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The Girl who was forgotten

von

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Wer hält deine Hand in der Dunkelheit?

„Ah ja. Und wie hast du 7 Jahre ohne Beistand oder Eltern überlebt?!“, spottete Raidon.

Meine Stimme bebte vor Hass, als ich antwortete: „Wie ist doch jetzt irrelevant! Tatsache ist, ich habe es geschafft!“

Um ehrlich zu sein, habe ich die Letzten 7 Jahre fast ausschließlich bei verschiedenen Pflegefamilien verbracht. Dort war es jedes Mal das selbe Spiel gewesen. Ich bin angekommen, wurde erst ganz herzlich empfangen um dann ignoriert und gehasst zu werden.

„Du hast mir alles genommen!“, schrie ich unter Tränen. Ich verfluchte mich dafür, vor diesem gefühlskalten Monster zu weinen, aber grade kam alles wieder hoch.

„Nein, dein Leben habe ich dir gelassen.“, seine Antwort hallte in meinem Kopf wider, „Außerdem scheinst du ja einen Freund gefunden zu haben. Unglaublich, dass jemand was mit einem Tier wie dir zu tun haben will.“

Ich zuckte etwas zusammen, suchte instinktiv nach Zeros Hand und verschränkte die Finger mit seinen, als ich seine Hand gefunden hatte. Seine Nähe beruhigte mich irgendwie.

Das entging auch Raidon nicht: „Junge Liebe! Da wirds selbst mir ganz warm ums Herz. Junge, du hast keine Ahnung, mit was für einem Mädchen du es da zu tun hast, oder?“

„Falls Sie meinen, ich wüsste nicht, dass sie ein Dampir ist: Sie liegen falsch. Dieser Tatsache bin ich mir durchaus bewusst, aber ich bin ehrlich. Es ist mir egal.“, Zero drückte meine Hand kurz. Eine Geste dafür, dass er auf jeden Fall hinter mir stand?

„Wirklich mutig, mein Junge. Es gibt viele Leute, die Mut schätzen. Zu eurem Pech gehöre ich nicht zu diesen Leuten. Niemand würde mich dafür verurteilen, wenn ich dich auch mit töte, Junge.“

Zeros Aura flackerte unruhig und er spannte sich an.

Ich wurde ebenfalls unruhiger und drückte seine Hand ganz fest. Ich hörte ein leises Klacken. Metall auf Holz. Das Geräusch kannte ich aus einem Film, den ich mal gesehen hatte. Es war das Geräusch, das entstand, wenn ein Schwert gezogen wurde..... Schwert?! Ein Surren durchschnitt die Luft und ich erwartete, von einer Klinge getroffen zu werden. Doch nichts geschah. Ich war wie erstarrt, bis Zero mich mit zerrte.

„Komm, wir müssen weg hier!“, rief er mir im Lauf zu.

Ich stolperte unbeholfen hinter ihm her, konnte sein Tempo kaum halten. Etwas Warmes, Flüssiges übertrug sich von seiner Hand auf meine, die er fest umschlossen hielt und ein betörender Duft ließ die vampirische Seite in mir erwachen.

„Blut...“, hauchte ich benebelt.

„Reiß dich zusammen! Dafür haben wir jetzt keine Zeit!“, fauchte Zero immer noch wahnsinnig angespannt, „Wenn der Typ uns erwischt, sind wir tot!“

Wie auf Stichwort erklang tiefes, unheimliches Lachen hinter mir und jemand zog an den Spitzen meiner Haare. Mir blieb fast das Herz stehen und ich beschleunigte meine Schritte. Zwar ließ ich mich immer noch größtenteils von Zero ziehen, aber immerhin war ich zumindest halb aus der Trance erwacht, in die mich meine vampirische Hälfte durch den Blutgeruch gestoßen hatte. Das Lachen und die Schritte unseres Verfolgers verklangen langsam.

„Wo sind wir?“, fragte ich leicht ängstlich.

„Im verlassenen Stadtteil. Da vorne ist ein Haus. Da verstecken wir uns.“, Zero zog mich weiter, allerdings hatte sein Griff stark an Festigkeit verloren.

„Du bist verletzt...“, flüsterte ich leise

„Das.. Das ist nicht der Rede wert, Amai. Mach dir um mich keine Sorgen.“, versuchte er mich zu beruhigen, aber so einfach ließ ich mich nicht ruhig stimmen.

