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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Fragen und Entscheidungen

Shizuka sollte recht behalten. Doch zum Glück interessierte sich Shisara nicht für die – sooo Gefährten – sondern viel mehr für die Mondkinder.

„Mama, sind Mondkinder etwas Schlimmes?“, wollte sie von Shizuka wissen.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete ihr Shizuka. „Aber mit dem Krieg der Menschen gegen die Drachen, ging das Wissen um den Bund, und damit auch um die Mondkinder – oder auch Kinder des Bundes – leider verloren. Die Menschen und auch die Drachen haben vergessen, dass ihnen ein männliches Junges geboren wird, das mit erreichen seiner Geschlechtsreife jeweils für einen Tag die Gestalt der anderen Rasse annehmen wird.“
 

In Shisaras Kopf begann es zu arbeiten. Das Wissen, mit dem sie geboren wurde, begann zu erwachen. Es brauchte nur einen kleinen Anstoß, damit sie es auch nutzen konnte.

„Meinst du damit, dass die Menschen und Drachen nicht darauf vorbereitet sind, wenn sich ein Männchen zum ersten Mal verwandelt?“, fragte sie nach.

„Genau das meine ich. Und wenn es dann soweit ist, werden alle, auch das betreffende junge Männchen, davon ziemlich überrascht. Doch niemand betrachtet es mehr als Ehre, sondern die Armen werden als Monster betrachtet und werden verstoßen.“, erklärte Shizuka traurig.

„Wurde mein Bruder dann auch verstoßen?“, erkundigte sich Shisara mitfühlend.

„Ja, dein Bruder wurde leider auch verstoßen, und ich habe ihn vor zwei Monden erst wieder gesehen.“, antwortete ihr Shizuka.
 

Shisara nickte und schaute zu Jono.

„Das war bestimmt schlimm für euch beide.“, meinte sie leise. „Aber jetzt habt ihr Brüder des Bundes euch ja gefunden.“ Shisara nickte zufrieden.

„Aber, wo ist meine Schwester des Bundes?“, wollte sie von Shizuka wissen. Alle schauten sie verblüfft an. Shizuka und Jono wussten ja worum es ging, aber Katsuya verstand überhaupt nichts mehr.

„Deine Schwester des Bundes?“, erkundigte sich Jono vorsichtig. „Bist du denn auch ein Kind des Bundes? Ich dachte die Bewahrerinnen der Drachen wären ausgestorben, die letzte Bewahrerin der Drachen fiel dem großen Krieg zum Opfer, und hinterließ keine Tochter, die auch das Wissen in sich trug.“

„Ich weiß nicht, warum, aber ich bin eine Bewahrerin, das weiß ich ganz genau.“, erklärte Shisara ernst. „Und, kennst du meine Schwester des Bundes?“, erkundigte sie sich bei Jono.

„Ja,“ antwortete ihr Jono, „ich habe deine Schwester vor nicht allzu langer Zeit kennen gelernt. Sie heißt Ishizu und ist auch für Menschen schon ziemlich alt.“

„Ich möchte sie kennen lernen.“, meinte Shisara. „Meinst du, dass das geht?“ Shisara sah Jono mit bittenden Augen an.

„Ich glaube schon.“, meinte Jono zu ihr. „Doch ich weiß im Augenblick nicht, wo sie sich aufhält. Aber ich bin sicher, wenn sie von dir wüsste, dann würde sie dich ganz bestimmt auch sehen wollen.“ Shisara dachte einen Augenblick nach.

„Ich glaub, sie weiß schon von mir.“, meinte sie erstaunt nach einem Augenblick des innerlichen Nachforschens. Je länger sie darüber nachdachte, umso sicherer war sie sich.

„Wenn ich sie gefunden habe, dann sag ich ihr, dass sie zum See kommen soll, damit du sie kennen lernen kannst.“, versprach ihr Jono. „Ich komme dich dann holen.“

„Versprichst du mir das?“, erkundigte sich Shisara.

