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Mondschattenblume

Sesshoumaru & Rin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Danke für die vielen Favos. Es freut mich dass die Story nach all den Jahren immer noch so viel Anklang findet, auch wenn sie nicht in der Romanzenschiene läuft.
Ein noch größeren Dank an die fleißigen Kommi-Schreiber, die sich nach der Story immer noch einen Moment Zeit nehmen!
Es hat mich sehr gefreut, dass beim letzten Kampitel zu der treuen XxGirlyxX noch andere Schreiber dazugefunden haben/ wiedergeschrieben haben =)
Das muntert einen sehr auf weiter zu machen, vorallem da ich gerade an den neuen Kaps sitze!
Danke! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Letztes Kapitel von 2009.
NICHT überarbeitet von CheshireCat Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier das erste Kap aus 2015.
Ab jetzt werden nicht mehr so oft Kaps kommen, weil sie noch nicht geschrieben sind.
Wie immer motivieren mich Reviews sehr. Komplett anzeigen

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Menschenkind

Er schritt voran. Dass die Menschenfrauen seinen Weg kreuzen würden, wusste er bereits, schon von weitem hatte er sie gewittert. Doch ihm blieb nichts anderes übrig als durch das Tal zu laufen, an ihnen vorbei. Denn Rin war schon sehr erschöpft und hätte es nicht mehr durch die Berge geschafft. Auch so würde er spätestens in ein paar Stunden nach einem Platz für die Nacht Ausschau halten müssen und im Gebirge würde sich nur schwerlich ein geeigneter Ruheplatz für das kleine Mädchen finden.

Auf sie Rücksicht zu nehmen war so etwas Natürliches für ihn geworden, dass er sich sogar schon selbst drüber wunderte.

So schaute er auch diesmal wieder zurück, um nach seinem Gefolge zu sehen. Ein paar Meter hinter ihm lief Jaken, der Ah-Uhn am Zügel hinter sich her zog. Rin jedoch trottete ein ganzes Stück weiter hinten halbherzig umher und kämpfte mit der Müdigkeit. Sie würden wohl schneller eine Pause einlegen müssen, als er gehofft hatte.

Nun war es nicht mehr weit, sie nährten sich den Frauen, die erst jetzt seine Anwesenheit bemerkten. Wie vor Angst erstarrte Kaninchen drängten sie sich auf einem Haufen. Scharfer Angstgeruch kitzelte seine empfindliche Nase. Der erste, halb erstickte Schrei klang bereits in seinen Ohren.

Wie er dieses Gewimmer von Frauen und Kindern hasste.

Wie gern hätte er nur einmal seiner Wut auf die Menschen Ausdruck verliehen und diese jämmerlichen Geschöpfe mit einem Schlag aus dem diesseitigen Leben radiert. Vor allem als eine Frau sehr jungen Alters plötzlich panisch aufschrie.

„Ein Oni ! Hilfe, ein Oni !“

Wie konnte sie es wagen?! Ihn, Sesshoumaru, mit solch niederem Dämonenpack zu vergleichen! Er war ein Yokai, noch dazu ein Daiyokai. Seine Laune war bereits seit dem frühen Morgen nicht die beste, und diese Menschen setzten seiner Geduld sehr zu.

Doch er konnte nichts tun, vor allem da in diesem Moment Rin zu ihm rannte, ihre Lebensgeister von den ängstlichen Rufen offenbar wieder etwas aufgeweckt

Es wäre etwas zu hart, wenn er vor ihren Augen menschliches Blut fließen lassen würde. Auch er musste schließlich einsehen, dass sie noch ein Kind war, ein Menschenkind - Mensch…

Er blickt hinunter auf Tensaiga. Hatte seine Mutter vielleicht Recht mit dem was sie sagte…

Wie sein Vater…

Nein!

Das war es nicht, er war das nicht, nie würde er so tief sinken.

Nie…

Ohne diese niederen Wesen auch nur eines Blickes zu würdigen schritt er an den zitternden Körpern vorbei.

Rin und Jaken folgten ihm, erstere mit einem Ausdruck leichter Verwirrung im Gesicht, letzterer mit selbstzufriedener Miene ob des Eindrucks, den sein Herr und Meister auf dieses jämmerliches Gesindel hatte.
 

Die Frauen waren noch nicht aus dem Gesichtskreis der seltsamen Wandergemeinschaft verschwunden, als Rin den Daiyoukai am Ärmel zupfte.

„Sesshoumaru-sama…?“ fragte sie.

Er blickte kurz auf sie herunter, nur um dann wieder geradeaus zu schauen und dann erst zu antworteten:

„Ja, Rin?“

Sie blickte zu ihm hoch und fragte dann:

„Was ist ein Oni?“

Wie immer eilte sofort Jaken herbei, um die Frage zu beantworten, überglücklich, einmal mehr seine oh so überaus enorme Wichtigkeit und Weisheit unter Beweis zu stellen.

„Rin, weißt du noch was dich vor ein paar Tagen im Wald angegriffen hat? Als du nach Pilzen gesucht hast?“

„Du meinst dieses Monster? Als Sesshoumaru-sama kam, um mich zu retten?“

„Ja genau. Das war ein Oni, ein niedriger, unbedeutender Dämon, ganz anders als der ehrenwerte Sesshoumaru-sama!“ Jakens Augen funkelten in wütender Erregung ob der unglaublichen Frechheit der Menschenfrauen, seinen Herrn mit solchem Abschaum zu vergleichen.
 

Sesshoumaru hielt seinen Blick weiter nach vorne gerichtet und ließ seine Gedanken in weitaus wichtigere Richtung gehen.

Wo war es? Wo war er? Sie? Und konnte er, Sesshoumaru, der Sohn des Großen Inuyokais, die Macht haben es zu finden oder es gar zu besitzen?

Oder würde es wie bei Tessaiga oder Sou’unga sein?

Er sollte sich am besten auf den Weg zu IHR machen.

Würde sie Antworten haben?
 

Hinter ihm versuchte Rin wieder zu ihm aufzuschließen, man merkte ihr wieder deutlich an, dass sie sehr müde und erschöpft war.

„Sesshoumaru-sama“, murmelte sie müde, „können wir vielleicht kurz eine Pause machen?“

Er blieb stehen und sah sie aus den Augenwinkeln heraus an. Das hatte sie noch nie gefragt, aber er hatte sie auch noch nicht all zu oft so lange ohne Pause laufen lassen.

Er ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen und erblickte einen Hügel, der mit ein paar Bäumen bestückt war.
 

Rin konnte sich auf dem Weg dorthinauf auf Ah-Uhn setzten, denn er hatte beschlossen die Nacht dort zu verbringen.

Berge und Sterne

Der Hügel erwies sich im Nachhinein doch nicht als so besonders guter Rastplatz, zumindest nicht für Rin. Der stetig gehende Wind war sehr kühl, wurde sogar langsam kälter und die Baumgruppe, unter der sie rasteten, war nicht Schutz genug, um dagegen anzukommen. Sie zitterte und obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen - es war einfach zu kalt. Außerdem schien es ihr, als ob unheimliche Stimmen im Wind raunten.
 

Jaken schien der Wind weniger zu stören, genauso wenig wie die Stimmen.

„Rin, schlaf jetzt endlich!“ nörgelte er, „wir müssen morgen sehr früh los, wenn wir jetzt schon wegen dir aufgehalten werden!“

„Ja, Meister Jaken!“ antwortete Rin ergeben. Sie zog die Beine an, schlang die Arme um ihren Oberkörper und versuchte den Wind zu ignorieren, doch es war einfach zu kalt. Ihr nackten Füße und ihr dünner Kimono waren auch keine große Hilfe. Und waren da nicht Gestalten, die sich in den Schatten bewegten und ihre langen Finger nach ihr ausstreckten?
 

Sesshoumaru, der am Rand des Hügels saß, blickte in den sternenklaren Himmel und überlegte.

‚Es leben Eisdämonen in diesem Gebiet. Ihretwegen geht der Wind hier so kühl. Für einen Menschen wie Rin ist diese Kälte wohl etwas unangenehm.’

Er selbst hatte da keine Probleme. Als Yokai spürte man so was nicht wirklich.
 

Sesshoumaru bemerkte, wie sich Rin wärmesuchend an Ah-Uhn drängte.

Doch die schuppige Haut des Dämonen war auch nicht sonderlich wärmer.

Ah-Uhn legte seine zwei Köpfe neben Rin nieder, einen zu jeder Seite, zumindest willig, ihr soviel Wärme zu spenden, wie es nur ging. Das Mädchen begann mit ihren halberfrorenen Fingern die Köpfe des riesigen Drachen zu kraulen.
 

Etwas später, als ihre Finger fast völlig taub und steif waren und sie den Gedanken an Schlaf schon beinahe völlig von sich geschoben hatte, stand sie auf und ging zu Sesshoumaru.

„Meister,“ begann sie, während sie sich neben ihn neben ihn setzte, „was seht ihr immer wenn ihr so durch das Land und in die Sterne schaut? Was ist dort?“

Er spürte, wie der kleine Körper neben ihm zitterte.

„Das verstehst du nicht,“ antwortete er ohne sie anzusehen.

„Verzeihung, Sesshoumaru-sama, dass ich fragte…“

Kurz lenkte der Daiyoukai seinen Blick fort von den Sternen und hin zu dem mageren Kind an seiner Seite.

„Jaken! Besorge etwas zu essen für Rin.“

„Natürlich, Sesshoumaru-sama!“

Sofort stand Jaken auf und machte sich widerspruchslos auf den Weg.

Zwar nervte es ihn, dass Sesshoumaru ihn losschickte, um Essen zu holen, aber ihm war auch klar, dass Rin momentan nicht mehr dazu in der Lage war. Außerdem war er sich ebenso deutlich der (schmerzhaften) Konsequenzen bewusst, die seiner harrten, sollte er diesen direkten Befehl tatsächlich verweigern wollen.
 

’Es ist eine solch sternenklare Nacht,’ dachte Sesshoumaru.

Wo würde sie sein?

Was würde sie ihm sagen können?

Würde er es finden?

Gedanken über Gedanken, und alle drehten sich nur darum.
 

Plötzlich bemerkte er, wie der kleine Körper neben ihm sich schwer an ihn lehnte.

Rin war eingeschlafen.

Er betrachtete sie. Ihr Gesicht war jetzt ganz friedlich, entspannt, auch wenn ihr Körper noch etwas zitterte.

Einfach eingeschlafen, an ihn gelehnt, plötzlich und schnell.

`Sicher´ neben einem Dämonen. Was für eine Ironie.

Er seufzte innerlich. Doch aus einem ihm unerklärlichen Grund ließ er es zu. Still blieb er sitzen.
 

Nach einiger Zeit hörte er Rin flüsternd.

„Meister Sess…“

Doch ihm wurde schnell klar, dass sie nur träumte.
 

Als Jaken zurück kam, die Hände voll mit Feldfrüchten, saß Sesshoumaru immer noch genauso da, der kleinen Körper des Mädchens eng an ihn geschmiegt.

„Sess…“, begann Jaken perplex, doch verstummte er ganz schnell wieder, da er verstand, dass Rin schlief.

’Merkwürdig’, dachte Jaken bei sich. Dass sein Meister so etwas zuließ. Dann fiel ihm etwas weitaus Wichtigeres auf: Er hatte die Früchte völlig umsonst geholt. Aber beschweren konnte er sich jetzt schlecht.

„Na ja“, seufzte er ergeben. Vielleicht könnte Rin sie ja morgen noch essen. Der kleine Dämon verzog sich etwas in Richtung Norden, um `Wache´ zu halten. Er mochte es sich noch nicht eingestehen, dass er selbst ziemlich müde war und sehr wahrscheinlich bald einschlafen würde.
 

Währenddessen merkte Sesshoumaru, wie eine kleine, traumgesteuerte Hand nach seinem Pelz griff und diesen zu sich zog.

Wieder ließ er es zu.

Was war los, er konnte es nicht verstehen.

Doch dieses Gefühl, als er auf Rin hinab blickte, deren Körper nun halb unter dem Pelz verschwunden war, es war merkwürdig.
 

Was war das?

Jinenji's Garten

Jaken grübelte.

„Dieser Yokai hat ein Mädchen entführt! Vermutlich hypnotisiert!“/ „Sie ist ihm einfach so gefolgt!“/ „Er wird uns auch unsere Kinder nehmen!“/ „Was sollen wir tun?“ / „Ich versteh das nicht?!“/ „Wir sollten alle Männer und Mönche zu seiner Tötung schicken!“ /„Warum ist sie ihm gefolgt?“

Viel hatten die Frauen erzählt und diskutiert.

Er hatte alles mitbekommen, als er, zu seinem Glück unbemerkt von den schnatternden Menschen, am Rande des Dorfackers Nahrung für Rin gesammelt hatte.

Eigentlich waren diese Fragen durchaus berechtigt, obwohl sie nur von Menschen kamen.

Oft fragte er sich selbst verwundert, warum sein Meister Rin überhaupt bei sich behielt.

Warum er sie immer wieder rettete.

Doch Antworten auf diese Fragen hatte er nicht.

Rin – dieses Mädchen war etwas Besonderes, sie hatte keine Angst vor ihm oder Sesshoumaru. Wobei der kleine Krötendämon bei diesem Gedankengang großzügig überging, dass sein eigenes Furchterregungspotential das einer echten Kröte nur minimal überstieg

Und Ah-Uhn hatte sie vom ersten Moment an ins Herz geschlossen.

Wenn sie spielte oder sang, kamen manchmal sogar die Vögel zu ihr.
 

Jaken schloss einen Moment die Augen und öffnete sie dann wieder.

Er selbst konnte es ja selbst nicht leugnen, dass er sie mochte, auch wenn er das, so gut er vermochte, hinter Schimpftiraden und Nörgeleien versteckte.

’Aber Meister Sesshoumaru…?’

Komisch.
 


 

Am nächsten Tag wachte Rin mit einem lauten Husten auf.

Sesshoumaru war bereits gegangen, um die Gegend nach Hinweisen zu durchforsten.

„Morgen Rin, kommst du jetzt endlich?!“ erklang es von Jaken in gewohnt griesgrämigem Ton.

Ein erneuter Husten schüttelte das kleine Mädchen. Trotzdem sprang sie sofort auf.

„Ja, Meister Jaken!“ rief sie und rannte zu ihm.

’Die Kälte hat ihr nicht gut getan, sie ist krank geworden,’ dachte Jaken.

Das musste auch Ah-Uhn bemerkt haben, denn er kniete sich sofort nieder, um Rin auf ihm reiten zu lassen.

„Danke, Ah-Uhn,“ brachte sie unter weiteren Husten hervor und krabbelte erleichtert auf den Rücken des Drachen.

Als sie auf der Suche nach Sesshoumaru weiterreisten, wurden die Anfälle immer stärker. Jaken begann, sich ernsthafte Sorgen zu machen, er hatte schließlich keinerlei Erfahrung mit kranken Menschen. Ob Rin an so was sterben könnte? Oh, er hoffte inständig, dass das nicht der Fall war, was würde er denn seinem Herrn sagen?!

Zum Glück für seine armen Nerven brauchte Sesshoumaru allerdings nicht lange, um wieder zu ihnen zu stoßen.

„Sesshoumaru-sama!“ rief Rin erfreut. Im nächsten Moment überwältigte sie ein neuerlicher Hustenreiz. Es klang geradezu bösartig, als wollte sie sich die Lunge aus dem Leib husten.

Der Inuyokai warf Jaken bei diesem Geräusch einen scharfen Blick zu.

Der fasste sich instinktiv an die Gurgel, dass Schlimmste befürchtend. Doch Sesshoumaru ließ das Schauspiel unkommentiert und schritt an ihnen vorbei, wie immer ging er völlig zurecht davon aus, dass seine Schützlinge ihm folgen würden.
 

Erleichtert darüber, einer sofortigen Exekution anscheinend entkommen zu sein, eilte Jaken seinem Herrn nach.

„Sesshoumaru-sama, vielleicht sollten wir zu Jinenjis Garten gehen. Er hat Heilmittel für Menschen.“, wagte er es vorzuschlagen, als er aufgeholt hatte.

Dieser schwieg einen Moment. Aus Rins Richtung war ein erneuter Hustenkoller zuhören.

„Nun gut, Jaken. Begleitete Rin zu ihm. Ich gehe weiter Richtung Tiger, ich muss es finden.“

„Aber Meister…“

Jaken verstummte, er durfte sich Sesshoumaru nicht widersetzten.

„Natürlich, Meister.“
 

So machten sich Rin und Jaken auf Ah-Uhns Rücken alleine auf den Weg zu Jinenjis Garten.
 

Als sie dort ankamen, war der riesige Hanyou gerade in seinem Kräutergarten beschäftigt, der in Anbetracht der Größe eher einem Feld glich denn einem Garten.
 

Ah-Uhn landete behutsam am Rande des Feldes und ließ Rin und Jaken absitzen. Das Mädchen lief sofort freudestrahlend auf Jinenji zu, sie erinnerte sich noch sehr gut an ihr Begegnung, als sie den Hanyou aufgesucht hatte, um Heilkräuter für Jaken zu holen.

