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Yina und Feoan

Der Fluch
von

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Armer Jyn!

Armer Jyn!
 

Das wunderbare, befreiende Gefühl von Erleichterung strömte durch meinen Körper und schien mich zu betäuben, als er seine kleinen Kateraugen öffnete. Tayin löste das Band von seinem Hals und im nächsten Moment, lag Jyns Elfenkopf auf meinem Schoß. Ich war ein wenig verwundert. Jyn hatte doch nicht genug Kraft, um sich zu verwandeln? Lag es an dem seltsamen Band, diesem teuflischen Ding? Jyn rührte sich, seine Hand wanderte zu seinem Hals, dort wo das Band ihm ins Fleisch geschnitten hatte, und seine Augen öffneten sich nun ganz. Langsam, als würde er ein schweres Gewicht tragen, richtete er sich auf und blickte sich um. In seinen Augen glänzten kleine Tränen und ich konnte nicht anders, ich drückte ihn an mich und strich sanft durch sein weiches Haar, das nach Kirschenblüten duftete. So roch es fast immer und mir war nie klar, weshalb. Vielleicht rochen Wandler einfach so. Jyn weinte sich leise aus und als er sich beruhigt hatte, war sein Blick voller Dankbarkeit.
 

„Danke, Yina.“, sagte er leise. „Danke euch allen.“ Tayin und Feyn nickten ihm zu, dann machten sie sich wieder an die Arbeit und halfen den anderen Elfen. „Yina, habt Ihr es geschafft? Seid Ihr von dem Fluch befreit?“ Traurig schüttelte ich den Kopf, aber obwohl ich sehr wütend und enttäuscht war, herrschte immer noch das Gefühl der Erleichterung darüber, dass Jyn am Leben war. Was hätte ich nur ohne ihn getan? Ich brauchte ihn genauso, wie ich meinen Bruder und meinen Vater brauchte, sowie die Blumen auf der Wiese die Sonne und den Regen brauchten. Außerdem war Jyn etwas Besonderes, ein großer Schatz, der sich nicht allen offenbarte und für viele verschlossen blieb. Als Wandler hatte Jyn es nicht leicht, denn fast niemand akzeptierte sie als selbstständig denkende und fühlende Wesen. Für die meisten waren Wandler Tiere. Doch Jyn war so viel mehr als das – er war ein guter Freund, der mir schon oft aus schwierigen Situationen geholfen hatte und eine Person, der ich mich anvertrauen konnte. Er war wie ein Bruder, der einem die Hand reichte. Für mich war Jyn ein Elf, der sich in ein Tier verwandeln konnte. Und wer weiß, vielleicht war er das ja auch?
 

„Yina, ich weiß, dass wir das schaffen.“, flüsterte Jyn und strich mir mit seiner Hand über die Wange. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und etwas sehr Verletzliches lag in ihnen. „Und da ich Schuld an dem ganzen Dilemma bin, werde ich Euch auch helfen, da wieder raus zu kommen.“ Ich nickte und erhob mich langsam und bot ihm meine Hand an, damit er aufstehen konnte. Dankend nahm er sie, jedoch schaffte er es nicht, sich aufzurichten – seine Füße schienen ihn nicht tragen zu wollen. Noch einmal versuchte er es, doch immer wieder brach er ächzend zusammen. Besorgt beugte ich mich zu ihm hinunter, berührte seine Beine und drückte sie ein wenig. Er zeigte keine Regung.
 

