Zum Inhalt der Seite

Cenerentula

ein Halloweenmärchen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Woche war nun schon seit dem Halloweenfest vergangen. In der Schule herrschte eine ungewöhnliche Unruhe. Es gab nur noch ein Gesprächsthema: Wer war die Schönheit von dem Fest? Überall hörte man Spekulationen und es wurden sogar Suchplakate angebracht.

Die ersten Nachahmungen konnte man auch schon durch die Gänge stolzieren sehen. Als ob diese auch nur annähernd so aussahen wie das geheimnisvolle Mädchen von dem Fest! Jedoch waren nicht alle positiv auf dieses geheimnisvolle Mädchen zu sprechen. Die Fangirls von Luciano waren neidisch auf es und zeigten ihren Hass nur zu deutlich. Überall sah man sie mit Drohungen und Verwünschungen um sich werfen. Bei soviel Hass war es nicht verwunderlich, dass das Mädchen sich bisher nicht zu erkennen gegeben hatte. Diese Fangirls konnten schon sehr furchteinflößend sein. Auch die beste Freundin von Cenerentula war nicht gut auf das geheimnisvolle Mädchen zu sprechen. Sie erzählte, wie hässlich es doch sei, wie schlecht es getanzt hätte und überhaupt wie arrogant es gewesen sei. Cenerentula wusste währenddessen nicht, was sie machen sollte. Sie hatte Tea noch nichts von der Verwandlung berichtet, sodass diese natürlich nicht wusste dass das geheimnisvolle Mädchen eigentlich ihre Freundin war. Als es nun zur nächsten Stunde klingelte, schickte sie daher Tea schon mal vor um alleine erstmal ihre Gedanken zu ordnen. So lief sie also alleine langsam den Flur entlang und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Sie überlegte hin und her und verzweifelte fast, da sie einfach zu keiner zufriedenstellenden Lösung kam. In ihren Überlegungen vertieft bemerkte sie nicht die Person, welche gerade mit schnellen Schritten um die Ecke kam. Auch diese Person war in Gedanken versunken und so kam, was kommen musste. Beide liefen frontal ineinander. Und so fanden sie sich kurz später auf dem Boden sitzend wieder, wobei die Bücher von Cenerentula überall verstreut waren. Eine Entschuldigung auf den Lippen blickte sie auf und erstarrte. Kein geringerer als Luciano persönlich saß vor ihr und rieb sich den schmerzenden Po. Ärgerlich blickte nun auch Luciano auf. Als er jedoch die Bücher überall verstreut sah, seufzte er nur und fing an, diese stillschweigend wieder einzusammeln. Cenerentula, etwas überrascht, half nach kurzer Zeit (ungefähr nach zwei Minuten in denen sie ihn verdattert anstarrte), ebenfalls mit. Plötzlich hielt Luciano inne. Er hatte das Familienbuch ihrer leiblichen Mutter in der Hand, auf dem das Familienwappen zu sehen war. Das Wappen erinnerte ihn an irgendetwas und er war sich sicher, es schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Doch er wusste nicht mehr, wo. „Ist das dein Familienwappen?“, fragte er daher Cenerentula. Verwundert bejahte sie die Frage und stand auf um das letzte Buch von Luciano entgegen zu nehmen. Sich nichts weiter darüber denkend ging sie danach ihren Weg weiter.

Am nächsten Tag lag Luciano gelangweilt in seinem Zimmer und spielte wie so oft mit der Kette, die das geheimnisvolle Mädchen verloren und die er anschließend bei der Treppe gefunden hatte. Doch auf einmal saß er senkrecht im Bett und schaute erstaunt auf die Rückseite der Kette. Dort war ein Wappen eingraviert worden, was aber nur noch leicht zu sehen war. So ein Wappen hatte er doch vor kurzem noch gesehen. Genau, das Buch! War nicht das gleiche Wappen auf dem Buch des Mädchens, welches er umgerannt hatte? Doch tatsächlich, genau so sah es aus. Aber konnte wirklich dieses Mauerblümchen die Schönheit von dem Halloweenfest sein? Unmöglich! Es musste reiner Zufall sein, dass es das gleiche Wappen besaß. Hatte es nicht vielleicht eine Schwester, die die Schönheit sein könnte? Aufgeregt nahm er das Jahrbuch der Schule und blätterte nach ihm. Schon nach kurzer Zeit fand er, was er suchte. Es hieß Rotonda mit Nachnamen und hatte wirklich zwei Schwestern. Nur welche von ihnen war nun die Schönheit vom Fest? Das musste er noch herausfinden. Und er wusste auch schon, wie. An der Kette war ein kleiner Verschluss, den er jedoch nicht aufbekam. Die Besitzerin der Kette musste jedoch wissen wie man sie öffnete. Und so würde er das geheimnisvolle Mädchen erkennen. Zufrieden entschloss er, seine Entscheidung am nächsten Morgen zu verkünden. Leider brachte ihn diese Vorgehensweise nicht weiter, da von nun an zahlreiche Mädchen aus der Schule ankamen und behaupteten, die Besitzerin der Kette zu sein. Doch keiner gelang es, die Kette zu öffnen. Selbst Cenerentula war erstaunt als sie hörte, dass man die Kette öffnen konnte. Das war ihr bisher nicht aufgefallen und so wusste selbst sie nicht wie man sie öffnete.
 

