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Due mondi [Tsuna X Reader]

Ein langer Weg
von

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Geheimnisse

Schon wieder so ein Tag. Stundenlang musst du Tsuna bei allem begleiten und »auf ihn aufpassen«, obwohl du dir absolut sicher bist, dass es im Zweifelsfall nichts bringen würde. Wahrscheinlich ist deine Arbeitshaltung eine Schande für jedes Varia-Mitglied, aber irgendwie befindest du dich ja auch in einem Ausnahmezustand. Das ist zumindest deine halbherzige Entschuldigung dafür, dass du so schlecht mitarbeitest.

Deine letzte Hoffnung besteht darin, dass Belphegor und du es irgendwie schaffen könnt, eure Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass du nicht hierbleiben kannst. Irgendeine gute Begründung wird dem Genie schon einfallen, darauf setzt du einfach. Und dann wirst du abhauen, zurück nach Italien, und das alles einfach vergessen.

Einmal mehr seid Tsuna und du vor den Tumulten abgehauen, die sich immer wieder im Vongola-Anwesen abspielen. Nicht nur, dass Tsunas und deine »Familien« chaotisch genug sind, wenn sie unter sich bleiben, nein, jetzt müssen sie auch noch aufeinandertreffen und nebenbei den halben Keller in Schutt und Asche legen und zwei Klos anzünden. Sowas fandest du eigentlich immer lustig, aber unter den momentanen Umständen ist das alles einfach nur anstrengend.

Ihr sitzt nebeneinander auf der Steinmauer, die das Vongola-Hauptquartier abgrenzt, und blickt stumm in die Ferne. Tsuna hatte leichte Schwierigkeiten, hier hochzuklettern, aber du hast ihm geholfen. Danach wart ihr beide rot angelaufen und habt ein paar peinlich berührte Satzteile durcheinander geworfen, ohne wirklich zu wissen, was ihr einander sagen wolltet, und seitdem ist es still.

Aber nicht lang.

Du betrachtest die orange untergehende Sonne, als du aus dem Augenwinkel wahrnimmst, wie Tsuna den Kopf senkt und seine baumelnden Füße anblickt.

»Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?«, fragt er leise.

Überrascht blinzelst du und drehst den Kopf zu ihm. »Klar«, sagst du perplex, ohne dir Zeit zu lassen, darüber nachzudenken.

Er schielt zu dir, lächelt kurz und betrachtet dann weiterhin seine Schuhe. »Ich…«, beginnt er zögerlich. »Ich weiß, dass alle meinen, ich sei in Kyoko verliebt.«

Das klingt fast, als sei er das in Wahrheit gar nicht, denkst du, aber dein pessimistischer Verstand macht dir sofort einen Strich durch die Rechnung. Das hat er sicherlich nicht so gemeint.

»Das ist aber kein sehr gutes Geheimnis«, sagst du mit einem milden Lächeln. »Das heißt ja letztendlich nur, dass du eigentlich gar kein Geheimnis hast.«

»Nein, nein«, sagt Tsuna leise, und dein Lächeln weicht, als er den Kopf hebt und furchtbar wehmütig in die Ferne schaut. »Das meinte ich nicht. Mein… Mein eigentliches Geheimnis ist, dass ich in Wahrheit gar nicht in sie verliebt bin.«

Du bist dir ziemlich sicher, dass du gleich von der Mauer fallen und dir den Schädel brechen wirst, weil dein Herz aufgehört hat zu schlagen und dein Gehirn sowieso nicht mehr funktioniert.

Dein eigenes, trockenes Schlucken hörst du unnatürlich laut, aber Tsuna scheint es nicht zu stören. »Wieso … hältst du das denn geheim?«, fragst du heiser.

Auf Tsunas Lippen schleicht sich ein bitteres Lächeln, das du dort am liebsten nie wieder sehen würdest.

»Ich war es mal«, sagt er. Die Bitterkeit schwingt selbst in seiner Stimme mit, die so leise ist, dass jemand, der unterhalb der Mauer stünde, sie nicht mehr hören könnte. »Vor ein paar Jahren war ich wirklich furchtbar in sie verliebt. In diesem Zustand haben mich all meine jetzigen Freunde kennen gelernt. Ich… Ich hab mich seitdem verändert, und sie sich auch. Aber während sie alle anderen Veränderungen anerkannt haben, war ich bei ihnen eben immer schon der Junge, der in Kyoko verliebt ist und es ihr nicht sagen kann. Das ist ihr Bild von mir. Und seit sie es wissen … und seit Kyoko über die Mafia Bescheid weiß … fangen sie an, zu hoffen. Dass ich es irgendwann doch schaffe, dass ich es ihr bald sagen kann. Und dass wir dann ein Paar werden. Sie denken, dass das so sein soll. Sie denken, dass es passt. Ich hab es … nie geschafft, wenigstens zu versuchen, ihre Meinung zu ändern. Irgendwie bringe ich es nicht übers Herz.«

Sein Blick senkt sich wieder, ein paar Sekunden lang betrachtet er den Rasen unter euch, dann gibt er ein verzweifelt-belustigtes Schnauben von sich und schielt wieder zu dir. »Ganz schön dämlich, oder?«, sagt er.

Ein Teil von dir findet es in der Tat ausgesprochen dämlich, was er da die ganze Zeit macht, aber größtenteils geilt sich gerade deine gesamte Psyche daran auf, dass dieser Junge nicht in dieses Mädchen verknallt ist.

Obwohl du ihm hysterisch lachend um den Hals fallen willst, schaffst du ein zivilisiertes Lächeln. »Nicht so dämlich wie du vielleicht denkst«, antwortest du. »Dir liegt eben viel an deinen Freunden. Irgendwann wirst du es ihnen schon klarmachen können.«

Vielleicht, indem du dann einfach eine andere Freundin hast, denkst du, mich zum Beispiel.

Dann legt er den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. »Willst du noch ein Geheimnis hören?«

Du unterdrückst ein freudiges Fiepen. »Wenn es dir nichts ausmacht…«

»In Wahrheit bin ich längst in ein anderes Mädchen verliebt«, erzählt er dem Himmel, und du glaubst, zu hören, wie in deinem Hinterkopf eine kleine Welt in Trümmer fällt. »Aber das mit ihr und mir wird niemals etwas werden können.«

Erneut schluckst du, schwer, und diesmal ist dein Grinsen wackelig, weil du versuchen musst, nicht zu heulen, als auch du den Blick abwendest. Er liebt also längst jemand andres. Das war es mit deinem Silberstreif am Horizont.

»Geht mir genauso«, hörst du dich trocken sagen. »Aber erzähl es niemandem.«



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