Kurz vor dem Konzert
Lerne den zu schätzen,der ohne dich leidet
und renne nicht dem hinterher,
der auch ohne dich glücklich ist.
Mein Herz machte jedes Mal einen Aussetzer,sobald ich IHM
über den Weg lief und das geschah so ziemlich jeden Tag.
Warum?
Wir waren in einer Band.
Ein unterdrücktes Seufzen entrann meinen Lippen.
Mein Verstand hatte sich schon längst damit abgefunden,dass es ein
Mann war,dem meine unsterbliche Liebe galt,
allerdings riet mir immer und immer wieder eine kleine innere
Stimme,mich nicht weiter in ihn zu verlieben.
Es war auch so ziemlich das dümmste,was mir nur widerfahren konnte,
denn von meinem früheren Sandkastenfreund
war nichts mehr übrig geblieben.
Als wir noch Kinder waren,war er so hilfsbereit und verspielt
gewesen,dass man sich heute absolut nicht vorstellen konnte,
dass es ein und dieselbe Person von damals war.
Aus ihm war ein Mensch geworden,der Gefühle
für absolut unnötig hielt und dessen kalte eisblaue Kristalle,
jeden der ihm widersprach zu erdolchen schienen.
Ich war schon ein selten dämlicher Dummkopf.
Aber hey,ein Hiwatari konnte sich alles erlauben,
wenn er nur mit den daraus schließenden Konsequenzen leben konnte.
Ein gebrochenes Herz...
So gut es ging mir meine Traurigkeit nicht anmerken lassend,
strich ich über meine schwarze E-Gitarre,die an den Seiten mit
blauen Flammen versehen war.
Das heutige Konzert musste ich noch überstehen,dann hätten wir,
Tala,Spencer,Bryan und Ich ganze 2 Wochen frei,aber so
wie ich meinen wunderschönen Sänger einschätzte,würde er uns
in diesen 2 Wochen einen neuen Song aufnehmen lassen.
Ich knurrte leise.
Ich liebte meine Arbeit als Gitarrist der Band > Buria <,
aber Tala gab,und damit stand ich nicht allein,einem das Gefühl,
nichts weiter als ein Lakai zu sein und besonders für mich,war es das
Schmerzhafteste überhaupt.
»Kai,unser Auftritt fängt gleich an. Bist du soweit fertig?«
Ich riss mich aus meinen Gedanken und sah nickend in Richtung Bryan.
Er lächelte mich zögernd an und setzte sich neben mich auf die bordeauxrote
Coutch des Backstagebereiches.
»Tala?«
Ich nickte und lehnte meinen Kopf an die Lehne.
Bryan war der Einzigste,der von meinen Gefühle für Tala bescheid
wusste.
Ich wusste noch immer nicht,wie er es herausgefunden hatte
und wie er noch so locker und unbeschwert mit mir reden konnte,
wo ich mich selbst und meine Gefühle bereits als Abfall der
Nation betitelt hatte.
Ich war vom Verhalten her ein absolutes Abziehbild von Tala geworden,
was daran lag,dass ich nicht als schwach und nutzlos gelten wollte.
Bryan seufzte leise und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
»Ich hab am allerwenigsten was dagegen,dass du dich in einen Kerl
verliebst,jedem das sein, aber warum auch noch ausgerechnet
in den König der Antarktis?
Er bricht dir jeden Tag das Herz und du gibst ihn nicht auf.
Ich werde aus dir einfach nicht schlau.
Entweder bist du ein kranker Masochist oder du bist wirklich schwer verliebt.«
Ich grinste kurz verhalten und nahm mit einem dankbaren Nicken
eine Zigarette,die er sich gerade angesteckt hatte,entgegen.
»Ich denke,du kannst mich in Zwei Teile spalten und in beide Schubladen
stecken...«, entgegnete ich ihm und nahm einen tiefen Zug,
ehe ich den Rauch aus meinem Mund entließ.
»Ach ne,wen sehe ich den da auf dem Sofa rumlümmeln?
Das Zigarettenmonster und unseren 2. Schneekönig.«
Ich hob kurz eine Braue und verdrehte schließlich die Augen.
»Nichts gegen dich,Bryan und auch nichts gegen dich Spenc...
Aber kann es sein,dass euch stinklangweilig ist ?«, fragte ich die beiden
leicht sarkastisch und rauchte meine Zigarette in Ruhe zuende.
Spencer lachte leise,kam auf mich zu und wuschelte mir durch die Haare.
Ich knurrte leise.
Das nahm er sich nur heraus,weil er größer und,bedauerlicher Weise
musste ich das jetzt zugeben,stärker war als ich.
»Schlechte Nachricht für euch zwei.
>Unsere Majestät< will,ich zitiere: das ihr eure müden Ärsche hochbekommt
und zu ihm kommt,Zitat ende.«
Ich verdrehte die Augen,warf den Zigarettenstummel auf den Boden
und trat ihn aus,ehe Bryan und ich uns aufrappelten und
mit Spencer zusammen nach Tala Ausschau hielten.
Als wir ihn fanden,musste ich mich erneut zusammenreißen,meine
Gefühle nicht zu zeigen.
Mein Herz schlug so heftig,dass es wehtat und mein Atem drohte zu stocken.
Dort saß er also.
Auf seinem ebenfalls bordeauxroten Sofa,zusammen mit einer Stylistin, die ihn
dazu überreden wollte,einen weißen Seidenschal zu tragen.
Ein eiskalter Blick von ihm und sie verschwand schleunigst aus seiner
Garderobe.
Ich musterte ihn so unauffällig wie es ging.
Er war so schön und ich begriff zum wiederholten Male,dass er niemals
mein sein würde.
Er hatte sein Herz und die damit verbundenen Gefühle gegen
eine Karriere als Musiker und Reichtum eingetauscht und seine damalige
Freundschaft mit mir anscheinend auch.
Mein Herz schmerzte und doch ließ ich es keine Sekunde zu,dass auch
nur das geringste Gefühl über meine Gesichtszüge huschte.
Mein Blick fuhr seinen Körper entlang und ich schluckte hart auf.
Er trug ein enganliegendes weißes Muskelshirt mit einem Aufdruck
einer schwarzen Gitarre und die ebenso enganliegende schwarze Jeanshose
betonte seine verführerischen Hüften nur noch mehr.
An beiden Mundwinkel zierte ein dünner silberner Ring, sodass seine Unterlippe noch etwas mehr hervorgehoben wurde und weiße 40-Loch Springerstiefel
bedeckten seine Beine bis zu den Knien.
Er war einfach wunderschön,so perfekt,dass er alle anderen locker
in den Schatten stellte.
»Da seid ihr ja endlich... Unser Konzert fängt in 5 Minuten an.«
Ich nickte stumm und streckte mich leicht.
Es würde gleich also wieder losgehen....