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Unter Krähen

Shihos Vergangenheit
von

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Sherry

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Leicht desorientiert bemerkte ich erst nach einigen Momenten, dass ich mich ja in Gins Wohnung befand.

Ich tappte aus dem Bett, in den Flur und ging erst mal ins Badezimmer rüber.

Nachdem ich mich frisch gemacht hatte und angezogen war, lief ich ins Wohnzimmer.

Gin war ebenfalls wach und bei seinem Anblick errötete ich.

Er trug nur die dunkle Hose, sein Oberkörper war frei. Nach der Erkenntnis am Tag zuvor, war mir das irgendwie peinlich.

Gin schien das zum Glück nicht zu bemerken.
 

„Morgen.“, murmelte er und griff nach einem Pullover, den er sich über seinen muskulösen Oberkörper zog.

Ich wand den Blick von ihm ab und hockte mich aufs Sofa.

Gin musterte mich mit skeptischen Blick, bis er an mich herantrat und meine Wange berührte.

„Alles in Ordnung? Du bist ganz rot im Gesicht.“

„Mir geht’s gut.“, erwiderte ich mit klopfenden Herzen.

„Dann fahre ich dich jetzt nach Hause, ich muss nämlich arbeiten.“

Stumm nickte ich.
 

Seitdem ich mir meine Gefühle für Gin eingestanden hatte, konnte ich ihm nicht mehr ins Gesicht sehen, ohne dass mein Herz für einen Moment aussetzte.

Ich ärgerte mich darüber, während der Arbeit war ich mit den Gedanken ständig woanders.
 

Etwa ein halbes Jahr später wurde ich zum ersten Mal in eines der geheimen Projekte involviert. Ich war sehr stolz, endlich aktiv mitarbeiten zu dürfen.

Bei diesem Projekt handelte es sich um ein Gift, dass jedoch keine größeren Schäden im Körper des Opfers anrichtete. Es sollte ausschließlich die Symptome einer Lebensmittelvergiftung hervorrufen. Der Zeitpunkt des ersten Einsatzes wurde mir nicht anvertraut und mir kamen die ersten Zweifel. Zuvor hatte ich auch nie einen Gedanken daran verschwendet, was in der Organisation wirklich vor sich ging.

Ich schätzte mich glücklich, ein Dach über den Kopf zu haben und versorgt zu sein. Das es mir untersagt war, meine Schwester zu sehen, schien mir ein geringes Opfer. Ich vermisste sie sehr, doch solange es Akemi gut ging, wollte ich nicht so undankbar sein und mich über meine Situation beklagen.

Doch was die Organisation wirklich bezweckte, warum und wofür sie gegründet wurde… das weiß ich bis zum heutigen Tag nicht, ich kann es nur vermuten.

Selbst wenn ich Gin nach den Hintergründen gefragt hätte, eine Antwort wäre mir ja doch verwehrt geblieben. Vielleicht wusste er es selbst nicht so genau…
 

Während der Forschungsarbeiten an dem sogenannten TFFP1 sah ich Gin nur selten. Das lag zum einen daran, dass er selbst auch hart arbeitete und zum anderen, dass ich immer mehr Zeit im Labor verbrachte.

Wenn ich nicht an TFFP1 mitforschte, ließ ich keine Gelegenheit aus, anderweitig im Labor zu helfen oder auch zu lernen.

Mit meinem Wissen über die Biochemie war ich längst über den gewöhnlichen Chemieunterricht voraus.

Inzwischen war mein Körper auch mehr oder weniger auf Dauerstress eingestellt und so machte ich hin und wieder eine Nacht im Labor durch.
 

An einem späten Abend stand ich wie häufig am Labortisch und führte einige Experimente aus. Ich beobachtete die diversen Vorgänge und Reaktionen, notierte mir alles sehr sorgfältig. Mir war es eigentlich strengstens untersagt, auf eigene Faust mit den chemischen Substanzen zu arbeiten.

Doch ich wusste, wann ich ungestört Gelegenheit dazu hatte und hielt mich nicht an das Verbot.
 

An diesem Abend erwischte mich jedoch einer der Forscher…

Sein Name war Arak, seinen richtigen Namen kannte ich natürlich nicht.

Ohnehin interessierte es mich nicht, denn er war ein unangenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 21 Jahren zählte er schon zu den jüngsten Wissenschaftlern und er bildete sich darauf mächtig etwas ein. Gerne kommandierte er mich herum, wahrscheinlich sah er in mir auch eine Art Konkurrentin.

Als Arak mich dann während des Experiments erwischte, trieb er es auf die Spitze.

Zunächst ließ ich mir nichts anmerken, machte mir scheinbar unberührt Notizen, als er ins Labor trat.

„Aha. Was machen wir denn da?“

Ich ignorierte, dass er wie ein Kleinkind mit mir sprach und dabei dämlich grinste.

Arrogant lehnte er an einem Tisch.
 

„Siehst du das nicht!?“

„Oh… aber ich würde es gerne von dir wissen.“, antwortete er mit seiner schleimigen Stimme.

„Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als mich zu nerven?“, fragte ich. Das war ein Fehler.

Arak packte mich an den Schultern und blitzschnell hatte er mich gegen die Wand gedrängt. Er holte mit Schwung aus und verpasste mir eine saftige Ohrfeige. Der Schlag war so heftig, dass ich benommen zu Boden ging.

„Du kleine Schlampe bist nicht in der richtigen Position, um SO mit mir zu sprechen!“
 

„ARAK!“

So erschrocken ich eben noch gewesen war, so erleichtert war ich, als ich seine Stimme vernahm.

Mit aufgerissen Augen ließ er mich los. „Gin…“ Arak lachte auf, zeigte mit seinen Wurstfingern auf mich.

„Sie -“

Gin sah so aus, als würde er dem jungen Wissenschaftler gleich den Hals umdrehen.

„Schnauze, Arak! Es interessiert mich nicht, was du zu sagen hast. Und jetzt verpiss dich gefälligst!“

Araks Mine erstarrte und er hastete an Gin vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.

Noch immer hockte ich wie gebannt an der Wand, meine Hände zitterten. Ich dachte an damals, als diese dummen Jungen mich herumgeschubst hatten. Und wieder hatte er mich gerettet.

Gin reichte mir die Hand und zog mich zu sich hoch. Wortlos strich er über meine schmerzende Wange und ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.

„Warum weinst du?“, fragte er mit leiser Stimme.

Ich schüttelte schluchzend den Kopf. „Ich weiß nicht…“

Gin sah mich nachdenklich an.

„Räum auf, dann fahre ich dich nach Hause…“
 

Auf dem Rückweg ärgerte ich mich schon wieder über meine Hilflosigkeit. Ich wollte aber nicht schwach und hilflos sein.

„Wie geht’s im Labor voran?“, fragte Gin und unterbrach damit meine aufkommende Selbstverachtung.

„Eigentlich ganz gut…“, erwiderte ich.

Da fiel mir eine ganz andere Sache ein.

„Sag mal… bekomme ich irgendwann einen Namen?

Gin grinste wieder so seltsam, wurde aber schnell wieder ernst.

„Ich habe dem Boss bereits einen Namen vorgeschlagen. Du musst nur noch zustimmen.“

Neugierig sah ich auf. „Und welchen?“

Gin parkte am Straßenrand. „Wie gefällt dir Sherry?“

„Hm…“ Wie kam er gerade auf diesen Namen?

„Ich finde, er passt zu dir.“

„Naja… wenn du das sagst, wird’s schon stimmen. Ich bin einverstanden!“

Ich griff nach meiner Tasche und öffnete die Wagentür. „Bis nächste Woche…“

„Schönen Feierabend und träum süß… kleine Sherry.“

Ich errötete, dann lächelte ich und stieg aus dem Auto.

Jetzt war ich offiziell Sherry, das Mitglied einer geheimen Organisation.

Und ab diesem Zeitpunkt nannte mich Gin auch nicht mehr beim Vornamen. Ich war ein vollwertiges Mitglied der Organisation. Nur war mir die Bedeutung dessen noch nicht wirklich bewusst. Noch ahnte ich nicht, wie hoch man Loyalität in der Organisation wirklich schätzte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen lief ich die Treppen zu meiner Wohnung hinauf.
 

Auf der letzten Stufe erstarrte ich.

Ein kalter Schauer rann mir den Rücken hinunter.

Vor der Tür stand eine junge Frau. Lange, braune Haare, ehrliche Augen und mit einem skeptischen Ausdruck im hübschen Gesicht.

„Shiho-chan!“
 

Jetzt mal eine kleine Aufgabe für euch; Wer mir als Erstes sagen kann, wofür die Abkürzung TFFP1 vollständig ausgeschrieben steht, der bekommt 10 KaroTaler von mir! Noch ein kleiner Tipp. Erinnert euch an die Funktion des Giftes. Und denkt daran, dass das Gift natürlich einen Namen erhält, der international verständlich sein muss.

Das nächste Kapitel ist bereits fertig und wird morgen hochgeladen! Dann gibt es auch die Auflösung des kleinen Rätsels.



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