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SubMission

Lexaeus / Zexion
von

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Part O1


 

SubMission
 

Part O1

I wonder why you dared to show me what I'm longing for.
 

Er wusste nicht, wie spät es war. Die einzige Lichtquelle im Raum, eine bauchige Nachttischlampe, gab durch ihren staubigen Schirm ein warmes Dämmerlicht ab und behellte zumindest die Ecke, in der das breite, ausladende Bett des Stillen Helden stand. Auf einem Schreibtisch am anderen Ende des eher spartanisch eingerichteten Raumes, lag ein zusammengehefteter Stapel Papier, jedes einzelne Blatt mit sehr kleiner, dichter, eng aneinander stehender Schrift beschrieben, die eindeutig als Vexens Handschrift zu identifizieren war. Er musste den Bericht in sein Zimmer gelegt haben, als Lexaeus geschlafen hatte. Zumindest hatte er nichts davon mitbekommen.

Man hätte sagen können, dass er dem Gelehrten in gewissem Maße dankbar war, dass er diese eher unangenehmen Aufgaben für ihn übernahm. Er selbst war eindeutig nicht der Theoretiker im Basement des Schlosses. Selbst wenn er die ganze Nacht daran gesessen hätte, hätte er den Bericht nicht halb so ausführlich und detailgetreu hinbekommen, wie die Nummer IV es mit Sicherheit getan hatte.

Als ob er seine Hausaufgaben für ihn machte. Hauptsache, er erwartete keine Gegenleistung.

Lexaeus wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Noch immer waren seine Augen müde, seine Glieder fühlten sich schwer an, als ob ihn etwas niederdrückte.

Ob er geträumt hatte? Er meinte sich daran erinnern zu können, irgendetwas geträumt zu haben, aber es wollte beim besten Willen kein konkretes Bild vor seinem inneren Auge auftauchen. Vielleicht, weil Träume für einen Niemand einfach nicht wichtig waren. Vielleicht, weil sie sich im Schloss des Entfallens befanden.

Der Riss an der Decke, den er mit seinen Blicken verfolgte, nahm kurz über seinem Kopf eine Abzweigung, dann teilte er sich in ein Geäst aus Furchen und zog sich bis über die Wand hinab. Letztendlich war es doch egal, was er geträumt hatte. Es hatte keine Bedeutung mehr für ihn.
 

Als er Schritte auf dem Flur hörte, rang er sich dazu durch, seine schweren Glieder zu heben. Der schwarze Mantel hing ordentlich über dem Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Er meinte sich daran erinnern zu können, sie am gestrigen Abend achtlos auf den Boden geworfen zu haben, ehe er sich in die Laken gewühlt hatte. Vexens Ordnungszwang machte selbst vor seinem Zimmer nicht Halt.

Das Lattenrost ächzte und knackte, als der schwere Mann sich von der Matratze abstützte, um in die Senkrechte zu geraten. Schwerfällig schwang er seine Beine aus dem Bett.

Es klopfte. Sekundenbruchteile später - ihm wurde die Bürde abgenommen, den frühen Besuch herein zu bitten - wurde die Klinke betätigt.

“Ah, du bist schon wach.”

Vexens penetrante, schnarrende Stimme schien den kargen Kellerraum noch ein wenig mehr erkalten zu lassen. Die staubige Nachttischlampe warf obskure Schatten in das kantige Gesicht des Gelehrten, dessen schmale Lippen sich zu einem bitteren Lächeln verzogen.

Lexaeus ließ seine Schultern, die sich für einen kurzen Moment angespannt hatten, wieder hängen und blickte gleichgültig hinauf in die laubfroschgrünen Augen, die aus dem Halbdunkel zu ihm hinüber blitzten. Das Licht, das durch den Türspalt in sein Zimmer drang, zeichnete die schlanke Silhouette weich.

“Hast du den Bericht gelesen, den ich dir auf den Schreibtisch gelegt habe?”