Ich saß gerade unter Cenerentulas Tisch, als… wie bitte? Emo? Was soll das heißen!? Ich habe nicht geheult, ich habe nach achtbeinigen Leckerbissen gesucht! Für diese Unverschämtheit soll ihm auf der Stelle der Brustkorb aufgebrochen werden! Ja, ich beruhige mich ja schon. Wo war… ach ja. Ich hörte also plötzlich einen erstickten Schrei. Nein, ein “erstickter Schrei” ist nicht dasselbe wie “der letzte Schrei”, auch wenn beides nach Tod klingt. Ich war sofort alarmiert, denn ich wähnte das Mädchen in Gefahr. Und auf die Probleme, die der Tod eines Beschwörers mit sich führt wies ich euch bereits hin…

Ich lief also zur Quelle der Geräusche, was in diesem Falle das Zimmer der Zwillinge war. Ich gab gut acht, dass sie mich nicht sahen, was bei meiner Größe relativ einfa… Ach, streicht das. Ich lugte durch einen Türspalt und was sah ich? Diese beiden nilpferdartigen Geschöpfe, wie sie Cenerentula bedrängten. Eines von ihnen hielt das Mädchen fest, während das andere schnell auf es einsprach. Die beiden schienen etwas zu verlangen... Und mein Herz wäre beinahe stehen geblieben als ich hörte, worum es ging. Warum nur “beinahe”? Weil ich keines habe, ihr unterbelichteten Trottel! Das Thema dieses, nun, “Streits” war die Kette von Cenerentulas Mutter. Eben jene Kette, welche mich nachhause bringen konnte. Eben jene Kette, welche allem Anschein nach doch nicht verschwunden war! Die Zwillinge wussten, wo sie war. Und auch Cenerentula wusste es, wahrscheinlich wusste es die ganze Stadt, die ganze lächerliche Menschenwelt! Nur mir verheimlichte sie es, was mich unsagbar wütend machte. Da machte ich mir so lange Gedanken um den Gegenstand, und er war die ganze Zeit mehr oder weniger vor meinen Augen! Ein Junge hatte sie, einer, der auf Cenerentulas Schule ging und wohl ganz in der Nähe lebte. “Luciano” war der Name... ich muss zugeben, diese Menschen haben keinen Geschmack. Er hatte die Kette wohl gefunden und suchte nun nach der Besitzerin, denn nur diese war in der Lage, das Medaillon zu öffnen. Warum er allerdings unbedingt sehen wollte was darin war, keine Ahnung. Wenn es ihn so interessiert hat, hätte er auch einfach mit einem Stein darauf einschlagen können, bis der Inhalt sich offenbart, aber Menschen haben diese gewisse Abneigung gegen alles, was einfach ist. Deswegen zwingen sie ihre Nachkommen zum Erlernen von Polynomdivisionen und Gedichtsinterpretationen.

Zurück zur Geschichte, sie drohten dem Mädchen also seine Katze zu töten, wenn es nicht kooperierte. Davon zeigte es sich jedoch wenig beeindruckt. Dann drohten sie mit dem Tod seines Lieblingspferdes, was jedoch noch weniger Wirkung hatte. Wie sich nämlich herausgestellt hatte handelte es sich dabei um jenes Tier, welches ich bereits auf dem Gewissen hatte. Ich rechnete schon damit, dass sie als nächstes diese weiße Box als Druckmittel einsetzen würden, als sie auf einmal damit drohten, dem Mädchen auch noch sein kostbares Armband zu nehmen. Der Schrecken auf Cenerentulas Gesicht erstaunte mich und augenblicklich hörte es auf, Gegenwehr zu leisten. Stattdessen senkte es den Kopf und verkündete, dass es selbst keine Ahnung vom Mechanismus der Kette habe. Die Schwestern glaubten dies nicht, ließen aber von ihm ab. Sie gaben ihm ein paar Tage Zeit, um mit der Wahrheit herauszurücken, doch für mich war es eindeutig, dass das Mädchen tatsächlich keine Ahnung hatte. Ich hätte beinahe Mitleid mit ihm gehabt, wäre ich wegen der verlorenen Kette nicht noch immer in dieser Mordsstimmung gewesen. Als ich sah, dass es sich wieder auf den Rückweg in sein Zimmer machte, huschte auch ich schnell zurück. Und natürlich konfrontierte ich es sofort mit der Tatsache, dass ich genau wusste, dass alle außer mir wussten, wo die Kette war! Und das Mädchen? Bereute seine freche Lüge nicht einmal! Genau, Yaquu, es hat nicht “gelogen”, sondern “verschwiegen”, aber beides sollte man einem Dämonenlord gegenüber nicht machen! Außer man ist der Dämonenkaiser, aber den lassen wir mal außen vor.

Das Gör fing plötzlich an, frech zu werden. Erzählte was von wegen es sei SEINE Kette, SEINE einzige Erinnerung an SEINE Mutter. Ihr merkt, ganz schön ich-bezogen, nicht wahr? Das ganze wurde zu einem richtigen Streit, wir fauchten uns gegenseitig an. Ein Zickenkrieg gewissermaßen, ja.. Ähn, nein! Wie kommt ihr darauf? Im Eifer des Gefechts also riss ich dem Mädchen das Armband vom Handgelenk. Nicht ganz unabsichtlich, das gebe ich zu, schließlich schien ihm dieses Schmuckstück ebenfalls sehr wichtig zu sein. Doch mit dem was dann kam, hätte ich nie gerechnet: Es schlug zu! Jawohl, mitten ins Gesicht. Ich war zunächst so verwirrt, dass ich gänzlich vergaß, wütend zu sein. Ich sah es bloß groß an und es starrte… nun, es starrte nicht zurück. Wäre auch zu klischeehaft gewesen, dass sich die beiden Hauptakteure irgendwann anstarren. Nein, es sah zu Boden, zu dem Armband. Und es erklärte, dass eben dieses Armband eine Erinnerung an seine Mutter sei. Ebenso wie die Kette, ja. Und was fällt uns auf? Genau, erst behauptet es, die Kette sei seine einzige Erinnerung, dann hat es auf einmal dieses Armband. Frauen beginnen schon früh, zu lügen. Oder sie kriegen früh Alzheimer, sucht es euch aus. Doch allein die Tatsache, dass dieses Armband seiner Mutter gehört hat, ließ mich aufhorchen. Das war doch mal interessant! Ich hob das Armband also auf und inspizierte es zum ersten Mal genauer. Und ich fand natürlich sofort, was ich suchte. Es war schmucklos, bis auf eine kleine Stelle an welcher Verzierungen eingelassen waren. Und genau diese Verzierungen hatte ich in Verdacht, eine Art Schlüssel zu sein. Wie ich so schnell auf diese doch ziemlich abwegige Idee kam? Ganz einfach, da stand “nach rechts drehen” in Dämonensprache drauf. Und jetzt fragt mich bitte nicht, wieso die Mutter des Mädchens dämonische Artefakte hatte. Vielleicht ist die Frau ja mal eine Bohnenranke hochgeklettert und hatte den Kram da gefunden…

Ich drückte dem Mädchen das Band also in die Hand und erläuterte auch gleich meine Vermutung dazu. Aufgeregt lief es direkt los, um seinen Schwestern von dem Geheimnis zu berichten, als ich es aufhielt. Würden die Schwestern diesem Luciano eintrichtern, dass sie die echten Besitzerinnen sind, so würde es im Endeffekt schwerer sein, wieder an die Kette zu kommen!

Und dies war der Punkt, an dem wir einen zweiten Pakt eingingen: Ich versprach, dem Mädchen seine Schwestern vom Hals zu schaffen, wenn es dafür die Kette zurück eroberte und mich nachhause gehen ließ…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück