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Yaten und das Pizzaphone

von

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Ring, ring, ring, ring Pizzaphone

Kaum ging ich ans Telefon, schon bereute ich es. Fast sofort hämmerte eine unangenehm hohe Männerstimme auf mich ein - sie erinnerte mich stark an einen Eunuchen - und ich beschloss, das Wesen vom anderen Stern (haha, dabei war ich selbst bei genauerer Betrachtung ein Alien) erst einmal ausreden zu lassen. Kurze Zeit später war es still an der anderen Leitung. Hm … das ging aber schnell!

»Hallo? Entschuldigung, sind Sie noch dran? Wie lange wird es denn dauern die Pizzen zu liefern? Hey, ich rede mit Ihnen, verflucht! So ein unhöflicher Kerl … Bei Ihnen bestell ich so schnell nix mehr.« Da hatte ich mich wohl eindeutig zu früh gefreut. Aber was hatte der Kerl doch gleich gesagt? Pizzen?

»Äh, es tut mir ja leid, aber hier ist Yaten Kou. Ich bi-« Doch der Kerl war schlimmer als Minako, wenn sie grad auf volle Touren kam und für eine Seifenoper vorsprach. Munter quasselte der Pizzafetischist weiter und ignorierte meine Versuche, ihn auf mich aufmerksam zu machen.

»Also, ich hätte dann gerne eine Pizza Napoli in groß und zwei Margaritha-Pizzen in Familiengröße. Was haben Sie zu trinken? Hallooo?«

»Darf ich bitte fragen, wer da -?«

»Ach so, ja, Sie müssen ja wissen, wohin damit. Also bitte bringen Sie das in die Hanbara Straße 4b, Jedite ist mein Name.« Verstört und unschlüssig, was ich jetzt tun sollte, starrte ich das Handy in meiner Hand beschränkt an. Ich verstand nämlich grad nur Bahnhof! Was zum Kuckuck hatten Napoleon und ein Cocktail mit Pizzen zu tun? Napoleon war ein Franzose gewesen und kein Italiener, der wird wohl kaum Pizzen gefrühstückt haben. Eher sowas ekliges wie Froschschenkel oder Schnecken. Na ja und das mit der Margaritha … Wenn ich so auf meine Rolex sah … das schien wohl ein Alki zu sein! Gerade mal 14:00 Uhr und der Mann wollte zwei riesen Eimer mit einem Cocktail drin.

»Stopp! Ich bin doch keine Pizzeria! Sie haben sich verwählt, guter Mann.« Aber irgendwie schien der Depp meinen Protest gar nicht wahrzunehmen. Schon ging das Ganze von vorne los.

»Also, wie gesagt: Eine Pizza N-« Und da verabschiedete sich mein Gehirn. Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte ich das Gebrabbel weg und steckte das Handy in die Hosentasche zurück. Völlig entnervt massierte ich mir die Schläfen und sehnte mich bereits nach meiner schönen Badewanne, als ich schon wieder anfing zu vibrieren. Die Mädels, die genau in diesem Moment vorbeikamen, kicherten hinter hervorgehaltener Hand und ich verfluchte mich innerlich, das blöde Teil nicht einfach ausgestellt zu haben. Insgeheim hoffte ich, es würde Taiki sein, der mich abholen wollte, um ein bisschen Kultur mit mir zu genießen, aber als ich erneut auf das Display sah, lief ich krebsrot an und einige kleine Zornfältchen bildeten sich auf meiner Stirn. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Der war je noch schwerer von Begriff, als unsere Hohlbirne Bunny! Der konnte jetzt was erleben!

»Ja, hallo? Städtisches Krematorium Hochofen 4, Takagi am Apparat, was kann ich für Sie tun?« Das hatte gesessen.

»Äh … also … wie jetzt?!« Ja, er war verwirrt.

