Zum Inhalt der Seite

Senbonzakura's Song

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Brrr... ist das kalt draußen geworden! Ich hoffe, ihr bleibt mir alle gesund ;)

Vielen Dank an alle, die immer noch bei dieser langen Geschichte am Ball bleiben ^^ *Runde Dorayaki ausgibt*

LG
yezz Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

An Old Lover

Der leicht missbilligende Ausdruck auf Byakuyas Gesicht, als er den Segen über das Essen sprach, ließ Renji nachschauen, was Aio ihnen zum Mittagessen gebracht hatte.
 

Da war auf jeden Fall eine Menge, genauso wie der Kommandant angeordnet hatte. Es schien jedoch mehr ein Frühstück als ein Mittagessen zu sein. Auch die große Schale mit Okayu, einem Reisbrei mit einer eingelegten Pflaume oben drauf, war einfacher als die gewöhnliche Kost des Kommandanten. Gleiches galt auch für die Tofu-Miso, eingelegtem Kohl und einem Viertel Zuckermelone. Eine kleine Schale beinhaltete einige gekochte Eier.
 

Renji hatte bereits den größten Teil der Melone, drei Eier und die Hälfte vom Okayu gegessen, bevor er realisierte, dass Byakuya bisher nichts davon angerührt hatte. „Ist irgendwas?“
 

Byakuyas Mund öffnete und schloss sich dann wieder. Mit Mühe riss er den Blick vom Essen weg und starrte das Aquarell an der Wand über dem Bücherregal an. „Ich bin froh, dass du dich nicht dazu entschieden hast, dein Bankai geheim zu halten.“
 

Huh? Renji glaubte nicht, dass es wirklich das war, was im Kopf des Kommandanten vorging. Er schaufelte sich den Mund voll Kohl und sagte dann: „Es ist zu groß, um es wirklich zu verstecken.“ Nachdem er ein paar Mal nachdenklich gekaut hatte, kam es Renji in den Sinn zu fragen: „Stört dich etwas an dem Essen? Du solltest zumindest etwas vom Eingelegten essen. Das ist lecker.“
 

Als Renji versuchte, etwas davon auf Byakuyas Teller zu legen, schob Byakuya seine Hand hart weg, als hätte er ihm Gift angeboten. „Das ist… inakzeptabel.“
 

Renji , der gerade von der Miso getrunken hatte, als wäre sie Wasser, hielt inne und blickte auf das angebotene Essen. Außer der Tatsache, dass es fast aufgegessen war, konnte er nicht erkennen, dass etwas damit nicht stimmte. „Uh, ok. Wie kommt das?“
 

„Das sind offensichtlich Reste vom Frühstück des Personals.“ Die Weise, wie Byakuya ‚Reste‘ sagte, klang es wie das Schlimmste auf dieser Welt. Renji begann zu lachen, denn Byakuya hatte kurz dafür gesorgt, dass er sich ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Doch Byakuya fuhr fort: „Normalerweise würde es weggeschmissen werden. Es ist Abfall.“
 

„Mit allem Respekt, aber du solltest deine Augen untersuchen lassen, Kommandant“, sagte Renji. Er nahm ein viertes Ei und rollte es auf dem Teller, bis die Schale brach und sich vom hartgekochten Inneren trennte. Er säuberte es von ein paar kleinen Schalenüberresten, hob es wie zu einem kleinen Gruß kurz hoch, bevor er es sich in den Mund steckte. „Ich habe irgendwie vergessen, wie Abfall schmeckte, aber ich erinnere mich daran, dass der größte Teil davon tatsächlich etwas war, was wir ‚Ballaststoffe genannt haben – du weißt schon, Zeug wie Pappe, Bettstroh und Leinen.“
 

„Man kann solche Dinge nicht essen“, beharrte Byakuya.
 

