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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
von

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Da die Kommentarflut für diese Fanfiction abzuebben scheint, und wir wissen ja, bei wem wir auf der Favoritenliste stehen und die seit einiger Zeit oder gar keine Kommis schreiben

(Erzsebet, Hades, Hayashi-shinju, illunis, Kiyomi, klinki, Koorime_Chan, Love-chan, Luci-Maus, LunaSoleil, ScaryKid, shadow_breeze, Titzian, Tokoyami, Yukiko16, Zeckentodesengel),

ist dieses Kapitel Jemma gewidmet, die mal so EBEN zu JEDEM Kapi einen Kommi dagelassen hat!

Danke dafür und dieses Kapi gehört ganz allein dir!!
 

Renegat11 + trixi_82 = Phai8287
 

Die weite, inzwischen wüstengleiche Ebene, auf welche sich Torae zur selben Zeit befand, veränderte sich schlagartig. Genau so, wie auf dem See, schwand das Licht um ihn herum und es wurde doch nicht dunkel. Wütend sah sich der Magier um und schrie: „Wer will mich stören!“ Er verachtete inzwischen alles und jeden. Warum, konnte er sich selbst nicht erklären. Er war das mächtigste Wesen, das es je gab und jemals geben würde, alles um ihn war sein Spielzeug. Also, warum sollte er es hassen? Es war die Trauer, die der gute Teil von Torae in ihm zurück gelassen hatte. Die Trauer um die geliebten Menschen, die er verloren hatte, weil er versagt hatte. Er konnte es nicht verhindern, dass Iskander starb und die Liebe seines Lebens daran verzweifelte. Deshalb hatte er auch den Entschluss gefasst, diesen verbotenen Zauber zu vollziehen und tatsächlich gehofft, dass ihn der See danach verschlingen würde. Doch das war nicht geschehen und diese zurückgelassenen Gefühle hatten dafür gesorgt, dass das Schlechte in ihm alles zerstörte. Er ging selbst so weit, dass die Umwelt, Pflanzen wie auch Tiere, langsam aber sicher zu Grunde ging. Warum sollten andere Glücklich werden, wenn er selbst sein Glück nicht festhalten konnte.

Aber niemand hatte ihm auf seine Frage geantwortet. So hinterließ der Weißhaarige eine brennende Spur in der nichts Leben mehr übrig blieb. Dann schnitt wieder ein Blitz, eine Linie zwischen Himmel und Erde, wobei er den Körper des Magiers durchfuhr. Genau so schnell wie beim ersten Mal, war es auch wieder vorüber und der bewusstlose Körper des jungen Mannes blieb zurück.

Er war ein gebrochenes Wesen, als er wieder zu sich kam und von der Erinnerung, was er getan hatte, übermannt wurde. Aber um einen Schlussstrich zu ziehen, war er nicht mutig genug. So ging er den Weg, welchen er gekommen war zurück und er würde Buße tun. Torae nahm sich vor, all das Schlechte, was er in der kurzen Zeit verbrochen hatte, irgendwie wieder gut zu machen.

Doch er war weit... sehr weit von seinem neuen zu Hause, bei Ivar fort. Und als der erste Regen auf den so schnell verdörrten Boden fiel, konnte die Erde die Feuchtigkeit nicht aufnehmen und eine mächtige Strömung floss über das Land. Dann wurde der junge Mann mitgerissen. Aber Torae wollte sich nicht mit seiner Zauberkraft helfen. Er hatte es schließlich nicht anders verdient, sollte sich die Natur ruhig an ihm rächen!

Neben einem blutverschmierten Stein erwachte er der Weißhaarige wieder. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Es war aber nicht das Schlimmste. Nachdem er sich aufgerichtet hatte und umsah, fiel ihm nicht mehr ein, wo er war, noch wo er hinwollte. Bei genauerem überlegen wusste er nicht einmal, wer er selbst war. Seine Kleidung war völlig zerrissen, von den ganzen Ästen, welche ihn im Wasser mitgerissen hatten. Nur ein, wohl mal prächtiger Umhang war noch ganz geblieben.

So zog er Wochenlang durch das Land. Ohne einem Ziel zu folgen. Weil er keine ordentliche Kleidung besaß, behandelten ihn die Menschen, welchen er begegnete, als ob er ein aussätziger sei. Jemand mit einer ansteckenden Krankheit oder ein Dieb. Weil die Landschaft aber auch noch nichts Fruchtbares wieder hervorgebracht hatte, sondern, sich noch am regenerieren war, begann der junge Mann Stück für Stück auszuhungern.

Schließlich landete er in einer Stadt. Auch dort wurde er nicht viel anders behandelt und seine furcht vor Menschen, die sich in den vergangenen Wochen aufgebaut hatte, festigte sich.
 

Vorsichtig und schüchtern betrachtete Torae das Treiben auf dem Marktplatz. Unter so vielen Menschen fühlte er sich nicht wohl. Doch er brauchte etwas zu Essen und dafür Geld. Doch Geld gab es nur für Arbeit. Also würde er sich wohl oder übel einen Job unter Menschen suchen müssen.

Ivar hatte sein Pferd in dem Gasthaus untergestellt, indem er sich ein Zimmer genommen hatte. Er war weit von der Hauptstadt entfernt, doch Grid hatte sie beide, auf der Suche nach Torae, hier her geführt. Die Adlerdame saß, nun wieder im vollen Federkleid, auf Ivars Schulter und zog so manchen Blick auf sich, als die beiden den Markt der kleinen Stadt betraten. Ein Seufzen entrang dem jungen Mann, als er sich die Unmengen von Menschen ansah, die sich auf dem Marktplatz herum trieben, wie sollte er hier denn seinen Torae finden? "Er ist hier!", flüsterte sie leise um die Menschen nicht noch zu verschrecken. "Ich kann es deutlich spüren!"

