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NaNoWriMo 2012
von

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Kapitel zehn

Es dauerte eine Zeit lang, bis ich zurück bei Jay und Blake war. Ich durfte Interviews für die örtliche Zeitung geben, wurde zusammen mit den anderen beiden Platzierten von den Veranstaltern mit Sekt überschüttet, den wir anschließend trinken durften, und musste für Siegerfotos posieren. Einen kurzen Moment ging mir durch den Kopf, dass, wenn die Fotos in der Zeitung erschienen, Ma und Richard sicher davon Wind bekamen. Obwohl... lasen sie die Zeitung überhaupt? Ich wusste es gar nicht. Wir bekamen sie schon nach Hause, aber ob sie jetzt wirklich gelesen wurde... da war ich überfragt. Ach, aber selbst wenn, dann wussten sie es halt, ändern konnten sie daran auch nichts.

Ich ließ mich aufs Sofa fallen und wollte von diesem am liebsten nie wieder aufstehen. Jay pflanzte sich neben mich.

„Kaputt?“ Er lächelte und strich mir leicht über die Haare.

„Und wie... gewinnen kann ganz schön anstrengend sein.“

„Aber es lohnt sich, oder?“, mischte sich Blake dazwischen, der auf der anderen Seite neben mir Platz nahm und mir wieder etwas zu trinken reichte. Langsam musste er doch pleite sein, so oft wie er mir was ausgab, oder? Andererseits bekam er ja das Geld aus dem Automaten auch wieder.

„Ja.“ Ich schloss kurz die Augen.

„Hast du Bock gleich mit zu mir zu kommen? Sone kleine Aftershow Party? “

Ich überlegte. Eigentlich war ich ganz schön fertig, aber Bock hatte ich schon. Wenn ich schon mal nen guten Platz belegt hatte wollte ich das auch feiern.

„Jay? Wäre das okay für dich?“ Ich wusste er hielt nicht viel von Partys und würde nicht mitkommen wollen. Aber ich wollte ihn auch nicht wieder alleine lassen.

„Was? Ja natürlich. Feier deinen Sieg.“ Er war gut gelaunt, das war schon mal ein gutes Zeichen. Dann musste ich mir um ihn keine Sorgen machen.

„Ich muss später eh erst mal Summer anrufen und die Sache mit ihr klären. Da brauch ich ein wenig Ruhe für.“

Passte also ganz gut. Ich sah auf die Uhr, es war jetzt halb vier.

„Ich geh mich umziehen.“ Damit stand ich auf und lief zu meinen Spind, zog mir meine Schutzkleidung aus und die normalen Klamotten wieder an. Ich war doch froh, aus den schweren Sachen rauszukommen und meine leichten Alltagsklamotten wieder anzuziehen. Bei Blake würde ich erst mal unter die Dusche springen, soviel war klar.
 

Ich verabschiedete mich von Jay, der sich langsam auf den Weg nach Hause machte und stieg in Blakes Auto. Die Fahrt über sprach ich nicht viel, was daran lag, dass ich einfach nur müde und fertig mit der Welt war. Ich schloss sogar eine Weile die Augen. Blake jedoch redete wie ein Wasserfall. Immer wieder erzählte er mir von seinen Beobachtungen, dass er gebangt und gehofft hatte, dass es erst nicht so gut aussah und dann immer besser würde. Welche Fehler die anderen begangen hatten und was für Auswirkungen das hatte. Ich hörte zu, war aber zu müde zum Antworten. Er nahm mir das allerdings nicht übel. Ich glaube, er war immer noch so begeistert, dass er es sich einfach von der Seele reden musste.
 

Als wir bei Blake ankamen führte mich ein erster Weg ins Bad. Er nahm mir Medaille und Pokal ab und platzierte diese auf den Tisch, von wo aus man sie auch ja nicht übersehen konnte. Ich hielt es für ein wenig übertrieben, immerhin waren nur wir beide hier und niemand, dem man die beiden Auszeichnungen unbedingt zeigen musste. Aber ich ließ ihn machen. Wenn es ihm Freude bereitete, wollte ich dem nicht im Wege stehen.

