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Due mondi [Tsuna X Reader]

Ein langer Weg
von

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Durchdringend

Irgendwann war Lussuria auf die Idee gekommen, man müsse die Tatsache, dass du bereits im Teenager-Alter warst und deshalb angeblich langsam eine Frau wurdest, feiern – und zwar auf seine Weise, was bedeutete, dass er dich irgendwann auf eine seiner abendlichen Touren mitschleifte und dir dein erstes Mal organisierte. Er hatte das für eine gebührende Hommage an das Erwachsenwerden gehalten, und weil du an einem Ort lebst, an dem niemand wirklich Ahnung von Erziehung hat, konntest du auch nicht richtig davon ausgehen, dass das vielleicht der falsche Weg war. Das einzige Resultat dieses Abends war jedoch, dass du Sex nicht halb so begeisternd fandest wie Lussuria dir immer hatte weismachen wollen, und dein erstes Mal auch dein letztes Mal blieb.

Gestern Nacht warst du dementsprechend überrascht, wie gut dafür das zweite Mal gewesen war.

Heute wiederum ist überrascht definitiv das falsche Wort.

Während du noch immer nicht abstreiten kannst, dass es körperlich durchaus ein Genuss war, musst du schon Sekunden nach dem Aufwachen feststellen, dass es in allen anderen Aspekten definitiv eine schlechte Idee war.

Du hast mit Belphegor geschlafen.

Es ist Vormittag, du liegst noch immer nackt in seinem Bett und starrst mit weit geöffneten Augen an die durchlöcherte Decke seines Zimmers, und kannst kaum einen klaren Gedanken fassen, weil du nicht wirklich über diesen Satz hinausdenken kannst.

Du hast mit Belphegor geschlafen.

Als der erste Schock langsam abklingt, drehst du deinen Kopf zur Seite, um festzustellen, dass Bel am Fenster steht und scheinbar raus in den leeren Garten starrt. Er trägt Boxershorts und eines seiner leichten, schwarzen Unterhemden – und in seiner rechten Hand hält er ein Messer, dessen Spitze er ohne Unterlass in die Wand neben dem Fenster bohrt.

»Ich hätte das nicht tun sollen«, sagt er.

Du beißt dir auf die Unterlippe. Dass Belphegor um diese Zeit überhaupt schon wach ist, ist schlechtes Omen genug. Die Tatsache ignorierend, dass es jetzt wohl sowieso nichts mehr gibt, was er nicht schon gesehen hat, ziehst du die Bettdecke hoch bis über deine Brust und setzt dich langsam auf. Bevor du jedoch etwas antworten kannst, spricht er wieder.

»Ich meine, ich wusste, dass du in Sawada verknallt bist.«

Einen Moment lang schweigst du noch, dann schaffst du ein schwaches Lächeln und sagst einfach das, was dir als erstes eingefallen ist: »Du denkst eben nicht so oft an andere.«

Er senkt den Kopf ein Stück; das ist alles, was du erkennen kannst. Du siehst sein Gesicht nicht und hast plötzlich Angst, dass das zu hart war, obwohl er in einer normalen Situation nicht einmal ansatzweise von einem solchen Satz verletzt wäre.

»Daran wird es wohl gelegen haben«, sagt er. Du glaubst, dass dein Magen sich zusammenzieht. »Ich hätte trotzdem darauf achten sollen.«

Du reibst dir die Augen und weißt nicht, was du sagen sollst, denkst jedoch auch nicht allzu viel darüber nach. Schließlich lächelst du einfach tapfer weiter. »Ich hab mich ja auch nicht gewehrt«, bemerkst du.

»Ja«, sagt er. »Warum nicht?«

Diesmal zögerst du nicht. Du lächelst, weil du dich schuldig fühlst, und weil das in letzter Zeit ziemlich oft vorkommt, und weil du glaubst, dass es so nicht sein sollte, wenn man zum ersten Mal verliebt ist, und weil das alles so fürchterlich ironisch ist. Deshalb lächelst du. »Ich wollte«, sagst du, »das Ganze einfach für ein paar Stunden vergessen.«

»Verstehe«, antwortet Belphegor – und du glaubst ihm aufs Wort. »Also… Nehmen wir uns gegenseitig nichts übel, richtig?«

»Ja«, sagst du leise. Er erwidert nichts und du stehst langsam auf, suchst deine Wäsche zusammen und ziehst dich an. Du hast Muskelkater, aber davon abgesehen ist es fast beeindruckend, wie human Bel mit dir umgegangen ist. Du hättest ihm vieles zugetraut. Sehr vieles.

Aber vielleicht lag es auch an dir, dass er seine offensichtliche Psychopathie diesmal vom Sex ferngehalten hat.

Als du dich halbwegs fähig fühlst, den Raum zu verlassen, trittst du noch einmal hinter Belphegor. Kurz schielst du über seine Schulter nach draußen, doch im Garten ist nichts, was es zu sehen gäbe. Zumindest nicht für dich. Du legst eine Hand auf seinen Kopf, und dann bringst du seine Haare durcheinander, bis er den Kopf zu dir dreht, und dann grinst du ihn an. »Ich hatte gestern eine sehr schöne Nacht«, sagst du, »mit meinem besten Freund. Das können wir doch einfach so stehen lassen, oder?«

Einen Augenblick lang passiert gar nichts. Dann grinst auch er. Endlich. Er nickt, und du nickst auch, und dann wendest du dich ab. Du gehst, schließt die Tür hinter dir und vergewisserst dich, dass niemand im Gang ist, der dich sehen könnte.

In genau diesem Moment verschwinden sowohl dein als auch Belphegors Grinsen, als seien sie nie da gewesen.

Mit schnellen, großen Schritten gehst du in die Richtung deines Zimmers. Dir ist schlecht und obwohl du noch nichts gegessen hast, glaubst du, dass du dich bald übergeben wirst. In deinem Gesicht steht gar nichts geschrieben, es sind nur deine Augen, aus denen man lesen könnte, wenn man dich sehen und kennen würde. Sie sind groß und sie sind unfokussiert und wenn man genau hinschauen würde, könnte man sehen, wie sie den einen, lauten, durchdringenden Gedanken wiederspiegeln, der unermüdlich in deinem Kopf kreist.

Du hast mit Belphegor geschlafen.

Und es war ein Fehler.



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