„Nun ja, ich habe das getan. Offensichtlich ist es möglich, also meinst du vielleicht, dass man es nicht essen sollte. Da stimme ich dir im Übrigen auch zu“, Renji lächelte matt. „Wie auch immer, das waren nur die schönen Sachen, die du im Abfall finden konntest. Ich gehe jetzt nicht ins Detail, außer zu sagen, dass dies hier“, er breitete seine Hände aus die Fülle an Essen auf ihrem Tisch einzuschließen, „kein Müll ist.“
 

„Also gut. Aber es ist dennoch nicht angemessen für-“
 

Byakuya wurde von einem leisen Klopfen an der Tür und Aios sanfter Stimme unterbrochen. „Euer Essen, mein Herr.“
 

Er blickte auf das Essen vor ihm und sagte: „Herein.“
 

Fast im gleichen Moment, als die Tür aufglitt, konnte Renji das Curry riechen. Er schlürfte mehr von der Miso, um sich von einer bissigen Bemerkung abzuhalten, denn natürlich würde das Personal Byakuya niemals derart beleidigen, wie er gedacht hatte. Sie wäre genauso erschrocken, ihrem Meister Reste zu servieren, wie er, wenn er sie erhalten würde. Als Aio das Tablett vor Byakuya stellte, beugte sie den Kopf. „Miki entschuldigt sich für die Verspätung eures Tabletts, mein Herr.“
 

Byakuya schien damit zu kämpfen, ihr irgendetwas zu sagen, doch alles, was herauskam war: „Entschuldigung akzeptiert.“
 

Aio begann, sich ihren Weg hinauszuverbeugen. Bevor sie ging, wandte Byakuya sein Gesicht ab, doch er sagte: „Sag Miki, dass ich es zu schätzen weiß, dass sie sich erst um die Bedürfnisse des Vizekommandanten gekümmert hat.“
 

Aios Kopf ruhte für einen Moment auf den Boden, als wäre sie überrascht worden. Dann sagte sie: „Natürlich, mein Herr.“
 

Die Tür schob sich zu und Renji fragte sich, ob er etwas sagen sollte, um das Ganze anzuerkennen oder-
 

„Was denkst du, was ich mit Daisuke machen soll?“, fragte Byakuya, als er ein wenig Reis in sein Curry rührte. „Wie es der Zufall will, habe ich gerade eine Position als Assistent des Gärtners offen.“
 

„Heh“, schnaubte Renji. Jetzt, da er wusste, dass alles für ihn war, schnappte sich Renji die letzten Eier und das Eingelegte. „Das hast du. Ich denke, das würde klappen.“
 

Nach ein paar Löffeln Curry sagte Byakuya: „Hast du jemanden zurückgelassen, der immer noch glauben könnte, dass er ein Anrecht auf ihn hat? Sollte ich mir Sorgen um seine Sicherheit oder um eine Vergeltung machen?“
 

„Bei Shinigami ziele ich normalerweise so, dass ich sie ausschalte“, gab Renji zu. „Aber ich habe nicht wirklich gerade denken können, als ich seinen Zustand gesehen habe.“
 

Ja, zische Zabimaru. Wir waren so nah an der Oberfläche.
 

Wir wären schon früh genug ausgebrochen, fügte der Paviankönig hinzu.
 

„Dann ist der Gärtner vielleicht nicht die beste Option. Er ist nicht dafür ausgerüstet, jemanden zu verteidigen oder zu beschützen“, sagte Byakuya. „Wir werden Daisuke separat unterbringen, bis ich einen sicheren Platz für ihn habe, wo er auch verteidigt werden kann.
 

Renji erinnerte sich an Shinobus Geheimnis und sagte: „Habt ihr Kuchikis nicht Besitztümer außerhalb der Seireitei? Ich meine deine ganze Familie ist hier. Jemand kann sicher einen Gehilfen oder so etwas brauchen.“
 

„Ich bin überrascht zu hören, dass du dafür bist, jemanden zurück in den Rukongai zu schicken“, sagte Byakuya.
 

„Oh, nun ja. Ich glaube, auf deinen Besitztümern wird es nicht so schlimm sein“, sagte Renji und versuchte zu überdecken, was er wusste.
 

„Hmmm“, machte Byakuya. „Ja, das ist sicher etwas, das man in Erwägung ziehen kann. Wenn niemand ihn nehmen kann, ich habe auch noch einen Freund auf dem Land… ah, ok.“ Byakuya blickte auf und nahm mit Renji auf eine sehr untypische, scheue Weise Blickkontakt auf. Etwas Pink färbte seine Wangen. Seine Wimpern bebten und er ließ seinen Blick wieder zu Boden gleiten. „Ah, ich sollte gestehen, dass unter den Neuankömmlingen von heute ein früherer Liebhaber von mir ist.“
 

"Wa...? Ah, oh?" Renji wusste zwar, dass Adelsfamilien den Ruf hatten, inzestuös zu sein, doch es war Renji nie in den Sinn gekommen, dass einer seiner Cousins sein Ex sein könnte. Scheiße, wenn er ein Kuchiki war, war er vermutlich wunderschön. Oder war es eine Sie? Egal was, Renji vermutete, dass es einfach zu heiß wäre. Verdammt, nun fühlte er sich völlig unkomfortabel, irgendwie angemacht und gleichzeitig auch irgendwie eifersüchtig.
 