Die Dusche tat wahnsinnig gut. Die ganze Anspannung, die sich über den Tag verteilt in mich angesammelt hatte, wurde regelrecht heruntergespült. Ich hatte es, glaube ich, immer noch nicht so wirklich realisiert. Und damit meine ich alles. Das Turnier. Die Platzierung. Jay, der mir zusah... es wirkte so unwirklich. Wie ein großer Traum, der sich langsam seinem Ende neigt. Bald wache ich auf und nichts war wie es schien.

„Dem? Tunfisch oder Salami?“, hörte ich Blake von außen rufen.

„Salami!“ Wahrscheinlich war er dabei Pizza in den Ofen zu schieben. Sehr gute Idee. Ja, ich aß oft Pizza, sehr oft sogar, doch wenn es nach mir ging könnte es das jeden Tag geben. Ich drehte das Wasser aus, trocknete mich ab und begann mich anzuziehen. Natürlich hatte ich mein Deo daheim vergessen, aber es war ja auch von Anfang an nicht geplant, dass ich hierher kommen würde. Ich benutzte Blakes, er würde da schon nichts gegen sagen.

Ich wuschelte mir einmal durchs Haar. Früher brauchten die nicht so lange zum trocknen, doch seit sie eine gewisse Länge erreicht hatten, musste ich schon eine gewisse Zeit einrechnen. Manchmal föhnte ich sie mir sogar, wenn es schnell gehen musste. Ob ich mal wieder zum Frisör gehen sollte? Doch eigentlich fand ich sie ganz nett so. Ich entschied mich Jay nach seiner Meinung zu fragen und dementsprechend zu handeln.

Als ich aus dem Bad kam, war die Pizza schon fast fertig. Blake hatte Sekt und andere Spirituosen, dessen Namen ich nicht kannte, auf den Tisch gestellt, genauso wie Cola zum Mischen und einige Knabbereien. Ich wusste nicht, ob Alkohol eine so gute Idee war, wenn ich an meine letzte Begegnung mit diesem zurückdachte. Doch ich würde mich einfach zurückhalten und dann passt das schon.

„Welchen Film willst du sehen? Ich dachte wir chillen ne Runde auf dem Sofa. Anstrengung hattest du heute immerhin genug.“

Ich strubbelte mir mit dem Handtuch durch die Haare.

„Gefällt mir. Öhm... was gibt’s zur Auswahl?“

Während er sich um die Pizzen kümmerte, durchsah ich mir seine DVD Sammlung. Es waren viele dabei, die ich gerne mal sehen würde. Wir entschieden uns für Batman – The dark Knight.
 

Ich trank ein Glas Sekt, einfach zum Anstoßen und weil es dazugehört, sowie ein paar Mischgetränke. Als ich jedoch merkte, dass mir leicht schwindelig wurde, stieg ich komplett auf Cola um. Der Tag war zu gut verlaufen, als dass ich wieder Bekanntschaft mit der Kloschüssel machen wollte. Der Einfluss von einem gefüllten Magen und dem Alkohol ließ mich recht bald müde werden. Ich lehnte mich an Blakes Schulter und merkte, wie mir hin und wieder die Augen zufielen. Dabei wollte ich eigentlich den Film sehen. Blake legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich enger an sich. Draußen wurde es langsam dunkel. Blake zog mich in seine Arme, strich mir über die Wange. Ich wollte mich aufsetzen, aber mein Körper fühlte sich seltsam träge an. Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag. Es wäre für mich auch kein Problem gewesen, bei ihm einzuschlafen. Doch irgendwann realisierte ich, dass Blakes Hand wanderte. Zuerst zu meinen Haaren, dann zu meinem Nacken. Langsam fühlte er mit den Fingerspitzen über meine nackte Haut. Ein Schauer überkam mich an den Stellen, an denen er mich berührte.

„Blake?“ Meine Stimme war seltsam leise, so als ob mir die Kraft fehlte zu sprechen.