Lexaeus sah an sich herab. Er trug eine schwarze Hose. Weder Schuhe noch Socken. Trotzdem fragte er sich, ob man ihm nicht vielleicht ansah, dass er sich gerade erst aus dem Bett bequemen wollte. Sein müder Blick wanderte hinüber zum Schreibtisch, wo der Stapel Papier lag, und wieder zurück zu dem Älteren.

“Ah”, machte Vexen, hob eine Augenbraue stark ein. Sein Mundwinkel zuckte. “Gut, natürlich nicht. Ich habe die wichtigsten Zeilen rot unterstrichen und die Seiten durch Notizzettel gekennzeichnet. Eine Zusammenfassung findest du am Ende, gleich hinter dem Glossar.”

Lexaeus nickte. Anscheinend reichte das nicht, um Vexen zu signalisieren, dass er verstanden hatte, denn dieser stand noch immer in der geöffneten Tür, ein zittriges Lächeln bewahrend.

“Ist noch etwas?” Lexaeus’ Stimme klang unerwartet rau.

“Hm.”

Vexen ballte seine Hände zu Fäusten, rieb seine Finger aneinander, wobei das glatte Leder seiner Handschuhe ein unangenehmes Quietschen von sich gab, und hob sein Kinn ein wenig. Er konnte hören, wie der Akademiker scharf durch die Nase einatmete. Ein kurzes Zögern.

“Zexion”, begann er, nun mit weitaus weniger Enthusiasmus in der Stimme. “will dich sehen. Frag mich nicht, worum es geht. Mir sagt man hier ja nichts.”
 

Zexion. Ihn hatte er erwartet, als es an der Tür geklopft hatte. Es wäre gelogen gewesen, wenn er behauptet hätte, dass er nicht genau wüsste, weshalb er sogar gehofft hatte, dass es Zexion war; dass er diesen unverhofften Weckruf gestartet hätte. Nicht nur, weil er Vexens Nähe oft als unangenehm, ja, sogar aufdringlich empfand.

Von Zexion ging eine ganz enorme, kaum erklärliche Anziehungskraft aus, die ihn, auch, wenn die Nummer VI um einiges jünger war als er selbst, schwer beeindruckte.

Es war nicht immer so gewesen. Früher hatte er eher weniger Bezug zu ihm gehabt. Die Faszination, wenn man diesen Umstand - denn Gefühl konnte man nicht sagen - als solche bezeichnen wollte, hatte sich erst mit den Jahren entwickelt und war zu ungeahnter Größe gereift, als sie längst ihre Herzen und die Fähigkeit, aufrichtige Emotionen zu empfinden, verloren hatten.

Vielleicht waren es dieser zarte, schlanke Körper und die kühlen, ausdruckslosen Augen, die seine Träume bevölkerten. Gewundert hätte es ihn zumindest nicht.
 

Lexaeus fand ihn lesend vor, mit übereinander geschlagenen Beinen und gradem Rücken auf einer Couch in der hinteren Ecke des Raumes sitzend. Der Stille Held passierte die Regale zu seinen Seiten, schritt langsam auf ihn zu, mit jedem Meter, den er näher kam, mehr und mehr Einzelheiten seiner Erscheinung in sich aufsaugend.

Er kannte ihn in- und auswendig. Die weichen, sanften Gesichtszüge, die reine Haut und die schön geschwungenen Lippen. Die trüben Augen, die von einem dichten Wimpernkranz umrahmt waren. Trotzdem war es so, als ob er sich nicht an ihm satt sehen konnte. Unauffällig; beiläufig waren seine Blicke.

Seine Schritte hallten an den Wänden wieder. Er verschränkte die Arme vor der Brust, baute sich mit seiner massigen Gestalt abwartend vor dem Jüngeren auf.

Zexion überflog die letzte Zeile, platzierte seinen Daumen dort, wo er aufgehört hatte und hob seinen Blick.

“Dir auch einen schönen guten Morgen, Lexaeus”, raunte er und beförderte mit einer kurzen Kopfbewegung, einem Zucken sehr ähnlich, ein paar verirrte Haarsträhnen aus der linken Seite seines Gesichts.

