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Sasoris Meisterwerk

von

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Berührungen

„Nimm deine dreckigen Pfoten von mir, du Wahnsinniger, oder du wirst es bereuen!“
 

Für einen Moment ist es totenstill im Raum. Nicht einmal das Geräusch seines Atems dringt noch an meine Ohren.
 

Dafür kann ich deutlich hören, dass er lächelt.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass das unmöglich ist, aber ich weiß einfach, dass er es tut! Und was noch viel verrückter ist als die Tatsache, dass ich ihn lächeln höre, ist, dass ich, selbst ohne, dass ich ihn bisher gesehen habe weiß, dass es gleichzeitig nicht zu ihm passt, und ihn trotzdem auf wundersame Art und Weise menschlicher macht.

Dieses wochenlange Herumgestehe macht mich irre. Ich glaube, ich werde hier langsam wahnsinnig…
 

„Na, na, na, Deidara! Man beißt nicht die Hand, die einen füttert, weißt du das nicht?“ Immerhin zieht er jetzt seine Hand zurück. Ich weiß nicht, was er als nächstes vorhat und wappne mich schon mal dagegen, den ersten Schlag einzustecken für meine Frechheit, aber nichts dergleichen passiert. „Mach den Mund auf.“

Ein Bild zuckt durch meinen Kopf, wie er mir irgendetwas Giftiges in den Rachen schiebt und ich dann qualvoll daran ersticke. Langsam geht´s los. Ich bekomme Wahnvorstellungen. „Hast du nicht gehört? Du sollst den Mund aufmachen!“ Er klingt jetzt doch ein bisschen gereizt, was mich prinzipiell nicht stören würde, aber ich nehme wieder den schwachen Geruch der Suppe wahr. Wie es aussieht, war die doch noch nicht leer, also füge ich mich, öffne brav meinen Mund und bin erstaunt, wie viel zielsicherer er den Löffel jetzt an meine Lippen führt.
 

Ist ja auch kein Wunder. Mit seinen eigenen Händen wird er logischerweise besser klar kommen, als mit allem, was ihm mit seiner merkwürdigen Marionette zur Verfügung gestanden hat.
 

Schweigend füttert er mich, bis die Schale dann wohl tatsächlich leer ist. Ich könnte gut noch die doppelte Portion vertragen, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass sie mich absichtlich schwach halten, so lange ich mich weigere mit ihnen zusammen zu arbeiten. Aber viel schlimmer als der Hunger, quält mich der Durst. Ich bekomme so wenig zu trinken, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wann ich das letzte Mal pissen konnte. Und meine Fresse, das hat so gebrannt! Meine Nieren schmerzen bei jeder Bewegung, aber gut, wenn ich jetzt wieder anfange meine ganzen Wehwehchen aufzuzählen, bin ich morgen noch nicht fertig.
 

„Durst“, würge ich leise hervor. Eigentlich wollte ich gar nichts mehr sagen, vor allem nichts, was so erbärmlich und nach betteln klingt, aber ich habe keine Ahnung, wann der Kerl zurückkommt, und stoisch vor mich hin schweigen kann ich wieder, wenn er weg ist.
 

„Möchtest du etwas trinken?“
 

Wären meine Hände nicht gefesselt und würde mein Hals nicht bei jedem einzelnen Atemzug so unerträglich brennen, würde ich ihm johlend applaudieren und zu seiner scharfen Kombinationsgabe gratulieren. Er tut gerade so, als hätte er selbst keine menschlichen Bedürfnisse, auch wenn er sich nur mit seinem Spielzeug beschäftig, und das dann auch noch Kunst nennt. Der Kerl wird mir von Minute zu Minute unsympathischer!
 

Aber ich schätze, wenn ich es übertreibe bekomme ich gar nichts, also schlucke ich meinen Ärger hinunter, hebe meinen Kopf noch ein bisschen höher und straffe meine schmerzenden Schultern, damit das nächste Wort nicht gar so unterwürfig klingt, wie es sich für mich anfühlt.
 

„Bitte.“
 

Ich verwette meine rechte Hand dafür, dass der Drecksack gerade grinst.

Aber er sagt nichts, sondern bewegt sich langsam durch den Raum. Wären meine Sinne durch meine erzwungene Blindheit nicht so geschärft, würde ich wahrscheinlich gar nichts hören, trotz meines hervorragend geschulten Gehörs. Er bewegt sich wirklich unglaublich leise. Fast, als würde er schweben.

Dann steht er wieder vor mir, legt einen Finger an mein Kinn, was mich diesmal nicht mehr ganz so erschreckt, da ich ihn bereits gerochen habe, und führt dann einen hölzernen Becher an meine Lippen.