»Na, Sie haben hier das Städtische Krematorium am Telefon, wie heißt denn der Hinterbliebene, den Sie verbrennen lassen möchten?« Oh, ich war so herrlich fies.

»Krema- was?! Na ja, egal … ich möchte bitte eine große Pizza N-«

»Tut mir wirklich leid, aber wir verbrennen hier nur menschliche Überreste. Wir sind hier keine Müllverbrennungsanlage!« Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Was war das denn für ein abnormaler Perverser? Ich redete hier davon, Leichen ins Feuer zu schmeißen und der wollte munter weiter Pizzen bestellen. Der ist ekliger als Seiya mit seinen Blut-spritzt-Gedärme-fliegen-Filmen. Und mein werter Bruder isst dabei noch ohne mit der Wimper zu zucken Eiscreme und so Zeugs.

»Ich will aber doch niemanden verbre-«

»Tja, dann haben Sie sich verwählt.« So und schon drückte ich auf das rote Knöpfchen und Yaten hatte endlich mal Ruhe. Also wirklich, Leute gab‘s! Gemächlich schlenderte ich nun Richtung Eiscafé. Jetzt würde ich wohl doch zum Tempel gehen und mich mit den anderen treffen, da mein innerer Friede eh so was von gestört war, konnte ich den Tag auch gleich in die Tonne kloppen. Hoffentlich war wenigstens Setsuna da. Zwar machte sie mir gelegentlich ein wenig Angst mit ihren giftmüllgrünen Haaren, aber sie war intelligent und man konnte sich gut mit ihr unterhalten.

Lässig lehnte ich mich im Stuhl zurück und winkte eine der netten Kellnerinnen her, die wie von der Tarantel gestochen zu mir eilte und dabei fast sämtliche Stühle und Tische mitnahm, die ihr im Weg standen. Immer diese Fangirls! Nachdem sie mit sabberndem Mund und Herzchenaugen meine Bestellung entgegen genommen hatte, fing ich an, mich ein wenig zu entspannen. Es waren jetzt genau fünf Minuten vergangen und ich wurde nicht angerufen.

»Hach ja … ist das schön.« Genießend schloss ich die Augen und ließ mich von der Sonne wärmen. Vielleicht könnte es doch noch ein wundervoller Tag werden. Tja und dann vibrierte meine Hose erneut. Wütend fummelte ich in meiner Hosentasche herum, zog das Handy heraus und starrte das Teufelsgerät mit der dämonischen Nummer so böse an wie möglich, in der Hoffnung, das Teil würde verpuffen. Ich musste wohl etwas wahnsinnig ausgesehen haben, denn als die junge Kellnerin mit meinem Kaffeelatte an den Tisch kam, machte sie große Augen und ließ meine Bestellung auf den Boden knallen. Sofort entschuldigte sie sich und machte sich daran die Scherben aufzuwischen, allerdings nicht ohne mich stetig im Auge zu behalten. Hatte sie etwa Angst, ich könnte sie fressen? Ich war doch nicht Ossy Osborn oder Lady Gaga! Okay, Yaten, jetzt ganz ruhig. Du gehst jetzt noch einmal dran, erklärst diesem gehirnlosen Klops, dass du keine Pizzeria, Dönerbude oder sonst was bist und gut ist. Ein weiteres Mal holte ich tief Luft und murmelte vor mich hin.

»Ohmmmmmm, ich bin ein Fels in der Brandung und wirklich nichts kann mich zu Fall bringen! Ohmmmmmmm, ich bin ein Baum auf einer mit Blümchen bepflanzten großen Wiese.« Ja, das innere Gleichgewicht war nicht leicht herzustellen, wenn man so impulsiv und schnell gereizt war wie ich. So gestärkt ging ich erneut ran und machte diesmal große Augen.

