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Monatliche Schreibaufgabe

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Ein düsteres Wiedersehen [Thema 1]

Thema 1: Die Wurzel des Bösen

Aufgabe: Schreibe eine FF zum Thema. Wie wäre es mit einem neuen Blickwinkel?
 

Anzahl der Wörter: 1116
 

Mein Beitrag:

Ein Windstoß pfiff über die Wipfel der schwarzen Bäume hinweg, setzte ihre Blätter in Bewegung und verursachte ein Rascheln, das wie der bedrohliche Atem eines Riesen klang. Dass durch die dicke Wolkendecke am Himmel hindurch nicht ein einziger Stern zu sehen war, ließ all das noch unheimlicher, noch mehr wie ein schlechtes Vorzeichen wirken.

Doch Albus Dumbledore fürchtete sich nicht vor den Bäumen oder der Dunkelheit, denn sie würden ihm gewiss nichts antun. Menschen, die Angst vor solch völlig natürlichen Gegebenheiten hatten, übersahen oft die Dinge, vor denen sie sich in Wahrheit hüten sollten. Albus wusste, wer sein Feind war, und er wusste, was er zu tun hatte, und dennoch war ihm alles andere als wohl dabei, als er zwischen den hohen Stämmen des Waldes hindurchschritt, einen Fuß vor den anderen setzte und seinem Ziel mit jeder Sekunde näherkam. Er hätte sich den Weg mit seinem Zauberstab erleuchten können, doch zum einem konnte er auch im Dunkeln erahnen, wo sich die Baumstämme befanden, und zum anderen konnte er sich so noch ein wenig länger vor seinem Feind versteckt halten.

Bald erreichte er die Lichtung, auf der er seinen Gegner treffen sollte. Einen Moment lang fragte er sich, ob der andere tatsächlich kommen würde. Doch dann sah er auch schon einen kleinen, leuchtenden Punkt, der sich ihm näherte. Abwartend erhob er seinen eigenen Zauberstab, tat aber noch nichts. Er wollte einen fairen Kampf, auch wenn er nicht wusste, ob er diesen gewinnen konnte.

„Ich weiß, dass du da bist, Albus“, rief jemand aus der Richtung des leuchtenden Zauberstabs verächtlich.

Unwillkürlich zuckte Albus zusammen. Es war so lange her, dass er diese Stimme dass letzte Mal gehört hatte. Fast ein halbes Jahrhundert war seit ihrer letzten Begegnung ins Land gezogen. Albus war froh, dass es so dunkel war und er das Gesicht seines Gegenübers nicht erkennen konnte, denn beim Anblick seines altes Freundes hätten seine Emotionen ihn sicherlich überwältigt.

„Gellert“, stellte Albus fest, darum bemüht, seine Stimme ruhig zu halten.

Gellert Grindelwald. Es war wirklich verdammt lange her.

Albus atmete tief durch und brachte dann die Spitze seines Zauberstabs zum Leuchten.

„Du hast die Verantwortung, die dir als Zauberer gegeben ist, missbraucht. Dafür musst du bestraft werden. Wirst du dich fügen oder muss ich Gewalt anwenden?“

Gellert lachte. „Ich dachte, du kennst mich! Wie könntest du auf die Idee kommen, ich würde einfach alles aufgeben, was ich in den letzten Jahren erreicht habe?“

Albus seufzte. „Das hatte ich befürchtet.“ Er krempelte die Ärmel seines schwarzen Reiseumhangs hoch und machte sich kampfbereit.

„Hey, Albus, wollen wir nicht darüber reden? Es sind immerhin deine eigenen Ideen, für die du mich hier zur Verantwortung ziehen willst.“

Albus biss wütend die Zähne zusammen. Er sah, wie Gellerts blonde Locken im Schein des magischen Lichtes auf- und abwippten. Trotz seines Alters hatte er nicht an Schönheit einbüßen müssen. Es war eine Schande, dass ein Mann mit einem solchen Engelsgesicht wie Gellert es hatte zu all den bösen Taten fähig war, die er in all den Jahren verbrochen hatte.

„Ich wollte nie die Muggel auslöschen. Ich habe nie gesagt, dass sie kein Recht haben, zu existieren, nur weil sie der Zauberei nicht fähig sind.“

Gellert begann laut zu lachen. „Das hast du vielleicht nicht gesagt, aber deine Ideen für eine neue Gesellschaftsordnung gingen doch genau in diese Richtung, oder leugnest du das etwa? Es war deine Idee, dass die Zauberer über die Muggel herrschen sollen, weil es ihnen in die Wiege gelegt ist, etwas Besseres zu sein!“

„Es war, Gellert, es war! Menschen verändern sich. Ich war jung und unwissend. Und ich habe nie im Sinn gehabt, irgendjemanden zu töten! Du hast meine Ideen so sehr auf den Kopf gestellt, dass du sie als Basis für deine Terrorherrschaft benutzen konntest. Aber das war niemals in meinem Sinne!!“ Albus' Stimme war mit der Zeit lauter geworden. Ohne, dass er es wollte, war er auf Gellerts Anschuldigungen eingegangen. Dabei wussten sie doch beide, wie die Dinge lagen. Er wollte ihn doch sowieso nur provozieren und dazu bringen, etwas Unüberlegtes zu tun. Albus atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.

„Oh, komm schon, Albus. Du weißt doch, dass ich recht habe. Du kannst mir helfen, zusammen könnten wir alles schaffen. Zwei helle Köpfe wie wir – niemand könnte uns besiegen! Wir würden uns die Heiligtümer des Todes zu Eigen machen und schon wären wir die Herren der Welt, unsterblich! Klingt das etwa nicht verlockend?“

Während seiner Ausführungen fuchtelte Gellert wie wild mit den Armen herum und kam sogar ein paar Schritte auf Albus zu. Dieser war sich sicher – auch wenn er es nicht sehen konnte – dass die Augen seines alten Freundes dabei leuchteten wie die eines kleinen Kindes an Weihnachten. Er wünschte sich so sehr, sich seinem Seelenverwandten anschließen und alle Sorgen vergessen zu können, doch er hatte eine Aufgabe zu erfüllen.

„Gellert, du weißt genau, dass ich mich niemals mit dir zusammentun werde. Eher würde ich sterben. Wer mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz gesegnet ist, hat eine gewisse Verantwortung für seine Mitmenschen, die er nicht missbrauchen sollte, so wie du es tust.“

Gellert kam noch näher auf ihn zu und hielt ihm den glühenden Zauberstab vor das Gesicht. „Wenn du so weiter redest, wirst du am Ende tatsächlich dein Leben lassen müssen, auch wenn ich es bedauern würde.“

Blitzschnell ließ Albus seinen eigenen Zauberstab in die Höhe schnellen und stieß den Blonden durch einen Schutzzauber einige Meter zurück. Er landete mit den Füßen auf dem moosbedeckten Waldboden, als sei nichts geschehen.

„Was genau ist eigentlich dein Problem?“, fragte er wütend.

Albus erwiderte mit ruhiger Stimme: „Mein Problem ist die Zauberei, um es einfach auszudrücken. Unsere Welt wäre so viel einfacher, wenn es sie nicht gäbe. Und so viel besser.“

Diese Aussage brachte Gellert erst recht zum Lachen. Es brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. „Glaubst du tatsächlich, die Zauberei wäre so etwas wie die Wurzel des Bösen?“

Albus nickte. „Allerdings. Ohne diese ungeheure Macht könnte es niemals Menschen wie dich – und vielleicht auch wie mich – geben, die nur mit dem Finger zu schnippen brauchen, um alles zu zerstören, was andere sich in mühsamer Arbeit aufgebaut haben. Ohne uns Zauberer wäre die Welt perfekt.“

„Ich glaube, du wirst langsam senil, Albus“, stieß Gellert höhnisch aus. Murmelnd fügte er hinzu: „Sich eine Welt ohne Zauberei zu wünschen.... wie blöd muss man sein?“

Albus seufzte. „Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...“

Dann warf er sein kastanienbraunes Haar zurück und sprach in seinem Kopf den Zauberspruch, der den Anfang eines legendären Zaubererduells markieren sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DoctorMcCoy
2010-01-20T12:54:11+00:00 20.01.2010 13:54
Ein wirklich sehr interessantes Thema. Ich fand die Geschichte von den beiden schon immer toll. Und dieser OS hat mir richtig gut gefallen. Der Dialog zwischen den beiden ist dir sehr gut gelungen.
Man merkt den beiden an, dass sie eigentlich immer noch Freunde sein wollen und seinen Gegenüber nicht weh tun wollen. Erst reden und argumentieren.
Auch finde ich es äußerst interessant, wie du das Thema umgesetzt hast. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du die Magie als das Böse darstellst. Ich bezweifle zwar, dass Dumbledore das wirklich sagen würde, aber mir gefällt diese Theorie.
LG Lady_Sharif
Von: abgemeldet
2010-01-03T11:34:18+00:00 03.01.2010 12:34
Hey.
Schreibe nun auch zu diesem OneShot einen Kommentar. Eine schöne Idee, dass du gerade Albus' Jugend hier herausgekramt hast. Die Pläne, die er damals mit Gellert geschmiedet hatte, und irgendwie auch gerne umgesetzt hätte, aber er ist schneller erwachsen geworden, als der Andere. Vielleicht wird das in deiner Geschichte auch durch das Aussehen der Beiden noch einmal bestätigt. Albus älter und reifer, während Gellert immer noch so schön ist, wie in seiner Jugend. Während Albus fortschrittlicher wurde, ist Gellert zurückgeblieben und hat versucht die Träume zu verwirklichen. Warum bleibt offen und das finde ich auch gut so. Man merkt den Beiden an, dass sie am liebsten wieder vereint sein würden, doch das Leben und das Schicksal hat sie auseinandergerissen. Ihnen ist beide klar, dass heute Nacht das Ende von einem bevorsteht, wollen es aber beide nicht wahrhaben, auch wenn es bei Albus eher indirekt sichtbar wird.
Auch interessant ist es, dass Albus dies alles auf die Zauberei schiebt, die er doch irgendwo immer gelebt hat.
Ein interessanter OneShot, der gut umgesetzt wurde.
Lg,
Koike


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