„Aber wo?“ raunte ihr Ivar mit unbewegten Lippen zurück. Noch bevor der Adler ihm eine Antwort geben konnte, rempelte jemand den Räuber an und nuschelte ein kaum verständliches: "Entschuldigung!" Dann zog der Verhüllte weiter. Es war Torae, stehlen wiedersprach zwar seiner Überzeugung, aber halb verhungert, würde er bestimmt keine Arbeit finden. Doch er hatte sich den Falschen für diesen Trick ausgesucht, oder vielleicht doch den Richtigen? Ivar hatte reflexartig die Hand gepackt, die an seinen Geldbeutel gewandert war und hielt sie in einem eisernen Griff. „Nicht so schnell, Freundchen!“ Erschrocken, weil er sich ertappt sah, versuchte der Langhaarige seinen Arm aus dem Griff zu befreien. "Bitte, lassen sie mich los, ich mach es nie wieder!"

„So stümperhaft, wie du dich anstellst würde ich dir das auch ra…“ Ivar verschlug es die Sprache, die Kapuze des Fremden war zurückgefallen und enthüllte ein ihm so vertrautes Gesicht. „Torae!“ Seine Unachtsamkeit verhalf dem Jüngeren sich los zu reißen und er rannte davon. Quer über den Markt und in die Seitengassen, in denen man sich so gut verstecken konnte. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass Ivar Adleraugen zur Hilfe hatte, denn der hatte ihm nachdem er sich von seinem Schock erholt hatte Grid hinterher geschickt. Nach einer viertel Stunde kam die Dame zurück auf seine Schulter. "Nimm die nördliche Gasse!"

„Gut.“ Präzise und von Grid geführt überquerte Ivar den Markt, zielstrebig auf die Gasse zu, in der sich Torae versteckte. Der junge Mann hatte sich unter einem Treppenabsatz im Müll versteckt. Hier würde man sicher nicht nach ihm suchen. Er war schon ein Wurm!, dachte er. Leute beklauen wollen und sich dann so zu verstecken. Doch was sollte er machen? Wo sollte er hingehen? „Dir ist schon klar, dass du dich da nicht ewig verstecken kannst, nicht wahr?“ Riss ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken. Panisch schrie der Weißhaarige auf und zog sich noch mehr in die Ecke zurück. "Bitte, keine Soldaten... Bitte!"

„Was soll denn der Mist??“, fragte Ivar harsch. „Warum sollte ich dir die Soldaten auf den Hals hetzen, Torae?“ Sanft aber spürbar zwickte Grid dem Grünäugigen ins Ohr. "Sie ihn dir an! Er weiß nicht, wer du bist!" Dann deutete sie auf den verängstigen und zitternden jungen Mann. Mürrisch grunzte er Grid an, tat dann aber, wie sie ihm geheißen und kniete sich vor Toraes Versteck nieder, um ihn genau anzusehen. „Erkennst du mich?“

Toraes Anblick war erbärmlich. Das einzige, was noch an seine Vergangenheit erinnerte, war der schwarze, samtige, wenn auch inzwischen total verdreckte Umhang. Sein Körper war ausgemergelt und die restliche Kleidung war nicht mehr als ein zerrissenes Stück Lumpen. Unter hohlen Wangenknochen und hungrigen Augen sah er vorsichtig auf, traute sich aber nicht, Ivar direkt anzusehen. "Ich kenne niemanden, so wie mich niemand kennt...", flüsterte er leise. Ivars Herz schmerzte bei diesen Worten, aber er mahnte sich, stark zu bleiben. „Ich kenne dich.“ Jetzt sah ihn der Weißhaarige doch an, wenn auch sehr verschüchtert. "Aber woher denn?" Zärtlich lächelte Ivar ihn an. „Wir sind uns schon einmal begegnet, ich hab dich vor einer Horde wild gewordener Pferde gerettet. Erinnerst du dich?“ Kopfschüttelnd zog sich der Kleinere noch mehr in den Müll zurück. "Ich habe nichts mit Pferden am Hut!"

„Komm doch bitte da raus, dann erzähle ich dir mehr, Torae. Bitte, ich suche schon so lange nach dir.“ Sachte streckte Ivar seine Hand aus und hielt sie Torae hin, so dass er sie ergreifen konnte. "Das ist kein Trick um mich doch noch in den Kerker werfen zu lassen, oder dem Henker meine Hand zu schenken?", drang es ganz leise an des Räubers Ohr. „Ich verspreche es.“ Ivar musste etwas lachen. „Und glaub mir ich hab schon Schlimmeres getan, als so kleine Taschendiebstähle.“ Zaghaft berührten kalte knöchrige Finger die vor ihm ausgestreckte Hand. "Kannst du mir helfen das zu lernen?" Torae war inzwischen zu allem bereit um zu überleben. „Alles was du willst“, versprach Ivar. Tief in seinem Innern spürte der verängstigte junge Mann, dass er diesem Fremden vertrauen konnte und er ließ sich aus seinem Versteck ziehen. Erleichtert lächelte Ivar seinen verschollenen Liebsten an. „Hi.“ Schnell sah sich Torae zu allen Seiten um, ob hier auch wirklich keine Soldaten waren. "Können wir hier weg?"

