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Unter Krähen

Shihos Vergangenheit
von

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Besuch

Da sich bisher niemand an das Rätsel vom vorherigen Kapitel rangetraut hat, gibt es auch erstmal keine Auflösung. :P Kann ja sein, dass doch noch jemand drauf kommt.

Wie am Tag zuvor versprochen; das nächste Kapitel!

Ich darf euch verraten... dass das Kapitel DANACH eine entscheidene Wendung mit sich bringt.

Viel Spass beim Lesen. Über Kritik freue ich mich nach wie vor...
 


 

Als mir die Tränen in die Augen schossen, wich der skeptische Ausdruck aus dem Gesicht meiner Schwester.

Ich stolperte auf Akemi zu und sie empfang mich mit offenen Armen. Ganz fest hielt sie mich, strich mir zärtlich übers Haar.

Knapp drei Jahre hatten wir uns nicht mehr zu Gesicht bekommen und in diesem Moment fühlte es sich so an, als würde die gesamte Anspannung dieser Zeit sich nun auflösen.

„Was machst du denn hier, Akemi-oneechan?“

Sie lachte leise auf, wie sehr hatte ich ihre unbeschwerte Art vermisst.

„Es ist eine Überraschung! Natürlich wussten sie davon, aber ich hoffte, sie wurden es dir nicht sagen.“

„Sie?“, fragte ich ganz naiv.

Akemi seufzte schwer. „Na, die Organisation. Auf dem gesamten Weg hierher klebten sie an mir dran. Echt lästig. Aber willst du nicht rein? Dir scheint kalt zu sein.“

Es stimmte, dass mein gesamter Körper furchtbar zitterte. Doch ihr fror nicht, es war allein die Aufregung, die meinen Körper verrückt spielen ließ.
 

„Hübsch hast du es hier. Klappt auch das denn alles mit dem Haushalt schmeißen und so?“

Ich nickte und nahm ihr die Jacke ab. Den Koffer stellten wir im Flur ab.

Als ich mich umdrehte, grinste Akemi breit. Ihre Augen glänzten.

„Du bist noch hübscher geworden, Shiho-chan! Vielleicht nur ein wenig zu blass…“

Verlegen zuckte ich mit den Schultern. Meine Schwester selbst war erwachsen geworden. Sie war jetzt 22 und beendete ihr Studium bald.

„Woher bist du jetzt eigentlich so spät gekommen? Doch nicht etwa aus der Schule?“

Ich stand in der Küche und setzte Kaffee auf.

„Nein… ich war im Labor.“, antwortete ich zögernd. „Gin hat mich nach Hause gefahren.“

Akemi hob die Augenbrauen. Sie wusste zwar, dass ich inzwischen für die Organisation arbeitete, war jedoch wenig begeistert davon.

„Ich finde das nicht gut!“ Sie nahm kopfschüttelnd die Tasse Kaffee entgegen, die ich ihr reichte.

„Danke… Aber du solltest die Schule beenden, bevor du anfängst zu arbeiten. Außerdem… hättest du nicht in der Organisation anfangen sollen. Niemals!!“

Ich runzelte die Stirn. „Warum denn nicht?“

Meine Schwester holte tief Luft, seufzte.

„Weil das alles Kriminelle sind, Shiho! Verstehst du das denn nicht? Kriegst du überhaupt nicht mir, was da vor sich geht? Sie begehen Verbrechen im großen Stil! Die Organisation schreckt vor nichts zurück, noch nicht einmal vor Mord!!“

Ich schlug die Augen nieder. „Damit habe ich nichts zu tun…“

Akemi verdrehte die Augen. „Ach, nein? Du unterstützt ihre Schandtaten aber, indem du Gift und andere Substanzen herstellst!“

Sie nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse.

„Was glaubst du, weshalb sie uns getrennt haben? Damit sie die völlige Kontrolle über dich haben! Shiho… ich mache mir doch nur Sorgen.“

Ich schwieg. Es mag sein, dass Akemi Recht hatte.