“Ich habe eine Bitte an dich.”

Es war immer wieder erstaunlich, wie nett Zexion einen Befehl verpacken konnte. An Lexaeus’ Mimik änderte sich nichts. Stumm, die Mundwinkel nach unten gezogen, blickte er auf die umschattete Gestalt hinab.

“Ich möchte die Situation hier etwas im Auge behalten. Bring die Berichte, die Saïx angefordert hat, in die Welt die niemals war und bestelle Xemnas bei dieser Gelegenheit, dass der Schlüsselschwertträger seinen Weg hier her gefunden hat. Ich vertraue Axel in dieser Hinsicht nicht.“

Zexion schnaubte spöttisch und fuhr sich durch sein silbrig blaues Haar.

“Falls man ihm in irgendeiner Hinsicht Vertrauen schenken kann...”

Natürlich hätte Zexion auch in dem Fall nicht einen Finger gekrümmt, wenn es in diesem Schloss nichts zu Beobachten gegeben hätte. Dennoch nickte Lexaeus, dem ein kleiner Tapetenwechsel ohnehin nicht schaden konnte. Als er sich zum Gehen wenden wollte, stand auch Zexion auf, zog ein rotes, seidenes Band in die Seite, auf der er stehen geblieben war und platzierte das Buch auf dem Tisch. Lexaeus verharrte in seiner Bewegung, Zexion von der Seite musternd.

“Was hast du vor?” knurrte er mit gewohnt tiefer Stimme.

Zexion strich seine Kutte glatt, leckte sich flüchtig über die Lippen und schritt um den quadratischen Tisch herum.

“Ich hole den Bericht. Den brauchst du wohl, wenn du ihn überliefern sollst.”

“Mhm.”

Der Jüngere blieb neben ihm stehen, blickte kühl durch die Haarsträhnen zu ihm hinauf und hob eine Augenbraue. Nichts spiegelte sich in seinen Augen. Lexaeus hätte nicht einmal sagen können, ob diese tiefen, dämmrigen Teiche nicht einfach durch ihn hindurch sahen.

“Es ist immer wieder überraschend, wie sehr ihr doch mitdenkt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich hier vollkommen unbrauchbar bin.”

Zexions Schulter streifte seinen Ellenbogen, als er an ihm vorbei ging. Lexaeus blieb stehen. Erst als die Tür hinter dem Jüngeren ins Schloss fiel, drehte er sich um.

Dieses Mal hatte er es gespürt. Es war so deutlich; als ob er es mit Absicht machte. Als ob Zexion ihm mit diesem Verhalten irgendein subtiles Zeichen übermitteln wollte. Vielleicht hoffte er aber auch einfach nur auf eines. Ein Zeichen, das diese Anziehung erklären konnte; das es zu einer zweiseitigen Geschichte machte. Vielleicht etwas, das ihm zeigte, das diese Spannung nicht nur in seinem Kopf existierte; dass es am Ende erwidert wurde.

Doch da war nichts.

Nichts als pure Verachtung in seiner Stimme. Er sah ihn nicht einmal richtig an. Wie konnte jemand, der so viel jünger, kleiner und dazu noch physisch benachteiligt war, so auf ihn herabsehen?

Und wie konnte er es so genießen...?
 

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Part O2

Es wurde der Wunsch nach einer Masturbationsszene geäußert, dem ich an dieser Stelle nicht nachgeben werde. Nicht in dieser Fanfiction. ;)
 


 

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SubMission
 

Part O2

Now it seems to me I'm just a fly that is caught in your net.
 

Unberührt lag sein Zimmer da.