„Aber natürlich, mein Hotelzimmer ist nicht weit weg, da kannst du was essen und…“ Ivar zog die Nase kraus, „...baden.“ Unsicher zog der Kleinere seine Hand wieder zurück. "Zimmer?" Dass er stank, störte ihn nicht. Es hielt ihm die meisten Menschen vom Hals. „Ja, ich hab ein Zimmer für uns gemietet, ich hab dir ja gesagt, dass ich auf der Suche nach dir war.“ Ivar achtete darauf sanft zu sprechen und keine hektischen Bewegungen zu machen, um Torae nicht zu verschrecken. "Auf der Suche nach mir... Warum?" Noch einmal sah Torae sich zu allen Seiten um und zog dann seine Kapuze tief über sein Gesicht. „Weil du mir viel bedeutest und ich dich vermisst habe.“ Ivars Antwort war knapp, aber ehrlich, dass konnte Torae in seinen Augen sehen. Der junge Mann schwieg erst einmal. Doch dann kam ihm ein schrecklicher Verdacht. „Hast du mich etwa bezahlt, damit ich dir das Laken anwärmen kann? Habe ich noch Schulden bei dir?“ Es war Torae unheimlich. Er spürte dieses tiefe Vertrauen, aber auch eine unbekannte erotische Ausstrahlung, welche ihn zu Ivar zog. Jedoch nach seinen Erfahrungen der letzten Wochen, konnte er es sich nur so erklären, dass er sich vielleicht mal verkauft hatte und allein die Vorstellung ließ Ekel... Ekel vor sich selbst in ihm aufsteigen. War er deshalb bereit, alles zu machen um zu überleben? „Dich bezahlt, um…?“ Ivar konnte sich nicht zurück halten und brach in schallendes Gelächter aus. „Nein, also, dass nun wirklich nicht!“ Jetzt schwieg Torae erst recht. Er war zwar erleichtert, dass er sich nicht prostituiert hatte, doch irgendwie ahnte er, dass er nichts Gutes getan hatte. Außerdem war er so tief in seinem Umhang versunken, dass man hätte meinen können, er sei nur ein Schatten neben dem rechtmäßigen, aber hier noch nicht preisgegebenem König. Dann erreichten sie das Gasthaus in dem sich Ivar eingemietet hatte. Sie wurden zwar schief angesehen, aber niemand hinderte sie daran zu Ivars Zimmer zu gelangen, was wohl auch daran lag, dass der Dunkelhaarige, bar und gut bezahlt hatte. Als sie das Zimmer betreten hatten, schloss der Weißhaarige ziemlich schnell die Tür und riegelte sie fest ab. Dann zog er sich in eine Ecke zurück. "Du musst dich nicht begaffen lassen, nur weil ich bei dir bin. Sie werden denken, dass du mich bezahlst oder ich dich erpressen würde. Es ist kein Problem, wenn du mich jetzt wieder fort schickst!" Ivar seufzte und sah ihn etwas traurig an. „Du scheinst es noch immer nicht verstanden zu haben, ich bin nur deinetwegen hier, also warum sollte ich dich fortschicken?“ Ehrlich schüttelte der Jüngere seinen Kopf. "Nein, ich versteh es wirklich nicht. Warum sollte jemand meinetwegen hier sein?" Ivars Herz wurde schwer, als er spürte, wie wenig Torae an sich selbst glaubte. „Weil du etwas ganz Besonderes bist, du bist der wundervollste Mensch, der mir je begegnet ist.“ Das Lachen was vor einigen Minuten noch an Ivar war, drang jetzt laut und herzlich amüsiert aus dem Magier heraus. "Du hörst dich an, als ob wir mal ein Pärchen waren..." Ivars Wangen färbten sich zart rosa und verlegen sah er zur Seite. "Ich bitte dich... Wer auch immer du bist..." Es fiel Torae schwer sich wieder ein zu bekommen. "Warum sollte jemand so edles wie du wirklich nach jemandem wie mir suchen? Ich weiß zwar nicht, wer ich bin, aber so wie du mich jetzt siehst, so war ich, seit dem ich vor Wochen wach geworden bin. Zerlumpt, verachtet und geächtet. Jemanden wie mich, den tritt man mit Füßen! Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir keine Hoffnungen machst, dass das hier nicht mein Leben ist. Denn das hört sich an wie ein Märchen!"

„Aber in jedem Märchen steckt doch auch etwas Wahrheit. Du magst es nicht verstehen können, da du dich nicht dran erinnerst, aber du bist etwas Besonderes und ich will, dass du nach Hause kommst.“ Skeptisch zog der Kleinere eine Augenbraue hoch. "Du willst, dass ich nach Hause komme?" Es hörte sich für ihn an, als ob er Ivar doch zu diensten sein müsste, wie auch immer. Er will und was er sagt wird auch geschehen. "Was ist dein zu Hause?"

„UNSER zu Hause ist ein kleines Dorf, in der Nähe der Hauptstadt.“ Er verstand wie seltsam, dass alles für Torae sein musste, aber er wollte auch, dass er ihm glaubte. Torae zuckte etwas zusammen, bei der starken Betonung und duckte sich. "Entschuldigung..." Das hatte Ivar nun nicht gewollt. „Dir muss nichts Leid tun, ich verstehe, wie du dich fühlen musst.“ Vorsichtig sah der Weißhaarige wieder auf. Der Grünäugige schaffte es mit kleinen, fast unmerklichen Gesten Toraes Vertrauen zu gewinnen. Und als Torae den traurigen Glanz in Ivars Augen sah, fasste er noch ein Stückchen weit mehr. "Wie heißt du?"

