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Desire

Die gläserne Wand zwischen Hass und Liebe
von

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Sasuke saß auf seinem Platz und versuchte angestrengt Kakashi zuzuhören und gleichzeitig auf keinen Fall nach links oder rechts zu gucken. Es gab im Moment nichts Schlimmeres als einen eventuellen Blickkontakt mit Naruto. Das komplette Wochenende hatte er nervös zuhause herumgesessen und war den restlichen Familienmitgliedern ausgewichen. Itachi; weil der ihm zu viele peinliche Fragen stellte die Sasuke nicht beantworten konnte, Mikoto; weil sie ihm mit ihrer gestellten guten Laune auf die Nerven ging und Fugaku; nun ja dem ging er eigentlich grundsätzlich aus dem Weg.

Sasuke hatte das beunruhigende Gefühl das sich momentan nur alles als große Wolke zusammenbraute und das der Sturm, der Super-GAU, noch kommen würde.
 

„Denkt daran, dass ihr den Quotient von der ersten Aufgabe zum Summanden der zweiten dazu addiert“, erklärte Kakashi vorne mit seiner üblich leicht gelangweilten Stimme.

Sakura, die neben Sasuke saß schrieb gerade von der Tafel etwas ab, sah allerdings so aus, als wäre sie nicht bei der Sache. Sasuke war leicht verwundert, dass sie ihm heute nur einen guten Morgen gewünscht und sonst noch nichts gesagt hatte. Aber ihm konnte es ja nur recht sein.

Vorsichtig wagte er einen Blick nach hinten. Naruto hatte anscheinend gerade andere Sorgen als Sasuke, er schaute mit konzentriertem Gesichtsausdruck zwischen Kakashi und seinem Heft hin und her. Wahrscheinlich verstand er kein einziges Wort. Es wäre allerdings besser wenn er es begreifen würde, immerhin war er letztes Jahr auch nur knapp an einer Nichtversetzung vorbeigeschlittert.

‚Warte, hey, das interessiert mich überhaupt nicht.‘

Sasuke wollte sich wieder nach vorne drehen, bemerkte dabei aber, dass Sakura ihn ansah.

„Was?“, fragte er unfreundlich.

Sie schüttelte nur den Kopf und lächelte ihn an. Dann sah sie wieder nach vorne. Das machte Sasuke wahnsinnig. Es war nicht ihr übliches Lächeln, das nach seiner Aufmerksamkeit bettelte. Es war das Lächeln was er sich schon die ganze Zeit von seinem Bruder antuen lassen musste. Ein Lächeln das sagte: Ich weiß mehr als du, aber ich sag es dir nicht, weil du es eigentlich selber weißt.

Sasuke hatte urplötzlich den starken Drang aufzustehen um seinen Kopf mehrmals gegen die Wand zu schlagen.
 

„Sasuke, was hast du heute noch vor?“ „Pff… keine Ahnung.“ Es war Schulschluss und Sasuke wolle sich eigentlich auf dem schnellsten Weg nach Hause begeben, doch bedauerlicherweise war er von Ino eingeholt worden.

„Heute Abend ist doch die Party bei Neji, kommst du auch?“

‚Ach ja, die war heute?‘

Es gab momentan viele Dinge für die Sasuke keine Nerven hatte und dazu gehörte ganz speziell Nejis Gelaber. Deshalb würde er auch garantiert nicht auf dieser Party auftauchen.

„Nein, ich denke nicht.“ Ino wirkte enttäuscht. „Wieso denn nicht?“ „Das geht dich nichts an.“

„Ich hab ja nur gefragt.“ Sie schwieg kurz. „Ich finde du solltest dich ein bisschen mehr amüsieren gehen. Du lachst viel zu selten.“

„Na und?“, fragte Sasuke genervt.

„Du würdest noch besser aussehen wenn du es tun würdest.“
 

Sasuke blieb abrupt stehen, sodass Ino beinahe in ihn hineingerannt wäre. Dann drehte er sich um und funkelte das Mädchen böse an. „Sag mal, verstehst du es nicht? Ich will nichts von dir und zwischen uns wird auch nie etwas laufen. Egal wie lange du mir deinen Ausschnitt noch ins Gesicht drückst! Verpiss dich jetzt!“

Ino starrte ihn fassungslos an, dann sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sasuke fragte sich gerade ob er vielleicht etwas zu grob gewesen war, da verpasste sie ihm auch schon eine Ohrfeige und wurde hysterisch.

