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NaNoWriMo 2012
von

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Kapitel elf

Ich schnallte mich nicht an, sondern ließ mich von Jay in seine Arme ziehen, kuschelte mich an seinen warmen Körper. Es war so angenehm. So ganz anders als bei... Blake.

Ich wollte die Sache verdrängen, doch Jay und Chris konnten... sollten... es ruhig wissen.

Jay strich mir sanft durch meine Haare und ich hätte dahinschmelzen können. So kalt, wie mir die letzten Stunden noch war, desto wärmer war mir jetzt.

„Ich war ganz schön verwundert, als mitten in der Nacht deine Nummer auf meinem Display stand und ich Jadens Stimme hörte. Da musste ich erst mal drauf klar kommen.“ Chris lachte.

„Aber mal ehrlich, was war nun los?“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Jay verstärkte seinen Griff um mich. Besser ich brachte es jetzt hinter mich, als es ewig mit mir rumzuschleppen.

„Blake hat mir irgendwas ins Getränkt gemischt. Und dann... hat er versucht mich aufzureißen, um es kurz zu machen.“

„WAS?!“, kam es zeitgleich von Beiden.

„Er hat versucht dich...?! Wow. Und du bist abgehauen?“ Chris schaute in den Rückspiegel, um mich kurz anblicken zu können.

„Ja. War nicht einfach, durch das Zeug. Ich konnte mich kaum bewegen.“

„Dann war es ein lähmendes Mittel, nehme ich an.“

Jay schwieg und lauschte unserem Gespräch.

„Keine Ahnung was das war. Als ich aus der Wohnung raus war, bin ich erst mal nur gerannt und später in einer Seitengasse zusammengeklappt. Hat mich gut sechs Stunden K.O. gehauen, das Zeug.“

Ich wunderte mich, dass ich so deutlich und sachlich über die Sache reden konnte. Doch jetzt, hier in Jays Armen, erschien mir das alles so weit weg. Hier war es warm. Hier war ich sicher.

„Du hast sechs Stunden im Regen und in der Kälte auf dem Boden gelegen??“

„Ja...“

„Und dich dann in die Kneipe gerettet?“

„Mhm.“

„Na, zumindest hatte die noch auf. Da hast du echt Glück gehabt. Normalerweise machen die Meisten gegen 2 Uhr zu.“

Ja... das hatte ich wohl... auch wenn ich auf dem Besitzer gerne hätte verzichten können.

„Scheint so...“

Meine Augenlieder wurden schwer und meine Stimme leise. Durch die Wärme und das sanfte Streicheln von Jay, die einfach nur Sicherheit ausstrahlten, merkte ich erst, wie müde ich war. Doch hier war es okay. Hier konnte ich ruhig einschlafen.

„Jay, soll ich euch bei euch zu Hause absetzen oder wollt ihr mit zu mir?“

„Bei uns, bitte. Susan und Dad schlafen noch, die bekommen sicher nicht einmal mit, dass ich weg war. Das klappt schon.“

Nach Hause war eine schöne Idee. Ich wollte in mein Bett. Zusammen mit Jay. Einfach nur um zu Kuscheln und ihn bei mir zu haben. Doch das sagte ich ihm natürlich nicht.

„Alles klar.“

Mehr bekam ich von meiner Außenwelt nicht mehr mit.
 

Ich musste ziemlich lange geschlafen haben. Als ich aufwachte, war es bereits hell draußen, doch die zugezogenen Gardienen dämmten das Zimmer so, dass das Tageslicht mich nicht gestört hatte. Ich hörte das Klappern einer Tastatur und sah mich im Zimmer um. Jay saß an seinen Laptop am Schreibtisch neben meinen Bett. Als ich mich leicht aufsetzte sah er auf.

„Du bist wach?“ Er ließ von seinem Computer ab und setzt sich zu mir aufs Bett. Ich fasste mir an den Kopf. Er schmerzte.

„Wie geht’s dir?“ Jay legte eine Hand auf meine Schulter.

„Geht so...“ Ich brauchte ein paar Momente, um mich an den gestrigen Tag zu erinnern. Das Turnier... Blake... die Kneipe... es erschien mir unrealistisch. So, als ob es nie passiert wäre. Aber ich wusste, dass das nicht stimmte.