Sie winkte ihm fröhlich zu, als sie durch die tiefen Ackerfurchen auf ihn zukam und wollte ihm schon eine Begrüßung zu rufen, als sie wieder der Hustenreiz überkam, übler noch als alle vorhergehenden. Es schmerzte höllisch, Tränen liefen ihr aus den Augenwinkel und für einen kurzen Moment befürchtete sie fast, das könne ihr Ende bedeuten.
 

Hinter ihr fiel Jaken vor Angst und Unwissenheit – „Was soll ich tun, was soll ich tun, du liebe Zeit, Sesshoumaru-sama wird mich umbringen!!!“ - spontan in Ohnmacht
 

Der Hanyou jedoch erkannte die Lage sofort. Ohne viele Worte zu machen hob er Rin mit einer Vorsicht hoch, die man oft bei Wesen beobachten konnte, deren sanftes Gemüt man nur schwer mit dem grobschlächtigen und kräftigen Äusserem in Einklang zu bringen vermochte.

Während er, das hustende Mädchen in seinen Armen, rasch auf seine Hütte zu steuerte, brach er im Vorrübergehen hier und da einige Stängel verschiedener Kräuter ab: Fenchel und Minze, um den Husten zu lindern, Seifenkraut, um das Abhusten von Schleim aus den Lungen zu fördern, ein paar Ginkgo-Kerne, Rosmarin...

Jinenji wusste genau, was gegen menschliche Krankheiten half.
 

In seiner Hütte setzte er Rin auf seinem Lager ab und begann, das Feuer in seinem großen Herd neu zu schüren. Dann schöpfte er mit einer Tasse, die ungefähr die Dimensionen eines großen Holzeimers hatte, Wasser aus einem riesigen Fass, das vor seinem Heim stand und begann, es über dem Feuer aufzukochen. Während er die Kräuter schnitt und die Ginkgo-Kerne aus ihren Hülsen befreite, unterhielt er sich mit Rin.
 

“...und die Frauen hatten so viel Angst, dabei wussten sie doch noch nicht mal ,wer er war,“ erzählte das Mädchen von den neuesten Begebenheiten.

Jinenji lächelte traurig.

“Menschen fürchten immer, was ihnen unbekannt ist, kleine Rin. Und sie fürchten, was anders ist als sie. Das ist nun mal so,“ seufzte er, an seine eigenen Erfahrungen mit Menschen zurückdenkend. Etwas zerkleinerter Fenchel fand seinen Weg in das brodelnde Wasser, gefolgt von mehreren, sorgfältig zerstampften Ginkgo-Kernen.

Rin zog die Stirn kraus, als sie darüber nachdachte, was sie eben gehört hatte.

Der Hanyou beobachte sie aus den Augenwinkeln. Dieses Konzept schien dem kleinen Mädchen völlig unbekannt zu sein. Mit einem Kopfschütteln warf er die letzten Blätter des Seifenkraut in den mittlerweile dunkelgrünen Sud, rührte das Ganze noch ein paar Mal um und füllte dann eine kleinere Tasse bis zum Rand mit der dampfenden Flüssigkeit.

Rin wollte schon danach greifen, doch Jinenji hielt es lächelnd außerhalb ihrer Reichweite und stellte die Tasse dann auf einen kleinen Tisch neben dem Herd.

„Das muss erst noch abkühlen. Oder willst du dir die Zunge verbrennen?“

Rin schüttelte energisch den Kopf.
 

Eine Weile warteten sie schweigend, dann schien Rin plötzlich etwas einzufallen.

„Jinenji, wo liegt Tiger?“

„Die Himmelsrichtung Tiger? Mhm, kennst du die Richtung, in der die Sonne aufgeht?“

„Klar,“ nickte Rin.

„Und die Richtung, aus der die Sonne niemals scheint?“

“Natürlich, das ist einfach.“

„Genau dazwischen liegt Tiger. Warum fragst du?“

„Sesshoumaru-sama will dort hin. Jaken sagte, dass er etwas dort sucht...“

„Na so was,“ murmelte Jinenji, „das ist ja merkwürdig.“

„Was ist merkwürdig?“ fragte Rin neugierig.

„Heute Vormittag kamen schon mal ein paar Leute hier vorbei, gute Bekannte von mir, Kagome und Inuyasha. Auch sie suchten etwas, dass in der Himmelsrichtung des Tigers liegt.“

„Oh,“ sagte Rin und machte große Augen, „vielleicht suchen sie ja dasselbe wie Sesshoumaru-sama?“

Der Hanyou zuckte die Achseln.

„Ja, vielleicht. Aber ich glaube, deine Medizin ist soweit.“
 

Jinenji prüfte mit einem Finger vorsichtig, ob der Kräutersud auf eine angenehme Temperatur abgekühlt war. Er nickte zufrieden und gab noch ein etwas Honig hinein, um den herben Geschmack der Kräuter zu überdecken. Dann reichte er Rin die Tasse.

„Hier trink.“
 

Es schmeckte fürchterlich, trotz der Süße des Honigs, doch Rin trank, da sie schnell wieder gesund und somit bei Sesshoumaru sein wollte.
 

Eine Weile plauderten sie noch, bis sicher war, dass die Medizin Rins Hustenanfällen auch wirklich Abhilfe geschaffen hatte. Dann verabschiedeten sie sich, sammelte auf dem Rückweg zu Ah-Uhn noch den immer noch bewusstlosen Jaken ein und dann flogen die drei und zurück in Richtung Tiger.(2)
 

„Seht nur, Jaken-sama!“ rief Rin plötzlich und deutete in die Tiefe auf eine Armee von Männern. „So viele Menschen auf einmal? Wer die wohl sind?“

Jaken, der hinter ihr saß, streckte neugierig den Kopf und zuckte gerade noch rechtzeitig zurück, um einem Pfeil auszuweichen, der an ihm vorbei schmetterte.

„Nicht schon wieder!“, jammerte Jaken, als er die Banner erkannte, die über den marschierenden Horden wehten.
 

Es war die gleiche Armee, die seinen Herrn schon eine Ewigkeit verfolgte.

Es waren die Nachfahren der treu ergebenen Krieger Setsuna No Takemarus, der vor vielen Jahren den damaligen Herrn der Hunde, den Inu No Taishou und Vater Sesshoumarus getötet hatte und dabei selbst umgekommen war. Zwar hatte Sesshoumaru mit der Geschichte nichts zu tun gehabt, aber anscheinend waren diese Menschen anderer Meinung. Sie hatten nur ein Ziel: Sie wollten Sesshoumaru töten, den gefährlichsten Nachfahren des Großen Hundedämons.

Jedoch hatten sie ihn bisher nie gefunden oder waren in so geringer Anzahl gewesen, dass sie keine Bedrohung dargestellt hatten.

Doch das hier waren bestimmt tausend Männer, vielleicht sogar mehr!

„Los Ah-Uhn! Schneller und höher!“, befahl Jaken.

Der massige Dämon gehorchte. Sie mussten ihren Herren von den Geschehnissen in Kenntnis setzen, und das schnell.
 

Als sie nach stundenlanger Suche Sesshoumaru endlich erreichten, unterrichtete ihn Jaken sofort. Die Antwort, die er auf seinen hektisch abgelieferten Bericht erhielt, überraschte ihn allerdings

„Jaken, das sind nur Menschen, keine Bedrohung.“

’Hoffentlich’, dachte Krötendämon, ganz und gar nicht überzeugt.
 

Während sie weiterzogen, sprudelte Rin fröhlich alles heraus, was es von ihrem Ausflug zu dem Hanyou zu erzählen gab.

„Jinenji war sehr nett. Er hat mir Medizin gegeben, aber die war nicht so lecker, ich hab sie aber trotzdem getrunken und wir haben uns viel unterhalten,“ erzählte sie mit glänzenden Augen.

„Er hat erzählt das eine Kagome da gewesen ist, wie ich und ein gewisser Inu – ähm, ach ja! Inu Yash…hmhmmh…“

Jaken hielt ihr den Mund zu.

„Rin! Lass das Gerede! Störe den Meister nicht mit solchen Lappalien.“

Doch das Mädchen kämpfte sich frei.

„Sie gehen auch in Richtung Tiger, wie wir! Und suchen was, so wie du!“ sagte Rin voller Stolz.

Jaken klatschte sich mit der Hand auf die Stirn. Das war jetzt absolut der falsche Zeitpunkt!

„So, mein kleiner Bruder Inuyasha ist also auch auf der Suche nach ihm,“ murmelte Sesshoumaru.
 

„Ja genau Inuyasha ist das…“ nickte Rin eifrig. Dann schien ihr etwas aufzufallen. „ Ich wusste gar nicht, das ihr einen Bruder…“

Sesshoumaru unterbrach sie abrupt:

„Rin, geh, nimm Ah-Uhn und verschwinde von hier“

Das Mädchen verstummte sogleich und wollte sich schon in Bewegung setzen, als ein lautes Rascheln im Gebüsch sie vor Schreck erstarren ließ.

Es war zu spät.

Sie waren umzingelt.

Die Armee, die Jaken und Rin aus der Luft beobachtet hatten, hatte sie schneller eingeholt, als gedacht. Und jeder der Männer war bis an die Zähne bewaffnet. Jaken hyperventilierte fast. Wie war das nur möglich? Wie hatten diese Menschen so schnell sein können? Und wie hatten sie sich nur unbemerkt von Sesshoumaru, der sonst selbst das Gras wachsen hörte, so nah an die Gruppe heranschleichen können?!
 

„Bleib hinter mir.“

Stolz oder Leben

Sesshoumaru merkte, wie sich die verängstigte Rin an ihn klammerte.

Da kam auch schon der erste Pfeilregen – und mit ihm ein Aufschrei von Rin, die ihren Kopf schutzsuchend in seinem Gewand vergrub.
 

Wieder so ein seltsames Gefühl.
 

Der zweite Pfeilschauer – ein knapp neben Rins Körper vorbeisausender Pfeil steckte nun senkrecht im Boden.
 

Er konnte spüren wie ihr Herz unrhythmisch und schnell schlug.
 

„Los, weiter!“ ertönte ein Ruf aus der Menge.

Vermutlich einer der Offizier.

Der InuYokai griff nach seinem Reißzahn Tokijin, zog es jedoch nicht.

Rin, die so nah bei ihm war, würde diese Aura nicht überleben.

Doch Tensaiga konnte keinen Menschen töten!
 

„Rin, geh zu Jaken und flieh.,“ befahl er

„Nicht ohne dich, Sesshoumaru-sama!“ wimmerte Rin.

„Rin, tu was ich sage,“ fuhr Sesshoumaru sie schon fast an.
 

Er schaute ruckartig zu Jaken zurück und der verstand sofort.

„Komm schon Rin!“ rief der kleine Yokai und packte das Mädchen bei der Hand. Rin wollte sich noch widersetzen, doch ein strenger Blick aus den Augen Sesshoumarus und ihr Widerstand brach entgültig.

Dann rannten die beiden los, dorthin, wo etwas abseits vom Zentrum des Geschehens Ah Uhn sich gerade einiger vorwitziger Menschenkrieger mit einem Prankenhieb entledigte.
 

Aus den Reihen der Bogenschützen erklang ein Lachen.

„Ja, gut. So wollen wir das haben! Zielt auf seine Schwachstelle!“
 

Wieder flogen Pfeile.
 

Sesshoumaru machte sich bereit auszuweichen, doch er begriff zu spät.

Diese zielten nicht auf ihn, sondern auf – Rin!
 

Er lief los, doch auch seine übermenschliche Geschwindigkeit vermochte ihn nicht schneller bei Rin eintreffen lassen, als der erste abgeschossene Pfeil. Er erreichte sie nicht mehr rechtzeitig.

Sesshoumaru hörte nur noch einen Aufschrei, als das Mädchen zusammenbrach.

Der Geruch von Blut drang unbarmherzig in seine Nase, ließ keinen Zweifel mehr am Geschehen.
 

„Rin!“

Jaken stürzte vor ihren Körper, um sie zu schützen; seinen zweiköpfigen Stab hoch über den Kopf erhoben, versuchte er, die Menschen mit Feuerstößen auf Abstand zu halten.
 

Sesshoumaru – der nun endlich bei ihnen war – kniete sich neben sie und hob sie mit einem Arm von hinten an. Er merkte, wie sich sein Ärmel mit Blut tränkte, ihrem Blut, als seine Finger auf den Pfeil stießen, der aus ihrem Rücken ragte.

Der InuYokai spürte kaum, wie ihn die Pfeile von hinten trafen und sich in seinen Leib bohrten, der Schmerz nur ein dumpfes, weit entferntes Gefühl am Rande seines Bewusstseins, während er auf das bleich werdende Mädchengesicht hinab starrte, in die Augen, die ihn verwirrt ansahen, auf die Lippen, die vergebens vertraute Worte bilden wollten.

„Sess...“

Sie lebte, aber wie lange noch?
 

„Sesshoumaru-sama!“ schrie Jaken hinter ihm. Eine weitere Reihe Bogenschützen machte sich bereit, einen neuen Pfeilhagel auf sie niedergehen zu lassen.
 

Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung stand der DaiYokai auf, erhob seine Krallen und verschwand mit rotglühenden Augen in seiner Dämonenaura.

Dabei achtete er darauf, so nah wie möglich bei Rin stehen zu bleiben. Hier, im Zentrum der Energien, würde sie seinen folgenden Angriff möglicherweise überleben.

Um ihn herum sanken Hunderte der Männer tot zu Boden, zerrissen von den dämonischen Energien. Einen kurzen Moment erlaubte er sich, dass Gefühl der Befriedigung auszukosten, das ihn bei diesem Anblick durchströmte.

Dann nahm er Rin auf seinen Arm und rannte los, Jaken und Ah-Uhn im Rücken, ohne darauf zu achten, wohin er lief.
 

Erst weit, weit entfernt von den Menschen, irgendwo in der Wildnis, wurde er wieder langsamer.
 

Alles war getränkt in scharlachrotem Blut.

Sein Pelz, sein Gewand… - Rin.
 

„Sie wird verbluten!“ rief Jaken, der auf Ah-Uhn nur mit Mühe mit dem mörderischen Tempo seines Herrn mithalten konnte.

Sesshoumaru drückte die Kleine näher an sich, in dem verzweifeltem Versuch, die Blutung etwas mit seinem Pelz zu stoppen.
 

Ein Geräusch drang an sein Ohr, kaum mehr als ein wimmerndes Flüstern.

„Sess…“

Er hielt abrupt an.

„Ja Rin, ich bin hier,“ murmelte er.

„Nicht reden.“

Er bemerkte, wie sich ihre Hand an seinem Oberteil festklammerte. Das Wimmern wurde lauter, steigerte sich. Es war, als ob Rin erst jetzt zu spüren und zu begreifen begann, was mit ihr passiert war. Tränen flossen ihre Wangen hinab,
 

Sesshoumaru konnte nicht glauben, das immer strahlende Mädchen so zu sehen.

Er legte sie auf den Boden, in seinen Pelz eingewickelt.

Was konnte er tun? Der Pfeil wies die typischen Befiederung eines Watakuri-ya auf, dessen Widerhaken es unmöglich machten, ihn aus dem Fleisch zu ziehen, ohne riesige Wunden zu reißen. Das würde Rin mit Sicherheit umbringen.

Das seltene Gefühl der Panik drohte in ihm aufzusteigen.

Alles roch nach ihr, ihrem Blut.

Es war furchtbar für ihn!
 

Jaken eilte an seine Seite.

„Wir müssen uns beeilen, wir müssen etwas tun! Vielleicht hat der Pfeil ihre Lunge getroffen? Wenn bei Menschen das Blut in die Lunge einbricht, sterben sie!“

Als ob er das nicht wüsste, doch was sollte er tun?

Bei Dämonen verheilte alles so schnell, aber bei Rin...

Er senkte den Kopf.

„Sesshoumaru-sama, ich weiß, es ist keine Lösung für euch, aber diese Kagome, das Menschenmädchen, das mit eurem Bruder reist, sie ist eine Miko und hat neuartige Heilmethoden. Sie könnte Rin helfen.“, flüsterte Jaken.

„Se…Se…Sess…“, ächzte Rin. Sie wand sich in Schmerzen und Agonie, ihre tränenverschleierten Augen flehten ihn an, ihr zu helfen, ihr diese Schmerzen zu nehmen und alles wieder gut zu machen.

Doch ER konnte ihr nicht helfen.

Er hörte nur wie ihr Herz immer langsamer und schwächer schlug.
 

Keine andere Wahl.

Ja, das hatte er, keine andere Wahl.

Er musste sich entscheiden.

Sein Stolz oder ihr Leben.
 

Sesshoumaru hob Rin wieder auf seinen Arm – sie war inzwischen in das gnädige Dunkel der Ohnmacht gefallen – und nahm die Witterung nach Inu Yasha auf.

Mörder oder Retter?

