Love is in the Air
Ich muss sagen, während ich dieses Kapitel geschrieben habe, hätte ich fast geweint. Aber ich musste mir ja auch währenddessen unbedingt Killing Me Softly und Hallelujah anhören. Wääääääääähhhhhhhh. Das hat das alles noch rührender gemacht. Besonders weil ich die ganze Zeit darüber nachgedacht habe, wie ich reagieren würde und was ich fühlen würde, um es einigermaßen realistisch zu gestalten.
Das Kapitel ist mein bisheriges Lieblingskap und zwar ohne Ausnahme (natürlich nur von meiner FF). Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihr das, sobald ihr mir die Kürze und den Cliffhanger verziehen habt, genauso sehen werdet.
Falls ihr euch die Lieder anhören wollt, könnnt ihr mich gerne über ENS nach den Links fragen. Ich schick sie euch dann. Obwohl ich stark annehme, dass ihr zumindest Killing Me Softly alle selbst kennt...
Also dann, viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, ihr müsst nicht weinen...
Das nächste Kap gibt es wahrscheinlich Samstagabend.
Bis bald
Eure Ayako
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Love is in the Air
Das Gemälde war schnell gefunden. Es hing im ersten Zimmer, das sie betraten. Sie hatten es schnell abgenommen und wollten gerade gehen, als im Flur das Licht anging. Der Besitzer schien wieder da zu sein. Nate fluchte leise und holte eine Pistole aus einer seine unzähligen Taschen hervor. Kuon hoffte für den armen Menschen, dass er nicht in dieses Zimmer kommen würde, sondern sie Zeit hätten zu entkommen. Er hasste es, dabei zuzusehen, wie jemand starb.
Doch leider kam er herein. Kuon erkannte Mr. Teen im selben Moment, in dem Nate schoss.
“Nein!”, rief er, aber es war zu spät. Die Kugel hatte ihr Ziel bereits getroffen…
Yashiro konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Ren, der Ren, war in einer Gang gewesen. Und nicht nur das. Er war Drogenabhängig und für die Verletzung seines Sempais verantwortlich. Kein Wunder, dass er so gut wie nie über seine Vergangenheit redete. //Arme Sakura. Sie musste das alles mit ansehen.//
Er schluchzte laut auf. Die Geschichte hatte ihn zu sehr mitgenommen. Wenn er das alles vorher gewusst hätte, er hätte niemals versucht aus Ren etwas über seine Kindheit rauszuquetschen. Er musste jedes Mal schmerzliche Erinnerungen geweckt habe.
Plötzlich hielt er inne. Es war so leise geworden. Die Beiden sprachen nicht mehr. Warum?
Er blickte auf und sah, dass zwei Augenpaare auf ihn gerichtet waren.
Ups. Sein Schluchzen musste die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich gelenkt haben.
Sakura sah ihn ungläubig an, aber Mr. Teen prustete los. “Oho, die Katze ist aus dem Sack. Das wird Ren überhaupt nicht gefallen.”
Ren Tsuruga tat etwas, was er schon seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte: Er saß vor seinem Fenster, schaute nach draußen und blies Trübsaal. Das letzte Mal, als er das getan hatte, hatte er angsterfüllt auf einen Anruf gewartet, der ihm sagen würde, dass Mr. Teen, sein Sempai, gestorben war. Ja, er war davon überzeugt gewesen, dass der Schuss ihn umbringen würde, aber er hatte überlebt und das war die beste Nachricht gewesen, die er damals erhalten hatte. Noch heute erinnerte er sich an das Gesicht, das ihn angesehen hatte. Enttäuscht war es gewesen. Enttäuscht und traurig. Das hatte ihm mehr weh getan, als alles andere. Er hatte ihn enttäuscht. Den einzigen Menschen, der für ihm da gewesen war. Er hätte nie gedacht, dass das so weh tat.
Auch heute hatte er Schmerzen, aber sie hatten nichts mit Mr. Teen zu tun, sondern mit seiner Entscheidung. //Es war ein Fehler zurückzukommen//, dachte er. //Ich hatte mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich hätte sie ruhen lassen sollen. Ich bin nicht mehr der Kuon von damals. Ich bin Ren Tsuruga. Der Schauspieler. Mein Leben spielt in Japan, nicht hier.//
Aber er war zurückgekommen. Er war hier und hatte Kyoko diesem Fuwa überlassen. Oh, es gefiel ihm überhaupt nicht, der Sänger würde sich pausenlos an sie ranmachen, aber er hatte sie schon einmal vor diesem Reino beschützt. Er würde es wieder tun.
Kyoko. Wie sehr er sie doch vermisste. Er hasste sich selbst dafür, wie er mit ihr umgegangen war. er hatte ihre Gefühle verletzt, das hatte er gesehen. Er hatte ihr ins Gesicht gesagt, dass er Khira und nicht sie heiraten würde. Wie fühlte sie sich dabei? Was hatte er sich nur gedacht? Mit dieser Tat hatte er sich doch schon alle Chancen verspielt. Er hatte wie ein verzweifelter gehandelt. Er hatte ihr gesagt, was er für sie empfand, bevor er sie für immer verlassen musste. Er war ehrlich zu ihr gewesen und deshalb würde er sie verlieren. Denn obwohl er ehrlich zu ihr gewesen war, hatte er sie doch angelogen. Ob sie ihm das jemals vergeben würde?
Er stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Er vermisste sie. Er vermisste ihre Stimme, ihr Lachen, ihr Gesicht, ihre Wut, wenn er sich wieder einmal über sie lustig machte und auch ihre Dämonen. Er vermisste einfach alles an ihr. Hätte er sie doch mitnehmen können hierher nach L.A.. Er hätte er so gerne alles gezeigt. Das Haus seines Vaters, seine alte Schule und auch die Hütte. Er hätte sein Leben mit ihr geteilt und nur mit ihr. Aber sie war nicht hier. Sie war bei Fuwa.
Plötzlich klingelte sein Handy. Er schaute auf das Display. Takarada-san. Kurzerhand schaltete er das es aus. Der Letzte, mit dem er jetzt sprechen wollte, war der größte Verkuppler ganz Japans. Natürlich könnte er sie auch anrufen. Er hatte tatsächlich schon einmal ihre Nummer gewählt, aber letztendlich hatte er nicht angerufen. Er hatte zuviel Angst.
Was, wenn sie nicht mir ihm reden wollte?
//Du bist ein Feigling, Ren//, sagte ihm seine innere Stimme.
//Shut up!//, entgegnete er. Als ob er das nicht wüsste. Er wusste es besser als alle anderen. Er war schon immer ein Feigling gewesen. Anstatt, dass er sich seinen Problemen gestellt hatte, hatte er sie mit Hilfe von Drogen betäubt und vergessen. Er war davongerannt. Schon immer war er davongerannt. Er war so erbärmlich. Warum konnte er nicht einmal das Richtige machen?
Er sank in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Er war dumm. So dumm.
“Ich glaube es nicht”, sagte sie, während sie zu ihrer Wohnung liefen. “Du lauscht einfach so unserem privaten Gespräch.”
“Es tut mir Leid, aber…”
“Kein aber. Es war nicht für deine Ohren bestimmt.”
Er blieb stehen und schaute sie wütend an. “Ach ja? Und wann bitte schön hattest du vor, mir davon zu erzählen?”
“Du hättest mich fragen können?”
“Und was hättest du mir dann erzählt? Die Wahrheit? Wohl kaum. Du hättest mich entweder belogen oder gar nichts gesagt!”
“Woher willst du das wissen?”
“Nach allem was dein heiß geliebter Mr. Teen erzählt hat, scheinst du eine schwere Kindheit gehabt zu haben. Darüber redet man nicht einfach so.”
Sie stutzte und sah ihn verdattert an. “Das ist jetzt nicht wahr.”
“Was?”
“Du bist eifersüchtig”, stellte sie fest.
Yashiro wurde zornig. “Oh ja, ich bin eifersüchtig. Darauf, dass du ihm mehr zu vertrauen scheinst, als mir.”
“Bitte?”
“Nun, du redest mit ihm über deine Probleme. Und über Ren.”
“Er ist mein ehemaliger Lehrer. Er kennt mich. Er kennt uns beide. Er hat uns sehr geholfen. Er ist für uns so etwas wie ein Vater. Warum also sollte ich nicht mit ihm darüber reden?”
“Weil ich will, dass du mit mir darüber redest”, schrie er. “Ich will derjenige sein, der dich tröstet. Ich will der sein, der dich am besten verstehst. Ich will der sein, mit dem du dein Leben teilst. Ich liebe dich.” Er verstummt und sah sie erschrocken an. Auch sie konnte noch nicht ganz glauben, was er soeben gesagt hast. “Du… liebst mich?”, wiederholte sie ungläubig.
Für einen Moment war er noch zu erschrocken, um etwas zu sagen, doch dann sah er ihr direkt in die Augen und nickte. “Ja, ich liebe dich.”
Sie erwiderte seinen Blick und endlich kamen die Tränen, die sie all die Jahre immer wieder zurückgehalten hatte. Er nahm sie in die Arme und wartete. Wartete bis sie ihn nicht mehr zum stehen brauchte. Darauf, dass sie wieder lachen konnte. Und zwar mit ihm.
“Der Gewünschte Teilnehmer ist zur Zeit leider nicht erreichbar. Versuchen Sie es später noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piep-Ton.”
Kyoko legte betrübt auf. //Tsuruga-san.//
Sie versuchte jetzt schon seit Stunden, ihn zu erreichen, aber es ging immer nur die Mailbox ran. Warum hatte ging er nicht selbst ran?
//Weil es in Amerika jetzt wahrscheinlich mitten in der Nacht ist, Kyoko//, schalt sie eine Stimme in ihrem Kopf. //Und überhaupt, warum versuchst du ihn zu erreichen? Er ist in Amerika um zu heiraten. Und zwar nicht dich, sondern Khira.//
“Das weiß ich”, rief Kyoko. Aber trotzdem wählte sie erneut seine Nummer. Es war ihr egal, wen er heiratet, er liebt sie. Das hatte er selbst gesagt. Und sie liebte ihn. Also würde sie wohl noch mit ihm sprechen dürfen, um ihn über diesen Umstand aufzuklären, oder?
Wer weiß, vielleicht würde er ja dann zu ihr zurückkehren.
//Sei nicht albern. Er hat sich für Khira entschieden. Sie ist wunderschön und reich und erfolgreich. Warum sollte er sich so ein armes, erfolgloses Bauernmädchen wie dich aussuchen, wenn er sie haben kann?//
“Weil sie eine Zicke ist, die ihn noch nicht einmal liebt. Vielleicht liebt er sie ja überhaupt nicht.”
//Ach ja? Und warum will er sie dann heiraten?//
Kyoko schlug wütend auf ihr Bett.
“Sei gefälligst still. Er hat gesagt, er liebt mich und ich glaube ihm.”
//Das wird dir nur Unglück bringen.//
“Das ist mir egal!”
Sie war sehr aufgeregt, als sie ihr Handy abermals an ihr Ohr legte und dem Klingeln auf der anderen Seite lauschte.
//Er wird eh nicht abnehmen. Es wird sich nur wieder die Mailbox melden. Gib es endlich auf. Er hat sich über dich lustig gemacht, genau wie Shotaro.//
//Nein, das hat er nicht//, widersprach sie der Stimme in ihren Gedanken. //Tsuruga-san ist nicht so wie Sho. Er würde mich nie ausnutzen. Das weiß ich. Ich vertraue ihm.//
//Gut, stürze dich in dein Unglück, Mädchen. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.//
Damit verschwand die Stimme. Aber Kyoko hatte keine Zeit sich zu wundern, da in genau diesem Augenblick auf der anderen Seite abgenommen wurde.
“Hallo? Mogami-san?”
Sie konnte im ersten Augenblick nicht glauben, dass das wirklich wahr war. Es war seine Stimme, da bestand kein Zweifel, sie hatte sie oft genug gehört. Aber hatte sie schon immer so viele verschiedene Emotionen in ihr ausgelöst?
“Mogami-san? Das bist doch du, oder?”
Sie brach in Tränen aus. Sie war so glücklich. Er sprach mit ihr. Er sprach wirklich mit ihr.
“Mogami-san? Was ist los? Weinst du? Hallo? Hörst du mich?”
“Ja”, schluchzte sie. “Ja, ich höre ich.”
“Was ist denn los? Ist irgendetwas passiert?”
“Ja. Es ist etwas passiert.”
“Was denn?” Er klang alarmiert.
“Ich… ich…”
“Ja?”, sagte er ungeduldig.
“Ich glaube ich habe mich in dich verliebt.”
Fortsetzung folgt...