Zum Inhalt der Seite

Lost wihout you

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stille

Gefangen. Wieder hatte man sie gefangen. Als wäre ihr Leben nicht schon schlimm genug, so geriet sie immer in diese Gefangenschaft. Hatte sie es verdient?

Wahrscheinlich. Zumindest antwortete sie dies jedes Mal, wenn sie sich selber fragte. Und sie würde es auch antworten, wenn jemand anderes fragte.

Sehr oft in ihrem Leben erblickte Kisara Gitter- oder Holzstäbe. Ob an fahrenden Wagen oder im Kerker. Auch war sie oft in Zimmern eingesperrt. Schlechte Erfahrungen? Natürlich. Genau wie jetzt saß sie damals in einem kalten Raum eingesperrt und wartete nur darauf, bis jemand zu ihr kam. Flucht zwecklos. Immer wieder appellierten sie an ihre Vernunft, ihr Gewissen und an das Gute in ihr. Das überhaupt noch Gutes vorhanden war, grenzte schon an ein Wunder. Aber die Weißhaarige konnte die Menschen einfach nicht dafür hassen, was sie ihr antaten.

Wenn, dann suchte sie die Schuld bei sich selbst. Das war eigentlich logisch, immerhin war es ihre Schuld, dass sie so aussah, wie sie aussah. Schließlich hätte sie sich auch Tagelang in die Sonne legen können um ein wenig mehr Farbe zu bekommen, oder irgendwas mit den Haaren machen. Aber nichts klappte.

Jetzt saß sie wieder in einem kahlen Zimmer. Diesmal aber zusammen mit mehreren anderen jungen Frauen. Eine war hübscher als die Andere. Und das schlimmste daran war, dass diese genau wussten, was sie hier erwartete und sie es noch freiwillig machten. Kisara hingegen hatte keinerlei Ahnung und wollte einfach nicht.

Innerlich betete sie zu Ra, das nicht wieder das passierte, was schon einmal. Sie wollte nicht wieder das Objekt der Begierde sein und dem Mann mit einer Blumenvase auf dem Kopf zum Aufhören zu bewegen. Was wohl in der Zwischenzeit mit Levi passiert war? Machte er weiter? Suchten sie sie gar und wollten Rache? Fragen über Fragen.

Kisara schüttelte den Kopf. Warum dachte sie gerade jetzt an diesen Moment damals. Viel wichtiger war das hier und jetzt. Die erneute Gefangenschaft. Dabei sah es im ersten Moment so einfach aus. Kaum war Kisara aus dem Haus von Tara und Levi gestürmt, lief sie quer durch das Dorf bis sie den Ausgang fand. Wo sie war wusste sie schon lange nicht mehr. Ihre Orientierung gab an diesem Punkt auf. Und jetzt war es auch egal wo sie war und wohin sie wollte. Ziel war es einfach nur weg zu kommen. An mehr dachte Kisara nicht.

Sobald das Mädchen den Dorfeingang passierte, wurden ihre Schritte langsamer. Immer wieder blickte sie sich nach hinten um. Glücklicherweise war keiner gefolgt. Konnte man mehr wollen? Und trotzdem marschierte Kisara ein wenig schneller durch die triste Wüste. Auch wenn ihre Beine nicht mehr konnten das Mädchen musste weiter…immer weiter.

Vor lauter Schmerzen in den Beinen ließ sich Kisara in den heißen Wüstensand fallen. Ihr Körper zitterte unter den Anstrengungen und einige Tränen rollten über ihre Wange. Das einzige was sie doch nur wollte, war es Seth zu finden. Und jetzt hatte sie sich selber in so eine missliche Lage gebracht.

Aber egal wie schwer es war, sie durfte hier nicht halt machen. Es war immer noch viel zu nah am Dorf und wenn Levi sein Pferd nutzte um sie einzuholen, so war es immer noch gefährlich. Mit schmerzenden Beinen stand Kisara wieder auf. Ihr Gewand war in der Zwischenzeit mehr zu einem Haufen an Lumpen, die ihr am Körper klebten.
 