Das Wasser schmeckt abgestanden und ist ziemlich warm, aber ich will mich nicht beschweren. Ich muss in meiner Situation leider nehmen, was ich kriegen kann.

Ich weiß gar nicht ob ich mir wünschen soll, dass es reicht, um später irgendwann mal wieder Wasser lassen zu können. Das wäre sicherlich gut für meinen Körper, aber andererseits… nun ja… es ist nicht so, als würde man mich dafür losmachen und aus dem Raum führen…

Ich möchte gar nicht wissen, wie es hier drin stinken muss… Zum Glück hat sich meine Nase bereits einigermaßen daran gewöhnt und ich muss sagen, der Geruch des Puppenspielers ist für meine tauben Nerven mehr als nur angenehm.
 

Ich muss mich beherrschen nicht zu gierig zu trinken, weil ich mich am Ende nur verschlucken würde, aber das ist gar nicht so einfach, wenn man so dermaßen durstig ist.

Als der Becher leer ist, muss ich mir ein enttäuschtes Grummeln verkneifen, aber ich werde nicht nach mehr fragen. Ich werde nicht noch mehr Schwäche zeigen. Das muss jetzt erst mal wieder genügen.
 

„Reicht es dir, Deidara?“ Er weiß genau, dass es noch lange nicht genug ist. Mein Nacken spannt sich an als ich mich zwinge zu nicken. Ich bezweifle ohnehin, dass er mir mehr gegeben würde, selbst wenn ich danach verlangen würde. „Dann verlasse ich dich jetzt wieder. Bis morgen.“
 

Irgendwie schade. Es ist ganz nett, ein bisschen Gesellschaft zu haben. Das lenkt mich zumindest etwas ab. Und außerdem wäre es mal Zeit, dass diesen Einfaltspinsel jemand darüber aufklärt, was richtige Kunst ist! Ewigkeit, dass ich nicht lache! Der hat doch keine Ahnung!

Und da ich ihm, sobald ich hier herauskomme, ohnehin den Kragen umdrehen werde, sollte ich ihn vorher eigentlich noch einweihen. Er hat mir immerhin was zu trinken gegeben, da wäre es doch unverschämt, ihn dumm sterben zu lassen, nicht?
 

„Hey“, hauche ich leise, aber wenigstens habe ich nicht mehr direkt das Gefühl, als würde mein Hals bei jedem Ton in Flammen aufgehen, und meine Stimme klingt auch weit nicht so zittrig, wie ich es befürchtet habe. „Wie heißt du, Puppenspieler?“
 

„Warum interessiert dich das, Deidara?“ Langsam nervt es mich, dass er mich ständig beim Namen nennt. Ich weiß selbst wie ich heiße! „Einer von uns beiden wird diesen Raum in einer Woche nicht lebend verlassen, ist es nicht so? Also warum sollte es dich kümmern, wie ich mich nenne?“

Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Andererseits, kann ihm das ziemlich egal sein und ich habe weder die Lust, noch die Kraft mit ihm darüber zu diskutieren, und so nicke ich ihm nur auffordernd zu und überlasse es ihm, ob er mir nun antwortet oder nicht. Halb rechne ich damit, dass er einfach geht, aber es rührt sich nichts, und wenn er sich nicht in Luft aufgelöst hat, dann steht er immer noch an der Tür und beobachtet mich. „Sasori no Akasuna. Aber du darfst mich Meister Sasori nennen.“
 

Na soweit kommt´s noch!

Was für ein arroganter Schnösel!

Meine Finger zucken und mich schaudert, als die Zunge meiner rechten Hand kampflustig über den rauen Fels hinter mir leckt. Ich habe schon mehrfach versucht, ob ich dem kalten, harten Gestein vielleicht ein bisschen Staub, oder sonst irgendetwas abgewinnen kann um mich zu befreien, aber umsonst.
 

Meine Kiefer mahlen wütend und ich könnte mich selbst dafür treten, dass ich überhaupt gefragt habe.

Langsam kommt er wieder näher.
 

„Eher friert die Hölle zu!“, knurre ich leise. Jedes Wort kratzt in meinem Hals, reizt mich zum Husten, aber ich halte verstockt einfach für ein paar Sekunden die Luft an, bis der Drang wieder nachlässt.
 

„Nein, das glaube ich nicht. Wir werden uns schon einigen, Deidara. Auf die eine, oder die andere Art und Weise. Du hast noch sieben Tage, vergiss das nicht. Wie gesagt, wenn es nach mir ginge, kannst du ruhig weiterhin so stur bleiben. Ich denke, ich habe mehr davon, wenn ich dich als Werkzeug für meine Sammlung bekomme, denn als unkalkulierbares Risiko an meiner Seite.“

Was soll denn das bitte heißen? Der tut gerade so, als wäre ich vollkommen unfähig! Nur, weil ich gegen diesen rotäugigen Bluthund verloren habe! Aber das, was der macht, ist auch kein richtiges Kämpfen! Die Wut schnürt mir die Kehle zu, so dass ich kaum Luft bekomme. „Aber im Endeffekt ist es allein deine Entscheidung. Ich werde dich nicht aufhalten, solltest du dich für das Leben entscheiden.“
 

„Zu freundlich.“
 

Der beißende Sarkasmus in meiner Stimme kann ihm gar nicht entgehen, und ich kann mir gut vorstellen, dass er sich wieder im Stillen über mich lustig macht, aber ich habe momentan keine andere Möglichkeit, mich gegen ihn zu wehren.
 

„Ja, nicht? Es wäre irgendwo doch ein bisschen schade“, beginnt er, und fängt direkt wieder an mich zu begrapschen. Diesmal spüre ich seine Hände über meinen Rippen, dann tiefer an meiner Taille, bevor sie weiter nach vorne zu meinem Bauch gleiten. „Ja, es wäre schade, wenn die Wärme und das Leben aus dir verschwinden würden, denn egal wie sehr ich mich anstrenge, das Leben und die Ewigkeit sind und bleiben einfach zwei Dinge, die nicht zu einander passen wollen.“
 

Irgendwie klingt er jetzt tatsächlich ein bisschen traurig. Nein, traurig ist das falsche Wort. Sehnsüchtig triff es besser, aber ich bezweifle, dass diese Sehnsucht etwas mit mir zu tun hat. Er hat mir offensichtlich nicht einmal richtig zugehört, sonst würde er wohl nicht weiter seine Finger über mich wandern lassen. Oder er hat es tatsächlich nicht verstanden, dass ich meine letzten Worte nicht ernst gemeint habe, aber das war doch offensichtlich, oder?
 

Meinen Körper überzieht schon seit ein paar Minuten eine Gänsehaut. Ich weiß nicht genau warum, aber es fühlt sich merkwürdig tröstlich an, von einem anderen Menschen so berührt zu werden.

Unwillig schüttle ich über mich und meine absurden Gedanken den Kopf.

Ich drehe hier langsam durch. Anders kann ich mir solche Hirngespinste nicht erklären.
 

„Finger weg!“
 

Aber das interessiert ihn gar nicht. Seine Hände fahren einfach fort meinen Oberkörper zu erkunden, streichen über jede nackte Stelle und ich spüre, wie ich unter diesen sanften Berührungen langsam anfange zu zittern.

Er kommt mir vor, wie ein neugieriges Kind, das gerade ein neues Spielzeug bekommen hat, und es sich nun erst einmal ganz genau ansehen muss, bevor es sich entscheidet, welches Spiel es mit ihm spielen will.

Dummerweise reagiert mein Körper aber ganz und gar nicht wie der einer Puppe, sondern um einiges menschlicher.

Als ich seine Finger in meinem Nacken spüre, wie sie sich vorsichtig unter meine langen Haare schieben, dröhnt mir mein eigener Herzschlag laut in den Ohren und ein heißer Schauer rast meinen Rücken hinunter.
 

Er soll damit aufhören!

Sofort!
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  _pika_
2023-10-21T21:27:56+00:00 21.10.2023 23:27
Haha wer will nicht von einem creepy Sasori betatscht werden? x’D
Ich mag die Geschichte. :D
Und kann mich gerade nicht entscheiden, ob ich weiter lesen oder endlich schlafen soll…xD
Von: abgemeldet
2014-05-29T12:07:04+00:00 29.05.2014 14:07
ich finds irgendwie lustig das sasori so "gemein" ist xD klasse kapi^^
Von:  Aibera
2014-03-13T21:44:25+00:00 13.03.2014 22:44
:) ein neues Kapitel! ajajaj.... Habe ich schon erwähnt dass mir sasori unheimlich ist?
Armer Deidara... Ich leide mit ihm :(
Aber ein super Kapitel! Freue mich ganz dolle auf die Fortsetzung :)
Lg
Aibera

PS: eigentlich hätte ich mir das Kapitel für morgen aufsparen sollen und nicht gleich beide Kapitel lesen... Zu spät :-D die böse Neugierde...
Antwort von:  ReWeJuIs
13.03.2014 22:46
Huhu!^^

Nawww, so süß, wie du dich freust! xD
Weiß nicht.... hattest du?^^ Aber der ist schon bissl creepy, das geb ich gerne zu!^^
Vielen lieben Dank und danke für den Kommi!^^

P.S.: Das Problem kenne ich! xDD


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