„Wo hat er ich getroffen?“

Ich bekam keine Antwort, aber ich spürte an seiner Aura, dass es Zero sehr schlecht ging.

„Krepiere jetzt nicht.Wir brauchen deine Augen noch.“, murmelte ich nur, ließ seine Hand los und stützte ihn etwas, „Wo lang?“

„Geradeaus...Ca. 20 Meter...“, er war bemüht, sich nicht allzu sehr auf mich zu stützen.

„Ist Raidon hinter uns?“

„Nein..“

Ich nickte und ging in die genannte Richtung.

Im Haus angekommen lauschte ich kurz. Alles still, nur Zeros Atem hallte in meinen Ohren wieder.

„Er wird uns finden und... das ist nur meine Schuld...“, flüsterte Zero

„Quatsch. Er wird uns nicht finden.“, widersprach ich

„Doch. Er wird der Blutspur folgen.“

Ich versuchte auszublenden, dass er recht hatte: „Setz dich hin. Ich will mir deine Wunden mal genauer ansehen.“ >Ansehen< war nicht ganz korrekt, aber naja.

Erst weigerte er sich, aber er hatte mir ,so geschwächt, wie er war, nicht mehr viel entgegenzusetzen. So zwang ich ihn mit sanfter Gewalt zu Boden. Wider meinen Erwartungen wehrte er sich aber nicht mehr, als ich ihn untersuchte. Als ich über einen tiefen Schnitt auf seiner Brust fuhr, zuckte er zusammen.

„Ja, dass ist wirklich nicht der Rede wert...“, murmelte ich leise.

„Lass mich hier. Allein kannst du vielleicht noch weglaufen...“, flüsterte er. Seine Stimme hatte einen gluckernden Nachklang, als würde etwas in seine Lunge Bluten.

„Ich zieh jetzt garantiert nicht den Schwanz ein und lass dich hier zurück! Du hast mir das Leben gerettet!“

„Zum zweiten Mal... Und dass in 3 Monaten...“, keuchte er

„Zum zweiten Mal?“, fragte ich nach.

„Ja, auf dem Ball, als dein Bruder dir den Giftdolch in den Arm gerammt hat. Ich musste dein Blut sauber saugen und du hast mir deine ganze Lebensgeschichte erzählt...“

„Das warst du?!“, mir schoss das Blut in die Wangen. Vor einigen Tagen hatte ich ihm gesagt, ich würde ihn hassen, und dabei hat er mir das Leben gerettet...

„Mir ist schwindelig...“, Er schien schon halb weggetreten.

Ich hatte Angst. Angst um sein Leben.

„Dann leg dich hin.“, Ich half ihm und nahm seinen Kopf auf meinen Schoß.

„Hab keine Angst, Amai. Ich beschütze dich...“, murmelte er. Er klang wie Jou, wenn er im Schlaf geredet hatte.

„Nein, momentan muss ich auf dich aufpassen...“, ich strich Zero eine Haarsträhne aus dem Gesicht, fuhr dann noch einmal vorsichtig über die Schnittwunden, die durch unsere Flucht aufgeklafft waren. Wieder zuckte Zero kurz zusammen. Tränenberge der Angst und der Hilflosigkeit wuchsen in meinen Augen, bis ich sie nicht mehr zurückhalten konnte und sie wie Sturzbäche über meine Wangen rannen. Ich versuchte die Tränen wegzuwischen, verteilte so aber nur Zeros Blut in meinem Gesicht. Wieder weckte der Blutgeruch vampirische Gelüste in mir. Ich erinnerte mich an etwas das mein Vater mir schon früh beigebracht hatte. Blut hilft Vampiren bei der Wundheilung. Das brachte mich auf eine Idee. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich dankbar für meine vampirische Hälfte.

Obwohl ich mich nicht wohl dabei fühlte, mich selbst zu beißen, grub ich dennoch meine Zähne in mein Handgelenk.

Dampire können genau wie Vampire Blut trinken und haben auch einen abgeschwächten Blutdurst. Auch tauchen die typischen Fangzähne der Vampire bei einem Dampir erst auf, wenn er Blut riecht und ich roch grade mehr als genug davon.