Der Sand wirbelte auf. Bereits von weitem konnte man es sehen. Irgendwas ging dort vor sich. Kisara war viel zu weit weg um genaueres sagen zu können. Doch sie merkte, dass es auf sie zu kam. Je weiter sie ging, desto näher kam der aufgewirbelte Sand. Im ersten Moment machte sich die Weißhaarige keinerlei Sorge deswegen. Auch wenn es nach Gefahr ausschaute, Kisara konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden würde.

Aber es wurde schlimmer. Ein Haufen von Reitern umkreiste das Mädchen. Kisara wollte nach hinten weichen, doch da spürte sie schon die Beine der Pferde. Sie schluckte. Es durfte nicht schon wieder sein.

„Schaut euch mal an, was wir hier haben“, meinte einer der Männer.

„Und dann ganz so alleine“, grinste der Andere.

Die Männer ließen schließlich ein kleines ‚Loch‘ in ihrer Barrikade durch welches Kisara entschlüpfen konnte. Sie nahm quasi die Beine in die Hand und lief los. Auch wenn es ausweglos schien, sie wollte weg.

Wieder grinste einer der Männer. „Die Jagd hat begonnen.“

Sofort hetzten sie ihre Pferde ab, bis sie bei der Weißhaarigen waren. Einer der Männer griff nach ihr und konnte sie auch schnappen. Sogleich wurde Kisara auf das Pferd gehoben. Sie strampelte, versuchte das Pferd so zu hauen, das sie wieder runter konnte und schrie. Aber alles brachte nichts. Sie nahmen sie mit in die nächste große Stadt. Dort brachte man sie zu einem Mann. Für wenig Geld wurde sie verkauft.

Kisara schluckte. Jetzt war sie Vieh geworden und ihr neuer Besitzer würde alles mit ihr machen dürfen, was er nur wollte. Aber der Mann war anders. Khem hieß er, das hatte sie bereits heraus gefunden.
 

Am Boden sitzend, blickte die Weißhaarige die ganze Zeit über zu den Anderen. Alle hatten sie unter einander kleine Freundschaften aufgebaut. Das passte Kisara nicht. Mittlerweile fand sie schon heraus, dass Khem nur daran interessiert war, die Frauen teuer weiter zu verkaufen. Wie konnten sie dann eine Freundschaft aufbauen, wenn man sie doch noch trennen würde?

„Habt ihr es schon gehört?“, fragte die blonde Frau.

„Erzähl schon, welche Neuigkeiten hast du für uns?“, wollte die Brünette wissen.

„Der Pharao will heiraten“, schmunzelte sie. „Stellt es euch doch mal vor, wenn er nur eine von uns zu seiner Frau nehmen würde…wir müssten dieses Leben nicht mehr führen.“

„Och, das wäre ja so was von wundervoll. Das ganze Leben am Palast“, schwärmte eine Andere.

„Und dann die ganze Dienerschaft, wir könnten machen was wir wollen. Und wir müssten respektiert werden. Das wäre so ein schönes Leben“, sprach eine Weitere.

„Oh ja, das kannst du so was von laut sagen“, nickte die Blonde wieder. „Soll ich euch noch was verraten?“

„Na klar. Los raus damit.“

„Ich habe gehört, dass der Pharao bisher jede Braut abgelehnt hat. Jetzt gehen die Hohepriester auf die Suche. Khem schätzt, dass sie morgen am Markt auch dabei sind. Wir sollten uns von unserer besten Seite zeigen. Vielleicht suchen sie eine von uns aus. Und selbst wenn wir nicht die Frau des Pharaos werden, vielleicht möchte er uns ja wo anders haben…im Bett…“, grinste die blonde Frau.

„Großartig. Wir haben also eine Chance“, nickte die Brünette.