Es verging selten eine Nacht, in welcher Vexen, in seiner unendlichen Arbeitswut, ihm nicht noch mal einen Besuch abstattete, um die Kutte des Stillen Helden fein säuberlich über einen Stuhl zu hängen und, wenn er schon dabei war, seinen Schreibtisch aufzuräumen, um für jeden gut sichtbar ein paar Berichte darauf zu drapieren, die Lexaeus sich ohnehin nicht vollständig durchlas. Warum auch, wenn er doch ohnehin noch einmal alles mit anhören durfte, wenn er, nachdem er aufgestanden war und sich geduscht hatte, zu den anderen beiden stieß, die mit ihm das Basement-Team komplettierten?

Mit noch immer feuchten Haaren betrat er den Raum. Vexen schien bereits eine ganze Zeit lang auf den Beinen zu sein, auch wenn fraglich war, ob er überhaupt geschlafen hatte, da sein ohnehin schon eingefallenes Gesicht kreidebleich war, die dunklen Schatten unter seinen Wangenknochen und Augen ausgenommen. Unruhig schritt er hin und her, ununterbrochen gestikulierend; Wasserfälle von Bandwurmsätzen.

Zexion schien unbeeindruckt. Lexaeus wusste nicht, ob er ihn bemerkt hatte, da er an die Wand gelehnt am anderen Ende des Raumes stand, seine Blicke in ein dickes Buch getaucht, Vexen nicht eines Blickes würdigend.

“Es war eine ganz enorme Arbeit, die in diesem Replica steckt; mein eigen Schweiß und Blut, die Krone meiner Schöpfung, ja, ich würde sogar so weit gehen, ihn als perfekt zu bezeichnen - wie blauäugig muss man sein, um ihn als Spielzeug abzutun?! Als Spielzeug.”

Der Gelehrte holte Luft. Lexaeus sah zu Zexion und erhaschte einen Blick auf dessen Augen, die gelangweilt über den Rand des Buches und hinüber zu Vexen sahen. Ein leises Seufzen.

“Vexen, sieh es ein, sie -”

- “Unterbrich mich nicht!” Vexen fuhr herum. Sein langes, blondes Haar schlug ihm ins Gesicht. “Du, Nummer VI, selbst du zeigst du wenig Respekt vor dem, was ich -”

- “Lass es gut sein, Vexen.”

Lexaeus’ Stimme klang ruhig und doch hallte ihr finsterer Tonfall an den leeren, kargen Wänden des finsteren Raumes wider. Vexen fuhr zusammen, schnappte nach Luft, haschte nach den richtigen Worten - dann schwieg er. Lexaeus konnte förmlich riechen, wie gerne der Ältere ihm über den Mund gefahren wäre. Er verschränkte seine Arme vor der Brust, sah nun wieder hinüber zu Zexion, der sein Buch zuschlug, nicht ohne ihm einen nahezu anerkennenden Blick zuzuwerfen. Er runzelte die Stirn. Der Jüngste von ihnen ergriff das Wort.

“Du sagtest selbst, Vexen, dass er die Chance dazu bekommen wird, sich zu beweisen. Dann werden wir ja sehen, wie perfekt er ist.”

Lexaeus konnte Vexen aufgebracht schnauben hören.

“Solange wir Naminé auf unserer Seite und sie noch so weit im Griff haben, dass ihre Macht uns nicht aus den Händen gleitet, haben wir keine schlechten Chancen. Wenn es so ist, wie du sagst, und unser Plan fehlerlos verläuft, weswegen verschwendest du dann noch deine Zeit mit Rechtfertigungen und endlosen Tiraden?”

Vexens Schultern erbebten unter einem leisen, sehr sarkastischen Lachen. Lexaeus’ Blicke wanderten von Zexion hinüber zu ihm. Der Gelehrte legte die Finger seiner rechten Hand auf seine Stirn, mit seinem linken Arm umschlang er seine Taille; das leise Glucksen langsam zu einem wiehernden Lachen ausufernd.

“Weil, Nummer VI”, begann er und seine kalten, grünen Augen funkelten durch das aschblonde Haar hinüber zu Zexion. “ich nicht verstehe, wie du noch von einem wir sprechen kannst, wenn man bedenkt, dass es beinahe so scheint, als ob wir, die beiden Teams, nicht nur in vollkommen verschiedenen Welten leben, sondern gar gegeneinander arbeiten.”