„Schh~“ Seine Hand wanderte weiter, unter mein Shirt, an meine Brust. Strich über diese. Fuhr Kreise um meine Nippel um schloss sich letztendlich um diese. Spätestens jetzt wurde es mir wirklich unangenehm. Ich nahm all meine Kraft zusammen und setzte mich auf, drückte ihn von mir weg.

„Was bitte so-“

Doch weiter kam ich gar nicht. Ehe ich mich versah, hatte er meine Handgelenke ergriffen und drückte mich nach unten aufs Sofa. Mein Körper wollte sich nicht wehren, wollte nicht auf mich hören. Ich war kraftlos. War das wegen des Alkohols? Ehe ich noch weiter über den Grund nachdenken konnte, hatten sich Blakes Lippen auf Meine gedrückt. Ich weitete die Augen, wollte meinen Kopf wegdrehen, doch es gelang mir nicht. Energisch ließ er seine Zunge über meine Lippen wandern, verschaffte sich dann mit leichter Gewalt Einlass in meinen Mund. Es war ekelig, einfach nur ekelig. Ich hätte schreien können. Ich schloss die Augen, merkte, wie sie sich mit Tränen füllten. Warum zur Hölle...? Blake...!?

Er löste den Kuss.

„Weißt du Dem, ich mag dich. Schon sehr lange. Ich hab ewig auf solch eine Gelegenheit gewartet.“

Bitte...was? Ich musste mich verhört haben. Warum...

Er löste eine Hand von Meinen, führte sie zu meinen Shirt, welches er nun hochzog. Seine Lippen machten sich nun an meiner Brust zu schaffen. Meine Sinne wurden taub, wollten das nicht wahr nehmen, was gerade passierte. Er leckte über alle möglichen Stellen, wanderte langsam weiter nach unten. Er wollte doch nicht...? Oh bitte nicht! Nein! Das konnte er nicht... das würde er nicht... nicht....

Das Telefon klingelte.

Laut, schrill und unangekündigt ließ es Blake kurz hochfahren. Ich nutzte die Gelegenheit, riss mich mit allen nur möglichen Mitteln zusammen und stieß ihn mit einem kräftigen Stoß von mir, so kräftig es halt ging. Ich wusste nicht wie, doch ich konnte mich von ihm lösen. Wahrscheinlich war die Ablenkung durch das Klingeln überwiegend daran schuld, doch das war mir egal. Ich wollte gerade einfach nur weg. Weit weg. Ohne mich umzusehen schnappte ich mir im Vorbeigehen Jacke und Schuhe und hechtete so schnell es ging zu Haustür. Ich rannte. Rannte so schnell ich konnte. Ich wollte weg. Einfach nur weg. Der Schwindel setzte wieder ein, meine Beine fühlten sich schwerer an, mit jedem Schritt. Ich bog in die bereits dritte Seitengasse und erst als ich mir sicher war, dass er mir nicht hierher folgen konnte, wurde ich langsamer. Meine Lunge brannte, mein Atem ging schnell. Ich stützte mich an der Hauswand, sackte an dieser auf den Boden. Es war nass, doch das war mir egal, ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten.

„Fuck...“ Meine Socken waren völlig durchnässt. Ich zog sie aus und ließ sie auf dem Boden liegen, stieg barfuss in meine Schuhe. Es war wahnsinnig kalt. Wie spät es jetzt wohl war? Ich zog mir meine Jacke an. Sie konnte die Kälte leider auch nicht vertreiben, aber es war besser, als nur in einem dünnen Shirt rumzulaufen. Es nieselte und schon bald war ein leichter Wasserfilm über meinen Haaren und meiner Kleidung. Aber ich konnte nicht weiterlaufen. Mein Körper wollte nicht wie ich. Ich fragte mich, ob Blake mir etwas in mein Glas getan hatte und wurde mir von Minute zu Minute immer sicherer. Anders konnte ich es mir nicht erklären.

Blake.

Er hatte... hatte versucht... ich traute mich nicht einmal diesen Gedanken zu Ende zu denken. Mir wurde übel. Ich ließ meine Hände in meine Jackentasche gleiten. Sie waren leer.