„Wie spät ist es?“

„Gleich vier Uhr.“

Ich hatte wirklich lange geschlafen, aber mein Körper brauchte das scheinbar.

„Hast du Hunger? Soll ich dir was machen?“ Jay war schon im Begriff aufzustehen, als ich ihm am Arm zurückhielt.

„Nein... bleib bitte.“ Ich hatte zwar Hunger, aber ich wollte nicht alleine im Zimmer bleiben. Meinetwegen konnten wir gleich zusammen nach unten gehen.

„Haben unsere Eltern oder Grace was mitbekommen?“

„Nein. Die haben tief und fest geschlafen, keine Sorge.“

Ich atmete durch. Das waren zumindest gute Nachrichten. Würde mir auch noch fehlen, dass die wieder Panik schieben, wie sonst auch immer.

Ich lehnte mich zurück auf die Matratze, bemerkte jetzt erst, dass ich zwei Decken hatte. Ein Blick zur anderen Seite des Zimmers verriet mir, dass die eine Jays Decke war. Aber zumindest war mir so in der Nacht schön warm gewesen.

Ich fragte mich insgeheim, ob ich bezüglich auf Blake etwas hätte ahnen können. Gab es Anzeichen, so dass mir seine Absichten vorher schon bewusst gewesen sein könnten? Ich ging unsere letzten Treffen im Kopf durch, konnte aber nichts finden. Wir waren einfach ganz normale Freunde gewesen. Er hatte nie etwas angedeutet. Auch hat er immer nur von seinen Exfreundinnen gesprochen, ich war der Annahme, dass er ganz und gar auf Frauen stand.

Ein Schauder überkam mich.

Seit wann hatte er die Aktion geplant? Oder war es spontan gewesen? Er hatte immerhin auch ganz schön gebechert am gestrigen Abend... vielleicht ein Akt der Verzweiflung im Suff?

Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke.

Das Motocross.

Die Halle gehörte seinem Vater. Er arbeitet da. Täglich. Die Bikes gehören der Halle, welche die Einzige im Umkreis von gut 30 Kilometern ist. Ich wollte ihm nicht wieder begegnen. Was, wenn es sich wiederholt? Es kam oft vor, dass man der Einzige in der Halle ist... was, wenn sich Blake das zu Nutze macht? Wenn er nur auf eine Gelegenheit wartet...?

Ich rollte mich zusammen.

Das Hobby war wohl nun endgültig für mich gestorben. Wahrscheinlich war er eh sauer auf mich und ließ mich nicht weiter fahren. Und wenn er sich entschuldigt? Wenn das wirklich nicht so beabsichtigt war? Würde ich ihm verzeihen? Ich überlegte... aber ich glaube, das konnte ich nicht. Das Vertrauen zu ihm war vollkommen zerstört. Er hat mich ja nicht einfach nur geküsst und angefasst, er hat mir was untergeschoben um mich gefügig zu machen. Das war eine besondere Schwere der Tat. Das konnte ich nicht verzeihen. Ich würde mich wohl vom Fahren verabschieden müssen. Es tat weh.

Jay strich mir beruhigend über den Rücken.

„Ich werd nicht mehr fahren können.“, erklärte ich mein Verhalten. Jay nickte.

„Ja... das dachte ich mir schon.“

Selbst, wenn ich nicht offiziell aus der Halle verbannt werden würde... meine Konzentration wäre dahin, jedes Mal, wenn Blake anwesend war. Da würde das Fahren auch nichts nützen. Und was ist mit meinen Sachen? Meine Ausrüstung ist noch in meinem Spind. Die war teuer und die hätte ich doch gerne wieder. Doch ich wollte ihm wirklich nicht begegnen.

„Jay?“

„Ja?“ Er legte sich neben mich, sah mir in die Augen.

„Kannst... kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Natürlich.“

„Meine Sachen aus meinem Spind... in der Halle... kannst du die holen?“

„Mach ich gleich morgen früh. Und du willst wirklich nicht mit?“

„Nein... wobei...“

Was ist wenn er das Gleiche bei Jay versucht? Als Rache? Jay war viel schmächtiger als ich, da brauchte er nicht einmal Hilfsmittel. Aber würde er es wirklich versuchen? Ich wusste nicht, ob ich überreagierte. Wahrscheinlich tat ich das. Ich konnte ihn einfach überhaupt nicht mehr einschätzen. Hatte ich eine Person gekannt, die mir nur vorgespielt wurde? Oder kannte ich wirklich den echten Blake und das gestern war einfach nur ein Versehen?