„Ja, versprochen.“
 

Katsuya hörte sich interessiert die ganze Unterhaltung an, und überlegte, dass in dieser kleinen Familie gerade wesentlich mehr geschah, als in der Kolonie in zehn Jahren. Seine kleine Tochter war wirklich ein ziemlich spannendes Wesen. In Zukunft würde er oft vorbei kommen, das stand auf jeden Fall fest. Und wenn er seine Tochter nicht falsch einschätzte, erwartete sie auch genau das von ihm.
 

Nachdem dies zu Shisaras Zufriedenheit geregelt war, begab sie sich in die Höhle und kuschelte sich in ihr Nest. Jono und Katsuya folgten ihr und beobachteten lächelnd ihr Tun.

„Du hast aber ein gemütliches Nest.“, stellte Jono anerkennend fest.

„Ja, und es riecht so gut nach dir… und Seth, glaube ich.“, seufzte Shisara zufrieden.

„Nach mir?“, fragte Jono irritiert.

„Sie hat ihr Nest ganz alleine aus eurem Lager gebaut.“, erklärte Shizuka, die dazu kam.

„Du hast dein Nest ganz alleine gebaut?“, bewundernd schaute Jono zu Shisara. „Aber warum gerade aus unserem Lager?“, wollte er von ihr wissen.

„Es riecht so gut nach euch.“, erklärte Shisara ihre Entscheidung. „Und ich fühle mich nicht so einsam, wenn ich euren Geruch rieche.“

„Eine interessante Entscheidung.“, fand Jono und Katsuya konnte dem nur zustimmen. Seine Tochter war wirklich sehr praktisch veranlagt. Und weil es außer ihrer Mama keinen anderen Drachen in ihrer Nähe gab, suchte sie sich einfach etwas, dass an einen weiteren Drachen erinnerte. Es war eben nicht üblich, dass ein Drachenjunges alleine blieb.
 

Während der ganzen Zeit, blieb Seth auf Jono sitzen und rührte sich nicht vom Fleck. Teilnahmslos schaute er den Drachen zu, deren Gespräch er nicht verstehen konnte. Doch er spürte Jonos Erstaunen und auch seine Bewunderung, die er dem kleinen Drachenjungen entgegenbrachte. Dieser kleine Drache, den er vorhin in seinen Gedanken spüren und hören konnte, begann ihn zu interessieren. Etwas steif kletterte er von Jonos Rücken herunter, als er sich mit dem Kleinen unterhielt, und krabbelte in das Nest. Er fühlte sich auf einmal ziemlich müde, und dieser Drache schien auch ein wenig ruhen zu wollen.
 

>Möchtest du dich ein wenig bei Shisara ausruhen?< erkundigte sich Jono fürsorglich bei Seth.

>Wer ist Shisara?< wollte Seth wissen.

>Na, die Kleine, in deren Nest du gerade liegst.< lächelte Jono. Er freute sich, dass Seth doch vielleicht wieder ein wenig Anteil an seiner Umwelt nahm.

>Es ist ein Weibchen?< fragte Seth.

>Ja, und außerdem ist sie auch ein Kind des Bundes. Sie ist die neue Bewahrerin der Drachen.< klärte Jono ihn auf.

>Oh!< war alles was Seth dazu einfiel. Aber das erklärte so einiges, ganz besonders die Fähigkeit seine Gedanken hören zu können. Ganz wie Ishizu.
 

„Mama, ich hab Hunger.“, quengelte Shisara mit einem Mal.

„Oh – ja – natürlich – tut mir leid.“, bemerkte Shizuka beschämt den Hunger ihrer Tochter. Seit sie gerade zum Jagen los fliegen wollte, überschlugen sich gerade zu die Ereignisse in und vor ihrer Höhle.

„Tut mir leid ihr Beiden“, wandte sie sich an Jono und Katsuya, „aber ich muss jetzt dringend mal los und für Shisara was zu fressen jagen.“

„Wir können doch mit kommen.“, meinte Katsuya freundlich. „Gemeinsam haben wir viel schneller genügend Beute zusammen. Oder, was meinst du?“, wandte er sich an Jono.

„Na ja, wir haben heute auch noch nichts gefressen.“, meinte Jono. „Wäre schon nicht schlecht, wenn ich auch mitkommen würde.“

>Was meinst du?< wandte er sich an Seth. >Hast du etwas dagegen, wenn ich kurz jagen ginge?<

„Er schläft.“, antwortete Shisara. „Mach dich ruhig auf den Weg, und bringt ihm auch etwas mit. Ich pass so lange auf ihn auf.“, versprach sie Jono.

„In Ordnung, wenn du auf ihn aufpasst, dann kann ich ja beruhigt selbst etwas für uns jagen. Danke schön, kleine Schwester.“, meinte Jono und verbeugte sich lächelnd vor ihr. Shisara kicherte und blickte Jono von unten an.

„Aber jetzt macht schon.“, drängelte sie. „Ich hab schließlich Hunger, und Seth schläft auch nicht ewig.“ Mit diesen Worten schickte sie nun endlich die Drei los zur Jagd.
 

Shisara kuschelte sich an Seth und atmete seinen Geruch ein. Ja, das Nest trug unverkennbar auch Seths Duft, und doch war sein jetziger Geruch ein anderer. Also mussten sie an Neumond hier gewesen sein, Schlussfolgerte sie. Sie schlief an Seths Seite oberflächlich ein, und belauschte mit ihren Ohren ihre Umgebung. Immer, wenn ihre Mutter nicht da war, schlief sie nicht tief, sondern belauschte ihre Umgebung, um andere, fremde Drachen auszumachen, und sich zu verstecken, wenn sie ihre Gedanken hörte.
 