»Ja, guten Tag. Hier ist Matsuda von der Versicherungsgesellschaft Oda. Spreche ich mit Herrn Yaten Kou?« Beschränkt und mit offenem Mund starrte ich mein Handy an. Das war aber doch die andere Nummer gewesen … oder war ich jetzt völlig Banane? Hm … nun gut … was hatte ich denn für eine Versicherung bei dem da abgeschlossen. Oda sagte mir nämlich gar nix.

»Äh, ja, mit dem sprechen Sie gerade, aber sagen Si-.«

»Nun gut, umso besser. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass sie laut §8 unseres Vertrages eine Verletzung begannen haben und wir von Ihnen hierfür Schadensersatz einklagen werden. Wenn Sie natürlich dazu bereit wären, dieses Missverständnis außergerichtlich zu klären, könnten wir davon absehen uns sämtliche ihrer Besitztümer anzueignen.« Jetzt war ich an der Reihe damit das Telefon verwirrt und panisch anzuglotzen.

»Waaaaaaaaas?! Bitte, Moment mal, wovon reden Sie eigentlich? Wer sind Sie überhaupt?! Ich habe doch gar keine Versicherung bei Ihnen abgeschlossen!« Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden und startete nun den Gegenangriff. Dann hörte ich lautes Gelächter und meine Verwirrung hatte den Höhepunkt erreicht. Ich wusste ja, dass Versicherungsheinis nervig sein können, aber nun ja …

»Bitte entschuldigen Sie. Ich sehe gerade, dass ich mich geirrt habe. Sie sind nicht der Yaten Kou, den meine Kollegen herausgesucht hatten. Das tut mir sehr leid. Aber sagen Sie, haben Sie nicht vielleicht doch Interesse an einer Versicherung?«

»Nei-«

»Zurzeit sind sie sehr günstig und wir geben Rabatte auf Kundentreue-« Piep, piep, piep und schon hatte ich ein weiteres Mal aufgelegt. Wenigstens hatte mich dieser Pizzadepp nicht mehr genervt. Aber mein armes, kleines Herzchen raste immer noch, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir gehabt. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn die wirklich alles hätten pfänden wollen. Taiki hätte mir den Hals umgedreht. Nachdem Seiya damals versehentlich eine Internetseite besucht hatte, die sagen wir mal kostenpflichtig war, und dann der Gerichtsvollzieher vor der Türe gestanden hatte, war der Braunhaarige regelrecht ausgerastet. So fuchsteufelswild hatte ich ihn noch nie erlebt und mein Gehör auch nicht. Ich hatte bis dahin noch nicht einmal gewusst, dass Taiki über einen solch vulgären Wortschatz verfügte. Als er dann sah, weshalb das Männlein vom „Staate Nimm“ bei uns war, fiel er wie in so eine Art katatonischen Zustand. Erst die sanften Klänge Mozarts hatten ihn wieder zurückholen können.

Das erneute Vibrieren meines Teufelsgerätes riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt reichte es mir wirklich! Ich ignorierte das penetrante Gebrumme an meinem Bein und konzentrierte mich auf die schönen Blumen vor meinem geistigen Auge. Stiefmütterchen, ja, die waren … nein, die erinnerten mich irgendwie an Minako. Okay dann eben Rosen … ihhhh, nein, da musste ich automatisch an Tuxie Mask denken, das war auch nicht das Gelbe vom Ei. Nach geschlagenen zwei Minuten gab ich auf und ging doch an das Telefon. Plötzlich rauschte ein nervtötendes lautes Fiepen an meine Ohren und mir war, als würde ich direkt neben einem Schiffshorn stehen.

Benebelt und vor allem erschrocken, war ich vom Stuhl gefallen und tat das einzig richtige. Ich warf mein Handy weg und zwar genau in die Tomatensuppe einer älteren Dame. Diese spritze, wie sollte es auch anders sein, in die Höhe und genau in das Gesicht der Frau, welche erbost zu mir herüber gestampft kam und mir mein Telefon ins Hemd stopfte. Wäh, fühlte sich das glitschig und warm an. Vorsichtig hielt ich mir das Ungetüm ans Ohr und was ich hörte, machte mich unsagbar wütend.

»Hahahah. So, das hast du jetzt davon, dass du mich andauernd wegdrückst! Sogar als ich dir die Versicherung verkaufen wollte, hast du einfach aufgelegt. Aber wenigstens konnte ich dich schocken.« Das Gelächter des wahnsinnigen Pizzabrötchens jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken. »Niemand legt sich ungestraft mit Jedite an!« Da hatte wohl jemand den Knall nicht rechtzeitig gehört oder wurde er vielleicht nicht genug von seiner Mutter umarmt?

»Jetzt hör mir mal zu, du gehrinamputierter, nichtsnutziger, psychisch gestörter Pizzafetischist! Ich habe langsam genug von dir! Ich bin verflucht noch mal, keine beschissene Pizzeria und ich habe auch nicht vor in das Gastronomiegeschäft einzusteigen, außer es wird ein singender und tanzender Kellner gesucht!«

Mein Geduldsfaden war nun endgültig gerissen und ich ließ meinem Frust freien Lauf. Dass mich sämtliche Gäste des Cafés verängstigt ansahen und sich langsam von mir entfernten, ignorierte ich. »Du ignoranter Fatzke hörst mir jetzt gut zu! Ich bin keine Pizzeria und ich habe weder eine Margaritha noch kann ich dir Napoleon herbeizaubern, also tu dir und der Welt einen Gefallen und geh auf die Gleise spielen!« Wütend hüpfte ich auf und ab und schrie wie von Sinnen in das kleine elektronische Gerät in meinen Händen. Dann war Stille an der anderen Leitung. Schwer atmend und schweißgebadet setzte ich mich zurück auf meinen Stuhl. Doch dann hörte ich ein Schluchzen und ich fühlte mich ein bisschen schlecht. Aber auch wirklich nur ein bisschen.

» Ich … ich wollte d-doch n-nur-« Und dann drückte ich erneut das rote Knöpfchen. Wie gesagt, ich hatte nur ein bisschen ein schlechtes Gewissen.

»Ist irgendetwas?« Genervt sah ich zu dem umstehenden Leuten. Im Nachhinein tat mir mein Auftritt natürlich leid, die Schlagzeile konnte ich schon vor mir sehen. Seufzend erhob ich mich, gab der perplexen Bedienung das Geld für meinen Kaffeelatte und etwas Trinkgeld als Entschädigung. Dann schlenderte ich gemütlich Richtung Tempel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Makoto17
2013-02-15T21:15:51+00:00 15.02.2013 22:15
Jedite will eine Antwort, lässt Yaten aber keine Zeit, überhaupt etwas zu sagen.

>>Was zum Kuckuck hatten Napoleon und ein Cocktail mit Pizzen zu tun?
Ja, wenn man etwas nicht ganz versteht. Dabei dürfte Yaten doch auch lange genug auf der Erde gelebt haben, um zu wissen, wie die bekanntesten Pizzasorten heißen. *sich gerade an eine Folge erinnert*

Das mit den Krematorium war wirklich fies.

An Yatens Stelle hätte ich ja das Handy spätestens nach der Versicherungsattacke ausgeschaltet. Immer wieder ärgert er sich, und kommt doch nicht auf diese Idee.

>>gehrinamputierter
Da war er wohl schon so genervt, dass er nicht mehr klar sprechen konnte;)
Von:  sweetangel1009
2012-05-26T17:20:29+00:00 26.05.2012 19:20
Wow der Hamma einfach nur zum totlachen. Hoffentlich schreibst du nochmal so eine Fanfic. Das is echt der Brüller.
Von: abgemeldet
2012-05-23T14:28:43+00:00 23.05.2012 16:28
*immer noch am Boden lieg vor Lachen*
ZU GEIL!!! Schreib bitte fix weiter! Isat zu göttlich!


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