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The Girl who was forgotten

von

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Die Welt, die sie vergessen hatte

Die Sonne blendete geradezu, als ich aus dem Auto ausstieg, das mich zur berühmten Cross Academy gebracht hatte. Ich hatte viele Stunden Fahrt hinter mir und meine Beine waren fast taub. Ich war froh, wieder etwas herumlaufen zu dürfen. Ich hasse so lange Reisen, genau wie den ständigen Umgebungswechsel. Ich bin einfach kein Typ für Veränderungen. Aber das war nötig, wenn ich endlich den Hunter, der meinen Vater umgebracht hatte, finden wollte. Ich hasste die Hunter, genau wie die Vampire. Im Grunde sind sie alle nur gewissenlose Monster. Die einen haben mich gejagt und die anderen die Türen verschlossen, als ich Hilfe gebraucht hätte.

Nach wenigen Jahren hatte ich mich damit abgefunden, dass ich allein war und es wohl auch immer bleiben würde. Aber es ist gut, dass ich alleine bin. Wer nichts hat, das ihm etwas bedeutet, der hat auch nichts zu verlieren und ist nicht verletzlich. Ich muss schließlich stark sein. Ich gab damals mein Wort, und ich habe noch nie ein Versprechen gebrochen.

„Brauchen Sie noch etwas, werte Dame?“, fragte der Fahrer, der mich hergebracht hatte.

„Nein, vielen Dank. Hier, ihr Lohn.“, ich hielt ihm ein Geldbündel hin.

Er nahm es an sich und zählte es schnell: „Aber, werte Dame... Das ist viel zu viel...“

„Nehmen Sie es. Das stimmt so.“, sagte ich ruhig. Ich habe kein Interesse an Geld und der Mann sah aus, als könnte er es gut gebrauchen.

„Der Herr segne Sie, werte Dame.“, bedankte sich der Mann mit einem warmen Lächeln.

„Ich danke Ihnen, aber es gibt keinen Gott.“, erwiderte ich und schenkte ihm ein leichtes, aber kaltes Lächeln. Ich sah in seinen Augen, was er dachte. Was bringt ein so junges Mädchen dazu, so auf diese Welt zu schauen?!Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass diese Welt mich aufgegeben und vergessen hat. Bei den Huntern existierte ich nur noch als Akte und bei den Vampiren wurde meine Existent hartnäckig totgeschwiegen. Nur wenige beider Seiten erinnerten sich an meinen Vater, meine Mutter oder sogar an mich.

Auf gewisse Art beneide ich die Mädchen, die ganz unbeschwert und normal aufgewachsen sind, die ganz frei und unbekümmert Lachen können.

Ich schüttelte den Kopf. Für solche unrealistischen Wunschträume ist keine Zeit. Ich schulterte meine kleine Reisetasche und betrat das Gelände der Akademy.

Überall liefen Schüler in schwarzen Uniformen herum. Die Dayclass-Schüler, so hatte man mir erzählt. Nur weiße, menschliche Auren, alles einheitlich, genau wie die Uniformen. Menschen sehen für mich alle gleich aus, genau wie Vampire.

Blicke hefteten sich an mich, als ich meinen Weg fortsetzte.

Ich hasse so etwas. Immer, wenn ich irgendwo neu war, glotzten die meisten Menschen wie dumme Fische, hörten auf zu Sprechen und hielten manchmal sogar den Atem an. Ich ahnte, was sie sahen.

Ein überdurchschnittlich großes Mädchen mit welligen schwarzen Haaren, in denen einige weiße Strähnen hervorblitzten und auffälligen hellblauen Augen, die nur selten wenigstens einen Hauch von Emotion erahnen ließen. Ein unheimliches Mädchen, mit dem man nichts zu tun haben wollte. Ich war immer wieder erstaunt, wie meine Aura, die die Menschen eigentlich gar nicht sehen können, sie in ihrem Denken und Handeln so beeinflussen konnte. Sie mussten spüren, dass ich kein Mensch bin und wichen mir deshalb unbewusst aus. Urinstinkt des Menschen. Alles, was fremd und anders ist, ist gefährlich. Das hatte ich oft auf schmerzhafte Art erfahren müssen. Oft genug war die Angst, die sie vor mir gehabt haben, in Aggressionen ausgeartet. Menschen besitzen das eigenartige Talent, ihren Selbsthass, den jeder von ihnen besitzt, auf andere zu übertragen.

„Hey du! Du bist doch Korime-san!“, rief eine Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um und sah ein Mädchen mit braunen Harren. Sie strahlte mich geradezu an. Ich war etwas verwirrt. Mich hatte schon lange niemand mehr mit einer Anrede oder meinem Namen angesprochen. Übliche Anreden für mich waren Misch- oder Halbblut.

„Ja... Ja, ich bin Amai Korime..“, murmelte ich und mied den Blickkontakt. So viel Aufmerksamkeit und Freundlichkeit kannte ich einfach nicht.

„Ich bin Yuki. Freut mich, dich kennen zu lernen. Wenn du willst, bringe ich dich zum Rektor.“

„Das wäre sehr freundlich, aber mach dir meinetwegen keine Umstände.“, sagte ich, um wieder etwas Distanz aufzubauen.

„Ach was! Das macht keine Umstände. Folge mir bitte.“

Ich folgte ihr schweigend, ließ sie reden. Eigentlich hätte ich mir den Weg lieber selbst gesucht, aber es wäre unhöflich, hätte ich ihr Angebot ausgeschlagen. Ich hatte es so gelernt und wollte meine Erziehung nicht über den Haufen werfen, da sie eines der wenigen Dinge war, die mein Vater mir hinterlassen hatte.