Mit einem triumphalen Lächeln verschränkte nun auch Vexen die Arme vor der Brust, den Zeigefinger der rechten Hand auf seinem Kinn, eine Augenbraue grotesk weit in die Höhe gezogen. Zexion musterte ihn unbeeindruckt und doch konnte Lexaeus deutlich eine gefährliche Spannung spüren, welche sich in diesem Moment zwischen den beiden Parteien ausbreitete.

“Als ob du es nicht von Anfang an gewusst hättest”, raunte der schöne Intrigant und stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte. “Du wusstest, worauf du dich einlässt. Wir alle wussten es.”

Zexion machte eine Geste mit seiner Hand, wies um sich herum und auf Lexaeus, dessen Rücken sich automatisch begradigte. Vexen atmete geräuschvoll durch die Nase ein. Das breite Lächeln verschwand von seinem Gesicht und wurde durch eine wutverzerrte Fratze ersetzt.

“Ich habe zu tun”, zischte er. Wie auf Kommando öffnete sich direkt hinter ihm ein dunkles Portal. Wortlos verschwand der Frostige Gelehrte durch dieses, nicht ohne Lexaeus noch einen strafenden Blick zuzuwerfen, von dem er im ersten Moment nicht wusste, womit er ihn verdient hatte.
 

Es kehrte wieder Stille ein.

Lexaeus starrte auf den Punkt, an welchem sich das Tor geschlossen hatte, er spürte, dass Zexion ihn ansah. Er wusste nicht, ob er es vielleicht aus dem Augenwinkel gesehen hatte, wie die marineblauen Augen des Jüngeren ihn musterten, oder ob er es tatsächlich gespürt hatte. Wie das Gefühl einer schleichenden Spinne im Nacken.

Lexaeus fuhr herum. Das Buch in Zexions Hand löste sich in blauen Rauch auf.

“Wie konntest du es nur wagen, ihm so in den Rücken zu fallen?”

Die Stimme des Jüngeren triefte nur so vor Ironie.

“Ich bin ihm in den Rücken gefallen?”

In Lexaeus’ versteinerte Miene geriet etwas Bewegung. Er hob beide Augenbrauen. Sein Blick, doch gewillt dem des anderen standzuhalten, zuckte immer wieder hinab zu dessen schön geschwungenen Lippen.

“Nicht, dass es mich stören würde - nein, ganz im Gegenteil; irgendjemand muss ihm schließlich manchmal Einhalt gebieten - aber ich denke, er hat erwartet, dass du ihm Recht gibst.”

Zexion warf sein Haar zurück, vollkommen umsonst, da es doch recht schnell wieder in seine ursprüngliche Form geriet, und kam langsamen Schrittes auf ihn zu.

“Denkst du.”

“Du nicht?”

“Ich denke, er fühlt sich übergangen, ja.”

“Interessant. Er fühlt sich also übergangen. Erstaunlich, wie viel ein Niemand doch imstande sein kann, zu fühlen.”

Zexion blieb unmittelbar vor ihm stehen, blickte durch seine blausilbrigen Haare hinauf in das kantige Gesicht des Stillen Helden. Er spürte, wie sein Mundwinkel zuckte. Der Blick des Jüngeren schien durch ihn hindurch zu gehen; nicht wirklich abwesend. Eher allwissend, wie eine Katze, als bräuchte er ihn nicht einmal anzusehen, um ihn zu durchschauen.

“Du wärst erstaunt, wozu ein Niemand imstande sein kann, wenn er nur bereit dazu ist, sich darauf einzulassen.”

Zexion legte seinen Kopf schief und einen behandschuhten Finger an seine Lippen.

“So”, raunte er. “Also wärst auch du dazu bereit, dich auf eine Illusion einzulassen?”

Lexaeus wurde kalt. Es war eine Kälte, die von seinem Nacken ausging, als jagte in diesem Moment ein Windzug durch diesen Keller.