Irgendwo, in einem langem Tal zwischen den hohen Bergen der japanischen Hauptinsel, keine Tagesreise entfernt von der Stelle, an der mehrere Jahrhunderte später einmal die Stadtgrenzen Tokios beginnen sollten, saß die Gruppe um Inuyasha und Kagome an einem kleinen Lagerfeuer. Sie hatten einen anstrengende Tag hinter sich. Inuyasha hatte sie alle bereits früh aus den Decken gescheucht und zum Aufbruch getrieben. Einen Grund hatte er nicht genannt, nur, dass er „endlich vorwärtskommen“ wolle. Wohin hatte er nicht gesagt und weder Kagomes Drohungen, ihn so oft Platz machen zu lassen, bis er drei Tage lang nur noch Dreck schmecken würde, noch Mirokus eher pädagogisch angehauchten Versuche, ihn mit Logik zur Preisgabe seines Zieles zu überreden, hatten in irgendeiner Weise gefruchtet. Auch hatte er ein so schnelles Tempo vorgelegt, dass selbst die Nekomata Kiara Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Alles in allem waren die Freunde ziemlich verwirrt.

Jedoch waren sie lange vor Einbruch der Nacht von aufkommendem Nebel überrascht worden, der so dicht war, dass er ein weiteres Fortkommen erschwerte, ja gar unmöglich machte.

Inuyasha saß daher auch mit unglaublich griesgrämiger Miene an einen Baum gelehnt, während die anderen bereits erleichtert auf ihr Essen warteten, welches Kagome in einem kleinen Topf über dem Feuer kochte. Ramen, natürlich. Es gab kaum eine bessere Mahlzeit für unterwegs als Ramen, da war sich die Gruppe einig.

Und auch wenn der Hanyou mit Sicherheit sich nur wieder darüber beschweren würde, wie sehr dies hier ihr Fortkommen zu weit hinauszögerte, würde er doch nichtsdestotrotz mit Wonne die schmackhaften Nudeln herunterschlingen.

‚Und vermutlich wird er auch noch Shippos zweite Schüssel klauen wollen’, dachte Kagome, halb lächelnd, hab verkniffen. Sie rührte noch einmal in ihrem Topf und wollte gerade zum Essen rufen, als Miroku urplötzlich von seinem Platz aufstand und angestrengt in den Nebel hinausstarrte.

"Inu Yasha, spürst du das auch?"

Auch Inu Yasha erhob sich, einen alarmierten Ausdruck im Gesicht.

"Diesen hochnasigen Geruch würde ich überall herauserkennen", meinte er missbilligend und mit einer gewissen Anspannung in der Stimme.

Kagome bemerkte, wie auch Tessaiga zu vibrieren anfing. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass Tensaiga in der Nähe sein musste. Und so auch Sesshoumaru. Beunruhigt ließen die Freunde ihre Blicke umherwandern. Begegnungen zwischen Inuyasha und Sesshoumaru waren ein garantierter Stressfaktor, denn sie liefen eigentlich immer auf das Gleiche hinaus: Einen Kampf auf Leben und Tod, dessen Grund inzwischen eigentlich niemandem mehr so genau klar war.

"Hä...?"

Der wenig sinnreiche, jedoch ausgesprochen verwirrt klingende Ausdruck Inuyashas lenkte die Blicke der Anderen auf ihn. Er zog stirnrunzelnd die Nase kraus.

"Was ist, Inuyasha? Riechst du noch etwas außer Sesshoumaru?", fragt Kagome.

"Ja, Menschenblut", antwortete der Hanyou erstaunt.

Alle schauten sich entsetzt an. Hatte Sesshoumaru womöglich Menschen getötet?

Woher konnte sonst der Geruch kommen?

Inuyasha hielt sich den Ärmel vor das Gesicht, als seine feine Nase überreizt auf den stetig stärker werdenden Blutgeruch reagierte.

"Das ist ja widerlich! So ein furchtbarer Geruch!"

Doch immer noch bewegte sich nichts in den Nebelschwaden, nur Inuyashas Grimassen ließen erahnen, dass sein Halbbruder ganz in der Nähe sein musste.

Als Kagome einmal mehr über die nebelverhangene Wiese zu ihrer Rechten blickte, schrie sie auf.

Der Nebel hatte sich etwas gehoben und ein schreckliches Bild bot sich ihr.
 

Sofort drehten sich die Köpfe der anderen zu ihr herum, um zu sehen, was sie so aufgewühlt hatte. Sie hörte Miroku heftig die Luft einziehen und Sango erschrocken aufstöhnen. Shippo drängte sich mit einem furchtsamen Quietschen eng an ihre Beine.

Von Inuyasha kam ein tiefes Knurren, dass einem die Haare zu Berge stehen ließ.

Nun schauten alle auf Sesshoumaru, der, triefend von Blut, einen leblosen Kinderkörper im Arm, aus den Nebeln trat.
 

"DU...!", zischte Inuyasha und griff nach Tessaiga.

"Nein Inuyasha, warte, was tust du da?!", ertönte es von Kagome, die überrascht über den ungewohnt zornigen Unterton in Inuyashas Stimme war. Sonst war seine Reaktion auf seinen Halbbruder zwar ebenfalls heftig, aber mehr von Rivalität denn von Zorn geprägt.

"Seit ihr denn alle blind!? Er hat das Kind umgebracht! Du Schwein! Ich wusste es!"

Kagome sah, wie Sesshoumaru den schlaffen Körper des Mädchens noch etwas fester an sich drückte.

Dieses Bild erschreckte sie noch mehr. Es erschien so – irreal. Irgendetwas stimmte da nicht. Der seltsame Ausdruck in den Augen des Daiyoukai, kaum wahrnehmbar, aber trotzdem da....
 

"Wie kannst du nur! Du Mörder! Dass du diesen Gestank überhaupt ertragen kannst du...du...argh!!", schrie Inuyasha.

Er zog sein Schwert aus der Scheide und richtete es auf Sesshoumaru.

"Na los, kämpfe! Zieh dein Schwert, ich mach dich fertig!"

Doch er bekam nie die Gelegenheit, loszustürmen, jemand anderes hatte andere Pläne

"Inuyasha, mach Platz!"

Mit einem dumpfen Klatschen donnerte Inuyasha zu Boden.

"Kagome, warum...?", kam es gedämpft von unten hervor. Das Verhalten der jungen Frau irritierte ihn noch mehr, als der Anblick seines Halbbruders mit dem Mädchen im Arm es vermocht hatte.

Kagome ging währenddessen langsam auf Sesshoumaru zu, der ihr regungslos entgegen sah.

Eiskalte Augen durchbohrten sie förmlich, doch sie hielt dieser Musterung tapfer und mit erhobenem Kopf stand, als sie in einiger Entfernung von ihm stehen blieb.

"Du bist die Miko."

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

"Nun... ja..."

"Hilf ihr."

Ein Befehl, keine Bitte.

Kagome betrachtete das Mädchen in seinen Armen.

"Das ist die kleine Rin, nicht wahr?"

Sesshoumaru antwortete nicht.

Da bemerkte die junge Frau, dass er wohl auch verwundet sein musste, abgebrochene Pfeilschäfte steckten in Pelz und Gewand, das Blut, welches den Stoff tränkte, konnte nicht allein von dem Mädchen stammen. Sie konnte nicht sehen, wie tief die Pfeile getroffen hatten und ob er schwerere Wunden davon getragen hatte. Denn selbst wenn sie hätte näher kommen wollen, so konnte sie es nicht.

Die Dämonenaura, die ihn immer noch umgab und so schützte, war zu stark, selbst auf mehrere Schritt Entfernung konnte sie es spüren.

Sesshoumaru blicke noch einmal auf das Kind in seinen Armen, dann legte er Rin nieder.

Kurz warf er noch einen angewiderten Blick auf Inuyasha - der sich gerade wieder aufrappelte und einen wütenden Blick auf Kagome und seinen älteren Bruder warf - und verschwand in einer blauen Energiekugel.

Innerhalb von Sekunden war er wieder im Nebel verschwunden.

Zurück blieb nur die leblos scheinende Rin.

Den du warst das Wichtigste...

Unter einem strahlendblauen, wolkenlosen Himmel flog Sesshoumaru seinem Ziel entgegen. Obgleich er sich seiner Wunden sehr wohl schmerzlich bewusst war, verweigert er sich die Erleichterung, die ein langsamerer Flug oder gar eine Rast ihm erlauben würden. Die Schmerzen halfen ihm, nicht all zu sehr über die Geschehnisse der letzten paar Stunden nachzudenken..

Es war wieder wie früher, er alleine, kein Anhang, auf den er Rücksicht nehmen müsste, kein Drachen, der seiner Geschwindigkeit nur mühsam folgen kann, kein keifender, kriechender, beinahe unfähiger Krötendämon, der seine Gedankengänge stört keine Pausen, kein Geruch nach Fisch, über Feuer gebraten – und kein kleines Mädchen, dass ihm jubelnd entgegen stürmt und seine Reise mit Blumen pflücken unterbricht, kein kleiner Schatten mehr, der sich am Fuße eines Baumes zusammenrollt um mit einem seligen Lächeln unter seiner Wacht einzuschlafen...

Und schon wieder entstand vor seinem geistigen Auge ein Bild, dass er in den letzten Stunden zu vergessen suchte, das Bild, wie Rin - seine Rin - von einem Pfeil durchbohrt, blutend, nach Luft ringend vor ihm auf dem Boden liegt, schreiend, wimmernd, sterbend; Rin, die unter der Pflege einer Menschenfrau dahinschwindet...

Nein, daran durfte er nicht denken, davon durfte er sich nicht ablenken lassen. Sie war gut aufgehoben bei dieser menschlichen Priesterin, sie würde nicht sterben. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren, auf seine Suche, alles andere war unwichtig, Rin würde bald wieder auf den Beinen sein.

Oder?

Was, wenn er zurückkäme und... nein, daran durfte er nicht denken.

Doch er konnte nicht verhindern, dass die Bilder immer und immer wieder in ihm hoch quollen. Immer wieder ertappte er sich dabei, umkehren zu wollen, um so schnell wie nur irgend möglich an ihre Seite zurück zu kehren.

Die Unruhe in ihm wurde größer, ein unangenehmes, beinahe fremdes Gefühl, es war, als würde irgendetwas oder irgendjemand ihm zu rufen, umzukehren.

Verwirrt landete er neben einer freistehenden Baumgruppe, zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder unsicher, was er tun sollte.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, nicht auf der Hut sein zu müssen, dass gleich ein Oni hervorsprang und die blumenpflückende Rin mit sich schleppte könnte.

Ihm wurde erst jetzt bewusst, wie sich all seine Sinne im Laufe der Zeit danach ausgestreckt hatten, das kleine Wesen zu beschützen, dass ihn bedingungslos liebte.

Liebte.

Liebe.

Ja, Rin war das einzige Wesen das ihn liebte.

Das Warum hatte er sich selbst nie erklären können.
 

Unschlüssig lies er sich ins Gras sinken und blickte in den Himmel.

Dieses Gefühl...

Dieses dumme und doch so mächtige Gefühl riss an ihm.

Und zum ersten Mal nach so langer Zeit spürte er, wie das Herz, das in seiner Brust schlug, warm wurde und das Eis taute, hörte, wie es rief, wie es verlangte umzukehren, zu dem Platz an dem er geliebt wurde.

Doch er durfte ihm nicht nachgeben.

Er durfte nicht schwach werden.

All die Jahre hatte er sein Herz verschlossen und jetzt sollte es so stark sein, ihn zum Umkehren zu zwingen?

Nein, das durfte nicht sein. Aber dennoch verwehrte ihm jeder Muskel den Dienst, erlaubte es ihm nicht, in die andere Richtung aufzubrechen.

*Rin? So eine Macht übst du auf mich auf? Du bist nur ein Mensch, doch ich bin schwach geworden.*
 

So saß er eine Weile still da, so dass man hätte denken können, man hätte eine Statue vor sich, während der Himmel sich ins Dunkelblaue verfärbte.
 

"Argh."

Ich wurde fast wahnsinnig vor Sorge.

Das kleine Mädchen hatte sich, ohne dass ich mir dessen je genau bewusst war, in mein Herz geschlichen und ich hatte es zugelassen.

Nie hatte ich das gewollt.

Nie hatte ich es für möglich gehalten.

Nie hatte ich mich mehr danach gesehnt das Kind, mein Kind, auf die Arme zu nehmen, ihr strahlendes Lächeln zu sehn, das "Ihr seid zurück, Sesshoumaru-sama!" zu hören und zu wissen, das es ihr gut ging.

Ich musste zurück.

Ich musste wissen ob es ihr gut ging.

So sprang ich leichtfüßig auf und erhob mich in den Himmel.
 

Der Wind raste nur so an mir vorbei, doch es konnte mir nicht schnell genug gehen, bis endlich das Dorf der alten Kaede in Sicht kam.
 

Ohne jeden Laut landete ich, als ich auch schon in die goldenen Augen meines Halbbruders blickte.
 

Doch dieser wandte den Blick ab und rief: "Kagome!"

Aus der Hütte vor mir kam die junge Miko zum Vorschein.

Als erstes fiel mir der Ausdruck in ihrem Gesicht auf.

Es war aufgequollen und Trauer spiegelte sich in ihren Augen.

"Sesshoumaru, es ist... es tut... ich konnte...", stammelte sie und eine Träne rann über ihre Wange.

Irgendwas stimmte nicht.

Und da fiel es mir auf.

Ihr Geruch.

Er war nicht da, oder besser gesagt, er war falsch.

Der blumige Duft war verblasst und der Geruch von kaltem Blut stieg mir in die Nase.

Und Ihre Aura....

Sie war weg.

Mein Herz begann in meiner Brust zu rasen und sich jedes Mal schmerzhaft zusammenziehen, bevor der Rest von mir überhaupt realisierte, was los war.
 

Kagomes Augen wurden feucht und immer mehr Tränen liefen ihr nun übers Gesicht.

"Sesshoumaru, sie ist tot!", stieß sie hervor.

Keine Reaktion folgte darauf hin von mir, nur die rettende Taubheit legte sich über mich.

Kagome weinte immer stärker und Inuyasha kam zu ihr, um sie ihn den Arm zu nehmen.

"Sie ist vor einer Stunde ihren Verletzungen erlegen, Sesshoumaru", meinte er ruhig.
 

Sie war tot?

Diese Frage versuchte ich zu begreifen.

Wie konnte sie tot sein?

Das war nicht möglich.

Das kleine, immer fröhliche Mädchen konnte einfach nicht tot sein.
 

"Sesshoumaru...?"

Ich blickte mit aller Kraft zu Kagome, die mich gerade angesprochen hatte.

"Sie ist noch ein mal aufgewacht, bevor..." Ihr versagte beinahe die Stimme.

"Sie hat nach dir geschrieen.

Du sollst kommen und dass sie dich braucht." Ihre Stimme zitterte.

"Ich war bei ihr, sie musste nicht allein sein, doch sie verlangte nach dir, sie hat die ganze Zeit gekämpft. Doch Inuyasha, Sango und Miroku haben dich nirgends finden können."

Ja, er war nicht da gewesen.

Nicht einmal dann, als sie ihn am meisten brauchte.

Er war grausem, wie er war, einfach gegangen.

Ja das war er : Grausam.

"Ich soll dir was von ihr sagen.", flüsterte die junge Frau.

"Das sie dich immer begleiten wird und du sie nicht vergessen sollst."
 

Die Welt schwankte um mich herum und ich musste mich mit aller Kraft anstrengen, stehen zu bleiben.

"Wo?", brachte ich heraus.

Kagome und Inuyasha traten zur Seite und gaben den Eingang der Hütte frei, aus der Kagome gerade gekommen war.

Ohne zu fragen schritt ich an ihnen vor bei und betrat die Hütte.
 

Da war sie.

Als ob sie nur schliefe.

Doch ihr Körper war kalt und die Maske des Schmerzes lag auf ihrem Gesicht.

Nicht das übliche Lächeln.

Keine freudige Begrüßung.

Keine dünnen Ärmchen, die sich um meine Knie schlangen.

Sie war tot.

Sie würde nie wieder zurückkommen.

Nie.

Und ich war nicht bei ihr gewesen.
 

Alles würde ich geben, um sie noch einmal in den Arm zu nehmen, noch einmal das Lächeln zu sehen.

Einmal noch ihre Stimme zu hören.

Alles.

Doch sie war tot.

Und mit ihr war mein Herz nun ein letztes Mal gestorben.
 

Und durch den Schmerz und die Trauer kam die wahnsinnige Wut zum Vorschein.

Sie hatten meine Tochter getötet!

*Sie werden alle qualvoll sterben.*

Meine Augen färbten sich blutrot und überwältigender Hass fuhr durch meine Adern.

Alle würde ich sie umbringen.

Alle.

So, wie sie mir das Wertvollste genommen hatten, würde ich nun ihre Leben nehmen.
 

Als am nächsten Morgen die Sonne über dem Dorf der Juwelenpriesterin aufging, färbten nicht nur ihre Strahlen die Vorplätze der Hütten rot. Keine Seele war mehr am Leben, nicht Frau, nicht Mann, nicht Kind, ja, noch nicht einmal das Vieh war verschont worden.

Weder die Dämonenjägerin, noch der Mönch, die Priesterin oder der Hanyou waren in der Lage gewesen, den Youkai aufzuhalten, als er in glühender Wut aus der Hütte gestürmte war und sein grauenvolles Gemetzel begonnen hatte.

Jetzt stand ich selbst regungslos in mitten der Leichen, starrte wie blind auf das Werk, dass ich im Wahn der Rache begangen hatte.