Fuck. Ich lehnte meinen Kopf an die Wand, ließ den Regen auf mich wieder prasseln. Eine entfernte Kirchturmuhr fing an zu schlagen und ich lauschte. Es war halb neun. Tränen rannen mir über die Wangen. Der Schwindel kam wieder. Ich schloss die Augen.
 

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich auf dem Boden liegend. Das Erste, was ich spürte, war die Kälte. Diese bittere Kälte. Augenblicklich fingen meine Zähne an zu klappern. Der Regen hatte aufgehört, doch meine Klamotten waren durch. Ich musste einen Moment überlegen, um die Situation richtig einzuordnen, doch die Bilder kamen schneller wieder in mein Gedächtnis als mir lieb war. Ich versuchte mich aufzusetzen und es klappte überraschend gut. Ich fasste mir an die Stirn. Mein Kopf pochte. Ob ich aufstehen konnte? Ich versuchte es und es gelang. Mit wackligen Beinen sah ich mich um.

Wo war ich hier?

Ich hatte keine Ahnung. Ich war einfach nur gerannt, ohne darüber nachzudenken. Langsam ging ich den Weg zurück an die Hauptstrasse. Es fuhr kaum ein Auto. Ich fühlte mich, als wäre ich ein Eiszapfen. Nicht darüber nachdenkend fing ich an zu laufen. Wohin wusste ich nicht. Doch ich musste mich bewegen, unbedingt. Ich hauchte meinen Atem in meine Hände, versuchte so sie ein wenig aufzuwärmen. Doch es reichte immer nur für den Moment. Ich kam bei einer Apotheke vorbei. Die digitale Uhr zeigte 3:24 AM. Scheinbar war ich länger ausgeknockt gewesen, als ich dachte. Das erklärte auch die ungeheure Kälte. Als würden tausend Nadeln in meinen Körper gestochen werden. Was mache ich denn jetzt? Ich hatte weder Geld, noch mein Handy dabei und die Stadt... oder besser das Dorf... war wie ausgelöscht. Die Fenster waren dunkel, kein Mensch war auf der Straße. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich wäre jetzt auch viel lieber drinnen. Für einen Moment stellte ich mir die Frage, was Blake wohl mit mir gemacht hätte, wenn dieses Zeug mich bei ihm... doch ich dachte den Gedanken nicht zu Ende. Ich wollte es gar nicht wissen. Wie lange würde ich brauchen, um nach Hause zu kommen? Mit dem Auto brauchten wir eine halbe Stunde, also... 2 Stunden? Waren wahrscheinlich. Ich fühlte mich nicht in der Lage so lange zu laufen. Am liebsten wäre ich jetzt an Ort und Stelle zusammen gebrochen, doch das löste mein Problem nicht. Durchhalten, Dem. Irgendetwas wird dir schon einfallen. Es muss! Irgendetwas wird sich schon ergeben... Irgendetwas... bestimmt...

Ich ging diese Sätze immer wieder im Kopf durch. Innerlich starb ich tausend Tode, schrie, weinte, hoffte.

Ich lief lange, bis ich in der Ferne einen beleuchteten Schriftzug sah. Eine Kneipe? Oh, ich hoffte, dass es eine war. Meine Füße brauchten ihre Zeit, um mich dahin zu bringen. Wahrscheinlich wirkte das Zeug immer noch nach. Aber tatsächlich. Es war eine Kneipe.

Ich drückte die Tür auf und betrat den Raum. Sofort schlug mir eine Welle aus stickiger, warmer Luft und Zigarettenqualm entgegen, doch es war mir egal. Die Wärme tat gut, doch durch diese spürte ich die Nässe nur umso mehr. Außer meinem Gesicht und meinen Händen erreichte sie meinen Körper nicht.

„Jo. Tropf hier nicht alles voll, ich hab gerade gewischt.“ Ein alter Mann mit schmuddeligen Hemd und Dreitagebart polierte gerade eines der Gläser, als er mich reinkommen sah. Er hatte eine Kippe im Mund und war allgemein die Person von Mensch, mit denen ich mich nicht umgeben wollte.

„Bitte... haben sie ein Telefon? Es ist ein Notfall.“

Der Mann legte sein Glas zur Seite und betrachtete mich einige Sekunden.

„Kostet 50 cent pro Minute.“

„Ich hab kein Geld dabei. Bitte, es dauert auch nicht lange.“ Meine Stimme war noch immer ungewöhnlich leise.

„Ohne Moos nichts los, Kleiner.“

Jetzt rannten mir wirklich Tränen über mein Gesicht. Es war meine einzige Idee gewesen. Also doch laufen? Aber ich war mir sicher, die Strecke nicht zu schaffen.

„Nun sei doch nicht son Miesepeter, Henry. Lass den Jungen doch telefonieren.“, ertönte eine Stimme aus einer Ecke der Kneipe. Ich hatte den Mann gar nicht bemerkt.

„Wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder Hans und Franz mein Telefon benutzt. Ich muss auch an das Geschäft denken, Charles.“

„Du bist wie immer ein Geizhals. Komm her, Kleiner.“ Der Mann, der offensichtlich Charles hieß, wies mich zu sich.

„Aber nicht mit den nassen Klamotten. Zieh zumindest deine Jacke aus.“

Ich tat wie mir geheißen und hing die Jacke an die Garderobe, ehe ich mich zu Charles setzte.

„Du bist ja ganz durchnässt. Von zu Hause abgehauen ohne nachzudenken?“ Er schenkte mir ein leichtes Lächeln, doch mir war nicht zum Lachen zumute.

„Eher ein Streit mit einem... Kumpel. Ich will nur nach Hause.“

„Du erscheinst mir auch n bissl jung, um um diese Uhrzeit durch die Gegend zu tanzen.“

„Ich bin 18.“

„Sag ich ja. Zu jung. Hier.“ Er reichte mir ein Handy.

„Ruf zu Hause an und lass dich abholen. Der Laden hier heißt Celest und liegt auf der Abbory Road. Werden deine Alten schon finden, immerhin gibt es diese modernen Navigations-Dinger heutzutage.“

Ich nahm das Handy an, hielt es wie einen Schatz in meinen Händen.

„Vielen Dank...!“ Meine Stimme brach so gut wie ab. Charles nickte nur.

Ich wählte Jays Nummer. Es war die Einzige, die ich auswendig kannte. Wir hatten uns damals zeitgleich eine neue Simkarte geholt und die Nummern lagen gleich nebeneinander und unterschieden sich nur um eine Ziffer. Das war wahnsinnig praktisch. Denn ich wollte ganz sicher nicht meine Eltern anrufen. Die würden nur Fragen stellen.

Es tutete einige Male. Ich wusste, dass ich ihn wecken würde, doch mir war auch klar, dass er mir das nicht übel nimmt.

„Jaden Cudney?“, ertönte es leicht verschlafen am anderen Ende der Leitung. Seine Stimme zu hören war eine Wohltat. Ich wollte zu ihm. Wollte bei ihm sein. Jetzt und Sofort.

„Jay, ich bins...“

„Dem?! Alles in Ordnung? Warum rufst du mitten in der Nacht an?“

„Ich will nach Hause... liegt mein Handy auf meinem Nachtschrank?“ Ich hatte es nicht mit zum Turnier genommen, da ich jegliche Ablenkung vermeiden wollte.

„Was ist denn passiert? Moment kurz... ja es ist hier. Dem, wo bist du gerade?“

„Erzähl ich dir zu Hause, das würde den Rahmen sprengen. Ich bin in einer Kneipe namens Celest in der Abbory Road. Kannst du dir das merken und Chris anrufen, dass sie mich abholt? Die Nummer ist in meinem Handy. Bitte...“

„Ich schreibs mir auf.“ Ich hörte das Geräusch von Kugelschreiber auf Papier. „Alles klar, ich ruf sie an. Keine Sorge Dem, wir sind so schnell es geht bei dir.“

„Danke... “

„Nicht dafür. Bis gleich.“

Ich legte auf und gab Charles das Handy wieder.

„Sie waren meine Lebensrettung. Danke.“

„Lass doch das ‚sie’! Du kannst mich gern duzen, Kleiner. Hey Henry, bringst du unseren Jungen einen heißen Kaffe? Geht auf mich.“

Angesprochener grummelte nur, machte sich aber an die Arbeit.

„Vielen Dank.“

„Du hast dich wohl irgendwie ganz schön in die Scheiße geritten, hm?“

„Unabsichtlich.“

Er nickte. „Verstehe... und Jay ist...?“

„Mein Bruder.“

„Ah... ihr steht euch scheinbar sehr nahe...?“

„Ja. Er ist mein bester Freund.“

„Wie schön. Ich hab auch Geschwister, weißte, aber mit denen komm ich nicht klar. Zu viel Streit in der Vergangenheit.“

Der Kaffe kam nach wenigen Minuten und tat unglaublich gut. Die heiße Flüssigkeit wärmte mich von Innen heraus. Trotz allem klebten die nassen Klamotten unangenehm an meiner Haut. Selbst durch die Wärme des Raumes trockneten sie nur sehr langsam. Ich wollte sie aber auch nicht ausziehen. Nicht in so einem öffentlichen Lokal. Das wäre mir dann doch zu peinlich gewesen. Also behielt ich sie an und versuchte das Gefühl auf meiner Haut zu ignorieren.
 

Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Charles. Es war eher Smalltalk, aber es war trotzdem nett, jemanden zum Reden zu haben. Er erzählte mir ein paar Geschichten aus seinem Leben, seinen Geschwistern, von seinen Reisen und seinen Bekanntschaften und ich hörte gespannt zu, schaute währenddessen immer wieder auf die Uhr. Knapp eine halbe Stunde nach meinem Anruf öffnete sich die Tür und Jay kam in den Raum, schaute sich kurz um und ging augenblicklich auf mich zu, als er mich sah.

„Dem!“ Er schlang seine Arme um mich und wollte die Umarmung einige Momente lang nicht lösen. Ich erwiderte diese.

„Es ist schön dich zu sehen, Jay...“

„Du bist ja klatschnass! Was ist passiert?“ Er strich mir durch die Haare, blickte mich mit besorgten Augen an.

„Alles okay. Ich erzähl es dir später.“

„Chris wartet draußen im Wagen.“

Ich wandte mich an Charles, bedankte mich noch einmal für alles. Er winkte ab. „Schon okay, Kleiner. War doch keine große Sache. Pass auf dich auf.“

Für ihn war es keine große Sache, aber für mich. Ich lächelte und griff nach Jays Hand. Es war mir egal, wie das jetzt aussah. Außer Charles und den unfreundlichen Barbesitzer war niemand hier und beide würde ich nicht wiedersehen.

Jay schloss seine Finger um meine und führte mich nach draußen. Ich nahm meine Jacke vom Haken, die immer noch komplett nass war, und ging mit ihm in die Kälte.

Am liebsten wäre ich sofort wieder reingegangen, so kalt war es draußen. Durch die Wärme der Kneipe hatte ich das glatt vergessen. Aber Chris parkte nicht unweit und mit wenigen Schritten erreichten wir ihr Auto. Ich ließ mich auf dem Rücksitz nieder, Jay folgte mir auf diesen. Das Auto war angenehm warm.

„Hallo Dem. Willkommen in deinem persönliches Taxi“ Chris drehte sich nach hinten und begrüßte mich.

„Hier.“ Er reichte mir eine Decke. „Erst mal musst du aus den nasse Sachen raus.“ Ich zog mir mein Shirt und meine Hose aus und reichte sie Jay, der beides in den Kofferraum schmiss, wo auch meine Jacke schon war. Die Decke war kuschelig und ich fühlte mich gleich besser.

„Tut mir Leid, Chris...“

„Laber nicht. Erzähl mir gleich die Story wie es dazu kam und alles ist gut.“ Sie startete den Wagen und wir fuhren los.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eines meiner persönlichen Lieblingskapitel :3
Hoffe es gefällt!
Jetzt wird es langsam heißer, hohoho >D Komplett anzeigen

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