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Die Erben

Buch Eins: ANBU
von

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Uchiha Makani

 

Vor rund fünfzehn Jahren im Frühjahr war Uchiha Akane von ihrer letzten Mission als praktizierende Jonin in ihr Heimatdorf Konohagakure zurückgekehrt. Sie hatte die sechzig bereits überschritten und keiner hätte von der deutlich in die Jahre gekommenen Frau verlangt, sich noch ein weiteres Mal auf eine dieser gefährlichen Reisen zu begeben. Auch wenn sie in der letzten Zeit eigentlich nur noch für repräsentative Aufträge eingesetzt worden war, hatte sie sich diesen Strapazen wohl nicht länger aussetzen wollen. Allerdings hatte es nun noch einen weiteren Grund für sie gegeben, ab diesem Zeitpunkt besser zuhause zu bleiben. Sie hatte etwas von ihrer letzten Reise mitgebracht, das in den nächsten Jahren viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen würde. Als die große grauhaarige Frau im Dorf eingetroffen war, hatte sie das seltsame lebendige Mitbringsel auf dem Rücken getragen und jeden, der seine Irritation nicht verbergen konnte und glotze, mit vernichtenden Blicken gestraft. Aber es war schon ein unbestreitbar absonderlicher Anblick gewesen, wie sie ihren ansonsten auffallend zackigen Gang umständlich versucht hatte abzufedern, vermutlich um das kleine Geschöpf nicht zu wecken. Doch das merkwürdig federnde Schwanken hatte eher gewirkt, als hätte sie nach einer längeren Seereise das erste Mal wieder festen Boden unter den Füßen. Das höchstens ein Jahr alte Mädchen auf ihrem Rücken schien davon jedoch unbeeindruckt geblieben zu sein, denn es hatte selig geschlafen. Akane hatte kaum etwas darüber preisgegeben, woher das Kind stammte, nicht einmal ob es seinen Namen von ihren richtigen Eltern oder von ihr selbst erhalten hatte. Das Mädchen hieß Makani und lebte von diesem Tag an bei der alten Kunoichi. Diese hatte selbst keine Kinder und lebte allein. Doch sie war in eine große Familie hineingeboren worden, die sehr stolz darauf war, einer jener beiden Clans zu sein, die das Shinobi-Dorf Konohagakure geründet hatten. Und seit damals hatte es der Uchiha-Clan trotz einiger Widerstände und innerer Konflikte immer geschafft, zu bestehen. Dies war durch einige bestimmte Eigenschaften und Praktiken erreicht worden, wie unter anderem ein manchmal fast überzeichnet wirkendes Traditionsbewusstsein, talentierte Kinder und nicht zuletzt ein überaus solides Machtkalkül. Der Zusammenhalt in der Familie war ausgeprägt und es gab im Allgemeinen die Neigung, eher unter sich zu bleiben. Als Akane mit dem fremden Baby aufgetaucht war und es ohne jede Erklärung als ihr eigenes angenommen hatte, war diesem denkbar unkonventionellen Verhalten daher auch mit großer Skepsis begegnet worden. Doch wahr war auch, dass die jüngste Generation der Uchihas besorgniserregend wenige Personen umfasste, und es stand nicht in Aussicht, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern würde. Es gab lediglich zwei weitere Kinder im Clan. Daher und weil Akane trotz ihrer leichten Verschrobenheit einiges an Autorität genoss, akzeptierten die Uchihas das neue Clan-Mitglied mehr oder weniger.

 

Man konnte Makanis besondere Fähigkeiten bereits erahnen, als sie kaum drei Jahre alt war, auch wenn lange Zeit nicht so ganz deutlich wurde, worum es sich eigentlich handelte. Zunächst wies das Mädchen ein unglaubliches Talent dafür auf, sich zu verstecken, besonders draußen im Freien. Akane konnte stundenlang hinter jeden Strauch sehen, sie würde die Kleine nicht finden, obwohl sie ihr dabei mehrmals, ohne es zu bemerken, bis auf wenige Zentimeter nahekam. Später stellte sich heraus, dass sich Makanis Chakra hervorragend an die Schwingungen ihrer Umgebung anpassen konnte. Es war alles in allem nicht auffallend stark, aber unglaublich wandelbar. In Konoha schlug eigentlich jeder, der sich nicht als absolut ungeeignet erwies, die Laufbahn eines Ninja ein. Für die Mitglieder des Uchiha-Clans galt dies sowieso. Makani wurde von Beginn an auf eine Spezialisierung auf Spionagekünste hin trainiert, da ihre Talente diese Strategie mehr als nahe legten. Sie wurde durchaus sorgfältig trainiert, doch geschah dies hauptsächlich durch Akane und später durch den Ausbildungsbetrieb des Dorfes. Der Clan schenkte ihr die meiste Zeit wenig Aufmerksamkeit. Dies hatte wohl zum einen den Grund, dass Makani dazu neigte, Aufmerksam grundsätzlich eher zu vermeiden, und zum anderen schien der übrige Familiennachwuchs ihre zunächst eher unauffälligen Talente bei weitem in den Schatten zu stellen. Die beiden Jungen, Itachi und Shisui, waren ein und drei Jahre älter als sie und von klein auf einzigartige Ausnahmetalente. Als sie noch sehr klein waren, hatten sie gelegentlich miteinander gespielt, doch spätestens als die beiden jungen Shinobi auf die Akademie kamen, schienen sie das Interesse an dem jüngeren Mädchen zu verlieren. Bis Makani selbst ihren Ausbildungsweg antrat, war sie daher viel allein, denn mit Menschen außerhalb des Clans hatte sie damals keinen Kontakt. In dieser Zeit vertrieb sie sich vor allem die Zeit damit, das Leben im Clan-Viertel überwiegend unbemerkt zu beobachten.

 

Als Makani später selbst auf die Akademie kam, viel ihr zum ersten Mal auf, dass man die Uchihas im restlichen Dorf nicht sonderlich mochte. Sie merkte es vor allem daran, wie man Itachi in der Schule – er stand damals kurz vor seiner Abschlussprüfung, Shisui war bereits Genin –anschaute, mit einer Mischung aus Neid, Faszination und Abneigung. Die kurze Zeit, die sie ihn auf der Akademie erlebte, war er immer allein und sagte kaum ein Wort. Hätte der ernste, schweigsame Junge sie nicht mit wenigen Bewegungen außer Gefecht setzen können, hätten seine Mitschüler sicher versucht, ihn zu schikanieren. Die anderen Clan-Mitglieder wurden auf der Straße ähnlich abschätzig beäugt. Makani spürte diese unangenehmen Blicke mehr als deutlich und so begann sie, sich besonders unauffällig zu geben, wenn sie mit Familienmitgliedern unterwegs war, was ohnehin selten vorkam. In der Schule nahm man sie nicht wirklich als eine Uchiha war, was ihr, um ehrlich zu sein, auch ganz recht war. Mit ihren weißblonden Haaren und ihrem sehr ovalen Gesicht unterschied sie sich ohnehin stark von den allesamt dunkelhaarigen Clan-Mitgliedern. Doch auch bei den anderen Dorfkindern fühlte sie sich nicht wirklich zugehörig. Erst nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, gemeinsam mit zwei anderen Genin einem Lehrer zugeteilt wurde und in diesem Team begann, Missionen auszuführen, fand sie so etwas wie Freunde. In dieser neuen Konstellation ging es vor allem um sie, das Team und ihre Fähigkeiten, alles andere schien zweitranging. Auf einem dieser Missionen geschah es dann auch, dass sie ihre Fähigkeit entdeckte, sich das Natur-Chakra ihrer Umgebung zur Ausführung von Jutsus zunutze zu machen. Von diesem Zeitpunkt an war sie neben ihrer Spezialität, Aufklärung und Spionage, auch mehr und mehr in der Lage, starke Offensivtechniken einzusetzen. Dies steigerte ihre allgemeine Schlagkraft um ein Vielfaches und kaum ein Jahr später legte sie erfolgreich die Prüfung zur Chunin ab. Bald darauf starb Akane und Makani wurde von Uchiha Tekka, dem Neffen ihrer Ziehmutter, aufgenommen, zu dem sie aber nie eine wirklich enge Beziehung entwickelte. Ins Familien-Viertel kam sie von da an nur noch ab und zu zwischen zwei Missionen zum Schlafen oder um Sachen abzuholen.

                                                                           

Als Makani sechzehn Jahre alt war und mittlerweile einiges an Berufserfahrung als Ninja aufweisen konnte, ereignete sich unverhofft die bis dahin tiefgreifendste Veränderung in ihrem Leben. Und dieses Ereignis stellte nur den Anfang einer Reihe von Geschehnissen dar, die schließlich über das Schicksal des jungen Mädchens entscheiden sollten. Makani hatte gerade eine äußerst dramatisch verlaufende Mission hinter sich gebracht, deren Ereignisse sie auch jetzt nicht so recht loslassen wollten. Als sie zwei Tage nach ihrer Rückkehr gedankenverloren am Rande des Trainingsplatzes stand und zwei ihrer Kollegen beim Sparring zusah, suchte sie ein ihr unbekannter Shinobi auf. Über seiner schwarzen Kleidung trug er eine weiße Schutzweste und eine ebenso weiße Tiermaske verbarg sein Gesicht. Diese Erscheinung wies den Fremden als ANBU-Mitglied aus. Makani hatte noch nie etwas mit dieser Spezialeinheit zu tun gehabt, die hauptsächlich für heikle Geheimaufträge und Attentate eingesetzt wurde, wie es hieß. Man wusste eigentlich nicht so genau, was diese elitäre Organisation alles tat, wollte es vielleicht auch nicht so genau wissen. Bei ein paar Personen aus dem Dorf wusste sie, dass sie Mitglieder waren, doch die meisten hielten ihre Identität geheim. Der kräftig gebaute Ninja mit Dachsmaske, dessen Stimme ihr nicht bekannt vorkam, war äußerst kurz angebunden. Er ließ sie wissen, dass man sie auf Befehl des Hokage heute Abend in der „Zentrale“ erwartete. Im Weggehen nannte er ihr noch eine Uhrzeit sowie einen Ort und ließ Makani, die die neugierigen Blicke ihrer Kollegen im Nacken spürte, dann einfach stehen. Sie hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. War mit der Zentrale etwa der geheime Stützpunkt der ANBU gemeint? Aber dorthin beorderte man doch nicht einfach irgendeine Chunin.

 

Die Zeit bis zum Sonnenuntergang verbrachte Makani allein in einer Teestube im Marktviertel von Konoha. Ihren Trainingspartnern hatte sie gesagt, dass es um Informationen über ihre letzte Mission ging. Dies war auch tatsächlich ihr erster Verdacht gewesen, auch wenn sie sich momentan nicht vorstellen konnte, warum ausgerechnet die ANBU daran Interesse haben sollte. Mit jeder verstreichenden Minute spürte sie, wie ihre Unruhe wuchs. Neugier war eine sehr stark ausgeprägte Eigenschaft von Makani. Es konnte sie regelrecht wahnsinnig machen, Dinge nicht zu wissen. Nach der zweiten hastig heruntergespülten Kanne Tee und ebenso vielen Toilettengängen hielt sie es schließlich nicht mehr aus und trat hinaus in die Abenddämmerung. Sie lief rund zwanzig Minuten durch die Straßen des Dorfes, bis sie endlich jene entlegene Gasse im nördlichen Zentrum erreichte, die ihr das ANBU-Mitglied genannt hatte. Mittlerweile war es beinah vollständig dunkel geworden. Ihre schwarze Kleidung, eine enge Hose, ein weites Shirt und Ninja-Stiefel, würden kaum zu sehen sein, doch sie hatte das Gefühl, dass ihre außergewöhnlich hellen Haare geradezu leuchteten und ihren Aufenthaltsort unüberhörbar in die Welt hinausschrien. Es war ihr überaus unangenehm, hier so schutzlos zu stehen und in die Dunkelheit zu starren, aus der heraus man sie vielleicht schon beobachtete, doch sie widerstand dem Impuls, eine ihrer zahlreichen dem Verstecken dienenden Techniken anzuwenden. Sie ahnte, dass dies von ihr erwartet wurde, vorranging aus Sicherheitsgründen, aber auch als eine Art Unterwerfung. Sie hatten das Sagen hier. Die Gasse war so schmal, dass Makani, wenn sie die Arme ausstreckte, beide angrenzenden fensterlosen Hauswände hätte berühren können. Das Ende der Straße lag in vollständiger Finsternis. So verharrte sie eine Weile und wartete darauf, dass etwas geschah. Schließlich hörte sie eine Stimme aus der Dunkelheit flüstern: „Name!“ Makani straffte die Schultern und antwortete gedämpft: „Uchiha Makani. Ich werde erwartet.“ Ein paar Augenblicke verstrichen, dann trat eine Gestalt aus der Finsternis, bedeutete ihr wortlos zu folgen und verschwand wieder aus der Sicht. Makani gehorchte und tauchte ebenfalls in die Schatten, welche sich als vollkommene Schwärze um sie schlossen. Sie war sich mittlerweile sicher, dass dies keine normale Dunkelheit war. Blind und mit leicht ausgestreckten Armen setzte sie einen Fuß vor den anderen und versuchte gerade weiterzulaufen. Es war schwer zu sagen, ob ihr das gelang. Dann hörte sie, wie sich das Echo ihrer Schritte veränderte und sich kurz darauf eine schwere Metalltür hinter ihr schloss. Sie befand sich nun anscheinend in einem Gebäude. Gedämpftes elektrisches Licht flackerte auf und Makani sah, dass sie in einem schmucklosen, an den Wänden und auf dem Boden weiß gefliesten Gang mit zahlreichen Türen links und rechts stand. Ein Ninja in ANBU-Kleidung schaute sie durch seine Maske hindurch an. Er sagte nichts, sondern drehte sich um und ging zügig den Gang entlang. Makani folgte ihm etwas zögerlich. Am Ende des Ganges befanden sich Treppen, die sowohl auf- als auch abwärtsführten. Der Ninja wählte jene Stufen, die offensichtlich in höhere Stockwerke führten. Auf der nächsten Etage befand sich kein weiterer Gang, sondern ein großer offener Raum mit ebenfalls großen Fenstern, durch die aber aufgrund der Dunkelheit nichts zu sehen war. Außerdem standen hier vereinzelte Tische und an den Wänden waren unzählige Monitore und andere Gerätschaften angebracht. Personen sah Makani hier auf den ersten Blick keine, doch ihr blieb keine Zeit, sich lange umzusehen, denn ihr Führer nahm eine weitere Treppe nach oben. Dort angekommen standen sie wieder in einem Gang, doch war dieser um einiges kürzer als der erste und lediglich drei Türen gingen von ihm ab. Das ANBU-Mitglied blieb stehen und deutete auf die mittlere von ihnen.

 

Makani betrat ein spärlich eingerichtetes Büro. Hinter einem großen Schreibtisch standen zwei Männer und musterten sie. Den größeren der beiden, ein Shinobi in mittlerem Alter mit braunen Haaren und kantigem Gesicht, meinte sie nur vage vom Sehen zu kennen. Die Erscheinung des Jüngeren hingegen war ihr sehr vertraut: mittlere Größe, schlanke Gestalt, lange schwarze Haare und ein ausgesprochen ernster, in diesem Moment fast grimmiger Gesichtsausdruck. Es war Itachi. Makani war mehr als überrascht, den ganzen Stolz der Uchihas hier anzutreffen. Der Clan war seit geraumer Zeit für die innere Sicherheit des Dorfes verantwortlich, eine Zuständigkeit, der mit größter Sorgfalt und meist auch unverhohlenem Geltungsanspruch nachgegangen wurde. Die Existenz einer Organisation wie die ANBU, die stets außerhalb ihres Radars agierte und lediglich dem Hokage Rechenschaft schuldig war, erregte da großes Missfallen. Und da sollte ausgerechnet Itachi hier Mitglied sein?

„Schön, dass du gekommen bist, Makani. Setz dich doch“, begrüßte sie der Mann neben Itachi und wies auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Als Makani sich setzte, nahm auch er Platz, doch Itachi blieb stehen und blickte weiterhin stur auf die soeben Eingetretene, aber ohne ihr dabei in die Augen zu sehen.

Der Andere fuhr zu sprechen fort: „Ich heiße Koguma. Ich bin leitendes Mietglied der Ansatsu-Senjutsu-Tokushu-Butai von Konohagakure. Uchiha Itachi kennst du ja.“

Der Schwarzhaarige nickte unmerklich und streifte für den Bruchteil einer Sekunde Makanis Blick.

„Bevor ich dir den Grund deines Hierseins erkläre, hätte ich zunächst ein paar Fragen an dich. Bist du damit einverstanden?“, fragte Koguma und die Angesprochene nickte. Er warf einen Blick in einen Ordner vor sich auf dem Schreibtisch.

„Du bist seit drei Jahren Chunin? In dieser Zeit hast du zwölf B-Missionen erfolgreich abgeschlossen, fünf davon in leitender Position? Du bist auf Aufklärungsmissionen spezialisiert und auf unterstützende Angriffs- sowie Verteidigungstechniken aus dem Hinterhalt?“

Makani nickte nach jeder Frage kurz. Bis jetzt hatte Koguma einfach nur die allgemeinen Kenndaten ihrer Akte vorgelesen. Über diese Informationen konnte im Prinzip das ganze Dorf verfügen. Doch was dann folgte, betraf in weit größerem Maße ihr Privatleben: „Du bist bei den Uchihas aufgewachsen? Du trägst den Namen des Clans, aber du bist nicht blutsverwandt?“

Als Makani darauf keine Reaktion zeigte, hielt Kogumainne und schaute sie prüfend an.

„Äh… Nein“, erwiderte sieschließlich etwas verstimmt. Wieso war das wichtig? War es etwa nicht erlaubt, bei Menschen zu leben, mit denen man nicht direkt verwandt war.

Koguma fuhr zu sprechen fort: „Ich frage das nur, weil dann bei dir nicht mit einer Aktivierung des Sharingans zu rechnen ist. In den offiziellen Angaben zu deiner Person steht nichts über deine Herkunft.“

Darum ging es also!

„Nein. Über das Bluterbe der Uchihas verfüge ich aus offensichtlichen Gründen nicht“, präzisierte die Kunoichi nun deutlich reservierter.

„Aber du hast andere Fähigkeiten oder?“, fragte das ANBU-Oberhaupt und sah sie noch eindringlicher an als zuvor.

„Wie meinen Sie das?“, wollte Makani wissen, die zwar ahnte, worauf ihr Gegenüber hinauswollte, aber sie war immer weniger dazu bereit, Dinge über sich preiszugeben.

Doch Itachi kam ihr zuvor. Bevor Koguma eine weitere Frage stellen konnte, hatte dieser zu sprechen angesetzt: „Makani kann Natur-Chakra kontrollieren, ohne es jemals erlernt zu haben. Außerdem kann sie von klein auf ihr eigenes Chakra an das ihrer Umgebung angleichen. Unter bestimmten Umständen ist sie so unaufspürbar. Es ist nicht bekannt, ob es sich dabei um eine Kekkei Genkai handelt, aber die Vermutung liegt nah. Makanis Ziehmutter konnte oder wollte keine detaillierten Angaben über ihre Herkunft machen. Vor zwei Jahren ist sie gestorben.“

Makani spürte, wie ihre Ohren heiß wurden. Dass Itachi einfach ohne sie zu fragen oder sie auch nur anzusehen, so viele wichtige Informationen über sie weitergab, fühlte sich etwas demütigend an. Andererseits hatte er das langsam unangenehm werdende Verhör dadurch wahrscheinlich deutlich verkürzt.

„Ist das korrekt?“, fragte Koguma.

„Ja“, räumte Makani ein, fügte dann jedoch hinzu: „Aber da Sie anscheinend ohnehin schon alles über mich wissen, können Sie mir jetzt vielleicht sagen, warum ich überhaupt hier bin.“

Koguma lächelte plötzlich zum ersten Mal, seitdem Makani den Raum betreten hatte.

„Du hast Recht. Es ist nicht besonders nett, dich so lang im Unklaren zu lassen.“

Er lehnte sich etwas vor und schaute Makani direkt in die Augen.

„Es ist so, dass wir deinen Werdegang schon eine Weile beobachten. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass deine Fähigkeiten sehr interessant sind für eine vorwiegend im Geheimen arbeitende Einheit wie die ANBU.“

Makani nickte verwirrt. Wurde sie hier etwa gerade angeworben?

„Gestern durfte ich den Bericht über deine letzte Mission lesen. Deine erste A-Mission?“

„Äh…Ja“, antwortete Makani. „Ich wurde angefordert, einen Jonin zu begleiten, weil ich der einzig verfügbare Ninja mit geeigneten Spionagefähigkeiten war.“

Die Kunoichi spürte, wie sie ein leichtes Gefühl von Stolz überkam. Langsam fühlte sie sich etwas selbstsicherer, obwohl es ihr nicht lieb war, dass sich das Gespräch gerade diesem Thema zuwandte.

„Du hast aber nicht nur spioniert auf dieser Mission, nicht wahr? Dein Begleiter berichtet, dass ihr ohne dein Zutun wahrscheinlich nicht mehr zurückgekommen wärt.“

Er machte eine kurze Pause und sein Blick intensivierte sich.

„Du sollst fünf feindliche Ninja getötet haben – mit einem Angriff.“

Es war klar gewesen, dass er darauf hinausgewollt hatte, dachte Makani. Aber genau darüber wollte sie eigentlich nicht sprechen. Die Ereignisse hatten sie selbst so aufgewühlt, dass sie sich zum Teil selbst gar nichtmehr sicher war, was genau geschehen war, obwohl es erst wenige Tage her war.

Es hatte furchtbar gewittert in der Nacht, als sie den Rückweg von ihrer Mission antreten wollten, und inmitten dieses Sturms war es nahe der Grenze des Einflussgebiets von Konoha zu einem unvorhergesehenen Kampf gekommen. Sie waren völlig unvorbereitet gewesen und hatten sieben oder acht sehr starke Gegner gegen sich gehabt. Ihr Partner hatte sie angewiesen, aus der Deckung heraus anzugreifen, während er selbst verzweifelt versucht hatte, die im Sekundentakt hereinbrechenden gegnerischen Angriffe abzuwehren. Eigentlich war es aussichtslos gewesen. Doch dann hatte es plötzlich irgendwo in der Nähe einen furchtbaren Knall gegeben und genau in diesem Augenblick hatte Makani, die die ganze Zeit damit beschäftig gewesen war, möglichst viel Chakra aus ihrer Umgebung in möglichst starke Angriffe zu kanalisieren, gespürt, wie eine Energiewelle sie durchzuckte, so unglaublich stark, dass sie meinte, ihr Herz müsste jeden Moment stehen bleiben. Und diese Energie musste irgendwie in ihre Attacke geflossen sein, denn im nächsten Moment hatten fünf leblose Körper auf dem Schlachtfeld gelegen. Danach war sie augenblicklich zusammengebrochen und hatte sich vor Schmerzen auf dem Boden gekrümmt. Noch jetzt spürte sie ein leichtes Stechen in der Brust, auch wenn es in den letzten drei Tagen deutlich abgeklungen war.

 

Die Kunoichi seufzte. Sie wusste nicht  wirklich, ob und wie sie dem ANBU-Oberhaupt die Ereignisse erklären sollte. Sie verstand sie ja selbst kaum. Sie entschied sich daher für eine sehr vage Schilderung: „Wie Itachi bereits erwähnt hat, kann ich Natur-Chakra benutzen. Allerdings… Naja, es fällt mir manchmal schwer, die Intensität der Energie einzuschätzen. Ich denke in dieser Notsituation ist es etwas außer Kontrolle geraten. Ich hätte mir damit beinah selbst ziemlich großen Schaden zugefügt.“

Ein kurzes Schweigen trat ein, indem Makani unschlüssig auf ihre Hände starrte. Mehr hatte sie über die Angelegenheit nicht zu berichten. Als Koguma schließlich erneut zu sprechen ansetze und sie den Kopf wieder hob, begegnete sie Itachis Blick. Er sah sie aufmerksam an, aber ansonsten verriet seine Miene nichts.

„Makani, ich möchte es kurz machen“, sagte Koguma. „Der Hokage hat dich in die ANBU berufen. Wie gesagt, dein Fähigkeitsprofil erscheint uns sehr geeignet, auch wenn wir noch nicht viel über dein tatsächliches Potenzial wissen. Die Daten sind in dieser Hinsicht etwas…  indifferent. Dieser Vorfall auf deiner letzen Mission bildet da keine Ausnahme. Aber wir glauben, dass die ANBU der richtige Platz für deine weitere Ausbildung sein könnte.“

Der Kunoichi klappte der Mund auf. Was meinte er damit, sie wurde berufen? Hieß das, dass sie gar keine Wahl hatte? Eine Seite in ihr fühlte sich durchaus geschmeichelt, doch eine andere, misstrauischere mahnte sie zur Wachsamkeit. Während das ANBU-Oberhaupt gesprochen hatte, hatten sich Itachis Augenbrauen kaum merklich zusammengezogen und als danach erneut eine Pause eintrat, erhob er ein zweites Mal die Stimme. Dabei schaute er Makani auf einmal sehr eindringlich an, was sie noch mehr durcheinanderbrachte, als sie es ohnehin schon war.

„Ich denke, Makani wird darüber – “

Doch weiter kam er nicht, denn Koguma fiel ihm ins Wort: „Du wirst morgen in Itachis Team anfangen. Hast du noch irgendwelche Fragen?“ 

 

 

 

 

*  *  *


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff, damit hätten wir das erste "reguläre" Kapitel.

Ich hatte befürchtet, dass der Zeitsprung etwas arg irritieren könnte, aber es war eben meine Idee,
mit dem Prolog etwas vorzugreifen... gerade auch weil wir die Background-Story (wahrscheinlich) alle kennen.

Jetzt haben wir erst einmal ein bisschen was über unsere Heldin erfahren und wie sie zur ANBU geraten ist...

Ich hoffe, ihr hattet Spaß und immer her mit euren Kritiken XD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Uchiha--Itachi91
2017-05-25T07:09:00+00:00 25.05.2017 09:09
Finde den Anfang bisher gut gelungen und bin mal gespannt wie es weitergeht 😊



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