Ich hatte damit zu kämpfen, mein Blut nicht zu schlucken. Ich schaffte es irgendwie und beugte mich zu Zero runter. Ich flößte ihm das Blut wie bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung ein. Das kann man unter Umständen als Kuss werten. Ich hatte mir meinen ersten Kuss viel romantischer vorgestellt aber naja. Man kann nicht alles haben im Leben. Gott -oder was oder wer auch immer da oben sitzt - sei Dank schluckte Zero das Blut ohne Widerstand, begann sich dann etwas zu bewegen. Er riss den Kopf hin und her. Ich hatte wirklich Respekt vor ihm. Kämpft selbst noch gegen den Blutdurst an, wenn er halb massakriert ist.

„Noch ein Mal, Zero. Das ist nur zu deinem eigenen Besten.“, meine Stimme war heiser und wurde von Schluchzern unterbrochen.

Er schüttelte unruhig den Kopf und seine Aura füllte den Raum mit einer angespannten Atmosphäre.

Ich setzte aber schon zum zweiten Durchgang der Prozedur an. Als er die Hände an meine Schulten legte und versuchte, mich wegzudrücken, hätte ich ihm am liebsten welche geklebt. So ein verdammter Sturkopf! Mit einigen Hindernissen schaffte ich es aber doch noch, ihm das Blut einzuflößen und seine Gegenwehr zu brechen. Dann ließ ich ihn aus meinem Handgelenk trinken.

Ich lauschte kurz. Inzwischen war es wohl Nacht geworden. Ich spürte keine Sonnenstrahlen mehr auf meiner Haut.

„Kagome Kagome, Kago no aka no tori wa.

Itsuitsu deyaru?

Yoake no ban ni,

Tsuru to kame to subetta?

Ushiro no shomen daare?*“, brummte eine unheimliche Stimme hinter mir und lachte wenige Sekunden später düster.

Ich fuhr herum. Diese Stimme jagte mir doch wirklich immer wieder Schauer über den Rücken.

„Hab ich dich, kleines Vögelchen.“, lachte Raidon, „Und wie es scheint, hat dein kleiner Freund doch überlebt. Leider stirbt der Junge jetzt genau hier, vor deinen Augen!“

„Nein...“, wieder Sturzbäche, die über meine Wangen rannen, dann unendliche Wut, „Nein! Er wird nicht sterben! Du hast mir schon einmal alles genommen!“ Ich wusste durch seine Aura, wo Raidon stand und warf ihn in einem Sprung zu Boden. Mit den Knien fixierte ich seine Arme am Boden. Er konnte sich nicht wehren, als ich immer wieder mit meiner Faust in sein Gesicht schlug. Ich war wie in Trance. Meine Knöchel schmerzten nicht. Nein, da war nur die Genugtuung, ihn endlich verletzen zu können. So merkte ich nicht, dass meine Knöchel langsam mit Blut überströmt waren und dass Raidon nicht mehr zuckte.

„Amai! Amai! Es reicht! Du hast dem Typen den Schädel eingeschlagen!“, riss Zeros Stimme mich aus meiner Trance.

„Er hat es verdient! Er soll leiden!“, begründete ich weitere, allerdings abgeschwächte Schläge.

„Er ist tot.“, diese Worte strichen über mein Ohr, Sekunden später spürte ich eine sanfte Umarmung, „Er ist tot, Amai. Du hast ihn genug bestraft...“

Zeros Gesicht war direkt neben meinem. Er war mir ganz nah. Normalerweise meines Erachtens zu nah, aber das hier war was Anderes. Ich schluchzte leise, legte meine Hände auf seine Arme, die er von hinten um mich gelegt hatte.

„Ushiro no shomen daare?**“, schluchzte ich.
 

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*„ Kagome Kagome, der Vogel im Käfig

wann wirst du herauskommen?

Im Abend der Morgenröte,

Wer steckt hinter dem Fallen der Schildkröte und des Kranichs?

Wer steht nun hinter dir?“ Dies ist ein altes japanisches Kinderspiellied.
 

** Diese Zeile lässt sich in einer anderen Übersetzung des Kinderspielliedes mit Folgenden Übersetzungen übersetzen:

1.) „Wer hält deine Hand in der Dunkelheit?“

2.) „ Wer umgibt dich in der Dunkelheit?“



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