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Doch dann gehörte ich dir

Klaus x Elena
von

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Wenn du springst, spring ich auch

Prolog: Wenn du springst, spring ich auch
 


 

„Eine Lösung hatte ich, aber sie passte leider nicht zum Problem.“ (Autor unbekannt)
 

Elenas Sicht:

Ich fragte mich was ich hier machte.

Was mich hier auf magische Weise hergezogen hatte.

Wahrscheinlich war es nur der Alkohol, aber alles fühlte sich auf einmal so gut an.

Es war ein unerklärliches Gefühl von Freiheit und Gelassenheit. Eine gute Mischung von beidem.

So als könnte ich fliegen.

Vielleicht hatte ich vorher noch nicht darüber nachgedacht, doch jetzt wo ich auf einmal hier stand erschien mir auf einmal alles so unerklärlich logisch.

Vorsichtig kletterte ich auf die andere Seite, doch hielt ich mich trotzdem am Geländer fest.
 

Ich schluckte und schaute mit mulmigem Geschmack im Mund und Magen hinab in die Tiefe.

Ein Auto fuhr vorbei und vor Schreck wäre ich beinah nach unten gefallen.

Es hielt an und ich hörte wie jemand ausstieg. Musste das jetzt wirklich sein?

„Hey, Mädchen was…“

Er hielt sofort in seiner Bewegung inne, als ich mich mit meinem Gesicht zu ihm drehte.

Seine Augen waren ungläubig geweitet.

„Das bringt doch nichts! Du…“ „Gehen sie weg!“, herrschte ich ihn an und unterbrach ihn damit abrupt.

„Lassen sie mich allein!“ Flehend sah ich ihn an. „Bitte!“, flüsterte ich und ich spürte die Tränen in meinen Augen.

Doch er kam nur näher und hielt seine Hand in meine Richtung.

Stur schüttelte ich den Kopf.

„Nein, ich will das hier!“, bestand ich auf meinen fixen Plan, der sich in meinen Gedanken festgesetzt hatte.
 

Ich sah in seine unergründlichen graublauen Augen.

Er hatte kurze blondgelockte Haare und ein so markantes Gesicht, das man es immer wieder erkennen würde.

„Meine Eltern sind hier gestorben. Das hier ist der perfekte Ort“, sagte ich und ließ mich am Geländer runter sinken.

Ich war in der Hocke und konnte jeden Moment springen.

Mit geweiteten Augen beobachtete ich, wie auch er auf einmal über das Geländer kletterte und in die Hocke ging.

Er sah mich mit seinen außergewöhnlichen Augen an.

Er reichte mir die Hand, ohne dabei zu schwanken.

„Mein Name ist Klaus“, erklärte er mir.

Er hatte wirklich einen alten Namen.
 

Kurz zögerte ich, befreite dann aber meine Hand, ohne dabei zu fallen und schüttelte seine.

„Elena“, flüsterte ich.

Er lächelte mich an und ich fühlte mich ruhiger.

„Wollen wir jetzt Titanic nachspielen? Wenn du springst, springe ich auch.“

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

„Du heißt nicht Jack.“ Mir fiel auf das ich noch immer seine Hand hielt.

„Also wollen wir jetzt springen?“, fragte er vollkommen ernst und geschockt sah ich ihn an.

„Nein, du kannst nicht springen! Du darfst meine Probleme nicht zu deinen machen!“

Er konnte das doch nicht wirklich ernst meinen. Aber er hielt meine Hand weiterhin fest und ich konnte mich nicht von ihm lösen ohne das wir beide so schwanken würden, dass wir hinab in die Tiefe fielen.
 

„Ich springe mit dir zusammen. Aber wenn du das nicht willst dann musst du mir von deinen Problemen erzählen.“

Ungläubig sah ich ihn an, aber ich hatte gerade keinen Zweifel dass er es ernst meinte.

Weitere Tränen bildeten sich in meinen Augen.

„Ich bin allein!“, flüsterte ich mit erstickender Stimme.

„Deine Eltern.“ Seine Stimme klang verstehend. „Aber was ist mit Freunden?“

Die erschienen gerade ehrlich für mich bedeutungslos. Natürlich mochte ich Matt, Bonnie und Caroline, aber meine Familie war trotzdem tot.

„Mein Bruder stirbt. Er liegt im Krankenhaus und wird nie wieder aufwachen.“ Zumindest sollte ich mir keine Hoffnungen machen, wenn sich sein Zustand bis morgen nicht besserte.
 

Er drückte meine Hand fester.

„Du willst doch das dein Bruder lebt, oder? Dann lass uns einen Tausch machen.“

Ungläubig sah ich ihn an. Er konnte mir nicht helfen.

„Ich heile deinen Bruder und dafür wirst du mich begleiten.“

Fassungslos sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt!“, stellte ich fest. Das erklärte auch warum er mit mir springen wollte.

Er grinste mich an.

„Nein, ich bin ein Vampir!“

Er zeigte mir seine Zähne und vor Schreck ließ ich diesmal los, erst als ich merkte das ich kein Gleichgewicht mehr hatte, schrie ich los.

Doch im nächsten Augenblick wurde ich schon jemand gezogen.

Es war nur ein Wimpernschlag, doch nun stand ich fest an Klaus gepresst und sein Arm lag um meine Hüfte, während er sich mit der anderen Hand am Geländer festhielt.
 

Obwohl ich praktisch in der Luft gehalten wurde, fühlte ich mich so sicher wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Sein Gesicht war meinem eigenem so nah und ich spürte seinen Atem auf mir.

Ich liebte seinen Geruch.

Er roch irgendwie herb und animalisch und doch fühlte ich mich so angezogen wie noch nie.

„Ok, du kannst deinen Tausch haben“, stimmte ich seinen Vorschlag zu und ein Lächeln er schien auf seinem Gesicht.

Ich spürte einen Windhauch und im nächsten Moment standen wir sicher auf der Brücke.

Trotzdem wich er keinen Millimeter von mir.

Irgendwie wusste ich dass er meinem Bruder helfen konnte. Wieso wusste ich nicht, aber ich war mir sicher.

„Ich vertrau dir“, offenbarte ich ihm das was ich fühlte.
 

Er grinste mich an und strich mir eine Strähne hinters Ohr.

„Das solltest du nicht“, flüsterte er mir zu und wir sahen uns gegenseitig in die Augen.

„Wieso, nicht? Du hilfst mir.“

Er würde meinen Bruder retten, der einzige der mir noch wahrhaft viel bedeutete und der Grund weshalb ich am Leben sein wollte.

„Das ist ein Deal“, rief er mir noch einmal ins Gedächtnis.

Leicht nickte ich.

Als ob ich das vergessen könnte.

„Nur fair.“ Belustigt schüttelte er den Kopf. „Willst du mich töten?“

Immer noch strich er mir durch die Haare. Er war älter als ich, vielleicht Mitte zwanzig.
 

„Mal sehen, bisher hätte es noch keinen Zweck für mich.“

Fragend sah ich ihn an. Was meinte er damit?

„Als erstes werden wir zu dem Krankenhaus fahren, damit ich meinen Teil des Deals erfüllen kann.“

Er ging zu seinem Auto und schnell folgte ich ihn. Ich griff nach seiner Hand und er sah wieder zu mir.

Wieso hatte ich keine Angst vor ihm?

Es fühlte sich eher so an, als wäre ich leer ohne ihn.

Er machte mir die Beifahrertür auf und ich stieg ein.

Einen Moment später war er auf der Fahrerseite und setzte sich neben mich.

„Du bist schnell.“

Frage-Antwort-Spiel

Kapitel 1: Frage-Antwort-Spiel
 


 

„Man soll die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte.“ (Curt Goetz)
 

Elenas Sicht:

„Du bist schnell.“

Er lächelte auf meine Aussage hin. „Und du bist stark.“

Er sah belustigt zu mir.

„Könntest du trotzdem bitte auf die Straße sehen?! Einen Unfall würde ich im Gegensatz zu dir wohl nicht überleben.“

Ich war mir sicher, dass das kein Problem für ihn war.

„Du hast Alkohol getrunken“, stellte er nun seinerseits fest.

Überrascht sah ich ihn an.

„Woher weißt du das?“, fragte ich nach.

„Abgesehen davon, dass du vollkommen ruhig reagierst? Du riechst danach.“
 

Er konnte so gut riechen? Aber eigentlich logisch. Vampire sollten so gut riechen können.

Ich lehnte mich nach hinten, in den wirklich gemütlichen Sitz.

„Mich bringt nichts mehr so schnell aus der Ruhe. Weißt du, welches Krankenhaus ich überhaupt meine?“

Er fuhr zwar in die richtige Richtung, allerdings wusste ich nicht weshalb.

„Das Krankenhaus, was am nächsten dran ist, das Mystic Falls Hospital.“

Hmm… oh, gut geschlussfolgert. Das war richtig.

„Wie willst du ihn retten?“, fragte ich interessiert nach. Die Frage beschäftigte mich wirklich brennend. Wie wollte er Jeremy retten?

„Ich werde ihm mein Blut geben“, erklärte er und ich war ein wenig schockiert.

„Wird er dann nicht ein Vampir?“, fragte ich entsetzt nach. Obwohl ich auch das bevorzugen würde, solange er nicht starb.

Klaus schüttelte den Kopf.

„Dafür ist ein wenig mehr nötig. Mein Blut heilt ihn nur.“
 

Oh, das war gut, dachte ich. Ich entspannte mich ein wenig.

„Was ist mit Kruzifixen?“, fragte ich nach.

Ich wollte mehr erfahren.

Deswegen durchsuchte ich meinen Kopf nach allen möglichen Legenden. So konnte ich jeden Mythos hinterfragen.

„Ich bin nicht gläubig, deswegen erfüllen sie für mich nicht den geringsten Nutzen.“

Also schadeten sie nicht.

„Knoblauch?“, fragte ich weiter nach. Nicht, dass ich mir Knoblauch um den Hals hängen wollte oder sowas in der Art.

„Eine gute Zugabe zu vielen Gerichten, findest du nicht?“

Stimmt, ich mochte Knoblauch, aber ich hatte keine Ahnung, an welche Gerichte ich es machen dürfte.

„Ich kann nicht kochen“, gab ich zu.

Wie auch bei meiner Mutter, war das keines meiner versteckten Talente.

„Was ist mit Weihwasser?“ In manchen Filmen wirkte es wie Säure.

„Kein Unterschied zu normalem Wasser.“

Wahnsinn, alles nur Legenden.
 

„Flüsse?“

Das Überqueren sollte unmöglich sein.

Wieder belustigt neigte er seinen Kopf zu mir. „Wir waren vorhin auf einer Brücke“, wies er mich auf etwas Offensichtliches hin.

Oh, stimmt. So war das gewesen.

„Sonnenlicht?!“

Das war die Schwäche, die bis auf in Twilight überall übernommen wurde.

Er lächelte und hielt kurz seine rechte Hand hoch, an der ein Ring prangte.

„Dieser beschützt mich davor, sonst würde es sehr schmerzhaft werden, weil ich immer wieder aufs Neue verbrennen würde, während meine Haut schon wieder anfangen würde zu heilen. Ein verzauberter Lapislazuli-Stein, von einer Hexe, bietet uns Schutz, allerdings wissen das die wenigsten.“

Schutz?

Hexen?

Hexen!

Ganz ehrlich, das auch noch?

„Es gibt Hexen?“
 

In was für einer Welt lebten wir eigentlich und warum hatte das noch keiner mitbekommen?

„Vampire, Hexen, Werwölfe, Geister und Menschen.“

Er grinste mich an und mein Herz schlug automatisch höher, allerdings wusste ich nicht wirklich, weshalb.

„Gut, dann… was ist mit Feuer?“, fiel mir noch etwas ein.

„Es schadet Vampiren, allerdings nicht mir.“

Ungläubig sah ich ihn an. Warum sollte ausgerechnet er eine Ausnahme sein?

„Ich bin ein Urvampir, damit gehör ich zu den ersten Vampiren und bin um einiges stärker als die normalen.“

Urvampire?

Erste Vampire überhaupt?

Hieß das, ich konnte die Entstehungsgeschichte gleich mitgeliefert bekommen?

„Urvampire?

Ich entschließe mich von einer Brücke zu springen und ausgerechnet ein Urvampir kommt vorbei, um mich zu retten?“

Wie verkorkst war das denn? Konnte es sowas überhaupt geben?
 

„Ich gebe zu, das ist tatsächlich ein großer Zufall“, gestand er wohl uns beiden ein.

„Unterbrechen wir das Frage-Antwort-Spiel und verschieben wir das auf später?“

Überrascht sah ich ihn an, registrierte dann aber, dass wir bereits beim Krankenhaus angekommen waren.

Kaum eine Sekunde später öffnete Klaus mir die Tür und reichte mir seine Hand, die ich bereitwillig nahm.

Es war spät abends oder so und die Besuchszeit war eigentlich längst vorbei.

Doch Klaus war schnell, vielleicht konnten wir einfach so vorbei.

Wir kamen zur Intensivstation, ohne dass uns jemand aufhielt.

Aber da kam uns dann eine Krankenschwester entgegen. „Es ist mitten in der Nacht, die Besuchszeit beginnt erst wieder um 8.00 Uhr“, wies sie uns auf das hin, was ich schon gewusst hatte und sah uns strafend an.

„Aber ich muss zu meinem Bruder, es ist wichtig!“, protestierte ich.
 

Klaus drückte sanft meine Hand und trat dann auf die Krankenschwester zu.

„Sehen sie, für uns gilt das nicht wirklich. Sie lassen uns durch und schlagen keinen Alarm.“

Sie starrte ihn an, auf einmal nickte sie und trat zur Seite.

Klaus nahm wieder meine Hand und zog mich weiter.

Noch immer verwirrt sah ich nach hinten zu der Krankenschwester und stolperte deswegen mehr als das ich ging.

„Hast du sie…“

Ich fand nicht wirklich das richtige Wort, um ihren Zustand zu beschreiben.

Vielleicht in eine Art Trance versetzt?

„Manipuliert?

Ja, hab ich.

Du musst mir das Zimmer zeigen“, holte er mich zurück auf den Boden der Tatsachen.
 

Ich konzentrierte mich wieder und brachte ihn zu dem Zimmer, in dem Jeremy lag.

Da lag er, an Maschinen angeschlossen.

Mein dummer kleiner Bruder.

Sanft strich ich ihm durchs Haar.

„Wieso ist er hier?“, fragte Klaus und trat zu mir.

„Zu viele Drogen“, erklärte ich traurig.

Er hatte es noch weniger gut aufgenommen als ich. Wir beide verkrafteten den Verlust nicht, doch er hatte sich in Drogen geflüchtet.

Ich schaute zu Klaus, meiner neuen Hoffnung.

Auf und davon

Kapitel 2: Auf und davon
 


 

„Genieße deine Zeit, denn Du lebst JETZT und Heute, denn morgen kannst Du gestern nicht nachholen.“ (Autor unbekannt)
 

Elenas Sicht:

Klaus biss sich ins Handgelenk und flößte meinem Bruder sein Blut ein.

Es war eine ungewöhnliche Beobachtung, noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gesehen.

Filme konnten das nicht so wirklich ausdrücken, zur Schau stellen.

Ich konnte beobachten, wie sich Jeremys Werte auf den Geräten stabilisierten.

Es war ein Wunder.

Klaus ließ von ihm ab, zog seinen Arm zurück und sah mir dann in die Augen. Mit einem Kopfnicken bestätigte ich ihm, das er seinen Teil des Deals erfüllt hatte.

Zärtlich strich ich Jeremy über die Wange.

Ich würde ihn wohl nie wieder sehen, wie sollte ich ihm das erklären?

Was würde ihn davon abhalten, so etwas wieder zu tun?

Ich würde nicht da sein. Ich würde nicht auf ihn Acht geben können.

Nicht mehr.

Nie mehr.
 

Ich sah Klaus fragend an.

„Kannst du ihn auch manipulieren?

Kannst du es machen, dass er glücklich ist oder zumindest kein Leid mehr fühlt?

Ich will nicht, dass er so etwas wieder macht.“

Ich sah Klaus in die Augen, dessen Gesicht mir nichts von seinen Gefühlen preisgab. Es war vollkommen ausdruckslos.

„Bitte“ fügte ich flüsternd hinzu.

Er schien mich genau zu mustern und etwas in meinen Augen zu suchen, von dem ich nicht wusste, was es war.

Schlussendlich nickte er.

„Wir treffen uns in zwei Stunden vor dem Krankenhaus und verschwinden dann von hier.

Pack solange ein paar Sachen.“
 

Erleichtert warf ich mich Klaus in die Arme.

„Danke“ flüsterte ich, während ich mich an seine Brust drückte.

Eher zögerlich legte er seine Arme um mich, aber er tat es, erwiderte meine Geste.

Bevor ich ging, küsste ich Jeremy noch einmal auf die Stirn, konnte es aber nicht über mich bringen, „Leb wohl“ zu sagen.

Es ging einfach nicht.
 

Ich beeilte mich nach Hause zu kommen, das doch ein wenig entfernt war.

Jenna war nicht da, was auch nur gut war.

Ich holte eine Reisetasche heraus, warf einige Klamotten hinein und suchte dann ein paar Fotos, die ich mitnehmen wollte.

Ein paar Dinge aus dem Bad und mein Tagebuch.

Dann suchte ich einen Zettel und einen Stift.

Ich fragte mich, was ich schreiben konnte.

Etwas, das keine Lüge war und doch etwas, das besagte, dass ich nicht wiederkommen würde.
 

"Liebe Jenna,
 

mein plötzliches Verschwinden tut mir leid, aber ich kann hier nicht bleiben und ich werde auch nicht zurückkommen.

Bitte suche nicht nach mir, es hätte keinen Zweck.

Ich kann mein Leben, so wie es war, nicht mehr weiterführen.

Ich muss neu anfangen.

Bitte kümmere dich um Jeremy.
 

Es tut mir leid.
 

Leb wohl,

Elena"
 

Natürlich wusste ich, dass das ziemlich kläglich war, aber was sollte ich anderes tun.

Ich dachte an meinen Bruder und entschloss mich dazu, ihm ebenfalls einen Brief zu schreiben.

Er war mein Bruder und mich von ihm zu trennen fiel mir eindeutig am schwersten.

Ich musste ihn zurücklassen, so wenig es mir auch gefiel.

Das war das einzige, was ich wirklich bedauerte und was mir auf dem Herzen lag.
 

"Lieber Jeremy,
 

glaub mir, dass ich Dich am wenigsten im Stich lassen wollte.

Doch ich gehöre nicht mehr hierher. Ich werde schreiben, wenn ich angekommen bin.

Ich liebe Dich und werde immer an Dich denken.

Du bist mein Bruder und wenn ich könnte, würde ich bei Dir bleiben.

Doch ich muss neu anfangen.

Meine neuen Wege werden mich von Deinen weg führen, wie sehr es auch schmerzen mag.
 

Es tut mir leid und ich hoffe, Du kannst mir irgendwann verzeihen.
 

Deine Schwester,

Elena"
 

Ich schnappte meine Tasche und beeilte mich, schnell wieder zu verschwinden, um zurück zum Krankenhaus zu gelangen.

Dort wartete Klaus auf mich.

Mit verschränkten Armen lehnte er am Auto.

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, aber ich konnte es nicht wirklich deuten.

Er nahm mir meine Tasche ab und verstaute sie im Kofferraum, woraufhin er mir wieder die Tür aufhielt.

Als er sich ans Lenkrad setzte, sah ich fragend zu ihm hinüber.

Bevor ich etwas sagen konnte, antwortete er bereits auf meine noch nicht formulierte Frage.

„Dein Bruder wird wieder gesund werden und sein Leben weiter leben“, erklärte er mir und ich glaubte ihm ohne Weiteres.
 

„Danke“, flüsterte ich abermals.

Er schüttelt nur den Kopf.

„Schon gut.

Dafür haben wir doch den Deal“, erklärte er mir, wie selbstverständlich, doch für mich bedeutete es so viel.

„Nein, wirklich.

Ich kann mich gar nicht oft genug bei dir dafür bedanken.

Vielen Dank, dass Du meinem Bruder das Leben gerettet hast“, wiederholte ich es vollkommen ehrlich.

Er sah wieder zu mir, schien anscheinend gar nicht wirklich auf die Straße achten zu müssen.

„Gern geschehen“, antwortete er mir schlussendlich und lächelnd lehnte ich meinen Kopf ans Fenster.
 

Ich würde Jeremy vermissen, schrecklich.

Doch mein Leben hatte einen Sinn, zumindest solange es noch dauern würde.

Aber das war mir egal.

Ich erfüllte einen Zweck, zumindest für irgendjemanden und so lange konnte ich mir doch Mühe geben, aus meiner verbliebenen Zeit das Beste zu machen.

„Du solltest schlafen“, sagte er und als er mir in die Augen sah, schlief ich auch ein.

Ob mich meine eigene Müdigkeit übermannte, konnte ich allerdings nicht sagen.

Ein Glücksfall

Kapitel 3: Ein Glücksfall
 


 

„Überleg doch mal: Musik ist das, was uns alle vereint. Eine unglaubliche Macht. Etwas, das selbst Leute gemeinsam haben können, die sonst in allem anderen verschieden sind.“ (Sarah Dessen)
 

Klaus Sicht:

Es war wirklich einfach nur Glück, dass ich Elena gefunden hatte.

Ich hatte mir den Ort angesehen, an dem ich aufgewachsen war und der sich viel zu sehr verändert hatte.

Ich wusste nicht einmal, warum ich angehalten hatte. Vielleicht hatte ich nur gedacht, dass es vergnüglich wäre, mir eine tragische Geschichte eines armseligen Menschen anzuhören.

Aber dann war es sie gewesen.

Ich dachte erst, es wäre Katerina, die irgendwie etwas Verrücktes tat.

Doch sie kannte mich nicht und war ein Mensch.

Nur hatte ich gedacht, dass mit es Katerinas Verwandlung und dem Tod ihrer Familie keine weiteren Doppelgänger geben konnte.
 

Doch nun war alles anders.

Neben mir saß sie, schlief gerade und sie vertraute mir, obwohl sie wusste, dass ihr Leben so gut wie beendet war.

Es hing allein von meinen Entscheidungen ab.

Aber das machte ihr nichts aus, weil sie anscheinend schon längst verloren war.

Ich kannte sie erst wenige Zeit und in der hatte sie mir schon begreiflich gemacht, dass sie ganz anders war als ihre Vorgängerinnen.

Eigentlich hatte ich es schon auf der Brücke gemerkt.

Sie war verzweifelt und dann ergriff sie ohne weiter nachzudenken die Chance ihren Bruder zu retten.

Das widersprach sowohl Katerina als auch Tatia.
 

Katerina war zu egoistisch, um in einem Deal jemand anderes als sich selbst zu begünstigen und Tatia war nicht so abhängig gewesen von ihren Lieben, dass sie sich umgebracht hätte, nur weil diese nicht mehr da waren.

Ich konnte hören, wie sich ihr Atem und ihr Herz wieder beschleunigten, sie war wieder am Aufwachen.

Sie schien eine Weile zu brauchen, um sich zu orientieren.

Ihre Augen schlugen auf, blinzelten und schlossen sich dann wieder.

„Was ist das für Musik?“, fragte sie noch halb verschlafen.

Sie machte gerade den Eindruck eines quengelnden Kindes, weswegen ich leicht lachen musste.

Oh nein, niemals hätten Tatia oder Katerina so einen Eindruck auf mich hinterlassen, dafür waren sie viel zu eitel gewesen.

Vielleicht weil sie aus einer anderen Zeit stammte?
 

„The Bourbon Street Stompers“, erklärte ich ihr, aber nun sah sie mich erst recht vollkommen verwirrt aus.

Oh ja, andere Zeit.

„Eine berühmte Jazzband aus den zwanziger Jahren.

Magst du Jazz?“, fragte ich sie und sah zu ihr.

Faszinierend.

Sie war so menschlich, so normal und das verbarg sie nicht.

Wirklich, das musste diese Zeit sein.

Sie rieb sich den Schlafsand aus den Augen.

„Keine Ahnung.

Hatte bisher nicht viel davon gehört.

Ehrlich gesagt hab ich auch noch nie von dieser Band gehört“, gestand sie mir.
 

Ich schüttelte den Kopf. „Was für eine Schande“, erklärte ich theatralisch und auch enttäuscht.

„Die Jugend hat einfach keinen kulturellen Geschmack mehr.“

Sie lachte über meinen Gesichtsausdruck und fing dann an, im Handschuhfach herumzuwühlen, wo ich einige CDs gelagert hatte.

Neugierig sah sie sich diese an und gähnte ab und zu.

„Wer ist Al Jolson?

Von ihm hast du eine Menge CDs“, stellte sie fest.

„Autsch“, gab ich zurück, denn das sie ihn nicht kannte, tat wirklich weh.

Das war tatsächlich schrecklich.

„Ein berühmter Sänger und Entertainer. Er hat die zwanziger Jahre sozusagen geprägt, was das Showbusiness anging.“
 

Sie hob skeptisch eine Augenbraue in meine Richtung und ich verkniff mir stark ein Seufzen.

Das war wirklich schon traurig.

„Keine Ahnung.

Aber nicht mal meine Großmutter hat sowas gehört“, meinte Elena dann und wechselte die CD.

Anscheinend wollte sie diese lieber hören.

Als nächstes erklang einer von Bessie Smiths Blues Songs.

Keine schlechte Wahl.

„Ich bin auch ein wenig älter als deiner Großmutter“, konterte ich.

Ein wenig sehr viel mehr.
 

Elena kicherte. Anscheinend war das etwas, dem sie zustimmen konnte, auch wenn sie nicht wirklich eine Vorstellung davon hatte.

Sie schaute aus dem Fenster, hinaus an die Landschaft, die an uns vorbeizog.

Ich hatte den schnellsten Weg gewählt.

„Wohin fahren wir überhaupt?“, fragte sie und eigentlich war das die Frage gewesen, die ich als erstes erwartet hätte.

Es schien mir am logischsten zumindest.

„Nach New York.

Es gibt da etwas, das ich erledigen muss.

Danach müssen wir abwarten und dafür können wir uns dann auch in eine amüsantere Gegend begeben.

Ich werde dir Chicago zeigen.“
 

Überrascht sah sie mich an, doch ich konnte ihr keinen Grund geben, warum ich diesen Ort gewählt hatte.

Natürlich, ich fand Chicago war einfach ein magischer Ort und sicher eine Reise dorthin immer wert.

Doch warum jetzt und mit ihr wusste ich auch nicht.

Ich hatte auch nicht gewusst, dass ich das wollte, bevor ich es ausgesprochen hatte.

Es war nur eine spontane Idee, doch in meinen Kopf nahm sie immer mehr Gestalt an.

New York dagegen war wichtig.

Etwas geschäftliches, was mich meinem Ziel wieder näher bringen sollte.

Eigentlich hatte ich es ad acta gelegt, nachdem Katerina mich verraten hatte und geflohen war. Nun allerdings konnte ich es wieder aufnehmen und es gab niemanden, der mich davon abhalten konnte.

Elena würde nicht weglaufen, sie unterstützte diesen Plan nur.
 

Alles für die Opferung sollte vorbereitet werden.

Doch eine wichtige Zutat fehlte dafür noch.

Der Mondstein.

Den allerdings hatte Katerina mir gestohlen, weswegen ich zu aller erst einmal sie finden musste.

Nie hatte ich wirklich hart dafür gekämpft, sie zu finden.

Es war nur lustig, ihr immer mal wieder Angst einzujagen.

Jetzt aber war die Zeit gekommen, wo ich mit ihr abrechnen würde.

Fünfhundertjahre Schonfrist waren mehr als genug.
 

Ich schaute zu Elena, die mit ihren Fingerknöcheln sanft immer wieder gegen das Fensterglas trommelte.

Sie schien mit ihren Gedanken ebenfalls ganz woanders zu sein.

Einfach nur weg von hier.

„Ich mag die Musik auch“, sagte sie irgendwann, ganz ohne Zusammenhang.

Es war fast eine Stunde vergangen.

Allerdings hatte Zeit keine Bedeutung für mich.

Zumindest nicht wirklich.

Natürlich hatte ich Pläne für die nächste Zeit, aber wenn man in der Unendlichkeit lebte, dann hatte Zeit wirklich wenig Gewicht.

Elena würde nicht weglaufen.

Ich wusste es.

Ein wirklicher Glücksfall, dass ich sie gefunden hatte.

Etwas verloren

Kapitel 4: Etwas verloren
 


 

„Nichts macht uns mehr Mut, nichts gibt uns mehr Nähe, nichts hat einen stärkeren Zauber, als eine sanfte Berührung.“ (Autor unbekannt)
 

Elenas Sicht:

Skeptisch beäugte ich mich im Spiegel, da ich wirklich nicht wusste, was ich von dem Kleid halten sollte.

Ich fasste ans Ende und allein, dass dies möglich war würde mich normalerweise davon abhalten, so etwas anzuziehen.

Allerdings hatte Klaus mir das Kleid hingelegt, in einer Geschenkschachtel.

Gut, das war vielleicht kein Grund es wirklich anzuziehen, aber der, dass ich sonst nichts Passendes hatte.

Wenigstens war es sehr locker und luftig, falls das ein Trost oder eine Hilfe war.

Die dunkelblaue Farbe war ganz nett, konnte einen ans Meer erinnern.
 

Ein Klopfen erklang und an der Tür lehnte Klaus, der auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Die Tür hatte ich offen gelassen, schließlich sah ich mich nur im Spiegel an, das Umziehen hatte ich im Badezimmer erledigt.

„Es steht dir“, sagte er auf meinen skeptischen Blick.

Seufzend strich ich mir durchs Haar und ging dann zu ihm.

„Ich werde aufpassen müssen, wenn ich mich hinsetze, es geht gerade so über meine Hüfte!“

Stammte er nicht aus einer Zeit, wo man höchstens die Hände und das Gesicht frei sehen durfte und alles andere war verdeckt?

Klaus war anscheinend doch kein so altmodischer Vampir, zumindest nicht was die Kleidung anging.

Er ging dabei wohl sehr mit der Zeit mit.

„So ein Kleid hat viele Vorteile“, teilte er mir mit und bei seinem Blick musste er mir diese nicht auflisten.
 

Ich verdrehte die Augen, nahm aber seine dargebotene Hand an und wir machten uns auf den Weg aus dem Hotel.

Dabei mussten wir erst einmal den Fahrstuhl bis ganz nach unten nutzen.

„Bleiben wir länger hier?“, fragte ich interessiert nach.

„Nicht sehr lange, wieso?“

Nicht sehr lange.

Schade.

„Ich wollte meinen Bruder einen Brief schreiben und hab mich gefragt, ob wir solange bleiben, dass ich vielleicht auch eine Antwort bekommen könnte.“

Das wäre dann wohl eher nicht der Fall.

Vielleicht blieben wir ja am nächsten Ort lang genug für Postverkehr.

„Du kannst ihm doch auch ganz einfach eine E-Mail schicken.

Ich bin sicher, wir finden ein Internetcafé“, gab er mir einen wirklich annehmbaren Lösungsvorschlag.

So würde das in der Tat funktionieren.

Glücklich lächelte ich ihn an und flüsterte ihm ein „Danke“ ins Ohr.
 

Es war wichtig für mich, mit Jeremy zu reden, schließlich war er immer noch die wichtigste Person in meinem Leben und ich wollte wirklich wissen, ob es ihm denn jetzt gut ging.

Klaus Gesicht allerdings blieb ernst und ausdruckslos, so wie meist, wenn ich ihm für etwas dankte.

Anscheinend schien er es nicht zu mögen.

Aber ich war einfach daran gewöhnt mich zu bedanken, wenn jemand etwas Nettes für mich tat.
 

Wir fuhren wieder mit Klaus Auto und wie immer hatte ich keine Ahnung, wohin wir überhaupt wollten.

Seine Pläne waren für mich ein einziges Rätsel, genau wie er.

Obwohl er immer ehrlich auf alles antwortete, wenn ich ihn etwas fragte und nicht irgendwie auswich.

Nur erzählte er nichts frei von sich heraus.

„Wohin fahren wir?“, fragte ich interessiert nach.

Denn das Kleid was ich trug, ließ darauf schließen, dass es irgendein besonderer Anlass war.

„Eine Party mit vielen wichtigen Personen.

Magst du Alexis Bledel?“

Meinte er das jetzt tatsächlich ernst?

„Keine Ahnung, hab sie nie getroffen“, antwortete ich ehrlich, obwohl ich natürlich wusste, wer sie war.

„Wirst du heute.

Ich stell sie dir vor, ist ein reizendes Mädchen.“
 

Mein Gehirn wollte irgendwie nicht wirklich verarbeiten, worüber er da gerade mit mir sprach.

Es schien einfach zu unwirklich zu sein.

„Du bringst mich auf eine Party, um eine Schauspielerin zu treffen?“, fragte ich nach, da ich glaubte, mich verhört zu haben.

Das konnte er doch wohl nicht ernst meinen! Oder?

„Nein, nicht wirklich.

Du kannst dich dort mit den Leuten unterhalten.

Für mich ist es wichtig, weil viele Vampire da sein werden und das gibt mir die richtige Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen.“

Was?

Weitere Vampire?

Mein Herz schlug sofort vor Aufregung und Angst schneller.
 

Klaus Hand legte sich auf meine und ich sah zu ihm, aber er sah einfach nur auf die Straße.

Trotzdem beruhigte mich diese kurze Geste.

„Dir wird nichts passieren“, versprach er mir und ich glaubte ihm.

Wieso auch nicht?

Ich glaubte ihm einfach, schließlich hatte er mich noch nie belogen.

Wir hielten irgendwann an einem Haus oder vielleicht auch Villa?

Um uns war die Nacht und nur die Villa war beleuchtet.

Sie schien auf dem Wasser gebaut zu sein.

Jemand hielt mir die Tür auf und Klaus war es, der mir aus dem Wagen heraus half und jemandem die Schlüssel gab, damit er den Wagen irgendwo parkte.

Okay, ich war in irgendeinen Film- oder Paralleluniversum gelandet.

So musste es sein.
 

Es gab keine Kameras, worüber ich sehr erleichtert war und wir gingen auf einen steinbepflasterten Weg zur Eingangstür, die offen stand.

Gut, es war also wirklich nur eine Party.

Nur eben eine, die ich nicht kannte.

Klaus aber schien genau hier hineinzupassen.

Er schien immer die richtigen Worte zu sagen und es schien, als würde er einfach zu all denen hier dazugehören.

Ich hatte das Gefühl verloren zu sein, wenn er nicht bei mir war.

„Elena“, gewann er meine Aufmerksamkeit zurück, indem er einfach nur meinen Namen sagte.

Er reichte mir ein Glas mit irgendwas, so wichtig war es mir auch nicht.

Ich würde mich nur bemühen müssen, es nicht in wenigen Schlucken leer zu trinken.

Damit würde ich wohl genau das Gegenteil von meiner geplanten Ruhe erreichen.
 

Als ich zu Klaus sah, bemerkte ich, dass er sich umsah.

Anscheinend war er auf der Suche nach jemand bestimmtes und anscheinend fand er diesen auch.

„Gut, Elena.

Ich werde dich mal allein lassen.

Keine Sorge, dir passiert nichts.

Also amüsier dich“, sagte er mir und verschwand dann nur.

Mit offenem Mund stand ich da und hilflos hielt ich meine Hand in seine Richtung, doch kein Wort kam über meine Lippen, um ihn aufzuhalten.
 

Verloren blickte ich mich um, hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte.

Schließlich kannte ich doch niemanden hier.

Ich atmete tief durch und nahm einen Schluck meines Getränkes, das auf jedenfall sehr viel Alkohol aufwies.

Ich sah mich um und entdeckte eine Tür, die nach draußen führte.

Dann würde ich mir halt das Wasser ansehen, bevor Klaus sich meiner erbarmte und wieder zurück kam, denn gerade konnte ich ihn wirklich nicht entdecken.
 

„Bist du auch auf der Flucht?

Ist ganz schön viel Trubel da drinnen, nicht wahr?“, fragte mich eine Stimme und irgendwoher kannte ich dieses Gesicht, ich konnte nur gerade nicht sagen woher.

„Ja, ist verrückt da.

Man möchte am liebsten allem entfliehen“, erklärte ich ein wenig erleichtert, fühlte meine erste Aufregung verebben.

„Mein Name ist Michelle“, stellte sie sich vor und reichte mir ihre Hand.

Leicht schüttelte ich sie.

„Ich bin Elena.“

Ihr Lächeln war sehr freundlich und fröhlich und ich wusste, dass ich sie irgendwoher kannte.

Nur woher?

„Also bist du allein hier oder hast du deinen Freund mitgeschleppt?“, fragte sie interessiert.
 

Automatisch sah ich mich wieder nach Klaus um und fand ihn schlussendlich.

Er schien irgendwie in der zweiten Etage zu stehen und sich dort mit mehreren Männern zu unterhalten.

Irgendwann deutete tatsächlich auf mich und ich wendete mich wieder Michelle zu.

„Ähm… nein…

Der blonde Mann dort oben, er ist meine Begleitung“, erzählte ich ihr und neugierig sah zu ihm hoch und lächelte mich dann an.

„Er ist wirklich gutaussehend“, befand sie und wieder sah ich zu ihm.

Unsere Blicke trafen sich diesmal und er schien mich genauso zu registrieren wie ich ihm.

Irgendwie fühlte ich mich nun nicht mehr verloren, sondern sicher und beständig.

„Ja, das ist er in der Tat“, stimmte ich ihr zu.

Pläne…

Kapitel 5: Pläne…
 


 

„Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.“ (Mark Twain)
 

Klaus Sicht:

Ich zeigte ihnen Elena, damit sie wussten, wie der Doppelgänger aussah.

Es war wichtig, dass jeder Vampir sich auf die Suche nach Katerina begab.

Wenn jeder Vampir nach ihr Ausschau hielt, dann würde auch sie sich nicht mehr verstecken können.

Elena sprach mit irgendeiner jungen Frau, aber durch die vielen Stimmen konnte ich nicht hören, worum es ging.

Unsere Blicke trafen sich für einen Moment und es hielt mich gefangen.

Wenn ich sie sah, dann wusste ich, dass ich diesmal all meine Ziele erreichen würde.

Irgendwie gab mir ihr Blick Sicherheit für all das, was ich erreichen wollte.
 

„Ist Katerina nicht als Katherine Pierce im Feuer in Mystic Falls 1864 umgekommen?“, fragte einer der Vampire.

Spöttisch lächelnd sah ich ihn an.

„Ich bitte euch.

Glaubt mir, wenn es etwas gibt, worin Katerina sich versteht, dann ist es am Leben zu bleiben.

Lügen und Manipulation sind ihr Spezialgebiet, nur um dann ihre eigene Haut zu retten, damit hat sie schon die Besten überlistet.“

Wie meinen Bruder zum Beispiel und auch mich ein wenig, wie ich leider zugeben musste.

„Sie wird also alles versuchen, um euch davon abzuhalten, sie zu fangen.

Macht nicht den Fehler und fallt auf sie herein.

Sie ist eine sehr gute Schauspielerin.“

Ehrlich gesagt, eine der besten, die ich je getroffen hatte.

So gut, wie meine Schwester und ich es waren.

Sie verstand es einfach, unterzutauchen und nebenbei allen anderen noch erheblich zu schaden.

Kleine manipulative Schlampe.
 

Ein Mann verbeugte sich vor mir.

„Wir werden jeden Vampir losschicken, um sie zu fassen.

Machen sie sich keine Sorgen, wir werden sie finden“, versicherte er mir und ich nickte ihm zu.

Ich hoffte, sie würden es sobald wie möglich schaffen. Ich wollte endlich diesen elendigen Fluch loswerden, jetzt wo ich doch noch die Möglichkeit dazu hatte.

„Ich werde mich in Chicago aufhalten.

Sobald ihr Informationen habt, meldet euch bei mir!“, befahl ich ihnen und sie nickten zustimmend.

Wir tauschten noch ein paar Neuigkeiten miteinander aus und nur wenig belangloses, bevor ich mich wieder auf die Suche nach meiner Doppelgängerin machte.
 

Ich fand sie nicht sofort, sondern musste erst nach ihr suchen.

Anscheinend hatte sie doch ihre Scheu überwunden und sich unter die Leute gemischt.

Als ich sie erblickte, redete sie gerade mit einem Mädchen, anscheinend in ihrem Alter, die blonde gelockte Haare hatte.

Eine Weile beobachtete ich sie, sie schien viel Spaß zu haben und war nun doch ganz ausgelassen.

Sie sah mich und lächelte mich an, wie sie es anscheinend gerne tat.

„Entschuldige mich bitte“, sagte sie zu dem anderen Mädchen und kam dann auf mich zu.

Elena fiel unter all den Menschen gar nicht auf.

Sie war genauso schön wie alle anderen.

Wenn die Doppelgängerinnen eines besaßen, dann war es Schönheit.

Deswegen fingen sie auch die Blicke aller Männer bei der ersten Begegnung gleich auf.
 

Fröhlich hakte sie sich bei mir unter.

„Ich hab wirklich Alexis Bledel getroffen und Taylor Swift.

Das Beste war auf jedenfall aber, das ich Jim Carrey kennengelernt habe, er ist absolut genial und witzig!“, erzählte sie mir begeistert.

„Dann hast du ja auf jedenfall etwas, das du in dein Tagebuch schreiben kannst.“

Ich hatte gesehen wie sie damit auf der Fensterbank gesessen und hinein geschrieben hatte.

Sie hatte dabei ruhig und zufrieden ausgesehen, als konnte sie alles um sich herum auf der Welt vergessen.

„Vergiss nicht die Begegnung mit Michelle Trachtenberg hineinzuschreiben“, erinnerte ich sie und sie sah mich verwirrt an.

Anscheinend hatte sie das nicht wirklich registriert.

„Die Frau mit der du gesprochen hast, als du zu mir hochgesehen hast.“

Erkennend weiteten sich ihre Augen und zeigte mir damit, dass sie es wirklich nicht so mitbekommen hatte.

„Oh, ich wusste, dass ich sie irgendwoher kannte.“
 

Sie schlug sich mit der Hand vor den Kopf und ich konnte nicht anders als darüber zu lachen.

Es sah wieder so normal aus.

„Nicht so tragisch.

Aber anscheinend hattest du eine Menge Spaß.“

Sie nickte bestätigend.

„Sicher.

Und hast du alles erledigt was du wolltest?“, fragte sie interessiert nach.

Alles vielleicht nicht, aber alles was ich konnte und das war doch schon einmal ein sehr guter Anfang.

„Ja, hab ich.

Jetzt muss ich abwarten, in der Zeit können wir uns amüsieren“, erklärte ich ihr und hob dabei meine Stimme in eine ganz bestimmte Tonlage.

Aber Elena schien es nicht ganz zu registrieren.

„In Chicago?

Du hast gesagt wir wollten dahin.“
 

Ich nickte leicht bestätigend.

Ich mochte Chicago, ein einfach magischer Ort, zu jeder Zeit.

Das war wie New Orleans.

Es gab einfach fantastisch schöne Plätze auf dieser Welt, die einen einfach immer wieder bezauberten und die Ewigkeit war die einzige Zeit, mit der man sie alle genießen konnte.

„Es soll tolle Theater da geben.“

„Noch viel mehr, meine Liebe.

Wolkenkratzer, die dir den Atem verschlagen, das Adler-Planetarium, ein Kunstmuseum mit Werken aus der ganzen Welt, der Chicago Jazz ist dort beheimatet, der Tribune Tower, das…“

Ich wurde von Elenas heiterem Lachen unterbrochen und sah sie fragend an, weil ich ihren Blick nicht deuten konnte.

Vor allem verstand ich auch nicht, warum sie mir gerade so einen Blick gab.
 

Ihre Augen funkelten mich heiter an, aber da war noch etwas, was ich nicht zuordnen konnte.

„Was ist?“, fragte ich neugierig und ein wenig verdutzt nach, weil sie fest die Lippen aufeinander presste und den Blick nicht von mir ließ.

War es so witzig, was ich gesagt habe?

„Hast du dir schon mal selbst zugehört?

Du hast eben geklungen wie ein begeisterter Stadtführer, der dort jeden Fleck kennt und alles liebt, was er dort sieht.“

Tat ich das?

Nun, ich liebte diese Stadt tatsächlich.

Sie war immer wieder ein Besuch wert.
 

Ich spürte wie sich Elenas Hand auf meinen Unterarm legte.

„Ich hab es nicht böse gemeint.

Es toll dir zuzuhören, wie du von dieser Stadt schwärmst.

Also bitte, zeig mir alles dort und vor allem das, was du so liebst.“

Ich sah ihr in die Augen, die warm und neugierig leuchteten, bereit die Welt zu sehen.

Es war eine Schande, dass sie versucht hatte sich umzubringen, sie sollte nicht so gebrochen sein, in ihr steckte viel mehr.

Aber nun war ihre Zeit begrenzt.

Allerdings war sie eine angenehme Begleitung, viel besser als Katerina, selbst als diese noch ein Mensch gewesen war.

„Sicher“, antwortete ich ihr und überlegte, welche Orte ich ihr alle zeigen konnte.

Klarstellungen

Kapitel 6: Klarstellungen
 


 

„Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.“ (Clemens von Brentano)
 

Elenas Sicht:

Ich beendete meine Mail und führte dann die Pfeiltaste auf Senden.

Noch einmal überflogen meine Augen schnell das Geschriebene:
 

"Lieber Jeremy,
 

ich danke dir, dass du nicht sauer auf mich bist.

Zur Zeit bin ich unterwegs von New York nach Chicago.

Ich habe einen Mann getroffen, dem ich bei einer wichtigen Sache helfen werde.

Ich habe das Gefühl, dass mein Leben endlich wieder einen Sinn macht.

Zum ersten Mal seit dem Tod unserer Eltern.

Verstehst du, Jeremy?

Es ist fast so, als würde ich wieder zum Leben erwachen, als würde ich aus einem langen Trancezustand befreit werden.

Ich kann wieder atmen, ohne ständig Schuldgefühle zu haben.

Wenn ich bei ihm bin, dann tut es gar nicht so weh, wie es sonst der Fall war.

Ich lebe und das ist endlich wieder ein gutes Gefühl.
 

Wir geht es dir?

Ist Jenna sehr ausgerastet?

Ich hoffe, du machst wieder deine Hausaufgaben und kümmerst dich um die Schule.

Ich wünsche mir, dass du nicht mehr leidest und das selbe Gefühl wie ich entwickeln kannst.
 

Ich liebe und vermisse dich,

Elena"
 

Ich verschickte die Mail und stützte meinen Kopf überlegend auf meine Hand.

Meine Trennung von Jeremy war das Einzige, was mir wirklich weh tat, was mich schmerzte.

Aber ich war dankbar dafür, dass er nicht sauer war.

In meiner letzten Mail hatte ich ihn nur gefragt, ob er wütend auf mich sei und ob er vielleicht mit mir schreiben will.

Er hatte sofort zugestimmt und gesagt, dass ich immer noch seine Schwester war und dass er mich liebte.

Das war für mich sehr wichtig.
 

Zwei Hände legten sich auf meine Schultern und ich konnte nicht anders als zu lächeln.

„Woran denkst du, my Love?“

„Gerade an meinen Bruder“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

Er war wieder gesund und anscheinend auch so gut gelaunt, das er gnädig genug war, mir zu vergeben.

„Und sonst?“, fragte Klaus weiter nach und beugte sich dabei zu mir herunter, sodass seine Lippen kurz mein Ohr streiften.

Grinsend drehte ich mich zu ihm um und reichte ihm die Hand, sodass er mir aufhalf.

„An dich natürlich.

Kann doch gar nicht anders sein, bei all der Zeit, die wir miteinander verbringen.“
 

Sein Blick wurde sofort ernst und nachdenklich und wie so oft wusste ich wieder nicht, was in seinen Kopf vorging.

Hatten meine Worte diesen Effekt auf ihn gehabt?

Aber was hatte ich dann gesagt, was ihn in diesen Zustand versetzte?

„Wieso bin ich bei dir, Klaus?“, fragte ich nach.

Klaus sah mich nun total verwirrt an, als hätte er keine Ahnung, wovon ich redete oder als würde ich nach etwas total logischem fragen.

„Ich brauch dich, damit du im richtigen Moment für mich stirbst.“

Ich schüttelte den Kopf, denn das hatte ich bereits gewusst.

„Nein, ich meine, warum steckst du mich nicht einfach in einen Keller?

Wieso kümmerst du dich um mich und nimmst mich mit?

Sorgst dafür, dass ich mit meinen Bruder Kontakt halten kann?“, fragte ich nach, da ich das noch nicht genau verstand.

In der letzten Zeit hatte ich allerdings öfter darüber nachgedacht.
 

Klaus Ausdruck wurde nun völlig undurchschaubar und ich glaubte, er dachte nach.

Nicht für eine Antwort, sondern wie genau er seine Worte wählen sollte, um die Antwort zu formulieren.

„Du bist ein soziales Experiment.

Ich mag die Gesellschaft.“

Seine Augen glitzerten und erst war ich geschockt, als ich die Bedeutung seiner Worte realisierte.

Doch dann erkannte ich, dass ich das gewusst hatte und wie egal es mir war, da mein Leben trotzdem oder erst so einen Sinn hatte.

Dann, als er schwieg, auf eine Reaktion von mir wartete, wusste ich etwas, das ihm selbst wahrscheinlich nicht klar war.

Er meinte jedes Wort genau so wie er es sagte und daran sollte ich nie zweifeln, aber da war noch mehr, was nur noch nicht da war.
 

Ich legte den Kopf schief und lächelte ihn glücklich an.

„Okay“, sagte ich heiter und hakte mich wieder bei ihm unter. „Dann sag mir genau, wie ich dir nützlich sein kann.

Sag mir welchen Sinn mein Tod für dich haben wird.“

Er sah mich geschockt an, als glaubte er nicht, was ich sagte, als dachte er, ich würde den Verstand verlieren.

Doch er sah mir in die Augen, so wie ich es eben zuvor getan hatte und entdeckte darin seine Antwort.
 

Dann begann er zu erzählen.

Alles was ich wissen wollte und noch mehr.

Er beantwortete meine Fragen und erzählte mir alles rational und manchmal mit Leidenschaft und Gefühl.

Er erzählte mir seine Geschichte:
 

Wie er mit seinen Eltern und Geschwistern in Mystic Falls gelebt hatte.

Wie er sich mit seinem älteren Bruder in das selbe Mädchen namens Tatia verliebt hatte, deren Doppelgängerin ich war.

Wie er und seine Familie Vampire wurden, die ersten überhaupt.

Wie er erfuhr, dass er nicht der Sohn seines Vaters war und wie seine Mutter seine Werwolf-Seite bannte, die ich wieder herrufen konnte.

Wie er seiner Mutter das Herz herausriss und seine Geschwister deswegen belog, aus Angst sie zu verlieren.

Wie er und seine Geschwister von seinem Vater gejagt wurden.

Wie er seinem Bruder Finn einen Dolch ins Herz stieß.

Wie er Katerina kennenlernte und sie versuchte zu opfern, bevor sie ihn verraten hatte und weggelaufen war.

Wie er und Elijah sich entzweiten.

Wie er seinem Bruder Kol einen Dolch ins Herz stieß.

Wie er seiner Schwester Rebekah einen Dolch ins Herz stieß und wie er das auch bei seinem Bruder Elijah vorhatte.
 

Ich fühlte mich merkwürdig paralysiert von seinen Offenbarungen, lauschte aber weiterhin seinen Plänen aufmerksam und ging dabei Arm in Arm, immer an seiner Seite, mit ihm durch die Straßen dieser kleinen Stadt, in der wir Rast machten.

Klaus war nicht gut, das wusste ich, aber ich konnte ihm nicht böse sein.

Weder für das, was er getan hatte, noch für das, was er vor hatte.

Er war grausam und doch fühlte ich mehr Mitleid für ihn als Zorn oder Abscheu für seine wirklich schrecklichen Taten.

Ich fragte mich eher, wie man solch grausame Eltern haben konnte.

Einen Vater, der einen verstieß, obwohl er seinen Sohn hatte aufwachsen sehen, der diesen sogar töten wollte, für einen Fehler, den seine Mutter begangen hatte.

Eine Mutter, die ihren Sohn verleugnete, nur um einem Mann gefügig zu sein, den sie nicht mal wirklich liebte.

Das waren für mich unvorstellbare Taten, besonders mit solchen Eltern, wie ich sie gehabt hatte, die mich bedingungslos geliebt hatten.
 

„Also warten wir ab, bis wir diese Katerina finden, die den Mondstein hat?

Dann brauchen wir noch einen Werwolf und einen Vampir zum opfern und eine Hexe, die den Zauberspruch spricht.

Und das alles muss bei Vollmond stattfinden.

Hab ich was vergessen?“, fragte ich nach, ob ich das mit dem Ritual auch richtig verstanden hatte.

Er grinste mich an und es sah ein wenig bedrohlich aus.

„Abgesehen von deiner Wenigkeit?

Wir müssen zu deinem Geburtsort, also nach Mystic Falls, doch erstmal brauchen wir das andere.“

Verstehend nickte ich.

Klang nach ganz schön vielen Voraussetzungen und Bedingungen.

„Klingt kompliziert.

Ist es schwer einen Vampir, einen Werwolf und eine Hexe zu finden?“, fragte ich interessiert, da ich einfach keine Ahnung hatte.
 

Klaus war nun einmal der einzige Vampir, den ich kannte, sonst hatte ich nie Kontakt mit Übernatürlichen gehabt.

Gott sei Dank.

Aber offensichtlich gehörte ich als Doppelgängerin selbst dazu.

„Ein Vampir ist einfach zu finden und wenn nicht, dann verwandelt man schnell einen Menschen.

Eine Hexe stellt da schon eine größere Schwierigkeit dar, obwohl ich viele Hexen habe, die mir dienen.

Einen Werwolf zu finden, ist da das Schwierigste.

Darum werde ich mich noch kümmern müssen.“

Ich grinste bei dem Gedanken, den ich hatte.

„Wie findet man wohl einen Werwolf?

Legt man ein Stück Fleisch aus oder einen Hundeknochen?“, fragte ich amüsiert, weil ich einfach keine Ahnung hatte und meine Gedanken sich so ins Lächerliche zogen.

„Ein Köder ist nie eine schlechte Idee, doch dann würde ich etwas anderes nehmen.“

Seine Augen glitzerten gefährlich, das es meinen ganzen Körper zum zittern brachte.

„Soll ich für dich diesen Köder spielen?“, fragte ich nach und ich war selbst erstaunt, wie wenig mir das ausmachte.

Ich wollte Klaus einfach nur helfen und dabei war es mir egal, wie ich das tat.

Er schüttelte allerdings bestimmend den Kopf.

„Keine Risiken, was dein Leben angeht“, sagte er entschlossen.

Prüfend sah ich ihn an, aber er war und blieb ein Rätsel, undurchschaubar für mich.

Allerdings wusste ich, dass ich mich auf die Zeit mit ihm freute, egal was für ein Ende es mir bringen würde.

Versuchung

Kapitel 7: Versuchung
 


 

„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ (Oscar Wilde)
 

Elenas Sicht:

Ich wusste nicht wie oft es geklopft hatte, bevor ich wach wurde und reagierte.

Aber es klang sehr ungeduldig, dass ich es wohl doch eine ziemliche Weile überhört haben musste.

„Herein!“, rief ich verschlafen und richtete mich auf.

Langsam öffnete ich meine Augen, aber das Licht, ob es von der Sonne stammte wusste ich nicht, blendete meine Augen.

Immer wieder blinzelte ich, um meine Augen an die Lichtverhältnisse anzupassen.

Es tat irgendwie ein wenig weh und am liebsten hätte ich mich einfach wieder nach hinten fallen lassen.

„Guten Morgen, Liebes.

Ich hab was für dich.“

Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit wer das war und ich wusste es, auch ohne seine Stimme zu erkennen.
 

Neben mir, sank die Matratze etwas herunter seinem Gewicht ab, als er sich zu mir setzte und ich, ich konnte beinah wieder sehen.

Ich beugte mich zum Nachtschrank und holte mir von da meine Uhr.

Ich musste mich ein wenig konzentrieren, um die Uhrzeit davon abzulesen, weil ich die Zahlen erst entziffern musste.

Alles war noch ein wenig verschwommen.

„Ehrlich?

Es ist nicht einmal sieben.

Machen wir nicht so etwas ähnliches, wie Urlaub?“, fragte ich nach, weil wir doch eigentlich vorhatten uns zu amüsieren.

Um sieben Uhr in der Früh aufzustehen, gehörte für mich nicht dazu.
 

„Ich bin ein Vampir.

Ich brauch nicht so viel Schlaf.“

Ist ja total witzig.

„Ich bin ein Mensch.

Ich brauch sehr viel Schlaf“, konterte ich kalt.

Mein Gehirn wollten an diesem Morgen anscheinend noch nicht richtig arbeiten, zur Bestrafung fürs aufwachen bekam ich Kopfschmerzen.

„Ich dachte, du hättest gern ein Geschenk?“

Ich konnte sein Grinsen sehen, ohne ihn dabei anzusehen.
 

Seine Geschenke waren in der Regel, nun sie bestanden meist aus Kleidung, wenn man das so nennen konnte.

Das meiste davon bedeckte nicht sehr viel von mir.

Ich wandte meinen Kopf zu ihm, hatte endlich einigermaßen klare Sicht und zeigte ihm mit meinem Blick hoffentlich genügend Skepsis.

„Ist es ein Kleid?“, fragte ich genervt.

Das letzte hätte ich beinah als durchsichtig bezeichnet und ich hatte mich geweigert es zu tragen und dafür ein etwas Annehmbareres von den vergangenen Tagen getragen.

„Kein Kleid“, versprach er mir.

Na, das war doch schon mal etwas, aber es waren noch nicht alle Gefahrenquellen ausgeschlossen.

Ich wollte es lieber vorher ausschlagen, bevor ich es vielleicht bereute.

„Unterwäsche?“, fragte ich weiter nach und nun war das Grinsen mit seinem Gesicht verschmolzen.

Es war so groß, das es mich an die Grinsekatze von Alice im Wunderland erinnerte.
 

„Also, wenn ich dir welche schenke, würdest du sie dann anziehen und mir vorführen?

Ich bin dann nur kurz weg“, sagte er und tat tatsächlich so, als wollte er aufstehen und losrennen.

Ich zog ihn an seinem Ärmel zurück und deutete ihm dazubleiben.

„Aus diesem Grund wollte ich, das wir getrennte Zimmer haben und wegen…“ Ich deutete auf die Tür. „… der hässlichen Wegaktion.“

Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht und schob meine Haare nach hinten, die wie morgen üblich sicher wie eine Katastrophe aussahen.

Klaus legte mir das Paket, das ein weißer Karton war, auf den Schoß.

„Pack es aus!“, forderte ich mich auf und vorsichtig hob ich den Deckel davon auf.
 

Mir klappte der Mund auf.

Wie kam er denn auf den Gedanken?

Nicht, das ich wirklich unglücklich darüber war, ich freute mich riesig.

„Das ist…“

Ich fand irgendwie nicht die richtigen Worte dafür, um meiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.

„Ein Internet-Stick ist dabei.

Ich dachte, so fällt es dir leichter, mit deinem Bruder Kontakt zu halten.

Dann müssen wir auch nicht immer ein Internetcafé aufsuchen.

Ist das Geschenk praktisch genug?“, fragte er nach und bewundert strich ich über den weißen Laptop, der einfach nur schön war.

Ich hatte Klaus gesagt, dass er mir doch etwas Praktisches schenken sollte, anstatt immer solche Kleider, wo ich mich durchringen musste, sie anzuziehen.

Die wollte ich wenn dann lieber selber kaufen.
 

Ich versuchte immer noch etwas zu sagen.

Machte den Mund auf, doch es kamen nicht wirklich passende Worte heraus.

Ich wusste selbst, das es für Klaus keinen großen Aufwand bedeutete, mir Sachen zu kaufen oder was auch immer.

Er hatte genug Geld und wenn manipulierte er die Menschen einfach.

Trotzdem bedeutete es mir eine Menge.

Es war schon eine Weile her, das sich jemand so sehr um mich kümmerte, auf das einging, was ich wirklich wollte.

Klaus stand auf, aber wieder hielt ich ihn zurück, griff nach seinen Arm und zog ihn zu mir herunter.

Ohne weiter darüber nachzudenken, tat ich das, was ich sowieso schon eine Weile tun wollte, was mir immer wieder im Kopf herumschwirrte und das meinen Gefühlen hoffentlich genug Ausdruck verlieh.
 

Ich presste meine Lippen gegen seine, schlang meine Arme dabei um seinen Hals und spürte, wie er langsam meine Aktion erwiderte, sodass ich mich einfach nur noch fallen lassen konnte.

Seine Lippen waren ein wenig rau, aber weich und ich war in diesem Moment wirklich wach.

Klaus verkörperte für mich in dem Moment die Versuchung pur und wie lange konnte man sich gegen sowas verwehren?

Seine Zunge durchdrang meine Lippen und nichts deutete auf Unschuld bei dieser Aktion hin.

Aber mal ehrlich, das würde auch nicht zu ihm passen.

Mein Körper war in heller Aufregung.

Starb und wurde wieder erweckt.

Er war eiskalt, wenn er mich berührte, eine Gänsehaut, durch unseren Kontakt und er war heiß, wenn er wieder von mir abließ, sendete Hitzewellen, die von Sehnsucht zeugten und nach mehr verlangten.
 

Klaus sah mir in die Augen, entfernte sich nur wenige Zentimeter von mir und beäugte mich prüfend.

„Vielen Dank.

Für alles“, flüsterte ich und nach einer Weile nickte er einfach nur registrierend.

Er sah mich an, als wäre ich das faszinierendste und merkwürdigste Objekt, das er je in Augenschein genommen hatte.

Wie ein seltenes und außergewöhnliches Tier, ein Fabeltier vielleicht.
 

Ich erwiderte seinen Blick, blieb standhaft und bewunderte dabei seine hellblauen Augen.

Darin war ein Funkeln, was mir zeigte, dass ich etwas Besonderes war, in wie fern wusste ich allerdings nicht.

Doch mein rasendes Herz verriet mir, was er für mich war.

So viel mehr, als nur eine bloße Versuchung.

Aber gekoppelt war es für mich unmöglich ihn zu widerstehen.

Er strich mir ein paar Haarsträhnen nach hinten und küsste mich auf die Stirn, bevor er aus dem Zimmer verschwand.

Ein wenig durch den Wind, schaute ich hinaus aus dem Fenster, durch das die Sonne herein strahlte.

E-Mails

Kapitel 8: E-Mails
 


 

„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!“ (Oscar Wilde)
 

Elenas Sicht:

Neugierig las ich den Brief meines Bruders, oder E-Mail, wie man es auch nennen wollte.

Mich so mit ihm zu unterhalten war ungewohnt, aber dennoch gut.

Es war noch immer befreiend.
 

Liebe Elena,
 

du bist meine Schwester und selbst wenn ich wütend auf dich wäre, würde es mich nie so beeinträchtigen können, dass ich dich hassen würde.

Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich glücklich über deine Entscheidung bin, aber ich respektiere es, wenn es das ist, was du brauchst.
 

Mach dir keine Sorgen um Jenna, sie wird uns nie verstehen.

Was in uns vorgeht.

Sie ist wirklich sauer, aber die Polizei hat gesagt, dass sie sich keine Hoffnung machen soll, wenn du freiwillig abgehauen bist.
 

Die Schule beginnt morgen wieder und ich habe alle Hausaufgaben erledigt, die ich über die Ferien machen sollte.

Dieses Gefühl was du beschrieben hast, irgendwie hab ich das auch.

Eine große Last scheint von meinen Schultern gefallen zu sein, sowie dieser Kummer, der mich zerfraß.

Ich bin immer noch traurig, wegen dem Tod unserer Eltern, aber zum ersten Mal glaube ich, kann ich sagen, dass ich damit leben kann.

Dass ich es überleben werde.

Ich kann dir beruhigt und ehrlich sagen, dass ich aufgehört habe Drogen zu nehmen.

Ich hoffe, dass ich dir nie wieder Kummer bereiten werde.

Ich hab für meine Hausaufgaben sogar gründlich recherchiert und die Bibliothek besucht.
 

Was machst du, wenn du keine Schule mehr hast?

Hast du einen Plan?
 

Ich vermisse dich ebenfalls,

Jeremy
 

Ein paar Momente schwebte ich in den Glückszustand der Erfahrung, dass es ihm gut ging und das er keine Drogen mehr nahm.

Es war ein Grund vor Freude an die Decke zu springen.

Ich las den Brief noch einmal durch, bevor ich meine Antwort dazu verfasste.
 

Lieber Jeremy,
 

Die Polizei hat sich Gottseidank noch nicht bei mir gemeldet.

Aber ich bin mir auch nicht sicher, wie sie das anstellen sollte.
 

Wir sind in Chicago und die Stadt ist einfach wunderbar.

Es gibt so viele Museums, so viele Orte zu entdecken, man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und ich habe den besten Reiseführer für diesen Ort gefunden.

Klaus, so heißt der Mann mit dem ich unterwegs bin, kennt jeden sehenswerten Platz in dieser Stadt.

Ich könnte hier noch Jahre bleiben, ohne das mir langweilig würde und das ich alles gesehen hätte.

Alles ist hier so viel größer, als in Mystic Falls.

Man kann es eigentlich auch gar nicht vergleichen.
 

Ich bin wirklich stolz auf dich, das du keine Drogen mehr nimmst und sicher wären es auch unsere Eltern.

Es erleichtert mich zu wissen, dass es dir gut geht.

Darf ich deswegen glücklich sein?

Bitte denke nicht, dass ich dich jemals vergessen werde.

Mein Glück hängt immer noch von deinem ab.

Du bist einfach mein kleiner Bruder.
 

Ich weiß noch nicht wirklich was ich vorhabe.

Gerade zurzeit versuche ich einfach nur wieder Spaß an meinem Leben zu haben und mich dahin hinein zu finden.

Ich frage mich wer ich bin und wer ich sein will.

Ich will mutig und stark sein, für die Menschen kämpfen die ich liebe.

Ich will Dinge riskieren und so leben, das ich glücklich bin und im Nachhinein nichts bereue.

Wie der Plan für dieses Leben aussieht, weiß ich selbst noch nicht genau, aber ich versuche in den Tag hinein zu leben, das zu tun, was ich denke.

Vielleicht meine eigene Form von Selbsthilfeprogramm.
 

Liebe Grüße,

Elena
 

Ich klickte auf Senden, um die Nachricht zu verschicken und war ziemlich zufrieden mit mir.

Ich dachte über den letzten Absatz nach, den ich geschrieben hatte und wusste genau, dass jedes Wort davon wahr ist.

Jetzt musste ich nur noch herausfinden, was mich glücklich machen würde und dieses umsetzen, am besten noch in den kurzen Zeitraum, der mir verblieb.

Das konnte doch nicht so schwer sein.

Doch schon bereits seitdem ich meine Eltern verloren hatte, fehlte mir die Perspektive und die Ideen für meine Zukunft.

Im Moment schien diese nicht einmal mehr auf eine große Zeitspanne bemessen zu sein und doch wusste ich einfach nicht was ich wollte.
 

Vielleicht stellte ich mir auch selbst die falschen Fragen.

Ich dachte immer nur daran, was ich wollte.

Vielleicht sollte ich es einmal anders machen und das ganze umkehren.

Ich sollte mich fragen… ja… ohne was konnte ich nicht leben?
 

Natürlich war da Jeremy.

Ihn konnte ich auf keinen Fall auch noch verlieren.

Mit allem anderen würde ich wohl klar kommen.

Ich wusste, dass ich die Kraft haben würde, es zu überleben, dann auch wirklich weiter zu machen, solange Klaus nur an meiner Seite war.

Klaus.

Er war wichtig.
 

Eigentlich war er ja die Schere, die meinen Lebensfaden durchschneiden würde, aber dennoch war gleichzeitig mein Rettungsring, denn auch wenn ich schwimmen konnte, so kam ich doch gegen die großen Wellen gar nicht ohne Hilfe an.

Er konnte mich über den Abgrund schubsen, genauso gut konnte er aber auch das Auffangnetz dort unten sein.

Das war ein gefährliches Seil, auf dem ich herum tänzelte, aber abgesehen davon, dass ich keine wirkliche Wahl mehr hatte, konnte ich ohne diese Gefahr nicht mehr leben.
 

Die Wahrheit war einfach, dass Klaus mir wichtig war, dass ich ihn brauchte.

Egal wir krank das auch sein mochte.

Ich war eine Verurteilte, aber hieß das, dass ich meinen Henker böse sein musste, wo er doch nur seinen Job tat?

Natürlich war Klaus nicht wirklich so unschuldig, aber wieso sollte ich den kurzen Rest meines Lebens damit verbringen ihn zu hassen.

Es verbrauchte viel Kraft jemanden dieses Gefühl gegenüber zu bringen.

Es zerrte an einem und zerstörte einem am Ende, machte einen selbst zum Monster.

Außerdem, was würde es mir bringen?

Ich hatte nicht mehr viel Zeit und diese wollte ich nicht mit Selbstzerstörung verbringen.

Ich wollte sie genießen, egal welche Möglichkeiten ich auch hatte, ich würde sie ergreifen.

Vertrauen

Kapitel 9: Vertrauen
 


 

„Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt...“ (Blaise Pascal)
 

Elenas Sicht:

„Das war groß, hast du gesehen wie groß es war?

Mindestens zwölf Meter hoch!“

Es war einfach erstaunlich, diese Säulen.

So imposant, das man davon erschlagen wird. Aber dennoch hatte es etwas fesselndes, das man nicht wegsehen konnte.

„Sicher hab ich das, Elena.

Ich war dabei.

Du erinnerst dich?“, fragte er nach und zog eine Augenbraue, doch ich konnte nicht anders, als ihn nur anzugrinsen.

Natürlich wusste ich, dass er dabei war.

Schließlich hatte er mir alles gezeigt.

„Wie viele Menschen, glaubst du, passen da rein?

Tausend? Zweitausend? Dreitausend? …“
 

Ich konnte nicht weiter raten, da Klaus mir den Spaß nahm, aber ich wäre auch weiter von der Wirklichkeit damit abhanden gekommen.

„Es passen genau 3563 Menschen hinein, so viel wie wohl auch heute, da es immer ausverkauft ist“, erklärte er mir.

„3563? Warum nicht 3562 oder 64, weil eine gerade Zahl viel logischer wäre!

Sitz da der eine Mensch dann ganz allein oder…?“

Klaus berührte meinen Arm und ich verstummte und sah ihn fragend an.

„Elena, wieso bist du so aufgeregt?

Das Stück ist vorbei, wir haben es bereits gesehen.“
 

Stimmt, ich war total hibbelig.

Mussten wohl die wirkenden Reste des Abends sein, die mich da vollkommen berauschten.

„Ich weiß nicht.

Es war nur so schön.

Du hattest recht, es ist wirklich das schönste Opernhaus, das es in Chicago gibt und da ich sonst noch keines gesehen habe, auch so.“

„Ich sagte bedeutendste Opernhaus, nicht schönste.

Das warst du und glaub mir, auch wenn es toll ist, es gibt bessere“, korrigierte er mich, weswegen ich die Augen verdrehte.

„Verdirb das nicht.

Für mich ist es das schönste und ich will das genau so in Erinnerung behalten“, erklärte ich ihm genau, woraufhin er schwieg.

Er wusste wohl wie ich das meinte.

Zwar fühlte er sich sicher deswegen nicht schuldig, aber wirklich drüber sprechen tat er gottseidank auch nicht mir darüber, wofür ich sehr dankbar war.

Ich hatte ihn nicht für so taktvoll gehalten oder zumindest für jemand, den so etwas interessierte.
 

„Gut, also dir hat das Gebäude gefallen.

Sag mir lieber wie du das Stück fandest“, bat er mich und ich war überrascht, dass er es hören wollte, da ich manchmal das Gefühl hatte, zu viel zu reden oder auch einfach nur Blödsinn zu reden, mit dem ich ihn auf die Nerven ging.

Es beruhigte mich, das es anscheinend nicht so war.

„Endlich mal keine Tragödie!

Ich fass es nicht, eine Oper und dazu ein Happy End.

Wahrscheinlich bin ich zu sehr von Romeo und Julia gelähmt, die wir in der Schullektüre behandelt haben, aber irgendwie hatte ich immer den Eindruck, dass alle Opern, sowie Theaterstücke, traurig und deprimierend ausgehen.

Obwohl natürlich die Tragödie in dem Fall am Anfang war, was es auch nicht unbedingt besser macht, aber alles in allem war Simon Boccanegra ein wirklich wunderbares Stück.

Doch ich bin froh, dass es eine Übersetzung gab.

Ich hab das Gefühl, selbst wenn ich italienisch könnte, würde ich es nicht so recht verstehen.“

Die Übersetzung war obendrüber gewesen, was ich erst später mitbekommen hatte, so nach zehn Minuten.

Vielleicht war es für andere logisch, aber ich war es einfach nicht gewohnt.

„Es ist in der Tat schlecht zu verstehen, aber das ist eigentlich immer bei allen Stücken so.

Hast du noch Hunger, sollen wir was essen gehen?“, fragte Klaus und ich musste wirklich lachen.
 

Verständnislos sah er mich an und ich knickte deswegen fast schon vor Lachen ein, ihm war es tatsächlich nicht aufgefallen zu sein.

„Du scheinst auch ein wenig durch den Wind zu sein oder du hast einfach nur vor mich zu mästen, was auch immer es ist.

Wir haben schon gegessen, bevor wir in die Oper gegangen sind“, erinnerte ich ihn und sein Blick war ein Augenblick vollkommen verwirrt, bevor ihm sein Fehler anscheinend selbst klar wurde.

„Oh, das ist wirklich…“

Ihm schien wohl das Wort zur Beschreibung zu fehlen, weswegen ich wieder anfing zu kichern.

„Witzig!“, meinte ich entschlossen und zumindest lächelte Klaus, wenn auch nur leicht, aber dieses Lächeln war besser als jedes nervige Grinsen von ihm.
 

Ich schlang meine beiden Arme um seinen und erstickte mein Lachen bei ihm.

„Wir könnten einen Kaffee trinken gehen oder sowas.

Von mir aus kannst du auch einen Scotch oder Bourbon trinken, aber davon werden wir vielleicht wach oder was auch immer uns so dusselig macht.“

Also ich war aufgedreht und er anscheinend vergesslich.

Das schien mir wirklich nicht ganz gesund zu sein.

„Also trinken wir einen Kaffee.

Hier in der Nähe gibt es ein Vierundzwanzig-Stunden Restaurant, in das wir gehen könnten“, schlug Klaus vor und wir machten uns auf den Weg dorthin.
 

Der Laden hatte viele große Fensterscheiben und die Bänken waren mit roten Leder überzogen, ein dunkles Weinrot und trotzdem hatte es eher einen Charme für Zwischendurch.

Gemütlich und dennoch nicht wohnlich.

Klaus bestellte ein Bier, was ihm anscheinend schon ausreichte und ich bestellte mir einen Kaffee, der mich vielleicht nur noch viel aufgedrehter machte, wer weiß.

Aber Alkohol hatte auch nicht die beste Wirkung bei mir und das letzte Mal, als ich zu viel von ihm getrunken hatte, da hatte er meine negativen Gedanken soweit verstärkt, dass ich von einer Brücke springen wollte.

Diesmal gab es zwar keine so starken negativen Gedanken, doch andere Gefühle und die sollten sich nicht mit Alkohol in Verbindung treten.

Die Beziehung der beiden würde Katastrophal verlaufen.
 

„Wie lange bleiben wir eigentlich noch hier?

Wann werde ich sterben?

Ich meine wann wird dieser Mondstein gefunden?

Ist er schon gefunden wurden?

Und dann, wirst du mir sagen wann ich sterben werde?“

„Elena“, versuchte Klaus mich zu unterbrechen, doch irgendwie schien ich grad in Fahrt zu sein, weswegen ich einfach weiter sprach.

„Bitte sag es mir dann nicht, wenn du es weißt.

Ich möchte es wirklich nicht wissen und mir andauernd darüber Gedanken machen, wie viele Tage ich noch haben werde.

Sei einfach so nett zu mir, wie du es jetzt bist.“

„Elena“, sagte er noch einmal und fasste diesmal nach meiner Hand, sodass ich irgendwie aufschreckte und in seine Augen sah.
 

Ich mochte seine Augen.

Sie waren so schön blau und wenn ich in sie sah, wusste ich, dass alles einen Sinn hatte.

All das, was geschah.

„Weißt du eigentlich, dass ich kein netter Mensch bin?“, fragte er nach und verwirrt runzelte ich die Stirn, weil ich die Frage nicht wirklich verstand.

Er war kein netter Mensch, das wusste ich doch!

„Sicher, ich weiß was du getan hast.

Du hast es mir erzählt.

Worauf willst du hinaus?“

Er stutzte kurz und anscheinend wusste er es selbst nicht oder meine Antwort war verwirrend gewesen.

„Nun… die meisten Menschen hassen mich.“

„Bist du anders zu ihnen?“

Es musste einen Grund geben.

Nun, wenn er ihnen schreckliche Dinge an tat, ohne Grund, dann war das wirklich berechtigt.

„Naja… zumindest nicht solange sie mich nicht verraten“, meinte er und schien mittlerweile selbst vollkommen verwirrt.

Hatten wir irgendwann was genommen und nichts davon mitbekommen?
 

Alles schien heute wirklich sehr verwirrend zu sein.

Unser Benehmen war eigenartig.

„Wieso verraten sie dich dann, wenn du so nett bist, wie zu mir?“

Diese Logik konnte ich wirklich nicht verstehen.

Gut, mich wollte er umbringen und dass ich das einfach akzeptierte, war bestimmt nicht allzu normal.

Aber im Grunde genommen, würde er ja nicht einfach so mit einem Menschen in Kontakt treten, mit der Absicht in zu töten.

Wenn er dann genauso zu ihnen war, wie zu mir, dann sah ich irgendwie das Problem nicht.

„Ich weiß nicht.

Ist wohl jedes Mal sehr kompliziert oder sie hören was ich in der Vergangenheit getan haben und verraten mich dann.

Dann werde ich wohl etwas brutal und so entsteht dieser verwirrende Kreislauf.“

Er runzelte die Stirn und schien selbst über all die Ereignisse nachzudenken.
 

Diesmal war ich es, die seine Hand drückte und ihn dazu bewegte, mir in die Augen zu sehen.

„Ich bin dafür diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Ich weiß alles und siehst du, ich laufe nicht weg und verrate dich auch nicht.

Ich bleibe bei dir, ich verspreche es.

Kannst du mir das glauben?“, fragte ich und hoffte, das er mir diese Wahrheit glauben würde, denn ich wollte unbedingt das er jemand hatte, der sein Vertrauen nicht zerstörte.

Ich würde gern diese Person für ihn sein.

Nach langem zögern antwortete er mir.
 


 

„Ja.“

Eine gewünschte Illusion

Kapitel 10: Eine gewünschte Illusion
 


 

„Eine Liebeserklärung ist wie eine Eröffnung beim Schach: Die Konsequenzen sind unübersehbar.“ (Hans Söhnker)
 

Elenas Sicht:

Klaus schrie und warf sein Handy, mit dem er eben gerade noch telefoniert hatte, gegen die Wand.

Okay, er hatte eindeutig schlechte Laune.

Die Wut stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben und ich war sicher, das auf keinen Fall gerade gut mit ihm Kirschen essen war.

Schlecht für diejenigen, die gerade das Opfer seines Zorns waren.

„VERDAMMT NOCHMAL!“, schrie er und es schien als bräuchte er schnell etwas, um sich abzureagieren.

Sein Kopf war vor Wut rot angelaufen und wenn man es ein klein wenig übertrieb, dann würde vielleicht auch bald der Dampf aus seinen Ohren kommen, so sehr kochte es da oben bei ihn.

„Anscheinend haben sie Katerina immer noch nicht“, stellte ich unbeeindruckt fest und verschickte schnell meine E-Mail an Jeremy und fuhr danach meinen Laptop herunter, damit dieser nicht aus Versehen Schaden nahm.

Ich machte ihn zu und legte ihn zur Seite.

„Sie hatten Katerina, aber sie ist entkommen“, zischte er und anscheinend versuchte er mit seinem Blick, die Wand zur erdolchen, an der er sein Handy geschmissen hatte.

Ich lehnte mich mal soweit aus dem Fenster und behauptete, dass das niemals funktionieren würde.
 

„Tja… dieses Miststück schätze ich.

Wie konnte sie es nur wagen zu entkommen?“

Vollkommen tropfende Ironie, aber Klaus schien es entweder nicht zu stören oder gar nicht zu bemerken.

„Nein, dieses Vollidioten.

Sie hatte sie gefangen!

Wie kann es sein, das sie dann entwischen konnte?“

Das war wirklich eine gute Frage, aber da wir nicht dabei gewesen waren, war die Erforschung der wahren Hintergründe eine schwierige Angelegenheit.

„Wer weiß?

Erpressung, Sympathie Gewinnung, sexuelle Angebote…“

Klaus Blick schoss zu mir, aber ich hob meine Hände nur zu einer hilflosen Geste, weil ich es doch selbst nicht besser wusste und auch nicht in Erfahrung bringen würde.

„Was?

Keine Ahnung, was sie getan hat und wie das geschehen konnte.

Aber bringt es wirklich etwas, sich darüber aufzuregen?

Ist doch Energieverschwendung“, befand ich eindeutig.

Zu anstrengende Dinge hatte ich aus meinen Alltag nun heraus genommen und mied sie, wo ich nur konnte.
 

Klaus Blick verhärtete sich und er kam auf mich zu.

Er stützte seine Hände, auf der Stuhllehne hinter mir ab und beugte sich zu mir herunter.

Unbeeindruckt sah ich ihm entgegen.

„Meine Liebe, ich weiß das dir alles egal ist, aber ich will diese Schlampe von Doppelgängerin-“ „Hey! Ich bin auch eine Doppelgängerin!“, warf ich dazwischen und er verdrehte kurz die Augen und lächelte mir dann milde entgegen.

„Du gehörst in eine andere Kategorie.

Du bist… Elena“, sagte er nach einigem überlegen und ich hob auf seine Aussage hin, eine Augenbraue.

Das war ja eine ganz besonders nette Aussage.

„Wahnsinn, ich hab es mir verdient, bei meinem Namen genannt zu werden.

Was für eine Ehre“, erklärte ich sarkastisch, aber ich glaube er überhörte es wieder oder er ignorierte meinen wohl etwas frechen und unerfreulichen Kommentar.

„Auf jedenfall will ich diese Doppelgänger-Schlampe hier haben, damit ich den Mondstein endlich habe.

Ich will diesen Fluch lösen und deswegen ärgere ich mich, wenn nichts funktioniert, wie es soll.

Ich weiß, dich interessiert das nicht.“

Er schloss die Augen und atmete tief durch, anscheinend musste er sich beruhigen und seinen Ärger in sich ersticken.

Ich wusste, dass sowas manchmal wirklich schwer sein konnte.
 

„Eigentlich hab ich nicht gesagt, das es mich nicht interessiert, nur das ich Ärger für überflüssig halte.

Ich meine, was bringt es sich aufzuregen?

Davon werden die Dinge nicht anders oder funktionieren schneller.

Ich hab einfach für mich beschlossen, alle ärgerlichen und unerfreulichen Sachen aus meinem Leben zu verbannen“, erklärte ich ihn meinen Standpunkt.

Für ihn war das wohl allein schon schwer nachzuvollziehen, weil er ein ganz besonderes geladenes Temperament hatte.

Sowas war wirklich schwer wegzuwischen.

Klaus betrachtete mich eine ganze Weile und wieder einmal wünschte ich mir, seine Gedanken lesen zu können.

Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich dann auf die Stirn, ohne zu wissen, wie sehr das brannte.

„Deswegen bist du Elena“, antwortete er mir und ich fragte mich, welche Gedankensprünge bei ihm, zwischen meinen Worten und seiner Antwort gelegen habe.
 

Klaus ging wieder zu der Wand und nahm seine Karte aus dem Handy heraus, das vollkommen kaputt war.

Da war wohl eindeutig ein neues angebracht.

„Ich rege mich dennoch auf.

Ich will endlich, das Katerina gefunden wird und den Mondstein haben!

Sie wird es noch bereuen mir solchen Ärger und Umstände bereitet zu haben.

Wieso kann sie sich nicht einfach so in ihr Schicksal hinein fügen?

Du tust das doch auch.“

Er machte eine Handbewegung auf mich und ich wusste, dass es weder abwertend, noch anklagend gewesen war.

Aber ich schätze mal, er verstand meine Beweggründe immer noch nicht so genau.

„Ja, weil ich dich liebe und weiß, dass ich mich als Mensch, sowieso schlecht wehren kann.

Die meisten aber hängen an ihrem Leben und kämpfen folglich auch darum.

Die meisten stehen auch nicht wirklich auf Schmerzen und weichen ihnen deshalb aus.

Zum ersten hab ich mal gehört, das zweite beherzige ich selbst immer noch für mein Leben.

Ich meine, ich will wirklich nicht gefoltert werden vor meinem Tod, das ist doch schrecklich.“
 

Ich schaute zu Klaus, der mich vollkommen ungläubig und fassungslos ansah.

Hatte ich etwa etwas Falsches gesagt?

Ich versuchte ihm doch nur die Fakten darzulegen.

„Was hast du gesagt?

Wiederhol das nochmal!“, forderte er mich auf und verwirrt runzelte ich die Stirn, tat dann aber was er von mir verlangte. „Ich steh nicht so auf Schmerzen, wie die meisten Menschen, deswegen versuche ich-“ „Nicht das!“, fuhr er unbeherrscht dazwischen. „Das erste was du gesagt hast, das du…“

„Das ich dich liebe?“, fragte ich nach, weil ich nicht verstand, wieso ich ausgerechnet das wiederholen sollte.

Ich meine, hatte er das nicht bemerkt?

Ich hatte immer gedacht, dass ich sehr leicht zu durchschauen war.

„Du liebst mich?“, fragte er nach und seine Stimme klang dabei irgendwie merkwürdig.

Ich runzelte die Stirn und nickte langsam. „Ich dachte, das wüsstest du.“

Anscheinend nicht.

Er sah zumindest ziemlich fassungslos jetzt aus.
 

So durchschaubar wie jetzt, hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen.

Diesmal war er kein Rätsel oder ein übernatürliches Wesen, das man nicht erreichen konnte.

Gerade jetzt war er einfach nur ein junger Mann, der es anscheinend nicht fassen konnte, von einem Mädchen geliebt zu werden.

War das etwa so abwegig?

„Das solltest du nicht“, rang er sich irgendwann die Worte aus dem Mund und in ihm schien noch einiges mehr vorzugehen, auch wenn ich nicht sagen konnte was.

„Es ist nicht unbedingt so, als würde man das steuern können.

Aber weißt du, was man beeinflussen kann?“, fragte ich ihn grinsend und jetzt sah er vollkommen verwirrt aus.

Im Normalfall hätte er eigentlich nur eine Augenbraue hochgezogen und mich abwartend angesehen.

Er schien emotional vollkommen von der Bahn abgekommen zu sein.

„Emotionen.

Siehst du, du bist nicht mehr wütend!“, erklärte ich ihm.

Eigentlich hatte ich das erreichen wollen, in dem ich über belangloses Zeug redete, aber so hatte es auch funktioniert.
 

Klaus bewegte sich nicht, sagte kein Wort und schien noch immer in seinem Schock, oder als was auch immer man das bezeichnen konnte, gefangen zu sein.

Ich stand auf und wollte meinen Laptop nehmen, doch da stand Klaus plötzlich vor mir.

Er umfasste sanft meine Handgelenke und ich sah ihn verwundert in die Augen.

„Elena, ich kann dich…“

Er sprach es nicht zu Ende, aber das brauchte er nicht, da ich wusste was er sagen wollte.

Ich hatte es schon gewusst, bevor er von meinen Gefühlen erfahren hatte, vor diesem Gespräch, von Anfang an eigentlich.

„Das weiß ich doch, Klaus und dass ist auch nicht schlimm.

Nur weil man jemanden liebt, heißt das nicht, dass man deswegen etwas von ihm erwartet.

Das ist schon okay so.

Lass mich dich einfach lieben und sei so, wie du immer zu mir warst“, bat ich ihn und wollte eigentlich gehen, doch Klaus zog mich zurück zu ihm.
 

Er wusste wohl wirklich nicht, was er zu mir sagen sollte, dennoch schien er nicht zu wollen, das ich ging.

War er verzweifelt oder verwirrt?

Zumindest herrschte in seinen Augen Gefühlschaos.

Ich wusste nicht, was er gerade fühlte, aber zumindest war da keine Kälte.

Ich legte meine Hände auf seine Wangen und zog mich zu ihm hoch, um ihn zu küssen.

Er erwiderte meinen Kuss, drängte mich zurück auf den Stuhl, auf dem ich eine ganze Weile gesessen hatte und seine Lippen brannten auf meine.

Das war besser als der andere Kuss auf die Stirn von vorher.

Er war drängender, bedürftiger und… dankbarer?

Nach dem Kuss sah ich ein wenig erschrocken zu Klaus, denn dieser hatte den Kopf gesenkt, als konnte er mir nicht in die Augen sehen und es sah irgendwie… nach Demut aus.

„Du kannst auch einfach so tun.

Mach mich glücklich, Klaus“, bat ich ihn und er sah jetzt wirklich schockiert aus. „Gib mir diese Illusion.“

Ich wusste, dass dazu eine Chance bestand.

Denn ich hatte das Gefühl, das er mich glücklich machen wollte, nur das er meinte nicht zu wissen wie und das er meine Liebe nicht erwidern konnte.

Ich hatte recht, er tat mir den Gefallen und ich spürte keinen Unterschied.

Dankbarkeit

Kapitel 11: Dankbarkeit
 


 

„Dank mit dem Mund -

hat wenig Grund;

im Herzen Dank -

ist guter Klang.

Dank mit der Tat:

das ist mein Rat.“ (Robert Reinick)
 

Klaus Sicht:

Ich blickte auf das Mädchen in meinem Bett.

Vor einem Jahrtausend wäre es genau das, was ich mir gewünscht hätte, nur das sie da anders gewesen war.

Sie waren nicht dieselben.

Trotzdem kam ich nicht umhin, für diese Doppelgängerin Sympathie zu empfinden.

Nein, sie war fast vom ersten Moment an nicht mehr die Doppelgängerin.

Sie war… Elena.

Ich wusste keine andere Beschreibung, als die, die ich auch ihr gegeben hatte.

Sie war einfach das Mädchen Elena und sie lag nackt in meinem Bett, nur umwickelt mit der dünnen Decke.
 

Es war nicht zu bestreiten, dass sie schön war.

Das war schon immer ein Fakt gewesen, so war ich auch auf Tatia aufmerksam geworden, deshalb hatte ich erst angefangen mich zu interessieren.

Die Doppelgänger, exakte Kopien von ihr, waren demnach natürlich genauso schön.

Katerina und auch Elena.

Deswegen machte mich auch ihre Schönheit nicht mehr aufmerksam, weil sie ein Fakt war, sie war gegeben.

Dennoch war Elena mir aufgefallen.

Eigentlich von Anfang an, als sie von dieser Brücke springen wollte und dann mit jedem Wort, das sie sagte und jeder folgenden Handlung.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, das sie anders als Katerina, der Schönheit auch würdig war, die ihr von Natur aus mitgegeben wurden war.
 

Ich beendete die Zeichnung von ihr und legte sie in meine Mappe.

Elena war jemand, den ich nicht vergessen wollte und von dem ich wusste, dass ich mich auf jedenfall an sie erinnern würde, auch wenn noch weitere tausend Jahre vergehen würden.

Wie auch Tatia, hatte sie sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

„Nur weil man jemanden liebt, heißt das nicht, dass man deswegen etwas von ihm erwartet“, hörte ich ihre Stimme in meinem Geist.

Ich hatte immer etwas für meine Gefühle erwartet.

Von Tatia, von meinen Eltern, von meinen Geschwistern.

Elena aber liebte mich, sie liebte mich einfach so, obwohl ich es nicht tat.
 

Ich ging zu ihr und küsste sie auf die Stirn, legte einen Zettel neben sie, damit sie nicht verwundert war oder sich gekränkt fühlte, wenn ich nicht da war.
 

Ich komm zurück.

Bitte bleib.
 

Klaus
 

Eigentlich wusste ich auch so, dass sie bleiben würde, sie hatte es mir versprochen und ich glaubte ihr.

Ich vertraute ihr, so wie ich es lange bei niemand mehr getan hatte.

Aber irgendwie wünschte ich mir, das auch ihre Gefühle für mich blieben, egal wie egoistisch das wohl war, da ich sie nicht erwidern konnte.

Auch wenn Elena keine Gegenleistung erwartet, hatte ich das Gefühl ihr eine geben zu müssen.

Irgendwie wollte ich ihr den Wunsch erfüllen, sie glücklich machen, nur wusste ich auch, dass ich der letzte Mensch, oder eben Vampir, war, der jemand anderen glücklich machen konnte.

Ich wusste nicht, wie man sowas tat.

Vielleicht hatte ich es auch noch nicht richtig versucht.
 

Mehr als alles andere, wollte ich den Fluch brechen, der auf mir lastete.

Mich von dem befreien, was meine Mutter mir aufgebürdet hatte, nur weil sie allen zeigen wollte, dass sie sich von mir abwandte.

Sie hatte jedem gezeigt, dass sie Mikael mir vorzog.

Das ihr seine Gunst wichtiger gewesen war.

Dabei hatte sie ihn nicht mal wirklich geliebt, sonst wäre ich doch gar nicht entstanden.

Dieser Fluch war der Beweis dafür, dass sie mir ihre Liebe entzog und mich einer falschen Familie kennzeichnete.

Sie konnte es nicht zugeben, dass ihr Fehler, ihre Schande war, deswegen hatte sie mich mit diesen Fesseln versteckt.

Obwohl gebracht hatte es nicht viel.
 

Diesen Fluch hatte ich immer brechen wollen, doch musste ich jetzt dazu den Menschen opfern, den wohl einzigen Menschen, der mich bedingungslos liebte.

Das war doch eigentlich das, was ich mir immer gewünscht hatte.

Wieso verdammt nochmal, hatte mich Katerina verraten müssen?

Dann hätte ich sie opfern können und Elena wäre trotzdem da.

Aber wahrscheinlich wäre dann alles anders und ich hätte Elena womöglich nicht einmal getroffen.
 

Ich wanderte im Lincoln Park herum, in dem nicht ganz so viel los war, wie im Grant Park.

Dennoch war er genauso schön und bot auch mehr Ruhe, vor allem um diese Uhrzeit.

In den frühen Morgenstunden war kaum jemand wach, das lag wohl daran, dass die meisten die Nacht nutzen, um etwas zu erleben.

Ich dagegen hatte zu keiner Zeit schlafen können.

Nicht in der Nacht und auch nicht jetzt.

Elena hatte neben mir gelegen und ich genoss ihre Wärme.

Eine Vision plagte mich, dass wenn ich die Augen schloss und wieder aufwachte, sie nicht mehr da war.

Vollkommen absurd und unmöglich, dennoch wagte ich es nicht, meine Augen zu schließen.
 

Wie lange würde ich das aushalten?

Wieso schaffte ich es nicht, kalt zu ihr zu sein?

Aber es würde auch kein Sinn darin bestehen, sowas zu tun.

Schließlich hatte sie mir wirklich nichts getan und es war von Anfang unnötig sie gegen mich aufzubringen.

Wieso sollte ich ihr etwas tun, wenn sie freiwillig so kooperativ war.
 

Aber da war immer noch der Fluch, den ich wirklich loswerden wollte und das ging nur, wenn ich sie opfern würde.

Ich ballte meine Hand zur Faust und verbannte die Gedanken an das bevorstehenden.

Wie hatte Elena es doch formuliert?

Sie wollte alles Ärgerliche und Unerfreuliche aus ihrem Leben verbannen.

Vielleicht sollte ich auch so denken.

Ich nahm meine Zeichenmappe heraus und meine Hand bewegte sich fast schon allein über das Papier.

Sofort erkannte ich wer es war, auch wenn andere vielleicht nachfragen müssten.

Aber es war ganz eindeutig Elena, denn nur sie hatte diesen Ausdruck in den Augen, der mir sagte, dass ich mir keine Sorgen machen musste.

Wie hatte sie das nur geschafft?

Das ich ihr so bedingungslos vertraute.

Es war kein gutes Vertrauen, nicht für sie, denn es beinhaltete ihren Tod.

Ich wusste was ich für sie fühlte, etwas das noch nie so stark in meinem Körper vorhanden war, wie bei ihr.

Dankbarkeit.

Ich war ihr mehr als alles andere dankbar.

Entspannender Tag…

Kapitel 12: Entspannender Tag…
 


 

„Wo es Liebe regnet, wünscht sich keiner einen Schirm.“ (Dänisches Sprichwort)
 

Elenas Sicht:

Meine Füße waren kalt, durch die Fliesen, auf denen ich lang spazierte, weswegen ich schnell hin und her flitzte.

Ich setzte mich auf die Anrichte, um dort mein Müsli zu essen, denn irgendwie hatte ich keine Lust mich einfach an den Tisch allein zu setzen.

Auch mochte ich aus irgendeinem Grund Erhöhungen, weswegen ich mich nur zu gern dort oben hinsetzte.

Ich ließ meine Beine baumeln und summte irgendeine Melodie vor mich hin, die ich gerade nicht zuzuordnen wusste.

„Dir geht es gut, nicht wahr?“, fragte eine belustigte Stimme.

Schnell legte ich meine Schüssel zur Seite und sprang in Klaus Arme.
 

Er fasste kurz an den Träger meines Oberteils, sowie an meinem Slip und obwohl er gleich wieder los ließ, hinterließ er eine Gänsehaut auf meinem Körper.

„Eine interessante Kombination.

Keine Lust auf etwas Einfarbiges?“

Es war klar, dass ihn das amüsierte, aber ich wählte meine Kleidung nun mal meist aus Bequemlichkeit.

Ich hatte ein schwarzes Dessou-Oberteil an, das ich sogar von ihm geschenkt bekommen hatte und ich hatte dazu einen pinken Slip mit Mini-Maus drauf an, der sehr bequem war und dennoch irgendwie grotesk zu dem Oberteil wirkte.

„Naja, das passende Unterteil dazu mag ich nicht, weil es in meinem Arsch klemmt und auch wenn dir das gefallen sollte, einfach viel zu wenig verdeckt!“, gab ich ihm meine Erklärung, doch er lächelte mich immer nur weiter an, weswegen ich mich beleidigt von ihm abwandte.

Doch er zog mich am Handgelenk zu sich zurück und drückte seine Lippen auf mich.

Sofort ließ ich mich fallen, schlang meine Arme um seinen Hals und ließ mich einfach nur auf unser Zungenspiel ein, das irgendwie immer nur er gewann.
 

Erst als es mir schwer fiel zu atmen, löste er sich wieder von mir und grinste mir übermütig ins Gesicht.

„Du siehst sehr sexy aus, besonders wegen der interessanten Zusammenstellung“, befand er und brachte so mein Herz schneller zum schlagen.

Damit er mein Dauerlächeln nicht sah, widmete ich mich wieder meinem Müsli.

Dennoch folgte ich ihn in unser Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett.

Klaus nahm etwas vom Tisch und legte es neben mich aufs Bett, eine große weiße Geschenkschachtel.

Eigentlich müsste ich es mittlerweile gewöhnt sein.

„Das sieht verdammt nach einem Kleid aus.

Ist da ein Kleid drin?“, fragte ich nach und mir graute es davor, denn sein Kleidungsgeschmack zeigte immer mehr von mir, als ich für richtig hielt.

„Dir wird es gefallen.

Ich hab es von einer Frau aussuchen lassen, die Geschmack hat.

Bitte zieh es für mich heut an“, bat er mich und sah mich mit seinen wundervollen Augen an.

Ha!

So leicht bekam er mich mit seinem Blick nicht rum, obwohl er immer wieder sehr eindrucksvoll war.
 

„Warte!

Das bedeutet wir gehen heute irgendwo bestimmtes hin.

Machen wir einen Deal, ich trag das Kleid, wenn du mir verrätst was wir heute tun!“, schlug ich vor und ich fand das klang sehr fair.

„Ich mache keine Deals“, meinte er bestimmt und widmete sich seiner eigenen Kleidung, wobei ich mich desinteressiert gab, wobei ich ihn doch jedes Mal zu gern beim umziehen beobachtete.

Ich aß mein restliches Müsli auf und brachte dann meine Schüssel wieder in die Küche.

„Gut, dann werde ich gar nicht darüber nachdenken, das Kleid zu tragen.

Jeans und T-Shirt reichen doch aus, oder?“, fragte ich grinsend, bewusst das er einknicken würde.

Ich hörte ein genervtes Stöhnen, das von ihm kam und wusste dass ich gewonnen hatte.

Ich schraubte das Grinsen von meinem Gesicht und drehte mich vollkommen ernst wieder zu ihm um, trat zurück in unser Zimmer.

„Du magst wirklich keine Überraschungen was?“

Er schien nicht begeistert zu sein, aber ich wusste dass er es mir jetzt verraten würde.

„Wir machen heute einen Tagesausflug in den Grant Park und werden uns den Buckingham Springbrunnen ansehen.

Wir werden später Deep-Dish-Pizza essen.“
 

Bei seinem letzten Satz zog ich eine Augenbraue hoch und er sah es, als er gerade dabei war, sein Hemd zuzuknöpfen.

„Das ist hier eine Spezialität“, erklärte er mir und ich wusste dass er mehr genervt war von sich selbst, weil er nachgegeben hatte.

Lächelnd nahm ich das Paket, was ich von ihm bekommen hatte und ging zum Bad.

Klaus hatte recht gehabt, es gefiel mir tatsächlich.

Ehrlich gesagt, war es sogar unglaublich schön.

Schnell zog ich es über, ein weißes knielanges Trägerkleid, das um die Brust eng anlag und dann gleich danach locker nach unten fiel.

Dazu weiße bequeme Sandalen und einen Sonnenhut aus Stroh mit einem hellgrünen Band herum, sodass ich mich am Ende wie ein Mädchen aus den fünfziger Jahren fühlte.

Das Beste war aber, man konnte durch das Kleid nicht durchsehen, wie es bei vielen anderen der Fall gewesen war.

Ich steckte meine Haare nach oben und zog mich dann an.
 

Als ich fertig war, ging ich zurück und drehte mich kurz vor ihm im Kreis.

„Geht das so, oder ist das Kleid nicht durchsichtig genug?“, fragte ich ihn neckend und er räusperte sich aus seiner Sprachlosigkeit und verdrehte dann die Augen.

Ja, ja, Ablenkung, ist klar.

Wir gingen hinunter und diesmal fuhren wir wie ganz normale Touristen oder andere Menschen mit der U-Bahn, nicht mit einem gemieteten Auto oder einer Limousine, auch mit keinem Taxi, was ich wirklich toll fand.

Ich nahm Klaus Hand und lehnte mich an ihm und er küsste mich auf die Stirn.

Irgendwie fühlte es sich so an, als wären wir ein ganz normales Paar, die einfach einen Ausflug machten und das gefiel mir wirklich sehr.
 

Der Park war wirklich riesig, aber die Wasser und Lichtspiele am Springbrunnen waren einfach nur sehenswert und ich hoffte, dass mir diese Bilder nie mehr aus dem Kopf gingen.

Ich zog meine Sandalen aus und ging in das flache Wasser hinein, was angenehm kühl.

Mit meiner einen Hand hielt ich meine Sandalen fest, mit der anderen hielt ich meinen Hut, damit er mich besser vor den Tropfen schützte, obwohl das eigentlich vollkommen egal war.

Lächelnd drehte ich mich im Kreis und suchte dann den Blick von Klaus.

Dieser stand am Weg, blickte immer wieder von mir zu seinem Skizzenblock.

Anscheinend zeichnete er mich schon wieder.

Zumindest hatte ich das Gefühl, das er das ziemlich häufig in letzter Zeit machte.
 

Ich stieg wieder aus dem Brunnen aus, ließ meine Sandalen aber aus, da die warmen Steine unter meinen Füßen eigentlich eher angenehm waren.

Ich schielte bei Klaus über die Schulter und anscheinend hatte ich wirklich recht gehabt, er zeichnete mich.

Wie ich meine Arme ausgebreitet hatte und lächelte, im Brunnen.

„Das sieht schön aus“, befand ich träumerisch, denn es war erstaunlich, dass er mich so sah.

Irgendwie schien ich auf dem Bild mehr zu leuchten und zu strahlen, als ich gedacht hatte, dass ich es könnte.

„Dort hinten ist ein Stand, wo sie Andenken verkaufen.

Ich seh mir mal die Postkarten an, dann finde ich vielleicht eine schöne die ich Jeremy schicken kann“, sagte ich ihm und nach einem registrierenden Nicken ging ich dorthin.
 

Es gab jede Menge Postkarten, aber vor allem suchte ich eine schöne von diesem Park hier.

Eine auf die der Springbrunnen vorteilhaft abgebildet war.

Ich schickte Jeremy immer wieder Berichte von dem was geschah, auch dass ich jetzt einen Freund hatte, das Klaus jetzt mein Freund war.

Er erzählte mir von einem Mädchen namens Anna, das er sehr mochte und mit der er viel Zeit zusammen verbrachte.

Wir teilten unsere Sorgen, aber jetzt auch vor allem schöne Ereignisse mit einander.
 

Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Mund und ich konnte weder Schreien noch Luft holen.

Ich wusste nicht was geschah, doch dann versank ich in Dunkelheit, ohne mich dagegen wehren zu können.

Verschiedene Ansichten

Kapitel 13: Verschiedene Ansichten
 


 

„Ich mag die Träume von der Zukunft lieber als die ganze Geschichte der Vergangenheit.“ (Thomas Jefferson)
 

Elenas Sicht:

Mein Kopf dröhnte und ich konnte meinen ganzen Zustand mit einem Wort beschreiben.

Schrecklich.

Ich versuchte meine Augen aufzumachen, aber das kostete viel Anstrengung.

Verzweifelt versuchte ich mich an das zu erinnern, was als letztes passiert war.

„Klaus“, sagte ich, zumindest glaubte ich das, aber meine Stimme hörte sich ziemlich kläglich an, weswegen ich mir nicht wirklich sicher war, ob ich es tatsächlich gesagt hatte.

Aber es war das, was als letztes gewesen war.

Ich hatte den Tag mit Klaus verbracht, wie eigentlich immer.

Da war ein Springbrunnen und Wasser.

Ich hatte meine Sandalen ausgezogen und mich im Kreis gedreht.

„Klaus ist nicht hier.

Du bist in Sicherheit“, erklärte mir eine Stimme und sie hallte in meinem Kopf wieder.

Viel zu laut.
 

Doch was redete die Stimme da?

Ich sollte in Sicherheit sein, aber wie konnte das sein, wenn Klaus nicht in der Nähe war?

„Wo ist Klaus?“, fragte ich und hoffte irgendwie, dass das einer seiner Leute war.

Eigentlich war das ein hoffnungsloser Gedanke, denn wieso sollte er mich von Klaus wegnehmen.

Außer jemand hatte mich von ihm weggenommen, Klaus hatte mich zurückgeholt und jetzt war er irgendwie nicht da und jemand anderes passte auf mich auf.

Das war ein wenig irrsinnig, aber es wäre besser als… entführt worden zu sein?

Konnte man es so bezeichnen?

„Nicht in der Nähe, wir entfernen uns immer weiter von ihm.

Keine Sorge, du bist jetzt in Sicherheit“, erzählte mir die Stimme wieder und jetzt wusste ich es genau.

Ich war entführt worden.
 

Ich schaffte es endlich, meine Augen aufzubekommen und sah aus dem Fenster.

Aus dem Fenster!

Oh Gott!

Ich saß in einem Auto und wir fuhren schnell über irgendwelche Landstraßen.

Ich sah wirklich nichts, außer Natur. Kein Anhaltspunkt, an dem ich feststellen konnte, wo ich mich gerade befand.

„Sie haben mich entführt!“, schrie ich vorwurfsvoll und wollte mich befreien.

Zum Glück war ich nur angeschnallt und nicht gefesselt oder sowas.

„Beruhig dich!“, warnte die Stimme neben mir, sie war männlich.

Aber ich blickte gar nicht zu ihm, schnallte mich ab und ohne weiter zu überlegen, riss ich die Tür auf und sprang hinaus.

Das war wohl nicht meine beste Idee gewesen, aber mein Körper fühlte sich irgendwie so taub an, dass ich fast nichts spürte.

Ich merkte wie ich rollte, alles um mich verschwamm wieder und meine Beine und Arme schmerzten.

Mein Kopf kam auch irgendwie unsanft auf und ich wollte einfach nur hier liegen bleiben.
 

Irgendjemand berührte mich und etwas kam an meinem Mund.

Blut.

Ich hatte es oft genug geschmeckt.

Immer wenn mich Klaus beim Sex gebissen hatte und mir danach sein Blut zu trinken gegeben hatte.

„Gott, Mädchen!

Bist du denn wahnsinnig?“, fragte er und ich konnte hören, dass er unter Schock stand.

Meine Aktion war auch nicht die bedachteste gewesen, doch ich hatte einfach nur da raus gewollt, egal wie.

Ich spürte wie das Blut meinen Körper durchlief, da es damit Heilung brachte und ich mich sogar besser fühlte als vor meinem Sturz aus dem Auto.

„Ich will zu Klaus zurück!“, sagte ich so fest, wie es meine Stimme wieder zuließ.

Dabei sah ich dem Mann in die Augen, der mich entführt hatte und auch wenn mir diese Augen nicht bekannt waren oder etwas anderes von seinem Gesicht, so kannte ich diesen Ausdruck.

Klaus hatte ihn öfters, wenn ich ihn überraschte und er hatte zugegeben, dass ich darin eine Meisterin war.
 

Er nahm mich hoch, trug mich zurück zum Auto und setzte mich wieder ab, auf den vorderen Sitz.

Eigentlich wollte ich wieder aussteigen, doch da hörte ich schon etwas einrasten.

Fragend sah ich meinen Entführer an.

„Anscheinend ist es nötig, dass ich die Kindersicherung einschalte.

Klaus hat dich ganz schön bestimmend manipuliert, wenn du solch waghalsige Aktionen startest.“

Den letzten Satz sagte er mehr zu sich selbst.

Geschockt sah ich ihn an.

Er glaubte ich sei manipuliert worden?

„Ich wurde nicht manipuliert, von niemandem!

Jetzt lass mich gefälligst gehen!“, verlangte ich, egal wie sinnlos es war.

Ich konnte mir das doch nicht einfach so gefallen lassen, weggeschleppt zu werden.

„Du bist nicht ganz klar“, meinte er und seine Stimme klang so, als konnte ich das alles hier nicht erfassen, als wäre ich von Sinnen.

Aber er hatte unrecht.

Besser gesagt, er hatte keine Ahnung.

Er war es, der nicht ganz klar war, denn ich wusste genau, was hier vorging.
 

Bei seinem Blick fiel es mir auf.

Ich wusste wer er war.

„Du bist Elijah, richtig?

Klaus' Bruder.“

Bingo!

Seine Gesichtszüge entgleisten einen Moment, überrascht, dass ich richtig lag, dass ich darauf gekommen war.

Aber Klaus hatte mir alles über seine Familie erzählt, auch wie sie aussahen.

„Also ich weiß nicht, was für eine Racheaktion das sein soll und wieso, aber lass mich gefälligst da raus.

Was auch immer du für ein Problem mit deinem Bruder hast, lass mich gefälligst da raus!“
 

Mein Gesicht war vor Wut verzerrt, aber er blieb ganz ruhig.

Es war wie bei Klaus, als konnten sie alles vor jemand verbergen, ihre Gefühle, ihre Gedanken, wogegen ich ein offenes Buch war.

„Du kennst ihn nicht und weißt nicht, was er getan hat.

Er ist ein Monster!“

Seine Stimme war ruhig, aber irgendwie schien er mit sich zu kämpfen, denn seine Hände umklammerten das Lenkrad fester als unbedingt nötig.

„Ich kenne die Geschichte, die über Tatia und auch die über Katerina.

Ich weiß alles!

Aber falls du es nicht bemerkt hast, ich bin nicht sie!

Mein Name ist Elena und ich hab nichts mit all dem zu tun“, zischte ich ihn an, weil er es anscheinend nicht verstand.

Die Namen der beiden Frauen, die er geliebt hatte, schienen ihn zu erschrecken, als hätte er wirklich nicht damit gerechnet, damit wieder konfrontiert zu werden.

Oder es war einfach nur, weil er nicht gedacht hatte, das von mir zu hören.
 

Elijah schwieg, fing an mich zu ignorieren und schürte damit nur noch mehr den Zorn in mir.

Anscheinend hatte er von mir genug und wollte nichts mehr hören, aber das konnte er vergessen.

„Findest du, dass es das wert ist?

Möglicherweise wirst du auch einen Dolch in dein Herz bekommen, wenn er dich erwischt.

Ich meine, das ist doch sehr wahrscheinlich, oder?

Bedeutet dir dein Leben so wenig oder glaubst du tatsächlich gegen ihn zu gewinnen?

Wie lange hast du vor wegzulaufen?

Tausend Jahre, wie Mikael?“, stellte ich ihm eine Frage nach der anderen und sein Gesicht versteinerte immer mehr, während seine Knöchel hervor traten.

Ihm gefiel es nicht, dass ich so viele Informationen hatte, aber ich würde jede Karte für meine Freiheit ausspielen und sicher nicht auf ihn Rücksicht nehmen.
 

„Was hast du eigentlich mit mir vor?

Wenn du mich freilässt, werde ich zu ihm zurückgehen, das weißt du sicher.

Willst du mich stattdessen für immer festhalten?

Was bringt das?

Nur um ihn daran zu hindern, diesen Fluch zu brechen?

Hast du vor, mich in eine Gefängniszelle zu stecken?

Ich empfähle eine ohne Fenster, sonst könnte es sein, das ich aus dem Fenster springe, du weißt jetzt sicher, dass ich das machen würde.

Und-“ „Verdammt!

Sprichst du immer so viel?

Mich wundert es, dass Klaus dir noch nicht die Zunge herausgeschnitten hat!“
 

Ernst sah ich ihn an, sein Tonfall war zwischen kalt und kochend gewesen, eindeutig zornig.

Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fing lauthals an, über ihn zu lachen, was seine Laune nicht zum besseren stimmte, aber ich versuchte mich wieder zu beruhigen.

„Du hast nicht mehr geantwortet, da hab ich einfach versucht dir ein paar Worte zu entlocken und ich hab es auch noch geschafft, deine Maske, die aussagt "ich hab mich immer unter Kontrolle" zu durchbrechen.

Ich hab gewonnen.“

Ich ließ meine Stimme mit Absicht etwas selbstgefällig klingen, denn ich fand, diesen Sieg hatte ich wirklich verdient.

Seufzend lehnte ich mich zurück in den Sitz.

„Ich wurde nicht manipuliert und ja, ich kenne tatsächlich die Geschichte der Vergangenheit.

Ich weiß, dass er ein Monster ist und dennoch habe ich mich entschieden, bei ihm zu bleiben“, sagte ich noch einmal ganz ruhig und sanft, in meiner normalen Stimmlage.

Elijah aber reagierte aber wieder nicht, weswegen ich meine Augen schloss und darauf hoffte, dass Klaus mich bald befreien würde.

Ich vermisste ihn so sehr.

Ganz anders

Kapitel 14: Ganz anders
 


 

„Manche Menschen reden so viel,

weil sie mit Geräuschen besser zurechtkommen als mit der Stille.“ (Margaret Halsey)
 

Elijahs Sicht:

Die neue Doppelgängerin war anders als die anderen.

Ich hatte mir kaum Gedanken machen können, wie sie sein wird, da ich erst kurz vorher von ihr erfahren und sie dann entführt hatte.

Aber in einem war ich mir sicher: das hatte ich wirklich nicht erwartet.

Ich konnte wirklich nicht sagen, ob sie manipuliert war oder nicht, aber wenn, dann hatte er ihre Persönlichkeit wohl nicht eingeschränkt.

Es war schwer zu unterscheiden, was echt war oder nicht.

Anscheinend war sie aber nicht eingeschränkt worden, was sie reden sollte und wie viel.

Wenn ich nicht reagierte, wie es ihr gefiel, dann versuchte sie mich mit etwas herauszulocken und zu, sehr meinem Missfallen, traf das meiste davon wirklich.

Irgendwie hatte sie sehr viele Informationen, von denen ich nicht geglaubt hätte, dass Klaus sie preisgeben würde.

Sie waren viel zu persönlich und könnten ihm selbst schaden.
 

Deswegen konnte ich ihre Gesellschaft mit einem Wort beschreiben: Beunruhigend.

Sie seufzte und ich wusste, dass sie sich zu mir drehte und wieder versuchte ich einfach nur, sie zu ignorieren.

Keine andere mit ihrem Gesicht war je so penetrant gewesen.

„Wir sollten irgendwo anhalten, denn wie immer dein genialer Plan aussieht, ich hoffe nicht, dass er beinhaltet mich verhungern zu lassen.“

Wieso musste sie mit ihren Worten eigentlich immer zeigen, wie recht sie hatte?

Ich hatte wirklich beinah vergessen, dass sie ein Mensch war. Zumindest versuchte ich jeglichen Gedanken an sie im Keim zu ersticken, was durch die gegenwertige Lage schwer war.

„Ich brauch auch etwas anderes zum anziehen, das Kleid ist ein wenig ausgeleiert und ich kann nicht die ganze Zeit in demselben Outfit herumlaufen, allein deswegen schon nicht, weil es womöglich kalt werden könnte.“

Womöglich.

Wieso trug sie auch so ein Kleid?

„Du hättest nicht aus dem Auto springen sollen, dann wäre es nicht so kaputt.“

Das war wirklich die blödeste Idee, von der ich je gehört hatte, wie kam sie nur auf so etwas?

„Du hättest mich nicht entführen sollen, dann wäre ich auch nicht aus dem Auto gesprungen“, gab sie mir als Antwort zurück.
 

Ich brauchte sie aber, nur so konnte ich Klaus wirklich schaden.

Er brauchte den Doppelgänger für das Opfer und bevor er sie wiedersehen würde, musste ich nur noch den Plan fertig spinnen, um ihn zu töten.

Bei dem Opfer, da würde er sterben, vorher sollte sie erst einmal ihren Zweck als Druckmittel erfüllen.

Klaus würde über ihr Verschwinden höchstwahrscheinlich rasend vor Wut sein.

„Das ist nur zu deinem Besten.“

Bei mir hatte sie es immer noch besser als bei Klaus, denn dieser war sadistisch und würde ihr nur schaden.

„Oh, oh, oh, das wusste ich ja gar nicht“, erklärte sie vollkommen überrascht. „Bisher hatte ich gedacht, du wolltest mich einfach nur zu deinen egoistischen Zwecken benutzen, um deinem Bruder zu schaden.

Aber jetzt verstehe ich es.

Du willst mir einfach nur helfen, indem du mich gegen meinen Willen festhältst, weil höchstwahrscheinlich hab ich einfach keine Ahnung was gut für mich ist.“
 

Es war kein Funken Sarkasmus in ihrer Stimme, dennoch wusste ich genau, dass es nicht so gemeint war.

Sie hatte recht, ich tat das wenig für sie, aber so war es das Beste, auch für sie.
 

„Es ist besser, wenn du bei mir bleibst.

Klaus wird auf dich sauer sein, wenn er dich wieder erwischt, dann wirst du seine Wut zu spüren bekommen.“

Das, was er mit Katerinas Familie für ihren Verrat getan hatte, war wirklich nicht feierlich gewesen.

„Wieso sollte er auf mich wütend sein?

Du hast mich schließlich entführt.

Ich bin hier das Opfer!“, sagte sie und warf mir einen scharfen Blick zu, der mich wohl für meine Handlungen strafen sollte.

Sie hatte schon recht, nur…

„Klaus wird das nicht so sehen.

Er vertraut keinem und wird das hier als Verrat ansehen.“

Sie konnte nicht mehr zu ihm zurück, ohne dabei leiden zu müssen.

„Ob du es glaubst oder nicht, er vertraut mir!“, behauptete sie fest und mit voller Überzeugung.
 

Sie hatte noch nicht verstanden, dass Klaus keinem Menschen vertraute, einfach niemanden.

Dazu war er gar nicht in der Lage.

Jegliches gutes Gefühl erstarb in seiner Gegenwart, er wies alles von sich ab und er drückte jeden Menschen von sich, der versuchte ihn zu lieben oder zu verstehen.

Er konnte wohl gar nicht anders.

Vertrauen war etwas, das er gar nicht besaß und sie war eine Närrin, wenn sie daran glaubte, dass er ihr nicht in einer Sekunde die Schuld für all das geben würde.
 

„Du hast recht, ich glaub es nicht.“

Ihr Kopf flog in meine Richtung und für einen Moment sahen wir uns ins die Augen, in dem ich erkannte, dass es nie etwas geben würde, wo unsere Meinungen soweit auseinander gehen würden.

Das Phänomen des Doppelgängers war schon etwas Erstaunliches.

Eine Hülle, die einfach nur Vollkommenheit ausstrahlte, dieses Gesicht, das sich jetzt bereits das drittemal wiederholte und dennoch steckte in jeder von ihnen eine andere Seele, die mit keiner vorigen zu vergleichen war.

Bei Katerina hatte ich das bitter lernen müssen im Nachhinein.

Elena dagegen band es mir in jeder Minute unter die Nase.

Nichts war wie die anderen, ihre Vorgängerinnen und sie schien eine feste Überzeugung zu haben, die sich einfach nicht erschüttern ließ.
 

Elena tippte mit ihren Fingern ungeduldig gegen die Fensterscheibe und um die nächste Diskussion zu umgehen, fuhr ich die nächste Einfahrt zu einem Hotel ein.

Fragend sah sie mich an.

„Was machen wir hier?“, fragte sie verwirrt und sah sich um.

„Essen.

Muss ich dich manipulieren, damit du nicht wegläufst?“, fragte ich sie, denn nach der halsbrecherischen Aktion, die sie sich bei der Autofahrt geleistet hatte, rechnete ich irgendwie bereits mit allem.

„Ja“, antwortete sie mir und überrascht sah ich sie an, während sie sich nicht scheute mir in die Augen zu sehen.

„Ich werde jede Gelegenheit dazu nutzen so viele Meilen wie möglich zwischen uns zu bringen, denn obwohl wir bisher eher wenig Zeit miteinander verbracht haben, schmält die Tat deiner Entführung dich so sehr, dass ich zweifelsfrei sagen kann, dich nicht leiden zu können.“

Toll, zumindest war sie im Gegensatz zu Katerina offen und ehrlich. Wenn das kein Trost war.
 

Ich stellte mich vor sie und nahm ihren Rat durchaus ernst.

„Du wirst jeglichen Fluchtversuch unterlassen und dich nicht weiter irgendwie verletzen.“

Sie wiederholte das Ganze monoton und sah mich danach feindselig an.

Ich glaubte, dass ich noch nie jemanden so sehr gegen mich aufgebracht hatte, das war sicher ein neuer Rekord.

„Gut, gehen wir essen.

Ich hoffe eine göttliche Fügung lässt dich dabei ersticken!“, meinte sie trotzig und wütend, dennoch schaffte sie es mit erhobenem Kopf auf das Gebäude zuzugehen.

Mit dem kaputtem und schmutzigen Kleid und ihren wirren Haaren konnte das irgendwie nicht eindrucksvoller auf mich wirken.

Neue Erkenntnisse

Kapitel 15: Neue Erkenntnisse
 


 

„Die Erde ist angefüllt mit Himmel.“ (Elizabeth Barrett-Browning)
 

Elijahs Sicht:

Elenas Gegenwart war eigenartig und wirklich mehr als nur gewöhnungsbedürftig.

Sie schaffte es immer wieder mich zu beeindrucken und das meist allein durch ihre Worte, oft aber auch durch ihre Taten.

Auch wenn ich sie manipuliert hatte nicht zu fliehen, hatte sie in meinen Worten leicht Schlupflöcher gefunden.

Ihr reichte es anscheinend aus, es zu versuchen, mich auf die Palme zu bringen.

Sie weigerte sich mitzukommen, schloss sich im Badezimmer ein, verwies mich auf moralische Delikte und einmal hatte sie mir ein Messer in die Brust gerammt.

Ihrer Meinung nach war es ihr Recht mich zu verletzen und es verschaffte ihr anscheinend Genugtuung, obwohl es ihr nichts brachte.

Ich fragte mich, wie Klaus mit ihr umging, wenn sie bei ihm war, denn ich war mir eigentlich sicher, dass er auf sowas nicht allzu gelassen reagieren würde.
 

Ich beobachtete, wie sie versuchte, das weiße Kleid zu reparieren, das sie angehabt hatte, als ich sie entführte.

Zu meinem Erstaunen hatte sie es geschafft zu reinigen und jetzt versuchte sie es irgendwie wieder zu nähen, sodass anscheinend wieder anziehtauglich war.

„So wichtig ist das Kleid doch nicht, das du zerstört hast oder brauchst du einfach eine Beschäftigung?“, fragte ich sie, da ihre Besessenheit zur Rettung des Kleides wirklich langsam Überhand nahm.

Zu jeder Stunde, die sie Zeit dafür hatte, kümmerte sie sich um die Reparatur des Kleides.

„Ich hab es nicht zerstört.

Eigentlich ist es sogar deine Schuld, wenn ich mich recht entsinne.“

Ich seufzte genervt, sie brachte mich wirklich immer wieder dazu, meine Emotionen zu zeigen.

Sie gab mir auch für all ihre Handlungen die Schuld.

Obwohl es wohl tatsächlich ein Auslöser war, das ich sie entführt hatte.
 

„Bist du zu allen so nett?“, fragte ich sie gereizt und packte die wenigen Sachen wieder zusammen, die ich ausgepackt hatte, damit wir weiter konnten.

Elena zuckte einfach belanglos mit den Schultern.

„Nein, das spar ich mir alles für dich auf“, antwortete sie mir gelassen.

Da freute ich mich aber, dass sie ihren gesamten Frust und Hass an mir ausließ.
 

Es klingelte an der Tür und ich hoffte, dass das Auto repariert war, das durch Elena Schaden genommen hatte, weil sie uns in einen Graben fahren musste.

„Pack deine Sachen!“, befahl ich ihr und bekam sogleich einen tödlichen Blick von ihr. „Wir verschwinden von hier!“

„Oder du lässt mich einfach hier zurück.

Keine Sorge, ich würde dich nicht wirklich vermissen“, beruhigte sie mich und brachte mich dazu, meine Augen zu verdrehen.

Ich sollte sie so manipulieren, das sie gar nichts mehr sagte und nichts mehr tat, außer essen, trinken, schlafen und einfach mitkommen.
 

Als ich die Tür öffnete, traf mich wirklich der Schlag.

Klaus.

„Hallo, Bruder.

Willst du mich nicht hereinbitten?

Ach warte, musst du gar nicht, ist ja ein Hotelzimmer.“

Gleich nach seinen Worten kassierte ich einen Schlag ins Gesicht, flog nach hinten und fiel gegen den Tisch, der sogleich in die Brüche ging.

„Klaus!“, rief Elena überrascht auf und ich beobachtete, wie sie aufsprang und zu ihm lief.

Ohne zu zögern warf sie sich ihm in die Arme und tatsächlich erwiderte mein kleiner Bruder ihre Geste, hielt sie schützend an sich.

„Ich wusste, dass du mich finden würdest“, erzählte sie ihm und tatsächlich hatte sie mir das immer wieder gesagt.

Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass sie richtig damit lag.

Wie hatte er das nur angestellt?
 

Während ich mich aufrappelte, wurde ich Zeuge von etwas unglaublichem.

„Das mit dem Autounfall war clever, das war das letzte Puzzelteil, das mir gefehlt hatte“, berichtete er ihr.

Er hatte nach ihr gesucht und nicht daran gezweifelt, dass sie weggelaufen war?

Wieso vertraute er ihr?

Hatte er sie darauf manipuliert?

Klaus nahm ihre Hände in seine und küsst sie, danach schob er Elena hinter sich.

„Mein Bruder, ich hätte es mir denken müssen.

Kurz hatte ich auf Katerina getippt und obwohl ich ihr diese Dreistigkeit zutraue, hätte sie mich wohl damit erpresst.“

Er wusste, dass ich es war?

Ich hätte darauf gewettet, dass sein Misstrauen ihn sofort darauf gelenkt hätte, dass Elena ihn verraten hatte.

„Ich hätte vermutet, dass du glaubst, Elena sei weggelaufen ist.“
 

Ich stand auf und stellte mich meinem Bruder gegenüber.

Noch war er kein Hybrid, solange war er noch genauso stark wie ich.

„Elena und weglaufen?

Ich hab sie manchmal stundenlang allein gelassen.

Für eine Flucht hätte sie viel bessere Gelegenheiten gehabt als in meiner Gegenwart.

Außerdem, falls es dir nicht aufgefallen ist: sie ist nicht Katerina“, antwortete er mir und sah mir dabei fest in die Augen.

Mich traf es unerwartet.

Er hatte sie nicht manipuliert, sie tat das alles aus freien Stücken und anscheinend hielt mein Bruder sehr viel von ihr.
 

Als nächstes wurde ich gegen eine Wand gedrückt.

„So großer Bruder, leider kann ich es nicht mehr zulassen, dass du weiterhin umherwandelst und meine Pläne durchkreuzt.

Deswegen muss ich dich jetzt stilllegen“, erklärte er mir und ich wusste, dass es meinen Tod bedeutete.

Er wollte mir einen Dolch ins Herz rammen.

Ich wollte mich wehren, doch sein Griff hielt mich fest, der Dolch tauchte in seiner Hand auf.

„Klaus, tu es nicht!“, hörte ich Elenas Stimme rufen und sie lief zu uns.

Tatsächlich hielt Klaus in seiner Bewegung inne, sah verwundert zu der Doppelgängerin.

„Er hat mir nichts getan, du musst ihm nichts tun“, redete sie auf ihn ein.

Er schien wirklich zu überlegen und dann ließ er auf einmal den Dolch sinken.
 

Vollkommen überrascht sah ich von meinem Bruder zu der neuen Doppelgängerin.

Hatte sie meinen Bruder, der ein Monster war, von einer erneuten Gräueltat gegenüber einem seiner Geschwister abhalten können?

Das war einfach unglaublich.

Klaus trat zu ihr und legte einen Arm um ihre Schulter.

Der Dolch war verschwunden.

„Ich warne dich, Bruder, misch dich nicht noch einmal in meine Angelegenheiten ein, denn mich wird nichts mehr aufhalten, dich kaltzustellen“, sagte er mir klipp und klar.

Ungläubig sah ich, wie mein Bruder verschwand.

Elena drehte sich noch einmal zu mir um und ich konnte ihren Blick nicht zuordnen.

Gerade verstand ich, dass ich nichts über sie wusste und dass mein Bruder sich auch verändert hatte oder ich hatte ihn auch nie richtig gekannt.

Ein Zuhause?

Kapitel 16: Ein Zuhause?
 


 

„Dort wo wir lieben ist unser Zuhause. Unsere Füße können es verlassen, aber nicht unsere Herzen.“ (Oliver Wendell Holmes)
 

Klaus Sicht:

Sobald wir aus der Sicht meines Bruders waren, drückte ich Elena noch einmal an mich, schlang meine Arme um sie und roch an ihr, ob es auch wirklich wahr war.

Ich war in der Zeit, wo sie nicht bei mir war, beinah wahnsinnig geworden.

Sie wieder bei mir zu wissen, war ein glückseligeres Gefühl, als ich zu träumen gewagt hätte.

„Danke“, hauchte sie und fragend sah ich sie an.

Ich strich eine ihrer dünnen Strähnen hinters Ohr. „Das du mich gerettet hast“, fügte sie noch hinzu.

Ich zuckte nur mit den Schultern, da es für mich selbstverständlich gewesen war.

„Das war nichts besonderes, Elena.

Schließlich brauch ich dich noch und wir hatten den Deal, das ich auf dich aufpassen würde.“
 

Elena verdrehte auf meine Worte die Augen, als ob das was ich sprach vollkommen unwichtig war und sie davon nur genervt.

„Kannst du nicht einfach mal, es dabei belassen und „Gern geschehen“ sagen?“, fragte sie und sah mir dabei in die Augen. „Ist es denn so schwer zu akzeptieren, dass ich für deine Hilfe dankbar bin?“

Ich wusste es nicht.

Ich wusste es ehrlich nicht.

Eigentlich sollte das nichts schlimmes sein, denn es bedeutete, dass andere einem dafür etwas schuldig waren.

Aber meist war es anders.

Ich half ihnen und erwartete etwas dafür.

Elena sagte „Danke“ und es war für sie selbstverständlich mir zu helfen und mir etwas zurückzugeben, aber ich hatte nicht das Gefühl, das es ihr in einem Moment eine Last war oder das es aus Verpflichtung geschah.

Sowas war ich einfach nicht gewohnt.

Dennoch gefiel es mir.
 

Ihre Worte brachten mich dazu, ehrlich zu lächeln und das zeigte ich ihr auch.

„Gern geschehen“, antwortete ich ihr und das Lächeln, was sich bei ihr bildete, umfasste mein Herz und gab meinem Magen ein eigenartiges Gefühl.

Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste mich auf den Mund.

Sofort drückte ich sie näher an mich, legte meine Hände auf ihren Hintern und hob sie an diesen hoch, weswegen sich sofort ihre Beine um mich schlangen.

Ihre Hände vergruben sich in meinen Haaren und zusammen mit ihr drehte ich mich im Kreis, weshalb sich Elena lachend von meinen Lippen löste und ihren Kopf nach hinten warf.

Ihre Haare fielen so nach hinten und wirbelten durch die Luft.
 

Nur ungern setzte ich sie wieder ab, aber sie blieb bei mir, entfernte sich keinen Zentimeter von mir.

„Wir sollten wohl wieder nach Hause gehen“, flüsterte sie gegen meine Lippen.

Nach Hause?

„Du meinst doch nicht das Apartment in Chicago?

Das ist kein Zuhause“, meinte ich kopfschüttelnd, weil das wirklich nicht meiner Vorstellung eines Heims traf.

„Wie würdest du es dann nennen?

Wir leben schließlich da“, entgegnete sie mir und zwar hatte sie damit recht, doch es fehlte etwas, um es als Zuhause zu bezeichnen.

„Ein Zuhause ist ein Ort, wo man mit seiner Familie zusammen lebt“, erklärte ich ihr meine Vorstellung von einem Zuhause.

Allerdings war meine Familie zurzeit in den Särgen und wenn ich sie freiließ, würden sie sauer auf mich sein.

Ich hatte Angst davor, sie frei zu lassen.

Ich musste erst etwas finden, um sie zu besänftigen.
 

„Du bist gerade meine Familie und ich lebe mit dir dort.“

Überrascht sah ich ihr in die Augen, konnte es kaum glauben, aber freute mich, dass sie mich als ihre Familie bezeichnete.

„Dennoch ist es nicht der richtige Ort für ein Zuhause.

Aber vielleicht haben wir irgendwann ein Haus, in dem wir zusammen leben können.

Das wäre dann unser Zuhause.“

Elena sah mich vollkommen verwirrt an, als konnte sie nicht begreifen, was ich da sagte.

Als würde irgendein Fehler in diesem Plan bestehen.
 

Verständnislos kniff sie die Augen zusammen und runzelte die Stirn.

„Aber Klaus, du wolltest mich doch opfern, erinnerst du dich?

Wenn ich nicht sterbe, erreichst du nicht dein Ziel“, erinnerte sie mich und die Realität zog mich zurück auf den Boden der Tatsachen.

Wie hatte ich das nur vergessen können?

Wie konnte es passieren, dass mir dieses Detail entglitt?

Den Plan, den ich seit über einem Jahrtausend mir ausgemalt hatte, wie hatte ich den nur außer Acht lassen können?

Das war doch nicht möglich.
 

Doch irgendwie war ich abgelenkt durch all das Gerede, über ein Zuhause und es schien ein guter Gedanke zu sein, dieses mit ihr zu bewohnen.

Verdammt!

Woher kamen all diese Zweifel?

Aber wenn ich Elena ansah, dann war ich mir all dem nicht sicher, was vorher feststand.

Sie ließ mich zweifeln, wie auch an mir selbst.

„Stimmt, aber solange ich den Mondstein nicht habe, haben wir noch unbegrenzt Zeit und du wolltest doch nicht an dein Ende denken.

So können wir auch eine Zukunft planen, auch wenn du sie nicht hast.

Ein Ende würde keine Zukunft und Pläne vorsehen, also brauchen wir welche“, antwortete ich ihr und klammerte mich an den Gedanken, das wir noch genügend Zeit hatten.

Darum betete ich.

Um genügend Zeit.
 

Elena schien nachdenklich zu sein, nickte dann aber entschlossen und zustimmend.

Fröhlich lächelte sie mich an, als wäre das einer meiner besten Ideen.

Aber wenn es wirklich so wäre, dann wäre Katerina die einzige, die in diesem Szenario sterben würde und Elena würde für immer an meiner Seite bleiben.

„Gut, wenn das so ist, dann will ich ein Haus, das aus Holz ist oder zumindest mit Holz verkleidet und einen Teich hinter dem Haus, wo ein Stek ist, an den man sich setzen kann“, meinte sie aufgeregt und bei ihren leuchtenden Augen wusste ich, dass sie es sich gerade ausmalte.

Das klang nicht weiter schwer und wirklich machbar.

„Sonst noch etwas?“, fragte ich sie und überlegte wirklich, ob wir ein Haus so bauen konnten.

Das würde interessant werden.

„Ja! Eine Terrasse, die um das ganz Haus herum führt und eine Hollywoodschaukel.

Alles soll aus Holz sein und um uns müssen viele Bäume und Wildblumen sein!“, beschloss sie.

Also ein Haus, das im Wald war, das schien doch gut zu sein.

„Ich bin auf jedenfall für ein großes Bett, damit wir… Au!“

Von Elena bekam ich einen kräftigen Rippenstoß, sodass ich gar nicht in der Lage war, meinen Satz zu beenden.

Ganz schön beeindruckend für so ein zierliches Mädchen, gut das ich kein Mensch war, sonst würde das länger weh tun.
 

Lachend legte ich meine Arme um sie und war einfach nur froh, dass sie mit ihrer ganz speziellen Art wieder bei mir war.

Ich mochte mir nicht vorzustellen, wie es ohne sie sein würde.

Die kurze Zeit jetzt, war schon schrecklich genug gewesen.

Wie sollte ich ohne sie später auskommen?

Ich hatte das Gefühl sie zu brauchen.

Vages Unheil

Kapitel 17: Vages Unheil
 


 

„So ruhig denn bis der Morgen graut. All nächtlich bei meiner Liebsten traut. In den schäumenden Grabes näh, in der See, in der brausenden See.“ (Edgar Allen Poe)
 

Elenas Sicht:

Waren wir vorher schon so unzertrennlich oder erst danach?

Es war schwer eine Antwort darauf zu finden, denn alles schien mir so normal zu sein.

Als wären wir ein normales Paar, als würde alles immer so sein wie jetzt, als würde sich nie etwas verändern.

Wir waren zusammen.

Wir waren so oft zusammen.

Kaum zu trennen.

Klaus war bei mir und ich spürte, wie er meine Nähe suchte.

Körperlich, natürlich, aber ich glaubte das es seine Ausdruckskraft seiner Gefühle war, das er sich anders nicht mitteilen konnte.

Es war wie die vielen Geschenke, die ich von ihm bekam und die großspurigen Sprüche.
 

Klaus küsste meinen Nacken und meine Schulter.

Er knurrte mürrisch, als er merkte, dass ich ihn ignorierte und ich konnte nicht anders, als darüber zu grinsen.

„Du solltest nicht abgelenkt sein, wenn ich das mache“, befand er und er klang wirklich beleidigt deswegen.

Wie ein kleines Kind.

Wie süß.

„Du solltest mich nicht ablenken, wenn ich versuche meinem Bruder zu schreiben, sowas hat Vorrecht“, meinte ich überzeugt und wusste, dass ihm meine Antwort gar nicht gefiel.

Ihm gefielen meine Antworten meist nicht, aber das stachelte mich eigentlich nur mehr dazu an, sie ihm zu geben.
 

„Was schreibst du ihm?“, fragte er nur halb interessiert und schob meine Haare über meine Schulter, sodass sie nach vorne fielen.

Er begann damit meinen Rücken zu streicheln, eindeutig zu dem Zweck, mir weiter Reaktionen zu entlocken.

„Das mein Freund in letzter Zeit verstärkt sexuelles Interesse an mir zeigt“, antwortete ich unschuldig und drehte meinen Kopf zu ihm nach hinten, um seine Reaktion mitzubekommen.

Es war einfach zu genial.

Klaus sah fassungslos aus, sogar sein Mund stand ein wenig offen, konnte nicht glauben, was ich da gerade gesagt habe.

„Das ist doch ein Scherz oder?“, fragte er nach, weil er sich offensichtlich nicht sicher war.

Aber ich hatte schon oft Dinge getan, mit denen er nicht gerechnet hätte, weswegen er jetzt immer vorsichtig bei mir war.

Er konnte mich einfach nicht einschätzen und das gefiel mir.

Das gefiel mir sehr.
 

Grinsend drehte ich mich wieder nach vorn und konzentrierte mich auf meinem Laptop.

„Es ist ein Scherz gewesen.

Ich hab von ihm ein Foto von ihm und seiner Freundin Anna bekommen, weswegen ich ihm ein Foto von uns geschickt habe.

Außerdem haben sich seine Schulnoten erheblich verbessert, wofür ich ihm gratuliert habe“, erzählte ich ihm ein paar Themen, die in unseren Mails zur Sprache kamen.

„Dann bist du jetzt fertig, oder?“, fragte er nach und spielte mit dem Saum meines T-Shirts.

Lächelnd klappte ich meinen Laptop zu und wandte mich wieder zu ihm um.

„Möglich.

Weißt du denn eine interessantere Beschäftigung für mich oder soll ich mir eine eigene suchen?“, fragte ich nach.

In der nächsten Sekunde fand ich mich unter ihm wieder, in die Matratze gedrückt.

„Wag es dir“, sagte er und begleitet wurden seine Worte durch ein Knurren.

Ich konnte nicht anders, als zu kichern und strich ihm liebevoll über die Wange.

„Ich liebe dich auch, mein kleines Kätzchen“, ärgerte ich ihn direkt, weil ich wusste, dass ihm diese Bezeichnung ganz und gar nicht zusagte.

Sein Gesicht bestätigte mir seine Vermutung sofort, aber bevor wir das Thema ausweiten konnten, klingelte es an der Tür.
 

Fragend runzelte ich die Stirn, weil das bisher noch nie passiert war.

Auch Klaus war verwirrt, obwohl er sich schnell wieder fasste und eindeutig verärgert auf stand.

Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und fragte mich, wer das sein konnte und wer wusste, dass wir hier waren.

Es konnte natürlich auch ein Zufall sein, aber Klaus hatte mir gesagt, dass es sowas wie Zufälle nicht gab und dass ich niemals an sowas absurdes glauben sollte.

Ich trat in den Flur und beobachtete neugierig, wie Klaus mit einem Mann sprach, den ich nicht kannte und dabei sehr nachdenklich aussah.

Er nickte ihm zu und schloss danach wieder die Tür.

„Elena, pack bitte deine Sachen zusammen.

Wir fliegen nach London.“

London?

London!

Wieso auf einmal das?
 

„Ähm… ich nehme nicht an, zum Vergnügen?“, fragte ich nach, weil das nicht zusammen passen würde, mit dem Mann dort an der Tür.

Meist verriet mir Klaus auch jetzt wo wir hingingen, weil er gelernt hatte, das ich Überraschungen überhaupt nicht mochte und mich dennoch genug freute, wenn er es mir vorher verriet.

„Katerina hat sich dort verschanzt und ich werde sie, wenn es sein muss, mit Gewalt daraus zerren.

Anscheinend sind alle anderen unfähig es selbst zu tun.

Keine Kreativität oder Einfälle, was weiß ich.“

Er klang ziemlich verärgert, was er immer war, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er wollte oder wenn er etwas selbst machen musste, wobei er den anderen Unfähigkeit anrechnete.
 

Schnell packte ich meine Sachen zusammen, die doch durch Klaus Geschenke erheblich mehr geworden waren.

Dennoch war ich sogar eher fertig als Klaus, aber bei seiner Stimmung ließ ich es aus, ihn damit aufzuziehen.

Während unsere Sachen nach unten ins Auto gebracht wurden, nahm Klaus meine Hand und wir checkten aus dem Hotel aus, nach wahrscheinlich Monaten.

Irgendwie hatte ich das Zeitgefühl verloren, wenn ich mit ihm unterwegs war.

Das alles hatte einfach keine Bedeutung mehr für mich.
 

Klaus schien abwesend zu sein, die ganze Zeit über.

Es wunderte mich, denn sonst immer, wenn wir unterwegs waren, würde er mir von all den großartigen Dingen erzählen, die wir sehen würden und der Geschichte, die den Orten zu Grunde lag.

Er würde mir Anekdoten und Witze erzählen, alles was informativ und interessant war.

Ich wusste dass er London mochte und schon oft dort gewesen war.

Warum also sagte er jetzt nichts?

Sein Arm lag nur um meine Schulter.

Er hatte mich ganz nah zu sich gezogen, wie er es in letzter Zeit oft tat, als wollte er überhaupt nicht mehr von mir weg kommen.

Als hätte er Angst, das ich plötzlich verschwinden würde, wie es wohl gewesen war, als Elijah mich von ihm entführt hatte.
 

Der Flughafen war überfüllt und es war einfach nur laut.

Kein schöner Ort, wo man lange bleiben wollte.

Ich schaute auf die Anzeigetafel, ob es bald ein Flug nach London geben würde, doch bevor ich wirklich etwas entdecken konnte, wurde ich bereits von Klaus weiter gezogen.

„Wir brauchen Tickets.

Brauchst du noch etwas zu lesen?“, fragte er mich und sah auf mich herab, zollte mir wieder seine Aufmerksamkeit.

Lächelnd sah ich ihn an, freute mich, dass er sich wieder aus seinen Gedanken hatte befreien können.

„Etwas zu lesen wäre nicht schlecht.

Ich muss nur noch vorher einmal auf Toilette.

Bin gleich wieder da“, sagte ich ihm und küsste ihn auf die Lippen. „Wusstest du, dass ich dich liebe?“, flüsterte ich lächelnd gegen seine Lippen.

Natürlich kannte ich die Antwort, aber ich fand, das er es wahrscheinlich nicht oft genug hören konnte.

Irgendwie glaubte ich nämlich nicht, dass er viele Menschen gehabt hatte, die ihn das gesagt hatten, deswegen tat ich es einfach.

„Wusste ich“, antwortete er mir lächelnd und ließ mich dann los.
 

Ich ging zur Toilette, wo ich auch mein Gesicht noch einmal wusch und das leichte Chaos in meinen Haaren beseitigte, dass ich bemerkte.

Wenn ich mich nicht irrte, dann hatte Klaus daran schuld.

„Endlich treffen wir uns.

Klaus lässt dich auch wirklich nicht aus den Augen.“

Mein Herz schlug höher und ungläubig schaute ich in den Spiegel, als ich meine eigene Stimme hörte.

Wenn ich hinein sah, dann sah ich auch mich.

Zweimal.

Ohne etwas tun zu können, schnappte sie meinen Kopf in Sekundenschnelle und stieß mich so gegen die Glasscherbe.

Ich spürte keinen Schmerz.

Da war nichts, nur Dunkelheit.

Unerwartete Hilfe

Kapitel 18: Unerwartete Hilfe
 


 

„Ein Mann vermeidet es, einen anderen listig zu nennen, es sei denn, es ist ein Feind.“ (Albert Einstein)
 

Klaus Sicht:

Sobald die Tür sich öffnete, schlug ich ihn ohne zu zögern mit der Faust ins Gesicht, sodass er gleich wieder nach hinten fiel.

„WO IST SIE?“, fragte ich aufgebracht und zog ihn gleich am Hemdkragen wieder hoch.

Wie konnte er es wagen?

Ich hatte ihn doch gewarnt.

Mein Bruder allerdings sah ziemlich verständnislos aus, bis sich seine Augen erkennend weiteten.

„Ob du es glaubst oder nicht, Niklaus, aber du hast auch noch andere Feinde als mich.

Ich hab sie nicht“, beteuerte er mir, doch ich konnte ihm nicht glauben.

Ich wollte ihn an die nächste Wand werfen, aber er fing sich ab.

„SCHWACHSINN!“, schrie ich ihn an.

Er musste es sein.

Natürlich war er es, schließlich hatte er es schon einmal gewagt.
 

„Beruhig dich, Niklaus.

Ich hab sie nicht und sieh dich um, sie ist hier auch nicht.

Wenn ich sie wirklich entführt hätte, wäre ich dann hier geblieben?

Denk doch bitte nach!“, bat er mich eindringlich und ich atmete tief durch, versuchte zur Ruhe zu kommen und mir über alles klar zu werden.

Er hatte recht, es war lächerlich, dennoch… wer sollte es sonst gewesen sein?

Wer würde sowas wagen?

„Könnte es sein das sie weggelaufen-“ „Nein!“, unterbrach ich ihn schroff, denn ich war mir sicher, dass das keine Option war.

Elena würde nicht weglaufen.

Sie wusste alles und liebte mich dennoch, sie hatte keinen Grund dazu.

Naja… natürlich hatte sie eigentlich jeden Grund dazu, aber sie würde so etwas niemals tun.
 

Ich sah zu meinen Bruder, der skeptisch eine Augenbraue hoch hob.

Er kannte sie auch nicht, er wusste nicht wie sie wirklich war.

„Ich vertrau ihr!“, stellte ich klar, sodass es zumindest meinen Worten absolut keinen Zweifel gab, wenn es den schon bei ihr gab.

Elijah zeigte mir ein spöttisches Lächeln und ich fragte mich, ob das darauf bezogen war, das er nicht glaubte, dass Elena entführt wurde oder dass er nicht glaubte, dass ich jemand vertraute.

Beides klang für einen Fremden wohl leicht unglaubwürdig.
 

Ich wollte mich von ihm abwenden, gehen und dafür sorgen, dass Elena so schnell wie möglich wieder bei mir war.

Wie es aussah, konnte ich sie niemals wieder aus den Augen lassen.

„Ich kann dir helfen“, meinte Elijah und ich blieb abrupt stehen.

Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um und runzelte die Stirn, konnte kaum glauben was er da von sich gegeben hatte.

Wir waren schon seit Jahrhunderten nicht mehr auf derselben Seite gewesen.

„Wieso solltest du sowas tun?“, fragte ich ihn skeptisch, denn ich konnte nicht glauben, dass er das einfach so tun würde, wo er doch eigentlich gegen mich war und schon gar nicht gegen eine Gegenleistung.
 

„Keine Sorge, es geschieht nicht aus Nächstenliebe zu dir.

Ich will nur, das Elena in Sicherheit ist, zumindest soweit es möglich ist.“

Sein Blick zeigte mir, dass er sie bei mir nicht in Sicherheit glaubte, aber seine Meinung war mir in dem Punkt wirklich völlig egal.

„Der Doppelgänger.

Du hattest schon immer eine Schwäche für die Petrova-Doppelgänger“, meinte ich spöttisch und erinnerte mich nur zu genau an die Sache mit Katerina.

Er schien wirklich nicht von diesem Gesicht loszukommen.

Seine allseits bekannte Schwäche.

„Diesmal bist es doch wohl eher du, der eine Schwäche für sie hat.

Vielleicht solltest du noch einmal darüber nachdenken, ob es wert ist deine Liebe zu opfern, nur um ein Hybrid zu werden.“
 

Unbewusst zuckte ich zusammen.

Meine Liebe?

Elena?

Das konnte er doch wohl nicht wirklich ernst meinen!

Ich liebte schon seit einem Jahrtausend niemanden mehr und ich würde ganz gewiss nicht jetzt damit anfangen.

„Du weißt doch, dass ich recht habe.

Sonst würdest du das nicht alles so persönlich nehmen.

Aber sei es wie sei, sag mir doch einfach, was genau passiert ist.“
 

Wütend sah ich meinen Bruder an, versuchte dann aber alles in meinen Gedanken zu rekonstruieren, wie es gewesen war.

„Wir waren am Flughafen gewesen.

Ich hab die Tickets gekauft und sie war auf Toilette, von der sie nicht wieder gekommen war.

Die Glasscherbe war dort kaputt.“

Ich hatte nach fünfzehn Minuten nachgewesen, weil ich weder glaubte, dass so eine lange Warteschlange dort war, noch dass sie so lange brauchte.

„Was war davor gewesen?

Wieso wart ihr beim Flughafen?“, fragte Elijah nach und ich dachte weiter zurück.

An einen meiner Männer, der mich und Elena unterbrochen hatte.

„Mir wurde von einem der Untergebenen berichtet, dass Katerina in London ist und deshalb…“ „Es war Katerina“, unterbrach er mich.

Wie bitte?
 

Oh nein.

Die Mädchentoilette.

„Verdammt!“, fluchte ich. „Aber woher hat sie gewusst, dass wir zum Flughafen fahren würden?“

Das hätte sie doch niemals vorher sehen können, außer sie war uns die ganze Zeit gefolgt.

Das war natürlich auch eine Möglichkeit, obwohl ich davon doch was gemerkt haben müsste.

„Dein Untergebener, das war doch sicherlich ein Mann.

Bist du sicher, dass er wirklich dir noch treu ist?

Wir wissen doch genau, welchen Einfluss sie auf Männer hat, wenn sie will.“

Er hatte mich in eine Falle gelockt.

Wütend ballte ich meine Hand zur Faust und am liebsten würde ich jetzt irgendwas kaputt schlagen und zwar sehr schnell.

„Okay, das wird sie auf jedenfall bereuen“, schwor ich mir.

Das würde ich ihr niemals durchgehen lassen.

Nicht noch einmal würde ich mir von ihr meine Pläne vermasseln lassen und auf keinen Fall würde ich es zulassen, dass sie Elena in irgendeiner Weise schadete.
 

„Ich werde sie finden“, sagte ich entschlossen und wollte los, aber wieder hielt mich Elijah auf. „Ich nehme an, sie wird sich allein bei dir melden.

Sicher will sie irgendwas haben, schließlich besitzt sie jetzt das perfekte Druckmittel.“

Miststück!

Schlampe!

Miese manipulative Verräterin!

„Ich werde sie trotzdem finden!“

Wenn ich wusste wo sie war, hatte sie nicht so viel in der Hand, wie sie glaubte.

Von ihr würde ich mich sicherlich nicht erpressen lassen.

„Ich komm mit“, meinte Elijah und nochmals sah ich ihn prüfend an, denn so wirklich verstand ich seine Motive immer noch nicht.

Natürlich, er hatte eine Schwäche für die Doppelgänger, aber würde er mir deswegen helfen wollen?

„Falls du dich an unser letztes Treffen erinnerst, da wolltest du mir einen Dolch ins Herz rammen, aber Elena hat dich davon abgehalten.

Ich sagte doch, es geht sicherlich hier nicht um dich, ich will ihr helfen“, erklärte er mir noch einmal und mit der Antwort kam ich zurecht.

Elijah würde sich immer für alles revanchieren wollen.

Das war bei ihm nachvollziehbar, also konnte ich ihn glauben, zumindest irgendwie…

Ein Deal?

Kapitel 19: Ein Deal?
 


 

„Nichts ist so gewöhnlich wie der Wunsch bemerkenswert zu sein.“ (William Shakespeare)
 

Katerinas Sicht:

Ich besah mir genau meine Doppelgängerin, die ich an den Stuhl gefesselt hatte, damit sie auch ja nicht fliehen konnte.

So viel Freiraum wie Klaus ihr gegeben hatte, würde ich ihr niemals gewähren.

Wieso allerdings hatte er das getan?

Hatte er nicht aus seinen Fehlern gelernt?

Ich spürte wie ihre Atmung schneller wurde und auch ihr Herz wieder schneller schlug.

Das kleine Mädchen wachte auf.

Ich schnippte mit dem Finger vor ihrem Gesicht herum.

„Aufwachen Doppelgängerin, es ist Zeit aufzustehen!“, triezte ich sie weiter, damit das hier ein wenig schneller von statten ging.
 

Ich hasste dieses Mädchen jetzt bereits, dass dasselbe Gesicht hatte wie ich und es wagte, damit andere zu verführen.

Nur ich sollte dieses Aussehen haben, nicht so eine billige Kopie von mir.

Sie schlug die Augen auf und sah mich erschrocken an.

Gut so.

„Endlich aus dem Traumland erwacht, Prinzessin?

Das ist gut!

Weil wenn wir gleich Klaus anrufen, dann müssen wir ihm doch berichten können, dass du noch ganz gesund bist.

Du wirst dann den Mund halten und ihn nur sagen, was ich will.

Verstanden?“, fragte ich nach.
 

Zögernd und langsam nickte sie.

„Du bist Katerina, oder?“, fragte sie nach, aber ich wimmelte ihre Worte mit der Hand ab. „Kein Interesse, an einer Bekanntmachung.

Du hast hier nur einen Zweck und zwar mir zu Nutze zu sein, also halt deinen Mund und sprich nur, wenn ich es sage!“, erinnerte ich sie an meine ganz persönlichen Spielregeln.

Ich nahm mein Handy und gab die Nummer ein, die ich von Klaus emaligen Gefolgsmann bekommen hatte.

Es war Zeit ein paar Bedingungen auszuhandeln, damit ich endgültig und für immer meine Ruhe vor Klaus haben würde.

Das war mir mehr als alles andere wichtig und dann konnte ich zurück zu meinen Geliebten.

Es war dann endlich vorbei.
 

Es tutete ein paarmal, bevor eine gereizte Stimme abnahm.

„Ja?“, fragte er nach.

Es war Klaus Stimme, das wusste ich, auch ohne dass er sich mit Namen meldete.

Wahrscheinlich ging er einfach davon aus, dass jeder wusste, wer er war, wenn er bei ihm anrief.

„Hallo, Klaus.

Gibt es etwas das du vermisst?“, fragte ich scheinheilig nach und ich wusste, dass er deswegen an die Decke gehen würde.

„Wir sind schon auf der Suche nach dir, Katerina.

Mach dir keine Hoffnungen.

Für dein eigenes Glück, sag mir in welchem Zustand Elena ist, denn ich schwöre dir, wenn ihr nur ein Kratzer wiederfährt, wirst du nie wieder glücklich sein“, prophezeite er mir.

Er war mal wieder ganz besonders rachsüchtig.
 

Aber ich hatte alles genau unter Kontrolle, weswegen ich mir ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen konnte, trotz dessen, das er es nicht sah.

„Meiner Doppelgängerin geht es soweit gut, bisher zumindest noch.

Nicht mehr sehr lange.

Du kannst mich ewig suchen, Klaus, aber wir beide wissen, dass ich sehr gut im verstecken bin, sonst hättest du mich schon lange gefunden.“

„Ich hab mich bisher noch nicht sehr angestrengt“, meinte er gelangweilt und vielleicht hatte er damit sogar recht.

Aber nur vielleicht.

„Wie auch immer es ist.

Ich habe eine Hexe auf meiner Seite, die verhindern wird, das du meinen oder Elenas Aufenthalt mit Magie heraus bekommen wirst und wie willst du es sonst schaffen?

Ich hab hier alles was ich brauche.

Einen Leibwächter, Übrigends vielen Dank dafür.

Ich hab eine Hexe und Blut im Überfluss.

Außerdem besitze ich immer noch den Mondstein, hab ihn mir vor kurzem zurück geholt.

Die guten Karten sind also auf meiner Seite.“
 

Alles war auf meiner Seite.

Ich betrachtete den Mondstein, den mir Mason Lockwood besorgt hatte und diesen hatte ich auch auf meiner Seite.

Ein Werwolf, ein Vampir, eine Hexe, den Doppelgänger, den Mondstein und sogar einen Menschen, der dieses Haus bewachte und niemand hinein lassen würde, wenn er mich tatsächlich finden würde, was ich stark bezweifelte.

„Gib mir Elena!“, verlangte er und ging nicht auf meine Worte ein.

Ich seufzte.

Er würde noch früh genug mit mir verhandeln, auch wenn er es jetzt gerade ablehnte.

Das würde sich schon bald ändern.

„Von mir aus“, tat ich ihm den Gefallen und legte das Handy an Elenas Ohr.
 

„Klaus“, sagte sie langsam und ihre Stimme klang ziemlich gefasst, nicht ängstlich oder zitternd, wie ich vermutet hatte.

Am Ende glaubte er noch, sie sei ich.

„Wie geht es dir?“, fragte er sie und seine Stimme klang… besorgt?

Naja, er sollte auch um den menschlichen Doppelgänger fürchten.

„So ziemlich gut, wenn man mal davon absieht dass ich an einem Stuhl gefesselt bin“, meinte Elena lächelnd und in ihrer Stimme klang Humor mit.

Beeindruckend, das sie sich diesen bewahren konnte.

„Würdest du bitte auf meinen Bruder achtgeben, wenn mir etwas geschehen sollte?

Ich bitte dich, Klaus!“, bat sie und ich fand es lächerlich.

Selbst wenn er jetzt ja sagte, glaubte sie doch nicht wirklich, das er ihren Bruder beschützen würde oder etwas Ähnliches.

Vielleicht würde er ihn aus Zorn sogar umbringen.

„Das mach ich.

Aber keine Sorge, Elena.

Ich hol dich da raus und dann wird dir nichts mehr geschehen.

Denk an das Haus, ja?“, bat er sie.
 

An das Haus?

Welches verdammte Haus?

„Ja, mach ich“, bestätigte sie ihm und nickte lächelnd.

Ich nahm ihr das Handy weg, da ich keine Lust mehr hatte, dem zuzuhören.

Außerdem wusste er ja jetzt, dass es ihr gut ging, also genügte das vollkommen.

„Also ihr geht es zurzeit noch gut.

Wenn du aber willst, dass es so bleibt, dann will ich ein paar Dinge haben.

Meine Freiheit, eine Garantie dafür und zwar für die gesamte Ewigkeit und das nicht nur von dir.

Von jedem Vampir, Mensch, Werwolf, Hexenmeister, was du auch auf mich losgehetzt hast.

Im Gegenzug werde ich dir alle Zutaten für das Ritual geben“, schlug ich ihm den Handel vor.
 

„Deine Chance auf irgendwas hast du verloren, als du Elena entführt hast, Katerina.

Wenn es ihr nicht gut geht, dann-“ „Es wird ihr bald nicht mehr gut gehen!

Nimm diesen Deal einfach an!“, fauchte ich wütend, denn ich wollte endlich meine Freiheit.

In den letzten Monaten war es schlimmer als je zuvor geworden.

Eine Art Hetzjagd und ich war nirgendwo mehr sicher.

Vor jedem der mich ansprach, hatte ich Angst haben müssen, das wollte ich keinen weiteren Tag ertragen müssen.

„Dein Wunsch alles haben zu wollen, wird dich zu Fall bekommen.

Ich überleg mir, ob ich den Deal annehme, wenn ich dich nicht finde“, meinte er locker, als wäre das hier nicht weiter wichtig.
 

Wut kroch in mir hoch.

„Nein!

Jetzt!“, verlangte ich, denn ich wollte ihm sicher keine Chance geben, zum Vorteil zu gelangen.

„Du hast doch gesagt, du hast alles was du brauchst bei dir, um lange zu überleben.

Du hast also genug Zeit“, antwortete er lapidar und dann legte er auf.

Wie bitte?

Verdammt!

Am liebsten wollte ich das Handy gegen die nächste Wand schleudern und ich hätte es auch getan, wen es mir etwas gebracht hätte.

Sauer wandte ich mich an mein blödes Abbild, das mich abwartend ansah.
 

Ich schlug ihr ins Gesicht, sodass ihr Kopf zur Seite flog und ihre Nase blutete.

Mit der Kopfverletzung wird sie davon vielleicht sogar richtig Kopfschmerzen bekommen.

„Du wirst es sein, die hier leidet, wenn ich nicht bekomme, was ich will.

Was ist mit dem Haus gemeint?“, fragte ich sie gereizt, da ich das nicht verstanden hatte.

Unbeeindruckt sah sie mich an, als hätte sie wirklich keinerlei Angst vor mir, was sie aber besser haben sollte.

„Wir wollten uns ein Haus bauen, wo wir eine Familie sein konnten, da eine Familie ein Zuhause bräuchte“, erklärte sie mir.

Ich versuchte so schnell wie möglich von meinen überraschten Blick wieder wegzukommen und sah sie dann verächtlich an.

Grinsend beugte ich mich zu ihr herunter.

„Du wirst das doch wohl nicht wirklich glauben, oder?

Er wird dich ohne Bedauern opfern und du hast diese Illusion dabei im Kopf.“
 

Fest sah sie mir in die Augen und ich wusste, dass sie mir nicht glaubte.

Ihr Fehler.

„Du bist nichts!

Du bist nichts besonderes, nur eine dämliche Kopie von mir!

An dir ist nichts Besonderes und das wirst du noch früh genug erkennen.“

Ich war besonders!

Ich hatte die Macht gehabt, dem allen zu entfliehen, dem Schicksal was mir Klaus auferlegen wollte und ich hatte es geschafft fünfhundert Jahre vor ihm zu fliehen.

Jetzt hatte ich alles in der Hand, um meine Freiheit zu erkaufen.

Ich war besonders, nicht sie.

„Du bist nicht weniger ein Doppelgänger, als ich auch.

Der ursprüngliche Doppelgänger hieß Tatia und das bedeutet, dass wenn ich nicht besonders bin, das du es ebenfalls nicht bist.“

Noch einmal schlug ich ihr ins Gesicht.

„Schweig!

Du hast keine Ahnung!“, warf ich ihr vor und wandte mich dann von diesem Opfer ab.

Denn nichts weiter war sie, als ein Opfer.

Pattsituation

Kapitel 20: Pattsituation
 


 

„Ich lehne Gewalt ab, denn wenn sie gut zu sein scheint, ist das Gute nur vorübergehend. Das Böse, dass sie hervorbringt ist von Dauer.“ (Gandhi)
 

Elijahs Sicht:

Ich klopfte an der Haustür und wartete geduldig, bis eine Frau im mittleren Alter sie öffnete.

Freundlich lächelte ich sie an.

„Entschuldigen sie bitte, mein Auto ist liegen geblieben.

Darf ich bitte telefonieren?“, fragte ich freundlich und benutzte mich somit der Altbewehrten Technik.

Nicht gerade einfallsreich, aber es funktionierte eigentlich immer.

„Sicher, komm-“ „NEIN“, durchschnitt sie eine harsche Stimme und grinsend legte ich meine Hände auf den Türrahmen und grinste sie an.

Katerina stolzierte die Treppe herunter und sah mich kalt an, während die Frau einfach wegging.

„Du hättest zumindest jemand anderen schicken sollen“, meinte sie kalt.
 

Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern und grinste sie an.

„Das hätte ich wohl.

Aber eigentlich wäre ich auch enttäuscht gewesen, wenn es so einfach gewesen wäre.“

Ich nickte ihr zu.

„Nun, Katerina, gib mir doch einfach Elena.

Das würde alles viel einfacher machen, als wenn du dich weiterhin währst.“

Es würde zumindest einige Arbeit ersparen und Klaus weniger Nerven kosten, denn gerade war wirklich nicht mit ihm zu spaßen.

So wütend hatte ich ihn wirklich lange nicht mehr gesehen, nicht auf diese spezielle Weise, die mir einiges über seine Beziehung zu Elena verriet, wie tief sie auf emotionaler Ebene ist, auch wenn er das immer noch zu gerne bestritt.
 

Trotzig verschränkte Katerina die Arme vor sich.

„Ich werde gar nichts tun, bevor ich nicht meinen Deal bekommen habe.

Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, fragte sie mit verengten Augen und ich fragte mich, wieso sie so wenig Angst zeigte.

Das war doch eher Elenas Stärke oder hatte sie sich das von ihr abgeguckt?

Sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass sie so im Vorteil war, oder doch?

„Du hast dafür gesorgt, dass man dich nicht mit Magie finden kann, aber du hast sehr lange mit Klaus telefoniert.

Ich hab deinen Anruf zurückverfolgen lassen.

Tut mir ja sehr leid für dich, das ich dich enttäusche, aber ich bin durchaus an dieses Jahrhundert angepasst“, offenbarte ich ihr.
 

Sie sah nicht glücklich aus und jetzt erkannte ich auch die Unsicherheit in ihrem Gesicht.

Kluges Mädchen.

Angst machte uns wachsamer und war ein durchaus weiser Rettungsring.

„Ich werde sie dir nicht geben, sicher nicht freiwillig und du kommst hier nicht rein.

Es würde alles einfacher machen, wenn ich einfach meine Freiheit bekomme“, hielt sie an ihren Plan fest, aber das war lächerlich.

Selbst wenn Klaus sich darauf einlassen würde, er liebte Elena und allein deswegen würde er sein Wort brechen.

Er hielt sich nicht an sowas, wie ich es tat.
 

Ich trat locker einen Schritt zurück und vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen, sah mich nach hinten um.

„Weißt du, Katerina.

Klaus wird schon bald hier sein und du weißt wie rachsüchtig er sein kann.

Bei ihm kann man sich wirklich nur darauf verlassen.

Es wäre also klug von dir, mir Elena einfach zu überlassen und danach soweit wie möglich von hier zu verschwinden.

Lauf doch einfach weiter weg, wie du es die letzten Jahrhunderte auch getan hast.

Du warst doch sehr gut darin.“

Das stimmte wirklich, sie hat ein außerordentlich großes Talent vor uns zu flüchten, davon konnten wir uns einiges abschneiden, schließlich waren auch wir immer vor unserem Vater auf der Flucht.

Sie allerdings hatte es sogar zur wahren Perfektion gebracht, in dem sie ihren eigenen Tod vorgetäuscht hatte.

Sie war nahezu unsichtbar.
 

Katerina trat näher an die Tür heran, mit sturem Blick.

Dummes Mädchen.

Sofort stand ich vor ihr, sodass uns nur die unsichtbare Barriere trennte.

„Du wirst Elena raus bringen, ohne sie dabei zu verletzten oder ihr sonst etwas anzutun“, manipulierte ich sie und sie blieb stumm.

Katerina sah mich ausdruckslos an, dann aber fing sie an zu kichern und krümmte sich beinah vor Lachen.

„Netter Versuch, Elijah.

Weißt du, was schon immer euer Fehler war?

Ihr unterschätzt einfach immer alle anderen, vor allem mich.

Ich trinke seit hundertfünfundvierzig Jahren Eisenkraut, was mir nicht nur eine gewisse Resistenz gegen das Zeug verschafft, sondern mich auch vor Manipulation schützt.

So wird das nicht funktionieren.“
 

Ich atmete tief durch, um mich noch mehr zu beruhigen.

Gut.

Dann eben anders.

„Eigentlich bin ich nicht so für Gewalt, aber wenn es sein muss, greife ich auch darauf zurück“, erklärte ich ihr.

Katerina zuckte mit den Schultern und legte den Kopf ein wenig schief.

„Das glaube ich nicht.

Wann willst du was tun.

Bevor oder nachdem ich Elena getötet habe, von mir aus verwandle ich sie auch vorher erst in einen Vampir.

Euch scheint auch so etwas an ihr zu liegen.

Ich kann sie dann ja noch immer umbringen“, meinte sie locker.

Okay, Klaus hatte mit all seinen Beleidigungen ihr gegenüber bis ins kleinste Detail recht.

Miststück.

Am liebsten würde ich ihr das Herz herausreißen.

Ein Wunder das sie überhaupt eines besaß.
 

Unbeeindruckt drehte sich Katerina um, machte sich nicht einmal die Mühe, die Tür zu schließen und ging die Treppe nach oben.

„Ich werde warten, Katerina.

Ich kann wirklich sehr geduldig sein und während du versuchst deine Spielchen zu treiben, wird Klaus mit jeder einzelnen Minute wütender“, prophezeite ich ihr und da war ich mir absolut sicher, obwohl er jetzt bereits auf hundertachtzig zu sein schien.

„Ich kann ebenfalls warten, Elijah.

Ich hab hier eine hervorragende Blutquelle und jedes Druckmittel auf meiner Seite, das solltest du deinen Bruder vielleicht noch einmal verklickern.“
 

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, während Katerina aus meinem Blick verschwandt.

Das wusste er und ich wusste es ebenfalls.

Aber das würde nichts daran ändern, das sie verlieren würde.

Sie würde ihr einziges Druckmittel niemals einfach so töten oder verwandeln, auch wenn sie das sagte, denn dann hatte sie gar nichts mehr.

Elena kam mir auch nicht so vor, als hätte sie irgendwo uneheliche Kinder verborgen, weswegen ihr der Mondstein dann auch nichts mehr bringen würde.

Sie würde verlieren, auch wenn sie das jetzt noch nicht wusste und zur Not würde ich Gewalt anwenden, um das zu bewirken.

Das hier war nur eine vorübergehende Pattsituation.

Keine Chance

Kapitel 21: Keine Chance
 


 

„Der gute Held ist ein Ritter, in einer Rüstung aus trockenem Blut. Er ist dreckig und gibt sein bestes, um die Tatsache zu verheimlichen, dass er die ganze Zeit ein Held ist.“ (Frank Miller)
 

Elenas Sicht:

Katerina stand am Fenster und ihre Miene verfinsterte sich nur noch mehr.

Draußen schien etwas zu geschehen, das ihr überhaupt nicht gefiel.

Ich hielt meine Hände ruhig, da ich nicht wollte, dass die Fesseln sich weiter in meiner Haut hinein ritzten.

Meine Kopfschmerzen waren schon schlimm genug, da musste es nicht noch mehr werden, ganz egal von was mehr.

„Ist Klaus dort draußen oder sieht es schon ohne ihn schlimm genug für dich aus?“, fragte ich sie, da sie auf jedenfall genug angespannt aussah.

Sie warf mir einen finsteren Blick zu, der mir sagte, dass mit ihr eindeutig nicht zu scherzen war, aber das wusste ich bereits.

Elijah war eine um einiges angenehmere Gesellschaft als sie gewesen.

Vielleicht aber auch schon deswegen, weil er etwas erreichen wollte, das nicht unbedingt nur für sich selbst war, sondern zum Wohler anderer, seiner Meinung nach zumindest.

Die kurze Zeit mit Katerina bestätigte mir alles, was Klaus mir von ihr gesagt hatte, das ihr Egoismus keine Grenzen kannte.
 

Ich hoffte wirklich, dass es nur das Aussehen war, in dem wir uns glichen, denn wie sie wollte ich nicht im Geringsten sein, nicht irgendeiner möglichen Weise.

„Lass mich mit Klaus reden.

Er wird mir zugewandter sein, als dir“, schlug ich vor, denn ich konnte mir vorstellen, dass er mehr als nur einfach sauer auf sie war.

Ich wusste, wie er sonst von ihr dachte und das schlug wirklich keine Freudenzeilen.

„Vergiss es!

Du hältst dich wohl für besonders toll, aber das bist du nicht mal annähernd.

Ich bin diejenige die alles unter Kontrolle hat“, behauptet sie großspurig, doch ich bezweifelte das wirklich.

Ich hob eine Augenbraue an und sah sie skeptisch an.

„Ach, tatsächlich?“, fragte ich nach, weil ich mir das nicht vorstellen konnte und eine Einsicht ihrerseits würde sie viel weiter bringen, als ihr stures gehabe.
 

Wieder kam sie auf mich zu und schlug mir ins Gesicht, sodass mein Gesicht zur Seite flog.

Meine Wange brannte und mein Kiefer tat weh.

Ich hasste es, wenn sie das tat.

Es fühlte sich fast immer so an, als wollte sie mir den Kopf abschlagen.

„KATERINA!“, hörte ich eine Stimme schreien und sofort schlug mein Herz höher, denn ich erkannte ganz eindeutig, dass es Klaus Stimme war.

„KOMM DORT RAUS!

DU HAST KEINE CHANCE!“

Seine Stimme war von Zorn zerflossen und drang einem selbst durch Mark und Bein.

Selbst ich hatte ihn noch nie so erlebt, nicht einmal bei Elijah oder wenn er sich aufgeregt hatte und ich dachte, das wäre schon schlimm gewesen.
 

„Gib auf, Katerina“, appellierte ich an sie, denn ich hatte Angst vor dem, was als nächstes geschah.

Ich wollte nicht sehen, wie er sie umbrachte, denn ich war mir sicher, dass ich ihn diesmal nicht aufhalten konnte, besonders wenn er mein Gesicht sah.

Elijah hatte mir nichts getan, aber Katerina schon und sie war auch mehr als bereit dazu, das zu verschlimmern.

„Schweig!“, brüllte sie mich an. „Das wird niemals geschehen.“

War sie dumm, wahnsinnig oder wirklich so verblendet, das sie glaubte, das gelang?

Ich verstand es nicht wirklich, aber sie kam zu mir und löste meine Fesseln.

Nicht wirklich sanft zerrte sie mich zum Fenster, welches sie öffnete und ich konnte dort unten Klaus, Elijah und einige andere erkennen.
 

Dann drückte Katerina mir auf einmal ihr Handgelenk gegen meinen Mund und ich schmeckte Blut, das ich nach einer Weile unweigerlich schlucken musste.

Geschockt keuchte ich, denn noch nie wurde mir Blut verabreicht, mit dem Ziel mich zu verwandeln.

Allerdings spürte ich auch, wie es meine Wunden heilte, die sie mir alle zugefügt hatte.

Mein Körper fühlte sich besser an.

„Ich zähle bis zehn, Katerina“, warnte Klaus sie und ich fragte mich, was er genau vorhatte.

Doch dann erkannte ich, dass dort unten nur Vampire standen.

Wo waren die Hexenmeister, die auf seiner Seite waren?

Konnte es sein, das die bereits ins Haus eingedrungen waren und jetzt alles erledigte?

Das würde den Grund erklären, warum Klaus sich so sicher war.

Ich sah ihm in die Augen und wusste in diesem Moment, das alles gut werden würde und ich mich nicht zu fürchten brauchte.

„Was soll das werden?

Du kannst mir kein Ultimatum stellen!“, behauptete Katerina weiterhin fest und ich erkannte gerade wie naiv diese Ansicht doch war.

Sie hatte geglaubt, Klaus würde sie unterschätzen, aber sie tat das gerade ebenfalls.
 

„Zehn“, begann Klaus zu zählen und ich sah wie die Vampire sich bewegten.

Was geschah jetzt?

„Neun.“

Allerdings traten sie nach hinten.

„Acht.“

Sie gingen zu den Bäumen, die das Haus umgaben.

„Sieben.“

Sie begannen damit Äste abzureißen.

„Sechs.“

Ich fragte mich wirklich was sie damit vorhatten und runzelte die Stirn.

„Fünf.“

Die Vampire kamen damit zurück.

„Vier.“

Sie stellten sich bereit hin.

„Drei.“

Katerina trat mit mir zusammen vom Fenster weg.

„Zwei.“

Mein Herz schlug schneller vor Angst.

„Eins.“

Ich schloss lieber die Augen, wollte nicht sehen, was als nächstes geschah.“

„Null.“
 

Der Lärm begann.

Katerina bewegte sich anscheinend mit mir und ich schaffte es nicht meine Augen länger zuzuhalten, weswegen ich die Äste sah, die knapp an uns vorbeiflogen und denen Katerina auswich.

Dann wurden wir auf einmal nach hinten gezogen und ich spürte wie ich aus Katerinas Armen gerissen wurde.

Ich sah hoch und entdeckte Elijah, der mich schützend hinter sich zog.

„Nein!

Ihr könnt hier nicht herein kommen!“, rief Katerina verzweifelt.

Ich sah wie Klaus vor ihr stand.

Sie waren auf einmal hier.

So schnell.

„Ich hab auch Hexen auf meiner Seite, bei ihnen wirkt kein Hausfluch und wenn er jetzt aufgehoben ist, dann bedeutet das ganz eindeutig, dass dieser jetzt tot ist.

Ich hab dir doch gesagt, dass du keine Chance hast.

Du hast verloren“, meinte er kalt und mit einem Ruck brach er Katerinas Kehle, weswegen ich meine Augen schloss, obwohl ich wusste, dass ihn das nicht tötete.
 

„Elena“, hörte ich Klaus Stimme sanft sprechen und ich öffnete vorsichtig wieder meine Augen.

Schnell lief ich an Elijah vorbei und warf mich in seine Augen, mehr als froh wieder bei ihm zu sein, denn diesmal hatte ich wirklich Angst gehabt.

Katerina war viel zu unberechenbar gewesen.

Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und wenn ich zurück blickte, sah ich Elijah, der mir langsam zunickte.

Ich formte mit meinen Lippen das Wort „Danke“, da auch er geholfen hatte mich hier raus zu holen, worüber ich sehr froh war.

Die Zeit mit Katerina war mehr als eine Folter gewesen und das lag vor allem daran, dass sie mir all das mit meinem eigenen Gesicht angetan hatte, was mehr als verstörend war.

Nie wieder wollte ich das erleben.

Gefangen

Kapitel 22: Gefangen
 


 

„Es gibt keine Flucht vor Erinnerungen auf dieser Welt. Die Geister unserer dummen Taten verfolgen uns. Mit oder ohne Reue.“ (Gilbert Parker)
 

Katerinas Sicht:

Ich wachte mit Schmerzen wieder auf.

Meine Handgelenke taten weh und mein Kopf dröhnte, außerdem hatte ich einen permanenten Schmerz in meiner rechten Schulter.

Ich zwang mich dazu meine Augen zu öffnen, um zu erfassen in welcher Lage ich mich befand.

Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, was als letztes passiert war.

Ich hatte alle Karten in der Hand gehabt, doch Klaus hatte dennoch nicht nachgegeben.

Er hatte angegriffen und auf einmal war er da.

Elijah hatte meine Doppelgängerin befreit und Klaus hatte mich… oh Gott, er musste mich umgebracht haben.

Aber anscheinend nur kurzzeitig.
 

Endlich schaffte ich es meine Augen vollständig zu öffnen.

Ich fühlte mich so benommen.

Als erstes überprüfte ich meine Schulter, nur um festzustellen das da ein Holzpfahl drin steckte, der mich bewegungsunfähig machte.

Allerdings war ich dazu auch noch an einem Stuhl gefesselt.

„Wie schön, das du endlich wieder wach bist, Katerina“, hörte ich eine Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Klaus.

Er sah mich an und ich wusste nicht, ob er wütend war oder etwas anders.

Wütend ganz sicher.

Und das Grinsen auf seinem Gesicht erschien mir so grausam.
 

Er trat vor mich und selbst wenn ich nicht gefesselt wäre, war ich so starr, das ich gar nicht wegrennen hätte können, obwohl mir das bei seiner Geschwindigkeit wohl auch nichts genützt hätte.

„Du darfst erst wieder gehen, wenn ich es dir erlaube“, manipulierte er mich und ich spürte den Zwang, der auf mich wirkte.

Verdammt!

Das Eisenkraut war anscheinend aus meinem Körper raus.

Er löste meine Fesseln, aber das brachte mir jetzt auch nichts mehr.

„Zieh dir den Pfahl aus der Schulter“, befahl er mir und er tat es ganz ohne Zwang.

Unsicher sah ich ihn an, tat dann aber was er mir sagte.

Es tat mehr als einfach nur weh und ich schrie vor Schmerz.

Danach sah er mir wieder in die Augen.

„Du wirst Elena nie wieder verletzten, nicht einmal anrühren.

Du bleibst ihr fern“, manipulierte er mich noch einmal und ich würde es tun müssen.

Ich stand unter seinem Einfluss, solange bis er starb und Klaus würde nicht sterben, nie.

Ich war für immer seine Gefangene.
 

„Den Pfahl darfst du behalten und du zerkleinerst in Splitter, mit denen du dich akupunktierst, sobald du allein bist“, beeinflusste er mich und ich konnte ihn nur ängstlich ansehen.

Das konnte er doch nicht wirklich von mir verlangen!

Wieso machte er das nicht einfach selbst?

Wieso musste er mich zwingen, mir selbst etwas anzutun?

„Sei nett zu ihr“, ermahnte ich auf einmal und ich hatte keine Ahnung wovon er sprach, aber drehte sich dann auch sogleich um.

„Hallo, Elena“, begrüßte er anscheinend meine Doppelgängerin und ich sah ebenfalls zu ihr.

Sie trat gerade in den Raum hinein und sie hatte ein Abendkleid an.

Es war golden und ging ihr knapp über die Knie, die Ärmel lagen nur auf ihren Schultern, gingen nicht darüber.

Ihre Haare hatte sie hochgesteckt mit einer weißen Blüte.
 

Sie besah mich überrascht und trat etwas langsamer zu uns.

Skeptisch beäugte sie mich und ich konnte es ihr wirklich nicht verdenken.

Klaus hielt ihr freundlich seine Hand hin, die sie lächelnd ergriff und wenn ich sah, wie die beiden sich in die Augen schauten, dann wusste ich auf einmal, wieso Klaus so wütend gewesen war.

Aber konnte das wirklich sein?

Seine Augen zumindest sprachen von der aufrichtigen Liebe der beiden und doch konnte ich es nicht wirklich glauben, dass Klaus jemanden liebte.

Dass er sie liebte.

Meine Doppelgängerin.
 

Er nahm ihre Hand und küsste sie darauf.

„Du siehst wunderschön aus, Elena“, sagte er ihr und sah sie so anders an, als er mich angesehen hatte.

Als er mich je angesehen hatte.

Was war an ihr so besonders?

„Vielen Dank.

Sagst du mir, wohin wir gehen?“, fragte sie ihn.

„Später.

Katerina kennst du ja eigentlich schon, aber hier ist die besiegte Doppelgängerin“, stellte er mich amüsiert vor.

Er machte sich über mich lustig!

Der Blick meiner Doppelgängerin dagegen konnte ich kaum deuten, sie musterte mich.

War sie wütend auf mich, für das was ich ihr angetan hatte?

Ich zumindest wäre es.

Aber Klaus hatte es nicht erwähnt, also schien sie es ebenfalls nicht gesagt zu haben, denn ich war sicher, dass er mir das heimgezahlt hatte, bei dem Blick mit dem er sie bedachte.
 

„Katerina, das ist meine Freundin, Elena“, stellte er mir meine Doppelgängerin vor.

Freundin?!

Hatte er tatsächlich Freundin gesagt?

Elena kicherte und sah Klaus belustigt an.

„Freundin, also?“, fragte sie grinsend nach und zog eine Augenbraue hoch.

Hatte sie das nicht gewusst oder sprachen die beiden gerade eine Art Geheimsprache.

„Wir können es auch Gefährtin nennen, wie du willst.

Wollen wir?“, fragte Klaus und bot meinem Abbild seinen Arm an, wobei sie sich sofort lächelnd einhakte.

Klaus schaute noch einmal auf mich zurück.

„Denk an die Aufgabe, die ich dir gegeben hatte“, erinnerte er mich.
 

Ich schluckte und sobald die beiden weg waren, musste ich den Pfahl zerstören.

Ich zerkleinerte ihn in Splitter, wie Klaus es mir durch den Zwang aufgetragen hatte und zögernd nahm ich einen Splitter in die Hand.

Langsam schob ich ihn in mein Bein.

Es tat weh, noch nicht so sehr, aber das waren viele kleine verdammte Splitter und mit jedem tat es mehr weh.

Es wurde nur schlimmer und ich konnte mir meine Tränen bald schon nicht mehr verkneifen.

Ich fragte mich, womit ich das verdient hatte und ob Klaus nie so etwas wie eine Bestrafung für sein Handeln erfuhr.

Wieso musste ich es sein?
 

Was war schon so schlimm daran, dass ich meine dumme Doppelgängerin gefangen genommen hatte und gedroht hatte sie zu töten?

Schließlich hatte sie schlussendlich ja doch überlebt und schien total fröhlich zu sein.

Das war ungerecht.

Dass er sie so viel besser als mich behandelt hatte.

Das sie glücklich war.

Das war einfach nicht fair.

Doch ich wusste, dass ich hier nicht mehr herauskommen würde und das hier war sicher nur ein Vorgeschmack auf die Schmerzen, die ich noch erleiden würde.

Neue Pläne

Kapitel 23: Neue Pläne
 


 

„In den Personen, die wir lieben, ruht, durch uns ihnen fest verhaftet, ein bestimmter Traum, den wir nicht immer herauserkennen, den wir aber verfolgen.“ (Marcel Proust)
 

Klaus Sicht:

Aufmerksam betrachtete ich Elena, die mir gegenüber am Tisch saß.

Sie bemerkte es anscheinend, denn auf einmal meinte sie grinsend: „Ich glaube nicht, das mir beim Essen etwas schreckliches passieren wird.

Der Fisch wird mich bestimmt nicht aufs Meer hinaus entführen.“

Ja, aber ich hatte auch nicht gedacht, dass jemand sie auf der Toilette entführen würde und doch war es geschehen.

Ich nahm einen Schluck von meinem Wein.

„Man weiß nie, offensichtlich ist zurzeit alles möglich, jeder will dich mir wegnehmen.“

Und ich hatte erkennen müssen, wie wenig ich das verkraftete.

Nicht noch einmal.

Von ihr getrennt zu sein, sie zu verlieren, das war das schlimmste, was mir gerade geschehen konnte und ich konnte mich nicht gegen dieses Gefühl erwehren.
 

Elena aber sah mich nur amüsiert an.

„Schrecklich das jeder dir dein Eigentum wegnehmen will“, erwiderte sie leicht theatralisch und mit einer guten Spur Sarkasmus.

Ich schüttelte sofort den Kopf.

„Du bist nicht mein Eigentum, du bist…“ Ich wusste nicht wie ich es ausdrücken sollte. „Deine Freundin?“, fragte sie amüsiert nach, dachte anscheinend daran, wie ich sie Katerina vorhin vorgestellt hatte.

„Ja, und ich will dich nicht mehr verlieren.

Ich will dich nicht mehr opfern“, erzählte ich ihr meine Absicht und sie sah mich ziemlich fassungslos an.
 

Ich wusste, da war etwas, das von Anfang an festgelegt wurden war, doch ich konnte es einfach nicht.

Sie war meine Freundin, sie war meine Familie, sie war das Mädchen das ich… liebte und ich wollte sie nicht verlieren.

Vor allem wollte ich sie nicht opfern.

„Das solltest du aber“, erwiderte sie und ich sah sie ungläubig an.

Das konnte sie doch nicht ernst meinen!

Das konnte sie nicht von mir verlangen!

„Das kann ich nicht, Elena.

Ich… ich liebe dich.“

Es fiel mir verdammt schwer es zu sagen, aber wenn ich Elena ansah, dann bemerkte ich ihr sanftes Lächeln, das es wert war.

„Ich liebe dich auch.

Aber du solltest mich dennoch opfern.“ Ich wollte widersprechen, doch sie sprach gleich weiter. „Wenn du willst, dass ich lebe, dann gib mir einfach Vampirblut, so steh ich wieder auf.

Aber das ist dein Traum, Klaus und du könntest es bereuen, wenn du dir diesen nicht erfüllst und das will ich nicht, das du das für mich opferst.“
 

Ich sah Elena überrascht an und hätte nicht verwundert sein sollen, doch sie schaffte es immer wieder aufs Neue mich zu überraschen.

Das sollte ich eigentlich wissen, dass sie immer etwas sagte und tat, mit dem ich nicht rechnen würde.

„Ich werde dich töten“, sprach ich aus, etwas das mir mehr ausmachte, als ich je für möglich gehalten hatte.

Elena schmunzelte nur über meine Äußerung, aber ich fand das nicht so witzig.

„Das würdest du auch, wenn du mich irgendwann anders verwandeln würdest.

Das macht kaum ein Unterschied.

Oder willst du einfach nur zusehen, wie ich alt werde?“, fragte sie und sofort schüttelte ich den Kopf.

Was für ein bescheuerter Gedanke war das denn?

Ich liebte sie und wollte dass sie bei mir blieb, solange ich lebte, also ewig.

„Das wäre Schwachsinnig.

Du hast… recht.“

Auch bei ihr fiel es mir noch schwer ihr recht zu geben.
 

Sie grinste mich fröhlich an, weil sie das genau wusste und trank einen Schluck ihres Weines.

„Danke, ich finde es toll Recht zu haben.

Noch besser ist es, wenn du das dann noch zugibst“, erzählte sie mir und ich unterdrückte ein Seufzen, denn ich mochte es nicht unrecht zu haben.

Ich war es nicht gewohnt und wenn dann gab ich es nur ungern zu.

„Also, reden wir über was anderes als meine Opferung und deswegen unweigerlich bevorstehende Verwandlung“, schlug sie mir vor und ich nickte leicht.

Zum ersten Mal in Leben spürte ich keine Vorfreude deswegen, auch wenn sie sich damit einverstanden erklärt hatte.

„Sag mir, wieso Elijah mitgeholfen hat und dennoch so schnell wieder abgereist ist“, wandte sie dahin unser Gesprächsthema.
 

„Ah ja, mein lieber Bruder.

Er scheint wirklich eine große Schwäche für die Doppelgänger zu haben“, erzählte ich ihr das, was mir wieder einmal aufgefallen hatte.

Allerdings war es diesmal anders, als bei Katerina.

Zu ihr hatte er Sympathie gefasst, wegen ihrer Aussehen und der daraus folgende Ähnlichkeit zu Tatia.

Bei Elena war es der Charakter, der ihn wohl überzeugt hatte.

Elena hob eine Augenbraue hoch und zeigte mir so, dass sie wusste, dass da noch mehr dahinter steckte.

„Er hat wegen dir geholfen, weil er das Gefühl hatte dir noch was schuldig zu sein.

Du weißt doch, ich hab dir erzählt, er hat ein großes Ehrgefühl.

So schnell wieder gegangen ist er, weil er mich hasst“, erklärte ich gelangweilt.

Mein Bruder und seine großartigen Eigenschaften.
 

Elena runzelte die Stirn.

„Weil du eure Familie in Särge gepackt hast?“, fragte sie.

Ich nickte leicht. „Und weil er glaubt, dass ich sie auf dem Meeresboden versenkt habe“, fügte ich einen weiteren guten Grund hinzu.

So war es zwar nicht, aber das brachte ihn davon ab, sie zu suchen und mich damit zu nerven, sie wiederzuerwecken.

„Solltest du das dann nicht versuchen richtig zu stellen?

Ich meine, du kannst doch nicht wirklich wollen, das er dich hasst?“

Vielleicht hatte sie damit recht, aber noch weniger wollte ich es ihm erklären oder mich bei ihm entschuldigen.

Ich rechtfertigte mich vor niemanden.

„Er würde mich dann dauernd damit nerven, damit ich sie wiedererwecke“, antwortete ich ihr.

Sie legte den Kopf schief und sah mich leicht fragend an.

„Willst du das denn nicht?“
 

Das war eine gute Frage.

Ich liebte meine Familie, nur deswegen hatte ich sie eben nicht ins Meer versenkt, aber ich hatte auch Angst.

Was würden sie sagen?

Würden sie mich wieder verraten wollen?

Aber ich wollte dass wir eine Familie waren, wir alle und Elena gehörte für mich dazu.

„Doch, nach deiner Verwandlung“, legte ich einen Zeitpunkt fest.

Dann war ich ein Hybrid und niemand würde mich mehr töten können, außerdem war Elena dann nicht mehr ganz so verletzlich.

Ich würde sie auch noch besser beschützen können.

„Wenn du ein Hybrid bist und dir niemand mehr was anhaben kann“, erkannte Elena richtig.

Leicht zustimmend nickte ich.

So war es.

„Wir können das Haus bauen und zusammen darin wohnen“, malte ich den Gedanken aus, der mich schon lange gefesselt hatte.

Ein Zuhause für uns alle.

Elenas Lächeln versicherte mir Zustimmung und ich konnte es kaum erwarten.

Eine große Bitte

Kapitel 24: Eine große Bitte
 


 

„Das Mitgefühl mit uns selbst schenkt uns das Vermögen, die Verurteilung in Vergebung zu verwandeln, den Hass in Freundschaft und die Furcht in Respekt vor allen Lebewesen.“ (Jack Kornfield)
 

Elenas Sicht:

Klaus war beschäftigt.

Entweder mit dem Ritual oder mit dem Haus, was gebaut werden sollte.

So hatte ich jede Menge Zeit für mich, auch wenn mir das nicht unbedingt immer gefiel.

Aber ich schrieb mit Jeremy, um mir die Zeit zu vertreiben.

Es war toll von meinen Bruder zu hören und seiner Freundin Anna.

Sie schienen sehr glücklich zusammen zu sein.
 

Die Tür ging auf und Klaus kam in unser Schlafzimmer gerauscht, offensichtlich aber nur, um etwas zu holen.

Aus dem Kronleuchter holte er den Mondstein, den er dort versteckt hatte.

„Suchst du alles fürs Ritual zusammen?“, fragte ich nach, weil schließlich der Mondstein nur dafür gebraucht werden könnte.

Er hatte schließlich keinen anderen Zweck.

Zumindest nicht soweit ich wusste.

„Ja, auch“, antwortete er kurz angebunden.

Er wollte gleich wieder gehen, drehte sich dann aber noch einmal um, um sich zu mir herunter zu beugen und mich zu küssen.

„Darf ich dein Handy haben?“, fragte ich, bevor er wieder abrauschte.

Ohne weiter nachzufragen, drückte er es mir in die Hand und ging dann wieder.
 

Es war schade, dass er nicht mehr so viel Zeit für mich hatte, aber bald würde auch das wieder vorbei waren.

Ich schaute in Klaus Kontaktliste und tatsächlich fand ich genau den Namen darin, den ich gesucht hatte.

Ich drückte auf den grünen Hörer, um sie zu wählen.

Es tutete eine Weile, aber es wurde schnell abgenommen.

„Was willst du Klaus?“, fragte Elijah, weniger freundlich, als ich es von ihm gewohnt war.

Aber das war wohl durchaus verständlich.

„Hallo, Elijah.

Welche Laus ist dir denn über die Leber gehalten?“, fragte ich amüsiert, denn es machte wirklich Spaß ihn aufzuziehen.

Eigentlich sogar noch mehr, als bei Klaus, weil er so ein ernster Zeitgenosse war.
 

„Elena?“

Elijah klang ziemlich überrascht von mir zu hören.

Das war wohl nicht verwunderlich.

„Was hast du denn gedacht wer ich bin?

Klaus?

Dann müsste ich aber zum Arzt gehen, wenn meine Stimme wirklich so merkwürdig klingt“, meinte ich lächelnd, bis ich mich erinnerte, das er das ja gar nicht sehen konnte.

Deswegen hasste ich Telefonate, man konnte seinem Gegenüber nicht ins Gesicht sehen und ablesen, was er fühlte.

„Was möchtest du?“

Jetzt klang seine Stimme viel freundlicher und höflicher, als zuvor.

Ein gewaltiger Unterschied, zu seiner Begrüßung.
 

Es war schade, dass er zu einer Fremden so viel freundlicher sein konnte, als zu seinem eigenen Bruder.

„Ich wollte dich bitten zurückzukommen.

Ich weiß dass Klaus dich vermisst.

Du bist sein Bruder und er wünscht sich, das du bei ihm bist“, erzählte ich ihm und am Ende der Leitung wurde es still.

„Ich weiß, das ist viel verlangt, aber-“ „Elena“, unterbrach er mich sanft und ich wusste gleich, das da noch etwas kommen würde.

Etwas, das mir nicht gefallen würde.

„Er hat meine Familie-“ „Ich weiß, was er getan hat“, unterbrach ich ihn meinerseits.
 

Wieder trat eine Stille ein und diesmal war sie noch unangenehmer als zuvor.

Mein Magen drohte sich deswegen umzudrehen, aber das hier war wirklich wichtig.

„Dann bitte verlang das nicht von mir“, bat er mich. „Nicht das.

Alles andere, aber nicht das.“

Meine Gefühle wollten mich überrollen und schickten mir Tränen in die Augen, weil mich diese Geschichte irgendwie mehr, als alle anderen, mitnahm.

„Welches ist für dich das schönste Gefühl auf der Welt?“, fragte ich ihn und versuchte einen anderen Weg, um ihn zu erreichen.

Etwas abzweigend vielleicht, aber möglicherweise verstand er was ich meinte.

„Ich weiß nicht, Elena“, antwortete er mir und ich wusste, dass es nicht richtig war.

Er war in diesem Punkt wie sein Bruder und wollte einfach nichts von sich preis geben.
 

„Doch, ich bin mir sicher, du weißt es.

Wahrscheinlich würdest du wie jeder andere Mensch, Liebe antworten.

Ich allerdings denke, das schönste Gefühl auf der Welt ist Vergebung, denn ohne sie könnten wir nicht zur Liebe zurückkommen.

Etwas das schön ist, wiederzubekommen.

Vergebung ist selbstlos, Elijah und ihr haftet keine Gegenleistung an.

Nicht jeder kann sie geben, denn dazu ist ein großes Herz nötig.

Aber wer anderen nicht vergibt, dem kann auch selbst keine Vergebung gewehrt werden, denke ich.“

Es war ein Gedanke, ein Gefühl, so tief in mir verankert.

Vergebung, sie war das schönste Gefühl der Welt und wir alle konnten es gebrauchen.

Irgendwann in unserem Leben würden wir alles es brauchen.
 

Elijah antwortete nicht und das hatte ich auch nicht erwartet.

„Bitte komm zurück, Elijah.

Er vermisst dich, auch wenn er es nicht zugibt.

Du bist der ältere, du musst den ersten Schritt machen.

Glaub mir, ich weiß das, ich bin auch die ältere“, erzählte ich ihm und dachte lächelnd daran, wie oft ich schon auf Jeremy zugegangen war.

Ich seufzte.

„Ich weiß es scheint schwer zu sein, aber bitte denk darüber nach.

Tschüss, Elijah.

Ich hoffe wir sehen uns bald wieder“, verabschiedete ich mich von ihm, bevor ich auflegte.
 

Ich betete zum Himmel, das Elijah die Kraft finden würde, seinem Bruder zu vergeben.

Ich wusste, dass er die Eigenschaften dazu hatte.

Er war kein schlechter Mensch oder von mir aus Vampir.

In ihm war genug Gutes, das er es schaffen würde und ich hoffe so sehr darauf.

Es würde ein Schritt zu der Familie sein, die Klaus und ich uns wünschten.

Egal wie utopisch es auch klang, wäre es nicht eine bessere Welt, in der wir uns alle Vergeben könnten?

Denn Vergebung führte zu Liebe und Liebe zu Verständnis und es wäre auf jedenfall eine bessere Welt, in der wir uns alle verstehen könnten.

Außerdem, wenn es eine Gewaltspirale gab, wieso sollte es dann nicht auch eine Spirale des Friedens geben.

Wenn Menschen etwas Gutes taten, sollte das nicht andere inspirieren?

Ein Vorbild, das großes vollbrachte, wie etwas zu verzeihen, das nicht zu verzeihen war, brachte das nicht andere dazu, seinem Beispiel zu folgen?

Ich hoffte es.

Ich hoffte es wirklich.

Denn das würde uns alle näher bringen.

Das Opfer

Kapitel 25: Das Opfer
 


 

„Selbstaufopferung ist das wirkliche Wunder, aus dem alle anderen Wunder entspringen.“ (Ralph Waldo Emerson)
 

Elenas Sicht:

Skeptisch betrachtete ich mich im Spiegel und zupfte an dem Kleid.

„Ich wusste nicht, dass für das Opfer eine spezielle Kleidung nötig ist.

Das mit dem Ort und alles versteh ich noch, aber wieso willst du das ich dieses Kleid trage, das hat doch nichts mit all dem zu tun!“

Es war weiß und würde vielleicht noch Flecken bekommen, wenn Klaus mein Blut darauf tropfen lassen würde.

„Damit siehst du nicht wie ein Opfer aus“, argumentierte er und damit hatte er verdammt nochmal recht.

Aber das hieß nicht, dass es mir auf diese Weise gefiel.

Nicht was es aussagte.

„Stimmt, sondern wie eine Braut oder eine Debütantin.

Ich bin mir da noch nicht sicher.“
 

Ich wankte noch ein bisschen zwischen den beiden Möglichkeiten, aber beide gefielen mir nicht besonders.

„Klaus liebt auffallende Dinge mit einer Bedeutung.

Das hättest du doch bereits mitbekommen müssen“, befand eine Stimme und ich erhaschte das Bild von Elijah im Spiegel.

Fröhlich drehte ich mich um.

„Elijah!“, rief ich überrascht aus, denn ich war mir wirklich nicht sicher, ob er kommen würde.

Ob er überhaupt jemals kommen würde, doch er war da.

Ich lief zu ihm und umarmte ihn.

Ich wusste nicht wirklich wieso, doch ich fühlte, es war das richtige und ich wollte ihm damit auch zeigen, wie dankbar ich ihm war, dafür dass er gekommen war.
 

Lächelnd betrachtete er mich, bevor er zu Klaus sah, der ihn skeptisch beäugte.

Elijah nickte ihm zu. „Bruder“, begrüßte er ihn und mir fiel ein riesen Felsbrocken vom Herz.

Ein wundervolles Zeichen, anders konnte man es wirklich nicht sagen.

„Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt wieder da.

Ich hab eine Aufgabe für dich.

Bitte pass auf Elena auf, bis sie an der Reihe ist“, begrüßte Klaus seinen Bruder seinerseits, auch wenn es etwas eigenwillig war, das reichte.

Lächelnd wandte ich mich an Elijah, um ihn das besser zu erklären.

„Klaus will nicht, dass ich sehe, wie er die anderen beiden opfert, da er Angst hat, dass es mich verstören würde“, erzählte ich ihm.
 

Elijah nickte verstehend, aber auch bestätigend, wie es schien.

„Er hat recht.

Es ist besser, wenn du das nicht siehst“, stimmte er seinem Bruder zu.

War ja schrecklich, wenn die beide einer Meinung waren, da kam man sich ja gleich so klein vor.

„Als ob das, einen Unterschied macht.

Ich weiß es.

Mich fern zu halten, macht es nicht besser!“, gab ich meine Meinung kund.

Tot war immer noch tot, ob ich es sah oder nicht, änderte wirklich nichts daran.

Obwohl ich zugeben musste, das ich nicht wirklich erpicht darauf war, zu sehen, wie zwei Menschen starben, auch wenn es sich bei den Menschen, um einen Vampir und einen Werwolf handelten.
 

„Ich pass auf sie auf, bis sie dran ist“, versprach Elijah Klaus und ich hatte das Gefühl hier vollkommen ignoriert zu werden.

So als wäre ich Luft.

Hatte wirklich auch Nachteile, dass die beiden sich vertrugen.

„Also gut, kommen wir wieder auf dieses unpassende Kleid zu sprechen“, begann ich erneut das Thema, was mich wirklich beschäftigte oder von mir aus auch störte.

„Ich finde es steht dir hervorragend.

Du siehst wunderschön darin aus“, sagte mir Elijah, eigentlich ungefähr dasselbe, was mir Klaus auch vorhin gesagt hatte.

Zweifelnd sah ich an mir herunter, aber vielleicht hatte er ja recht.

„Vielleicht hast du recht“, stimmte ich ihm zu.
 

Ich würde schon damit leben können, dieses Kleid zu tragen, auch wenn es eigentlich nicht ganz mein Geschmack war.

Aber es war auch nicht Klaus typischer Geschmack.

Zumindest war es weder knapp, noch freizügig und auch nicht durchsichtig.

Es sah aber dennoch nicht wie etwas aus, das ich sonst normal freiwillig tragen würde.

„Als ich das gesagt habe, hast du mir nicht geglaubt!“, beschwerte sich Klaus lautstark und schien fast ein wenig zu schmollen.

War schon witzig zu beobachten.

„Bei Elijah erscheint es mir irgendwie glaubwürdiger“, meinte ich schulterzuckend.

Das war wirklich so.

Lag wahrscheinlich daran, das Klaus viel offener war und er sagte mir das eigentlich bei jedem Outfit.

Auf sein Urteil war deswegen nicht wirklich verlass.
 

„Gut, von mir aus.

Jeder von euch kennt den Zeitplan?“, fragte Klaus nach und Elijah und ich nickten einstimmig.

Klaus ging, ließ mich mit Elijah zurück, nicht ohne ihn natürlich noch vorher einen Blick zuzuwerfen, aber es freute mich, dass er ihm vertraute.

„Ich nehme an, er wird dich verwandeln, damit du das Ritual überlebst“, stellte Elijah in den Raum.

Ich nickte leicht und dachte über mein zukünftiges fluch behaftetes Leben nach.

Es würde schwer werden und nicht immer schön, dessen war ich mir sicher.

Aber ich konnte es mit Klaus zusammen verbringen und ihn zu lieben, reichte mir zum leben bereits aus.

Ich wollte nicht sterben.

Nicht mehr.

„So ist es geplant, wenn man bedenkt, dass er es ganz ausfallen lassen wollte“, erzählte ich ihm und es schien ihn zu überraschen, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass es diesmal eine positive Überraschung war.

„Aber jetzt findet es doch statt?“, fragte er verwirrt nach, wohl wie es gekommen war.
 

Langsam nickte ich.

„Ich wollte nicht, dass es irgendwann bereute.

Man sollte sein Leben so leben, das man nichts zu bereuen hat.

Zumindest tu ich das so“, erklärte ich ihm.

Das hatte ich einmal zusammen mit meinem Bruder beschlossen und bisher hatten wir uns ziemlich gut daran gehalten.

„Dann brauch dir auch niemand etwas zu verzeihen“, stellte er fest.

„Es scheint den Menschen sehr schwer zu fallen“, fügte ich meine gewonnene Erkenntnis hinzu.

Immer wieder schienen die Menschen stur zu sein, wenn es darum ging, auf andere zuzugehen, den ersten Schritt zu machen, ihnen zu vergeben.

„Dennoch bist du hier“, erkannte er. Lächelnd sah ich Elijah an. „So wie du“, erwiderte ich und ich war wirklich stolz auf ihn, das er das geschafft hatte.

„Bist du sicher, dass du erst siebzehn bist?“, fragte er lächelnd nach und ich konnte nicht anders als zu lachen.

Da war ich mir sehr sicher.
 

In Begleitung von Elijah trat ich auf eine Lichtung.

Zumindest würde sie es sein, wenn hier die Sonne scheinen würde, so erleuchtete sie nur der Vollmond.

„Perfekter Zeitpunkt für euer Erscheinen.

Elena“, forderte er mich lächelnd auf und hielt mir seine Hand hin.

Ohne zu zögern ging ich zu ihm und nahm seine dargebotene Hand.

Klaus geleitete mich zu einer Art Altar, wo die Hexe war, die den Zauberspruch ausführte, wie es schien.

Das war der Moment, wo ich sterben würde.
 

Klaus strich sanft über mein Gesicht, bevor er sich ins Handgelenk biss und es mir an den Mund hielt, sodass ich daraus trinken konnte.

Noch nie hatte ich einfach so von seinem Blut getrunken.

Eigentlich immer erst nachdem er mein Blut getrunken hatte und da war ich auch immer ziemlich benommen gewesen, von unserer vorherigen Aktivität.

Brav schluckte ich es aber herunter und es schmeckte so grässlich wie immer.

Klaus küsste mich, lange und innig und ich spürte das Versprechen, das daran mitklang.

„Du wirst bald wieder aufwachen“, prophezeite er mir.

Ich drehte mich in seinen Armen um und schaute zu Elijah, der an einem Baum gelehnt stand und alles beobachtete.

Zaghaft lächelte ich ihn an, was er kaum erwiderte.

Dafür nickte er mir zu und dann spürte ich auch bereits den kurzen Schmerz in meinem Hals.

Aber das aussaugen war wie immer nicht schlimm, es war sanft und es fühlte sich bald so an, als würde ich einschlafen.

Ich spürte wie Klaus sich an mich drängte, seine Erektion dabei gegen meinen Hintern.

Immer mehr spürte ich, wie ich das Bewusstsein verlor, einfach einschlief und es war ein friedliches Gefühl, mit der Gewissheit auf eine Zukunft mit Klaus.

Auf eine gute Zukunft

Epilog: Auf eine gute Zukunft
 


 

„Glück und Unglück ist im Leben ineinander gekettet wie Schlaf und Wachen, keins ohne das andre, und eins um des anderen willen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
 

Elijahs Sicht:

Die Tage nach der Opferung wurden zu einer Probe meiner persönlichen Fähigkeiten und Stärke.

Nicht nur, dass ich auf Elena aufpassen musste, nachdem ich ihr das Blut gab, damit sie sich vollständig verwandelte, so war Klaus ein viel größeres Problem.

Er schien sich nicht kontrollieren zu können und ich musste hinter ihm aufräumen, die Menschen und auch Vampire, die er zerfetzte.

Die größte Überraschung für mich allerdings war gewesen, als er Elena gegenübergestanden hatte.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich sie beschützen müsste, aber das schien nicht der Fall zu sein.

Er hatte an ihr gerochen und dann war er wie ein zahmes Hündchen gewesen.

Wenn man ein Vampir wurde, dann behielt man natürlich die Note seines natürlichen Duftes, auch wenn es schwächer wurde, aber man konnte es noch immer riechen.

Anscheinend zeigte es Klaus, wer sie war.

Bei mir allerdings, schien es ihn nicht zu interessieren, er hatte mich mehrmals gebissen.
 

So musste ich auf einen Neugeborenen Vampir aufpassen und auf einen Hybriden, der sich offensichtlich nicht so schnell zurückverwandeln wollte.

Es wäre leichter Elena vom morden abzuhalten, wenn Klaus es nicht ausgerechnet darauf abgesehen hätte.

Sobald sie das Blut roch, war auch sie in Alarmbereitschaft.

Was nicht verwunderlich war, schließlich war bisher noch nicht die Zeit gekommen, sie Kontrolle zu lehren.

Das würde dann wohl erst nach Klaus Rückverwandlung anstehen.
 

Ich konnte keinen von ihnen allein lassen, obwohl ich es bei Elena öfters tat.

Als ich sie aber einmal darauf weinend über einen Wanderer gebeugt wiedergefunden hatte, der völlig zerfleischt war, entschied ich mich dazu, sie einfach mit mir zu zerren.

Sie sagte mir, dass ich sie manipulieren sollte, doch das war wirklich nicht mein Ziel.

Ich war nur froh, als Klaus endlich wieder seine menschliche Gestalt annahm und schlafend ins Gras fiel.

„Kann ich euch beide kurz alleine lassen?“, fragte ich an Elena, ob sie sich das zutraute.

Wir waren hier zwar auf einem Feld, abseits von allem anderen, dennoch konnte ich nicht vorsichtig genug sein, bedachte man die vielen Leichen, die sie in den letzten Tagen geschaffen hatten.

„Sicher.

Ich bleib hier bei Klaus“, versprach mir Elena lächelnd und ich versuchte das Gefühl abzuschütteln, das sich in mein Herz zu kämpfen versuchte.
 

Ich verschwand kurz, nur um für Klaus Kleidung zu besorgen, damit er nicht nackt herumlaufen würde.

Aber auch für Elena nahm ich einen Mantel mit, damit sie ihn über ihr mittlerweile blutiges Kleid ziehen konnte.

Als ich wiederkam, sah ich Elena im Gras sitzen.

Sie hatte Klaus Kopf in ihren Schoß gebettet und strich ihm durch seine Haare.

Er schien noch immer zu schlafen.

Doch wir mussten nicht lange warten, bis er aufwachte und ich warf ihm sogleich die Kleidung zu.

„Hier, damit du keine Leute belästigt“, sagte ich ihm und er sah verwundert von der Kleidung zu mir, danach zu Elena, die über meine Bemerkung kicherte.
 

Während er sich anzog, fragte er: „Wie lange war ich verwandelt?“

Länger als es bei einem Werwolf möglich war, aber damit hatten wir ja gerechnet.

Er konnte sich schließlich auch verwandeln, wann er wollte.

„Fast drei Tage.

Du hast einiges angestellt“, erzählte ich ihm.

Ich würde ihn später sagen, was er alles getan hatte.

Nichts worauf er stolz sein sollte, aber vor allem wollte ich, das Elena es nicht noch einmal durchleben musste.
 

Er grinste mich vielsagend an, zeigte mir, das ihm das gefiel, was er getan hatte.

Er hielt Elena seine Hand hin und zog sie dann hoch.

Ich reichte ihr den Mantel, den ich für sie geholt hatte, den sie sogleich überzog.

„Zur Abdeckung dieses schlecht gewählten Kleides“, meinte sie und bei dieser Kritik sah sie eindeutig Klaus an.

Es war immer wieder interessant zuzusehen, dass sie keine Angst vor ihm hatte und dennoch nicht böswillig zu ihm war.

„Ich fand es passend.

Zeit zu gehen.

Zusammenführung der Familie steht an“, warf er locker in dem Raum und ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was er da gerade gesagt hatte.
 

Er wollte unsere Familie wieder zusammenführen?

Sie waren nicht auf dem Meeresboden?

Klaus ging locker davon und ich sah ungläubig zu Elena, die ihre Haare nach hinten strich.

„Du wusstest das“, erkannte ich, doch sie zuckte einfach nur mit den Schultern.

Sie hatte gewusst, dass sie noch am Leben waren und dass er das tun wollte und sie hatte mir nichts deswegen gesagt.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“, fragte ich sie.

Ich wäre sofort deswegen zurückgekommen, wenn sie mir das verraten hätte.

Dann hätte ich nicht so mit mir kämpfen müssen und sie hätte auch die Gewissheit gehabt, dass ich erscheinen würde.
 

„Ich hab es dir doch schon verraten, Elijah.

Vergebung ist etwas Selbstloses.

Nicht behaftet von der Erwartung einer Gegenleistung.

Einfach eine Geste, die mit nichts zu messen ist und für sich allein steht.

Du hast viel Menschlichkeit bewiesen, dass du einfach so gekommen bist, ohne es zu wissen und das sollte dir einiges wert sein.

Es sagt viel Gutes über dich aus“, fand sie und ein weiteres Mal fragte ich mich, ob sie wirklich erst siebzehn Jahre alt war.

Das war klug gesagt, gedacht.

Es war wirklich weise von ihr, die Dinge so zu sehen.
 

Lächelnd lief sie zu Klaus und warf sich in seine Arme, wobei er sich dann mit ihr zusammen im Kreis drehte.

Schon lange war es her, dass ich meinen Bruder so unbeschwert und fröhlich gesehen hatte.

Sie brachte das Gute in ihm zum Vorschein, wie sie es auch bei mir tat.

Denn nur durch ihr war es mir gelungen, mich zu überwinden, hierher zu kommen und zu meinen Bruder zu stehen.

Ihre Worte hatten mich dazu bewegt.

Sie waren mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich war mir sicher, dass ich sie nie vergessen würde, wie auch diese eben.
 

Noch ein weiteres Mal musste ich feststellen, dass Elena es wert war zu leben und auch glücklich zu sein.

Es gab keinen Menschen, den ich es mehr gönnte, als ihr.

Ich würde dabei helfen, dass es ihr gut ging und wenn ich nur ihr Beschützer war, das reichte mir aus.

Diesmal ja, denn sie hatte das Leben verdient, das sie sich wünschte.

Ich beobachtete das ungewöhnliche Paar.

Klaus hatte ihre Hand genommen und wie die beiden über das Feld gingen, sahen sie wie ein ganz normales Pärchen aus, das einen Spaziergang machte.

„Hey, Elijah“, rief Elena und winkte mich zu ihnen. „Worauf wartest du noch, Bruder?“, fragte mich Klaus spöttisch.

Langsam ging ich zu ihnen, beobachtete sie, wie sie glücklicher nicht sein konnten und ich spürte seit langem so etwas wie Zuversicht.

Auf eine gute Zukunft.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  xXshadowblossomXx
2013-11-14T12:07:10+00:00 14.11.2013 13:07
Es ist eine beeindruckende ff.
Ich finde si einfach nur fantastisch.
Hoffe du schreibst auch weiterhin so coole ffs.

Glg
Von:  Ginji92
2012-07-04T07:08:58+00:00 04.07.2012 09:08
So ich melde mich jetzt auch ml hier
also erstens xD ich finde deine story interessant vor allem der verlauf auch wenn da noch der Gedanke da is das du erzählen wirst wie die Eltern gestorben sind zum Beispiel durch Klaus^^ aber ich hab nix gesagt lol
so und das andere wäre das hier in dem Kapi wurde die Mehrzahl von Museum falsch geschrieben denn es heißt Museen und nicht Museums ^^ wollts nur gesagt haben
freu mich aufs nächste Kapi
Von: abgemeldet
2012-06-30T14:19:57+00:00 30.06.2012 16:19
das war toll
es wird immer spannender
:D
Kat
Von: abgemeldet
2012-06-30T14:16:26+00:00 30.06.2012 16:16
hey das ist ein interessanter Anfang und es hört sich gut an
es ist gut zum lesen alles ist gut :)
bin mal gespannt wie es weiter geht
mach weiter so
lg Kat


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