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Versprochen ist versprochen

von

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Weihnachtswunder gibt es nicht

Ein köstlicher Duft erfüllte die Küche und lockte neugierig den ersten Besucher an. Shikadai krabbelte über die Fliesen, seine Augen auf den hell beleuchteten Ofen gerichtet.

Temari angelte ihren Sohn vom Boden, bevor er die Gefahrenzone erreichen konnte. Sie stemmte ihn auf ihre linke Hüfte und trat an den Herd, damit er den dampfenden Inhalt der Kochtöpfe begutachten konnte.
 

»Sieht das lecker aus? Oder was meinst du?«, fragte sie.

Der kleine Junge quietschte vergnügt und streckte die Arme aus, doch sie machte geistesgegenwärtig einen Schritt zurück.

»Das ist wohl ein Ja«, legte sie fest und lächelte. Wobei das nicht viel hieß, denn Shikadai aß nahezu alles, was man ihm auftischte. Aber es beruhigte sie, dass sich zumindest einer an ihren bisweilen gewöhnungsbedürftigen Kochresultaten satt essen würde.

»Wollen wir zurück ins Wohnzimmer und schauen, was deine Tante Matsuri so macht?«
 

Anstatt auf Babyweise zu antworten, zog er an ihrem rechten Ohr und so trug sie ihn zurück und setzte ihn auf der Couch neben seiner Tante in spe ab, die sich wie ein Häufchen Elend in die Ecke gefläzt hatte.
 

»Ich hätte nicht gedacht, dass mein Essen so fürchterlich riecht«, scherzte Temari und bekam als Antwort prompt einen gequälten Blick und ein Kopfschütteln.

Sie hob fragend eine Braue.

»Ich glaube, heute Abend bin ich wieder Single.« Ihre beste Freundin seufzte.

»Weil?«

Matsuri zuckte die Achseln.

Temari drückte Shikadai sein Lieblingsplüschtier – ein Fuchs – in die Hand, bevor er auf dumme Gedanken kommen konnte und fragte: »Wie kommst du dann auf die Idee?«

»Keine Ahnung. Nur so ein Gefühl …« Matsuri präsentierte ihr ein erneutes Schulterzucken und sie verspürte den Drang, sie an den Schultern zu packen und festzuhalten. »Wenn ich daran denke, was mir bevorsteht, wird mir ganz anders.«
 

Temari beobachtete, wie ihr Sohn die Schnauze des Fuchses in den Mund steckte und anfing, mit seinen nicht vorhandenen Zähnen darauf herumzukauen. Liebevoll strich sie ihm eine Spur Speichel von der Wange.
 

»Hast du mir etwa doch nachgeeifert?«, fragte sie.

Matsuri klappte die Unterlippe nach unten. »Definitiv nicht«, sagte sie und machte einen Gesichtsausdruck, als hätte ihre beste Freundin sie damit aufs Tiefste beleidigt. »Meine Vergangenheit ist ein bisschen fragwürdig, aber deshalb bin ich lange nicht bescheuert.«

»Lieber bescheuert und zufrieden als normal und frustriert«, bemerkte Temari amüsiert, erntete jedoch nicht mehr als ein müdes Lächeln von ihr. »Also wo liegt dein Problem?«
 

Bevor sie antworten konnte, flog die Haustür mit einem Krachen auf und Kankurou kam über den Flur gestapft. Den Tönen seiner Schritte nach zu urteilen, musste er richtig schlechte Laune haben, was sich nur wenige Sekunden später bestätigte.

Er stürmte ins Wohnzimmer und blickte seine Schwester missgelaunt an.
 

»Deine Tochter macht mich fertig«, brummte er zähneknirschend.

»Inwiefern?«, fragte Temari, obwohl sie wusste, was er meinte. Kairi konnte einen unterwegs wirklich zur Weißglut treiben, wenn sie wieder einen spontanen Abstecher in die falsche Richtung unternahm.

»Dreimal«, er streckte ihr die Anzahl Finger entgegen, um seine Aussage zu unterstreichen, »dreimal ist sie heute abgehauen! Dreimal musste ich sie in dieser verfluchten Menschenmenge suchen! Und du glaubst nicht, wie viele Leute heute unterwegs sind! Als ob morgen die Apokalypse ausbricht.«

Sie unterdrückte ein Erzähl mir was Neues und fragte stattdessen: »Und wo ist Kairi?«

»Gaara ist mit ihr auf den Spielplatz gegangen.«

»Du hast sie unserem Bruder aufs Auge gedrückt?«

»Er hat sich selbst eingespannt«, gab Kankurou zurück. »Leider ein bisschen spät, aber wenigstens konnte ich das letzte Weihnachtsgeschenk ohne diese Göre im Schlepptau kaufen.«

Er überhörte Temaris »Selbst Schuld, wenn du auf den letzten Drücker losgehst« und rauschte aus dem Zimmer.