„Ja“, sagte Byakuya. „Er und ich... unsere Affäre war lange vor Hisana und er ist seit Kurzem verheiratet, aber ich habe einem privaten Abendessen zugestimmt.“
 

„Privat wie mit der Ehefrau? Oder privat wie nur ihr beide?“
 

Byakuyas Schweigen sagte alles.
 

„Ok, nun ja, ich vertraue dir“, sagte Renji, obwohl er sich fragte, ob sein früher Liebhaber auch auf all die Sachen stand, die sie... Nur wenn er das war, musste es gewesen sein, bevor Byakuya über 'Sicherheitswörter' und 'Nachsorge' nachgedacht hatte. Also war es vielleicht... einfacher, weniger belastend und komplizierter.
 

„Ich sollte euch miteinander bekannt machen“, sagte Byakuya und riss Renji damit aus seinen Gedanken. „Er war, tatsächlich sogar, einer der Leute, die ich für einen Dreier in Erwägung gezogen habe.“
 

„Ich... was?“ Wie sind sie plötzlich zum Dreier gekommen?
 

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass Isoroku ziemlich empfänglich dafür wäre“, sagte Byakuya. „Und sicherlich weniger problematisch, als jemand aus den Hofgarden.“ Byakuya wandte sich wieder seinem Curry zu. „Vielleicht kann ich das Thema heute Nacht anschneiden, falls du ihn magst...“
 

„Ist es das, was du zum Geburtstag möchtest?“, fragte Renji und warf Byakuya ein laszives Grinsen zu. „Ich meine, ich möchte dir noch immer... Ich meine, ich habe da etwas am Laufen, aber, nun ja-“
 

„Lass uns abwarten. Vielleicht“, er lächelte in einer Weise, die Renji ziemlich sicher sein ließ, dass das genau die Art von Geschenk war, die Byakuya wohl wollen würde.
 

Renji begann, sich die Dinge vorzustellen, doch musste aufhören. Sie mussten für eine Weile über Berufliches reden oder er würde den Rest des Tages mit einem schmerzenden Ständer verbringen. „Uh, ja, also wegen dem Dienstplan...“
 


 

Sie schafften es, während des restlichen Mittagessens über die Arbeit zu reden. Am Ende davon arrangierte es Renji, sich am nächsten Tag wieder zum Mittagessen mit Byakuya zu treffen und er wünschte ihm Glück mit seinem Ex am Abend. Renji überlegte, ob er sich selbst einladen sollte, um dort zu übernachten, aber er wollte am Ende nicht aufkreuzen, wenn sie gerade in den guten alten Tagen am schwelgen waren oder etwas ähnlich Unangenehmes. Außerdem würde es sehr misstrauisch wirken, wenn er auftauchen würde. Daher verließ er Byakuya mit den Worten: „Wenn du mich vorher brauchst, lass es mich wissen.“
 

Renji schaffte es, während der Trainingsstunde im Dojo ziemlich fokussiert zu bleiben, doch nun, da er im Büro war und durch die Formulare ging, wanderten seine Gedanken.
 

Renji hatte schon vorher Sex mit mehreren Partnern. Ikkaku und Yumichika haben ihm immer mal wieder einen Platz angeboten und dann waren da die betrunkenen Orgien, die öfters mal in der Elften passierten. Seine erste, sexuelle Erfahrung war tatsächlich auch mit mehr als einer Person gewesen, denn es war in einer verrückt-kalten Nacht in Inuzuri - ein Haufen Leute verschiedenem Geschlechts und Alters die ein paar Nächte miteinander zugange waren, während der Sturm um sie herum pfiff.
 

Eine angenehme, tröstende Erinnerung war das. Und irgendwie auch ein großartiges erstes Mal, in aller Ehrlichkeit – da hatte es so viel unbefangene Erforschungen und genug Vielfalt gegeben, dass er eine Tonne an Erfahrungen gemacht hatte, wie man sich selbst und andere befriedigte.
 

Und doch hatte Renji, aus irgendwelchen Gründen, einige Beklemmungen wegen diesem geplanten Dreier.
 

In Anbetracht seinen Erfahrungen war er nicht besorgt, weil er nicht wusste, was passieren würde. Aber, nun ja, das war ein weiterer Adliger, richtig? Wird keiner von ihnen sich von Renji anfassen lassen? Bedeutete es, dass er am Ende gefesselt und mit jemandem in seinem Arsch und dem anderen in seinem Mund enden würde? Nicht, dass das so eine schlechte Sache wäre, aber nun ja, in der Hälfte der Zeit schafften er und Byakuya es, solche Verhandlungen zu versauen. Eine zusätzliche Person – besonders bei jemand, bei dem Byakuya vielleicht das Bedürfnis verspüren könnte, zu beeindrucken – nun, das wäre noch einmal ein zusätzliches Problem, welches sie nicht brauchten.
 

Mit einem Gähnen stand Renji auf, um sich seine Beine ein wenig zu vertreten und sich eine weitere Tasse Tee aus dem Pausenraum zu holen.
 

Er hatte in letzter Zeit ein ziemlich gutes Gefühl wegen den Dingen zwischen Byakuya und ihm gehabt. Byakuya änderte sich mit der Geschwindigkeit eines Gletschers, aber Renji bemerkte, dass er nicht mehr so schnell wie früher seine Geduld verlor und, es sei denn, Renji hatte die Situation falsch eingeschätzt, dass Byakuya schon fast wegen seiner Reaktion auf die Essens-Situation heute beschämt gewesen war. Tatsächlich so verärgert über eine solche Sache zu sein, hatte ihren Klassenunterschied betont – das war wirklich kein Wunder. Auch wenn Byakuya noch immer nicht alles laut aussprechen konnte. Dennoch hatte er sich in einer gewissen Weise bei Aio entschuldigt, was für Byakuya ein großer Fortschritt war.
 

Der Pausenraum war ungewöhnlich ruhig. Es waren nur Akemi und Yuriko da, die ihre Köpfe über eine Runde ‚Go‘ gebeugt hatten. Sie winkten ihm kurz zur Begrüßung zu, doch sie waren zu sehr in ihrem Spiel vertieft, um ihn wirklich zu bemerken.
 

Die Thermoskannen waren leer, also musste Renji eine neue Kanne aufsetzen. Jemand hatte ein großes Tablett Hanabiramochi hingstellt, vermutlich Reste einer Neujahr-Teezeremonie von jemandem. Der Geruch von warmer, süßer Bohnenpaste war zu unwiderstehlich, also suchte sich Renji einen Teller und holte sich ein paar. Er lehnte sich gegen die Kochnische und aß die Süßigkeiten, während er darauf wartete, dass das Wasser kochte.
 

Das Klackern der Steine auf dem hölzernen Spieltisch war ein angenehmer Klang.
 

An der Pinnwand aus Kork hingen, unter den Verkaufsanzeigen und Anfragen zum Zimmertausch, die Traueranzeigen. Fujimoto und Tako starrten ihn an, während er auf den Hanabiramochi herumkaute.
 

Natürlich war da eine ganze Reihe von kleinen Messing-Plaketten im Speisesaal mit allen Namen der Divisionssoldaten, die im Dienst gefallen waren. Byakuyas Vater und die meisten seiner Vorfahren waren irgendwo in der sehr langen Liste aufgeführt. Doch weil es nicht geschätzt war, dort Opfergaben zurückzulassen – es wurde als unhöflich angesehen, einen einzigen Namen unter den vielen hervorzuheben – hatten die Leute hier Bilder aufgehangen. Getrocknete Blumen, Briefe, Anhänger, Geschenke und Bilder waren um die Gesichter der kürzlich Verstorbenen angepinnt worden. Renji hatte seine eigenen kleinen Brief dort zurückgelassen: Eine Entschuldigung an Fujimoto für seinen bescheuerten Bruder und ein Gedicht für Tage, welches er gefunden hatte, das um wiedervereinigte Seelen ging.
 

Der Kessel pfiff und Renji goss das Wasser in die gemeinschaftliche Teekanne. Es war eine große, industrielle Thermoskanne aus der Welt der Lebenden und konnte einige Tassen für Stunden warm halten. Als er sich etwas in seine eigene Tasse goss, fragte er die Go-Spieler: „Wollt ihr auch einen Nachschlag?“
 

Still hob Akemi ihre Tasse, während Yuriko nur ihren Kopf schüttelte, um zu verneinen. Renji füllte Akemis Tasse nach und brachte ihr die Tasse zurück. Er stand über dem Spielbrett für eine Weile und versuchte herauszufinden, wer wohl gewinnen würde. Renji hatte keine Ahnung. Go war keines der Spiele, die er bisher zu spielen versucht hatte. Trotz der Strategie, die es beinhaltete, war es keines der beliebten Spiele in der Elften gewesen. Außer zum Wetten. Jedes Mal, wenn Renji Geld auf einen Spieler gesetzt hatte, dann war es reiner Instinkt gewesen oder hatte darauf basiert, wen er generell für klüger gehalten hatte. Bei diesen beiden war sich Renji nicht sicher. Trotz ihres oberflächlichen, mädchenhaften Aussehens war Akemi überraschend bösartig in einem Kampf, doch Yuriko hatte die Stille Entschlossenheit, der Stärke und Bedächtigkeit zugrunde lag.
 

Es war vermutlich ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, weswegen sie wohl auch schon so lange dran waren.
 

Mit einer Verabschiedung nahm Renji seinen Tee und ging zurück zum Büro. Nanako war an ihrem Schreibtisch, als er durch die Tür kam. „Oh, hey“, sagte er, als er sie sah. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dir einen mitgebracht.“
 

„Oh, hey, Renji“, lächelte sie. „Gute Trainingsstunde heute, du warst ja richtig fokussiert oder so. Außerdem, ist es wahr? Warst du heute Morgen unterwegs in der Elften, um zu kämpfen?“
 

„Ich kann es nicht wirklich abstreiten. Die Wachen haben gesagt, dass sie Hihio Zabimaru hatten sehen können“, sagte Renji. Er machte sich wieder an den Stapel von Papieren auf dem Tisch im westlichen Stil. An seiner Hüfte konnte er spüren, wie Zabimaru fröhlich schnurrte und sich putze.
 

Nanako warf einen ihrer Zöpfe über ihre Schulter und kam herum, um sich mit der Hüfte gegen die Ecke seines Schreibtisches zu lehnen, die von dem Papiergewirr befreit worden war. „Was hat das zu bedeuten? Eine alte Rechnung, die du zu begleichen hattest, nun da du Bankai hast? Ich sollte dir sagen, dass es Gerüchte gibt, dass du mit einem sehr hübschen Jungen im Schlepptau zurückgekommen bist.“
 

„Bin ich“, sagte Renji und blickte von seinen Formularen auf. „Sein Name ist Daisuke. Er ist ein früherer Angestellter von Byakuyas Teehaus – du weißt, was ich meine?“ Sie brauchte eine Sekunde, doch er sah in ihren Augen, als sie es verstanden hatte und nickte. Er fuhr fort: „Richtig, nun ja, ein paar von den Drecksäcken da drüben haben ihn entführt. Ich hätte eigentlich meinen Bruder holen sollen, aber, nun ja, Seichi – er war nicht in der gleichen... Situation.“
 

„Oh.“ Sie wurde blass. Zu spät erinnerte sich Renji an ihre Reaktion, als er ihr von den Vergewaltigungen erzählt hatte, die im zweiten Bezirk berichtet worden waren. Dann, nach einem Moment, verhärtete sich ihr Gesicht und sie sagte: „Ich hoffe, du hast den getötet, gegen den du gekämpft hast.“
 

„Ikkaku? Nicht so sehr“, sagte Renji. „Aber machst du dir keine Sorgen um die Leute, die Daisuke hatten? Ich hab sie Zabimaru als Frühstück gegeben.“
 

Sie warf ihm ein mattes Lächeln zu. „Gut.“
 

Er wollte sie irgendwie fragen, ob sie irgendetwas davon gehört hatte, wie es damit voran ging, aber es schien höllisch unangenehm zu sagen 'also, wenn wir schon von Vergewaltigung sprechen...'. Stattdessen beschloss Renji, hinüber zur zweiten Division zu gehen und herauszufinden, ob jemand überhaupt etwas wegen diesen Berichten getan hatte. Vielleicht ging er gegen Ende seiner Schicht, da er ja offensichtlich nicht bei Byakuya zum Abendessen erscheinen musste. Abendessen... und alles andere.
 

Was zum Teufel würde er die ganze Nacht mit sich alleine anstellen?
 

Renji vermutete, dass er ein bisschen Schlaf nachholen konnte. Vielleicht nach Hisagi schauen und über ein paar Bier oder so überlegen, was als Räumlichkeit in Frage kam. Verführerisch, aber es war vermutlich gefährlich. Ein betrunkener Hisaki begann, unglaublich süß auszusehen und er war absolut einer von den Typen, die man zu einem Blowjob überreden konnte, wenn er nur betrunken genug war. Und Renji konnte jetzt schon sehen, wie sein verwirrtes kleines Hirn arbeiten würde: 'Nun ja, wenn Byakuya mit seinem Ex zusammen ist, warum kann ich dann nicht auch ein bisschen Spaß haben...?'
 

Ja, nein. Schlechte Idee.
 

Also wurde es ein kurzer Abend für Renji. Da waren immer noch all die Pornos, die sie im Diesseits gekauft hatten und die er noch nicht gelesen hatte. Scheiße, er könnte ein paar Bier holen und eine Party für sich selbst schmeißen.
 

„Hast du irgendwas mit deinen Haaren gemacht?“, fragte Nanako aus dem Nichts heraus. Sie hatte sich mittlerweile an ihrem eigenen Schreibtisch niedergelassen und arbeitete am vorläufigen Dienstplan, den er für sie übrig gelassen hatte.
 

Renji dachte eine Sekunde darüber nach und zuckte dann mit den Achseln. „Ich hab sie gewaschen.“
 

„Oh. Das ist es vermutlich.“
 

Sie spürt unsere Rückkehr, schnurrte Zabimaru stolz.
 

Ich weiß, grinste Renji zu sich selbst. Ich hätte ihr beinahe gesagt, dass das Kondom gerissen ist.
 

Dieser Kommentar erntete ein tiefes, grummelndes Lachen und ein zischendes Kichern.
 


 

Renji hing beim Schichtwechsel noch eine Weile in der Division herum, sprach mit ein paar Leuten, mit denen er seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. Fast jeder fragte ihn, ob er etwas mit seinen Haaren gemacht hatte, also antwortete er am Ende nur noch aus Spaß: „Ja, ich lasse sie wachsen.“
 

Interessanterweise war die mehrheitliche Antwort „Gute Entscheidung“ oder „Das wird sicher super aussehen“.
 

Natürlich gab es da auch ein paar Neckereien wie „Endlich wirst du diese alte Ananas los, eh?“ und „Du kannst nicht wie ein Hahn herumstolzieren, wenn du keinen Hahnenkamm hast!“. Aber wie auch immer, die meisten Leute schienen zu denken, dass er so heiß aussehen würde. Also warum nicht?
 

Byakuya würde es sicher mögen. Er mochte offensichtlich sein Aussehen mit langen Haaren.
 

Als alle begannen, ihre eigenen Wege zu gehen, nahm Renji eine Einladung zur Essensuche an, da es ihn immerhin in die Nähe der Zweiten brachte. Als Gruppe gingen sie die Straßen entlang in Richtung der Händler und er schnappte ein paar Gerüchte der Division auf. Wie immer gab es Romanzen, die heiß und kalt waren. Eine Menge Leute wunderten sich über die neuen Vizard-Kommandanten. Renji erzählte, was er konnte, doch er musste zugeben, dass er die Vizards nicht wirklich gut kannte.
 

Als die Sonne unterging blickte Renji unbewusst zurück in die Richtung des Anwesens und fragte sich, ob sich Byakuya genau in diesem Moment mit seinem alten Liebhaber traf. Wie würde dieser Typ aussehen? Es war schwer, sich nicht eine Kopie von Byakuya vorzustellen: gebieterisch, kalt wie Stahl und verdammt hinreißend...
 

Renji könnte niemals mit so jemanden mithalten.
 

Er fragte sich, warum sie Schluss gemacht hatten. Vermutlich waren sie, da sie beide Kuchiki und adlig und all das waren, nicht gewohnt, Kompromisse einzugehen. Ohne Zweifel hatten sie sich wegen irgendetwas festgefahren und das war es dann gewesen. Aber dann... Was wäre, wenn sie immer noch eine brennende Leidenschaft für einander hatten und nun der Streit, der Dekaden her war, vergessen war?
 

Renji schüttelte seinen Kopf. Es war dumm, anzufangen so zu denken. Er war schon eifersüchtig genug.
 

Ein kleiner Streit brach in der Gruppe aus. Es ging darum, ob sie nach Westen gingen sollten, um dort das wohl beste Inarizushi in der Seireitei zu essen, welches es in der Nachbarschaft der dritten Division gab oder ob sie an ihren ursprünglichen Plan festhalten sollen und einen Ramenladen oder eine andere der vielen Nudelläden um der Zweiten herum besuchen sollten. Eine Gruppe wollte wirklich einfach nur beides überspringen und den neuen 'englischen Tee'-Laden in der Nähe der Ersten ausprobieren. Renji konnte den Gedanken nicht ausstehen, irgendetwas zu essen, was ihn an Ichimaru erinnerte und Tee klang zu experimentell für ihn, also entschied er sich, bei den Ramen-Essern zu bleiben.
 

Kinjo kannte einen guten Ort und überzeugte alle, es zu probieren, in dem er behauptete: „Ein Suppentopf mit Tonkotsu, Schweineknochenbrühe, köchelt seit der erste Kenpachi seinen Titel bekommen hat. Und die Nudeln sind so dünn und gerade, wie die Haare einer Geliebten.“ Renji rollte mit den Augen, doch er dachte: Wenn du hinzufügst, dass sie auch genauso seidig sind, bin ich dabei.
 

Doch da das Bier vermutlich günstig war, klang es für Renji wie die perfekte Beschäftigung für eine Winternacht.
 

Also hatten sie sich einige Minuten später unter dem Vordach des Nudelladens eingereiht, saßen auf Stühlen und beobachteten, wie der Koch geschickt Nudeln und Gemüse in die kochende Brühe gab, um sie dem nächsten Kunden zu geben. Kleingemachtes Schweinefleisch war offensichtlich die 'Neuheit', importiert aus der Welt der Lebenden, doch Renji blieb beim klassischen Chashu-Schwein mit einem weichgekochten Ei, Frühlingszwiebeln, Kohl, Knoblauch und Enoki-Pilzen.
 

„Es ist selten, dich dieser Tage in der Stadt zu sehen“, sagte Kinjo, während sie ihre Suppe schlürften. „Alles in Ordnung zu Hause mit deinem Loverboy?“
 

„Mein wa...?“, Renji hätte sich beinahe verschluckt, als er diese Beschreibung vom Kommandanten gehört hatte.
 

„Oh, tut mir leid, gibt es da einen besseren Begriff, den ich verwenden sollte? Fußfessel? Bessere Hälfte? Boss?
 

„Hey, nichts davon jetzt“, sagte Renji scharf und blickte zu dem anderen Shinigami, der sich über ihre Schüssel gebeugt hatten. Uh... verdammt, wie war ihr Name? Etwas mit einem 'U'... Ume? Nein, Umeko. Wie auch immer, sie war ohne Rang und sicher musste sich nicht von dem ganzen Unzu... Oder, warte. Hatten sie nicht angefangen, es den Leuten zu sagen? Es auszuprobieren? „Zeig etwas Respekt gegenüber dem Kommandanten“, sagte Renji und machte sich wieder über seine Suppe her. „Und es geht ihm gut. Er hat nur eine Menge Familie und Freunde wegen seinem Geburtstag in der Stadt.“
 

„Du gehst mit dem Kommandanten?“, fragte Umeko.
 

Ihr Gesicht strahlte vor Neugierde, also sagte Renji: „Ja.“
 

„Oh mein Gott, er ist so heiß!“, quiekte sie schon fast. „Was hast du nur für ein Glück?“
 

Über Kinjos verblüfftes Gesicht hinweg grinste Renji breit und sagte: „Ich weiß, ja?“
 

Der Koch warf ihnen ein 'Nicht reden, nur Essen'-Blick zu. Eine Schlange hatte sich gebildet und von jedem wurde erwartet, seine Ramen zu essen, während sie noch frisch waren. Neun Minuten war Standard und offensichtlich wollten die Leute das einhalten. Renji nickte entschuldigend und begann zu schaufeln. Kinjo tat das Gleiche, warf Renji weiterhin 'Ich kann nicht glauben, dass du das gerade getan hast'-Blicke zwischen sehr offensichtlichen 'Scheiße, das ist nicht gelaufen, wie ich erwartet habe'-Stirnrunzeln zu.
 

Ha. Verdammt noch mal, ha, dachte Renji, als er seine Nudeln verputzte.
 

Er stellte seine Schale zu dem anderen, dreckigen Geschirr, winkte zum Abschied und machte sich auf den Weg zur Zweiten.
 

Anstatt zu versuchen, mit Soi Fon klar zu kommen, fragte Renji am Tor, ob er einfach mit demjenigen sprechen konnte, der die Untersuchungen wegen den Vergewaltigungen im zweiten Distrikt, welche seine Division vor einigen Monaten berichtet hatte, leitete. Es dauerte eine Weile, bis sie herausgefunden hatten, wer es war, doch schlussendlich bekam Renji einen Namen genannt und wurde gebeten, zu warten. Sie schickten jemanden, um zu schauen, ob sie verfügbar war oder ob er ein Termin vereinbaren und wiederkommen musste.
 

Er mochte die Idee nicht wirklich, zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zu kommen, doch Renji vermutete, wenn das der Fall sein würde, hätte diese – er blickte hinunter auf den Fetzen Papier, den die Wache ihm ausgehändigt hatte – '5. Offizier Ran Koizumi', mehr Zeit, einen angemessenen Bericht vorzubereiten. Dennoch wäre er zu diesem Zeitpunkt froh einfach versichert zu bekommen, dass es eine Untersuchung gab.
 

Er setzte Sich auf die Steintreppe und wartete. Die Bäume auf dem Hügel waren ohne Blätter. Der Wind pfiff unheilvoll durch die Äste. Die Sterne erschienen langsam, funkelten durch die Wolken am dunkler werdenden Himmel.
 

Hatten Byakuya und sein Liebhaber gerade Nachtisch, zogen sie sich für Sake zurück in die Bibliothek? Über was hatten sie geredet? Hatte Byakuya erwähnt, dass er jemanden Neues hatte?
 

Deutete Byakuya zu dem Teil der Bibliothek und sagte: 'Genau dort. Dort habe ich ihn gegen die Wand vor den Dienern gefickt.'
 

Schamesröte erhitzte Renjis Gesicht und er stand auf, um den Gedanken abzuschütteln. Gerade in dem Moment öffnete sich das Tor der Zweiten, um eine große, schlaksige Frau auszuspucken. Ihre Haut war so dunkel wie die von Tōsen, aber sie hatte kurz geschnittenes Haar, dass sich in kleinen Locken gegen ihren Kopf kräuselte. Sie ging mit einer Art bedrohlichen Entschlossenheit, die alle Ninjas hier hatten und Renji musste dem Drang widerstehen, wegzulaufen. Er legte trotzdem eine Hand zur Berührung auf Zabimaru, einfach nur deshalb.
 

Sie stellte sich vor und bevor Renji das Gleiche tun konnte, sagte sie: "Unsere Untersuchungen gehen nur langsam voran. Wie du dir vorstellen kannst, verschlimmert die Anwesenheit von Shinigami die Situation nur. Doch da der frühere Kommandant Aizen in Gewahrsam ist, erwarte ich, dass sich das Problem von selbst löst."
 

Sicher, alle Probleme in der Soul Society würden nun erledigt sein, da Aizen jetzt hinter Gittern saß...
 

Doch Renji sagte das nicht. Immerhin konnte da genauso gut ein Funken Wahrheit drin liegen. Aizen schien hinter der Rebellion im Rukongai zu stecken – oder er hatte zumindest die Flammen angefacht und genährt.
 

"In Ordnung", sagte Renji schlussendlich. "Ich meine, so lange das der Fall ist. Ich hatte das Gefühl, was sie nicht mochten, war mein Abzeichen, denn da war die Sechste drauf. Also, weißt du, wenn du sicher bist, dass es keiner meiner Leute ist."
 

"Ich glaube, es war nur die Uniform", korrigierte sie. "Nichtsdestotrotz kümmern wir uns um die Angelegenheit."
 

Nun ja, darüber konnte er sich nicht streiten. "Cool. Danke für deine Zeit." Renji winkte ihr halb zu und drehte seinen Kopf zu den Treppen.
 

Ihre Stimme stoppte ihn. "Und wie kommt dein Bruder in der Elften zurecht?"
 

Renji wandte sich um, damit er sie ansehen konnte. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr das bereits besser wisst, als ich."
 

"Durchaus."
 

Damit ging Renji weg, versuchte das Gefühl, auf dem ganzen Weg zur Division zurück beobachtet zu werden, abzuschütteln.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 35:

Renji hatte sich gerade für die Nacht mit ein paar Bieren und Pornos niedergelassen, als er von einer hektischen Wache unterbrochen wird, die berichtet, dass jemand am Tor der Division Eintritt verlangt... Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück