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Cenerentula

ein Halloweenmärchen
von

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Das Armband war also der Schlüssel. Alleine wäre Cenerentula nie darauf gekommen. Woher soll man das auch wissen? Kette und Armband hatten ja auch nur die gleichen Muster und wurden von jeher immer zusammen getragen. Aber das war ja so weit hergeholt und natürlich viel zu hoch für Cenerentulas Verstand. Nun war sie also am überlegen, wie sie sich zu erkennen geben sollte. Es gab ja immer noch den Fanclub, welcher darauf lauerte, sich auf jeden zu stürzen, der Luciano zu nahe kam. Da dieser aber nicht wusste, wer das geheimnisvolle Mädchen war, wurden alle von ihm angegiftet. Diese Fangirls wollte Cenerentula lieber nicht am Hals haben und machte deshalb einen weiten Bogen wann immer sie diese sah.

So war sie auch gerade wieder auf einem Umweg durch die Bibliothek um ihnen nicht zu begegnen. Sie grübelte wieder einmal darüber, wie sie sich zu erkennen geben sollte ohne, dass der Fanclub auf sie losging. Dies stellte sich als äußerst schwierig heraus, da der Fanclub Luciano in letzter Zeit gar nicht mehr aus den Augen ließ. Sie liefen ihm ständig hinterher, als wären sie seine Kindermädchen. Nicht, dass das ein Unterscheid zu vorher gewesen wäre, jedoch waren sie vorher nicht so angriffslustig gewesen. Und so verwarf sie eine Idee nach der anderen. „Wie soll ich es Luciano bloß sagen?“, murmelte sie vor sich hin. „Was willst du mir denn sagen?“, tönte plötzlich die Stimme von Luciano hinter einem Regal. Erschrocken drehte sie sich um und, wie sollte es auch anders sein, knallte gegen den Drucker. Schmerzerfüllt schaute sie auf und erblickte das breit grinsende Gesicht von Luciano. Es schien ihm viel Spaß zu bereiten ihre Tollpatschigkeit zu beobachten/sie leiden zu sehen.

„Also was wolltest du mir jetzt sagen?“ Verwirrt schaute sie ihn an, bis ihr klar wurde, dass er ihr Gemurmel meinte. „Äh…“, mehr bekam Cenerentula nicht raus. Jetzt direkt darauf angesprochen zu werden, verbesserte ihre Lage nicht unbedingt. Immer noch nach einer Idee suchend starrte sie ihn eine Weile lang an. Luciano bekam derweil das Gefühl, ein interessantes Tier im Zoo zu sein. So stellte er es sich wenigstens vor. Auf einmal bekam Cenerentula einen Geistesblitz. Sie lächelte ihn an, schritt langsam auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus. Ihr Tun wurde dabei von Luciano gebannt verfolgt. Ihre Hand näherte sich Lucianos Gesicht. Dieser hielt den Atem an und wartete gespannt was jetzt kommen mochte. Kurze Zeit später spürte er es. Ein kurzer, kräftiger Ruck an seinem Hals und in Cenerentulas Hand baumelte die verlorene Kette. Luciano hatte diese bisher immer um den Hals getragen, um sie nicht zu verlieren. Nun hatte er dort nur noch einen roten Strich. Wütend fing Luciano an zu schreien: „Sag mal spinnst du? Du kannst doch nicht einfach so die Kette abreißen. Hast du sie nicht mehr alle?“ Unberührt von dem Geschrei nahm Cenerentula ihr Armband ab und öffnete damit die Kette. Erstaunt hielt Luciano in seinem Geschrei inne und starrte sie verdutzt an. Derweil schaute Cenerentula erwartungsvoll in das Innere der Kette. Was mochte wohl darin sein? Ein Goldschatz vermutlich nicht. Zum Vorschein kam … ein altes Foto. Es zeigte eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm. Es war zwar schon etwas vergilbt und ausgefranst, aber dennoch relativ gut erhalten. Sofort erkannte Cenerentula in der jungen Frau ihre leibliche Mutter, obwohl sie bisher keine Ahnung hatte wie diese ausgesehen hatte. Jedoch sagte es ihr Instinkt ganz deutlich. Langsam kamen ihr die Tränen. Da hatte sie immer wissen wollen wie ihre Mutter aussah dabei trug sie die Antwort die ganze Zeit um den Hals! Währenddessen stand Luciano ratlos neben ihr und wusste nicht was er machen sollte. `War ich echt zu hart bei meinen Gemecker oder ist sie einfach so empfindlich? ´, fragte er sich innerlich. Laut sagte er jedoch: „Hey, ich hab das nicht so gemeint. Du brauchst doch deswegen nicht gleich zu weinen.“ Dann fiel sein Blick auf die offene Kette und erst nun realisierte er, was das bedeutete. „Du…? Bist du…? Nein, oder? Bist du etwa das geheimnisvolle Mädchen vom Halloweenfest?“ Als Cenerentula daraufhin wieder hoch sah, erblickte sie nicht nur Luciano, sondern auch den gesamten Fanclub und die halbe Schule, welche sich in der Bibliothek versammelt hatten. Sie alle waren von Lucianos Geschrei angelockt worden. Fassungslos starrten die Fangirls Cenerentula an, die es geschafft hatte, an ihnen vorbei zu kommen um mit Luciano zu reden. Als Luciano sie jetzt mit dem geheimnisvollen Mädchen in Verbindung brachte, brach für sie die Welt zusammen. Das kann man auch ganz wörtlich nehmen, da sie beim hineingehen den Globus am Eingang zerschmettert hatten. Aber das nur nebenbei. Nun hatte Cenerentula sich also vor der halben Schule als das geheimnisvolle Mädchen geoutet. Wie würde sie hier bloß wieder heile rauskommen? Doch darüber musste sie sich keine weiteren Gedanken machen, da Luciano, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, ganz außer sich war und sie gleich auf der Stelle heiraten wollte. Na ja, ganz so begeistert war er dann doch nicht, aber er versprach, eine Beziehung in Betracht zu ziehen.

Wochen später suchte Luciano dann auch wieder ein Gespräch mit ihr auf. In diesem erklärte er ihr, dass er zunächst nur für Freundschaft bereit sei, da sie nicht seinem Idealtyp (hübsches, intelligentes Mädchen) entsprach und man sehen müsste was sich daraus entwickeln würde. Seit diesem Tag ist nun schon einige Zeit vergangen und es hat sich eine enge Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Unglaublicherweise wurde sie sogar vom Fanclub akzeptiert und es wurde schon ihr eigener gegründet. Doch der Weg zum Liebespaar war noch weit entfernt. Und so lebten sie lange und glücklich bis an ihr Lebensende und vielleicht zum Schluss auch als Paar.
 

Ende gut, alles gut könnte man meinen, nicht wahr? Ha, von wegen! Überlegt doch mal, da fehlt noch was… Schließlich habe ich zugestimmt, Cenerentula seine Schwestern vom Halse zu schaffen. Und dieses Versprechen wollte ich auch einhalten! Zugegeben, als ich darauf einging, war ich nicht etwa selbstlos oder dergleichen gewesen. Der Gedanke, den beiden übel mitzuspielen, reizte mich ohnehin. Wie einen der Gedanke bei jedem Menschen reizt. Sie sind einfach viel wehleidiger als andere Tiere, solch ein Spaß!

Ich versteckte mich also in ihrem Zimmer unter dem Bett. Ich weiß, dass das ein dämliches Versteck ist, Litionz! Aber für so dämliche Weiber reicht auch ein so dämliches Versteck. Schon kurz darauf hörte ich, wie die erste das Zimmer betrat. Ich schoss unter dem Bett hervor und zog ihr meine Krallen quer durch die Augen, noch bevor sie die Chance hatte, zu erkennen, was sie da angriff.

Sie weinte, schrie und blutete. Als sie aus dem Zimmer stürzte, versteckte ich mich erneut unter dem Bett. Denn ich wusste genau, sie würde ihrer Schwester erzählen was passiert war. Und diese würde ihr nicht nur nicht glauben, obwohl ja deutlich zu sehen war was passiert war, sie würde auch noch unter das Bett gucken wollen um sich zu vergewissern. So sind sie, diese…ah, ich glaube, das muss ich nicht erneut wiederholen. Das ganze endete jedenfalls damit, dass auch das zweite Walross sein Augenlicht verlor. Leider werden sie nun ihre Fehler niemals einsehen können…

Und hier endet die Geschichte von… wie bitte, Nabkadur? Was es mit dem Medaillon letztlich auf sich hatte? Weshalb sollte euch das interessieren? Das ist doch unwichtig... also gut. Natürlich bestand ich darauf, mir anzusehen, worum es eigentlich die ganze Zeit ging. Und so zeigte Cenerentula mir den Inhalt der Kette. Und ich sage euch, niemals war ich überraschter! Denn wer blickte mir aus dem Amulett entgegen? Lady Proxifa! Ja doch, ich spreche von einer der Oberdämoninnen. Natürlich sah sie gänzlich anders aus als wir sie kennen, sie hatte sich vollständig in ein hässliches Menschenkostüm gekleidet. Versteht ihr nun, weshalb ein so einfaches Mädchen ohne Vorwissen mal eben einen Lord um Hilfe bitten konnte? Ob ich es ihm gesagt habe? Natürlich nicht! Es war so glücklich, dieses Bild zu sehen, da konnte ich ihm doch nicht einfach sagen, dass seine Mutter ein Dämon… gut, ihr habt recht, darum ging es mir nicht wirklich. Aber hätte ich ihm gesagt, dass ich seine Mutter kenne, dass ich als Kind sogar mit ihr auf Riesenkakerlakenjagd war, es hätte mich sicher ausfragen wollen. Und ehrlich, ich wollte nur noch nach Hause. Ist doch verständlich, oder? Schließlich will ich endlich mal diesen Rosenduft loswerden! Also lasst mir ein Schlammbad ein und gönnt mir endlich meine wohlverdiente Ruhe.


 

ENDE



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