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Für jede Lösung ein Problem

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Kapitel 1

Kapitel 1:
 

Resigniert seufzend warf der Rotschopf das Buch in die Ecke des Zimmers und sah zum Fenster.

„Das geht nie in meinen Kopf!“, jammerte sie mit weinerlicher Stimme.

„Wenn du die Wolken anstelle des Buches betrachtest, ist das auch kein Wunder, June!“, tadelte eine junge Frau sie und hob das schon leicht mitgenommene Buch auf, schlug es zu und las laut den Titel vor: „Bannsymbole für Anfänger. June, das ist Stoff, den wir vor drei Monaten abgeschlossen hatten!“

„Ich weiß, ich weiß, aber es geht halt nicht in meinen Kopf. Die Symbole ähneln einander viel zu sehr und die Symbole, die ich kenne, ähneln so sehr einem anderen, dass ich plötzlich etwas in die Luft jage, was ich eigentlich verschließen will. Wenn ich noch eine Tür in der Schule hochjage, killt mich die Rektorin!“

An dieser Stelle plummste laut lachend jemand vom Sessel auf den Boden und ein weiteres Schulbuch landete unsanft auf eben diesem.

„Sen, das ist nicht lustig!“, wurde das lachende Wesen, das sich auf dem Boden befand, nun ebenfalls getadelt.

Saphira schüttelte den Kopf und hob auch Sens Schulbuch auf. Wenigstens war der Titel aufbauender, da er verkündete, dass Sen sich mit dem aktuellen Thema beschäftigte, dem Aussprechen von Zaubern auf höherem Niveau.

„Entschuldige Saphira“, meinte Sen und versuchte das Lachen zu unterdrücken. Sie setzte sich in den Schneidersitz, strich sich den Pony der blonden Haare aus dem Gesicht und zupfte das grüne Top zurecht, „Aber ich frage mich langsam ernsthaft, ob wir nicht schon Mal für Junes Beerdigung sparen sollten und uns überlegen, an was wir ihren Geist binden wollen. Wenn das so weitergeht hat die komplette Lehrerschaft sie im Visier für einen Mordanschlag.“ Erneut lachte Sen und auch Saphira kam nicht umhin zu kichern.

„Ha ha ha“, meinte June trocken und plusterte die Wangen auf, „Und so was nennt sich Freunde...“

Saphira kam zu June, die noch immer vor dem Fenster kauerte und zupfte dem Rotschopf ein paar Locken zurecht, die mal wieder alles taten, außer das was sie sollten und nahm dann ihre Freundin in den Arm.

„Och Juneyleinchen, das war doch nicht böse gemeint, und du musst zugeben, dass es nicht mehr viele Lehrer gibt, die dir noch nicht gedroht haben.“

Resigniert seufzte June. Ihre Freundin hatte Recht. Es gab kaum noch Lehrer, die ihr nicht aufgrund mangelnder Fähigkeiten gedroht hatten, worauf der Rotschopf alles andere als stolz war.

„Ich kann doch auch nichts dafür, dass mir das zu hoch ist...“, murmelte sie und legte den Kopf auf die Schulter der Braunhaarigen und vergrub das Gesicht in den leicht gewellten hellbraunen Haaren.

Schmunzelnd tätschelte diese June den Rücken und redete ihr gut zu, von wegen sie und Sen würden ihr doch helfen, wenn sie etwas nicht versteht, selbst wenn sie ihr alles zwanzig Mal erklären müssten.

Schniefend schaute der Rotschopf zu ihren Freundinnen auf.

„Und ihr meint, 20 Erklärungen reichen bei mir?“, fragte sie und war den Tränen nahe.

Anstelle von Mitleid jedoch bekam sie einen Klaps mit dem Buch, welches sie kurze Zeit vorher in die Ecke geworfen hatte.

„June, jetzt jammere doch nicht schon wieder! Meine Güte, du solltest wirklich mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten haben! Meinst du, dein Onkel kam an seinen Job im Schloss, weil er dauernd geheult hat?“

Das Klopfen an der Tür wurde von den beiden völlig überhört, aber Gott sei Dank war Sen aufmerksam genug es zu hören und ging zu besagter Tür, um sie zu öffnen.

„Wenn man vom Teufel spricht“, grinste die Blondine den Besucher an und ließ ihn in die kleine Hütte, die sich die Mädchen während der Ferien teilten.

„Teufel?“, fragte der hochgewachsene Mann im Reiseumhang amüsiert. „Ich hoffe doch sehr, dass keiner vorhat zu kommen.“

Als sie die tiefe Stimme vernahmen, drehten sich nun auch die beiden Mädchen im Wohnzimmer zur Tür herum.

„Isemir!“, rief der Rotschopf aufgeregt und rannte auf ihren Onkel zu, um diesem um den Hals zu fallen.

Der Mittdreißiger fing seine Nichte auf und lachte.

„Hey, hey, hey, nicht so stürmisch junges Fräulein, ich bin nicht mehr der Jüngste und du wirst leider auch nicht kleiner!“

Ihre beiden Freundinnen betrachteten die Szene schmunzelnd. Auch wenn die Mädchen mittlerweile fast zwanzig Jahre alt waren, sobald Isemir da war, wurden sie nacheinander wieder zu Kindern.

„Ich mache uns einen Tee!“, rief Saphira in die Runde und war schon am Kamin um mit ein wenig Magie ein Feuer zu entfachen. June, deren Augen nun regelrecht strahlten vor Freude, nahm den Arm ihres Onkels und zog ihn zu dem Sessel, von dem Sen nur kurze Zeit vorher gefallen war.

„Komm, setz dich, die Reise war bestimmt anstrengend, oder?“

Isemir schenkte seiner Nichte ein müdes Lächeln. „Das war sie, aber mein Ziel habe ich noch lange nicht erreicht. Ich bin hier nur auf der Durchreise, da ich euch ein kleines Geschenk überreichen wollte.“

Kaum hatte er dies ausgesprochen, sahen ihn drei Gesichter betreten an.

„Jetzt schaut nicht so“, lachte der Blauhaarige, „Kommt schon Mädels, ihr wollt mir doch kein schlechtes Gewissen machen!“

„Doch, genau das war der Plan!“, antwortete Sen und zog ihren schönsten Schmollmund.

Ein erneutes Seufzen war von dem Magier zu hören.

„Das wird nur nicht viel bringen, ich bin im Auftrag des Königs unterwegs.“

Damit war der Schmollmund Sens verschwunden.

„Ein geheimer Auftrag? Was musst du denn tun? Wohin führt dich die Reise? Sag schon, sag schon, sag schon!“

Der Magier legte einen seiner behandschuhten Finger auf die Lippen.

„Das... ist ein Geheimnis kleine Sen. Wenn du dich anstrengst und hart arbeitest, den hohen Anforderungen der Prüfungen entsprichst und dich aus der Masse hervorhebst, dann bekommst du Arbeit am Hof und wenn du dann noch beweist, dass du zu den mächtigsten Magiern des Landes gehörst, werde ich dich in ferner Zukunft sicher auch mit auf meine Reisen nehmen können.“

„Unfair! June hast du auch schon mitgenommen!“

„Ich war klein, ich kann mich ja nicht mal mehr daran erinnern!“, schaltete der Rotschopf sich ein.

Isemir beugte einen Streit vor, indem er in seinen Reisebeutel griff und einen schlafenden schwarzen Kater hervorzog.

„Ihr habt ja noch gar nicht gefragt, was ich euch schenken will“, sagte er an die Mädchen gewandt und hielt den Kater sicher im Arm.

„Ach Gottchen, der ist ja süß.“

Die Brünette schaltete sich wieder ein und stand beinahe sofort vor dem Magier um das Kätzchen an sich zu nehmen. Ohne große Wiederworte ließ der Hofmagier dies geschehen und schmunzelte.

„Sein Name ist Leodecano, ich denke er wird ein gutes zu Hause hier haben. Oder wollt ihr ihn nicht haben?“

Mittlerweile hatten die drei Mädchen sich um den Kater versammelt und ihn angeherzt. Als Antwort bekam der Magier daher ein eindeutiges: „Doch!“

„Dann gehört er jetzt euch“, lachte der Magier, „Nichts desto trotz muss ich mich jetzt auf den Weg machen, mein Ziel ist noch in weiter Ferne. Hätten die Damen die Güte mich zu verabschieden?“

Auch wenn es den Mädchen nicht wirklich gefiel, sie konnten den Magier schlecht aufhalten, wenn der König ihm einen Befehl gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte er schon dreißig Gesetze gebrochen um die Mädchen kurz zu besuchen.

„Schade...“, murmelte June und begleitete ihren Onkel zur Tür. An dieser angekommen umarmte sie Reisenden noch ein Mal.

„Pass gut auf dich auf, versprich mir das!“

Zwei besorgte braune Augen blickten zu dem Magier auf.

Dieser legte eine Hand auf den Kopf des Rotschopfes.

„Versprochen. Und du lernst fleißig. Eure Prüfungen sind nicht mehr lange hin, nicht wahr?“

Das Mädchen nickte, wagte jedoch nicht ihrem Onkel die Wahrheit zu sagen. Sie selbst traute sich die Prüfungen der Schule nicht zu, von den Prüfungen des Palastes ganz zu schweigen.

Mit einer letzten Umarmung verabschiedete sich der Magier, um sein nächstes Ziel noch heute zu erreichen. Ihm stand ein wichtiges Gespräch bevor und durfte auf keinen Fall seinen Termin verpassen.
 

Der Rotschopf kam wieder ins Wohnzimmer, in dem die beiden anderen auf dem Boden um den Kater herum saßen, der langsam aufzuwachen schien.

„Leodecano...“, murmelte June. Irgendwie kam ihr der Name des Katers bekannt vor, sie konnte ihn momentan allerdings nicht zuordnen.

Der Kater drehte sich zu der Rothaarigen herum, da er aus dieser Richtung seinen Namen vernommen hatte. Er streckte sich und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, ehe er dem Mädchen einen weiteren Blick zuwarf und nun erschrocken die Augen aufriss.

„Wer seid ihr?“, schrie der Kater und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Auch Saphira und Sen sprangen auf und wichen zurück.

„Der Kater spricht!“, rief Sen und betrachtete den Kater erschrocken.

„Nein, er schreit“, kam es trocken von der Brünetten, die Magie in ihrer Hand bündelte.

Der Rotschopf hatte sich zwar ebenfalls erschreckt, doch sah June keinen Grund gleich handgreiflich zu werden.

„Leute, mein Onkel wird uns kaum einen Kater hier reinbringen, der uns etwas tut, oder?“

„Wo ist Isemir?“, kam es von dem Kater und Sen deutete auf die Tür.

„Vor ein paar Minuten gegangen, wieso?“

„Gegangen? Wieso gegangen?“

„Weil er etwas erledigen musste“, kam die verwirrte Antwort von der Blondine. Das Mädchen sah besorgt zu Saphira, die noch immer zum Angriff bereit war, und June, die fasziniert auf den Kater blickte.

„Saphi, könntest du das mit der Magie lassen? Irgendwie macht mich das nervös“, fügte die Blondine noch an, die quasi roch, dass es gleich richtig bösen Ärger gab.

„Nein“, kam es trocken von der Brünetten und sämtliche Anwesende blickten nun entgeistert auf sie.