Seth fühlte sich seltsam geborgen, während er in Shisaras Nest ruhte. Es roch vertraut nach Jono, und auch nach ihm, aber auch nach dem fremden Drachen, dem dieses Nest gehörte. Auf jeden Fall strömte es Geborgenheit aus, genau das, was ihn jetzt am meisten tröstete. Er bekam überhaupt nicht mehr mit, dass Jono sich von ihm verabschiedete, sondern fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Doch eines spürte er, eine weibliche Stimme, die ihm Trost und Schutz versprach. Seth begann zu träumen.
 

~~~
 

Seth war aufgeregt, morgen war sein Geburtstag und seine Eltern taten schon richtig geheimnisvoll. Sie schauten sich immer wieder strahlend an, wenn sie sich trafen und wuschelten ihm übers Haar. Seth liebte diese Geste seiner Eltern, und freute sich immer wieder, wenn sie dies taten. Und er fand auch immer wieder einen Grund, sich ihnen so zu nähern, dass sie gar nicht anders konnten, als ihm durch die Haare zu fahren.

Da er so gar nicht anders schlafen konnte, hatte seine Mutter sich zu ihm gelegt, während sein Vater noch mit einigen Dingen beschäftigt war. Doch auch wenn total davon überzeugt war, überhaupt nicht schlafen zu können, war er doch nach kurzer Zeit eingeschlafen, nachdem seine Mutter sich zu ihm gelegt hatte. Er erwachte davon, dass ein überaus köstlicher Duft durch die Hütte zog und stellte erstaunt fest, dass er allein im Bett lag. Seine Mutter war schon zu Sonnenaufgang aufgestanden und bereitete nun die kleinen weichen Küchlein zu, die er so liebte.
 

Verschlafen stand er auf und gesellte sich zu seiner Mutter an die Kochstelle.

„Guten Morgen, mein Großer.“, begrüßte ihn seine Mutter und wuschelte ihm durch das Haar.

„Guten Morgen, Mama.“, grüßte er zurück und drückte sich eng an ihre Beine. „Machst du mir süße Küchlein?“

„Ja, die mach ich. Du hast doch heute Geburtstag, da bekommt man doch sein Lieblingsessen gekocht.“, sagte sie lächelnd. „Wenn du noch einen Augenblick warten kannst, dann kannst du das erste kosten, und die anderen essen wir dann zusammen mit Papa, wenn er wieder da ist.“

„Wo ist Papa denn hin?“, wollte Seth von seiner Mutter wissen.

„Ich glaub er wollte noch einmal kurz an den Fluss“, meinte seine Mutter, „doch er müsste gleich hier sein.“ Seth schaute seiner Mutter interessiert beim Kochen zu und freute sich auf seine Küchlein. Ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen, denn es roch so köstlich. Doch er musste sich noch ein bisschen gedulden, sie sahen noch gar nicht fertig aus.

„Wenn du dein Küchlein gegessen hast, magst du dann noch ein paar Beeren aus dem Garten holen?“, fragte Kisara ihren Sohn aufmunternd.

„Ja, Mama, das mach ich.“, sagte Seth eifrig. „Ich kann doch auch schon jetzt gehen, nicht wahr?“, meinte er ungeduldig. Jetzt musste er eh noch warten, da konnte er doch auch gleich in den Garten gehen.

„Ja, mach das, das ist eine gute Idee.“, meinte seine Mutter. Schnell sog sich Seth seine kleinen Holzschuhe an, nahm seinen Korb und machte sich auf den Weg in den Garten. Er wusste schon genau, wo er suchen musste, und schnell hatte sich sein Körbchen mit leckeren Erdbeeren gefüllt, und auch noch ein paar Himbeeren fanden den Weg in seinen Korb und nicht nur in seinen Mund.

„Na, da ist ja aber einer schon richtig fleißig heute Morgen.“, hörte er die amüsierte Stimme seines Vaters. Seth sprang vor Freude auf und in seine ausgebreiteten Arme. Das er dabei den Korb mit den Beeren umwarf, bemerkte er überhaupt nicht, und auch wenn, es hätte ihn nicht gestört.

„Papa, Papa!“, jubelte er glücklich. „Die Küchlein sind gleich fertig – und ich hab noch keinen davon genascht.“, sagte er ganz stolz auf sich.

„Na, dann lass uns ganz schnell die Beeren wieder aufsammeln, und dann zu Mama reingehen, damit sie nicht noch länger warten muss.“

Gemeinsam sammelten sie die heraus gefallenen Beeren wieder in den Korb, und gingen dann in die Hütte in der Kisara längst schon lächelnd auf die Beiden wartete.

„Na, da hast du aber eine besonders große Beere gefunden.“, meinte sie fröhlich und gab ihrem Mann einen Kuss.

„Will auch, will auch.“, drängelte sich Seth dazwischen und hielt seiner Mutter seine gespitzten Lippen hin.

„Natürlich, du bekommst auch einen.“, lächelte Kisara und küsste ihren Sohn zärtlich.

„Aber jetzt lasst uns frühstücken.“, forderte sie ihre beiden ‚Männer’ auf sich an den Tisch zu setzen.
 

Die Eltern betrachteten wohlgefällig ihren Sohn, wie er in Windeseile seine geliebten Küchlein verputzte und dazu auch die Beeren nicht verachtete. Mit rot verschmiertem Mund und strahlenden Augen wandte sich Seth seiner Mutter zu, und gab ihr einen dicken, fetten Kuss auf ihre linke Wange.

„Danke, Mama, das hat ganz lecker geschmeckt. Das ist wirklich ein schönes Geburtstagsgeschenk.“, sagte er zufrieden. „Das schönste überhaupt.“

„Na, dann brauchst du mein Geschenk ja überhaupt nicht mehr.“, meinte sein Vater gespielt traurig.

„Noch ein Geschenk? Wirklich? Wirklich?“ Seth rannte zu seinem Vater. „Wo ist es? Wo ist es? Kann ich es gleich haben? Was ist es?“ Aufgeregt hüpfte er im Zimmer herum. „Papa, beeil dich doch.“

„Nun sei doch nicht so ungeduldig, mein Sohn.“, meinte Hiroshi lächelnd. „Wenn du mit raus kommst, dann bekommst du es. Na, komm schon mit.“, forderte er Seth auf, ihm nach draußen zu folgen.
 

Schnell schlüpfte Seth in seine Holzschuhe und folgte neugierig und aufgeregt seinem Vater in den Garten. Erstaunt blickte er auf die kleine Zielscheibe aus Stroh, die dort aufgestellt stand. Wann hatte er denn die aufgestellt? Oder hatte er sie einfach nur übersehen? Wie magnetisch wurde mit einem Mal sein Blick von dem kleinen Köcher, der über der Zielscheibe hing, angezogen, und auch ein passender Bogen stand dabei. Ungläubig blickte er zwischen seinem Vater und dem Arrangement hin und her, und erst als sein Vater ihm aufmunternd zu nickte, strahlten seine Augen auf, und er stürzte zu seinem Geschenk.
 

Zärtlich und vorsichtig nahm er den kleinen Bogen auf, hängte sich den kleinen Köcher über den Rücken, legte einen Pfeil ein, zielte – und schoss… und traf meilenweit daneben. Er versuchte es noch zwei weitere Male, bevor er enttäuscht aufgab. Bei seinem Vater sah das immer so leicht aus, er traf nie daneben…
 

Hiroshi kniete sich hinter seinen Sohn und nahm ihn in die Arme.

„Keine Angst, du lernst das auch noch. Ich bin auch nicht immer so gut gewesen, wie heute. Auch ich hab mal so klein angefangen, wie du.“, tröstete er seinen Sohn. Gemeinsam legte es mit Seth einen Pfeil ein, spannte mit ihm den kleinen Bogen, erklärte ihm das Zielen, und ließ mit ihm den Pfeil sausen. Diesmal traf der Pfeil schon die Zielscheibe, wenn auch noch nicht in der Mitte. Und so übten Vater und Sohn, bis sie zum Mittagessen gerufen wurden.

Nach dem Essen ging Seth voll neuer Energie und Tatendrang wieder hinaus in den Garten und versuchte wieder sein Glück. Und siehe da, er traf. Zwar noch nicht die Mitte, doch der Pfeil ging schon einmal dahin, wohin er wollte. Konzentriert und auch ein wenig verbissen übte er den ganzen Tag, und seine Eltern schauten ihm lächelnd dabei zu. Seth würde ein guter Schütze werden. Und am Abend fiel er glücklich in sein Bett, denn er hatte es einmal geschafft und die Mitte getroffen.
 