“Es ist das letzte, was uns bleibt.”

Für einen kurzen Moment erschien Zexions rote, feuchte Zunge zwischen seinen Lippen und befeuchtete sie. Wieder spürte er, wie sein Mundwinkel zuckte. Sein Gesicht wurde heiß.

Es kümmerte ihn wenig, was die anderen glaubten zu fühlen oder nicht zu fühlen - oder zu was Niemande tatsächlich imstande waren. Selbst wenn Zexion es niemals begreifen würde, er selbst merkte doch, wie seine Knie zu zittern begannen; wie klein er unter den herrschenden Blicken des Jüngeren wurde. Er war Wachs in seinen Händen. Eine zitternde Fliege in dem Netz des Intriganten, der er war, längst des Kämpfens müde.

Er wäre Vexen tausend mal in den Rücken gefallen, wenn das bedeutet hätte, dass die Spinne sich seiner unverhofften Beute erbarmte und sich ihn einverleibte.

“Es ist grotesk, wie wenig ihr euch doch mit eurem Schicksal abfinden könnt.”

Lexaeus legte seine Stirn in Falten. Zexions Stimme klang abfällig, riss ihn vollkommen aus seinen Gedanken.

“Hilflos klammert ihr euch an eure Erinnerungen, die doch längst an Bedeutung verloren haben; glaubt lieber einer Illusion als eurem Verstand, der nun doch eigentlich klarer und unvoreingenommener denn je sein sollte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Vexens falscher Stolz seinen Untergang herbeiruft. Nichts endet im Nichts. Eine Phantasmagorie. Die Katharsis ohne Wert.”

Lexaeus’ ganzer Körper erzitterte, als Zexion eine zarte Hand auf seine breite, mächtige Brust legte.

“Motten, die instinktiv um das Licht schwirren, dazu bestimmt, verbrannt zu werden. Am Ende sind wir doch nur Niemande.”
 

Lexaeus griff nach der Hand des Jüngeren, die auf seiner Brust lag. Vielleicht ein wenig zu kraftvoll drückte er die zarten Finger zusammen, denn für einen Moment kniff Zexion die Augen zu.

Es gab so viel, das Lexaeus in diesem Moment auf der Zunge lag; so viel, dass er gerne erwidert hätte, vielleicht auch um seine eigene, kleine Illusion aufrecht zu erhalten.

Zu seinem Erstaunen wich Zexion nicht zurück. Er sah auf die Hand, die sich in Lexaeus’ befand, dann wieder hinauf in sein Gesicht. Vielleicht erwartete er, dass er ihm wiedersprach. Vielleicht hoffte er, dass Lexaeus die richtigen Worte fand, um die seinen zunichte zu machen.

“Ich habe nie an deiner Stärke gezweifelt.”

Lexaeus verringerte seinen Druck. Noch immer zog Zexion seine Hand nicht zurück. Sie ruhte auf der Brust des Älteren, unter der seinen; ruhig und abwartend.

“Zwing mich nicht dazu.”

“Hältst du mich für schwach?”

“Ich denke, du stehst kurz vor der Resignation.”

Zexion ging einen Schritt zurück. Lexaeus ließ seine Hand nur widerwillig sinken, der Jüngere tat es ihm gleich.

“Überlass das Denken mir. Ist vielleicht besser für uns alle.”

“Tatsächlich eine Arbeit, die du nicht abgeben willst?”

“Wenn es dem Allgemeinwohl dient.”

Lexaeus fuhr mit seinem Daumen über seine eigene Handfläche; dort, wo eben noch Zexions Hand gelegen hatte. Er konnte sagen, was er wollte, aber er glaubte, dass das genau das gewesen war, was der Jüngere hatte hören wollen.

Es war eben doch nichts alles so, wie es schien.
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Totchi
2010-06-19T17:35:08+00:00 19.06.2010 19:35
O_O
Und ich sagte es nochmal Vexen hat einen an der Klatsche aber ich geh ja nachts auch nochmal zu Lena um alles ordentlich zu machen xDDDD
Hmmm ein Replica als Spielzeug?
Will ich auch! xD
Ja genau Vexen sei ruhig dir hört eh keiner zu
*nick*
Opfer du x3
Armes Klo wirst böse angesehen und weißt nicht mal warum
*Lexaeus patt*
JA Klo tu dem Emo weh
*lach*
“Überlass das Denken mir. Ist vielleicht besser für uns alle.”
Das klingt für mich echt als er er ihn für total dumm und unfähig hält xD
*so mal wieder n typisches Totchikommentar dagelassen hab*

Also rein schreib technisch mal wieder super geworden
*beide Daumen hoch*
Also ich warte aufs nächste Kapitel ;3
Von: abgemeldet
2010-06-17T14:15:47+00:00 17.06.2010 16:15
Huiuiui~
Da gehts ja ganz schön ab.
Spannend, spannend. :)
Hat mir gut gefallen, auch wenn ich gegen Ende etwas verwirrt war.
Wegen Zexion.
Ich versteh nicht, was er sagt... ;-;
*fühlt sich dumm*

Nyaaaaa trotzdem toll geworden x3

Yours,
Kisa
Von: abgemeldet
2010-06-13T14:40:33+00:00 13.06.2010 16:40
Du hast den fehler behoben, hab ich gesehn x3
gut gut xD

*antatsch* =P

Yours,
Kisa
Von: abgemeldet
2010-06-12T21:38:01+00:00 12.06.2010 23:38
arrrr^^
mehr mehr ich will mehr^^

schreib weiter aber FLOTT FLOTT!!!!!

ich finds klasse!!!!!!!
Von: abgemeldet
2010-06-12T10:31:19+00:00 12.06.2010 12:31
Du... Du...
Du bist dooooooooooooooof!
Wääääääähhähähääääää~
*heul*schluchz*flenn*
Warum widmest du mir das?
*gerührt*schäm*
*schniiiiiief*

Danke. Du bist ein Schatz! T_T
_________________________________

Wow, dein Schreibstil ist echt toll! o.o
Warum kannst du schreiben UND zeichnen???
Wie unfair... ;-;

Iwie war ich total versunken. Als es an Lexaeus' Tür klopfte wollte ich aufstehen und an die Tür gehen xDDD"""
*baka*
Hey du hast ein Wort vergessen o.o
>> Die staubige Nachttischlampe warf obskure in das kantige Gesicht des Gelehrten (...)<<

Hier noch ein FangirlKommi, jeder braucht einen xD
OMFG!!!!!111EINSELF!!! SCHREIB SOFORT WEITER *KREISCH*

*räusper*
Bittesehr >.>

Ich bin übrigens beleidigt!
Ich hab das Gefühl, du hast die Idee 10000 mal besser umgesetzt als ich, auch wenn meins sowieso nur ein OneShot war... >.>

Lieb hab ich dich trotzdem... >.>

Sincerly yours,
No. VI im nicht vorhandenen Herzen
aka abgemeldet
Von:  Totchi
2010-06-11T20:32:19+00:00 11.06.2010 22:32
Jaja Vexens Ordnungszwang xDDD
Himmel ich liebe es zu lesen was du schreibst x3
*drop*
Und er hat ja wirklich n ziemlichen Ordnungszwang
Allein ich hab alles wichtige rot unterstrichen
*lach*
Als ob unser Klo zu doof wäre selbst heraus zu lesen was wichtig ist xD
Ja der Befehl klingt wirklich sehr nett xD
Und dat Klo springt hätte ich mir ja denken können
*g*

Ja er steht drauf so behandelt zu werden xD
Ich meine wir behandeln ihn ja auch net besser
*kicher*

Ne jetzt aber mal erst
Ich mag das erste Kapitel und ich würde mich freuen wenn da bald noch mehr kommt ;3
*dir in den Arsch trete damit es voran geht* xD


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