„Ivar.“ Zu tiefst hoffte er, dass sein Name seinem Liebsten irgendwas sagen würde. Doch dem war nicht so und auch wenn er ein wenig Vertrauen gefasst hatte, woher sollte Torae wissen, dass der Fremde vor ihm, genau verstand, was er durchmachte, weil der Räuber als Kind selbst sein Gedächtnis verloren hatte. "Ivar...", wiederholte er und lächelte. "Der Name fließt schön über die Zunge! Wie heißt dein Vogel?" Grid hatte die ganze Zeit über nicht gesprochen und saß jetzt am Fenstersims. Auch sie wollte den jungen Mann nicht verschrecken. Ivars Blick wanderte zu der Vogeldame. „Ihr Name ist Grid, aber wenn sie überhaupt irgendwem gehört, dann dir.“ Ein empörter Adlerschrei drang durch das Zimmer. Eigentlich hätte sie gleich losgemotzt, weil Grid niemandem gehörte, auch wenn Torae ihr Herr war. Kichernd hielt sich Torae die verdreckten, knochigen Finger vor den Mund. "Hat sie dir etwa zugestimmt?" Doch Ivar hatte genau verstanden, was ihr so gegen den Strich ging und streckte ihr keck die Zunge raus. „Du hast aber auch immer was zu meckern.“ Mit einem etwas lebendigeren Ausdruck im Gesicht ging der Magier zu dem Vogel ans Fenster und hob seine Hand. "Ob ich sie streicheln darf?"

„Frag sie das doch selbst.“ Verwirrt sah ihn der junge Mann an. "Bitte?" Doch dann hörte er ein leises, weibliches Lachen. "Sicher darfst du, ich hab dich vermisst!" Schon wieder schrie Torae und versuchte so schnell wie möglich ein Versteck für sich zu finden. "Siehst du Ivar, es war keine gute Idee, Torae jetzt schon davon zu erzählen!" Noch während Grid sprach, zerrte der Langhaarige verzweifelt an der Tür, welche er wohl zu fest verschlossen hatte. "Wer seid ihr? Ich will hier weg!" Es hatte ihn furchtbar erschrocken und verängstigt. „Torae! Bitte beruhige dich!“ Ivar sah sich mit der Situation konfrontiert, dass er Torae wieder verlieren könnte. Er griff nach dessen Armen, um ihn daran zu hindern aus der Tür zu verschwinden. „Bitte bleibe hier, wir wollen dir nichts böse.“ Zum ersten Mal konnte Ivar fühlen, wie ausgemergelt der Körper vor ihm tatsächlich war und Torae hatte auch nicht wirklich die Kraft sich los zu reißen und zu fliehen. "Ich versteh das alles nicht...", wimmerte er leise. „Ich weiß.“ Vorsichtig um ihn nicht zu verschrecken zog Ivar Torae gegen seine Brust. „Es muss grade unglaublich verwirrend sein, du zu sein, aber nach einem Bad und einem guten Essen sieht die Welt gleich schon ganz anders aus und dann unterhalten wir uns ganz in Ruhe.“

Unweigerlich sog der Jüngere Ivars Duft, tief in sich hinein und es beruhigte ihn sanft. "Ich kenne dich... Glaube ich... Aber deinen Geruch kenne ich auf jeden Fall!", nuschelte er. Diese Worte ließen Ivars Herz vor Freude springen. „Keine Sorge, selbst wenn du dich nie wieder an früher erinnern solltest, ich sorge dafür, dass du mich wieder kennen lernst.“ Ganz zart, so als ob Ivar von einer Feder gestreift würde, legte der Weißhaarige seine Hände an die warme Brust. "Darf ich jetzt baden?" Es war ein erster Selbstschutz, den er vor Ivar fallen ließ. „Aber klar doch, ein schönes warmes bad, so wie du es magst.“ Torae kicherte wieder leise und schüchtern. "Es ist schon eigenartig, von Fremden zu hören, was einem Selbst gefällt..." Dann sah er verlegen zu Boden. "Entschuldigung..."

„Hör auf dich immer zu entschuldigen, es ist doch ganz normal, dass du so empfindest.“ Lächelnd schüttelte der Kleinere seinen Kopf. "Es ist eigenartig..." Dann bemerkte er, dass er noch immer an Ivars Brust lehnte und löste sich schnell wieder. "...aber ich möchte trotzdem mehr von dir erfahren!" Neugierig begann er jetzt das Zimmer mit seinen Blicken abzutasten. "Wo ist denn das Bad?" Ivar deutete auf eine Tür am Ende des Zimmers. „Da hinter. Soll ich dir beim Haare waschen helfen?“ Er konnte es nicht lassen, er hatte Torae grade erst wieder gefunden und wollte ihn nicht mehr aus seinen Augen und Händen lassen. Toraes Wangen färbten sich rosa und er senkte den Blick. Warum fühlte sich das so verlockend an?, fragte er sich, entschied sich schließlich aber anders. "Danke, das geht schon..." Dann ging er zu der gewiesenen Tür und lächelte. "Bis gleich..."

Seufzend sah Ivar ihm hinter her. „Und was tun wir jetzt?“ fragte er an Grid gewannt. "Erst einmal etwas zu Essen und saubere Kleidung zaubern!" Auch die Adlerdame sah den Magier hinterher. "Fühlt er sich so schrecklich an, wie er aussieht?"

„Schlimmer“, gab er bitter zurück. Grid maulte leise vor sich hin. "Das ihr Menschen euch mit euren Gefühlen immer selber solchen Schaden zufügen müsst!" Dabei richtete sie ihren Kopf zum Tisch und ließ nur das Beste an Leckereien erscheinen. "Was soll er tragen?"

„Elegante, aber schlicht gehaltene Roben, er soll sich ja nicht überfordert fühlen.“ Ivars Blick lag noch immer auf der Tür zum Bad, und seine Gedanken waren bei dem Mann dahinter. Und dann geschah etwas, was der ehemalige Räuber nicht vermutet hätte. Torae schrie wieder, aber keinen willkürlich gewählten Laut, sondern seinen Namen. "IVAR...." Grid schaute dabei unschuldig an die Decke.

Sofort war der Grünäugige an die Tür gesprungen und riss sie auf. „Torae! Alles in Ordnung??“ Stotternd und blass zeigte Torae auf eine Robe die mitten im Zimmer schwebte. Es war die Kleidung, die er sich schon als guter Magier gewählt hatte. "Da... da... da... da..." Ruhig trat Ivar in den Raum und schloss die Tür hinter sich. „Bleib ganz ruhig, das ist ein Geschenk für dich.“ Er holte die Kleider aus der Luft und legte sie gefaltet auf einen Stuhl, dabei wanderte sein Blick immer wieder ganz unschuldig zu Torae, der anscheinen noch nicht bemerkt hatte, dass er nackt vor Ivar stand. "A... aber...", noch immer hatte der Weißhaarige seinen Arm ausgestreckt und es wurde langsam zuviel für den geschundenen Geist. So gab der Körper den zitternden Knien nach und er sank auf den Boden. "Wie..." Ivar ging zu ihm und kniete sich neben ihn, seine Arme um Toraes Schultern legend. „Magie.“ Schwache Bilder durchzuckten bei dem Begriff Toraes inneres Auge und er starrte Sekunden vor sich hin. Es waren zwar nur vernebelte Bilder, doch sie zeigte ihm, wie er aus seinem Heimatdorf vertrieben wurde und wie er damals die Soldaten einäscherte. "Bleib hier..."

„Klar doch.“ Er ergriff eine Strähne von Toraes eigentlich silbernen Haaren. „Du würdest es eh nicht alleine schaffen, die wieder sauber zu bekommen.“ Erst jetzt bemerkte der Magier, dass er schon nackt und wie nah er Ivar war. Sein gesamter Körper lief dabei knall rot an. "Ohh... Würdest du... Ich meine..." Er wusste ja inzwischen, dass er sich nicht an den Älteren verkauft hatte und so wurde es im sehr peinlich. Der grinste ihn nur an. „Mach dir nicht draus, ist nichts, was ich noch nicht gesehen habe.“ Torae wurde noch röter. "Also... haben wir... oder..." Er stotterte verlegen. Warum kam ihm als erster Gedanke schon wieder, dass er mal mit Ivar geschlafen hatte? Sie könnten doch auch gemeinsam aufgewachsen sein und haben als Kinder wie alle in dem Alter nackt zusammen in einem Fluss oder so gebadet. „Wäre das schlimm?“ fragte Ivar vorsichtig. Torae war hin und her gerissen. Reagierte aber schließlich so, wie er es getan hatte, bevor Ivar das erste Mal mit ihm schlief. "Das geht doch gar nicht!" Dabei lachte er leise um sich selbst Mut zu machen. Auch Ivar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das hast du letztes Mal auch gesagt.“ Abrupt wurde der Jüngere wieder still. "Also stimmt es?"

„Ja.“ Ivar konnte sich nicht beherrschen und berührte zaghaft Toraes Wange mit seinen Fingerspriten. "War es schön?", entfuhr es dem Kleineren leise und ungewollte. Doch er genoss Ivars Nähe, auch wenn er sich in seiner Nacktheit unwohl fühlte. „Es war unglaublich!“ hauchte ihm der Dunkelhaarige entgegen, der eifrig dabei war seinen Drang, Torae küssen zu wollen, zu unterdrücken. „Tut mir leid, wenn ich dir das jetzt nicht geben kann. Aber...“ Entschuldigend senkte Torae seinen Kopf und zitterte auch ein wenig. „Mach dir mal keinen Kopf, jetzt ist erst mal wichtig, dass du auf die Beine kommst.“ Lächelnd legte Ivar seine Hand an Toraes Kinn und zwang ihn so, den Blick zu heben. Unwillig machte der sich wieder los und stand auf. Der Weißhaarige fühlte sich in dem Moment bedrängt. Etwas beschämt legte er dann seine Hände vor seinen Genitalbereich und tapste auf schnellstem Weg in die Wanne. Dieses Gasthaus war für den Rest der Stadt hoch modern und über neumodige Hochdruckkessel war es Torae möglich gewesen, noch während Grid die Kleidung ins Zimmer gezaubert hatte, die Wanne mit warmen Wasser zu befüllen. „Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Ivar etwas irritiert und leicht verletzt, als Torae ins Wasser glitt. "Nein!", der Kleinere schüttelte seinen Kopf und Lächelte Ivar das erste Mal warm an. "Es ist nur... Ich fühl mich überfordert von dem was du alles sagst..." Aber er streckte ihm auch versöhnlich die Hand hin. „Das verstehe ich.“ Ivar stand auf und nahm zärtlich die dargebotene Hand. „Und es tut mir leid, aber ich freu mich halt so, dich wieder zu sehen.“

"Wenn ich mich irgendwann mal erinnern sollte, werde ich dir sagen, ob es bei mir auch so ist..." Schon wieder grinste Torae entschuldigend, aber er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Dann legte er Ivars Hand auf seinen Kopf. "Auch auf die Gefahr hin, dass das alles nicht stimmt, was du mir sagst. Es hört sich trotzdem schön an und wenn du möchtest, kannst du mir doch ruhig die Haare waschen..."

„Aber gern doch, Liebes.“ Ivar musste grinsen, er konnte sich diesen Spitznamen einfach nicht verkneifen. Er griff nach einem Behälter, der am Wannenrand stand und füllte ihn mit Wasser, um Toraes Haare nass zu machen. Sich die Augen zuhalten, lachte der Magier herzlich, aber diesmal nicht über den Räuber. "Also, wenn du mich immer so genannt hat, ist es mir ganz recht, das ich alles vergessen habe!"

„Na ja, am Anfang hast du dich ganz schön darüber aufregen!“, lachte Ivar mit, während er ein Shampoo in die weißen Haare einarbeitete. "Heißt das, du hast mich in der Öffentlichkeit auch so genannt? Und alle haben es respektiert? Das hört sich an, als ob du nicht von diesem Planeten bist!" Torae genoss sichtlich und schloss seine Augen. Ruhig lehnte sein Körper dabei am Wannenrand. „Bei uns im Dorf interessiert das niemanden, dort darf jeder so sein, wie er ist.“ Ivars Blick wirkte in die Ferne gerichtet, während seine Hände im hier und jetzt Toraes Kopfhautmassierten.

Auf einmal spürte der Jüngere wie zarte Hände von seinem Kopf, ganz zärtlich seinen Hals hinab glitten. Er zuckte ein bisschen, aber schreckte nicht hoch. Es fühlte sich seltsam richtig an. "Ivar...?" Der Dunkelhaarige schrak aus seinen Tagträumen. „Oh, tut mir leid.“

"Schon gut... Es war schön... Glaub ich..." Verspielt hielt Torae sich die Nase zu und holte tief Luft, nur um gleich ganz in der Wanne abzutauchen und unter Wasser die Seife aus seinem Haar zu spülen. Trotz Toraes beschwichtigender Worte, schollt Ivar sich selbst, verstand er doch besser als manch anderer was es hieß sein Gedächtnis zu verlieren. Aber in Toraes Nähe zu sein, war einfach zu berauschen. Als der Weißhaarige wieder auftauchte, war er zumindest schon wieder sauber und ein Schatten seines alten Selbst war äußerlich erkennbar. "Ist das wahr, dass ich etwas zu Essen hier bekommen kann?"

„Klar doch, ich lass dich sicher nicht hungern.“ Da das Wasser aus den Rohren im Keller angeheizt worden war, kühlte es auch schnell wieder aus. So begann der magere Körper schnell zu frieren. "Danke, dass du eben hergekommen ist, aber würdest du mich jetzt bitte wieder allein lassen?" Er wollte durch die Kälte wieder aus dem Wasser, schaffte es aber nicht, sich vor Ivar zu erheben. „Ah, natürlich.“ Schnell holte Ivar noch ein Handtuch für Torae, bevor er sich aus dem Bad zurückzog. "Danke!" Traurig sah der Jüngere ihm nach, bevor er noch einmal bitterlich weinend ins Wasser zurück glitt. Er war hin und her gerissen, soviel Wärme, wie in den wenigen Minuten mit Ivar hatte er seit seinem Erwachen noch nie gefühlt. Trotzdem hatte er ja nur die schlechten Erfahrungen mit anderen Menschen, weshalb ihn ein inneres Stimmchen lautstark warnte.

"Hat er sich erschreckt?", fragte Grid noch immer unschuldig, als Ivar aus dem Bad kam. „Kann man so sagen“, antwortete Ivar abwesend, er lehnte an der Badezimmertür und konnte so das Schluchzen aus dem Inneren hören. "Wie geht es ihm denn?" Die Adlerdame klang jetzt mitfühlender, denn die Gefühle der Menschen waren ihr großteils fremd. „Er ist verwirrt, er weiß nicht ob er auf seine Gefühle oder seinen Verstand hören soll. Die ganze Situation überfordert ihn.“ Ivar seufzte, wie sollte er Torae bei all dem nur helfen? Er selbst hätte es ohne seinen Großvater nie geschafft, wieder ein neues Leben zu beginnen. "Wir sollten ihn erst einmal hier weg bringen. Vielleicht geht es ihm bei Menschen, die er kannte besser."

„Wir müssen es langsam angehen lassen, er sollte sich erst mal wieder an uns gewöhnen.“ Ivar trat von der Tür weg, als er hörte, das Torae fertig war.

Kleinlaut trat der wieder aus dem Bad. "Danke, ich hoffe jetzt störe ich deine Nase nicht mehr. Das Zimmer habe ich auch wieder trocken gewischt!"

„Das musst du doch nicht, das ist die Aufgabe des Zimmermädchens.“ Schollt Ivar lachend und führte den sauberen jungen Mann zum Esstisch. Überwältigt sah Torae das ganze Essen und die Leckereien. Tränen schossen ihm in die Augen. "Aber... Das ist doch viel zu viel und zu gut...."

„So ein Unsinn, für dich nur das Beste.“ Torae schüttelte den Kopf, welcher ihm schwirrte. Dann nahm er sich eine kleine trockene Ecke Brot. "Ich... ich möchte dir auch etwas geben... aber... ich habe nichts..."

„Das musst du auch nicht, ich bin zu Frieden damit, dass du wieder da bist. Und jetzt iss, du brauchst dringend etwas Fleisch auf den Rippen.“ Ivar ermutigte Torae mit Handbewegungen zu essen. Ein leichtes Rosa zierte Toraes Wangen. "Ich esse ja schon." Ganz langsam aß er sein Stück Brot auch auf und nach einigen Überredungskünsten sogar noch ein Stückchen Wurst. Dann legte er sich vor den Kamin, er wollte nicht noch mehr Umstände machen.