Kisara, die den Frauen zuhörte, schüttelte einfach nur den Kopf. Das was die Frauen hier taten, waren einfache Träumereien. Wahrscheinlich brauchte sie diese für dieses Leben, aber es war etwas, was sicherlich nie eintreten würde. Und doch beneidete sie die Frauen. Dieses Wunschdenken…das wollte sie auch gerne haben.

Egal wie sehr es Kisara versuchte, sie konnte sich einfach nicht die gleichen Vorstellungen machen wie die Frauen, die ebenfalls im Raum saßen. Sie versuchte und versuchte, aber anstatt das sie den Pharao vor sich sah, tauchte immer wieder das kindliche Gesicht von Seth vor ihrem inneren Auge auf. Selbst jetzt, in dieser schweren Zeit musste sie noch an ihren Retter von damals denken. Wie er wohl heute ausschaute?

Kisara seufzte leise. Wieder blickte sie auf das kleine Stückchen Brot in ihre Hand. Ob es ihm wohl gut ging? Und wenn nicht, würde er dann Hunger haben? Genau so einen Hunger wie sie jetzt?
 

Mana seufzte. Zusammen mit Isis schaute sie sich ein weiteres Mal auf dem Markt um. Isis selber sollte sich aus der Brautsuche für Atemu heraus halten. Sie war eben eine Frau und hätte nicht das gleiche Auge und vor allem das Gespür für die richtige.

„Was hast du?“, wollte Isis von ihr wissen.

„Ach ich weiß auch nicht“, murmelte sie leise. „Irgendwie bin ich ein wenig von der ganzen Brautsuche genervt. Jeder spricht nur noch darüber. Und das Schlimmste dabei ist auch noch, dass ich täglich mehrfach gefragt werde, ob schon jemand gefunden wurde.“

„Mhmm, dir geht das ja scheinbar ordentlich an die Nieren“, sagte die Priesterin.

„Natürlich“, nickte Mana. „Er ist mein bester Freund. Ich finde, ich sollte bei der Suche auch dabei sein. Aber nein, ich weiß ja nicht, wie die perfekte Frau für unseren Pharao ist“, murrte das Mädchen.

„Ach Mana, du regst dich zu sehr auf. Nur weil die anderen nicht wollen, dass du bei der Suche mithilfst, heißt das doch nicht, dass du gar nichts machen kannst“, warf Isis ein.

„Mhmm?“, Mana hob die Augenbraue und klatschte dann in die Hände. „Aber natürlich. Ich werde heimlich jemanden suchen. Und wenn ich die Person gefunden habe, werde ich sie dem Pharao präsentieren. Dann sehen die anderen, das ich auch was kann“, kicherte sie.
 

„Eigentlich müsste man doch meinen, dass während der Marktzeit genügend adlige Frauen auf den Straßen sind“, murmelte Mahado. „Und heute scheint es nicht der Fall zu sein.“

„Vielleicht wissen sie ja, dass wir hier nach einer Braut suchen.“

„Wenn das der Fall wäre, Seth, dann würden sie alle bereits Schlange stehen. Sie lassen es sich sicherlich nicht zweimal sagen“, Mahado schaute sich um. Einige Frauen waren ja da, doch denen konnte man ansehen, dass sie bereits vergeben waren. Also fielen diese Frauen bereits heraus.

„Und was schlägst du dann vor?“, wollte der Priester wissen.

„Wir gehen weiter. Vielleicht wird es nachher noch voller.“

„Wir sollten auch ins Innere des Dorfes. Dort sollen sich die besten Angebote verstecken. Ich nehme an, dass wir dort auch die meisten Frauen finden werden“, sprach Seth.

„Na dann mal los“, sprach Mahado.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-05-02T21:06:26+00:00 02.05.2011 23:06
Hi. Auch dieses Mal hat es mir sehr gut gefallen. Bin schon gespannt wie es weiter geht.

Lg kisara-kaiba


Zurück