Inzwischen konnte ich die Ängste und die Sorgen meiner Schwester gut verstehen.

Doch dafür musste ich erst das wahre Gesicht der Organisation kennen lernen.

„Warum… musst du nicht für die Organisation arbeiten? Ich meine… hast du dich dagegen gewehrt, oder so?“

Akemi strich sie die Haare aus dem Gesicht.

„Nein. Mir wurde das bisher nicht angeboten, worüber ich sehr glücklich bin. Ich nehme an, ich war bereits zu alt, beziehungsweise… ich war nicht mehr so gut manipulierbar wie du.“

Sie verzog das Gesicht, als hätte sie etwas Bitteres gegessen.

„Auch wenn ich nicht für diese Schweine arbeitete, werde ich des öfteren beobachtet. Als ich volljährig geworden bin, überlegte ich, dass Sorgerecht für dich zu übernehmen und dich nach Japan zurück zu holen. Aber wenn ich dem Jugendamt unsere Situation schildere… dann war’s das. Die Organisation würde NIEMALS zulassen, dass Informationen über sie herausgegeben werden. Ich wäre schneller beseitigt, als ich gucken könnte!“

Erschrocken riss ich die Augen auf.

„Dann mach es nicht, bitte!! Es wird hier schon alles klappen und irgendwann kann ich sicher nach Japan zurück!“

Niemals wollte ich, dass meiner Schwester wegen mir etwas geschieht. Umso schlimmer war es für mich, als sie Jahre später, beim Versuch mich aus der Organisation zu befreien, sterben musste.

Akemi sah mich bekümmert an. „Wahrscheinlich ist es sowieso schon zu spät. Sie werden dich nicht gehen lassen. Wer einmal in den Fängen der Organisation ist, kommt nicht wieder raus. Außer er stirbt.“

Dass sie derart drastische Worte wählte, schockte mich nur noch mehr.
 

Als ich später im Bett lag, zweifelte ich das erste Mal an meiner Entscheidung, der Organisation beizutreten. Durch Akemi sah ich die Dinge etwas klarer. Doch es reichte nicht aus, mich dummes Ding vollständig zu überzeugen.
 

Am nächsten Morgen stand ich früh auf. Akemi hatte bei mir übernachtet und ich wollte Frühstück für uns machen.

Gerade hatte ich den Tisch fertig gedeckt, als meine Schwester mit nassen Haaren aus dem Bad kam. Sie grinste. „Was für ein Service…“
 

„Wie lange kannst du eigentlich in L.A. bleiben?“, fragte ich während des Frühstücks. Am Abend zuvor hatte ich völlig vergessen, mich danach zu erkundigen.

Sie strich Marmelade auf das Brot und leckte sich kurz über den Finger.

„Also… meine Semesterferien sind am Montag vorbei, dann muss ich spätestens am Freitagabend den Flieger nehmen.“

„Hm, Vormittags habe ich eigentlich Schule, aber wenn ich ein paar Tage fehle - “

„Kommt nicht in Frage!“, rief Akemi dazwischen. „Ich will nicht, dass du die Schule wegen mir schwänzt.“

Ich stöhnte auf. „Aber wenn ich Nachmittags im Labor arbeiten muss, dann sehen wir uns überhaupt nicht!“, erwiderte ich verzweifelt.

Akemi schien kurz zu überlegen. „Vielleicht kannst du es ja organisieren, einige Tage frei zu bekommen.“

„Vielleicht…“, meinte ich skeptisch. Ich hatte da einige Zweifel.

„Ich werde mal mit Gin darüber sprechen.“, sagte ich und begann den Tisch abzuräumen.

„Er ist also immer noch für dich zuständig? Nach all den Jahren?! Meine Schwester verzog das Gesicht.

„Ich mag ihn nicht, er ist mir so was von unsympathisch. Er ist ein seltsamer Kerl.“ Verächtlich rümpfte sie die Nase.

„Aber er ist zumindest kein schlechter Mensch.“, antwortete ich leise.