Schweigend hatte Grid ihn die ganze Zeit beobachtet um ihn nicht noch einmal zu verschrecken, bis er schlief. "Wir hätten wirklich nicht später kommen dürfen!"

„Was machen wir nun mit ihm?“ Leise trat Ivar an den schlafenden Jungen heran und hob ihn auf seine Arme, darauf achtend, dass er nicht aufwachte. Während der Räuber ihn aufs Bett trug und zudeckte, lächelte Grid. Sie waren wirklich ein schönes Paar. "Wir könnten uns ansehen, was er erlebt hat..."

„Was meinst du?“, fragte Ivar, obwohl er bereits eine Ahnung hatte, was sie vorhatte. "Ich kann dich durch seine Erinnerungen führen. Das könnte uns helfen, was seine Ängste angeht und vielleicht auch, warum er sie verlor." Ivar seufzte und schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht, ich will, dass er mir wieder vertraut, das wäre das kaum hilfreich, wenn er aufwacht fragen wir um Erlaubnis.“

"Auch wenn es gefährlich ist?"

„Gefährlich?“ Verwirrt sah Ivar die Adlerdame an. Diese hatte sich inzwischen mit wenigen Flügelschlägen neben Torae niedergelassen und sah ihn traurig an. "Er könnte uns unterbewusst nicht nur in seine Erinnerungen eintauchen lassen, sondern auch in seine Fantasiewelt und wer weiß, was es dort für Dämonen gibt."

„Also was schlägst du vor?“ Mit festem Blick sah die Gefragte ihn an. "Lass uns jetzt gehen. Er wird lange schlafen, der Tag war anstrengend! Wenn ich es richtig gesehen hab, wollte er zum ersten Mal stehlen und dann das was er danach von uns erfahren hat, er ist erschöpft!" Das gefiel Ivar überhaupt nicht, aber dennoch nickte er Grid zu und gab so sein Einverständnis. "Mach dir keine Gedanken, er wird es nie erfahren!" Die Augen des Vogels leuchteten bei dieser Aussage auf und Ivar, als auch Torae fingen an zu schweben. Den Räuber legte sie direkt neben dem Langhaarigen in die Luft. "Jetzt mach die Augen zu und lass dich fallen!"

„Das macht es nicht besser!“, murmelte Ivar noch, dann schloss er seine Augen. Als er sie wieder öffnete befand er sich in einer toten Landschaft. Alles war ausgedörrt und das Flussbett ganz in der Nähe war vertrocknet. Dann trat ihm eine wunderschöne Frau entgegen. Sie trug ein hauchdünnes, kurzes und weißes Seidenkleid mit einem tiefen Ausschnitt, welcher ihren wundervoll geformten Busen zeigte. Auch ihr restlicher Körper war wohl geformt. Lange Beine, ein knackiger Hintern und ein Flacher Bauch. Die Haut der Frau hatte einen gebräunten Touch und ihre langen, weiß/silbernen Haare wirkten durch diese durchgehend leuchtend. "Wenn Torae zurück ist, können wir es ihm sagen..." Ivars Augen wurden weit, als er realisierte wer da vor ihm stand. „Ach du scheiße.“ Fast unbeeindruckt schritt Grid neben ihn. Sie wusste welche Ausstrahlung sie besonders auf das männliche Geschlecht der Menschlichen Rasse hatte, in ihrer göttlichen Gestalt. Deshalb übernahm sie weiterhin die Rolle der Führerin. "Hier in der Nähe muss es passiert sein!" Ivar ließ es sich nicht nehmen, ihre Rückseite zu bewundern. „Lauft ihr Götter immer halb nackt durch die Gegend?“

"Wir fühlen weder Hitze noch Kälte uns ist es immer angenehm. Weshalb nennst du das nackt? Ich habe doch alles bedeckt..." Warm lächelnd drehte sie sich wie ein junges Mädchen vor dem Räuber. „Mehr schlecht als Recht, aber lass uns jetzt lieber nach Torae suchen, ich will das hier nicht zu lange dauern lassen.“ Der Grünäugige hatte gerade seinen Satz beendet, als eine gewaltige Welle das Flussbett hinunter raste. In der Ferne konnte man auch schwarze Regen und Sturmwolken erkennen. "Immer gegen den Strom!" Ivar wurde mulmig zu mute und mit Angst fragte er sich, was Torae passiert ist. "Bevor ich es vergesse..." Begann Grid, als sie durch das Wasser ging und es einfach durch sie hindurch floss. "Wir können weder ändern was geschah noch kann man uns sehen oder fühlen!"

„Na toll, mir gefällt das Ganze immer weniger!“, grollend verzog Ivar das Gesicht. "Es sind Erinnerungen und nicht die tatsächliche Vergangenheit!" Dann ging die schöne Frau einfach vor. Immer dem Wasser entgegen, bis alles an ihnen vorbei und hindurch geströmt war. "Wir sind fast am Ziel!" Mit geübten Augen fuhr der Räuber über die Landschaft, immer auf der Suche nach einem bekannten weißen Schopf. Bis er ihn schließlich erblickte. Total verdreckt und mit einem Rotschimmer zwischen seinen Strähnen, welcher neben seinem Kopf auf einem Stein als kleine Blutpfütze auszumachen war. „Torae!“ Völlig vergessend, dass dies nur eine Erinnerung war eilte Ivar zu dem bewusstlosen Mann. Kopfschüttelnd sah Grid ihm nach und ihre Augen schimmerten Traurig, als sie weiterhin mit ansehen musste, wie der Braunhaarige seinen Liebsten in seine Arme ziehen wollte, aber immer wieder durch ihn hindurch griff. "Ivar... Du kannst die Vergangenheit in einer Erinnerung nicht ändern!"