„Ich habe dich geliebt du verdammtes Arschloch! Und jetzt nimmst du mein Herz, was ich dir gutgläubig geschenkt hatte und reißt es in Stücke!“

Sasuke warf erst Ino einen ungläubigen Blick zu, dann der Straße hinter sich um sich zu vergewissern, dass das gerade wirklich niemand gehört hatte. Dieses Mädchen musste wirklich alles was sie tat bis ins Äußerste übertreiben. Sie schauspielerte ihr erbärmliches Leben und das auch noch so schlecht, als käme sie frisch aus dem Trash-TV.
 

Sasuke wandte sich wieder Ino zu. „Weißt du Ino, merk dir doch den Satz für das Theaterstück in der Schule, der passt da perfekt rein. Oh, ich vergaß, deine Rolle ist dafür wahrscheinlich zu unwichtig.“

Er wusste damit traf er sie am meisten, Ino hatte immer lange damit zu kämpfen, wenn sie bei einer Sache mal nicht der Mittelpunkt des Geschehens war. Jetzt spiegelten sich in ihrem Gesicht eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Wahrscheinlich war sie es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihr redete.

„Wie kannst du es wagen“, sagte sie leise. Sasuke sah sie kalt an. „Du denkst die ganze Welt dreht sich nur um dich, aber du hast Glück, das Theaterstück führt dir mal endlich vor Augen was du wirklich bist: Ein unwichtiger Nebencharakter ohne ein wirkliches Talent.“

Ino öffnete ihren Mund um zu antworten, doch offenbar fiel ihr nichts Brauchbares ein. So drehte sie sich einfach um und ging mit schnellen Schritten davon. Auch Sasuke setzte seinen Weg fort. Er wusste zwar nicht warum, aber er war jetzt eindeutig besser gelaunt.
 

Leider hielt diese gute Laune nicht lange an. Denn als er zuhause ankam und in seiner Tasche nach dem Schlüssel kramte, wurde die Tür bereits aufgerissen. Sein Vater kam heraus und stieß seinen Sohn unsanft beiseite. Dann taumelte Fugaku den Gartenweg entlang, wobei er eine lange Alkoholfahne hinter sich herzog. Sasuke sah ihm ausdruckslos hinterher.

Fugaku hatte im Moment Urlaub, das hieß er hatte viel Zeit um zuhause das Leben für alle schwerer zu machen. Wenigstens würde er heute wohl nicht mehr hier erscheinen, sondern erst in den späten Morgenstunden wie ein geprügelter Hund zuhause ankommen.

Sasuke schüttelte abwertend den Kopf, betrat den Flur und warf seine Tasche möglichst geräuschvoll in die Ecke. Seine Mutter sollte wenigstens die Chance haben, das zu verstecken was sie verstecken wollte. Auch wenn es sinnlos war.

Er ging in die Küche wo Mikoto auf einem Stuhl saß. Wie er es sich gedacht hatte, hatte sie versucht sich hastig ihre Tränen vom Gesicht zu wischen, doch ihre Augen standen noch voll von ihnen. Und der knallrote Handabdruck auf ihrer linken Wange verriet, dass Fugaku sich mal wieder nicht unter Kontrolle gehabt hatte.

Sasuke sah seine Mutter eine Weile schweigend an, sie sah mit traurigen Augen zurück.

‚Ich sollte jetzt irgendwas sagen. Was Mitfühlendes.‘

„Wann gibt’s essen?“

Mikoto lächelte gezwungen und stand das schwerfällig auf. Sie wirkte auf einmal um zehn Jahre gealtert. „In sieben Minuten.“

Sasuke nickte, ging ins Wohnzimmer und lies sich auf einen Sessel fallen.

‚Wow, ich habe ja wirklich vor Mitgefühl gesprüht.‘

Er schloss die Augen. Was machte das schon? Irgendwann kann für jeden Menschen der Punkt kommen, an dem sämtliches Mitleid und Mitgefühl restlos aufgebraucht ist.
 

Den größten Teil des Nachmittages, lag Sasuke auf seinem Bett und malträtierte seine Gehörgänge mit irgendwelcher Metal-Musik. Eigentlich war kein Fan davon, aber aus einem ihm nicht bekannten Grund beruhigte ihn sie immer, während andere aggressiv wurden. Irgendwann musste Sasuke wohl eingeschlafen sein, denn er schreckte auf als ihm jemand die Kopfhörer abnahm.

