegen solche Mädchen. Im Gegenteil! Ich mag willensstarke, unabhängige Frauen, die nicht dauernd irgendwelchen Schwärmereien nachhängen. Aber da hört es bei der lieben Summer ja nicht auf.
Denn sie ist auch wankelmütig/schizophren/ignorant(?)/anderer Gefühle gleichgültig! Sie erfährt, dass Tom (unser Protagonist) sie mag und sagt sofort, dass sie nur Freundschaft will. Am nächsten Tag küsst sie ihn jedoch leideschaftlich. Darauf folgen wunderbare Flirtattacken und schöne Stunden, woraufhin sie widerum meint, sie wolle nichts festes. Hin und her und hin und her.
Sie bleibt ein Rätsel, mehr noch: ein Mysterium. Und natürlich macht es den armen Mann völlig verrückt und nur noch mehr verliebt in sie.
Er empfindet es als ein Geschenk Gottes, dass sie ihn nach Monaten zu sich nach Hause einläd (während sie sein Zuhause am ersten Tag sieht).
Er versucht krampfhaft vorsichtig mit ihr umzugehen, sie ja nicht zu verschrecken und dann zu verscheuchen - wie ein scheues Reh.
Um am Ende doch sitzen gelassen zu werden.
Sie empfindet nicht das, was er für sie empfindet. Oder sie glaubt wirklich nicht an Liebe oder oder oder.
Okay, zugegeben: bis hierhin finde ich es noch einigermaßen erträglich. Realistisch. Mag sein, sie hat Bindungsängste. Mag sein, sie mag keine netten Kerle, egal was es ist. Er ist es wohl nicht für sie.
Was jedoch diesen Film zu meinem Hassfilm macht, ist, dass sie sich am Ende des Filmes verlobt und das nach kürzester Zeit UND es sich nicht einmal traut, ihm persönlich unter vier Augen zu sagen. Nein! Sie verbringt erst einen tollen, unverhofften Abend mit ihm auf einer Hochzeit und läd ihn am darauffolgenden Wochenende zu sich auf eine Party ein.
Ich fühle mit Tom, ganz ehrlich, ich hätte ähnliche Schlüsse gezogen, wie er! Aber nein, stattdessen bekommt er mit, wie sie einer Freundin auf der Party einen Verlobungsring zeigt. Keinerlei Schamgefühl, er ist wie Luft, nicht bedeutend. Weniger noch seine Gefühle. Und nun sag mir einer, sie hätte nicht gewusst, dass er sie vergöttert! Denn, wie kann man sich so benehmen, wie er es ihr gegenüber tut, wenn man nicht völlig besinnungslos vernarrt in jemanden wäre!
Mag sein, dass ich den Film falsch interpretiere. Mag sein, dass andere diese Summer ganz bezaubernd finden (das hab ich aus mehr als einem Mund vernommen), aber für mich hat sie im Grunde einfach nur mit einem ihr völlig ergebenen jungen, naiven und sehr liebenswürdigen Mann gespielt und ihn am Ende für langweiig empfunden und beiseite geschoben. Schrecklich. Als Frau muss ich mich da fast schon fremdschämen.
... Und am Ende: Ja, doch. Ich mag das Konzept dieses Films. Ohne Summer =P
Wie kann man nur daraus einen Film machen? Ach ja, der Drehbuchautor war ein Mann ;P