Ich fühlte sich... leer. Irgendetwas fehlte. Doch ich wusste nicht mehr, was. Verwirrt hob ich meinen Blick, als der Geruch eines Oni im nahe gelegenen Wald in meine Nase drang. Vielleicht wusste dieser ja, was mir fehlte. Und wenn nicht... Es gab noch viele Lebewesen, die ich fragen konnte. Und wenn sie mir nicht antworten wollten... Ich knackte laut mit den Fingerknöcheln einer Hand und setzte mich in Bewegung.

Und während die Sonne täuschend fröhlich über dem toten Dorf aufging, verschluckte der Wald in der Nähe die Gestalt eines großen Mannes mit weißen Haaren und roten Augen, in denen sich nur noch Leere widerspiegelte.

Gerettet...oder doch nicht?

Zwei Tage zuvor befand sich die Gruppe um Inuyasha in einem Zustand äußerster Anspannung.

Kurz nachdem Sesshoumaru, Rin zurücklassend, wieder in den Nebeln verschwunden war, verfielen Menschen und Dämonen in hektische Betriebsamkeit. Während Miroku loslief, um Sango beim Wasserholen behilflich zu sein (und um eventuell eine Gelegenheit zum unanständigen Grabschen zu erwischen), stürmte Shippo los, Kagomes Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Kagome selbst untersuchte bereits mit fliegenden Fingern die Wunde des bewusstlosen Mädchens.

Einzig und allein ein gewisser weißhaariger Halbdämon schien deutlich abgeneigt, auch nur einen Finger krumm zu machen.

"Warum kommt er zu uns!?", meckerte Inu Yasha. Der Hanyou war bei noch schlechterer Laune als zuvor schon. Er tigerte ungeduldig um seine Freunde herum, die inzwischen fasziniert dabei zusahen, wie Kagome sorgfältige Vorbereitungen traf, sich um sich um Rins Wunde zu kümmern. Auch sie zeigte deutliche Anzeichen einer gelinden Verärgerung, da Inuyasha seit dem Verschwinden seines Halbbruders wirklich gar nichts dazu getan hatte, um ihr zu helfen.

Das Einzige, was er tat, war Nörgeln.

"Dieser verdammte Köter ist immer so hochnäsig und dann...!"

"Inu Yasha..." Kagome sah mit genervtem Blick zu ihm hoch und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In ihren Augen funkelte es gefährlich. Sango und Miroku kannten diesen Blick nur zu gut.

Inuyasha jedoch schien gar nicht zu bemerken, dass sich gerade ein Sturm über ihm zusammenbraute.

"Was? Jetzt haben wir sie am Hals, es ist schon so anstrengend genug und so werden wir aufgehalten und ..."

"Inu Yasha..." kam es da auch schon zuckersüß von Kagome, "Mach Platz, Platz, Platz!!"

Ein dreifaches Klatschen war zu hören und Inu Yasha machte nähere Bekanntschaft mit dem Boden.

"Kagome!" kam es etwas dumpf und unverständlich, jedoch immer noch ausgesprochen vorwurfsvoll von ihm.

Die junge Frau schnaubte nur und wandte sich dann wieder dem kleinen Mädchen vor ihr zu.

"Du musstest es ja wissen", kommentierte Miroku das nur, in Inu Yashas Richtung gewandt.

Dann beobachtete er wieder gemeinsam mit Sango, wie Kagome hastig, jedoch mit geschickten Fingern versucht, den Pfeil aus Rins Rücken zu entfernen.

Im letzten Moment jedoch hielt Sango sie mit einem raschen Griff zurück und deutete wortlos auf die letzten Überreste der Schaftbefiederung. Auf Kagomes verständnislosen Blick hin erklärte sie:

“Das sind Watakuri-ya, spezielle Kriegspfeile. Wenn du so einfach versuchst, sie herauszuziehen, reißt du ihr den ganzen Rücken auf. Und vermutlich noch ein paar innere Organe, wenn sie Pech hat.“

Kagome starrte ob dieser Nachricht verzweifelt auf das kleine Mädchen hinunter. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.

"Wir müssen sie zu Kaede bringen,“ beschloss sie kurzerhand und zog einen der Verbände aus ihrem kleinen Köfferchen. „Kaede wird wissen, was zu tun ist. Mit meinem Erste-Hilfe-Koffer komm ich so nicht weiter.“

Rasch begann sie, den Körper des Mädchens mit dem Verband zu umwickeln, wobei sie kundig die Schwierigkeiten umging, die ihr der Pfeilschaft dabei machte. Nachdem sie den letzten Knoten in diesen behelfsmäßigen Verband fertig hatte, fuhr sie erschöpft mit der Hand über ihre Stirn. Geistesabwesend registrierte sie, dass eine Menge Blut nun an ihrer Hand klebte.

„Na ja, zumindest stoppt der Druckverband ein wenig die Blutung."

"Druckverband?", fragte Miroku, der sich immer sehr für die Errungenschaften der zukünftigen Welt interessierte.

Kagome, die ihm sonst immer gerne Auskunft gab, schüttelte den Kopf.

„Ich erkläre es dir, wenn wir etwas mehr Zeit dafür haben.“

"Ja, dass ist wohl das Beste", meinte Sango.
 

"Inu Yasha...?", unschuldig schaute Kagome zu dem inzwischen abseitssitzenden, beleidigten Hanyou.

"Wir brauche jemanden, der sie so schnell wie möglich dort hinbringt. Bitte, sie ist doch noch ein Kind und kann nichts für Sesshoumaru und deinen Zwist mit ihm."

Inu Yasha blicke auf den kleinen Körper, der nun mit, dank Kagomes Erst-Hilfe-Kenntnissen, verbunden war.
 

In seinem Kopf kreisten zu viele unbeantwortete Fragen.

Was war hier nur los?!

Sesshoumaru mochte doch keine Menschen, aber diese Rin war immer bei ihm.

’Was ist nur passiert?’, überlegte der Hanyou, ‚warum hatte er sie ausgerechnet zu uns gebracht?

Und wie konnte Sesshomaru nur diesen Gestank ertragen?! Das war ja nicht auszuhalten! Inuyasha schüttelte sich. Seit das mit den Banditen passiert war, konnte er diesen Geruch einfach nicht mehr ertragen.

Konnte es sein das Sesshoumaru vielleicht... , aber nein!. Das konnte nicht sein... .

Doch er wusste nicht das sich gerade alle sich die selbe Frage stellten.
 

"Argh...!"

Inu Yasha brach ärgerlich seinen Gedankenstrom ab, seine gutmütige Seite konnte den Anblick des bewusstlosen Kindes nicht einfach so übergehen, auch wenn ihn die Fragen quälten.

Er nahm Rin hoch und mit ihr in den Armen und Kagome mit Sango und Miroku auf Kiara untergebracht, liefen sie los.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

"Sie wird durchkommen, mit den richtigen Kräutern." sprach Kaede die erlösenden Worte, nachdem sie es geschafft hatte, die Pfeilspitze sicher zu entfernen.

Sango und Kagome lächelten sich an, beide hatten sich schon Sorgen gemacht.
 

"Das ist also das kleine Mädchen, das deinen Bruder begleitet?", fragte Kaede etwas später, als sie gerade Kräuter im Garten sammelte, zu Inu Yasha und Kagome gewand. Kagome hatte sich bereit erklärt, ihr zu helfen und Inuyasha praktisch dazu zwangsverpflichtet.

"Halbbruder", grummelte Inu Yasha.

"Seit wann gibt der sich den mit Menschen ab?"

"Das fragen wir uns auch schon. Es ist merkwürdig, aber es scheint, als ob er Rin-chan mag. Vielleicht hasst er die Menschen doch nicht?", meinte Kagome.

"So ein Quatsch! Sesshomaru hasst und verabscheut die Menschen, jeden Einzelnen! Er kennt keine Zuneigung, Freundschaft, Trauer, Mitleid und schon gar nicht Liebe!", zischte Inu Yasha und Schweigen trat ein.

"Ja, aber warum ist Rin-chan dann bei ihm? Warum tötet er sie nicht? Warum bringt er sie zu uns, wenn sie verletzt ist ? Warum zu Inu Yasha? Aus Gleichgültigkeit und Hass?", überlegte Kagome nach einer Weile laut.

Darauf hatte keiner eine Antwort, und die drei verfielen wieder in Schweigen.

"Es ist merkwürdig, so viel steht fest...", meinte Kaede schließlich und pflückte das letzte Kraut, welches Ähnlichkeiten mit Petersilie hatte und gegen Schwellungen helfen sollte.

Dann stand sie auf und wandte sich zum Gehen, um in ihrer Hütte daraus eine Tinktur, Salbe und Medizinen zu machen.
 

Als sie endlich damit fertig war, rieb sie die Wunden mit der Salbe ein und flößte dem Kind die Medizin ein. Dann bettete sie Rin vorsichtig auf ihre eigene Schlafmatte und deckte sie sorgfältig bis unter das Kinn mit einer warmen Decke zu.

"Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis sie aufwacht. Ich werde mich solange um sie kümmern. Vielleicht könntet ihr in der Zwischenzeit einen Blick in die umliegenden Wälder werfen? Es hat vermehrt Anzeichen gegeben, dass sich Onis hier eingeschlichen haben."

Die alte Priesterin verzog das Gesicht. In ihrer Jugend hätte sie gar nicht um Hilfe fragen müssen, sondern wäre selber an der Spitze der kriegserfahrenen Männer des Dorfes losgezogen, doch schon lange spürte sie, dass selbst die vereinzelten Streifzüge, die sie noch unter nahm, im Grunde schon viel zu viel für sie waren.

Kagome sah Inuyasha bittend an.

"Gut, dann ziehen wir in dieser Zeit umher und befreien euer Dorf von den Onis.", meinte Inu Yasha ergeben. Kagome würde sowieso nicht Ruhe geben. Dieses Mädchen war ja bald eine Heilige in ihrem Versuch, allen und jedem zu helfen.

Als die Sonne im Zenit stand, zog die sechsköpfige Gruppe auch schon los.
 

Drei Tage lang kümmerte sich Kaede um Rins Wunden und diese verheilten der Zeit entsprechend gut. Einen Gutteil zu der erstaunlich schnellen Genesung taten die trotz ihres hohen Alters immer noch vorhandenen Kräfte der alten Priesterin. Ein Mull mit Kräutertinktur, den die Alte regelmäßige erneuerte und über den sie ebenso regelmäßig ihren Segen sprach, lag über die Verletzungen gewickelt und das Mädchen schrie nicht mehr vor Schmerz, wenn die Verbände wechselte wurden. Dennoch war sie in den Tagen nicht einmal zu klarem Bewusstsein gelangt.

Zwar war sie hin und wieder wach, aber schien sich dabei weder ihrer Umgebung noch sonst etwas bewusst zu sein.
 

Doch am dritten Tag änderte sich das.

Rins Augenlider flatterten, bis sie sich schließlich öffneten. Wie wirr wanderte ihre Blick umher und betrachtete den Raum, in dem sie ich befand.

Wo war sie?

Was war passiert?

Ihre Erinnerungen waren in dunkles Schwarz gehüllt.

Und wo war Sesshoumaru-sama?

Hunderte von Fragen schossen ihr durch den Kopf, während sie weiter misstrauisch die Hütte begutachtete.

Außer einer Feuerstelle, Strohmatten, Schriftrollen und verschiedene Töpfe und Krüge war hier nichts.
 

In diesem Moment kam Kaede durch die Tür, ein paar Teekräuter in der Hand.

Vor Schreck zuckte Rin zusammen und drückte sich in eine Ecke. Ihr Atem wurde automatisch schneller. Mit großen, angsterfüllten Augen starrte sie die Fremde vor sich an. Ihre panische Angst vor den Menschen im Allgemeinen und die fremde Umgebung versetzten sie geradezu in Panik.

Kaede sah in das schreckensverzerrte Kindergesicht und ging langsam in die Hocke.

"Keine Angst, Mädchen, ich tu dir nichts.", sagte sie behutsam, um das Mädchen nicht zu verschrecken.

Doch es half nichts.

"Sesshoumaru-sama, helft mir! Sesshoumaru-sama!", schrie Rin.

Kaede hob so vorsichtig wie möglich die Hände in ihre Richtung. "Nein, nicht! Bleib ganz ruhig, ich erkläre dir alles. Ich helfe dir doch nur", versuchte sie das Kind zu beruhigen.

Rin jedoch beruhigte sich nicht, sie rannte los und stieß dabei die alte Frau zur Seite, duckte sich noch unter deren Arm hinweg, als diese nach ihr greifen wollte und raste aus der Hütte, nur noch weg, fort von den Menschen, das waren ihre einzigen Gedanken.

Sie lief, so schnell ihre Füße sie tragen konnten, auf die nächstliegende Waldgrenze zu. Dort würde sie sicher sein, dort würde Sesshoumaru-sama sie finden können, sagte sie sich.
 

Kaede schaute Rin bestürzt hinterher, als diese in InuYashas Wald verschwand.

Es hatte keinen Sinn ihr hinterher zu laufen, bis ihre alten Beine sie auch nur an den Waldrand getragen hätten, wäre die Kleine bereits im Dickicht verschwunden. Kaede verflucht im Stillen ihr Alter.

*Das arme Ding. Hoffentlich passiert ihr nichts. Ich muss so schnell wie möglich die den anderen finden und ihnen Bescheid sagen.*

Inuyasha würde in der Lage sein, Rin zu finden. Hoffte sie.
 

Währenddessen lief das kleine Mädchen verwirrt immer weiter in die dunklen Tiefen des Waldes, ohne Orientierung, ohne zu wissen wohin sie eigentlich wollte, der sich nähernden Gefahr völlig unbewusst.
 

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Etwa zur selben Zeit fuhr unter einer alleinstehenden Baumgruppe auf weiter Ebene ein weißhaariger Daiyokai überrascht aus seinen mit dunklen Träumen belasteten Schlaf.

Er hatte von Rins Tod geträumt? So leise und unauffällig hatte sich der Schlaf angeschlichen, dass er das für Wirklichkeit gehalten hatte?

Unangenehme Ahnungen überkamen Sesshoumaru. War es vielleicht doch alles wahr gewesen? Er musste Gewissheit haben.

Kurz darauf standen die Bäume wieder so verlassen da, wie zuvor. Alles war ruhig und normal, nur in weiter Ferne konnte man gerade noch den Dämon in den Wolken verschwinden sehen, während er einem ganz bestimmten Ziel entgegen jagte.

Eine Sache des Blickwinkels

In InuYashas Wald stolperte die Rin immer noch ziellos durch die Gegend, als es hinter ihr im Gebüsch raschelte. Sie fuhr erschrocken nach hinten, doch es war nur ein Vogel.

Froh darüber, ein vertrautes Wesen getroffen zu haben, schritt sie auf die Amsel zu. Diese jedoch flog wildflatternd kreischend davon, so dass das Kind zurückschreckte und dabei gegen etwas Großes, Struppiges stieß.

Sie fuhr herum und augenblicklich wurde ihr klar, vor was der Vogel geflohen war.

Ein riesiger Oni, in Form eines Tausendfüßlers mit menschlichem Kopf, stand vor ihr.

Rin schrie auf und rannte an dem Dämon vorbei. Es war wohl mehr der Überraschung des Onis als Rins Taktik zu verdanken, dass dieser sie nicht sofort erwischte. Jedoch nahm er wildentschlossen die Verfolgung dieser Mahlzeit auf, die da so unverhofft in seine Abendruhe geplatzt war, so dass das Stampfen der vielen Füße den Boden erbeben ließen.

Das kleine Mädchen rannte, wie es bisher nur einmal in ihrem Leben gerannt war, damals, als die Wölfe hinter ihr her gewesen waren. Es war, als würde sich die Vergangenheit wiederholen, nur dass statt der Wölfe nun der Riesentausendfüßler hinter ihr her war. Luft, um nach Hilfe zu schreien, blieb ihr kaum und die Wunde auf ihrem Rücken brannte wie Feuer. Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie durch Unterholz und Dornen rannte, an deren Spitzen sich immer wieder ihr Kimono verfing und die ihre Haut mit blutenden Kratzern überzogen.

In ihrer Angst machte sie den Fehler, nach hinten zu sehen. Der Oni hatte sie schon fast eingeholt.

Und da passierte es, sie stürze über eine Wurzel und fiel.

"Sesshoumaru-sama!", schrie sie erstickt heraus ,als sich der Dämon hungrig auf sie stürzte, triumphierend kreischend.

Doch bevor dieser sie auch nur berührte, zerfetze er in der Luft. Ein paar Tropfen Blut spritzen auf ihren Kimono, als die Leiche auf dem Boden aufkam. Da sah sie ihren Retter, der den Dämon getötet hatte. Langes, weißes Haar umwehte ihn und ohne auch noch weiter nachzuschauen, fiel das Mädchen dem angeblichen Sesshoumaru um die Beine. Mit Tränen in den Augen schluchzte sie:

"Danke, Sesshoumaru-sama! Danke, ich wusste das ihr kommt!"
 

"Tut mir ja Leid, aber ich bin nicht dieser hochnäsige Köter.", entgegnete InuYasha verblüfft.

Sofort stieß sich Rin von dem feuerroten Kariginu weg.

Das war wirklich nicht ihr Meister!

*Das ist InuYasha-sama!*

Von hinten rannte Kagome heran, die von Rin sofort erkannt wurde.

Doch wo war ihr Sesshoumaru? Wieso war er nicht hier, wieso hatte er sie nicht gerettet? Wieso war er nicht da, obwohl sie ihn doch gebraucht hätte?

Das war letztlich doch zu viel für die Kleine. Sie knickte zusammen und begann zu weinen.

Kagome stürzte sofort zu ihr, kniete sich neben sie auf den Boden und nahm sie in den Arm.

"Rin, was ist los? Was machst du hier?", fragte Kagome besorgt, bevor sie zu InuYasha herumfuhr.

"Was hast du mit ihr gemacht?!"

"Ich?! Nichts! Sie gerettet!", entgegnete der Hanyou beleidigt.

"Wo ist er? Wo ist er?", schluchzte das Kind.

"Wer den?", fragte Kagome mit beruhigende Stimme, während sie sanft über Rins Kopf strich.

"Mein Meister, Sesshoumaru-sama. Warum ist er nicht hier? Warum bin ich hier? Wieso bin ich alleine? Er hat mich doch nicht zurückgelassen!?", die Fragen sprudelten mit stockender Stimmer aus ihr heraus.

Trotz Kagomes Anwesenheit, der sie noch einigermaßen vertraute und obwohl Inu Yasha, vor dem sie ebenfalls keine Angst hatte, bei ihr war, fühlte sie sich so elend, so allein und die Angst, von Sesshoumaru zurückgelassen werden, schnürte ihr die Kehle zu.

In diesem Moment brachen Miroku und Sang durch das Dickicht, mit Kirara dicht hinter ihnen. Sofort galten ihre besorgten Blicke dem Mädchen.

"Dein Meister hat dich zu uns gebracht. Du warst verletzt.", beeilte sich Kagome die Situation aufzuklären.

Erst jetzt wurde Rin bewusst, wie sehr ihr Rücken schmerzte. Es war, als würde die Wunde brennen.

"Ich will zurück zu meinem Meister!", jammerte sie.

"Du bist aber noch nicht ganz gesund, Rin!"

"Ich will zurück!"

"Sei doch nicht unvernünftig", mischte sich Sango da ein, „wenn es dir wieder gut geht, wird er bestimmt sofort da sein und dich abholen.“

Rin hörte ihr gar nicht zu, dicke Tränen kullerten über ihre Wangen.

"Mein lieber Ah-Uhn, bitte komm mich holen, bitte...", flüsterte sie und verschränkte die Hände vorm Herzen.

"Wer ist Ah-Uhn?", wollte Miroku nun wissen, der zugehört hatte.

"Mein Freund.", entgegnete die Kleine prompt.

Da tapste auch schon Kirara auf sie zu, um zusätzlich Trost zu spenden. Dies beruhigte Rin ungemein, schließlich war die kleine Nekomata ein Dämon, kein furchteinflössender Mensch. Sie streichelte der doppelschwänzigen Katze über das zweifarbige Fell, während Kagome aufstand und sich an Sango wand.

"Wir werden ein Lager aufschlagen müssen. Es ist schon spät und ich bin zu erschöpft vom Tag, um auch noch die ganze Nacht durchzulaufen."

"Das tun wir das auch besser.", meinte Sango, die zwar als Dämonenjägerin weitaus mehr ertragen konnte als Kagome, aber im Moment genau so erschöpft war.
 

Ein paar Stunden später, als die Sonne bereits untergegangen war, saßen alle an dem Feuer, das sie entfacht hatten.

Nur Rin hatte sich abseits unter einen Baum gekauert, Kirara neben ihr, die gerade eine Streicheleinheit genoss.
 

"Kirara scheint Rin-chan zu mögen.", meinte Kagome und betrachtete nachdenklich das seltsam friedliche Bild, das die beiden boten.

"Ja, Rin-chan ist, glaube ich, auch lieber bei den Dämonen, als bei den Menschen. Könnte das mit ihrer Vergangenheit zusammenhängen?", entgegnete Sango.

"Vielleicht, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie es bei Sesshoumaru ein so viel schöneres Leben hat."

Sango begann zu kichern.

"Sie hat ja immer noch einen DrachenYokai, Ah-Uhn glaube, ich hat sie gesagt."

"Wie beruhigend, ein Drachen... Aber irgendwie erinnert es mich an dich", sagte Kagome und stupste Sango spielerisch in die Seite.
 

"Glaubst du, Sesshoumaru-sama kommt und holt mich?", fragte Rin an die Nekomata gewant. Diese jedoch legte nur den Kopf schief und miaute. Es war eins dieser naiven Gespräche eines Kindes mit etwas, das unmöglich eine Antwort geben konnte. Das Mädchen nahm die Dämonenkatze hoch und meinte:

"Du bist ein bisschen wie mein Ah-Uhn. Vielleicht kommt der mich ja holen."

Bei dem Gedanke breitete sich ein kleines Lächeln auf ihren Zügen aus.

In diesem Moment ließ sich Kagome zur Rechten neben dem Mädchen nieder.

"Was ist Rin-chan? Willst du dich nicht zu uns ans Feuer setzten?"

Rin schüttelte nur den Kopf.

"InuYasha tut dir schon nichts, keine Sorge. Er ist eigentlich ganz lieb.", erklärte die Miko, da sie Rins leicht verängstigten Blick sah.

"Du lügst! Dieser InuYasha ist ein ganz Böser! Dauernd greift er Sesshoumaru-sama an und verletzt ihn sogar manchmal! Warum müssen sie immer streiten?!" Rin schrie schon fast

.

Kagome schaute sie sprachlos an. Immer hin hatte sie den InuYokai immer für den Übeltäter gehalten, was auch meist, zumindest aus ihrer Sicht, richtig war. Doch wenn man so darüber nachdachte, konnte das Ganze aus Kinderaugen ganz anders aussehen. Rin sah nicht nur den kämpfenden Sesshoumaru, sondern auch den angreifenden InuYasha. Es war eine Sache, aus welchem Blickwinkel und mit welchen Vorurteilen man an das Ganze anging.
 

"Keh!", kam es von InuYasha der nun aufstand.

"Als ob dieser hochnäsige, verblödete Sesshoumaru wirklich so großartig wäre! Er ist ein Mistköter, sonst nichts! An meinen Angriffen ist er selbst Schuld!"
 

Schneller als das hätte jemand reagieren können, sprang Rin auf und trat InuYasha mit voller Wucht gegen das Schienbein.

"Au!", jammerte der Hanyo, jedoch mehr vor Überraschung, denn vor Schmerz.

"Red nie mehr so von Sesshoumaru-sama! Er ist der beste und stärkste Yokai der Welt!" , schrie das vergleichsweiße winzige Kind den Hanyo an.

Stille.

Alle Anwesenden waren baff. Hatte Rin das gerade wirklich getan?

"Du spinnst ja!", unterbrach InuYasha das Schweigen. Der Hanyo wollte gerade in einem beginnenden Tobsuchtsanfall das Mädchen am Kragen packen, als von der noch völlig verdatterten Kagome ein:

"Mach Platz!" kam.

Ein Klatschen war zu hören und ein gedämpftes "Kagome!".

"Rin-chan, so was darfst du aber nicht tun.", tadelte Kagome sie, auch wenn sie Rins Reaktion bis zu einem gewissen Grade durchaus nachvollziehen konnte.

"Aber er hat meinen Meister Sesshoumaru-sama beleidigt!", verteidigte sich Rin und stolzierte zum nächsten Baum, wo sie sich mit verschränkten Armen niederließ.

Wertlos in deinen Augen?

Immer noch leicht entsetzt ging Kagome zu ihr, um sich neben ihr langsam in die Hocke zu setzten.

"Du magst Sesshoumaru sehr, nicht?"

Rin nickte nur.

"Und warum magst du ihn so sehr? Warum reist du mit ihm?"

Bei dem Gedanken lächelte das Mädchen, doch anstatt einer Antwort stellte sie Kagome eine Gegenfrage:

"Warum gehst du, Kagome-sama, denn mit InuYasha-sama?"

Kagome schmunzelte.

"Na ja, dir hat er auch nie was getan", murmelte sie und versuchte, der Frage auszuweichen.

"Nein, das würde Sesshoumaru-sama auch nie tun!"

Ein großes Lächeln breitete sich auf Kagomes Gesichtszügen aus.

"Rin-chan, ich bewundere dich wirklich, du hast vor nichts Angst, nicht mal vor Sesshoumaru."

"Warum sollte ich vor ihm Angst haben, Kagome-sama?"

Wie rein dieses Kind doch ist, ging es Kagome durch den Kopf. Nicht mal in einem Eisklotz wie Sesshoumaru kann sie etwas Schlechtes sehn.

‚Dafür aber in InuYasha’, dachte sie und musste noch mal grinsen. Dann erhob sie sich und strick ihren Rock glatt. Auch wenn sie Rin Inuyasha nicht leiden konnte, hier abseits sitzen lassen konnte sie das Mädchen nicht

"Na komm, Rin-chan."

Sie nahm das Mädchen an der Hand und zog es hoch. Dann ging sie mit ihn zu dem Baum, der am nächsten am Feuer stand und setze sich dort mit ihr nieder. Kagome legte sanft die Arme um Rin und legte ihren Kopf auf ihren Schoß.

"So Rin-chan, ruh dich aus."
 

Nach weniger als einer Viertel Stunde war Rin auch schon eingeschlafen, erschöpft von den anstrengenden Ereignissen.
 

InuYasha blickte währenddessen beleidigt von einem Ast oben in der Baumkrone herunter zu Kagome. Sonst schlief sie ja schließlich immer bei ihm.

"Na komm schon", flüsterte Kagome, die seinen Blick bemerkt hatte.

"Keh!", kam es nur von ihm.

"Och komm schon, sonst wird es mir doch kalt", versuchte die Miko ihn zu überreden und klopfte auf den freien Platz neben sich.

Dass es Kagome kalt wurde, konnte InuYasha auf keinen Fall zulassen.

Mit einem Rascheln landete er neben ihr auf dem Boden und setzte sich.

*Typisch InuYasha*, dachte diese bei sich.
 

Auch Sango und Miroku hatten sich zusammen mit Shippo nahe des Feuers hingelegt und waren eingeschlafen.

Der Mönch hatte mal wieder eine verdächtige rote Backe, wie Kagome auffiel. Er konnte es wohl einfach nicht lassen.

"Warum mag sie diesen dummen Köter nur?", unterbrach der Hanyou die Stille.

"InuYasha, denk doch mal nach. Er mag sie!"

"So ein Quatsch!"

"Ach InuYasha...", seufzte die Miko während, sie dabei zusah, wie sich Kirara ein letztes Mal streckte und sich dann in Sangos Schoß zusammen rollte.

"Was?"

"Warum magst du mich den?"

"Wa...was?!", stieß der Hanyou erschrocken und völlig überrumpelt aus.

"Was was?"

"..dich mögen...!"

"Das tust du doch, oder?"

InuYasha verstummte und es sah so aus, als würde er in den nächsten Stunden überhaupt nichts mehr sagen.

*Das ist er nun mal, mein InuYasha..*, dachte Kagome und lächelte in sich hinein. Da das Gespräch in seinen Augen wohl beendet war, kuschelte sie sich an InuYashas Schulter und machte die Augen zu.

Ganz langsam fiel Kagome in einen tiefen, traumreichen Schlaf.
 

*Mädchen!*, dachte sich InuYasha verärgert, während auch er seine Augen schloss und seinen Gehörsinn nutze um in den Wald um sie herum mögliche Gefahren orten zu können.

Es war ruhig, angenehm ruhig...

Und ehe der Halbdämon es verhindern konnte, fiel auch er in einen leichten Schlaf, der eine ganze Weile nicht gestört werden sollte.
 

~°~°~°~°
 

"WO IST SIE?!"

Diese unglaublich sanften Worte rissen InuYasha mitten in der Nacht urplötzlich aus seinem Schlaf.

"Kagome, was schreist du den so?!", maulte er die junge Frau schlaftrunken an.

"Sie ist weg!"

"Kagome-chan, was ist den los? Wer ist weg?", fragte nun auch Sango verschlafen, die genauso so wie der Rest der Gruppe wohl oder übel von Kagomes Aufschrei geweckt worden war.

"Rin-chan ist abgehauen."

"Na und?", war das einzige, was InuYasha herausbrachte, bevor er sich schon wieder umdrehen und weiterschlafen wollte.

Seiner Meinung nach würde die Kleine schon alleine zurück finden, wozu sich Gedanken machen.

Die Miko jedoch war da völlig anderer Meinung.

"Such!", zischte sie und funkelte ihn böse an.

"Keh!", was war er denn? Ein Hund?!

Jedoch genügte ein weiterer 'Wenn-du-nicht-gleich-machst-was-ich-sage-küsst-du-den-Boden'-Blick von Kagome und er raffte sich widerwillig auf. Kurz darauf war er im Wald verschwunden.
 

In einiger Entfernung flog eine weißgekleidete Gestalt im Eiltempo durch den nächtlichen Himmel.

Der Wind der in hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeirauschte brachte einen ihren Geruch mit sich, doch konnte das wirklich sein? Was machte sie hier? Sie war doch mindestens zwei Kilometer von dem Dorf entfernt…

Warum war sie hier?

*Dieser unfähige…*, die Gedanken endeten schlagartig als noch etwas anderes sich in die Luft mischte.
 


 

*Sesshoumaru-sama wo seid ihr?*

Immer die gleichen Gedanken die Rin durch den Kopf rasten.

Wo war er nur?

Warum hatte er sie bei den Menschen zurück gelassen?

Sie wollte nicht zurück zu den Menschen, niemals!
 

Für immer und ewig mit Meister Sesshoumaru.
 

Das hatte sie sich damals geschworen.

Ja, Jaken hatte Recht…

Sie würde niemals solange leben wie er, dennoch wollte sie ihn nicht verlassen.

Sie hatte sich damals mit Händen und Füßen gegen den Mönch gewehrt, der sie mitnehmen wollte. Und tatsächlich, er war gekommen.

Doch würde er das auch diesmal tun?

Zu ihr zurück kommen und holen?

Ausgerechnet zu ihr, Rin, einem Menschen.
 

Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter.

Warum musste sie bloß ein schrecklicher Mensch sein, wertlos, in den Augen der Dämonen?

Würde Sesshoumaru etwas wie sie überhaupt zurück haben wollen?

Ein lästiges kleines Menschenkind, das nur Ärger machte…

Das kleine Mädchen krallte sich vor Verzweiflung an ihrem Kimono fest und taumelte weinend Schritt für Schritt durch den Wald.
 

Der Wald verschwamm vor ihren tränennassen Augen und sie drohte gerade zu stolpern, als sie ein Rascheln hinter sich hörte.

„Hab ich dich endlich!“

Ihr Schreckensschrei ging in ein Japsen über, als ein Paar starke Arme sie umschlossen.

Ihr Blick wanderte den roten Stoff der Ärmel empor, die sie hielten und erstarte bei dem Gesicht von…

„InuYasha-sama!“

„Konichia-wa, Ausreißer.“

Schlagartig begann sie zu zappeln, als der Schock abklang.

„Lass mich los! Ich will nicht zurück zu den Menschen! Ich will sofort zu meinem Meister!“, kreischte Rin.

InuYasha zuckte zusammen. Bei Kami, so ein lautes Organ, die Töne schmerzten richtig in den empfindlichen Ohren.

„Du dummes Mädchen, was hast du nur an ihm!“

„Las mich los! Lass mich los!“

„Keh! So bedankst du dich also?!“, keifte InuYasha. Lieber schlug er sich mit zwanzig Onis herum, als so ein kleines Bist in seiner Nähe zu haben.

Kinder waren nun wirklich etwas Gefährliches…
 

„Autsch! Spinnst du?! Nicht schon wieder!“, jaulte der Hanyo auf und lockerte automatisch seine Griff um das Mädchen.

Rin hatte ihm in die Hand gebissen. Sie riss sich los und begann zu rennen .

„Halt, komm zurück!“, schrie InuYasha ihr noch hinterher.

Doch das Mädchen war schon im Wald verschwunden.

InuYasha wollte ihr gerade hinterher, um dem Zorn Kagomes zu entgehen, als eine fremde, aber dennoch vertraute Stimme hinter ihm erklang.

„Hallo GinInu.“

Mit einem Ruck sprang InuYasha hundertachtzig Grad herum und starte in die Augen seines Gegenübers.

„Du…!“

Die Herausforderung

Rin stolperte durch das Gestrüpp des Waldes, immer noch mit der panischen Angst im Hinterkopf, dass Sesshoumaru sie zurücklassen könnte.

Ihr orange-weißer Kimono verfing sich in ein paar Himbeersträuchern und die Dornen zerkratzt ihr das Schienbein.

Umso erleichterter was sie, als vor ihr endlich eine Lichtung auftauchte.

Sie steuerte direkt darauf zu und streckte sich einmal ausgiebig, als sie endlich Freiraum hatte.

„Ahhh…“ Das tat eindeutig gut. So gut, dass sie sich sogar auf den Boden fallen ließ.