„Ich kann wirklich nicht verstehen wie du bei der Musik schlafen kannst.“ Itachi stand vor Sasukes Bett und sah leicht spöttisch auf diesen herab.

„Ich kann alles“, sagte Sasuke leicht mürrisch, setzte sich auf und schaltete die Musik aus.

„Fast alles“, erwiderte sein Bruder und lächelte zweideutig. Sasuke überging das. „Was machst du überhaupt hier? Studierst du eigentlich irgendwann mal?“

„Ich war den ganzen Tag in der Uni und bin eben erst gekommen. Wir haben acht Uhr abends, falls es dich interessiert.“

Sasuke seufzte. „Und was willst du jetzt von mir?“ „Gut dass du fragst. Wir haben Besuch.“ Er ahnte Schlimmes. Offenbar konnte man ihm das im Gesicht ablesen, denn Itachi grinste schon wieder. „Erraten“, sagte er dann leise und verließ das Zimmer.

Sasuke fragte sich ob, er wohl einen Fluchtversuch aus seinem Fenster überleben würde. Leider standen die Chancen schlecht, und seine Mutter würde ihn garantiert hervorprügeln, wenn er sich hier in seinem Zimmer verschanzte. Deshalb stand er seufzend auf und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.
 

Kaum war er dort angekommen, wurde er direkt von viel zu guter Laune überrannt. „Hey Sasuke! Schön dich zu sehen!“ Kushina sprang durch den Raum und umarmte ihn. Dann hüpfte sie weiter. Ihr Mann, Minato, saß auf der Couch und lächelte ihn ebenfalls an. Ihn hatte Sasuke noch nicht so oft zu Gesicht bekommen, da er einfach selten mit hier her kam. Neben Minato saß Naruto, der stur auf das ihm gegenüberliegende Tapetenmuster starrte und dabei so aussah als wäre er unter Gewaltandrohung mit hierher geschleppt worden. Wahrscheinlich war es auch so.

„Hallo“, sagte Sasuke tonlos. „Ihr seit alle noch so spät hier? Ungewöhnlich.“

„Es gab heute Nachmittag einen Unfall bei uns zuhause“, erklärte Minato seufzend. „Es wird im Moment viel renoviert und leider wurde bei einer Arbeit wahrscheinlich eine Gasleitung getroffen. Vielleicht tritt pausenlos gefährliches Gas aus, dann wäre unser Haus bereits voll davon. Aber ganz genau wissen wir es nicht, deshalb überprüfen im Moment Fachmänner ob eine ernsthafte Gefahr besteht. Und wir müssen währenddessen das Haus verlassen.“

„Ich hab ihnen angeboten heute Nacht hier zu bleiben“, warf Mikoto ein.

„Ach, hast du das?“

„Warum der Ton?“, fragte Itachi aus dem Hintergrund. Sasuke konnte den Spott aus seiner Stimme heraushören. „Hast du ein Problem damit?“

Sasuke wandte sich zu ihm um und lächelte. „Nein, warum sollte ich?“ Er warf noch einen kurzen Blick zu Naruto, der immer noch die Tapete spannender fand als die Gesprächsthemen um ihn herum. Dann ging er in die Küche und holte sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank.

‚Warum hasst mich das Schicksal so sehr?‘

Sasuke ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen und schaufelte wütend seinen Joghurt in sich hinein.
 

„Ach Honey?“ Mikoto steckte ihren Kopf in die Küche. Man merkte wie sie auflebte, wie immer wenn Kushina da war. „Was?“

„Ich geh gleich mit Minato und Kushina weg. Sie wollen sehen wie die Lage bei ihrem Haus aussieht und danach hatten wir noch vor zusammen etwas Trinken zu gehen. Wir haben schon länger nichts mehr unternommen.“ Sasuke hätte fast gesagt das sie, wenn sie Glück hätten vielleicht sogar seinen Vater vom Straßengraben auflesen könnten. Aber er verkniff sich den gehässigen Kommentar und zuckte nur mit den Schultern, um zu zeigen dass er sie gehört hatte.

„Ihr Jungs habt ja dann sturmfrei. Macht doch irgendwas zusammen.“

„Ja“, sagte Sasuke gespielt aufgeregt. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als zusammen mit Itachi und Naruto etwas zu unternehmen!“

„Schön“, erwiderte seine Mutter und strahlte. Entweder hatte sie den sarkastischen Tonfall nicht gehört, oder sie wolle ihn nicht hören.
 