„Doch, ich komm mit dir. Gleich nach der Schule?“

„Geht klar.“

Einmal noch in die Halle, meine Sachen packen und mich dann von dieser verabschieden.

„Es tut mir Leid, Dem... dass du dein Hobby jetzt aufgeben musst...“

Ich seufzte.

„Das ist schon okay. Ich werd was anderes finden. Oder einfach keinen Sport mehr machen.“

„Dennoch. Ich hab eine Riesenwut auf den Kerl.“

„Danke.“ Mein Magen knurrte. Ich glaube so langsam wäre es doch nicht schlecht, etwas zu essen.
 

Ich wartete unten auf dem Sofa im Wohnzimmer, während Jay etwas zu Essen kochte. Irgendwie wurde es zur Gewohnheit, dass er kochte. Es war nicht so, dass ich es nicht konnte. Vielleicht kein fünf Sterne Dinner, aber es reichte für ein anständiges Mittagessen.

Der Fernseher war angeschaltet und irgendwelche Reality Shows liefen, die ich aber nicht aktiv verfolgte. Irgendwann wurden mir die Thematiken der Serien zu blöd und ich ging in die Küche, setzte mich auf einen der Stühle und sah Jay beim Kochen zu. Das war wirklich weitaus interessanter.

„Was hat dein Telefonat mit Summer eigentlich ergeben?“ Ich hatte das tatsächlich vergessen. Dabei hat er sein Date gestern extra wegen mir abgesagt.

Jay drehte die Flamme, auf der nun eine Pfanne mit Schnitzeln brutzelte, ein wenig herunter und drehte sich zu mir. Er seufzte.

„Naja... sie wollte den Grund immer noch nicht einsehen. Hat ganz schon rumgezickt. Ich hab ihr dann zu verstehen gegeben, dass ich son Gemecker nicht mitmache.“

„Wie das?“

„Ich hab mich von ihr getrennt.“

Ich glaubte meinen Ohren nicht. Er hatte was? Er... er war Single? Sie war nicht mehr seine Freundin? Je mehr Umschreibungen ich fand, desto schöner klang es in meinen Ohren. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich hatte keinen Grund mehr eifersüchtig zu sein? Er war jetzt wieder ganz mein? Keine Nummer Zwei, sondern nur noch ich? Ich konnte es kaum glauben.

„Sie hat ne Riesenszene geschoben. Aber das geht mir sonst wo vorbei, ich hab irgendwann einfach aufgelegt.“

„Dann seit ihr im Streit auseinander gegangen?“

„Jap. Wenn sie irgendwann mal runtergekommen ist, können wir gerne noch mal in Ruhe drüber reden, aber solange ist Funkstille.“

„Das... ist irgendwie schade. Ihr wart schließlich wahnsinnig lange befreundet.“

Nur weil Summer seine feste Freundin war, wollte ich nun nicht, dass er sie auch als normale Freundin verlor. Er zuckte mit den Schultern.

„Schon, aber entweder sie geht Kompromisse ein oder es ist ihr Problem. Ich mag sie, na klar, aber zu einer Freundschaft gehören zwei und zu einer Beziehung erst recht.“

Er holte zwei Teller aus dem Schrank.

„Und das ganze lief sowieso nicht so, wie ich mir eine Beziehung vorstelle. Es war eher ne Freundschaft, mit dem Zusatz von ein paar Küssen.“

Mit Jay über Beziehungsgeschichten zu reden war irgendwie... peinlich? Nein, das konnte man so nicht sagen. Es war... komisch. Einfach nur komisch. Nicht unbedingt im negativen Sinne. Nicht, wenn er Single war.

„Wie stellst du dir denn eine Beziehung vor?“ Es war wahnsinnig komisch ihn das zu fragen, aber ich war zu neugierig, um es nicht zu tun.

„Keine Ahnung. Halt... anders. Mit mehr Leidenschaft. Mehr Gefühl. Vielleicht bin ich auch einfach durch die ganzen Liebesfilme zu sehr an etwas gewohnt, was in real nicht ganz so existent ist.“

Ich hab nie verstanden, was Jay an diesen Filmen fand. Er drehte den Herd aus und platzierte die Schnitzel und das Gemüse auf die Teller.