„Es tut nicht weh.“, meinte er zögernd. „Wahrscheinlich bin ich nur noch ein wenig schlapp. Ich verwandle mich, vielleicht geht es dann besser.“ Wieder nickte ich, und beobachtete dann, wie er sich konzentrierte um zu einem Kater zu werden. Seltsamerweise, geschah nichts. Er sah mich aus seinen grauen Augen lange und wie erstarrt an, dann schloss er sie wieder und tat sein Bestes um sich zu verwandeln – nichts geschah. Auf dem kalten Waldboden saß ein Elf und kein Kater. Verzweifelt sah er mich wieder an und versuchte es noch einmal und noch einmal, doch er blieb erfolglos. Wie von einer inneren Panik ergriffen suchte er nach dem Halsband, packte es und wartete. Nichts geschah. Er legte es sich um den Hals, doch er blieb ein Elf. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte, denn ich verstand ja nicht einmal, warum er ein Elf blieb. Stumm beobachtete ich, wie er sich nach weitren Versuchen zusammenkauerte und seine Knie mit seinen dünnen, weißen Armen umschloss. Ich hörte ihn jammern, aber nicht wie ein Elf, sondern so wie eine junge Katze wimmert, wenn sie ihre Mutter verloren hat. Ich wollte ihm Beistand leisten und rutsche über den kalten Waldboden und die raschelnden Blätter zu ihm herüber. Als ich sacht seinen Arm berührte, hob er wild den Kopf und fauchte mich an, wobei er seine scharfen Zähne blitzen ließ. Erschrocken wich ich zurück und wusste nicht, was ich tun sollte. Jyn schien völlig durcheinander, dabei hatte er kurz zuvor noch völlig normal mit mir gesprochen. Mit zitternder Stimme rief ich nach meinem Bruder, der sofort angerannt kam und als er Jyn sah, genauso verdattert war, wie ich. Auch Tayin und Nacon hatten keine Ahnung, was zu tun sei. Nur der etwas ältere Leruyn konnte uns helfen, als zu uns kam. Nachdenklich blickte er Jyn an, berührte ihn und wurde sogar von ihm gekratzt, dann überlegte er eine Weile, bis er es uns schließlich erklärte.
 

„Ich kannte früher auch einen Wandler, Anax, hieß dieser. Er konnte seine Gestalt zu der eines Marders wandeln und tat dies mit großer Freude. Eines Tages waren wir mit einer Gruppe von vielen anderen Elfen auf Wanderschaft um uns eine neue Bleibe zu suchen, da die alte von plündernden Zauberern zerstört worden war. Auch Anax ging mit uns und auf unserer Reise brauchten wir ihn häufig zum Auskundschaften des Weges, oder um uns Dinge zu beschaffen, an die man nur kam, wenn man klein und schnell war. Anax tat uns jeden Gefallen, aber in dieser Zeit verwandelte er sich zu oft und zu schnell. Wenn er gerade als Marder davon stürmen wollte, um zu schauen, welcher Weg der Richtige war und er etwas vergessen hatte, oder etwas fragen wollte, dann verwandelte er sich immer wieder in seine Elfengestalt zurück. Irgendwann konnte er sich dann nicht mehr zurückverwandeln und dann wurde er sehr verstört, fing an zu fauchen und zu beißen und wollte sich sogar umbringen. Es scheint, dass Wandler in ein seelisches Ungleichgewicht fallen, wenn sie wissen, dass sie sich nicht mehr wandeln können. Genauso muss es bei Jyn sein. Wir müssen auf ihn achten, sonst kann es sein, dass der Wunsch zu sterben größer für ihn wird, als der Wunsch zu leben.“
 

Es war sehr still, nachdem Leruyn seine Erzählung beendet hatte, nur Jyns leises Jammern und das leichte Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume drang an unsere Ohren. Ich musste schlucken, da ich spürte, wie sich meine Kehle zusammenzog, als würde mir jemand die Luft abwürgen. Die Pause, die nun entstand war schrecklich. Jeder schien das gleiche zu denken, doch niemand wagte es auszusprechen und dennoch konnten alle die Frage spüren, die allen auf der Zunge brannte – die Frage nach Anax Schicksal. Schließlich sprach Tayin sie aus, wofür ich ihm dankbar war, denn ich wollte nicht diejenige sein, die Leruyn ansah, wenn er die Antwort gab.
 

„Was ist aus Anax geworden, Meister?“, fragte mein Vetter, seine Stimme war nur ein Flüstern. „Ist er… gestorben?“ Zu unser aller Erleichterung, schüttelte Leruyn den Kopf, sodass sein weißblondes sich im Wind leicht hin- und herbewegte.
 

„Wir konnten ihn davon abhalten sich umzubringen.“, fügte er zu seiner Gestik hinzu und sofort schlug die Erleichterung wieder in Skepsis um.
 

„Also, wollte er sich immer noch umbringen?“, fragte Feyn.
 

„Ja.“, kam die Antwort und mein Herz begann wieder zu rasen. Um mich zu beruhigen atmete ich einmal tief ein und dann wieder aus und wandte mich dann Leruyn zu, um ihm meine, mich quälende Frage zu stellen.
 