~~~
 

Shisara lächelte. Sie lauschte die ganze Zeit Seths Traum, denn diesen konnte sie auch hören. Es gefiel ihr ziemlich gut, was sie da zu hören bekam. Als sie merkte, dass Seth wieder am erwachen war, streichelte sie leicht mit ihrem Flügel über Seths Kopf.

„Keine Angst, es wird alles wieder gut.“, flüsterte sie leise in seinen Gedanken. Seth seufzte erleichtert auf, entspannte sich und kuschelte sich vertrauensvoll an Shisara. Shisara war zufrieden, Seth befand sich auf dem richtigen Weg.
 

Es dauerte auch nicht mehr lange, bis die drei großen Drachen zurückkamen. Jeder hatte ein Kaninchen dabei, Shizuka und Katsuya hatten jeweils ein lebendiges Kaninchen und Jono hatte seines bereits getötet. Shisara hob interessiert ihren Kopf, als sie die anderen kommen hörte, und der Geschmack eines frischen Kaninchens war genau das, was sie jetzt gebrauchen konnte. Geübt kletterte sie aus ihrem Nest und schaute ihre Mama erwartungsvoll an. Katsuya und Shizuka ließen die Kaninchen los und Shisaras Augen strahlten. Lebendige Kaninchen zum jagen, herrlich. Shisara bedankte sich höflich und machte sich daran ihre Kaninchen zu jagen. Sie hatte gerade ihr erstes gefangen und auch schon verputzt, als Seth wieder erwachte.
 

Vorsichtig kletterte Seth aus Shisaras Nest und wäre beinahe über das verschreckte Kaninchen gestolpert. Jono brachte ihm sein Kaninchen und wollte von ihm wissen, ob er es vorher noch ausnehmen sollte. Als Seth nickte, riss Jono mit einer Kralle die Bauchseite auf, entfernte vorsichtig die Innereien und fraß diese mit einem Haps auf. Jono erkundigte sich, ob er die Haut auch abziehen sollte bevor er das Kaninchen röstete. Seth entschied sich für die gehäutete Variante, da sie schneller gar war, denn er hatte doch tatsächlich Hunger bekommen. Jono freute sich, als er Seth so mit Appetit essen sah. Es ging ihm wohl ein wenig besser.
 