Matsuri seufzte lautstark und ihre beste Freundin schaute sie irritiert an.
 

»Wenn er von Kairi schon so genervt ist«, begann sie und atmete tief durch, »kann ich einpacken.«

»Kopf hoch.« Temari tätschelte ihr die Schulter. »Du kennst ihn doch: Große Klappe, aber letztendlich lässt ihn ein Babylachen wieder butterweich werden.«

»Mit dem Lachen wird es ein bisschen schwierig. Es sei denn, du leihst mir Shikadai, um die Hiobsbotschaft zu überbringen.«

Sie betrachtete ihren Sohn und schmunzelte. »Aber nur, wenn du ihn mir auch wiederbringst.«
 

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Gaara hob die Hand und brachte einen Haufen Sand zum Schweben. Er formte ihn zu einer Kugel und ließ diese um den Kopf seiner Nichte schweben. Kairi beobachtete sie zwar, doch ihre übliche Begeisterung, der Glanz in ihren Augen und das herzerwärmende Lächeln fehlten. Ihre Mundwinkel verharrten in einer neutralen Position und ihr Blick machte einen völlig desinteressierten Eindruck auf ihn.

Der Kazekage zog sein Chakra zurück und der Sand rieselte zurück auf den Boden. Anstatt eine Zugabe zu verlangen, wie sie es immer tat, wandte sich das Mädchen ab und lief zum Kletternetz. Sie umklammerte das dicke Seil und zog sich ein Stück hoch. Gaara hoffte, dass sie endlich aufgetaut war – teilnahmsloses Herumsitzen passte nicht zu ihr –, doch dann zog sie die Hände zurück und sank auf die Knie.

Ratlos lagen seine Augen einen Moment auf ihr, bis er sich in Bewegung setzte und zu ihr herüberging. Er ließ sich neben sie in den feinen Sand fallen und musterte sie eingehend. Die Miene seiner Nichte gefiel ihm nicht. Es war Weihnachten und an diesem Tag sollte kein Kind traurig sein. An keinem Tag sollte ein Kind traurig sein.
 

»Heute Nachmittag gibt es Geschenke«, begann er und rang verzweifelt nach den passenden Worten. »Vielleicht ist das eine oder andere dabei, das du dir gewünscht hast?«
 

Gaara lächelte ihr zu, doch Kairi erwiderte es nicht und starrte weiter trübsinnig vor sich hin. Ihr Anblick ernüchterte ihn durch und durch.
 

»Möchtest du nicht spielen gehen?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf und schaute ihrem Onkel betrübt ins Gesicht. »Ich will zu meinem Papa.«
 

Gaara presste die Lippen zusammen, sodass sie eine dünne Linie waren. Es machte ihn selbst traurig, sie so zu sehen. Wenn er doch nur eine Idee hätte, wie er sie aufmuntern konnte …

Er erinnerte sich an die Nachricht, die ihn am Morgen aus Konoha erreicht hatte. Shikamaru war vor zwei Tagen abgereist, so viel wusste er, aber wenn nicht ein kleines Weihnachtswunder geschah, war es unmöglich, dass er vor dem späten Abend eintraf.

Er richtete seinen Blick nach Osten, wo der einzige Eingang zum Dorf lag. Er glaubte nicht daran, aber es war einen Versuch wert.

Der Kazekage richtete sich auf und streckte Kairi den Arm entgegen.
 

»Wollen wir einen kleinen Spaziergang machen?«,fragte er.

Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu ihm auf. »Bekomme ich ein Eis?«

Gaara nickte.

Sie griff nach seiner Hand und er zog sie auf die Beine. Etwas lustlos lief sie vor ihm her und blieb nach wenigen Metern stehen.
 

»Onkel Gaara«, sagte sie, »wohin gehen wir?«

Er überlegte, was er ihr darauf antworten konnte und entgegnete schließlich: »Wenn ich dir das verrate, ist es keine Überraschung mehr.«

»Ist es ein Geschenk?«, fragte sie weiter und zu seiner Erleichterung konnte er ein winziges Lächeln bei ihr erkennen.

»Vielleicht.«
 

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Shikamaru kniff die Augen zusammen. War es eine Fata Morgana oder baute sich vor ihm am Horizont tatsächlich das Steinmassiv auf, das Sunagakure umgab?

Er blinzelte. Es war im Hitzeflimmern schwer zu erkennen, aber sein Sehvermögen hatte trotz seiner Erschöpfung noch nicht nachgelassen.

Er hielt kurz inne, um die Entfernung zu schätzen. Mit Glück waren es zehn Kilometer, mit Pech das Doppelte. Ohne Anhaltspunkte war es schwierig, die Strecke genauer zu definieren, aber das musste er nicht. Dass er seine Wahlheimat vor sich hatte, war die Motivation, die er gebraucht hatte, denn sie sorgte dafür, dass er die Schmerzen in seinem Körper weiter in den Hintergrund drängen konnte.
 

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Kairi zog eine Spur aus Eiscremetropfen hinter sich her, als Gaara mit ihr den Wachposten passierte, der mitten in der Schlucht lag, die der einzige Zugang zum Dorf war. Die zwei Wachen, die sich mit Kartenspielen die Zeit vertrieben hatten, ließen ihre Blätter unter dem Tisch verschwinden und grüßten den Kazekage peinlich berührt. Er erwiderte den Gruß und setzte seinen Weg fort, ohne die Shinobi auf ihre Pflichten hinzuweisen.

Die vertikale Linie zwischen den Felswänden wurde breiter und schließlich lag die Wüste in ihrer tödlichen Schönheit vor ihnen.
 

Kairi biss in die Waffel und starrte arglos in die Ferne. Gaara tat es ihr nach und hoffte, ein Lebenszeichen von seinem Schwager in spe zu sehen. Er erblickte Dünen, Kakteen. Am Himmel kreisten Geier. Ihr Anblick legte einen Stein in seinen Magen.
 

»Onkel Gaara?«

Er löste sich von der Vorstellung, dass statt einem Tier der Vater des Mädchens tot im Sand lag und blickte sie an.

Ihre dunkelgrünen Augen musterten ihn ungeduldig.
 

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Der Ruf eines Geiers ließ ihn zusammenzucken. Er folgte dem Schrei und entdeckte einen Kadaver in der Nähe, den er nicht genauer definieren konnte. Shikamaru schüttelte das Frösteln ab und beschleunigte seine Schritte. Das Gefühl tausender Ameisen breitete sich in seinen Waden aus. Er schleppte sich noch ein Stück, loderte das Brennen zu einem schmerzhaften Feuer auf und er sank zu Boden.

Er biss die Zähne zusammen, atmete tief ein uns aus, bis die Schmerzen nachließen. Als sie erträglich waren, richtete er sich auf. Er fixierte seine Augen auf Sunagakure, das nicht mehr weit vor ihm lag, und schleppte sich weiter. Er schlug das Tempo an, das seine übersäuerten Beine gerade so aushielten, aber eines konnte er nicht mehr übersehen:

Die Geschwindigkeit eines Spaziergangs brachte ihn niemals rechtzeitig zu seiner Tochter.
 

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»Wo ist die Überraschung?«
 

Der Stein in Gaaras Innerem verwandelte sich in einen Felsbrocken. Er hatte nichts, das er ihr vorweisen konnte.
 

»Haben die Vögel mein Geschenk?«, fragte Kairi weiter.

»Nein«, antwortete er, da er sie nicht anlügen wollte.

Sie aß den Rest von ihrer Eiswaffel und rieb den Tropfen Vanille, der ihr auf der Hand klebte, an ihrem Kleid ab.

»Wo ist es dann?«, wollte sie wissen.
 

Gaara öffnete den Mund und bekam keinen Ton heraus.

Seine Nichte verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und betrachtete ihn. Ihr Blick sprach den Satz, der für sie noch zu komplex war, um ihn auszusprechen: Warum hast du mich hergebracht, wenn mein Geschenk gar nicht hier ist?

So blickte sie ihn einen Augenblick an, bevor sie ihm beleidigt den Rücken zudrehte.
 

»Ich möchte nach Hause.« Er konnte aus ihrem Unterton heraushören, dass sie enttäuscht von ihm war. Von ihrem Onkel Gaara, der sie in ihrem kurzen Leben noch nie enttäuscht hatte.
 

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Ein plötzlicher Beinkrampf brachte Shikamaru zu Fall. Es gelang ihm, vor dem Aufprall den Mund zu schließen, damit sich zur Nahrungspille kein Sandkuchen gesellte.

Er fluchte innerlich. Seine Hände gruben sich in den Sand, der knirschend in seinen Fäusten aneinander rieb. Sunagakure lag wenige Kilometer vor seiner Nase und ihm fehlte eine verdammte Stunde, um sein Versprechen zu halten. Sechzig beschissene Minuten, in denen er auf den Zähnen weitergekrochen wäre, in der Hoffnung, dass eine Wache ihn entdeckt und nach Hause gebracht hätte.

Aber jetzt war es endgültig vorbei.
 

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Gaara traf es mitten in der Drehbewegung wie eine Ohrfeige. Auf der Stelle blieb er stehen und richtete seine Augen auf die Wüstengegend vor ihm. Die Landschaft bot ihm nichts Neues, doch er war sich sicher, dass er in der Ferne, nicht unweit der Geier, einen Punkt gesehen hatte. Und dieser Punkt hatte sich bewegt, wenn ihn die Tatsache, dass er von der Situation mit seiner Nichte überfordert war, kein Hirngespinst aufgetischt hatte.

Er hob den Arm und legte den Zeige- und Mittelfinger auf sein geschlossenes rechtes Lid. Sand sammelte sich in der Luft und nahm die Form eines Auges an. Er löste es auf und schickte seine Partikel hinaus in die Wüste.

Er glaubte nicht an Wunder – nach dem, was seiner Schwester widerfahren war, erst recht nicht an Weihnachtswunder –, aber er war nicht zu alt, um sich nicht eines Besseren belehren zu lassen.
 

»Onkel Gaara?« Er spürte, dass Kairi an seinem linken Arm zog und ohne ihr Gesicht zu sehen, erkannte er an ihrer Tonart, wie neugierig sie war. »Was machst du da?«
 

Anstatt zu antworten, konzentrierte sich Gaara auf seine Kunst. Er blickte durch das Sandauge, das in rasantem Tempo an Kakteen und Dünen vorbei und auf eine liegende Gestalt zu sauste, die er sofort erkannte.

Sein Lid ging auf und mit einer raschen Handbewegung sammelte sich der Sand aus der Umgebung und formte sich zu einer Plattform.

Kairis Mund stand vor Erstaunen weit offen, doch er gab ihr keine Gelegenheit, eine ihrer arglosen Fragen zu stellen.
 

»Setz deinen Sonnenhut auf«, sagte ihr Onkel, griff sie unter den Achseln und hob sie auf den Arm, »wir machen einen kleinen Ausflug.«

Ihre großen, grünen Augen strahlten ihn an. »Wohin?«

Gaara rückte den Hut auf ihrem Kopf gerade und lächelte. »Ich glaube, dort draußen wartet dein erstes Weihnachtsgeschenk auf dich.«
 

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Die Laute der Vögel dröhnten an Shikamarus Ohr. Er hatte sich einen ungünstigen Rastplatz ausgesucht, aber dass sich die ersten Aasfresser zu ihm gesellten, lange bevor er überhaupt kalt war, war eine Absurdität sondergleichen.

Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Wenn das eines dieser Weihnachtswunder sein sollte, konnte er darauf verzichten. In der Nachmittagssonne brutzeln konnte er ganz allein. Dafür brauchte er keine Gesellschaft.

Er schloss die Lider und konzentrierte sich auf das Bein, das stärker schmerzte als das andere. Die Nachwirkungen des Krampfes klangen ab, nur um dem Brennen der Ameisen erneut ihren Platz einzuräumen. In seiner Vorstellung zog er sich auf den Unterarmen weiter, aber in der Realität brachte er nicht genug Kraft auf, um dies in die Tat umzusetzen. Er würde einfach fünf, zehn oder fünfzehn Minuten liegenbleiben und hoffen, dass er dann seinen Spaziergang fortsetzen konnte. Zu spät kam er sowieso, also machte es keinen Unterschied mehr, ob er in einer, zwei oder fünf Stunden auf der Matte stand.

Kairi blitzte durch seine Gedanken.

Auch wenn er es nicht zur Bescherung schaffte, so kam es auf jede Sekunde an, denn je mehr er sich verspätete, desto trauriger machte er sein kleines Mädchen. Das war Schadensbegrenzung, die sie nicht trösten würde, aber er war es ihr schuldig, dass er für sie sein Letztes gab.

Shikamaru fuhr hoch und stemmte sich auf die Unterarme. Seine Beine waren im Moment nutzlos, die verbliebenen Gliedmaßen waren es nicht. Das Kunai in den Sand werfen war nicht!
 

Er robbte los.

Rasch merkte er, dass er als Shinobi nicht auf diese Art der Fortbewegung ausgelegt war, doch er biss die Zähne zusammen. Linker Arm vor, Körper heranziehen; rechter Arm vor, Körper heranziehen …

Er quälte sich weiter und bemerkte nicht den Schemen, der sich rasant auf ihn zubewegte.
 

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Kairi kicherte vergnügt, als ihr der Wind durch das Gesicht fuhr und den Hut vom Kopf wehte.

Gaara hielt seine Nichte so fest er konnte, während seine Augen auf das Ziel vor ihm fixiert blieben. Was er mit dem Sandauge gesehen hatte, hatte ihn einerseits gefreut, andererseits mit Sorgen erfüllt.

Sein Schwager befand sich in keinem guten Zustand und er kannte seine Heimat, sein Element, so gut wie kaum jemand. Und er wusste nicht, wie lange Shikamaru dort schon lag. Nicht lange, vermutete er, aber der Kazekage ließ es nicht darauf ankommen. Die erbarmungslose Wüstensonne hatte nicht erst ein erschöpftes Lebewesen dahingerafft, indem sie es ausgedörrt hatte. Aber so weit war es noch nicht und das würde er nicht zulassen.
 

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Die Muskeln in Shikamarus Oberarmen spannten unangenehm, doch er hielt unbeirrt an seinem Plan fest. Lieber spät als nie, lautete dieser, und je früher, desto besser. Vor allem Letzteres.

Sand wirbelte auf. Automatisch kniff er die Lider zusammen und fragte sich noch, woher der unerwartete Luftzug kam, als ihn eine Stimme bis ins Mark erschütterte.
 

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Die Geier krächzten, als das merkwürdige Gefährt an ihnen vorbeiflog. Kairis Blick war auf die aufgebrachten Vögel gerichtet, doch als ihr Onkel abrupt stoppte, verlor sie das Interesse an ihnen. Ihr Kopf fuhr um und bevor Gaara den Mund öffnen konnte, um ihr zu sagen, wer vor ihr lag, sprang sie von der Plattform und hechtete los.
 

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»Papa!«
 

Kairi sprintete auf ihn zu und warf sich mit einem glücklichen Kreischen auf ihn.

Ihr Gewicht presste ihm die Luft aus den Lungen. Shikamaru rang nach Luft und als es ihm gelang, sich aus der stürmischen Umarmung zu lösen, setzte er sich auf. Ungläubig sah er dem Mädchen, das vor ihm stand, ins Gesicht – und da war es:

Von geröteten Wangen und strahlenden Augen begleitet, präsentierte Kairi ihm ihr bezauberndes Lächeln. Das Lächeln, dass er sich sosehr zu sehen gewünscht hatte.

Er warf Gaara, der das Szenario ergriffen beobachtete, einen dankbaren Blick zu, dann schloss er seine Tochter in die Arme. Sein Inneres erfüllte ihn mit Wärme und er vergaß sogar die Ameisen, die ihm ein nahezu unüberwindbares Hindernis in den Weg gestellt hatten.
 

»Papa?«

Er ließ von ihr ab, sie setzte sich auf seinen Oberschenkel und strahlte ihn an. »Ja?«

»Gehen wir nach Hause? Weihnachten feiern?«
 

Shikamarus Herz verkrampfte sich und seine Kehle zog sich zusammen.

Er schnappte nach Luft, dann strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und nickte stumm. Zum ersten Mal seit langer Zeit bahnte sich eine Träne einen Weg über seine Wange.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich ärgere mich total, dass ich es nicht geschafft habe, diese Geschichte bis Weihnachten fertigzustellen, aber wenigstens ist die Verspätung nicht allzu lang.
Einen kleinen Epilog reiche ich die Tage noch nach.
Ich danke fürs Lesen! :)
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Majaaaa
2015-12-29T19:25:25+00:00 29.12.2015 20:25
Oh man wie sehr Shikamaru sich angestrengt hat zu seiner Familie zu kommen. Und Kairo hat sich so gefreut. Großes Lob an dich. Dir ist die Geschichte wirklich gelungen. Mach weiter so
Antwort von:  Rabenkralle
29.12.2015 21:36
Ich danke dir für deine Reviews! :)
Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Ich hätte noch mehr Drama schreiben können, um es spannender zu machen, aber davon gab es in den beiden Vorgängern schon mehr als genug. :D
Im Epilog kläre ich dann noch das eine oder andere auf.

Liebe Grüße,
Rabenkralle


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