„Nein?“, fragte June nach, „Wieso nein?“

„Der Kater ist nicht normal. Mal abgesehen davon, dass er spricht, trägt er einen Fluch. Ich will erst wissen, was es damit auf sich hat.“

„Einen Fluch?“, fragten ihre Freundinnen zeitgleich und blickten nun Leodecano entgeistert an.

„Es sind zwei Flüche“, sagte dieser und setzte sich auf den kuscheligen Teppich nahe des Kamins, in dem noch immer ein Feuer brannte.

„Dann halt zwei“, schnaubte Saphira.

June legte den Kopf schief. „Wer verflucht bitte eine Katze? Und wozu?“

„Isemir?“, schlug Sen vor, wobei die Frage „Warum verfluchte Isemir eine Katze?“ noch absurder war als „Warum verflucht irgendjemand eine Katze?“

Der Kater schüttelte zur Antwort den Kopf.

„Nein, zumindest nicht ganz. Isemir hat den zweiten Fluch auf mich gelegt, jedoch nur um den ersten abzuwenden. Eigentlich bin ich keine Katze. Ich bin...“ Der Kater zögerte kurz. Das Bild von Isemirs besorgtem Gesicht und der Klang seiner eindringlichen Stimme kamen ihm ins Gedächtnis. Was hatte er gleich gesagt? Niemand durfte erfahren, dass er der Prinz war? „Ich bin ein Mensch. Jemand versuchte mich mit einem Fluch zu belegen, das hat er auch geschafft, aber der Fluch zeigt seine Wirkung nicht, da Isemir mich vorher zu einem Kater gemacht hatte. Soweit verständlich?“

Saphira hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen.

„Ein Fluch, den Isemir nicht blocken kann? Nur hinauszögern? Wer bist du, dass man dich mit so hoher Magie bekämpft?“

„Niemand bin ich, wahrscheinlich lag eine Verwechslung vor. Ich war gerade vor dem Zimmer des Prinzen, da ich das Bett machen wollte.“

Saphi wollte eben zu einer Antwort ansetzen, da hatte June schon den Kater auf ihren Arm genommen.

„Das reicht jetzt, streiten bringt nichts.“

„Glaubst du ihm etwa?“, fragte Saphira empört und blitzte den Kater bitterböse an.

„Nicht alles. Aber Isemir hat ihn uns überlassen. Er wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Wäre der Kater gefährlich, hätte er ihn einsperren lassen oder mitgenommen. Hat er aber nicht. Und ehe das hier alles ausartet, gehe ich ins Bett und nehme den Kater mit in mein Zimmer. Morgen geht die Schule wieder los, ihr solltet auch nicht mehr zu lange machen.“

Saphira ließ endlich die Magie in ihrer Hand verpuffen, funkelte den Kater aber noch immer an.

„Wenn du dich umziehst, binde ihm die Augen zu. Wer weiß, was für ein Kerl hinter dem Pelz steckt.“

Zur Antwort bekam sie ein wütendes Fauchen und ein resignierendes Seufzen.

„Gute Nacht“, sagte June und ging dann mit dem Kater in ihr Zimmer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Flordelis
2011-09-25T17:44:35+00:00 25.09.2011 19:44
Auch wenn du schreibst, dass dir der Titel nicht gefällt, muss ich sagen, dass es genau dieser war, der mich dazu brachte, die Geschichte anzuklicken. Immerhin sieht man einen solchen Titel nicht oft bei Geschichten im hiesigen Archiv.
Überzeugt, weiterzulesen, hat mich dann die Idee mit dem Fluch und dem zweiten Fluch, um Isemir Zeit zu verschaffen den fatalen Fluch aufzuheben, denn sowas sehe ich auch nicht sonderlich häufig.
Dein Stil war dann der Grund, weswegen ich nach dem Prolog auch das erste Kapitel las.
Bislang muss ich sagen, dass ich sehr angetan von der Geschichte bin - und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. ;D


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