Seth fühlte sich tatsächlich besser, nachdem er geschlafen hatte. An seinen Traum konnte er sich jedoch nicht mehr erinnern. Und als er sein Kaninchen aufgegessen hatte, ging es ihm gleich noch ein wenig besser. Neugierig betrachtete er sich die Drachengesellschaft, die in der Höhle versammelt war.

>Hallo, Shizuka.< begrüßte er Jonos Mutter und verbeugte sich vor ihr. >Wie ich sehe, hast du noch mehr Besuch?<

>Hallo, Seth, geht’s dir wieder besser?< erkundigte sich Shizuka freundlich.

>Etwas.< meinte Seth etwas verschämt. >Und wen hast du alles zu Besuch?<

>Zu Besuch ist nur mein Bruder Katsuya,< erklärte ihm Shizuka lächelnd, >und das hier ist meine Tochter Shisara.<

>Deine Tochter?< Seth war überrascht. Shizuka hatte bei ihrem Besuch überhaupt nichts Diesbezügliches erwähnt.

>Ich habe ihr Ei gefunden und sie dann ausgebrütet.< erzählte sie ihm.

>Und Katsuya ist mein Papa.< mischte sich Shisara ein, denn sie fand, dass sie nun auch mal wieder ein wenig beachtet werden konnte.

>Dein Bruder ist ihr Vater?< ungläubig schaute Seth Katsuya an. Shizuka erzählte Seth in kurzen Worten Shisaras Geschichte.
 

Jono beobachtete aufmerksam Seths Verhalten, doch er konnte nichts beunruhigendes mehr an ihm entdecken.

>Hey< sprach er Seth liebevoll an, >geht’s dir wieder besser?<

„Ja, das tut es.“, sagte Seth und schmiegte sich an Jono.

>Und, willst du jetzt mit mir darüber reden?< Jono schaute Seth fragend an.

„Ja.“, sagte Seth ernst und schaute ihm ins Gesicht. „Ich habe Sehnsucht und Angst – Sehnsucht nach zu Hause und Angst davor, wieder verjagt zu werden. Lach nicht, aber meine Mutter hat mir bis ins Herz geschaut, und das schmerzt ziemlich.“
 

Shizuka nahm Shisara zur Seite und schaute ihr tief in die Augen.

„Was hast du mit Seth gemacht?“, fragte sie streng und duldete keine Ausflüchte.

„Ich hab gar nichts gemacht.“, meinte Shisara zurückhaltend. „Na ja, fast nichts. Er hat von seinem Geburtstag geträumt, und ich hab ihn am Schluss nur einmal kurz gestreichelt und ihm gesagt, dass alles wieder gut wird. Danach hat er ganz tief und zufrieden geschlafen.“

„Dann hat er es ja fast von alleine geschafft.“, meinte Shizuka beruhigt. Sie hatte Angst gehabt, dass sich Shisara richtig bei Seth eingemischt hatte.
 

>Du hast einfach nur Heimweh, meint meine Mutter.< erklärte Jono Seth. >Und die einzige Medizin, die dagegen hilft, ist nach Hause zu gehen.<

„Ja, ich möchte auch gern nach Hause.“, sagte Seth leise. „Aber du musst mitkommen. Allein trau ich mich nicht.“

Jono war glücklich. Seth hatte ausgesprochen, was ihn bedrückte und den Wunsch geäußert, sein zu Hause zu besuchen. Und vor allem, er suchte wieder den Kontakt zu ihm, die Zweisamkeit.

>Sollen wir lieber wieder zurück in unser Tal fliegen?< forschte Jono nach.

„Nein, das muss nicht sein.“, antwortete Seth nach einigem Nachdenken. „Aber vorher sollten wir deine Mutter fragen.“

Jetzt da es ihm wieder besser ging, wollte er gern noch ein bisschen da bleiben und wenn möglich, übernachten.
 

Shisara ließ es sich nicht nehmen, und hörte Seths und Jonos Gedanken zu, und was sie da hörte gefiel ihr ausnehmend gut.

„Nicht wahr Mama, Seth und Jono können doch noch bleiben?“ Erwartungsvoll schaute Shisara ihre Mutter an.

„Aber natürlich können die beiden bleiben. Wollen sie denn?“ Shizuka gab es auf ihre Tochter darauf hinzuweisen, dass es unhöflich war andere Gedanken zu belauschen. Irgendwann würde sie es selbst erkennen.
 

>Ihr könnt gerne bis morgen bleiben, wenn ihr wollt.< sprach sie ihre Einladung an Seth aus.

>Ja, das wäre schön.< antwortete ihr Seth. Er hatte noch keine Ahnung, was Jono und seine Mutter alles beredet hatten, doch Jono würde ihm gewiss davon berichten, wenn es etwas Wichtiges wäre.
 

Und so wurde beschlossen, dass Seth und Jono über Nacht bei Shizuka und Shisara blieben. Seth blieb wieder bei Shisara, als die drei großen Drachen jagen flogen, und Shisara erzählte ihm alles, was so an diesem Tag geschehen war. Am meisten imponierte ihm Shisaras Nest, vor allem, weil sie es ganz alleine gebaut hatte. Jetzt, da Seth Jonos Familie kannte, hatte er auch keine Probleme mehr damit in der Höhle zu schlafen. Er fühlte sich absolut sicher, doch das Angebot Shisaras in ihrem Nest zu schlafen, lehnte er dankend ab. Er schlief, seit sie sich getroffen hatten, am besten unter Jonos Flügel, und das würde auch immer so bleiben.
 

Katsuya verließ die illustere Gesellschaft kurz vor Sonnenuntergang, versprach aber, am nächsten Morgen wieder zu kommen. Er hatte viel nach zu denken, obwohl – sein Entschluss stand eigentlich schon fest. Wenn seine Schwester nichts dagegen hatte, dann wollte er sich mit ihr gemeinsam um Shisara kümmern. Gleich in ihre Höhle mit einziehen, das wollte er nicht, es erschien ihm, nach 70 Jahren alleine sein, als etwas viel für Shizuka. Shisara lächelte nur, als sie die Gedanken ihres Vaters vernahm, ja, das würde ihr sehr gut gefallen… und für Shizuka war es auch etwas Gutes.
 

Am nächsten Morgen brachte Katsuya zwei Kaninchen mit, als er wieder zur Höhle kam. So konnten Shisara und Seth schon fressen, während die drei anderen jagten. Gesättigt, und mit zwei weiteren Kaninchen kamen sie wieder zurück und ließen sich alle vor der Höhle nieder und sonnten sich. Als die Sonne jedoch Mittag erreicht hatte, verabschiedeten sich Seth und Jono von den anderen, jedoch nicht ohne zu versprechen, bald wieder zu kommen.

„Erst müssen wir jetzt Seths Familie besuchen, dann kommen wir wieder.“, sagte Jono zu seiner Mutter.

„Ich finde, es ist trotzdem eine gute Idee, morgen an Vollmond zu der Kolonie der Menschen zu gehen.“, meinte Shizuka zu Jono. „Es wird Seth auf andere Gedanken bringen.“

„Ja, das glaube ich auch.“, stimmte ihr Jono zu. „Vielleicht hat er ja Lust dazu.“
 

Seth stieg auf Jonos Rücken und gemeinsam flogen sie in ihr Tal zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  jyorie
2014-09-01T04:42:12+00:00 01.09.2014 06:42
Hey (∩_∩)

Shisara ist eine tolle bewarerin, zwar wirklich noch etwas ungeschickt,
aber doch Ishizu nicht unähnlich, wie sie sich überall einmischt, aber
dennoch talent hat, das sie dinge zum besseren lenkt. Ich würde mich auch
freuen, wenn es Seth bald besser geht.