Schließlich öffnete Yuki eine Tür vor mir: „Tritt bitte ein.“

Ich tat wie mir geheißen, allerdings blieb Yuki draußen.

An einem Schreibtisch saß der Rektor.

„Guten Tag.“, grüßte ich höflich

„Guten Morgen, Amai.“, fing der Rektor an, „Ich heiße dich herzlich an der Cross Academy willkommen. Wie war deine Anreise?“

„Durchschnittlich. Ich reise nicht gerne.“, antwortete ich auf seine Frage. Der Rektor war ein Kollege meines Vaters gewesen, daher kannte ich ihn schon lange.

„Genau wie dein Vater. Darf ich den Grund dafür erfahren, dass du mein Angebot, hier zur Schule zu gehen plötzlich annimmst?“

„Ich suche jemanden.“

„Wen?“

„Verzeiht, aber Ihr müsst nicht alles wissen. Es ist schon außergewöhnlich genug, dass Ihr wisst, wer ich bin und vor allem, was ich bin.“

„Gut, wie du meinst...“, seufzte der Rektor, „Jetzt stellt sich nur die Frage, in welche Klasse wir dich stecken. Day- oder Nightclass..“

„Dayclass.“, wählte ich ruhig, „Ich war noch nie nachtaktiv und würde mich unter so vielen Vampiren auch nicht wohl fühlen. Sie würden spüren, was ich bin...“

Der Rektor nickte: „Dann beeile dich. Die nächste Stunde fängt bald. Dein Zimmer wird Yuki dir zeigen.“ Er übergab mir eine Schuluniform und schickte mich damit weg.

Yuki zeigte mir mein Zimmer. Wie ich erwartet hatte, hatte der Rektor mich auf ein Zimmer mit ihr und einem Mädchen namens Sayori geschickt. Er machte sich wohl Sorgen darum, dass ich nirgendwo sozialen Anschluss fand.

Yuki riss mich aus meinen Gedanken: „Darf ich dich Amai-Chan nennen?“

Ich zuckte kurz zusammen. So hatte Jou mich früher immer genannt.

„Amai reicht...“,murmelte ich und schaute zur Seite weg aus dem Fenster

„Geht es dir nicht gut?“

„Ja, alles ok..“, log ich und baute eine Mauer um mich herum auf. Meine Aura züngelte etwas stärker und Yuki wich etwas zurück, als würde sie das spüren.

Ich stand auf, zupfte den Rock der Schuluniform, die ich vorhin angezogen hatte, zurecht und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare: „Müssen wir nicht in den Unterricht?!“

Yuki nickte leicht verwirrt: „Ja, müssen wir...“

Also führte Yuki mich in den Klassenraum. Wieder glotzende Fischblicke. Da kam der Lehrer rein und musterte mich skeptisch: „Sind Sie die neuen Schülerin?“

Ich nickte stumm.

„Dann stellen Sie sich bitte der Klasse vor und suchen sich einen Platz.“, wies er mich an.

Ich seufzte und ging nach vorne: „Morgen. Ich heiße Amai Korime. Ich gehe ab heute in diese Klasse.“ Dann suchte ich mir einen Platz in der letzten Reihe am Fenster.

„Die ist aber groß...“, hörte ich ein Mädchen flüstern

„Unheimlich ist sie auch...“, antwortete ein Junge dem Mädchen flüsternd.

Wie immer. Momentan hatten sie angst. Bald würden sie mich hassen. Mental bereitete ich mich schon auf die ersten Schlägereien vor, die wohl recht bald auf mich zukommen würden, als die Tür aufging. Ein silberhaariger Junge trat ein.

„Du bist zu Spät, Kiryu-kun!“, murrte der Lehrer leicht verärgert und seufzte dann, „Dir wird man das wohl eh nie abgewöhnen können. Setze dich einfach auf deinen Platz...“

Der Junge nickte stumm und setzte sich einfach neben mich.

Ich hatte eigentlich darauf gehofft, alleine zu sitzen. Das hätte mir bestimmt einiges an Ärger ersparst. Ich sah kurz aus dem Fenster, dann wieder zu meinem Banknachbarn. Ich konnte seine Aura nicht einordnen. Sie war violett und nahm viel Raum ein. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Auren gesehen, aber keine, die violett war. Deswegen war ich bei diesem Jungen sozusagen blind. Ich sah keine Veränderungen seiner Aura, wie es bei anderen der Fall war. Ebenso erkannte ich nicht, zu welcher Art Wesen er gehörte. Die Aura, die ihn umgab, war einfach wie eine Wand, die nichts hindurch ließ. Die selbe Mauer erkannte ich in seinen Augen, als er mich ansah.

„Warum starrst du mich so an?“, fragte er und sah mir direkt in die Augen.

Ich war verwirrt durch diese Wand in seinen Augen. Bei jedem anderen hätte ich gemäß dem geantwortet, was seine Aura so aussagte.

„Hab nur das Gefühl, ich würde dich von irgendwoher kennen...“, log ich.

„Nein, ich kenne dich nicht. Daran würde ich mich erinnern.“

Ich nickte und schaute weg. Irgendwie jagte es mir mehrere Schauer über den Rücken, wenn ich ihm in die Augen sah. Ich bin eben zur Hälfte doch nur ein Mensch, ein Lebewesen, das angst vor dem Fremden hat. Und genau deswegen hatte ich auch angst vor diesem Jungen, oder war es gar keine Angst?



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