„Leruyn sagt mir, “, begann ich und spürte, wie sich alle Blicke auf mich richteten, „Konnte sich Anax irgendwann wieder in einen Marder verwandeln? Ich meine, hat er irgendwann wieder normal leben können?“ Ich wartete mit klopfendem Herzen. Jyns Schicksal war mir sehr wichtig, Jyn war mir wichtig! Dann endlich – die Antwort.
 

„Ja. Nach einiger Zeit wurde Anax wieder völlig normal.“, erwiderte er und seine Worte waren wie klares Wasser, welches meine Angst, meine Zweifel und meine Sorgen davon spülte und mir Hoffnung schenkte. „Jedoch dauerte es fast ein halbes Jahr und in dieser Zeit war er kaum noch lebendig, er wirkte wie eine leblose, fleischliche Hülle, die von der Seele verlassen worden ist. Seine Augen wirkten trüb und grau, wie die Fenster eines verlassenen Hauses und seine Bewegungen schlaff und kraftlos, wenn er sich überhaupt bewegte. Es war eine schreckliche Zeit, für uns alle.“ Ich stand auf, verschränkte die Arme vor meiner Brust und trat entschlossen neben Jyns zusammengekauerte und zitternde Gestalt. Dann holte ich tief Luft und sagte: „Dann werde ich Jyn in dieser schweren Zeit beistehen, so wie er mir beigestanden hat und ich werde hier mit ihm in der Stadt bleiben und mich um ihn kümmern und auf ihn achten, bis er sich wieder vollkommen erholt hat!“ Tayin und Feyn rissen empört ihre Münder an und starrten mich fassungslos an.
 

„Aber Yina, Schwester!“, rief Feyn besorgt aus, „Was ist mit den Zauberern? Du kannst nicht allein hier in der Stadt bleiben, du musst zurück in den Palast! Wer soll denn hier auf dich achten? Was ist wenn der Fluch beginnt an deinen Kräften zu zehren?“ Ich sah meinen Bruder an und nur mit meinem Blick brachte ich ihn zum Schweigen. Er biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf, als sei er sich einer großen Schuld bewusst. Meine Arme begannen wieder zu zitternd und ich löste sie aus der Verschränkung, dann trat ich zu meinem Bruder, umfasste sein Gesicht mit meinen Händen und hob seinen Kopf auf meine Augenhöhe. In seinen Augen konnte ich die Angst um mich erkennen und ich drückte ihn an mich und hielt ihn eine Weile fest. Er umschloss meine Taille mit seinen Händen und legte seinen Kopf an meine Schulter.
 

„Ich habe nicht gesagt, dass ich allein in der Stadt bleibe.“, flüsterte ich und er hob seinen Blick und sah mich an. „Ich denke nur, es ist besser, wenn ich allein mit Jyn bin. Vielleicht kannst du einige Männer hier lassen, die mit mir hier bleiben?“ Zu meiner Verwunderung schüttelte er heftig den Kopf, doch bevor ich etwas sagen konnte, meinte er: „Ich bleibe hier. Hier, bei dir.“
 

„Oh Feyn!“, lachte ich und schlang meine Arme um seinen Hals und ließ ihn meine ganze Dankbarkeit spüren. „Danke, du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann.“
 

So war es beschlossen. Ich würde mit Jyn ein Zimmer mieten und so lange bei ihm bleiben, bis es ihm wieder besser ging. Damit würde ich mich bei ihm dafür entschuldigen, dass ich mich so lange nicht mehr um ihn gekümmert hatte und mein Bruder würde mit Tayin und drei weiteren hier bleiben und ebenfalls ein Zimmer mieten. Dann fiel mir noch etwas ein: Wenn ich so lange in der Stadt war, würde ich sicher auch öfter die Gelegenheit haben mich mit Fain zu treffen – und das war ein Gedanke, der mich glücklich machte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Elenya-
2008-04-28T20:02:58+00:00 28.04.2008 22:02
Chitsuna schrieb:
Der wandler wird doch wieder gesund oder???

...
lass dich überraschen...^^ ich werd ihn schon irgendwie durchkriegen ^^

Von: abgemeldet
2008-04-28T16:11:58+00:00 28.04.2008 18:11
Der wandler wird doch wieder gesund oder???
schreib bitte schnell weiter ... freu mcih schon auf die nächste szene mit feoan :)
lg


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