„Hätte ich doch nur auf ihn aufgepasst!“ Mit einer Hand verdeckte Ivar seine Augen. "Du kannst es nicht allen recht machen. An dir war es um deinen Großvater zu trauern und ihn als Geschenk in dich aufzunehmen. Torae war nicht bestimmt zu sterben... Komm, lass uns weiter gehen!"

„Wir sollen ihn hier liegen lassen?“ Der Gedanke gefiel Ivar nun wirklich nicht, selbst wenn er nichts ausrichten konnte, so wollte er Torae auch nicht alleine lassen.

Doch die Göttin ließ ihn nicht weiter protestieren sondern legte zart ihre Hände über Ivars Gesicht und im nächsten Augenblick, waren sie schon einige Stunden weiter. Torae irrte Ziellos durch die Landschaft und traf auf einen Gauklerwagen. Mit Vorbehalt beobachtete Ivar das Geschehen, denn er hatte bereits die Ahnung, dass Torae schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht hatte. Und er hatte mit seiner Vermutung nicht ganz Unrecht. Die Gaukler hielten bei dem jungen Mann. Doch als er sie um etwas Wasser und zu Essen bat, aber nicht bezahlen konnte, droschen sie auf ihn ein. Bettler wie er sollten lieber verrecken, bei so mageren Zeiten, das kaum einer genug für sich selbst hatte, warfen sie ihm vor und gingen dann wieder ihrer Wege. Ivar war den Tränen nahe, er konnte nicht verstehen, wie jemand, seinem so friedlichen Liebsten, so etwas antun konnte. "Soll ich alleine weiter gehen?", fragte Grid ihn vorsichtig und legte ihre zarte Hand auf seine Schulter. „Nein, nimm es nicht persönlich, aber ich lass dich seine Privatsphäre sicher nicht unbeobachtet stören!“

"Hast du eine komische Vorstellung von Privatsphäre... Ich geh bestimmt nicht so weit, dass ich bis zu euren einsam- zweisamen Stunden vordringe!" Noch einmal sprang Grid in den Erinnerungen des Magiers und sie befanden sich in einem kleinen Dorf wieder.

Ivar graute es, er wollte nicht wirklich sehen, welch Leid Torae auch hier widerfahren war. Doch zu Anfang war es noch recht harmlos. Der Magier ging von Geschäft zu Geschäft und flehte um Arbeit. Es waren schon drei Wochen vergangen und man konnte sehen, wie sehr ihn die letzte Zeit mitgenommen hatte. Aber alle schickten ihn fort. Man könnte keine Gehilfen bezahlen, weder mit Münzen noch mit Nahrung und Obdach. Einer der Händler jedoch bemerkte seine, durch den Wasser- und Nahrungsmangel, noch immer nicht verheilte Kopfwunde und stieß ihn angewidert zu Boden. Er hielt es für eine aufgeplatzte Pestbeule, weil sie in dem Staubigen Land auch noch schmutzig geworden war. "Verschwinde hier... Missgeburt!" Wut brodelte in Ivar hoch und er spürte das Verlangen, diesen Mann aufzusuchen und langsam und qualvoll sterben zu lassen. "Das reicht..." Auch Grid wurde es langsam zu viel. "Lass uns zurück gehen!" Schon im nächsten Moment fand sich Ivar blinzelt in ihrem gemieteten Zimmer wieder. Er lag neben seinem Liebsten und die Decke legte sich wärmend über sie. "Also, bei den Erfahrungen, würde ich gar nicht mehr unter Menschen gehen!"

„Ja, aber Torae ist eben was ganz Besonderes.“ Zärtlich stich Ivar dem Anderen eine weiße Locke aus dem Gesicht. "Aber nur mit dir, denn du bist seine andere Hälfte!", lächelte noch immer die Frau. „Was meinst du?“ Ivar beäugte sie. „Bleibst du jetzt so?“ Sie schüttelte ihren Kopf. "Auch wenn es nicht immer leicht war, hat er erst bei dir... mit dir, gelernt zu leben!" Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken zog er Torae in seine Arme. „Ich kann mir ein Leben ohne ihn auch nicht mehr vorstellen und egal was es auch kostet, ich sorg dafür, dass er wieder gesund wird.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ReinaDoreen
2008-02-25T20:59:31+00:00 25.02.2008 21:59
Da bin ich mal ein paar Wochen nicht da und schon passiert so viel trauriges mit Ivar und Torae.
Wie soll es nur weitergehen? Es sieht doch so aus als könnte Torae durch seinen Verlust des Gedächtnisses und der Erlebnisse die er hatte kein Vertrauen mehr zu Ivar oder einem anderen Menschen aufbauen.
Ivar hat durch seinen Wunsch, Iskiander wieder zum Leben zu erwecken wirklich etwas schreckliches angerichtet.
Reni
Von:  Account22134
2008-02-17T17:41:37+00:00 17.02.2008 18:41
Hi, damit ihr auch mal ein Kommi von mir bekommt.
Bin von der ganzen FF sehr begeistert, sie ist sehr flüssig und spannend geschrieben. Die FF ist euch einfach super gelungen. Macht weiter so!
Von:  Allmacht
2008-02-15T17:35:42+00:00 15.02.2008 18:35
Oh! *total gerührt bin*
Danke für die Widmung.
Das Kapitel war aber wirklich auch etwas Besonderes.
Ich schätze mal, dass der Gedächtnisverlust notwendig war, damit Ivar überhaupt in Toraes Nähe kommen konnte.
*seufz*

lg


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