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Yina und Feoan

Der Fluch
von

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Wie ein wildes Tier

Wie ein wildes Tier
 

Es war schon schwer genug gewesen, den sich wehrenden Jyn auf ein Pferd zu bekommen, ihn dann aber in der Stadt in ein enges Zimmer zu bugsieren, stellte sich als nicht weniger einfach heraus. Wir hatten in drei Gasthäusern nach einem Zimmer gefragt und sogar die Plätze angeboten bekommen. Aber immer, wenn wir in das Zimmer hatten einziehen wollen und die Eigentümer Jyn zu Gesicht bekamen, war uns die Tür vor der Nase zugeschlagen worden. Ein Wirt meinte, ein solches „Gespenst“ würde er nicht in seiner Herberge haben wollen, ein anderer war der Meinung „das Tier“ könne doch auf der Straße schlafen. Zuletzt hatten wir noch ein Zimmer bekommen, welches zwar nicht so komfortabel war, da es am Rande der Stadt lag und der Gastwirt wenig Einkommen zu haben schien, aber es war besser als gar nichts. Wahrscheinlich hatte uns der Wirt auch nur genommen, weil er Geld brauchte und wir gut zahlten. Wir hatten unser Gepäck zusammen genommen und es dann mit großer Mühe geschafft, Jyn die Treppe hinauf zu schieben. Nacon und Tayin zogen an seinen Armen und mit vereinten Kräften schafften wir es sogar, ihn in mein Zimmer zu bekommen. Dort ließen wir ihn los, worauf er sofort in eine Ecke stürmte und sich, wie im Wald, zusammenkauerte und zu schluchzen begann. Tayin und Feyn hatten ein Zimmer neben mir und Nacon, Lano und Reyn eins gegenüber. Mein Bruder warf mir noch einen besorgten Blick zu, dann schloss er die Tür und ließ mich allein.
 

Zwei Atemzüge lang stand ich vor der Tür, die Hände hinter meinem Rücken auf die Türklinke gelegt und wartete darauf, dass Jyn aufhörte zu jammern, dann begriff ich, dass er es nicht tun würde und ging langsam auf ihn zu. Er hob den Kopf und fauchte mich an, als ich auf der Höhe des Bettes war, welches sich in der Mitte des Zimmers befand. Ich zögerte einen kurzen Augenblick, dann setzte ich meinen Weg zu ihm fort. Sein ununterbrochenes Fauchen machte mir Angst, aber ich wollte ihm nichts Böses und das wollte ich ihm klarmachen. Behutsam kniete ich mich vor ihm nieder und streckte ganz langsam und zaghaft meine Hand nach ihm aus. Er kratzte mich, aber ich gab nicht auf, auch wenn es wehtat. Ganz leicht berührte ich ihn an seiner blassen Wange und zu meiner Freude hielt er inne und hörte auf mich zu kratzen. Jedoch war dieser Moment nur von kurzer Dauer, denn nur wenige Augenblicke später, hatte er mir in den Finger gebissen und war, wie als sei er von einer Wespe gestochen worden, aufgesprungen und unter dem Bett verschwunden, dass neben ihm stand. Er verhält sich wie ein Tier, dachte ich, während ich an meinem blutenden Finger saugte. Wie ein verängstigter Kater. Seufzend erhob ich mich und schritt zum Fenster. Es war geschlossen und um sicher zu gehen, dass Jyn in seiner Angst nicht flüchten konnte, drehte ich den Schlüssel um und steckte ihn in meine Tasche. Außerdem schloss ich auch die Tür zu und versteckte den Schlüssel auf dem Schrank. Dann huschte ich leise zum Bett und ließ mich darauf nieder. Es war schon sehr spät und morgen wollte ich Fain wieder sehen. Am Vormittag würde ich mich noch einmal um Jyn kümmern, bevor ich mich dann mit ihm treffen würde. Ich war seltsamerweise richtig aufgeregt und hoffte bei unserem Treffen keine Kopfschmerzen zu bekommen, so wie ich sie jetzt hatte. Sie waren ganz langsam gekommen und ich fragte mich, ob sie mit dem Fluch zusammenhängen könnten, denn vorher hatte ich nie solch starke Kopfschmerzen gehabt. Ein wenig musste ich über mich selbst schmunzeln, denn indem ich immer weiter an meine Kopfschmerzen dachte, verstärkte ich sie nur noch umso mehr.
 

Wenn ich gerade beschäftigt oder abgelenkt war, spürte ich sie kaum. Um den Effekt der Ablenkung zu erzielen drehte ich mich also auf die Seite und beobachtete den Mond, der sein gleißendes, weißes Licht auf Jyns leeres Bett warf und noch rund und voll war, genauso wie gestern, als der Fluch mich getroffen hatte. Mein Blick schweifte weiter durch den Raum und ich versuchte nicht auf Jyns leises Wimmern zu achten, welches mir, wann immer ich es hörte, einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Zu meiner Beruhigung fanden meine guten Elfenaugen – die im Dunkeln wunderbar sehen konnten – nichts Spitzes oder Scharfes mit dem Jyn sich, falls er den Wunsch danach verspürt hätte, das Leben hätte nehmen können. Der Raum war generell spärlich und ohne Liebe zum Detail eingerichtet: Zwei Betten; ein dunkler Holzschrank mit wunderschönen Schnitzarbeiten, die viele Tiere darstellten; ein einfacher Tisch mit einem Holzstuhl davor, der ähnlich verarbeitet war, wie der Schrank und zuletzt eine einfache Waschschüssel mit einem Spiegel, der einen kleinen Sprung in der oberen linken Ecke aufwies und über der Kommode hing, auf der die Waschschüssel stand. Außerdem die Decken, die nach Liebstöckel dufteten und die weichen Federkissen, die prallvoll mit Daunen ausgestopft waren.
 

Ich lag noch lange wach. Der Mond zog weiter, verließ mein Blickfeld; und zu meiner Freude, kam Jyn nach einer Weile unter dem Bett hervor und legte sich zitternd auf das weiche Bett, nachdem seine leuchtenden Augen zu mir herübergehuscht waren und ich sie in weiser Voraussicht zu Schlitzen verengt hatte, damit er nicht in dem Glauben sei, ich wäre wach. Irgendwann dann, schlossen sich meine Augen von allein und ich verließ den dunklen Raum, um in die Traumwelt hinüber zu wandern, die mich mit ihren bunten und bizarren Farben und Formen zu sich lockte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-05-17T20:14:49+00:00 17.05.2008 22:14
Der arme kleine!! Ich hoffe sie finden schnell eine möglichkeit ihn zu heilen!!

Freue mich auf das nächste Kapitel!!

LG
Mina


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