Eigentlich kann ich es nicht fassen, dass ich mal gut über Gin gesprochen habe. Doch zu diesem Zeitpunkt kannte ich seine tödliche, brutale Seite noch nicht.

Und Liebe macht bekanntlich blind.

Zunächst…

Tatsächlich schaffte ich es, einige Tage frei zu bekommen. Nur Montag und Dienstag musste ich für jeweils zwei Stunden im Labor bleiben.

Die freie Zeit nutzten wir natürlich. Und für wenige Tage fühlte ich mich wie eine gewöhnliche Jugendliche, die mit ihrer Schwester shoppen ging und Spaß hatte. Ganz unbeschwert waren wir jedoch nicht, da man uns auf Schritt und Tritt beobachtete. Doch Akemi ignorierte diese Tatsache gekonnt und ich ließ mich von ihrer Fröhlichkeit ein wenig anstecken.
 

Wir gingen auch ins Kino. In meiner Freizeit hatte ich bis dahin noch nie einen Film im Kino gesehen. Es schien so unglaublich, dass Akemi mich auslachte. Zuerst war ich ein wenig eingeschnappt, doch als der Film anfing, sprang ich über meinen Schatten und war nicht mehr sauer.

Stattdessen konzentrierte ich mich auf den Film. Es war ein Drama, in welchem eine Frau ihren Mann mit einem Jüngeren betrügt und ihr Ehemann diesen schließlich umbringt.

Die Hauptdarstellerin war Sharon Vineyard, eine sehr berühmte Schauspielerin und auch wenn sie bereits Mitte 40 war, sah sie noch immer unheimlich gut aus. Sie spielte hervorragend und ich war von ihrem Können sehr beeindruckt.

„Sogar in Japan ist sie sehr berühmt!“, erzählte Akemi, nachdem wir den Kinosaal verlassen hatten.

„Aber ich glaube, das liegt vor allem an ihrer Freundin Yukiko Kudo. Früher war sie auch Schauspielerin, jetzt ist sie mit diesem Schriftsteller verheiratet und hat einen Sohn.“

„Du weißt aber eine Menge über diese Sharon.“, meinte ich verwundert, Akemi winkte jedoch nur ab. „Quatsch. Es weiß niemand etwas Genaues über Sharon. Sie schottet sich dermaßen ab, wenn sie nicht gerade vor der Kamera steht. Stellen die Reporter ihr Fragen, lächelt sie nur ganz geheimnisvoll. Total seltsam, die Frau. Aber trotz allem ist sie eine brilliante Schauspielerin, findest du nicht auch?“

Ich nickte zustimmend.

Wer hätte gedacht, dass mir diese Frau Jahre später nach dem Leben trachten würde?
 

Freitagabend musste ich mich wieder von meiner Schwester verabschieden.

Tapfer lächelte ich, als Akemi mich umarmte und mir einen Kuss auf die Stirn gab.

„Mach’s gut, Shiho-chan und pass bitte auf dich auf.“

„Natürlich!“, erwiderte ich. “Und du auf dich…“

„Wir sehen uns, Shiho-chan.“

Mit diesen Worten stieg sie ins Taxi. Ich sah dem Wagen hinterher, bis er um die nächste Ecke bog. Lang stand ich noch auf dem Bürgersteig, bevor ich der untergehenden Sonne den Rücken zukehrte.

Ganz automatisch liefen mir die Tränen herunter, nachdem ich die Wohnungstür hinter mir zugezogen hatte. Weinend sank ich auf die Knie.

Ich fragte mich, wie viele Jahre erst wieder ins Land gehen mussten, bis wir uns erneut sahen. Gleichzeitig hasste ich es, heulend auf dem Boden zu sitzen und in Selbstmitleid zu versinken.

Ich biss die Zähne zusammen und wischte mir wütend übers Gesicht.

Mit diesem Geheule muss Schluss sein, dachte ich entschlossen.

Auch wenn es schon spät war, griff ich nach meiner Tasche und machte mich anschließend auf den Weg ins Labor.



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