„Essen ist fertig. Hier, Wohnzimmer oder oben?“

Ich entschied mich fürs Wohnzimmer, einfach, weil es ganz angenehm war beim Essen etwas im Hintergrund zu hören. Wir setzten uns nebeneinander aufs Sofa. Das Essen tat meinem Magen wahnsinnig gut. Wann hatte ich das letzte Mal etwas gegessen? Das war jetzt sicher auch schon 24 Stunden her. Mein Magen schmerzte sogar schon vor Hunger. Ich aß schneller, als ich es eigentlich wollte, aber als ich fertig war, war ich auch satt. Die Portion war groß. Jay hatte sie wahrscheinlich absichtlich größer gemacht als nötig. Aber ich war ihm dankbar dafür.
 

Jay hatte unsere Teller in den Geschwirrspüler gestellt als wir fertig waren. Wir blieben trotzdem noch auf der Couch sitzen und guckten ein wenig weiter. Grace schaute irgendwann vorbei, aber nur um uns zu sagen, dass sie die Nacht bei ihrem Freund verbringen wird und von da aus dann zur Arbeit fährt. War nicht wirklich etwas Neues.

Ich achtete nicht darauf, was im Fernsehen lief. Jay starrte gespannt auf diesen, doch meine Blicke gingen immer wieder zu ihm. Es kam mir komisch vor, ihn so zu beobachten, doch ich konnte mich nicht abwenden.

„Liebe ist doch echt viel zu kompliziert.“ Jay seufze und sah mich an. Hatte er mich ertappt? Ich hörte einen Dialog aus der Flimmerkiste und erkannte, dass sich dort gerade eine Liebesszene abspielte.

„Warum kann es nicht einfach total easy ablaufen? Ich glaube, es ist das größte Mysterium der Menschheit.“ Er lehnte seinen Kopf nach hinten an die Sofalehne.

„Wie wahrscheinlich ist es denn bitte, unter tausender Menschen die Richtige Person zu finden? Und woher weiß man, dass es wirklich die Richtige ist? Was, wenn sich jemand einfach nur verstellt und dir etwas vorspielt? Dann verliebst du dich in eine Lüge.“

Ich wunderte mich über diese Gedanken. Jay war nie der Typ gewesen, der philosophisch über die Liebe nachdachte.

„Weißt du Dem, fang nicht an zu Lachen, aber manchmal frage ich mich, warum ich nicht einfach mit dir zusammen sein kann. Das wäre so einfach. So unkompliziert.“

...

Bitte was? Hatte ich mich verhört? Ich hatte mich verhört. Ganz sicher. Das... das hatte er gerade nicht wirklich gesagt? ... Oder?

Mein Körper schien in Flammen zu stehen. Schien zu brennen vor Hitze. Schien mir nicht mehr zu gehorchen, eigenständig zu handeln, unter der Glückseligkeit dieser Worte. Ich dachte für einen kurzen Moment nicht nach, schien die Welt um mich herum nicht mehr wahr zu nehmen und ehe ich mich versah, hatte ich Jays Lippen mit den Meinen verschlossen.

Ich intensivierte den Kuss, leckte mit der Zunge leicht über seine Lippen. Der Kuss dauerte nicht lange, denn langsam realisiert ich, was ich hier eigentlich tat. Ich ließ von ihm ab, schaute in sein überraschtes Gesicht.

„I-ich...“, stotterte ich, nicht fähig, einen ordentlichen Satz zustande zu bringen. Was hatte ich nur gemacht? So schnell ich konnte stand ich auf und flüchtete, ohne zurück zu blicken, nach Oben, schloss mich im Bad ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh Dem du Nudel, was machst du schon wieder fürn Käse? XD
Auch dieses Kapitel mag ich sehr ;D
Bald, bald, bald... °^° Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  emina
2013-03-26T10:27:49+00:00 26.03.2013 11:27
ooooooooooo super ich freue mich auf mehr
endlich gestehen sie sich die Gefühle für einander ein

ein kleiner Fehler den ich bemerkt habe, „Weißt du Jay,...“ sollte hier nicht Dem stehen ^__^

Antwort von:  Ryo
26.03.2013 11:50
ahhhh du hast Recht!!
*schnell änder*
So ein dummer Fehler >D Danke fürs Aufmerksam machen ;-;


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