„Da muss ich dich leider enttäuschen“, schallte Itachis Stimme aus dem Wohnzimmer. „Ich geh gleich noch mit Freunden weg. Könnte spät werden.“ „Davon hast mir gar nichts erzählt“, sagte Mikoto vorwurfsvoll. „Ich habe es dir gerade erzählt.“

Kushina kam mit ihrer Jacke in der Hand in die Küche getänzelt und strahlte, wie immer. „Ach wie schade“, sagte sie fröhlich. „Aber du und Naruto wisst euch sicherlich auch allein zu beschäftigen.“ Also entweder bildete Sasuke sich das nur ein, oder selbst Kushina hatte dieses verdammte wissende Lächeln im Gesicht.

Sasuke saß einfach mit finsterer Miene da und wartete darauf bis Kushina, Minato und Mikoto das Haus verlassen hatten. Vielleicht tat es seiner Mutter mal ganz gut mal etwas anderes zu machen als zuhause auf ihren Mann zu warten.

Auch Itachi rüstete sich zum gehen. Aber natürlich konnte er sich seinen Kommentar nicht sparen. „Viel Spaß ihr beiden!“, flötete er von der Haustür aus, dann war er auch weg.

‚Irgendwann bring ich den Kerl im Schlaf um.‘

Dann erkannte Sasuke erst das Ausmaß der Situation. Er würde den ganzen Abend mit Naruto alleine sein. Das war schlecht. Am besten wäre es wenn er sich die ganze Zeit in seinem Zimmer einschloss. Und den Schlüssel aus dem Fenster warf.
 

„Da sind wir also wieder, was?“ Naruto lehnte am Türrahmen und sah mit säuerlicher Miene auf Sasuke herab. „Das scheint in letzter Zeit öfter zu passieren“, erwiderte dieser gepresst. Naruto ging nicht darauf ein. „Deine Mutter ist echt nett. Aber dein Vater ist ja nie da. Ich hab ihn, äh, letztens zum ersten Mal gesehen.“

„Sei froh.“

„Wieso? Ist er so schlimm?“ Er hielt kurz inne und überlegte. „Und für was wollte er sich eigentlich entschuldigen?“

Sasuke biss sich nervös auf die Unterlippe. Naruto war wirklich eine der letzten Personen mit denen er über seine familiären Probleme sprechen wollte. „Geht dich erstens nichts an und war zweitens eh völlig banal“, sagte er deshalb nur knapp.

„Ach ja?“ Naruto kam näher. „Dafür klang es aber ziemlich ernst. Sag mal, woher hattest du eigentlich noch mal deine Platzwunde?“

Das Gespräch verlief ganz und gar nicht in die richtige Richtung und außerdem kam Naruto Sasuke, für seinen Geschmack wieder etwas zu nah. Deshalb stand er auf, ging zum Mülleimer und warf seinen leeren Joghurtbecher hinein.

‚Wieso hab ich den überhaupt gegessen? Ich hasse Joghurt!‘

„Ich bin gegen einen Türrahmen gelaufen.“ Er wandte sich zum Gehen.

„Türrahmen? Ich dachte das war eine Schrankkante“, fragte Naruto forschend.

Sasuke blieb stehen, drehte ihm aber den Rücken zu. Naruto war ihm viel zu neugierig. Und hatte der keine eigenen Angelegenheiten?

„Türrahmen, Schranktür, es ist doch völlig egal!“

Es stand Naruto ins Gesicht geschrieben, dass er sich mit dieser Antwort ganz und gar nicht zufrieden gab und für ihn die Diskussion noch lange nicht beendet war. Sasuke verzweifelte langsam. Wieso konnte er sich nicht einfach raushalten? Warum interessierten ihn seine Probleme?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-12-29T19:45:36+00:00 29.12.2013 20:45
Tolles Kapitel!

Fugaku benimmt sich echt scheiße, ich hoffe, sie können was gegen seinen Zustand unternehmen :-/
Hmm.. Naja ich versteh Sasuke schon, aber eine kleine Umarmung für seine Mutter hätte schon drin sein können. ;-)
Die arme tut mir total leid :-(
Itachi hab ich in deiner FF voll gern. Weiß nicht warum. Er ist einfach ur sympathisch :-)

Bin gespannt wies mit Sasuke und Naruto weitergeht!
Bitte schreib schnell weiter! :-)
LG


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