CuCu Jyorie

Von:  soraya-solan
2008-06-03T19:32:17+00:00 03.06.2008 21:32
Hallo Drachenmama,

unsere kleine Shisara wird eines Tages eine machtige Drachendame werden.
Denn schon jetzt hat sie ungeahnte Fähigkeiten, wie z. b. Gedanken lesen und Träume verfolgen.
Ob das mit dem Bund zusammenhängt? Oder dadurch das sie ein Mischdrache ist? Oder eine Mischung aus Beidem?

Zumindestens konnte sie Seth helfen, damit er wieder der Alte wird. Und darüber ist nicht nur Jono glücklich.

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

Deine Kükenmama
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-05-29T19:41:37+00:00 29.05.2008 21:41
Mal wider ein super schönes kapi von dir *knuddel* wirklich klasse *lächel*
Und schön zu sehen das es Seth wider besser geht (^.^~) *smilie*
Bin ja mal gespannt wie das jetzt wird wenn sie Seths Mutter besuchen oder besser gesagt vohrer erst die Menschen siedlung wenn Seth es möchte (^.^)
Also immer schön fleißig weiter schreiben (^.~) damit es balt weiter geht kann es nemlich wider nicht abwarten weiter zu lessen!!

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^.~)/
Von:  Kira-no-Lucifer
2008-05-29T10:41:15+00:00 29.05.2008 12:41
Huhu
hihi, ja unsere kleine shisara kann anscheint noch mehr als sie zugibt zukönnen. den das was jono nicht gelungen ist hat sie mit leichtigkeit geschaft und somit nicht seth auch wieder am geschehen teil und ist nicht mehr depri oder sowas in der art^^
der tarum von seth, war schon auch wenn es eine erinnerung ist^^ aber es scheint geholfen zuhaben. also jetzt kann shizsara nicht nur gedanken lesen, sondern auch schon träume mit verfolgen, wenn das so weiter geht und ihre fähigkeiten weiter ausbaut, wird sie ein drache der nicht zu unterschätzden ist^-^
katsuya hat schon recht dasin seiner kleinen famile schon eine menge los ist, obwohl ich sie nicht als klein bezeichen würde, den es fehlt ja noch eine drache^^ wo ich hoffe das sie noch hinzukommt und nicht ihr leben in knechtschaft verbringt.
auf jedenfall wird es denen nicht mehr langweilig und sollte es mal langweilig werden so haben sie ja shisara, die den ganzen älteren was zu tun gibt. siehe sie will ihre schwester treffen, also muss ein treffen organisiert werden von seth und jono, warscheinlich wird seth da aber die größe aufgabe übernehmen, den er ist ja der mensch und kann nach lust und laune in die kolonie kommen.
na, da bin ich gespannt draf ob shisara bis dahin schon fliegen kann, oder noch nicht. aber so wuie ich die kleine kennen gelernt habe, kann sie es bis dahin^^
auf seths mutter kisara bin ich auch gespannt, wie sie auf die beiden reagieren wird. ich glaube zwar nicht abweisend, aber ob sie jono auch so herzlich auf nimmt, wie shizuka seth setht ja noch in den sternen. oder was moka macht^^ wo bei mir aufgefallen ist, das sie in den traum nicht vorgekommen ist^^ gab es sie da noch nicht oder wie? warscheinlich hab ich nur mal wieder nicht genau genung gelesen ^//^

oh, man und schon wieder hast du ein roman zum lesen mit vermutungen und fragen drin. sollte echt mal wieder kürzer schreiben ^^

ach ja, das kapi istz mal wieder supi geworden ^o^

vlg _Kisala_
Von:  night-blue-dragon
2008-05-28T17:14:27+00:00 28.05.2008 19:14
Hi,

ich kann Katsuya nur zustimmen, in der kleinen Familie ist eine Menge los.

Es ist schön das Seth wieder der alte ist, das freut Jono, mcih auch.
Der Traum war herzallerliebst, der kleine Seth zum knuddeln.

Bin gespannt wie es bei Seths Mutter sein wird.

lg
nbd


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