*Ich darf mich nur kurz ausruhen, schließlich muss ich weiter*, ermahnte sie sich. Nichtsdestotrotz ließ sie den Kopf entspannt ins Gras sinken.
 

Sie genoss gerade die Sonnenstrahlen, die ihr Gesicht angenehm aufheizten, als ein langes Knurren die friedliche Ruhe durchbrach und ein riesiger Schatten das Licht über Rin verschluckte.

Wie vom Schlag getroffen richte diese sich auf und blickte nun direkt in das Profil des Ungeheuers.

Es war ein Wolf, wenn man das so nennen konnte, denn dieser war von riesigem Ausmaß.

Der Dämon war sogar höher als die Bäume!

Sein weißes Fell glänzete im Sonnenlicht und aus gigantische Pranken ragten pechschwarze Krallen so groß wie Rins Arm hervor. Auf seiner Stirn prangte ein durch moosgrüne Linien angedeuteter Kreis.

Und die Augen des Tieres... Dort, wo sie normalerweise weiß sein sollten, waren sie von einem leuchtenden Blutrot und die Pupillen grün.

Der Dämon senkte sein Haupt, als Rin ein paar Schritte zurückwich und sah sie zähnefletschend an.

Wieder ein Knurren, dieses Mal jedoch leiser als das erste.

Rin war wie versteinert, unfähig sich zu bewegen, obwohl eine Flucht so oder so nicht möglich gewesen wäre.

So entfuhr ihrer Kehle nur ein einziger, langer Schrei.
 

Der stolze DaiYokai stand gerade auf einem kleineren, kahlen Berg, von dem aus er die Wälder zu dessen Füßen überblickte, hinter sich Jaken und Ah-Uhn, die er mehr nebenbei auf dem Weg zurück zu Rin aufgegabelt hatte.

Die zwei waren vereinsamt mitten in der Landschaft herum geirrt, als er sie gefunden hatte.
 

Gerade wollte er sich abwenden, als etwas hörte. Vielleicht wäre ihm dieser kleine Laut nicht einmal aufgefallen, obwohl er ein Dämon war, jedoch war es ein Geräusch, auf das sich schon all seine Sinne eingeprägt hatten.

Es war die Stimme von Rin, oder wohl besser ihr Schrei.

Aber was machte sie hier?

Und welch ekelhafter Geschmack lag da in der Luft?

„Jaken, Ah-Uhn, wartet hier.“

Ohne noch lange zu zögern verschwand er, schneller als dass Menschenaugen ihn hätten verfolgen können.

„Aber Meister Sesshoumaru-sama!“, jammerte Jaken ihm hinterher. Jetzt war er schon wieder weg!
 

Endlich erwachte ihr Körper aus der Starre und iher Muskeln zogen sich krampfhaft vor Angst zusammen. Der Wolf war nah, zu nah, um fliehen zu können. Dennoch versuchte sie es.

Sie wandte sich um und rannte die Lichtung entlang, wo sie dank mangelndem Gestrüp schneller rennen konnte. Der weiße Wolf hinter ihr setzte zu einem Sprung an, mit dem er sie locker überholen und ihr somit den Weg abschneiden würde.

Rin spürte in ihrer Panik schon förmlich, wie das Tier auf sie knallen würde, um seine Klauen in ihrem Fleisch zu versenken. Ängstlich schloss sie in ihrem Sprint die Augen. Warum musste sie für alle Dämonen so eine leichte Beute sein? Warum was sie kein starker, schöner Yokai?

Hinter ihr hörte sie, wie sich kräftige Läufe vom Boden abstießen und ein großer Körper durch die Luft flog.

Dann knallte ihr Kopf gegen etwas Weiches. Fragend öffnete sie die Augen. War sie schon tot? Doch alles, was das Mädchen sah, war weißer Stoff.

Verwundert legte sie den Kopf in den Nacken und sah nach oben.

„Sesshoumaru-sama!“, quiekte Rin noch, ehe sie schluchzend die Beine ihres Meisters umarmte.

Ein donnerndes Geräusch entstand, als der Wolf abrupt vor dem DaiYokai aufkam. Die Gesichter der Beiden nur wenige Zentimeter von einander entfernt, als wollten sich diese berühren.

Der Wolf begann, Sesshoumarus geradewegs mitten ins Gesicht zu knurren, doch dieser zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er fixierte das Tier nur mit seinen kalten goldenen Augen.

„Du!“, zischte der Wolf in Gedanken, doch der DaiYokai konnte ihn sehr wohl verstehen. Ookamis und Inus, die die Gabe hatten, ihre Körper in die ihrer wahren Ursprungsgestalt zu verwanden, sprachen dieselbe Sprache der Gedanken. Eine Sache, die aus der Entwicklung von unendlichen Kriegen hervorgegangen war.

„Sag mir, was machst du hier? Bis du schon zu schwach zum Jagen, das du dich an Menschenkindern vergreifen musst?“, fragte der InuYokai in gewohnt kühler Tonlage.

Rin versteckte sich ängstlich hinter ihrem Meister, seitlich an seinem seiner Beine vorbei linsend. Die panische Angst vor Wölfen, die sie von ihrem „Tod“ davongetragen hatten, steckte ihr tief in den Knochen, doch ihre Neugier war mindestens ebenso groß.

Währendessen verschwand „der“ Wolf in einer grünen Lichtwolke und als ihre geblendeten Augen wieder etwas erkennen konnten, stand dort eine Frau.

Das Mädchen bekam große Augen. Wie konnte es sein, dass ein Wolf sich in einen Menschen verwandelte? Rin hatte Sesshoumarus noch nie in transformierte Gestalt gesehen, so war ihr eine solche Verwandlung absolut neu.

Die Frau hatte rostbraune Haare, die ihr, zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, der in etwa bis zur Taille ging und ihr seitlich über die Schulter hing. Ihre Augen waren moosgrün und funkelten gierig und auch die Male, die sie als OokamiYokai trug, waren in dieser Gestalt ebenfalls vorhanden. Hätte Rin sich in der Welt der Dämonen gut ausgekannt, hätte sie den typisch schlanken, aber starken Körperbau der Dämonin erkannt und gewusst, dass sie aus dem Norden kommen musste.

Um genau zu sein, stammte sie aus den hinteren Regionen des Nordens, wie Sesshoumaru von einem der alten Kriege wusste, in denen er mal gegen ihr Rudel angetreten war, um an der Seite seines Vaters den Westen zu verteidigen. Sie hatte jedoch nach mehreren hundert Jahren der Kampferfahrung ein eigenes Rudel irgendwo an der Grenze zum Osten gebildet, was ihr als Tochter eines Leitwolfes auch zustand.

„Ich habe dich gesucht, Sesshoumaru“, sagte die Wölfin ohne jede Höflichkeit gegenüber dem DaiYokais, als wären sie alte Freunde.

„Und warum sollte ein OokamiYoikai wie du mich suchen, Ayumi?“

„Das letzte Erbe“, war ihre knappe Antwort. Rin verstand kein Wort.

„Was weiß ein dummer nichtsnutziger Wolf wie du schon darüber?“ Die Verachtung blieb unüberhörbar.

„Vermutlich mehr als du“, sagte sie mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen.

Ein Hauch dünnes Rot flackerte durch die goldenen Augen des Inus. „Was?“

„Lass es uns doch in einem Kampf herausfinden, ob du würdig bist diese Informationen auch zu bekommen.“, ihr Grinsen wurde mörderisch.

„Kraftverschwendung.“

„Oh, ich denke du wirst trotzdem darauf eingehen – in deiner wahren Gestalt.“ Ihre Stimme klang selbsicher. Mit immer noch boshaften Lächeln wand sie sich zu Rin um.

„Sag mal, Sesshoumaru, warum nimmst du mir mein Spielzeug weg?“, fragte sie, als wäre das ein ganz normaler Plausch.

Der InuYokai schwieg.

„Ist sie deine Tochter? Sieht mir doch ganz menschlich aus…“

Ayumi musterte Rin bedächtig, die sich ängstlich hinter Sesshoumarus Bein versteckte, als wolle sie unsichtbar sein.

Ein hauchdünnes Knurren kam aus der Kehle des Inus, dessen Augen nun eine deutlich wahrnehmbare Rotfärbung annahmen.

„Oh, habe ich da einen wunden Punkt getroffen?“

Die Fingerknöchel des DaiYokais knackten bedrohlich.

„Ich glaube nicht, dass du dich auf einem Menschen eingelassen hast. Du verabscheust diese niedere Rasse doch. Auch wäre das Mädchen dann ein Hanyo...“

„Natürlich tu ich das nicht, oder glaubst du etwa, dass mir diese schwache Kreatur etwas bedeutet?“ Bei diesen Worten verkrampfte sich Rins Herz.

„Dann gib mir doch das Mädchen, schließlich ist sie ja wertlos.“

Ayumi wusste genau welches Spiel sie mit dem stolzen Dämon spielen musste, um an ihr Ziel zu gelangen.

„B-Bitte Sesshoumaru-sama, ich will nicht zu ihr!“, wimmerte das Kind.

„Ob wertlos oder nicht, das hast nicht du zu entscheiden.“, erhob der InuYokai fest seine Stimme.

„Also doch“, grinste Ayumi.

In diesen Moment hallte ein langezogenes Heulen aus dem Wald hinter den Dreien.

„Mein Rudel ruft mich, doch in wenigen Tagen, wenn der Mond zum letzten Mal sein volles Gesicht zeigt, werde ich hier auf dich warten. Das ist eine Herausforderung, Sesshoumaru. Nimm sie an, oder bist du so feige wie es einst dein Vater war?“

Wieder ein leises Knurren seinerseits.

„Bitte Sesshoumaru-sama, tut es nicht! Ihr werdet verletzt! Ich will nicht, dass etwas passiert!“, flehte Rin, die nun endgültig nur noch am Weinen war. Doch der Yokai ignorierte sie.

„Beleidige nicht den alten Lord des Westens, verstanden?“ Seine Stimme war nicht laut, aber dafür rasiermesserscharf.

„Wieso? So groß war dieser Hund schließlich nicht, wenn er für einen Menschen gestorben ist.“

„Selbst dann war er mächtiger als du es je sein wirst.“

„Dann nimmst du also an, weißer Hund?“

„Du wirst das nächste Treffen nicht überleben.“

„Habt ihr gehört?“, sprach Ayumi wie in eine große Runde. Als ob dies ein Signal gewesen wäre, raschelte es auch schon im Unterholz und viele funkelnde Augenpaare leuchteten aus den Schatten des Waldes hervor. Die Dämonin lächelte.

„Der weiße Hund hat angenommen.“

Ein siegessicheres Gejaule war von den Herumstehenden zu hören, dann drehte sich Ayumi um und verschwand mit eben diesen tief in den Wald.

Engel und Dämonen

„Rin was tust du hier?“, fragte nun Sesshoumaru Rin, die immer noch weinte.

„Bitte lass mich nie wieder alleine!“, schluchze sie und krallte sich noch mehr an sein Gewand. Er sah Rin an. Ein komisches Gefühl machte sie ich ihm Breit als er das sonst immer so fröhliche Kind sah, dass nun total fertig und verzweifelt an seinem Bein hing.. So hatte er sie noch nie gesehen. Sonst war sie immer so glücklich, auch wenn er wusste dass sie bei Gewitter immer in Ah-Uhn hinein schluchze.

Er beugte sich nieder um mit Rin in etwa Augenhöhne zu sein, doch das gelang ihm durch seine Größe eher schlecht als Recht. Er musterte sie, dann sprach er:

„Warum weinst du, Rin?“

„Ich habe Angst...“, flüsterte Rin kaum hörbar.

Sesshoumaru zog eine Augenbraue hoch und setzte sich in eine Art Hocke. Rins Körper zitterte.

„Vor was?“

Sesshoumaru war besorgt, hatte jemand Rin etwas angetan? Rin trat zwei Schritte näher heran und legte ihren Kopf auf seine Brust und flüsterte:

„Dich zu verlieren...“

Auch wenn man von außen Mal wieder nichts sehen konnte, war Sesshoumaru innerlich geschockt. War Rin ihm gerade wirklich so nah? Und was hatte sie da gerade gesagt? Ihn zu verlieren? Warum? Er musste sich beherrschen jett nicht den Arm um das kleine wimmernde Geschöpf an seiner Brust zu legen. Aber wegstoßen konnte er sie auch nicht, also richtete er sich auf.

„Komm.“

Sie nickte nur und lief auf dem Rückweg schweigend, ganz eng an ihm. Sie würden hier wohl Rast machen, weil Rin sichtlich erschöpft war. Er überlegte wie lange sie jetzt schon unterwegs sein musste.
 

Als sie endlich durch den Wald hindurch brachen und auf die Lichtung, hoch oben auf einem Hügel, auf dem Jaken und Ah-Uhn waren, ankamen, stieß Rin erschöpft die Luft aus. Doch alles war vergessen als sie dort ihren Ah-Uhn sah.

„Ah-Uhn!“, rief sie, als sie auch schon auf ihn los stürmte und ihm um ihm um zwei Hälse zu fallen. Dieser erwiderte sie Umarmung indem er beide Köpfe an Rin rieb und schnaubte.

„Ich habe dich ja so vermisst. Warum bist du nicht gekommen um mich zu holen?“, flüsterte Rin dem Drachen-Yokai in eines seiner Ohren. Das eine Augenpaar des Drachen schielte nun böse zu Sesshoumaru. In den letzten Tagen war Ah-Uhn oft nahezu dran gewesen einfach Rins Verte zu folgen und sie zurück zu holen. Jedoch wurde er von einem gewissen Yokai aufgehalten. Auch wenn der Drachen-Yokai das nicht verstand.

„Jaken-sama!“, fiehl nun auch Rin Jaken um den Hals.

„Rin! Lass das!“, meckerte der kleine Knöterich, auch wenn er in Wirklichkeit froh war, dass sie wieder hier war.
 

Am Abend als Rin eng an Ah-Uhn gekuschelt schlief, und Sesshoumaru Jaken über die Umstände mit den Wölfen unterrichtet hatte, dachte der Inu-Yokai nach. In den letzten Tagen als Rin nicht da war hatte er auch schon darüber nachgedacht, doch zu einem Entschluss kam er nicht.

Sein Schwachpunkt hatte sie gesagt. Rin, sein Schwachpunkt. Rin. Rin verletzt. Rin in Gefahr. Rin die weinte, verblutete. Sein Schwachpunkt? Hatte sie... Recht? Er konnte sein Toketjin nicht wegen ihr benutzen. Er wurde wegen ihr getroffen. Wegen ihr machten sie Rast. Wegen ihr, Rin. Ja, sie war sein Schwachpunkt und er wusste, dass er keinen haben durfte. Warum war sie ihm so wichtig? Wieso rettete er sie so oft vor dem dahinscheiden? Warum? Das Beste war, sie in einem geeigneten Dorf abzusetzen. Das war besser für ihn und auch sie war dann endlich sicher. Er blickte kurz auf den schlafenden Körper des kleinen Wesens, das ihn begleitete. Was sagte sie? Sie hätte Angst, um ihn? Warum war er ihr so wichtig? Und warum verdammt noch mal sie ihm?! Wie oft hatte sie ihn angefleht, bevor sie eingeschlafen war, nicht zu kämpfen. Er seufzte innerlich. Diese Menschen waren komisch.

Er schaute in den Himmel der übersäht war von Sternen und dachte mit leicht verengten Augen, *Verehrter Vater, ich werde nicht wie du. Nie*. Diesen Entschluss hatte er schon am Tage des erbärmlichen Todes seines Vaters gefasst.
 

Etwas später in der Nacht Rin schreckte auf. Sie hatte einen Albtraum gehabt in dem sie von Wölfen verfolgt wurde. Ah-Uhns eines Auge am linken Kopf schielte sie an, da er bemerkt hatte, dass sie wach war.

„Oh Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken! Schlaf weiter“, flüsterte Rin. Die letzten Wörter wären eigentlich nicht mehr nötig gewesen, denn der Dachenyokai schlief bereits wieder. Eigentlich wollte Rin ebenfalls noch etwas schlafen, da ja alles noch finster um sie herum war, doch der Traum ließ es nicht zu. Sie wollte nicht noch einmal von den Wölfen durch ihren Traum gehetzt werden. Da sah sie ihn, Sesshoumaru stehen. Im Licht des Mondes und den Sternen als Hintergrund schien es als wurde es um ihn herum weiß-silber leuchten. Das sah wunderschön aus meinte das Mädchen und beschloss zu ihm zu gehen und ihm eine Frage zu stellen, die wie sie glaubte zu wissen, ganz klar mit einem ‚ja’ beantworten würde. So schritt sie auf ihn zu.

Sesshoumaru hatte natürlich gleich bemerkt, dass sie aufgewacht war und das sie jetzt gerade hinter ihm an kam, jedoch machte er keine Anstalten sich umzudrehen und blickte weiter in die Sterne.

„Meister Sesshoumaru?“, fragte Rin zögerlich. Er schwieg, dass bedeutete sie durfte sprechen.

„Darf ich Euch etwas fragen?“, fragte sie erwartungsvoll, aber dennoch etwas schüchtern. Sesshoumaru rollte innerlich mit den Augen. Jetzt kamen wieder Rin’s

‚Ich-frag-dir-ein-Loch-in-den-Bauch-Fragen. Er wusste, dass es nichts bringen würde, er musste es wohl oder übel über sich ergehen lassen.

„Hm?“, war das einzige was er herausbrachte. Doch für Rin bedeutete es, dass sie ihre so wichtige Frage stellen durfte. Irgendwie war sie aufgeregt, würde er vielleicht sogar sauer sein, dass sie es wusste?
 

„Bist du ein Engel?“, platzte es aus ihr heraus.

Sesshoumaru war tatsächlich verdutzt, was er sich aber nicht anmerken ließ. Ein Engel? Er? Das war das absurdeste, war er je gehört hatte. Wie kam sie nur darauf? Dämonen waren das komplette Gegenteil von Engeln, sie waren die Ausgeburt der Hölle!

Und dann auch noch gerade er? In diesem Moment hoffte er tatsächlich inständig, dass kein anderes Lebewesen oder gar ein Dämon, außer ihnen zwei diese Frage gehört hatte. Er blickte zu der erwartungsvoll strahlenden Rin.

„Rin, ich bin ein Dämon.“

Damit war für ihn alles geklärt. Aber nicht für Rin! Sesshoumaru hatte ihr schon oft beteuert, dass er ein Dämon war, doch Rin konnte so etwas kaum glauben. Die Menschen hatten gesagt Dämonen wären böse Monster, die nie nett wären und immer nur töteten. Und ihr Sesshoumaru-sama war doch so nett und gnädig! Ihr Beschützer. Die Person die ihr am wichtigsten war. Er konnte kein Dämon sein, egal was er sagte. Aber er konnte viele Dinge die Menschen nicht konnten und sie hatte auch noch nie jemanden gesehen, der solche Zeichnungen an Gesicht und Armen trug. Diesem Punkt musste sie sowieso mal nachgehen! Also war für sie das einzig logische, dass er ein Engel war! Oder sogar ein Gott! Was seine Mutter eine Kami oder sein Vater? Sie kannte seinen Vater ja nicht. Für sie war es jedenfalls ganz offensichtlich. Er war ein Engel!

So sprach sie auch: „Das sagtet ihr schon, Meister, aber ihr müsst ein Engel sein, was solltet ihr sonst sein?“

Sesshoumaru war nun genervt, was man ihm ebenfalls wieder nicht ansah. Hatte er nicht schon gesagt, dass er ein Dämon war? Gerade eben? Dennoch sprach er kühl und ruhig zu Rin.

„Dämonen und, wie du sie nennst, Engel sind etwas völlig anderes.“ Rin nickte.

„Und wieso sollst du kein Engel sein?“

Sesshoumaru seufzte innerlich.

„Ich tue Dinge die Engel nicht tun. Ich kann keiner sein.“

„Was den?“, fragte Rin erstaunt.

„Töten“, war seine knappe Antwort. Rin schmunzelte.

Das stimmte, Engel töteten nicht und Sesshoumaru hatte schon getötet. Die Monster die sie angriffen.

Dann...musste es also so sein!

Rin konnte ihr Glück kaum fassen und dankte innerlich jedem Kami einzeln. Dann war ihr Meister vielleicht wirklich ihr eigener Schutzengel! Sie war so glücklich!

Sesshoumaru bemerkte verwundert wie Rin plötzlich anfing zu strahlen. Was war denn nun wieder so toll? Und vor allem am Töten? Nun okay. Er wusste was daran amüsant war, aber Rin hasste es doch.

Er konnte ja nicht wissen zu welcher Erkenntnis das Mädchen gerade gekommen war.

„Danke!“, rief sie dann plötzlich und umklammerte kurz sein Bein.

„Ich erzähle es auch keinem!“, flüsterte sie. Denn bestimmt durfte man so was eigentlich gar nicht wissen! Sesshoumaru wurde das ganze jetzt zu bunt.

„Rin, vergiss das Ganze. Engel gibt es sowieso nicht. Geh wieder schlafen.“

Das war ein Befehl und Rin musste ihm nachkommen. Also ging sie wieder zu Ah-Uhn und rollte sich neben ihm zusammen.

Sie wollte es nicht vergessen und doch hatte Sesshoumaru es ihr befohlen. Es gab keine Engel? Aber wenn er das sagte, dann musste es ja so sein. Er wusste schließlich alles. Oder vielleicht wollte er einfach nur die Wahrheit vertuschen. So schlief sie wieder ein. Doch ihre Träume wanderten wieder zu den Wölfen, die sie verfolgten und Sesshoumaru etwas antaten.

Sie wälze sich im Schlaf und schwitze. Dabei drückte sie sich näher an Ah-Uhn. Was sie nicht wusste war, dass zwei leicht besorgte goldene Augen eines gedankenverlorenen Sesshoumarus auf ihr ruhten.

*Menschen waren schon etwas komisches*, ging es diesem durch den Kopf.

Wildschwein

Der nächste Tag verging ereignislos. Da Rins Wunde noch nicht ganz verheilt war ritt sie die meiste Zeit auf Ah-Uhn. Jedoch hatte sich Jakens und ihr Abstand zu Sesshoumaru trotzdem stark vergrößert. Der Dämon schien es eilig zu haben. Wohl eine Fährte die seine empfindliche Nase aufgenommen hatte. Doch er war nicht der Einzige, der etwas folgte. Er selbst wurde genau so verfolgt. Die Wölfe, die sie bestatteten hielten zwar einige hundert Meter Abstand, doch ihr Gestank war für den InuYokai so bestialisch, dass er sie kaum hätte überriechen können.

Ayumi war töricht. Dachte sie wirklich, sie würde ihn mit diesen kindischen Spielereien beeindrucken? Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Frauen.

Leises Klirren. Tensaiga pulsierte schon wieder. Der Daiyokai blieb stehen.

„Jaken“, sagte er nur kurz, ohne sich um zu drehen, da war er auch schon verschwunden.

Jaken gab ein seufzten von sich.

„Rin, wir rasten hier.“
 

„Jaken-sama, ich habe Hunger“, kam es von Rin, die mit einem Ast im trockenen Boden zeichnete. Sie warteten nun schon seit einigen Stunden auf die Rückkehr des InuYokai, doch bis jetzt war noch keine Spur von ihm zusehen gewesen. Der kleine Dämon, der gerade dabei war ein paar Äste für ein Feuer zu sammeln blickte auf.

„Dann geh dir etwas suchen, aber entferne dich ja nicht zu weit!“

„Ist gut!“

Sie legte den Stock zur Seite und sprang auf die Beine. Sicher würde sie in der Nähe ein paar Eidechsen oder Beeren finden. Mit nackten Füßen schlich sie durch das Unterholz und fand auch tatsächlich nach wenigen Minuten die ersten Essbaren Pilze und Beeren.

„Perfekt!“, kam es zufrieden von dem Kind, das seinen Kimono zusammen raffte, um das Gesammelte darin zu transportieren.

In der Nacht zuvor hatte es in dieser Gegend wohl geregnet, denn obwohl die Wiesen und Felder von der Sonne getrocknet waren, so war es im schattigen Wald immer noch feucht und kühl. Rin genoss das Moos unter ihren Füßen, aus dem sie bei dem Schritt etwas Wasser presste. Lächelnd sah das Mädchen zu den Vögeln in den Bäumen hinauf, doch plötzlich verschwand das weiche Moos unter ihrem Füße und sie trat auf etwas weiches und rutschiges.

„Wah!“, machte sie, als sie den Halt verlor und auf den Hintern plumpste, direkt rein in ein riesiges Matschloch. Verwirrt sah sie sich um. Sie sah mitten in einem Schlammloch, dass vermutlich eine Suhlstelle von Wildschweinen war. Sie hatte einige davon in dieser Gegend gesehen, während sie gereist waren.

Mit einem Mal fing das Mädchen an zu lachen und sprang auf. Irgendwie fand sie die Sache urkomisch. Verstohlen sah sie nach links und rechts. Wenn Jaken schon Mal nicht da war, konnte sie ja auch Spaß haben! Ihr orange-weißer Kimono war sowieso eingesudelt. Lachend sprang das Mädchen in der Matschpfütze auf und ab.
 

„Um Himmels Willen, Rin!“

Jaken war entsetzt. Vor ihm im dämmerlicht stand Rin, oder sollte er eher ‚Schlammmonster ’-Rin sagen? Das Mädchen war über und über dreckig. Wo zur Hölle war sie gewesen? Es sah aus als wäre sie in einen Schweinestall gefallen!

Der Kappa fuhr sich entsetzt mit den klauenartigen Fingern durchs Gesicht. Das würde seinem Meister nicht gefallen!

„Bist du des Wahnsinns?!“

„Tut mir leid, Jaken-sama! Es hat solchen Spaß gemacht!“

Jaken fand nicht, dass ihre Miene auch nur eine Spur von Bereuung aufwies. Dieses elende Menschenkind! Es würde ja auch nicht die Strafe abbekommen, die ihm jetzt von Sesshoumaru blühte. Aber es brachte nichts, Rin war unverbesserlich.

„Hast du wenigstens etwas zu Essen dabei?“

Erstaunt blinzelte das Kind und sah an sich herunter.

„Oh, ich muss es wohl verloren haben.“

„WAS!?“

Der Kappa sprang wütend auf und wedelte mit seinem Stab.

„Du bist eine Stunde weg und hast es neben deiner Sauerei hier nicht einmal geschafft etwas zum Beißen anzuschleppen!?“

„Es ist mir ihm Matsch wohl abhanden gekommen...“, murmelte, nicht so traurig wie sie eigentlich sein sollte.

„Zur Unterwelt noch mal!“, fauchte der kleine Yokai und rückte seinen Hut zurecht, ehe er den Stab fest umpackte.

„Du bleibst jetzt hier! Genau H.I.E.R.“, kam es streng von ihm. „Ich schaue, dass ich für dich unnützes Ding etwas auftreibe!“ Er hatte auch keine andere Wahl, wenn er so an Sesshoumaru dachte. Vor sich hin meckernd verschwand der Dämon im Unterholz.

Ah-Uhn gab ein lang gezogenes Schnauben von sich ehe er zu Rin kam und sich von ihrer schmutzigen Hand kraulen ließ.

„Jaken-sama ist immer so aufgeregt“, meinte Rin nachdenklich zu dem Drachen. „Das ist bestimmt nicht gut für ihn.“ Sie legte den Kopf schief. „Wenn wir alle Gras wie du essen würden, wäre alles viel einfacher.“ Wieder ein schnauben, dieses Mal von Ahs Kopf.

„Was wohl Meister Sesshoumaru-sama isst? Ich habe es noch nie gesehen!“ Sie erinnert sich noch gut an damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. So wie er dam Boden lag, geschwächt, aber dennoch gottgleich. Damals hatte sie ihm Essen dargebracht, doch er hatte nichts davon angerührt. Meinte nur, er würde kein Menschenessen zu sich nehmen.

Sie rümpfte die Nase. Ihr Meister war wirklich ein Mysterium, aber sie würde schon noch dahinter kommen! Da war sie sich ganz sicher.
 

Ächzend und keuchend trat Jaken aus dem Wald hinaus auf die Wiese, wo sie Rast machten. In der Dunkelheit hatte es verdammt lange gedauert etwas zu finden. Dennoch war er fündig geworden und zwei Eidechsen hingen am Schwanz gepackt tot in seinen Händen. Die würden angebraten an dem Feuer fabelhaft schmecken!

„Rin!“, rief er das Mädchen und trat an das schon fast erloschene Feuer heran. Ah-Uhn hob einen Kopf und warf Jaken einen scharfen Blick zu. Zwischen seinem eingerollten Schwanz schlief Rin selig vor sich hin.

„Das ist doch nicht dein Ernst!“, kam es von dem Kappa, der die Echsen auf dem Boden pfefferte. Da hatte er sich Stunden lang die Füße wundgelaufen und jetzt schlief sie einfach!? Frustriert setzte er sich an die glimmenden Kohlen. Dieses Kind ließ ihn mindestens um zwei Jahrtausende altern!
 

Als Rin am Morgen die Augen aufschlug schaukelte die Welt vor ihren Augen, was aber eher an der Tatsache lag, dass sie auf Ah-Uhns Rücken lag, der sich bewegte, statt mit ihres Geisteszustandes. Blinzelnd richtete sie sich auf und rieb über ihre Augen. Die Landschaft hatte sich verändert. Sie waren nun viel weiter unten im Tal, als bisher. In der Ferne sah man hier und da den Rauch aus Menschendörfern und Weiden mit Kühen.

Es war ein herrlich sonniger Tag und der Himmel war ohne eine einzige Wolke. Doch das war nicht der größte Grund zur Freude für, Rin, nein, als sie zwischen Ah-Uhns Köpfen nach vor Blickte, sah sie den Rücken ihres Meisters, der elegant wie eh und je voran schritt. Er war wieder zurück! Ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem verschmutzen Gesicht aus. Während sie geschlafen hatte, war der Schlamm auf ihrer Haut getrocknet und bildete hier und da eine schmutzige Kruste. Auch ihr Kimono war ganz steif von dem Schmutz.

„Ah Rin, bist du endlich wach? Wird auch Zeit!“, kam es von Jaken, der Ah-Uhn am Zügel führte. Irgendwie sah der kleine Yokai verändert aus, aber Rin brauchte einen Moment um darauf zu kommen, wieso. Eine saftige Beule zierte seinen kahlen Kopf. Kurz huschte ihr Blick vor zu dem InuYokai.

*Sicher hat Jaken-sama wieder Streit mit Sesshoumaru-sama gehabt!*, dachte sie sich. Warum konnte sie sich allerdings nicht vorstellen.
 

Nach einer Weile sprang sie von Ah-Uhns Rücken und lief, mit dem Fingern den hölzernen Weidezaun streifend, an dem sie entlang gingen, vor zu dem Daiyokai.

„Meister, wo wart Ihr gestern Nacht?“, fragte sie ihn neugierig wie sie war. Jedoch machte eben dieser Meister keine Anstalten ihre eine Antwort zu geben. Er sah nur in die Ferne vor ihnen.

„Habt Ihr wieder etwas gesucht? War es spannend? Habt Ihr ein Abenteuer erlebt? Kann ich nächstes Mal mit? Musstet ihr Kämpfen? Ihr wart doch nicht bei den Wölfen, oder? Gab es da Blumen? Schöne?! Habt Ihr eine Blume gepflückt? Waren da Freunde von Euch?“

„RIN! Zügle deine Zunge, du sprichst ja so schnell wie eine Schlange! Du siehst doch, dass du unseren Meister Sesshoumaru-sama belästigst! Komm sofort hier her!“, schimpfte Jaken von hinten. Rin duckte leicht den Kopf unter dem Donnerwetter, machte aber keine Anstalten sich zurück fallen zu lassen, auch wenn sie wirklich sehr schnell laufen musste, um mit den großen Schritten des Yokai mitzuhalten. Dennoch beherrschte sie sich nun und hielt den Mund. Sie genoss es, wieder bei dem Hundedämon zu sein. Fast waren die schrecklichen vergangenen Tage vergessen.

Als sie jedoch den Blick über ihn schweifen ließ, stach ihr etwas im Auge. „Nanu?“

Das Schwert, Tokijin, es sah anders aus. Einen Moment viel ihr nicht auf warum, doch schnell wurde es ihr anhand es Qualmes klar. Das Schwert glühte, fast so als sei es gerade direkt aus dem Schmiedeofen Totoais gekommen! Der heiße Griff hatte bereits ein Loch in die edle Kleidung Sesshoumarus gebrannt und die Scheide qualmte von innen heraus, als hätte sie Mühe, das Schwert im Zaun zu halten.

„Sesshoumaru-sama, Euer Schwert!“, rief sie aus, doch der Dämon warf ihr nur einen kurzen Blick aus dem Seitenwinkel zu.

„Mach dir darum keine Gedanken.“

„Aber es verbrennt euch!“

„Du bist schmutzig“, meinte der Dämon nur und ignorierte ihre Frage damit vollkommen. Rin sah kurz an sich herunter.

„Aber das war total lustig, Sesshoumaru-sama! Erst wollte ich was zu essen für Jaken-sama und mich holen, aber als sich so gelaufen bin, bin ich in ein riesiges Matschloch gefallen! Es war bestimmt von einem echten Wildschwein!“

Die Masche schien wohl wirklich zu funktionieren. Das Mädchen hatte das Schwert schon vollkommen vergessen.

„Du siehst wie ein Wildschwein aus“, meinte er. Rin kicherte.

„Ja, aber das ist ja nur Schlamm! Es hat solchen Spaß gemacht, es hat richtig schön gespritzt als ich hinein gesprungen bin.“

„Jaken sagt du hast deswegen das Essen vergessen.“

„Ja, aber ich hatte keinen Hunger!“

„Du bist verletzt. Du solltest essen.“

„Mach ich später.“ Sie machte ein paar muntere Hüpfe voraus und rannte dann, die Arme ausgebreitet wie ein Vogel, ein paar Schritte vor Sesshoumaru voran.

„Ihr würdet bestimm auch gern Mal im Matsch spielen“, meinte sie unbefangen zu ihm. „Wenn keiner hinschaut.“ Der silbernhaarige Yokai schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieser Mensch. Natürlich donnerte von hinten auch schon Jakens Stimme, dass ein edler Dämonenfürst wie Sesshoumaru niemals kindisch im Matsch spielen würde, doch er bezweifelte, dass Rin ihm ansatzweiße zuhörte. Er war froh, dass sie noch bei ihm war.

Badespaß

„RIN!!!“

Zum wiederholten Male rief der kleine Dämon das Mädchen, dass alle paar Meter anhielt um die Kühe durch den Weidezaun hindurch zu streicheln.

„Ich komme ja schon!“ Sie holte zu der kleinen Reisegruppe auf, den Blick jedoch weiterhin auf die Weiden gerichtet. Die Kühe erinnerten sie an den komischen Dämonen, der den Schmied von Sesshoumarus Schwert ritt. Nur das diese mit ihren zwei Augen deutlich niedlicher aussahen.

„Sesshoumaru-sama, dort vorn kommen wir nahe an einem Menschendorf vorbei“, bemerkte Jaken, doch er bekam keine Antwort. Aber auch Rin’s menschliche Augen erkannten bald die vereinzelten Häuser. Der Weg, der nach wie vor am Fluss und den Weiden entlang führte, streifte das Dorf kaum, jedoch waren einige Frauen zum Waschen der Wäsche ans Ufer gekommen, genau so wie Kinder, die mit einem altertümlichen Ball und Kreiseln spielten. Um sie näher sie kamen umso mehr klebte Rin’s Blick an den Kindern. Diese lachten und schienen einen eine Menge Spaß zu haben.

Natürlich warfen sich die Frauen aus Angst zur Boden, als sie den Dämon und sein Gefolge bemerkten und riefen ihre Kinder in Panik vor sich. Ein Bild an dass sich Rin so langsam gewöhnte. Kaum merklich straffte sich Rin, als die Blicke der verängstigen Kinder an ihr hängen blieben.

„Mama, da ist ein Mädchen bei den Monstern.“

„Sht! Sei still! Das ist eine Wilde!“

Eine Wilde? Verwundert blinzelte Rin und stieß im selben Moment mit dem Fuß gegen etwas. Der Ball. Ein sehr schöner Ball. Unbewusst bückte sie sich und hob ihn an.

„Mama, die Wilde klaut meinen Ball!“

Erschrocken hob die Mutter ihrem Jungen den Mund zu, doch der InuYokai war schon zum stehen gekommen. Drehte den Kopf zu Rin um.

„Willst du ihn?“, fragte er nur, doch Rin schüttelte nur lächelnd den Kopf. Stattdessen ging sie zu der zitternden Frau hinüber, die ihr Kind in den Armen hielt, und legte den Ball vor ihnen an.

„Hier“, meinte sie so freundlich sie konnte und eilte dann Sesshoumaru hinterher, der sich schon wieder in Bewegung gesetzt hatte. Sesshoumaru, der sie aus den Augenwinkeln beobachtet hatte. Der bemerkte wie ihr Ausdruck traurig wurde, als die Kinder samt ihren Müttern das weite suchten.
 

Der InuYokai kam zum stehen. Das Dorf und die Weiden lagen weit hinter ihnen zurück und der Fluss war flacher geworden. Die Sonne schien immer noch aus voller Kraft und erwärmte die Erde unter ihr. Kurz ließ er seine Sinne durch die Umgebung schweifen. Keine Gefahr in der Nähe. Er verließ den schmalen Feldweg und trat an das Flussufer, gefolgt von seinem kleinen Gefolge.

„Rin?“

„Ja?“, sie kam an seine Seite gelaufen.

„Wasch dich.“

„Ja, Meister!“, kam es munter und sie begann sich ohne zu zögern aus ihrem schmutzigen Kimono zu schälen. Jaken ließ Ah-Uhn an einem saftigen Stück Wiese grasen, während sich Sesshoumaru direkt am steinigen Ufer nieder ließ.

Rin war inzwischen bis auf ihren inzwischen sehr schmutzigen Verband nackt und versuchte mühsam diesen zu lösen.

„Jaken“, machte Sesshoumaru den Kappa aufmerksam, der auch sofort zu Rin eilte.

„Bück dich Rin!“, wies er sie an und das Mädchen gehorchte auch sofort. Mit denen klauenartigen Fingern hatte er den Verband schnell durchtrennt.

„Danke, Jaken-sama!“, meinte Rin munter und hüpfte an den Rand des flachen Gewässers.

„Ui! Brrr, kalt!“, machte sie vergnügt, als sie einen Fuß in das kühle Nass streckte.

„Wasch deine Wunde gut aus“, meinte der InuYokai zu ihr, während er Tokijin aus seiner dampfenden Scheide zog. Tatsächlich, das Schwert glühte! Neugierig sah Rin dabei zu, wie er es in den Fluss legte und zischend Dampf aufstieg.

„Wow! Was ist dass!?“, sie machte ein paar Schritte auf das Schwert zu.

„Komm ihm nicht zu nah, Rin.“

Widerwillig nahm sie wieder Abstand ein. In dem kühlen Nass schien sich das Dämonenschwert etwas zu beruhigen. Ihr Blick wanderte zu Sesshoumaru und blieb ein seiner einen verblieben Hand hängen. Sie war an den Handflächen rot und fleischig. Verbrennungen!

„Meister, Ihr müsst das kühlen!“

„Rin! Ein mächtiger Dämon wie Sesshoumaru-sama brauch seine Wunden nicht zu kü-“, er unterbrach mitten im Satz, denn Rin war schon zu dem Yokai gelaufen und hatte ihn an der klauenbesetzten Hand gepackt. Dadurch, dass er saß, war es für sie kein Problem sie neben ihm ins Wasser zu ziehen. Sie ließ sich in das Wasser im Schneidersitz plumpsen und bette Sesshoumarus Hand in ihren Schoß. Behutsam strichen ihre Finger über die Verbrennungen. Währe Sesshoumaru nicht Sesshoumaru, hätte er wohl mit den Augen gerollt, doch stattdessen ließ er sie für den Moment gewähren. Es waren keine anderen Dämonen in der Nähe und Jaken wurde mit einem Blick zum Schweigen gebracht. Sollte das Kind doch machen was es wollte. Zumal die Verbrennungen sowieso schon anfingen zu heilen. Immerhin war er ein vollweniger Dämon und kein lächerlicher Mensch oder Hanyou.

Die Heilung wurde von Rin auch mit staunenden Augen beobachtet. Es dauerte gerade Mal ein paar Wimpernschläge, da war die Haut wieder strahlend weiß und glatt.

„Toll...“, kam es leise von ihr, ehe sie über die nun heile Stelle strich. Sie wünschte die Wunde an ihrem Rücken würde so schnell heilen. Ihre Finger strichen weiter zu seinen unmenschlichen Klauen, die sonst der Ursprung seiner Giftkralle waren. Ganz schön scharf! Jedoch lenkte nun etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die magentafarbenen Streifen auf seinen Handgelenken. Sofort rubbelte sie mit ihrem Daumen darüber. Schaute ob sie sich wegwaschen ließen.

„Rin, was tust du da?“, fragte Sesshoumaru ruhig, der ihr Tun beobachtet hatte.

„Die gehen nicht ab“, stellte sie fest.

„Natürlich nicht.“

„Weil Ihr ein Dämon seid?“

„Ja.“

„Seit wann habt Ihr die?“, sie sah hoch zu seinem gezeichneten Gesicht.

„Seit meiner Geburt.“

Das Mädchen ließ seine Hand los und stand aus dem Wasser auf. Stattdessen ging sie nun zu ihm und kletterte auf seine im Schneidersitz verschränkten Oberschenkel. Ihre Finger packten in sein Gesicht, striche über die Male an seinen Wangen und stupsten gegen die Mondsichel an seiner Stirn. Jaken sprang fast das Herz aus der Brust, der Daiyokai schloss nur die Augen.

„Ist es lang her, seit Ihr geboren wurdet?“

„Du stellst heute viele Fragen, Rin.“

„Nur noch diese Eine! Bitte!“

Sie ließ von seinem Gesicht ab und fuhr mit den Fingern nun lieber in die silbernen Haare, während sie seine Kleidung voll tropfte.

„Sehr lange für einen Menschen.“

„Länger als ein Menschenleben?“

„Das ist eine neue Frage“, meinte Sesshoumaru nur und zog ihre Finger aus seinen Haaren.

„Aber-“, wollte Rin protestieren, doch der InuYokai legte schon eine Hand auf ihren nackten Bauch und schubste sie sanft zurück in das Wasser. Platschen.

„Hey! Das ist gemein!“

„Wasch dich“, meinte er nur und sah wieder gegen Himmel, wurde jedoch im nächsten Moment lachend mit Wasser bespritzt.

„RIN! JETZT IST ABER GUT!“, fuhr Jaken sie an und watete zu dem lachenden Mädchen ins Wasser.

„Habe gefälligst Respekt vor unserem Meister!“

Als Antwort wurde auch er bespritzt, ehe Rin lachend tiefer in das Wasser sprang und anfing sich zu waschen.

Sie liebte es mit den beiden zu Baden, auch wenn der Fluss kalt war. Manchmal, wenn sie an einer heißen Quelle vorbei kamen, badeten Sesshoumaru und Jaken mit. Das kam aber wirklich nur sehr sehr selten vor. Kostbare Momente.

Lautes platschen hinter Rin. Ah-Uhn war fertig mit seinem Mahl und hatte sich zu ihr in den Fluss gestützt. Ein willkommener Spielpartner, denn ihr schuppiger Freund war sich nie zu schade, mit ihr durch das Wasser zu tollen. Sesshoumaru ließ sie. Heute würden sie nicht mehr sehr viel weiter reisen und hatten Zeit, den kindlichen Bedürfnissen Rins nach zu kommen.
 

Nach einer halben Ewigkeit, wie es Jaken vorkam, wateten Rin und Ah-Uhn endlich aus den Fluten. Pitschnass. Der DrachenYokai schüttelte sich einmal kräftig und ließ sich dann ins Gras sinken. Wenigstens hatte Rin es fertig gebracht auch ihre Kleidung zu waschen, die nun in der Sonne lag.

„Komm her“, befahl Sesshoumaru nun aber dem Mädchen. Gehorsam kam sie.

„Zeig mir deinen Rücken.“

„Hai!“ Sie drehte sich um. Die Wunde sah gut aus, zumindest glaubte er es, Menschenwunden heilten so langsam. Die schmutzigen Verbände hätten sie sowieso nicht mehr benutzen können.

„Schau dass du in der Sonne trocknest, solange sie noch scheint.“

Rin nickte munter und ließ sich direkt neben ihm auf die Steine sinken. Zumindest war sie aber still. Schaute dem plätschernden Wasser zu. Auch Jaken lehnte sich an einen großen Stein und schloss die Augen. Von Ah-Uhn erklang sowieso schon lautes doppeltes Schnarchen.

Sesshoumaru versank in seine Gedanken und schreckte erst wieder daraus hervor, als Rins Kopf auf sein Bein sank. Eingeschlafen. Die Toberei des Tages hatten sie eben doch erschöpft. Ein stummes Seufzten vibrierte in seiner Brust, als er sie mit seiner einen Hand am Oberschenkel packte und sie bäuchlings auf sein eines Bein zog. Nackt wie sie war, würde sie ihm auf den Steinen nur abkühlen, denn die letzten Strahlen der Sonne verschwanden gerade im Westen.

Für einen Moment ließ er den Blick über ihren Körper wandern; blieb an der verkrusteten Wunde hängen. Er nahm die Hand von ihrem Schenkel und ließ seine Finger über die Wunde fahren, darauf bedacht, sie nicht mit seinen Klauen zu verletzten. Das Mädchen zuckte leicht im Schlaf.

Seine Gedanken schweifen ab, zurück an die vergangen Tage, an seinen Traum, der ihm vorgemacht hatte, er hätte sie verloren. Er hatte sie bezahlen lassen, diese Soldaten. Jeden einzelnen. Seine Erinnerungen riefen den Geruch des Menschenblutes wach. Die rot gefärbte Erde. Die Schreie. Als ob die, die geflohen waren geglaubt hätten, sie würden damit davon kommen. Diese Narren. Menschen waren keine Gegner. Menschen waren Maden unter seinen Füßen. Seine Finger verharrten noch einen Moment, ehe er sie wegnahm.

Aber es gab Gegner über die er sich Gedanken machen musste. Gegner die ihn davon abhielten zu finden, was er begehrte. Sein Blick wanderte weiter zu Tokijin, dass immer noch ihm Fluss lag. Inzwischen war es abgekühlt. Ein schwaches Schwert. Zu schwach für die Barriere. Nichts gegen das rote Tessaiga. Er griff nach dem Dämonenreißzahn und schob ihn zurück in seinen Gürtelbund. Die Scheide die er sich erst hatte anfertigen lassen, war zu nichts mehr zu gebrauchen. Ohne einen weiteres Blick warf er sie weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für die Kommentare.
Es freut mich sehr, sie zu lesen, denn sie sind das einzige Honorar das man bei einer Fanfiction bekommt.
Ja, es wird ab hier etwas "Zucker". Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für die vielen Favos.
Über Kommentare freue ich mich wie immer sehr.
Sie motivieren zum Uploaden.

(2) Nordosten Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Naja, ich geh dann Mal...
Vielen Dank fürs lesen!
Wie immer freue ich mich über Kommis sehr!
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(keine Angst, es geht weiter) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für die Kommis =)
Willkommen ihr Neuen und Alten!
Nach erfolgreicher LBM (auch wenn ich als Händlerin nichts davon gesehen habe XD) gehts weiter! viel Spaß! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Gewidmet: CheshireCat Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer mehr von Sess & Rin lesen will kann gerne Mal auf meinem OS "Time" vorbeischauen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Sakura___Uchiha
2015-04-24T14:28:22+00:00 24.04.2015 16:28
Ein tolles Kapitel.
Rin ist aber auch neugierig ;)
Die Szene zwischen Sesshomaru und Rin war zu süß.
Das Jaken nicht an einen Herzkasper gestorben ist,
ist alles ;D
Freue mich aufs nächste ;)
Von:  RoseCherie
2015-04-23T21:33:52+00:00 23.04.2015 23:33
Ohhh das kapi is mega!!!! *~*
Rin ist so goldig und sessy benimmt sich fast wie ein richtiger papi.
Sehr gut beschrieben!!
Von:  XxGirlyxX
2015-04-01T20:08:48+00:00 01.04.2015 22:08
Rin die kleine Wutz 😁
Hätte ich ja zu gerne gesehen :D
Mach weiter solg XxGirlyxX
Von:  XxGirlyxX
2015-03-26T22:11:05+00:00 26.03.2015 23:11
Schönes Kapitel :)
So sind sie halt sie lieben kleinen. Fragen über Fragen =P
Freue mich wenn's weiter gelt ;)
LG XxGirlyxX
Von:  XxGirlyxX
2015-03-20T21:47:32+00:00 20.03.2015 22:47
Uiuiui da darf man gespannt sein >.<
Wie dieser Kampf wohl verlaufen mag?
Freue mich schon wenn's weiter geht ;)
LG XxGirlyxX
Von:  RoseCherie
2015-03-15T14:10:26+00:00 15.03.2015 15:10
Omg so traurig 😱😭
So schön emotional beschrieben, wie Sess wütend und - wie selten - hilflos ist. Aber er tut ja alles um seiner Rin zu helfen 😍

Von:  XxGirlyxX
2015-03-15T13:58:40+00:00 15.03.2015 14:58
Die kleine ist zu gut =D vor allem nicht auf den Mund gefallen :)
Und dann Inuyasha der wieder Platz machen durfte :D
Wann Sesshoumaru wohl wieder auftaucht um die kleine verzweifelte Rin abzuholen :)
Freue mich schon wenn's weiter geht :)
LG XxGirlyxX
Von:  RoseCherie
2015-03-15T13:41:59+00:00 15.03.2015 14:41
Huhu habe die Fanfic grade entdeckt und bis hier ist sie auf jeden Fall schon super geschrieben! Es ist spannend und toll, dass Sessy die Nähe zu Rin zulässt. Klingt vielversprechend *~*
Lese jetzt mal voller Vorfreude weiter :)
Antwort von:  Rei-may
18.03.2015 15:10
Hey =) Freut mich, dass du auf die FF gestoßen bist und sie dir gefällt!
Von:  XxGirlyxX
2015-03-14T14:16:41+00:00 14.03.2015 15:16
Oh Gott sei dank, das hätte Sesshoumaru alles nur geträumt *puh*
Natürlich hinterlasse ich dir auch hier wieder ein Kommi :)
Das Kapitel hast du wieder sehr schön geschrieben. Hat sich gut lesen lassen :)
Hoffentlich passiert der kleinen rin nun nichts, da sie einfach in den Wald gerannt ist :(
Freue mich schon wenn es weiter geht :)
LG XxGirlyxX
Von:  XxGirlyxX
2015-03-10T12:29:00+00:00 10.03.2015 13:29
Oh nein 😖😭 mit sowas hab ich jetzt wirklich nicht gerechnet.
Er hat sie alle umgebracht? 😭
Und die Arme kleine Rin 😭
Wie es wohl weiter gehn mag? 😖
Wieder mal toll geschrieben. Freue mich schon auf das nächste Kapitel
LG XxGirlyxX


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